Diese Arbeit thematisiert die Aspekte "Kultur" bzw. "interkulturell" in der sozialpädagogischen Beratung. Der erste Teil widmet sich der Klärung der Begriffe "Kultur" und "Interkulturalität". Im zweiten Abschnitt werden die interkulturelle Kompetenz und Modelle der interkulturellen Kompetenz nach Gaitanides dargestellt.
Darauf aufbauend wird im dritten Teil auf die kritische Betrachtung zum Diskurs interkultureller Kompetenz eingegangen. Weiterhin werden drei Paradigmen der Beratung mit Migranten, und zwar Ausländerberatung, interkulturelle Beratung und interkulturelle Dimension der Beratung erläutert. Abschließend wird die Arbeit mit einem kurzen Ausblick abgerundet.
Inhalt
1 Einleitung
2 Kultur und Interkulturalität
2.1 Zum Kulturbegriff.
2.2 Interkulturalität
3 Interkulturelle Kompetenz in der Beratung
4 Kritische Betrachtung zum Diskurs interkultureller Kompetenz
5 Drei Paradigmen der Beratung mit Migranten
5.1 Ausländerberatung
5.2 Interkulturelle Beratung
5.3 Interkulturelle Dimension der Beratung
6 Zusammenfassung und Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit thematisiert „Kultur“ bzw. „interkulturell“ in der sozialpädagogischen Beratung.
Der erste Teil widmet sich der Klärung den Begriffe „Kultur“ und „Interkulturalität“. Im zweiten Abschnitt werden die interkulturelle Kompetenz und Modelle der interkulturellen Kompetenz von Gaitanides dargestellt. Darauf aufbauend wird im dritten Teil auf die kritische Betrachtung zum Diskurs interkultureller Kompetenz eingegangen. Weiterhin werden drei Paradigmen der Beratung mit Migranten, und zwar Ausländerberatung, interkulturelle Beratung und interkulturelle Dimension der Beratung erläutert. Abschließend wird die Arbeit mit einem kurzen Ausblick beschlossen.
2 Kultur und Interkulturalität
Die Begriffe „Kultur“ und „interkulturell“ finden die Verwendung in vielen Disziplinen. Besonders im pädagogischen Diskurs sind sie sehr umstritten.
„Kultur“ wird in pädagogischen Debatte nach wie vor kritisiert. Eine Kritik am Diskurs der „Kulturalisierung“ lautet: die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse und Benachteiligungen in der Gesellschaft, die auch eine wichtige Rolle für die Situation von Migranten spielen, werden in den Hintergrund gedrängt und hinter dem Kultur Wesen versteckt. Einige Autoren vertreten die Auffassung, dass politische und ökonomische Bedingungen kulturelle Differenz produzieren (vgl.Schroeter, 2006).
2.1 Zum Kulturbegriff
Wie viele abstrakte Begriffe hat „Kultur“ auch keine allgemeine Definition. Je nach Forschungsbereich wird der Begriff unterschiedlich definiert.
Paul Mecheril definiert „Kultur“ -aus sozialwissenschaftlicher Sicht- wie folgende:
„‘Kultur‘ bezeichnet [...] eine imaginative, im Fluss befindliche und umkämpfte, kollektive Praxis der Erzeugung, Bewahrung und Veränderung von symbolischen Differenzen und Ungleichheitsverhältnissen“ (Mecheril, 2007, S. 300).
Er behauptet, dass Kultur ungleiche soziale Verhältnisse verstärkt, die dann zu der Wirklichkeit von Kultur werden (vgl. Mecheril, 1998). Dies kann wie folgenden verdeutlicht werden: Kultur kennzeichnet ein Verhältnis von Individuum und Gruppe. Sie kann als Lebensformen verstanden werden, die den Lebensstil der Gruppe beeinflussen. Mit anderen Wörtern: Große Gruppe beeinflusst bzw. bestimmt der Lebensstil des einzelnen Mitgliedes der Gesellschaft.
