Die Worte „Sieben auf eine Streich“ stickt das tapfere Schneiderlein auf seinen Gürtel. Im Laufe des Märchens werden diese Worte von verschiedenen Figuren rezipiert und verstanden. Um das Anwenden und Verstehen sprachlicher Zeichen auf Kleidungsstücken geht es in dieser Magisterarbeit. Sprachliche Zeichen auf Kleidungsstücken sind keine Seltenheit,
sondern der Normalfall. Im Internet bieten Druckereien T-Shirt-Konfiguratoren an, mit denen jeder seine eigenen Texte entwerfen und drucken lassen kann.
Das kommunikative Phänomen, das sich aus Kleidung und sprachlichen Zeichen zusammensetzt, wird hier ausdrücklich Kleidungstext genannt. Kleidungstexte sind als sprachliche Handlungen unerforscht. Es gibt keine Literatur und keine Theorien. Das Einzige, was es gibt, sind handelnde Menschen, die Kleidungstexte benutzen und herstellen und natürlich gibt es die eine oder andere laienwissenschaftliche Vermutung darüber. Sprachliche Zeichen erweitern die Rolle der Kleidung um ein bestimmtes Potential. Dieses Potential soll aus Sicht der Handelnden in dieser Arbeit offengelegt werden. Um dies im Detail zu tun, muss jedoch Gesellschaft aufgezeigt werden. Denn wo es um den Gebrauch sprachlicher Zeichen geht, stellt sich immer die Frage nach dem warum, nach menschlichen Absichten und damit nach menschlichen Bedürfnissen.
Ausgangspunkt ist der Dualismus von Struktur und Handeln. Sprachliche Phänomene sind Strukturen und haben ihren Ursprung in menschlichen Absichten. Was könnte interessanter sein als zu erfahren, welche gesellschaftlichen Erfordernisse wie durch Sprache wiedergegeben werden? Dabei soll hier von einem Sprachbegriff ausgegangen werden, der Sprache als multimodales Spannungsphänomen intermedialer Beziehungen auffasst. Die intermediale Verstrickung sprachlicher Zeichen in die Kleidung und die Bindung der Kleidung an den menschlichen Körper geben Kleidungstexten ihre Spezifität. Eine bloße Strukturbeschreibung vermag es kaum intermediale Bezüge des Mediengefüges Sprache - Kleidung - Körper darzulegen. Wie gezeigt werden soll, ergänzen sich die drei Medien zu etwas ganz Neuem, dass seine Emergenz konkreten gesellschaftlichen Bedürfnissen verdankt. Wenn man unterstellt, dass Kleider sofort und nicht erst in der Rückschau die Wahrheit über eine Zeit sagen (Worthington, Wojcik 1993, 16) und dass sich die Sprache mit den Lebensformen einer Gesellschaft wandelt (Korn 1959, 13), was sagt dann der Gebrauch von Kleidungstexten über das Heute aus und umgekehrt?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung - Linguistik und Soziologie
1.1 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes und Begriffsfindung
1.2 Historie
1.3 Methodisches Vorgehen
2 Linguistische Analyse in Tradition der pragmatischen Stilanalyse
2.1 Korpora
2.2 Spreadshirt.de – (Abb. 1 – 360)
2.3 Emp.de – (Abb. 361 – 513)
2.4 Frontrecords.com – (Abb. 520 – 580)
2.5 Annotation und linguistische Kategorien
2.6 Schwierigkeiten der Annotation
2.7 Allgemeine Ergebnisse zur linguistischen Bestimmung von Kleidungstexten
2.7.1 Morphosyntax
2.7.1.1 Die Wortanzahl in Kleidungstexten
2.7.1.2 Wortartenverteilung
2.7.1.3 Wortartenverteilung interkorporal
2.7.2 Syntax
2.7.2.1 Englischsprachigkeit
2.7.2.2 Bildkategorien im Häufigkeitsvergleich
2.7.3 Gemeinsamkeiten zwischen den Korpora
3 Theoretisches Modell des Kleidungstextes
3.1 Forschungstradition
3.2 Grundlagen zur Beschreibung des Kleidungstextes
3.2.1 Struktur und Handeln
3.2.2 Regeln und Regelmäßigkeiten
3.2.3 Rechtfertigung von den traditionellen Textfunktionen abzusehen
3.2.4 Die Theorie der Geltungsansprüche nach Jürgen Habermas
3.2.5 Intermedialität
3.2.5.1 Sprachliche Zeichen
3.2.5.2 Kleidung
3.2.5.3 Körper
4 Informationsmanagement
4.1 Regelmäßigkeiten - unbewusste psychische Dispositionen
4.1.1 Stroop-Effekt
4.1.2 Wortüberlegenheitseffekt
4.1.3 Phonemische Restauration
4.1.4 Prinzip der unmittelbaren Interpretation
4.1.5 Spotlight-Metapher
4.1.6 Fundamentaler Attributionsfehler
4.2 Regelmäßigkeiten – Ressourcenverteilungen
4.2.1 Allgegenwart und mediale Ungebundenheit sprachlicher Zeichen
4.2.1.1 Drucktechniken
4.3 Regeln
4.3.1 Vagheit der Sprache
4.3.2 Regelgeleitete Sprachkompetenz
4.3.3 Kreative Sprachkompetenz
4.3.4 Spiele
4.3.4.1 Sprachspiele
4.3.4.2 Spielraum auf Kleidungsstücken
4.3.4.2.1 Form und Funktion
4.3.4.2.2 Unterdeterminiertheit
4.3.5 Neugiermotivationstheorie
4.3.6 Rollen
4.3.7 Kleidungstext – ein Kommunikationsmedium
5 Identitätsmanagement
5.1 Genese moderner Identität
5.2 Identitätsbildung als offener Prozess
5.2.1 Unsicherheit
5.3 Identität als kommunikativer Prozess
5.3.1 Der narrative Charakter der Identität
5.3.2 Der Körper als Medium der Selbstnarration
5.3.3 Kleide dich, dass ich dich sehe
5.3.4 Rede, dass ich dich sehe
5.4 Warum und wie mit Kleidungstexten Identitätsmanagement betrieben wird
5.4.1 Offenheit & Differenziertheit
5.4.2 Reflexivität und Individuiertheit
5.4.3 Entschleunigung der Zeicheninflation
5.4.4 Ein zweiseitiger Prozess
5.4.5 Der Wettkampf um die individuellste Identität
5.4.5.1 Die Hyperbel
5.4.5.2 Ironie, Selbst- und Fremdbeleidigung
5.4.5.3 Polysemie
5.4.5.4 Intertextualität
5.4.5.5 Vulgarismen
5.4.5.6 Semantische Stilmittel
5.4.5.7 Graphostilistische Mittel
5.4.5.8 Ellipsen und Zäsuren
5.4.6 Themen
5.4.7 Die spezifische Kommunikationssituation von Kleidungstexten
5.4.7.1 Die Situation - Ein Ort zu Sagen ohne zu Sagen
5.4.7.1.2 Verstecken – Gesicht wahren
5.4.7.2 Kleidungstexte begünstigen die Idealisierung des Selbst
5.4.7.3 Definitionsmacht des Rezipienten - Kommunikation trotz Distanz
5.4.7.4 Superiorität der Anfangssituation
5.4.7.5 Taktgefühl des Publikums
6 Beziehungsmanagement
6.1 Identität und Gesellschaft, Ab- folgt Angrenzung
6.1.1 Ab- und Angrenzung mit Kleidung durch Nachahmung
6.2 Beziehungen unterschiedlicher Qualität
6.3 Die vernetzte Welt - Zugehörigkeit nicht Verbundenheit
6.3.1 Kollektive Schemata - Großgruppen
6.4 Kleingruppen und Vereine
6.5 Fans
6.6 Szenen
6.6.1 Rechtsextreme Kleidungstexte
6.7 Welche sprachlichen Vorkommnisse dem Beziehungsmanagement dienen
6.7.1 Verteilung der Personalpronomen
6.7.2 Indexikalität
6.7.3 Intertextualität
6.7.3.1 Verteilung der Intertextualitätsmodi
7 Zusammenfassung
8 Tabellen
8.1 Morphosyntaktische Aspekte im interkorporalen Vergleich
8.2 Typographische Stilmittel im interkorporalen Vergleich
8.3 Semantische Stilmittel im interkorporalen Vergleich
8.4 Kreuztabellen
9 Literaturverzeichnis
9.1 Beitrag in
9.2 Internetdokument
9.3 Monographie
