Am 16. März 37 stirbt Tiberius unter ungeklärten Umständen. Die in Misenum anwesenden
Prätorianer rufen Caligula zum Imperator aus. Die Bevölkerung Campaniens leistet Caligula
den Treueeid1. Dieser teilt dem Senat seine Ausrufung zum Princeps mit und bittet den Senat
um Bestätigung dieses Aktes 2. Parallel zum Verfahren nach dem Tod des Augustus lässt
der neue Princeps nach Dio 59,3,1 -2 das Testament des Tiberius durch Macro an den Senat
überbringen und dort verlesen.3 Caligula und Gemellus, leiblicher Enkel des Tiberius, erben
zu gleichen Teilen, doch auf Betreiben Caligulas annulliert der Senat das Testament.4
Schließlich werden am 29.3. auf einer Senatssitzung alle „Kompetenzen und Ehrenrechte,
die Augustus und Tiberius innegehabt hatten“5, auf Caligula übertragen.
Der Herrschaftsantritt des fünfundzwanzigjährigen Caligula scheint somit ohne Komplikationen
vonstatten gegangen zu sein. Nach dem mühevollen Weg, den Augustus hatte zurücklegen
müssen, um nach und nach einzelne Vollmachten auf seiner Person zu vereinigen und
nach der von langer Hand vorbereiteten Nachfolgeregelungen für Tiberius erscheint der
Herrscherwechsel des Jahres 37 eher wie ein Spaziergang. Anders als seine beiden Vorgänger
Augustus und Tiberius, denen die einzelnen Regierungsvollmachten nach und nach
übertragen wurden, erhält Caligula alle Vollmachten en bloc und an einem Tag.
Um so erstaunlicher wird dies angesichts der Tatsache, dass Senat und Volk von Rom die
unumschränkte Herrschaft einem völlig unerfahrenen jungen Mann übertrugen, dessen Position
auch dadurch uneindeutig war, dass er von seinem Vorgänger weder als dessen Nachfolger
designiert6 und darüber hinaus auch nur zur Hälfte als dessen Erbe eingesetzt worden
war, was seine politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht begünstigte.7 Caligula
war zudem gänzlich Privatmann und ohne jede öffentliche Verdienste oder Befugnisse.8 [...]
1 siehe dazu weiter unten zum Treueid von Aritium
2 Christ hält dies zu Recht für „staatsrechtlich nicht unerheblich.“ Christ, S. 209
3 Tiberius vererbt größere Legate an Soldaten, römische Bürger, Vestalische Jungfrauen, sowie magistri vico-rum. Suet, Tib.76
4 Suet Cal 14; Dio 59, 3,1-2
5 Christ, S.210; Cassius Dio 59.3.1-2
6 Wie es Augustus mit seinen Favoriten und letztendlich mit Tiberius selbst durch Adoption vollzogen hatte.
7 Barrett S. xix
8 Timpe S.62f, Flaig 220,
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Herrschaftsantritt des Caligula
- Die fehlende Designation
- Die unklare Nachfolge
- Die Kandidaten
- Gemellus
- Claudius
- Caligula
- Die fehlende Adoption
- Das Testament
- Die Übertragung der Vollmachten
- Die imperatorische Akklamation und die Rolle des Militärs
- Die Legalisierung des Herrscherwechsels und die Rolle des Senats
- Die Plebs urbana und die Komitien
- Die sogenannte Lex de Imperio
- Der Kaiser als Privatpatron und der Gefolgschaftseid von Aritium
- Die Widmung
- Der Wortlaut
- Die Bedeutung
- Exkurs: Die Rolle Caligulas
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Herrschaftsantritt des römischen Kaisers Caligula im Jahr 37 n. Chr. und analysiert die Faktoren, die zu seiner Machtübernahme führten. Dabei wird die Rolle des Senats, des Militärs, der Bevölkerung und des Testaments des Vorgängers Tiberius beleuchtet. Die Arbeit beleuchtet auch die Bedeutung der sogenannten Lex de Imperio und des Gefolgschaftseides von Aritium für die Legitimation und Stabilisierung der Herrschaft Caligulas.
- Die fehlende Designation Caligulas als Nachfolger des Tiberius
- Die Rolle des Militärs und der imperatorischen Akklamation
- Die Legalisierung des Herrscherwechsels durch den Senat
- Die Bedeutung des Gefolgschaftseides von Aritium für die Herrschaftssicherung
- Die Bedeutung der Lex de Imperio für die Legitimation der Herrschaft Caligulas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die These der Arbeit dar. Sie führt in die Thematik des Herrschaftsantritts Caligulas ein und skizziert die wichtigsten Punkte, die im weiteren Verlauf der Arbeit behandelt werden.
Das Kapitel „Der Herrschaftsantritt des Caligula" untersucht die fehlende Designation Caligulas als Nachfolger des Tiberius. Es analysiert die verschiedenen Kandidaten für die Nachfolge, die unklare Nachfolgeregelung und die Rolle des Testaments des Tiberius. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung der imperatorischen Akklamation durch das Militär und die Legalisierung des Herrscherwechsels durch den Senat. Es analysiert die Rolle der Plebs urbana und die Bedeutung der Lex de Imperio für die Legitimation der Herrschaft Caligulas. Außerdem wird der Gefolgschaftseid von Aritium untersucht und dessen Bedeutung für die Herrschaftssicherung Caligulas.
Der Exkurs „Die Rolle Caligulas" analysiert die Rolle Caligulas bei der Machtergreifung und beleuchtet die verschiedenen Versionen des Todes von Tiberius. Es wird untersucht, inwieweit Caligula die Ereignisse seiner Machtergreifung gesteuert hat und wie seine Rolle von den verschiedenen Quellen dargestellt wird.
Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung des Herrschaftsantritts Caligulas für das Verständnis des römischen Prinzipats.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Herrschaftsantritt, die Nachfolge, die Legitimation, die Herrschaftssicherung, die Rolle des Militärs, des Senats, der Bevölkerung, das Testament, die Lex de Imperio, der Gefolgschaftseid von Aritium, Caligula, Tiberius, das römische Prinzipat und die römischen Institutionen.
- Die fehlende Designation
- Citation du texte
- Olaf Franke (Auteur), 1999, Faktoren der Macht Herrscherwechsel d,J, 37 (Caligula), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13650
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