Katalanisch und Baskisch – es ist wohl kaum zu bestreiten, dass die Mehrheit der Europäer ohne spanische Herkunft bei der Frage nach den unterschiedlichen Regionalsprachen Spaniens zuerst an diese beiden relativ bekannten Minderheitensprachen denken wird. Daneben existiert jedoch unter anderem auch noch die Sprache Galicisch, die seit dem Autonomiestatut von 1981 in der autonomen Region Galicien im Nordwesten des Landes offiziellen Sprachstatus innehat.
Das Gebiet mit der Hauptstadt Santiago de Compostela gliedert sich in die Provinzen La Coruña, Lugo, Pontevedra sowie Orense (vgl. Freitag 1994: 13). Doch auch außerhalb jenes autonomen Territoriums ist das Galicische im Westen der angrenzenden Provinzen Oviedo, Léon und Zamora verbreitet, ohne dort jedoch als offizielle Sprache anerkannt zu sein (vgl. Bochmann 1982: 151). Neuesten Schätzungen zufolge beläuft sich die Sprecherzahl des Galicischen auf 3,7. Mio (vgl. Internetquelle 2: Stand 7. 4.2008). Hierbei finden allerdings auch die mehreren hunderttausend Auswander Berücksichtigung, die das Galicische beherrschen und/oder praktizieren.
Doch nicht immer ist Galicisch im geschichtlichen Verlauf als eigenständige Sprache angesehen worden. Hierfür sind vor allem linguistische Besonderheiten des galicischen Idioms ausschlaggebend. Schließlich weist dieses einen sehr stark kastialianisierten Wortschatz auf, wohingegen die sprachstrukturelle Basis des Galicischen von etlichen Parallelen zum Portugiesischen gekennzeichnet ist (vgl. Freitag 1994: 16). Trotz der demnach schlüssig erscheinenden Folgerung, die galicische Sprache als dialektale Varietät einer dieser beiden zentralen europäischen Sprachen anzusehen, hat sich das Galicische im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte zu einer - um mit Ursula Esser zu sprechen - „ [...] modernen Kultursprache [..]“ (Esser 1990: Zitat aus Titel der Publikation entnommen) entwickelt.
Gliederung
1 Grundlegende Informationen zur Regionalsprache Galicisch
2 Kurzer Überblick über das galicische Rexurdimento
2.1 Situation des Galicischen vor der Bewegung des Rexurdimento
2.2 Bedeutung der galicischen Rexurdimento – Bewegung
3 Phase des geplanten Ausbaus der galicischen Sprache
3.1 Galicische Sprachpolitik seit den 40er Jahren
3.2 Galicien und die Diskussion um die Normierung der galicischen Sprache
3.3 Stationen des Normierungsprozesses
3.3.1 Anfangsstadien der galicischen Normierung
3.3.2 Die 80er Jahre - Höhepunkt des Normierungsprozesses
3.3.3 Die Bedeutung der erfolgten Normierung in Galicien
4 Einordnung des Galicischen in das Spektrum europäischer Sprachen
5 Bibliographie
1 Grundlegende Informationen zur Regionalsprache Galicisch
Katalanisch und Baskisch – es ist wohl kaum zu bestreiten, dass die Mehrheit der Europäer ohne spanische Herkunft bei der Frage nach den unterschiedlichen Regionalsprachen Spaniens zuerst an diese beiden relativ bekannten Minderheitensprachen denken wird. Daneben existiert jedoch unter anderem auch noch die Sprache Galicisch, die seit dem Autonomiestatut von 1981 in der autonomen Region Galicien im Nordwesten des Landes offiziellen Sprachstatus innehat.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Gebiet mit der Hauptstadt Santiago de Compostela gliedert sich in die Provinzen La Coruña, Lugo, Pontevedra sowie Orense (vgl. Freitag 1994: 13). Doch auch außerhalb jenes autonomen Territoriums ist das Galicische im Westen der angrenzenden Provinzen Oviedo, Léon und Zamora (siehe Internetquelle 1: blaue Umrandung (Hervorhebung der Autorin)) verbreitet, ohne dort jedoch als offizielle Sprache anerkannt zu sein (vgl. Bochmann 1982: 151).
Internetquelle 1: Stand: 13. 5. 2008
Neuesten Schätzungen zufolge beläuft sich die Sprecherzahl des Galicischen auf 3,7. Mio (vgl. Internetquelle 2: Stand 7. 4.2008). Hierbei finden allerdings auch die mehreren hunderttausend Auswander Berücksichtigung, die das Galicische beherrschen und/oder praktizieren.