9.4 Sammelwerk
9.5 Zeitschriftenaufsatz
9.6 Zeitungsartikel
10 Anhang
„Sprache kommt nie abstrakt als solche vor – immer erscheint sie uns in besonderer medialer Form (Stimme, Schrift); Sprache kommt auch fast nie allein vor – fast immer erscheint sie im Kontext von Bildern und Vokalem, verweist sie auf Nicht-Sprachliches (Gegenstände, Gedächtnis) und den Modus ihrer Erzeugung (Leib, Technik).“ (Sprache intermedial: Stimme und Schrift, Bild und Ton, 2009)
1 Einleitung - Linguistik und Soziologie
Die Worte „ Sieben auf eine Streich “ stickt sich das tapfere Schneiderlein auf seinen Gürtel. Im Laufe des Märchens werden diese Worte von verschiedenen Figuren rezipiert und verstanden. Um das Anwenden und Verstehen sprachlicher Zeichen auf Kleidungsstücken soll es im Folgenden gehen. Sprachliche Zeichen auf Kleidungsstücken sind keine Seltenheit, sondern der Normalfall. „ Heutzutage hat fast jeder Mensch ein T-Shirt mit einem Spruch auf der Brust. “ (Schmieder 24.04.2008, 1) Im Internet bieten Druckereien T-Shirt-Konfiguratoren 1 an, auf denen jeder ganz selbstverständlich seine eigenen Texte auf einer Auswahl von Kleidungstücken entwerfen und drucken lassen kann. Auf mindestens 50% der angebotenen selbst kreierten Kleidungsstücke des Anbieters Spreadshirt.de finden sich sprachliche Zeichen (Abbildung 2.1), bei Emp.de und Frontrecords.com sind es sogar mehr als 90%. Das kommunikative Phänomen, das sich aus Kleidung und sprachlichen Zeichen zusammensetzt, wird hier ausdrücklich Kleidungstext (KT) genannt. Kleidungstexte sind als sprachliche Handlungen unerforscht. Es gibt keine Literatur und keine Theorien. Das Einzige, was es gibt, sind handelnde Menschen, die Kleidungstexte benutzen und herstellen und darüber hinaus gibt es die eine oder andere laienwissenschaftliche Vermutung über Kleidungstexte.
Kleidung würde man eher als soziales Phänomen bezeichnen. Kleidungstexte hingegen sind eher sprachliche Phänomene. Die Rolle sprachlicher Zeichen erweitert die Rolle der Kleidung um ein bestimmtes Potential. Dieses Potential soll aus Sicht der Handelnden in dieser Arbeit offengelegt werden. Um dies im Detail zu tun, muss jedoch Gesellschaft aufgezeigt werden.2
Denn wo es um den Gebrauch sprachlicher Zeichen geht, stellt sich immer die Frage nach dem warum, nach menschlichen Absichten und damit nach menschlichen Bedürfnissen. Je mehr die Linguistik sich der außersprachlichen Kontexte annimmt, um das Auftauchen sprachlicher Strukturen zu erklären, umso mehr verlangt sie nach soziologischen Erklärungen. Kleidungstexte sind eine Form kommunikativen Handelns und können daher als sprachliche Handlungen verstanden werden. Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist der Dualismus von Struktur und Handeln. Sprachliche Phänomene sind Strukturen und haben ihren Ursprung immer in menschlichen Absichten. Welche Frage könnte interessanter sein, als jene, welche gesellschaftlichen Erfordernisse wie durch Sprache wiedergegeben werden? Die vorliegende Arbeit widmet sich damit einer pragmatischen Fragestellung3 und beruht auf einem Sprachbegriff, der Sprache als ein multimodales Spannungsphänomen intermedialer Beziehungen auffasst. Die intermediale Verstrickung sprachlicher Zeichen in die Kleidung und die Bindung der Kleidung an den menschlichen Körper geben dem KT seine Spezifität. Eine bloße Strukturbeschreibung vermag nicht ansatzweise intermediale Bezüge des Mediengefüges Sprache - Kleidung - Körper darzulegen. Wie gezeigt werden soll, ergänzen sich die drei Medien zu etwas ganz Neuem, dass seine Emergenz konkreten gesellschaftlichen Bedürfnissen verdankt.
Wenn man also unterstellt, dass Kleider sofort und nicht erst in der Rückschau die Wahrheit über eine Zeit sagen (Worthington, Wojcik 1993, 16) und dass sich die Sprache mit den Lebensformen einer Gesellschaft wandelt (Korn 1959, 13), was sagt dann der Gebrauch von Kleidungstexten über das Heute aus und umgekehrt?
1.1 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes und Begriffsfindung
Wenn es auch für eine Definition zu früh ist, so ist Abgrenzung hingegen vonnöten, um den Erkenntnisbereich dieser Arbeit festzulegen. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Wirkung sprachlicher Zeichen auf Kleidungsstücken und die Verbindung der Medien Kleidung und Sprache in einem neuen Kommunikationsmedium. Diesbezüglich werden in der Korpusanalyse Kleidungsstücke, auf denen ausschließlich Bildmaterial enthalten ist, ausgeschlossen. Die Untersuchung erstreckt sich demnach über alle Kleidungsstücke, auf denen nur oder auch sprachliche Zeichen vorkommen.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch Bildmaterial Bestandteil eines Textes ist.4 Dieser Erkenntnis wird darin Rechnung getragen, dass Kleidungsstücke, auf denen Bilder neben sprachlichen Zeichen vorkommen, in die Analyse mit einbezogen werden. „ Der Text lässt sich also unter medialen Gesichtspunkten einerseits nicht nur auf das sprachlich Formulierte reduzieren, sondern muss andererseits von den Gestaltungsprinzipien des jeweiligen Mediums her betrachtet werden. Vorstellungen von einem »visuellen Text« gehen davon aus, dass das Geäußerte mit der Abbildung eine Einheit bildet und somit erst den Text konstituiert. “ (Gansel, Jürgens 2007, 16) Obwohl Kleidungstexte demgemäß visuelle Texte sind, konnte keine Bildanalyse durchgeführt werden. Zum Einen gestaltet sich die Annotation für Bilder aufgrund deren Vielseitigkeit sehr schwer und machte aufwendige Einzelfallanalysen notwendig. Zum Zweiten sind Bilder nicht das Erkenntnisobjekt dieser Arbeit, sondern vor allem sprachliche Zeichen und deren gesellschaftliches Wirkungspotential. Wie bald zu erkennen sein wird, wäre eine ernsthafte Bildanalyse auch kaum zu leisten gewesen. Schließlich führt allein der abgegrenzte Untersuchungsgegenstand und der Anspruch diesen möglichst umfassend zu beschreiben in einen wissenschaftlichen Dschungel. Zu vielfältig sind die Verstrickungen und zu viele Ebenen menschlicher Kognition sind beteiligt, als dass es Sinn gehabt hätte, seinen Blick nur in eine wissenschaftliche Richtung zu lenken. Das sollte aber nicht das wesentlichste Ziel eines Versuches sein, ein sprachliches Phänomen erstmals ausdrücklich in allen seinen Facetten zu beschreiben. Im Folgenden soll der Begriff KT für alle Kleidungstexte stehen, auf denen auch sprachliche Zeichen zu sehen sind.5 Im Verlauf der Arbeit wird diese Abgrenzung Schritt für Schritt um definitive Aspekte angereichert.
