Diese Arbeit stellt eine Rezension zu Hubert Knoblauchs "Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit" dar. Es wird jedes dieser Kapitel einzeln skizziert und rezensiert, bevor schließlich eine Bewertung des Gesamtwerkes unter Einbeziehung aller zuvor genannten Aspekte erfolgt. In seinem Werk erarbeitet Knoblauch eine soziologische Theorie der kommunikativen Konstruktion der Wirklichkeit. Diese Erarbeitung erfolgt in drei Abschnitten, in denen sich Knoblauch jeweils einem anderen elementaren Teil seiner Theorieentwicklung widmet. Zudem enthält das Buch eine Einführung, eine Hinführung zu den theoretischen Abschnitten und einen Schluss.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Einführung (Kapitel I)
3. Hinführung: Von der sozialen zur kommunikativen Konstruktion (Kapitel II.)
4. Sozialtheorie: Kommunikatives Handeln (Kapitel III.)
5. Gesellschaftstheorie (Kapitel IV.)
6. Diagnose: Kommunikationsgesellschaft (Kapitel V.)
7. Schluss: Die Refiguration der Moderne (Kapitel VI.) und Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Buch „Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit“ wurde von dem deutschen Soziologen Hubert Knoblauch geschrieben und ist von Springer Fachmedien in Wiesbaden 2017 erstveröffentlicht worden. Das Buch umfasst 438 Seiten und ist in sechs Kapitel aufgeteilt. In seinem Werk erarbeitet Knoblauch eine soziologische Theorie der kommunikativen Konstruktion der Wirklichkeit. Diese Erarbeitung erfolgt in drei Abschnitten, in denen sich Knoblauch jeweils einem anderen elementaren Teil seiner Theorieentwicklung widmet. Zudem enthält das Buch eine Einführung, eine Hinführung zu den theoretischen Abschnitten und einen Schluss.
In dieser Rezension wird jedes dieser Kapitel einzeln skizziert und rezensiert, bevor schließlich eine Bewertung des Gesamtwerkes unter Einbeziehung aller zuvor genannten Aspekte erfolgt.
2. Einführung (Kapitel I)
Die drei Komponenten, in die Knoblauch seine Theorieentwicklung aufteilt, sind die Erarbeitung einer Sozialtheorie, die Erarbeitung einer Gesellschaftstheorie und eine Diagnose der modernen Gesellschaft. In Kapitel I stellt Knoblauch dar, wie er bei diesen drei Schritten vorgegangen ist und welche Bedeutung sie jeweils für die Entwicklung seiner Theorie haben. In einer Sozialtheorie wird Knoblauchs Auffassung nach der behandelte sozialwissenschaftliche Gegenstand definiert und gegenüber anderen Gegenständen abgegrenzt, indem Begriffe festgelegt werden, mit denen sich der Gegenstand und seine Aspekte beschreiben lassen. In einer Gesellschaftstheorie werden laut Knoblauch Kategorien aufgestellt, mit denen eine Gesellschaft soziologisch analysiert werden kann. Zudem ist mithilfe einer Gesellschaftstheorie der Vergleich einer Gesellschaft mit anderen Gesellschaften möglich. Dabei werden Aspekte beschrieben, „die über verschiedene empirisch zu bestimmende Kollektive hinweg die Gesellschaft als Ganze charakterisieren.“ (ebd.: S. 16). In einer Gesellschaftsdiagnose wird laut Knoblauch die momentan existierende Gesellschaft sehr konkret analysiert. Dies ermöglicht ebenfalls einen Vergleich mit anderen Gesellschaften. Das Eingehen auf Details führt dazu, dass dieser Vergleich deutlich tiefer gehen kann als ein Vergleich mithilfe einer Gesellschaftstheorie.