Hier sei noch einmal hervorgehoben, dass „Kultur“ nicht etwas, was wir haben können, ist, sondern wir sind Teil von Kultur (vgl. ebd.).
2.2 Interkulturalität
Nach Mecheril bringt „ |... |,Interkulturalität’ jene faktischen und imaginativen Prozesse des Austauschs zwischen (Mitgliedern von) Lebensformen zum Ausdruck [...], in denen Differenz und Ungleichheit in einer vom Kontext der Begegnung präformierten Weise inter-subjektiv relevant sind“ (Mecheril, 1998, S. 292).
Hier wurde darauf hingewiesen, dass der Kulturbegriff ein „Wir“ konstruiert. Wenn es ein „Wir“ gibt, dann wird es automatisch ein „ Nicht-Wir“ geben. Nach Mecheril bestehen „Wir“ und „ Nicht- Wir“ aus imaginierten Eigenschaften, die dann eine Ungleichheit zwischen “Wir“ und „Nicht-Wir“ verschärfen. „Nicht-Wir“ besteht also beispielsweise aus Stereotypen(Fremdbilder), Klischees, was uns durch die Gesellschaft verteilt wird.
Interkulturelle Situation lässt sich durch die Unterscheidung von „Wir“ und „ Nicht-Wir“ existieren.
3 Interkulturelle Kompetenz in der Beratung
Nachdem einem kurzen Überblick über die Begriffe „Kultur“ und „Interkulturalität“ gegeben wurde, wird in diesem Abschnitt auf einem sehr aktuellen Diskurs eingegangen. Das Thema wird in vielen Disziplinen kontrovers diskutiert und in der Sozialwissenschaft anders als beispielsweise in der Wirtschaftswissenschaft betrachtet.
Da der Begriff „interkulturelle Kompetenz“ eine der beliebte Begriffe in den Wissenschaften ist, ist es umso schwerer eine allgemeine Definition zu finden.
Leenen, Groß, Grosch haben zur Erklärung der interkulturellen Kompetenz ein Modell entworfen. Sie definieren interkulturelle Kompetenz wie folgenden:
„Interkulturelle Kompetenz besteht also in einem Bündel von Fähigkeiten, die einen produktiven Umgang mit der Komplexität kultureller Überschneidungssituationen erlauben.“ (Leenen et al., 2013, S. 114)
Mit diesen Überschneidungssituationen gemeint sind die Kommunikationssituationen, die kulturelle Differenz bestehen.
Gaitanides verweist auf die Definition von Leenen, Groß, Grosch und kategorisiert die Kompetenzen in zwei Bereiche, und zwar „kognitive Kompetenzen“ und „Handlungskompetenzen“ (vgl. Gaitanides, 2007).
Kognitive Kompetenzen werden für kulturelles Hintergrundwissen verwendet. Zum kulturellen Hintergrundwissen gehören z.B. Kenntnisse über
- Migrationsgeschichte, d. h. über Historie, Struktur und Funktion von Migration,
- die soziale, rechtliche und sozialpsychologische Situation von Einwanderern,
- Minderheitenstatus
- sozialer Wandel
- Erscheinungsformen und Erklärungsansätze ethnischer Vorurteile und Rassismus (vgl. Gaitanides, 2007; vgl. Schroeter, 2006)
Gaitanides weist darauf hin, dass die Berater/-innen mit folgenden „Handlungskompetenzen“ viel über die Problemdefinition und Bewältigungsstrategien erfahren können:
- Ambiguitätstoleranz
- Fähigkeit zu Selbst- und Fremdwahrnehmungen
- kulturell und sozial „Anderen“ akzeptieren und wertschätzen zu können - ohne die eigene Identität aufzugeben -
- sich empathisch einfühlen, zuhören, Fragen stellen zu können
- auch bei Sprachschwierigkeiten und mangelhaften kulturellen Hintergrundkenntnisse eine stabile Kommunikationsbeziehung aufbauen zu können.