Um ein Missverständnis zu vermeiden, sei schon hier erwähnt, dass bei allen Thesen, die im Folgenden über Kleidungstexte gemacht werden, davon ausgegangen wird, dass selbige auch kommuniziert werden, ausgehend von der Annahme, dass nichts ein Zeichen ist, was nicht als solches interpretiert wird (Charles Sanders Price). Kleidungstexte können schließlich unter der Jacke oder dem Pullover getragen werden. Mithin kann ein KT zwar offen getragen werden, aber es mangelt an Rezipienten, z.B. zu Hause vor dem Fernseher. Hier wird angenommen, dass ein jeweiliger KT offen und öffentlich getragen wird. Es wird demnach von einer idealen Kleidungstextsituation ausgegangen.
1.2 Historie
Es wäre falsch zu behaupten, Kleidungstexte wären ein neues Phänomen. Lediglich ihre Verbreitung ist neu. Kleidungstexte gibt es möglicherweise länger als es Bücher gibt. Beleghaft zu sichern waren solche ältesten Kleidungstexte allerdings nicht, sondern vor allem mittelalterliche Stolen und Cinguli als textile Amtsabzeichen. Mittelalterliche Kleidungstexte wurden als Brettchenarbeiten hergestellt, wie „(...) das Cingulum des Augsburger Bischofs Witgar (867 bis 887 im Amt) (...) Das 3,8 cm, an den Enden 5 cm breite, 138 cm lange Band zeigt in seiner ganzen Länge die in roter Seide ausgesparte Widmung: «VVITGARIO TRIBVIT SACRO SPIRAMINE PLENVM HANC ZONAM REGINA NITENS SANCTISSIMA HEMMA» (Voll des Heiligen Geistes hat die im Glanz der Heiligkeit strahlende Königin Hemma dem Witgar diesen Gürtel geschenkt.) “ (von Wilckens 1991, 82–83) Auf einer Borte finden sich die Worte „ ODILIA ME FECIT “ (ebd., 101), andere Borten enthalten die Namen von Aposteln (ebd., 95&97). Textstickereien lassen sich sogar bis in das 7. Jahrhundert belegen. Eine Stola in der Kathedrale von Durham, ist durch eine Inschrift datiert (ebd., 173) und auf der Dalmatika Karls des Großen - das ist ein „ byzantinisches Sacco “ (ebd., 212) - lassen sich neben den grafischen Umsetzungen biblischer Auszüge auch Wörter lesen (ebd., 212). Alle mittelalterlichen Texte sind auf Latein und Altgriechisch verfasst und verweisen auf kirchliche Themen. Bis auf die Dalmatika Karls handelt es sich bei den anderen Kleidungsstücken um gürtel- und schalähnliche Textilien im kirchlichen Gebrauch. Ihre Seltenheit und die Beschränkung auf den kirchlichen oder höfischen Rahmen verdankt sich wohl der aufwendigen Herstellung. Das betextete bischöfliche Cingulum (Gürtel am Gewand eines Priesters) erinnert an das eingangs erwähnte Tapfere Schneiderlein, das sich die Worte „ Sieben auf einen Streich “ auf den Gürtel nähte. Diese kurze Darstellung historischer Kleidungstexte soll lediglich deren frühere Existenz nachweisen. Hiermit ist jedoch keine Vergleichs- oder gar Ausgangsbasis für die Untersuchung heutiger Kleidungstexte gefunden, da diese auf vollkommen veränderten Lebens- und damit Kommunikationsbedingungen beruhen.
1.3 Methodisches Vorgehen
Um dem Theoriedefizit (Reese-Schäfer, Luhmann 1992, 15–16) zu entgehen, soll neben der linguistischen Analyse, die sich an der pragmatischen Stilanalyse (Sandig 1978) orientiert, eine wissenschaftliche Theorie konstruiert werden, die unterschiedlichen soziologischen und linguistischen Forschungstraditionen verpflichtet ist. Gleich zu Beginn sei auf den explorativen Charakter eines methodischen Vorgehens hingewiesen, dass sich verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen verpflichtet fühlt. Grundlage der Untersuchung ist jenes Verständnis menschlichen Handelns, das der symbolisches Interaktionismus geprägt hat. Dessen Weiterentwicklungen über die Phänomenologie und Ethnomethodologie sind von entscheidender Bedeutung für die vorliegende Arbeit. Die konkrete Theorie der Kleidungstexte soll aus folgenden Wissenschaftstraditionen abgeleitet werden
- dem Dualismus von Struktur und Handeln (1984) nach Anthony Giddens (Giddens 1984),
- dem auf Erving Goffman (1977) zurückgehenden Verständnis, dass menschliches Handeln gerahmt wird durch Regeln und Regelmäßigkeiten (Goffman 1977),
- dem Habermas'schen Modell (1981) der in jeglicher Kommunikation erhobenen Geltungsansprüche (GA).
2 Linguistische Analyse in Tradition der pragmatischen Stilanalyse
2.1 Korpora
Im Folgenden wird die empirische Analyse vorgestellt, die sich an der pragmatischen Stilanalyse (Sandig 1978) orientiert. Hervorgehoben sei das Wort orientiert, denn der Untersuchungsgegenstand ist von einer Vielseitigkeit, dass selbst die Freiheit der pragmatischen Stilanalyse kaum hinreicht. Darum wird auf eine Methodendiskussion an dieser Stelle bewusst verzichtet. Ein weiterer Grund dafür ist die nicht ausschließlich empirische Zielstellung der Arbeit. Ziel der Analyse war es, zum ersten KT anhand der Häufigkeit auftretender Stilmittel allgemein beschreiben zu können und zweitens anhand der Häufigkeit bestimmter Stilmittel drei theoretisch gewonnene Kommunikationszwecke in den KT nachzuweisen. Im Folgenden werden KT anhand allgemeiner gemeinsamer Merkmale zwischen den Korpora vorgestellt. Die spezifischen Stilmittel, die Ausdruck ganz bestimmter Kommunikationsabsichten sind, werden in den Kapiteln behandelt. Die folgenden Abschnitte bieten demnach nur eine linguistische Formbeschreibung mit dem Zweck, den Untersuchungsgegenstand grundsätzlich zu veranschaulichen.