3. Hinführung: Von der sozialen zur kommunikativen Konstruktion (Kapitel II.)
In Kapitel II werden die theoretischen Grundlagen für die Entwicklung von Knoblauchs Theorie aufgezeigt. Zu diesem Zweck werden bereits einige grundlegende Begriffe definiert und es wird auf Theoriekonstrukte und theoretische Strömungen, an die Knoblauchs Theorie anknüpft, eingegangen. Eine dieser Strömungen ist die Phänomenologie. In der Phänomenologie wird laut Knoblauch davon ausgegangen, dass jegliches menschliches Erfahren durch das Bewusstsein konstituiert wird. Wahrnehmungen ergeben erst durch diese Konstitution für den Menschen einen Sinn. Diese Betrachtungsweise sieht Knoblauch als wichtigen Ausgangspunkt, um verstehen zu können, wie die soziale Wirklichkeit durch Kommunikation konstruiert wird.
Im nächsten Abschnitt des Kapitels erläutert Knoblauch, wie Sozialwissenschaftler:innen damit begonnen haben, Sprache in den Fokus zu nehmen. Im Zuge dessen wurde Sprache auf verschiedene Arten empirisch untersucht, etwa durch Konversationsanalysen oder ethnographische Ansätze. Knoblauch hält fest, dass die Erkenntnisse der empirischen Kommunikationsforschung elementar dafür waren, kommunikative Prozesse besser verstehen und so die Rolle von Sprache für die Konstruktion der Wirklichkeit aufzeigen zu können.
Im Anschluss daran beschäftigt er sich mit dem Buch „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ von Peter L. Berger und Thomas Luckmann. Bergers und Luckmanns Werk ist die wichtigste theoretische Grundlage für die Theorieentwicklung von Knoblauch. Er selbst bezeichnet es als das „Vorbild“ (Knoblauch 2017: VII) seines eigenen Werkes. Laut Knoblauch besteht die grundlegende Aussage der Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit darin, dass die Ordnung der Gesellschaft nicht von vornherein gegeben ist, sondern erst durch menschliche Konstruktionsleistungen erzeugt wird. Knoblauch stellt wesentliche Elemente von Bergers und Luckmanns Theorie dar und geht im Anschluss darauf ein, wie das Werk rezipiert wurde. Er hält fest, dass laut Berger und Luckmann die Wirklichkeit durch soziales Handeln konstruiert wird. Soziales Handeln ist jedes Handeln, das innerhalb von Interaktion mit Anderen stattfindet. Anschließend an die Behandlung der Rezeption der Theorie geht Knoblauch noch darauf ein, wie Bergers und Luckmanns Theorie modifiziert werden kann, um mit ihrer Hilfe Gesellschaften empirisch analysieren zu können.
In Kapitel II gelingt Knoblauch das Legen eines breiten theoretischen Fundaments. Insbesondere die Ausführungen zur Phänomenologie sind gut verständlich und anschaulich. Die Skizzierung des Aufkommens der empirischen Kommunikationsforschung sind übersichtlich gehalten und hätten durch ein Beispiel für ein reales Forschungsprojekt sinnvoll ergänzt werden können.
Im Vorwort seines Buches erwähnt Knoblauch, dass sein Werk „sich als ein theoretischer Beitrag für das sozialwissenschaftliche Fachpublikum, das sich mit Sozialtheorien und Theorien moderner Gesellschaften beschäftigt“ (2017: VII), versteht. Dies wird spätestens bei seinen Erläuterungen zu der Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit deutlich. Die Einführung wirkt eher wie eine Erinnerungsauffrischung für jene, die das Werk von Berger und Luckmann selbst gelesen oder sich zumindest teilweise mit dessen Inhalt und daran anknüpfenden fachlichen Diskussionen beschäftigt haben. Knoblauchs Ausführungen setzen die Kenntnis mehrerer gesellschaftstheoretischer Konstrukte und eines großen spezialisierten Vokabulars voraus. Trotz der Adressierung eines Fachpublikums wäre eine zugänglichere Heranführung an das Thema sinnvoll gewesen.