Doch nicht immer ist Galicisch im geschichtlichen Verlauf als eigenständige Sprache angesehen worden. Hierfür sind vor allem linguistische Besonderheiten des galicischen Idioms ausschlaggebend. Schließlich weist dieses einen sehr stark kastialianisierten Wortschatz auf, wohingegen die sprachstrukturelle Basis des Galicischen von etlichen Parallelen zum Portugiesischen gekennzeichnet ist (vgl. Freitag 1994: 16). Trotz der demnach schlüssig erscheinenden Folgerung, die galicische Sprache als dialektale Varietät einer dieser beiden zentralen europäischen Sprachen anzusehen, hat sich das Galicische im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte zu einer - um mit Ursula Esser zu sprechen - „ [...] modernen Kultursprache [..]“ (Esser 1990: Zitat aus Titel der Publikation entnommen) entwickelt.
2 Kurzer Überblick über das galicische Rexurdimento
2.1 Situation des Galicischen vor der Bewegung des Rexurdimento
Jener Status einer Kultursprache ist durch die Errungenschaften der Rexurdimento -Bewegung vorbereitet und in der späteren Phase der gezielten Sprach- und Korpusplanung, die das Galicische ab den 40er Jahren erfahren hat, ausgebaut worden. Doch schon lange bevor der zweiphasige Emanzipationsprozess jener Minderheitensprache greifen konnte, hat das Galicische als durchaus bedeutendes Idiom gegolten. In der Tat ist
[b]is ins 13. Jahrhundert hinein [...] auf dem Gebiet des heutigen Galicien ein und dieselbe Sprache gesprochen [...] (Radatz 2006: 149)
worden. Seinen mittelalterlichen Kulminationspunkt hat dieses Regionalidiom während der spanischen Reconquista erreicht, in deren Verlauf der galicische Sprachraum zu einem spirituellen und kulturellen Zentrum des christlichen Abendlandes geworden ist (vgl. Radatz 2006: 149.). Diese Tatsache ist darauf zurückzuführen, dass im von den Arabern nicht besetzen heutigen Galicien das Grab des Apostels Jacobus aufgefunden worden ist, welcher im Folgenden zum Schutzheiligen im Kampf gegen die Mauren erklärt worden ist (vgl. Freitag 1994: 28). Als Konsequenz hieraus hat die galicische Sprache sich zu einer „ [...] Literatursprache von überregionaler Bedeutung [...]“ (Radatz 2006: 149) entwickelt, was vor allem auf die enorme und nicht nur auf Galicien selbst beschränkte Beliebtheit der galicischen Mariendichtung zurückzuführen ist (vgl. Radatz 2006: 149.).
Diesem Prozess der Aufwertung des Galicischen ist hingegen dadurch ein Ende bereitet worden, dass das bis dahin unabhängige Galicien im Jahre 1071 unter kastilische Herrschaft gefallen ist. Indem Portugal sich 1143 zu einem eigenständigen Königreich formiert hat, ist der Prozess der Marginalisierung des Galicischen noch weiter vorangetrieben worden, da sich die galicische und die portugiesische Sprache infolgedessen signifikant voneinander entfernt haben. Daraus resultiert eine weitere Schwächung des Galicischen gegenüber des übermächtigen kastilischen Idioms. Dieses ist von den Reyes Católicos im 15. Jahrhundert zur allgemeingültigen Schriftsprache der Region erhoben worden und hat so in allen Lebensbereichen allmählich die Vorherrschaft über das als vulgär und minderwertig empfundene Galicisch erlangt (vgl. Radatz 2006: 149). Hierdurch lässt sich die Ausprägung der bis heute in Galicien herrschenden Diglossiesituation nachvollziehen, welche bewirkt, dass das kastilische Spanisch vor allem in allen Bereichen von Macht und Herrschaft Anwendung findet, während der Großteil der galicischen Landbevölkerung sich im mündlichen Bereich weiterhin des tradierten Regionalidioms bedient (vgl. Radatz 2006: 149).
2.2 Bedeutung der galicischen Rexurdimento – Bewegung
Erst ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat „[...] das Galicische als Literatursprache [...]“ (Radatz 2006: 150) eine gewisse Aufwertung erfahren, was sich in der Bewegung des Rexurdimento (dt.: „Wiedererstehen“) niedergeschlagen hat. Als wohl wichtigste Autorin dieser literarischen Epoche ist wohl Rosalía de Castro zu qualifizieren, welche mittels ihrer aufs Jahre 1863 zu datierenden Cantares gallegas auch außerhalb des galicischen Sprach -und Kulturraumes enorme Berühmtheit erlangt hat (vgl. Esser 1990: 42).
Von weitaus größerer Bedeutung hingegen sind jene Institutionen des Sprachausbaus, die im Laufe der galegischen Regionalbewegung begründet worden sind. Hierunter sind unter anderem Einrichtungen wie das Sprachpflegeinstitut Real Academia Gallega sowie die Sprachbrüderschaften Irmandades da Fala anzuführen. Anfang des 20. Jahrhunderts werden diese Bemühungen um den Sprachausbau ergänzt durch verstärkt politische Zielsetzungen galicischer Gruppierungen wie beispielsweise der Acción Gallega (vgl. Esser 1990: 76f.).
[...]
- Quote paper
- Melanie Skiba (Author), 2008, Die Entwicklung des Galicischen seit dem „Rexurdimento“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136344
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