Dieser Arbeit liegen drei Korpora zugrunde, anhand derer die aufgestellten Thesen belegt und erläutert werden. Die Korpora sind folgenden Kleidungstextanbietern im Internet entnommen: Spreadshirt.de, Emp.de, Frontrecords.com.
2.2 Spreadshirt.de – (Abb. 1 – 360)
Internetunternehmen wie Spreadshirt.de ermöglichen jedem den Entwurf seiner eigenen Kleidungstexte, die von dort aus nicht nur an den jeweiligen „Designer“ verkauft werden, sondern an alle anderen, denen das Motiv gefällt.
Das Korpus Spreadshirt.de (Korpnr. 1-3606) gliedert sich in Kleidungstexte für Männer und Frauen. Grundlage dieser Zweiteilung war die Möglichkeit auf der Webseite des Unternehmens zwischen beiden Kategorien zu wählen. Am 18.02.2009, 21.34 Uhr MEZ wurde von dem Verfasser dieser Arbeit die Kategorie Männer gewählt. Aus der Gesamtauswahl von 33.086 Kleidungsstücken wurden die ersten vier Auswahl-Seiten 7 mit jeweils 45 Suchergebnissen zur Untersuchung herangezogen, indem die angezeigten Kleidungsstücke der Reihe nach als Grafikdateien auf einen Arbeitscomputer übertragen und als PDF-Dateien konvertiert wurden. Insgesamt wurden 4 x 45 = 180 Männerkleidungsstücke nach 65 Stilkategorien (vgl. 2.5 - Annotation und linguistische Kategorien) annotiert. Am 18.02.2009, 21.42 Uhr MEZ wurden aus der Kategorie Frauen, mit einer Gesamtauswahl von 22.231 Kleidungstexten ebenfalls die ersten vier Seiten8 mit je 45 Kleidungstexten ausgewählt und als PDF-Datei konvertiert. Insgesamt wurden demnach von Spreadshirt.de 360 Kleidungsstücke annotiert. Die Zufälligkeit der Auswahl und die enorme Menge der verfügbaren Kleidungsstücke sowie die thematische Ungebundenheit des Anbieters lässt auf eine gewisse Repräsentativität der Stichprobe schließen. Darum wird vor allem das Spreadshirt-Korpus für die allgemeinen Aussagen über Kleidungstexte herangezogen werden. Nebenstehend wird gezeigt, wie sich die sprachlichen Zeichen in der Gesamtanzahl der unter Spreadshirt.de untersuchten Kleidungsstücke verteilen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1: gesamt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.2: Männer
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.3: Frauen
Unter Spreadshirt.de waren von den 360 untersuchten Kleidungsstücken 204 Kleidungstexte, in denen die sprachlichen Zeichen in unterschiedlicher Beziehung9 zu dem potentiellen Bildinhalt standen. Interessant dabei ist der Vergleich zwischen den Geschlechtern, der zeigt, dass Frauen in der Stichprobe auffallend weniger sprachliche Zeichen verwenden. Über die Hälfte der angebotenen Kleidung für Frauen enthielt gar keine sprachlichen Zeichen, sondern nur Grafiken. Bei Frauen war das Verhältnis Bild wiederholt Wort häufiger vertreten als bei Männern.
2.3 Emp.de – (Abb. 361 – 513)
Am 14.06.2008 wurden auf der Seite Emp.de unter der Kategorie T-Shirts die ersten 134 Kleidungstexte ausgewählt, wobei es sich bei 115 um einseitig bedruckte (Abb.361 – 475) und bei 19 um vorder- und rückseitig bedruckte (Abb. 476 – 513) Kleidungstexte handelte. Diese Auswahl ist nicht repräsentativ, da Emp.de im Gegensatz zu Spreadshirt.de ein Anbieter ist, der eine bestimmte Kundenklientel (Heavy Metal & Rock 'n' Roll) bedient, was darauf schließen lässt, dass die Kleidungstexte von Emp.de stärkere Geltungsansprüche im Bereich des Beziehungsmanagements (3.2.4) erheben, als dies bei Spreadshirt.de der Fall ist. Im Korpus von Emp.de finden sich auch die beidseitig bedruckten Kleidungstexte. Sie geben Aufschluss über das Verhältnis der sprachlichen Zeichen auf Vorder- und Rückseite der Kleidungsstücke (5.4.5.8 - Ellipsen und Zäsuren).
2.4 Frontrecords.com – (Abb. 520 – 580)
Die Abbildungen 520 bis 580 zeigen 61 am 20.01.2009 um 19.30 Uhr MEZ der Reihe nach ausgewählten Kleidungstexte des Anbieters Frontrecords.com. Der Anbieter stattet Kunden der rechten Szene mit Kleidung und Tonträgern aus. Gegenwärtig ist der Internetauftritt von Frontrecords.com (Persdorf 2009) nicht online, da gegen das Unternehmen polizeilich ermittelt wird. Anhand der Kleidungstexte von Frontrecords.com sollen vor allem die sprachlichen Werkzeuge veranschaulicht werden, die Beziehungsmanagement anhand von Kleidungstexten ermöglichen. Die Korpusabbildungen 558, 560 und 571 konnten nicht in die Analyse mit einbezogen werden, da die kopierten Bilddaten sich für die linguistische Analyse als zu klein herausstellten. Ein Versuch die Bilder in besserer Qualität erneut von Frontrecords.com zu laden schlug fehl, da der Anbieter in der Zwischenzeit verfassungsrechtlich angeklagt und der weitere Verkauf der Kleidungstexte unter der Adresse Frontrecords.com anscheinend verboten wurde. Von daher kann man von Glück sprechen, dass die Auswahl der Kleidungstexte, die über die Hälfte der auf Frontrecords.com angebotenen Kleidungstexte ausmachte, hier eingefroren vorliegt und untersucht werden kann.
2.5 Annotation und linguistische Kategorien
Alle Kleidungstexte wurden in eine SPSS-Datenbank aufgenommen, auf welcher auch die Tabellen und Diagramme beruhen. Die Kleidungstexte werden in folgenden linguistischen Kategorien untersucht.