An dieser Stelle muss besonders betont werden, dass die Berater/-innen nicht nur das Wissen (kognitive Kompetenzen) sammeln, sondern auch die allgemeinen Handlungskompetenzen entwickeln sollten. Nur mit dem Erwerb des Kulturwissens - ohne eine reflexive Auseinandersetzung mit eigener Kultur - besteht es die Gefahr, die Informationen selektiv zu verarbeiten, d. h. wir können die Informationen, die uns irgendwie stören oder die unserem „Fremdbild“ nicht passen so interpretieren, dass wir dieses Bild oder Vorurteile immer noch behalten und nicht ändern (vgl. Gaitanides, 2007). Zusammenfassend lässt sich sagen: Ohne Selbstreflexion nur das Wissen kann nicht hilfreich sein. Es kann sogar kontraproduktiv sein, weil wir dann dieses Wissen sehr parteiisch deuten.
4 Kritische Betrachtung zum Diskurs interkultureller Kompetenz
Nachdem die Modelle interkultureller Kompetenz dargestellt wurden, wird als nächstes auf die Kritik von Maria do Mar Castro Varela am Diskurs der interkulturellen Kompetenz eingegangen.
Castro Varela betrachtet den Diskurs interkultureller Kompetenz kritisch und behauptet, dass die einzelne Fähigkeiten der interkulturelle Kompetenz einseitig untersucht und für Sozialpädagogen als Schlüsselkompetenz gesehen werden (vgl. Castro Varela, María do Mar, 2002; vgl. Schroeter, 2006). Hier besteht aber die Gefahr, dass andere wichtige Faktoren bei Migranten und Migrantinnen beispielsweise soziale Ungleichheit oder Ausgrenzung in der Gesellschaft im Hintergrund bleibt und dass Migranten Stereotypen festgelegt und dadurch wird die Personen nicht als Individuum betrachtet. Alle Benachteiligungen werden hinter das Kulturwesen gedrängt und kulturalistisch betrachtet.
Castro Varela hebt hervor, dass sich diese einzelne Kompetenzen in der Tat meist nicht von den allgemeinen Kommunikationskompetenzen unterscheiden. Daher steht sie gegenüber dem Gedanken, dass die interkulturelle Kompetenzerweiterung für die soziale Arbeit nötig ist, denn Sozialpädagogen haben bereits diese Kompetenzen. Davon ausgehend hinterfragt sie, wer von dem Diskurs interkultureller Kompetenz profitiert. Dabei stellt sie fest, dass diejenigen, die finanziell und symbolisch vom Weiterbildungsmaßnahmen im interkulturellen Bereich profitieren und sich auf dem Arbeitsmarkt durch zusätzliche interkulturelle Qualifikationen einen Namen machen, fast nur Angehörigen der Mehrheitskultur sind (vgl. Castro Varela, María do Mar, 2002; vgl. Schroeter, 2006).
Darüber hinaus vertritt sie der Auffassung, dass der derzeitige Diskurs um interkulturelle Kompetenz andere wesentliche Faktoren ausblendet. So werden beispielsweise Rassismus, Gewalt und Machtstrukturen nur wenig thematisiert und stattdessen einseitig Techniken und Methodendiskutiert (vgl. Schroeter, 2006). Während die kulturellen Unterschiede und Defizite von Migranten diskutiert werden, werden die Methode in Institutionen, die die Migranten ausgrenzen, akzeptiert und aus der Diskussion ausgeschlossen.
5 Drei Paradigmen der Beratung mit Migranten
Nach einem Überblick zum Debatte der interkulturellen Kompetenz wird in diesem Abschnitt auf „interkulturell“ im Beratungskonzept eingegangen. Die bisherigen Ausführungen machen deutlich, dass der Begriff „interkulturell“ in pädagogischen Diskurs kontrovers diskutiert. Mecheril zufolge ist es sinnvoll in Bezug auf Beratung und Migration drei Ansätze bzw. Paradigmen zu unterscheiden (vgl. Mecheril, 2004):
[...]
- Arbeit zitieren
- Selin Dierks (Autor:in), 2021, Kultur in der sozialpädagogischen Beratung. Interkulturelle Dimensionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1364573
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