4. Sozialtheorie: Kommunikatives Handeln (Kapitel III.)
Bei Kapitel III. handelt es sich, folgend auf die Hinführung zu Knoblauchs Theorie, um den ersten elementaren Schritt der Entwicklung einer Theorie der kommunikativen Konstruktion der Wirklichkeit. Knoblauch beschäftigt sich in dem Kapitel mit dem kommunikativen Handeln. Durch kommunikatives Handeln wird laut Knoblauch die Wirklichkeit konstruiert. Ziel des Kapitels ist es, grundlegende Begriffe des kommunikativen Handelns zu definieren und mithilfe diverser theoretischer Konzepte und Ansätze zu diskutieren.
Der Begriff des kommunikativen Handelns, den Knoblauch verwendet, schließt zu großen Teilen an die Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas an. Deshalb skizziert Knoblauch die Theorie und stellt dar, dass „Habermas das kommunikative Handeln zum grundlegenden Prozess der Gesellschaft“ (Knoblauch 2017: 87) erklärt hat und dass kommunikatives Handeln laut Habermas darauf abzielt, sich mithilfe von Zeichen zu verständigen und so sozial interagieren zu können. Diese Zeichen müssen nicht zwingend sprachlich sein. So ist etwa auch ein Fingerzeig Kommunikation, wenn mit ihm etwas ausgedrückt werden soll und das Gegenüber dies nachvollziehen kann. Knoblauch bezeichnet den Fingerzeig als „ein Musterbeispiel für ein [...] nicht-sprachliches kommunikatives Handeln“ (ebd.: 97). Deshalb sieht Knoblauch ihn als geeignet dafür, „einige zentrale Merkmale des kommunikativen Handelns hervorzuheben, ohne es auf die Sprache zu beschränken.“ (ebd.: 101). Dies tut Knoblauch in den folgenden Abschnitten des Kapitels.
Zunächst geht er auf Reziprozität, Relationalität und Positionalität ein. Reziprozität bezieht sich darauf, dass zwei Individuen dazu in der Lage sein müssen, sich wechselseitig in die Position des Gegenübers zu versetzen, damit sie sich verstehen und miteinander kommunizieren können. Relationalität bedeutet, dass Akteur:innen in einer gewissen Beziehung zueinander stehen und diese Beziehung die Kommunikation zwischen ihnen beeinflusst. Positionalität beschreibt die Positionen, die Akteur:innen während des kommunikativen Handelns einnehmen und die Beeinflussung des Handelns durch die Positionen.
In den daran anschließenden Abschnitten beschreibt Knoblauch, welche Rolle Leibkörper, Sinnlichkeit und Affektivität für das kommunikative Handeln spielen. Mit dem Begriff Leibkörper beschreibt Knoblauch einen menschlichen Körper, der Teil von kommunikativer Handlung ist. Sinnlichkeit ermöglicht es dem Leibkörper, seine Umwelt wahrzunehmen und so an kommunikativer Handlung zu partizipieren. Affektivität beschreibt die Emotionen, die Akteur:innen im Rahmen von kommunikativer Handlung erfahren und so die Handlungen und die Wahrnehmung beeinflussen.
Danach geht Knoblauch darauf ein, wie körperliches Wirken das kommunikative Handeln beeinflusst. An dem Verhalten und dem Ausdruck eines menschlichen Körpers können andere Akteur:innen etwa Emotionen oder Absichten der sich verhaltenden Person ablesen. Unter dem Begriff Performanz fasst Knoblauch alles zusammen, „was sich auf den Körper bezieht und worauf die Körper sich beziehen, worauf der Körper wirkt und was er dadurch mit sich in Verbindung bringt“ (2017: 147).
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- Quote paper
- Christian Röhricht (Author), 2023, "Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit" von Hubert Knoblauch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1366397
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