- Morphosyntax (Wortart)
- Anzahl Nomen, Komposita, Verben, Adjektive, Pronomen, übrige Partikel, Wortanzahl, Personalpronomen (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie)
- Syntax
- Anzahl der Teiläußerungen, Satz oder Nicht-Satz, Interpunktion (Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen), Klitikon (Proklise, Enklise), Parallelismus
- Pragmatik (außersprachliche Koreferenzen)
- Layout / Gestaltung (nur sprachliche Zeichen, nur Grafik, Bild ersetzt sprachliche Zeichen, Bild ergänzt sprachliche Zeichen, Bild wiederholt sprachliche Zeichen), Bild (keins, Piktogramm, Grafik, Fotorealistisches Bild), Verhältnis von Vorder- und Rückseite (Teil 1... ...Teil 2, Behauptung / Aber, Behauptung / Weil, Frage / Antwort, Lang / Kurz, Identisch, einseitig), Intonation (Frage, Aussage, Ausruf, Befehl / Aufforderung), Markenname, Textrahmen (Rahmen, Gedanken- oder Sprechblase)
- Semantik
- Intertextualität (Bildintertextualtität, Textintertextualität, Text&Bild-Intertextualität), Polysemie, Ellipse, Vulgarismen, Sprache (Deutsch, Englisch, Französisch, Deutsch und Englisch, andere), Abkürzung (Zweibuchstabenabkürzung – RZ, Dreibuchstabenabkürzung – EDV, Einbuchstabenabkürzung – R., normale Abkürzung – Abk.),
Akronym, Preziosität, nicht existierendes Wort – Phantasiewort, Reim, Zahl ersetzt Buchstabe, Klimax, Alliteration, Homophonie, Selbstreferentialität,
Rätsel, Internet-Adresse, Lautmalerei, Name - Vorname - bekannte Persönlichkeit, Anapher, rhet. Frage, Ironie (Ironie, Selbstironie, Beleidigung),
Verallgemeinerung, Antithese, Textthema (Familie & Liebe, Feiern, Party, Alkohol, Andere, Sport, Religion & Politik, Sex, Partnersuche, Land, Stadt, Fluss, Gegend), (relevante Wörter)
- Graphematik (phonetische und prosodische Elemente)
- Type-Art
GB - nur Großbuchstaben - FUNSHIRTS SIND BELIEBT
GB/KB - Groß- und Kleinbuchstaben in gebräuchlicher Anwendung - Funshirts sind beliebt GB/KB GB - Groß- und Kleinbuchstaben in gebräuchlicher Anwendung sowie zu Hervorhebungszwecken auch Textteile in Großbuchstaben - Funshirts sind beliebt. ... und ihre Träger haben STIL...
GB/KB KB - Groß- und Kleinbuchstaben in gebräuchlicher Anwendung sowie zu Hervorhebungszwecken auch Textteile in Kleinbuchstaben - Funshirts sind beliebt. ...und ihre träger haben stil...
GB/KB GB KB - Groß- und Kleinbuchstaben in gebräuchlicher Anwendung sowie zu Hervorhebungszwecken auch Textteile in Großbuchstaben und Kleinbuchstaben - Funshirts sind beliebt und ihre träger haben STIL...
GB KB - nur Großbuchstaben enthaltene Textteile und nur Kleinbuchstaben enthaltene Textteile stehen zusammen - FUNSHIRTS SIND BELIEBT. ...und ihre träger haben stil...
- Zeichenfarbe (monotonfarbig, farbig einfarbig, mehrfarbig), Anzahl verwendete
Schriftarten / Schriftartwechsel, Hauptschriftart (Druckschrift, Desginschrift,
Grafikschrift, Fraktur, Keltisch), Schriftgrößenwechsel, Schriftdicktenwechsel, Unterstreichung, Durchgestrichen, Sprachliche Zeichen schräg / Drehung, Akro- und Mesostichon, Anagramm, Ausrufezeichenhäufung, Schreibfehler, Ausklammerung, Anführungszeichen, Runen
2.6 Schwierigkeiten der Annotation
Die Annotation und damit die linguistische Analyse erwecken mitunter den Eindruck von Unprofessionalität. Dass es zu einer wirklich hieb- und stichfesten Annotation nicht kommen konnte, ist dem Untersuchungsgegenstand zu verdanken, der sich durch seine Vielgestaltigkeit einer einheitlichen Beurteilung anhand linguistischer Verfahren fast entzieht. Die Verschiedenartigkeit und die schier unbegrenzte Anzahl der Stilmittel, sowie die unterschiedlichsten Arten, kognitives Potential mittels Farben und Formen zu lenken sind charakteristische Merkmale von Kleidungstexten. Trotzdem müssen wissenschaftliche Aussagen über Kleidungstexte möglich sein, da intuitive Aussagen ebenso möglich sind. Das Vorgehen verlangte aufgrund des Untersuchungsgegenstands einen gewissen Grad methodischer Freiheit, um überhaupt Zuordnungen zu ermöglichen. Diese Freiheit gestattet die pragmatische Stilanalyse (Sandig 1978) in deren Tradition die folgenden Untersuchungen durchgeführt sind. Trotz aller Schwierigkeiten ist die gesamte Annotation von dem Bemühen begleitet, die relevanten Kategorien ausfindig zu machen und verbindlich den jeweiligen Realisationen zuzuordnen.
Insgesamt werden die Kleidungsstücke in den 65 genannten relevanten Kategorien geprüft. Die große Anzahl verdankt sich der Vielgestaltigkeit der Objekte. Dabei fällt auf, dass viele der Kategorien sehr selten sind. Jedoch lassen sich gerade diese selteneren Kategorien als Neugier evozierende sprachliche Mechanismen zusammenfassen, wie noch zu zeigen sein wird (4.3.5 - Neugiermotivationstheorie). Eine Schwierigkeit besteht indes darin, dass die Kategorien nicht immer klar umgrenzt sind. Intertextualität kann beispielsweise typografisch, morphologisch, semantisch aber auch grafisch hergestellt werden, wobei zu bedenken ist, dass alle diese Ebenen auch in der Zusammenschau erst Intertextualität realisieren könnten. Eine derart unterteilende Klassifizierung vorzunehmen, erfordert Einzelfallanalysen auf die hier verzichtet werden soll. Ähnliche Probleme bereiten viele weitere Kategorien. Um trotz der Vielgestaltigkeit der Untersuchungsobjekte Verbindlichkeit zu gewährleisten, werden deshalb folgende Sortierkriterien eingeführt:
- Als Rahmen gelten farbliche oder transparente Rahmungen einzelner Buchstaben, einzelner Wörter, ganzer Äußerungen, Sprechblasen, Gedankenblasen und an Sprech- und Gedankenblasen erinnernde Rahmen.
- Ironie bezeichnet in der Analyse nicht nur die literarische Ironie, sondern auch
- Behauptungen, die als wahr dargestellt werden, aber falsch sind
- Behauptungen, in denen etwas Schlechtes für gut befunden wird
- Selbstironie – der Text wirft ein zwiespältiges Licht auf den Träger
- Beleidigungen – andere werden subtil oder direkt beleidigt
- Unter Polysemie werden nur echte zweideutige Wörter gezählt aber keine zweideutigen Kontexte
- Intertextualität wird unterschieden in Text-, Bild- und Text&Bild-Intertextualität. Unter Text&Bild-Intertextualität werden Kleidungstexte gezählt in denen einerseits die sprachlichen Zeichen und nebenbei das Bild Intertextualität hervorruft, ebenso aber Kleidungstexte, in denen erst im Zusammenspiel von Bild und Text Intertextualität entsteht. Textintertextualität kann nicht nur durch semantische Stilmittel erreicht werden, sondern ebenso durch typographische, wenn etwa ein
Schriftzug einem bekannten Schriftzug aus den Medien ähnelt. (254)10
- Bilder, die Worte ersetzen:
- werden nicht mitgezählt in den Kategorien Wortanzahl, Anzahl Nomen, Verben, Partikel, um den Durchschnitt der wirklich gedruckten Wörter nicht zu verfälschen.
- werden, wenn sie die Funktion eines Satzgliedes haben, in der Kategorie Satz/kein Satz mitgezählt, um am Ende Aussagen darüber zu ermöglichen, wie oft Sätze ohne die dazugehörige Interpunktion verwendet wurden.
- Zahlen werden wie Text behandelt, wenn es um graphematische Kategorien geht, sie werden aber nicht als Partikel gezählt. (122)
- Rätsel sind auch Buchstabenrätsel, z.B. fehlende Leerstellen, fehlende Vokale (124), verwirrende Aufteilung eines Wortes über mehrere Zeilen (125) (219) oder eine Drehung des Textes um 180°.
- Bild ersetzt sprachliche Zeichen bedeutet nicht nur Bild ersetzt Wort, sondern auch Bild ersetzt Buchstabe. (132)
- Piktogramm heißt auch, dass mehrere Piktogramme zu sehen sind. Es geht darum, was häufiger verwendet wird; eindeutige Piktogramme oder komplexere Grafiken. (133)
- Webadressen werden nicht als Wörter gezählt, sondern in der Kategorie Webadresse erfasst. (137) Beinhaltet eine Webadresse ein hervorgehobenes Wort, wird dieses in der jeweiligen Wortart mitgezählt.
- Ausrufezeichenhäufungen werden gezählt, wenn mehrere Ausrufezeichen vorhanden sind, die jedoch nicht zusammenstehen müssen (143)
- Zahlen sind Jahreszahlen, Aufzählungen, Zahlenabbildungen usw., sie dienen der Wortersparnis.
- Komposita sind nur Komposita. Dies ist vor allem für viele englischsprachige Beispiele relevant. In diesen kommen Komposita als voneinander durch Leerstelle getrennte Wörter vor, die hier aber als ein Wort gezählt werden.
2.7 Allgemeine Ergebnisse zur linguistischen Bestimmung von Kleidungstexten
2.7.1 Morphosyntax
2.7.1.1 Die Wortanzahl in Kleidungstexten
Im 11Mittel war ein KT auf Spreadshirt.de 3 Wörter, auf Emp.de 8 Wörter und Frontrecords.com 10 Wörter lang. Der längste KT war mit 48 Wörtern auf Frontrecords.com zu finden. Der Median ist gegenüber solchen Ausreißern aussagefähiger als der Mittelwert, er beträgt bei Spreadshirt.de 2 und bei Emp.de und Frontrecords.com 7. Demnach ist mindestens die Hälfte der KT bei Spreadshirt.de mindestens 2 Wörter, bei Emp.de und Frontrecords.com mindestens 7 Wörter lang. Frontrecords.com aber auch Emp.de enthalten Ausreißer, was den Median aussagefähiger macht als den Mittelwert (Abbildung 2.5 & 2.6). Die annähernd normalverteilte Kurve von Spreadshirt.de verweist dagegen auf den Mittelwert als geeignete Größe (Abbildung 2.4).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1
Dies berücksichtigend lässt sich sagen, dass KT meist 3 bis 8 Wörter enthalten. Damit zeichnen sie sich gemessen an tradierten Textsorten durch Kürze aus, wie sie für plakatierte Werbeanzeigen zutreffend ist. Zu vermuten ist, dass die Kürze sich dem Raumangebot des Mediums T-Shirt (Kleidungsoberteil) verdankt. Um Wahrnehmung zu garantieren braucht es große sprachliche Zeichen. Größe derweil noch dazu auf begrenztem Raum geht immer auf Kosten der Anzahl sprachlicher Zeichen.
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Abbildung 2.4: Spread-Wortzahl
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Abbildung 2.5: Emp.de-Wortzahl
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Abbildung 2.6: Frontre-Wortzahl
2.7.1.2 Wortartenverteilung
Die einzelnen Wortarten (Nomen, Komposita, Verben, Adjektive, Pronomen und übrige Partikel) verteilen sich unter den 204 bei Spreadshirt.de untersuchten KT folgendermaßen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.7
Nomen machen mehr als ein Viertel der verwendeten Wortarten aus, hinzu kommen die Komposita, die fast ein Achtel der verwendeten Wörter ausmachen. Im intersexuellen Vergleich (Abbildung 2.8) ist erkennbar, dass Männer häufiger Nomen und Komposit gebrauchen. Frauen benutzen öfter Pronomen. Im Mittel jedoch verteilen sich die Wortarten im intersexuellen Vergleich auffallend homogen, weshalb intersexuelle Vergleiche im Weiteren eine untergeordnete Rolle spielen werden.
Abbildung 2.8
Der durchschnittliche KT auf Spreadshirt.de hat eine Äußerungslänge von 2,88 Wörtern und besteht aus 0,77 Nomen, 0,31 Komposita, 0,55 Verben, 0,34 Adjektiven, 0,36 Pronomen und 0,32 Personalpronomen (Abbildung 2.9).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.9
Da diese Zahlen in der Denkweise der Sprache - in ganzen Wörtern - wenig aussagen, empfiehlt sich die Umrechnung in relative Häufigkeiten. Mindestens ein Nomen enthalten
57,8 % aller Kleidungstexte. (Komposita 28%, Verben 38,2%, Adjektive 25,9%, Pronomen 26,4%, Partikel 35,3%). Sehr wahrscheinlich ist demnach, dass ein KT mindestens ein Substantiv (inkl. Komposita) enthält.
Im intersexuellen Vergleich fällt auf, dass Frauen (Tabelle 2 & Abbildung 2.10) nicht nur weniger Kleidungsstücke mit sprachlichen Zeichen haben (2.2), sondern auch, dass Frauen-Kleidungstexte im Durchschnitt weniger Wörter an sich enthalten, wie die folgende Tabelle zeigt.12
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2
Die folgende Grafik veranschaulicht die durchschnittliche Anzahl verwendeter Wortarten und die durchschnittliche Gesamtäußerungslänge im intersexuellen Vergleich.
Abbildung 2.10
2.7.1.3 Wortartenverteilung interkorporal
Vergleicht man alle drei Korpora miteinander, machen Substantive (Nomen & Komposita) die größte Gruppe verwendeter Wortarten aus. Die auffallende Nominalität entspricht dem Charakter von KT. Oftmals reichen prägnante Substantive aus, um das auszusagen, was ausgesagt werden soll, der Rest der Informationen wird auf multimodalen Wegen z.B. über die Farben des Shirts, über den Habitus und die Tätigkeit des Trägers oder das Aussehen der Morpheme vermittelt. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Prädikation in die intermedialen Beziehungen eingeflochten ist. Der KT „ Zicke “ in der Disko getragen, bedeutet dann „ Ich bin (eine) “ oder „ Ich sehe mich (momentan als eine) “. Die Rolle solcher und anderer mitgemeinter Inhalte wird in & 3.2.3 & 5.4.5.1 genauer besprochen. Die übrigen Wortarten verteilen sich im interkorporalen Vergleich recht homogen, was weitere allgemeine Schlüsse erübrigt. Diesbezüglich wären Vergleichszahlen wünschenswert, die andere Medien anhand der verwendeten Wortarten erfassen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.11: Spread-Wortarten
Kleidungstexten zumindest reden die Männer mehr.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.12: Emp-Wortarten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.13: Frontre-Wortarten
2.7.2 Syntax
91% der Kleidungstexte enthielten nur eine einzige Äußerung, die mindestens aus einem Wort zu bestehen hatte, aber auch ein Satz sein konnte. 6,9 % der Kleidungstexte enthielten zwei Aussagen (1% > 2 Äußerungen). Komplexe Sätze wurden dabei nicht als eine Aussage gezählt, maßgeblich war die Anzahl der Propositionen. Zwei graphematisch und räumlich voneinander geschiedene einzelne Nomen auf einem KT wurden dementsprechend als zwei Propositionen (Aussagen) gezählt. Eine Kreuztabelle, in der die Betonung der einzelnen Kleidungstexte der Anwesenheit von Satzzeichen gegenübergestellt wird, ergibt folgendes Bild.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3
204 Äußerungen stehen nur 45 Satzzeichen gegenüber. Das verwundert nicht, denn ein Großteil der nur ein Wort umfassenden Kleidungstexte werden als Aussagen gezählt. Darum ist dieses Ergebnis weniger aussagestark. Wesentlich ist, das offenbare Fehlen der Interpunktion bei 2 Fragen, 3 Ausrufen und 11 Befehlen / Aufforderungen. Die schreibsprachlichen Regeln scheinen von den Benutzern von Kleidungstexten weniger verbindlich angewandt zu werden. Kleidungstexte scheinen demzufolge weniger angewiesen zu sein auf die rechtmäßige Interpunktion. Ein Grund dafür kann darin zu suchen sein, dass man die Kleidungstexte aufgrund der Begrenztheit des Platzes möglichst knapp hält, um möglichst der Schriftgröße genügend Raum zu bieten. Ebenfalls werden die Informationen, wie eine Äußerung gemeint ist, auf Ebene des Satzbaus übertragen.13 Demzufolge scheint man ungezwungen von den Satzzeichen Abstand zu nehmen, wo die Information über die Intonation, welche die illokutive Richtung maßgeblich bestimmt, schon in der Wortstellung enthalten ist. Zur Entschuldigung der Kleidungstexter muss dazugesagt werden, dass von den 11 Fragen 8 mit Fragezeichen versehen waren (und eine mit dem Punkt). Interessant ist ferner, dass 12 Aussagen mit Ausrufezeichen versehen wurden, wahrscheinlich um der Aussage mehr Nachdruck zu verleihen. Dabei sei auf die Schwierigkeit verwiesen, einer Aussage mit Ausrufezeichen abzusprechen ein Ausruf zu sein. Im Falle dieser Arbeit wurden vor allem längere Aussagen bemerkt, denen wenig Ausrufartiges anhaftete, die aber mit Ausrufezeichen versehen waren. Von 20 Befehlen besaßen 8 ordnungsgemäß ein Ausrufezeichen, einer einen Punkt und bei 11 wurde gänzlich auf die Interpunktion verzichtet. Letzteres mag ein Beleg für die These sein, dass schon durch den Satzbau vermittelte Informationen auf Kleidungstexten nicht zwingend mit Satzzeichen versehen werden, um unnötige Informationen und demzufolge Platz einzusparen. In diesem Zusammenhang ist die folgende Übersicht aufschlussreich, die die Satzartigkeit (Satz gemäß minimaler vorhandener Satzbestandteile vs. Nicht-Satz) der Interpunktion gegenüberstellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4
In 61,8% aller Kleidungstexte handelt es sich nicht um Sätze gemäß deutscher bzw. englischer Satzbauschemata. 78 von 204 enthielten mindestens einen minimalen Satz gemessen am Vorhandensein der nötigsten Satzbestandteile (Subjekt, Prädikat, (Objekt)). Von diesen 78 KT fehlte bei mehr als der Hälfte (44) die Interpunktion. 4 Sätze, die gemäß obiger Skala vom Satzbau her als Fragen erkenntlich waren, verfügten über das dazugehörige Fragezeichen, während 4 vom Satzbau her nicht als Fragen erkennbare Äußerungen mit dem Fragezeichen versehen waren. 22 echte Äußerungen enthielten Ausrufezeichen, wobei in Anlehnung an die vorherige Tabelle nur 17 davon dieses Ausrufezeichen gemäß schreibsprachlicher Regularitäten zu Recht trugen. Demnach verfügten 12 Satzbau-Aussagen über Ausrufezeichen. Die vorkommenden 8 Punkte markierten immer Satzenden (Tabelle 4), wobei die Sätze nicht in jedem Fall als Aussagen zu intonieren waren. 126 Kleidungstexte und damit fast zwei Drittel verfügten nicht über Satzbau-Sätze. Dennoch enthielten von diesen 126 Nicht-Sätzen 11 Satzzeichen (7 Ausrufe- und 4 Fragezeichen). Diese für Zeichensetzung und Satzbau herausgefundenen Eigenschaften konnten durch entsprechende Kreuztabellen der anderen beiden Korpora bestätigt werden (vgl. 8.4 - Kreuztabellen)
Für Kleidungstexte lassen sich folgende Thesen aufstellen: schreibsprachliche Interpunktionsregeln werden oft vernachlässigt. Wo der Satzbau auf die Intonation schließen lässt, wird oft auf das entsprechende Satzzeichen verzichtet. Wo der Satzbau nicht auf die Intonation schließen lässt, werden Ausrufe und Fragen nicht aber Aussagen durch das entsprechende Satzzeichen ergänzt, wahrscheinlich um die Äußerung so konkret wie möglich zu machen. Das Fehlen der Satzzeichen an den schreibsprachlich richtigen Stellen weist auf die Verortung der KT im Bereich konzeptioneller Mündlichkeit hin. Ausrufezeichen werden bei Sätzen und Nicht-Sätzen von allen Interpunktionszeichen am häufigsten verwendet, was darauf schließen lässt, dass ihnen eine besondere Rolle zukommt, wenn es darum geht Aufmerksamkeit möglicher Rezipienten zu fokussieren oder Übertreibungen anzuzeigen.
2.7.2.1 Englischsprachigkeit
Im interkorporalen Vergleich zeigt sich eine signifikante Englischsprachigkeit derKleidungstexte, obwohl die untersuchten Anbieter für den deutschsprachigen Raumproduzieren.
Abbildung 2.14: Spreadshirt.de Abbildung 2.15: Emp.de
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.16: Frontrecords.com
Im Mittel sind die Hälfte der Kleidungstexte englischsprachig. Erstaunlicherweise gilt dies ebenso für die Kleidungstexte der rechten Szene bei Frontrecords.com. Dort ist die Englischsprachigkeit zurückzuführen auf die interne Gruppensymbolik, die aus den Skinhead- Szenen Englands übernommen wurde. Viele dieser sprachlichen Zeichen sind in Deutschland nicht geläufig. So können sich die Träger im Geheimen ihres sozialen Kapitals versichern (6.6.1 & 6.7.3).
2.7.2.2 Bildkategorien im Häufigkeitsvergleich
Da allgemeine Grafiken und Zeichnungen im Rahmen dieser Arbeit nicht problemlos genauer zu unterscheiden waren, machen diese den größten Anteil der verwendeten Bilder aus. Die weitere Verteilung hingegen ist aussagestärker. Bei Spreadshirt.de und Emp.de wurden relativ oft Piktogramme genutzt. Frontrecords.com verzeichnet fotorealistische Darstellungen, welche bei Spreadshirt.de und Emp.de kaum Bedeutung haben. Die meisten Piktogramme wurden auf Spreadshirt.de verwendet. Stellt man die Gestaltung aller 377 untersuchten KT aller drei Korpora in einer Kreuztabelle den Bildarten gegenüber, so wird eine Beziehung zwischen den Piktogrammen und der Beziehung Bild ersetzt Wort deutlich. Von 16 Bild ersetzt sprachliches Zeichen -Verhältnissen wurden 12 durch Piktogramme realisiert. Das ist fast ein Fünftel aller Piktogramme, während nur 4 von 179 Grafiken / Zeichnungen Wörter ersetzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.17: Spread-Bildart
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.18: Emp.de-Bildart
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.19: Frontre-Bildart
Piktogramme werden demnach vorrangig als Wortersatz genutzt. Sie sind allgemein verständlich und ziehen Aufmerksamkeit auf sich, vor allem wenn sie in Zusammenhang mit sprachlichen Zeichen auftreten. Piktogramme ähneln sprachlichen Zeichen dahingehend, dass ihre Wahrnehmung und Interpretation kaum zu verhindern ist. Gleichzeitig sparen sie Platz, sind also kürzer als sprachliche Zeichen, aber nicht so variabel. Die Menge an eindeutigen Piktogrammen ist weitaus geringer als die Menge möglicher sprachlicher Zeichen, die Unterschiedliches bedeuten.
Layout / Gestaltung * Bildart Crosstabulation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 5
2.7.3 Gemeinsamkeiten zwischen den Korpora
Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Korpora sind Hinweise auf den allgemeinen Charakter aller Kleidungstexte. Unabhängig vom jeweiligen Anbieter konnten folgende Gemeinsamkeiten nachgewiesen werden. In Anlehnung an Tabelle 14 & 15 (S. 134 & 135) lassen sich allgemeine Aussagen über Kleidungstexte machen. Schriftfarben-, -größen-, - dicktenwechsel sowie der unverhältnismäßige Gebrauch von Großbuchstaben sind in sehr großer Häufigkeit vertreten. Schriftdrehungen bis zu 180° und Schriftrahmungen werden häufig verwendet. Ausrufezeichenhäufungen und Unterstreichungen sind ein mittelmäßig häufig verwendetes Stilmittel. Geringere Anwendungshäufigkeiten betrafen Anagramme, Durchstreichungen, Anführungszeichen und Ausklammerungen. Diese graphostilistischen Stilmittel dienen durch die mit ihnen evozierten Unterscheidungen der Hervorhebung bestimmter Wörter und der Kleidungstexte im Allgemeinen (4.3.5 Neugiermotivations-theorie).
Für den KT sehr typische semantische Mittel sind Intertextualität, Polysemie, Ellipsen, Vulgarismen, der Gebrauch englischer Sprache und Ironie. Oft vertreten waren Äußerungen, die mit „ I love... “ begannen, Reime, Zahlen, Namen und antithetische Formulierungen. Weniger häufig wurden Abkürzungen, Akronyme, Klimaxe, Alliterationen, Rätsel, Lautmalereien, Phantasiewörter, Dialekte, rhetorische Fragen und unzulässige Verallgemeinerungen gezählt. Selten waren Webadressen, Preziositäten, Anaphern und Selbstreferentialitäten. Der geringeren Häufigkeit einzelner Stilmittel steht ihr Variantenreichtum bei den untersuchten Kleidungstexten gegenüber. Im Durchschnitt verfügt jeder der 377 untersuchten Kleidungstexte über je zwei graphostilistische und semantische Merkmale. Insgesamt wurden in den 377 untersuchten Kleidungstexten 1058 graphostilistische Mittel und Unterscheidungen und 712 semantische Mittel gezählt. Semantische und graphostilistische Eigenarten werden in den jeweiligen Unterkapiteln (5.4.5.1ff., 5.4.5.6ff. & 6.7.2f.) genauer behandelt, da sie die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale sind, wenn es darum geht, Identitäts- und Beziehungsmanagement in Kleidungstexten nachzuweisen. Nachdem mit Hilfe von Häufigkeiten ein allgemeines Bild verwendeter Stilmittel (Strukturen) und damit eine Formbeschreibung von KT ermöglicht wurde, soll im Folgenden versucht werden, KT linguistisch zu verstehen.
[...]
1 Michael Wieczorek 2009)
2 „ Die Beziehung zwischen Soziologie und Sprachwissenschaft gleicht der zweier Partner, die es immer einmal wieder miteinander versuchen, sich - heimlich - GroJ3es voneinander versprechen, sich dann enttäuscht abwenden, um - meist schon nach kurzer Zeit - von neuem mit einem Flirt und einer vorsichtigen Annäherung zu beginnen. (...) Gegenseitige Anziehung und Ablehnung resultieren aus einer eigenartigen Mischung aus materieller Gemeinsamkeit und struktureller Differenz. Die materielle Gemeinsamkeit besteht darin, dass beide Disziplinen zum Kreis der Textwissenschaften gehören: Textelemente und Texte analysierend und dabei neue Texte herstellend. Die strukturelle Differenz besteht - unabhängig von vielen weiteren Differenzen - in der unterschiedlichen Gewichtung des auJ3ersprachlichen 'Kontextes', in den sprachliche Erzeugnisse eingebettet sind.“ (Soeffner 1986, 73)
3 „ In der linguistischen Pragmatik werden die Bedingungen und Regularitäten sprachlichen Handelns untersucht. “ (Glück 2005, 633)
4 „Der Text entfaltet seinen inhaltlichen Zusammenhang und damit sein Wirklichkeitspotential im Kontext mit dem Bild.“ (Gansel, Jürgens 2007, 16)
5 Zugegeben kann man das Wort text im KT problematisch sehen, wenn man bedenkt, dass zu Texten auch Bilder gehören können und hier vor allem auf die Anwesenheit sprachlicher Zeichen verweisen werden soll. Die „Alternativen“ Kleidungssprache und sprachliche Zeichen auf Kleidungsstücken hingegen rechtfertigen die Wahl von KT aufgrund der noch größeren Verwirrung, die sie stiften würden. Gleichzeitig soll dem Begriffschaos dadurch entgegengewirkt werden, dass sprachliche Zeichen hier immer als solche bezeichnet werden und nicht etwa als Texte.
6 Diese Zahlen verweisen auf die laufende Nummer der untersuchten KT. Die vollständige nummerierte
Übersicht findet sich im Anhang.
7 http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4410/Marketplace/Products/list/department/1/category/24/go/to/page/1
http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4410/Marketplace/Products/list/department/1/category/24/go/to/page/2 http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4410/Marketplace/Products/list/department/1/category/24/go/to/page/3 http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4410/Marketplace/Products/list/department/1/category/24/go/to/page/4
8 http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4414/Marketplace/Products/list/department/3/category/33/go/to/page/1
http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4414/Marketplace/Products/list/department/3/category/33/go/to/page/2 http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4414/Marketplace/Products/list/department/3/category/33/go/to/page/3 http://www.spreadshirt.net/de/DE/-/Liste-4414/Marketplace/Products/list/department/3/category/33/go/to/page/4
9 Kategorien: nur Grafik, nur sprachliche Zeichen (sZ), Bild ergänzt sZ, Bild ersetzt sZ, Bild wiederholt mindestens ein sZ
10 Die Zahlen in Klammern verweisen auf Kleidungstexte im Korpus, die als Beispiel dienen.
11 Eine Gesamtübersicht zu den interkorporalen Vergleichen findet sich auf S. 151 (Tabelle 13).
12 Eine Erkenntnis, die der bekannten These entgegensteht, dass Frauen mehr reden würden als Männer. Auf
13 Dieser Umstand ermöglichte eine Annotationskategorie Intonation unabhängig von der Kategorie Interpunktion.
- Arbeit zitieren
- Eric Wallis (Autor:in), 2009, Kleidungstexte - Über das Potential sprachlicher Zeichen auf der Kleidung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136524
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