Bell sprach bereits 1976 von der cognitive science und betonte damit die zentrale Stellung des Wissens in der Gesellschaft. Lebenslanges Lernen erhält so eine wichtige Bedeutung in den Lebenswegen der Menschen. Der Europäische Rat hat 2000 in Lissabon festgehalten, „…dass sich Europa unbestreitbar auf dem Weg in das Zeitalter des Wissens befindet…“(Kommission der EG, 2000). Für die Bürger bedeutet dies, dass sie sich diesem Wandel anpassen und die bestehenden Handlungsmuster ändern müssen. Lebenslanges Lernen wird somit zum Grundprinzip der Bildung. Die EU hat mit der Auflage des Programmes für Lebenslanges Lernen 2007 bisherige Förderprogramme zusammengeführt und stellt im Zeitraum zwischen 2007-2013 ca. 7 Milliarden Euro für die Umsetzung zur Verfügung (BMBF, 2007). Wie jedoch kann der Einzelne sich in der immer vielfältiger werdenden Bildungslandschaft zurecht finden, wie kann er das Prinzip des Lebenslangen Lernens für sich umsetzen? Dafür wird es immer wichtiger, dass jeder professionelle Bildungsberatung in Anspruch nehmen kann. Dies ist eines der wesentlichen Ziele des Förderprogramms „Lernen vor Ort“, dass vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie einem Stiftungsverbund aufgelegt wurde und auch mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird (BMBF, 2008). Hierfür werden Bildungsberater gebraucht, die den Bürger beim Erwerb einer erfolgreichen Bildungsbiografie unterstützen. Wie jedoch kommt ein Bildungswissenschaftler zu dieser Professionalität?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das 4C/ID Modell und seine exemplarische praktische Anwendung
2.1 Analyse der Kompetenz/Hierarchisierung
2.2 Sequentialisierung der Aufgabenklassen
2.3 Entwurf von Lernaufgaben
2.4 Beispiele von unterstützenden Informationen
2.5 Beispiele für just-in-time Informationen
3 Mediendidaktische Überlegungen zum 4C/ID Modell
3.1 Lerntheoretische Überlegungen
3.2 Situiertes Lernen
3.3 Didaktische Szenarien
3.4 Medien zur Unterstützung des Blueprints
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Bell sprach bereits 1976 von der cognitive science und betonte damit die zent-rale Stellung des Wissens in der Gesellschaft. Lebenslanges Lernen erhält so eine wichtige Bedeutung in den Lebenswegen der Menschen. Der Europäische Rat hat 2000 in Lissabon festgehalten, „. .dass sich Europa unbestreitbar auf dem Weg in das Zeitalter des Wissens befindet. .“(Kommission der EG, 2000). Für die Bürger bedeutet dies, dass sie sich diesem Wandel anpassen und die bestehenden Handlungsmuster ändern müssen. Lebenslanges Lernen wird so-mit zum Grundprinzip der Bildung. Die EU hat mit der Auflage des Programmes für Lebenslanges Lernen 2007 bisherige Förderprogramme zusammenge-führt und stellt im Zeitraum zwischen 2007-2013 ca. 7 Milliarden Euro für die Umsetzung zur Verfügung (BMBF, 2007). Wie jedoch kann der Einzelne sich in der immer vielfältiger werdenden Bildungslandschaft zurecht finden, wie kann er das Prinzip des Lebenslangen Lernens für sich umsetzen? Dafür wird es immer wichtiger, dass jeder professionelle Bildungsberatung in Anspruch nehmen kann. Dies ist eines der wesentlichen Ziele des Förderprogramms „Lernen vor Ort“, dass vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie einem Stiftungsverbund aufgelegt wurde und auch mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird (BMBF, 2008). Hierfür wer-den Bildungsberater gebraucht, die den Bürger beim Erwerb einer erfolgrei-chen Bildungsbiografie unterstützen. Wie jedoch kommt ein Bildungswissen-schaftler zu dieser Professionalität? An den Bildungsberater werden hohe komplexe Anforderungen gestellt, die ihn schnell überfordern können. Es ist also sinnvoll ihn mit Hilfe eines speziell entwickelten Modells zu trainieren.
Van Merriënboer entwickelte 1997 das four-component instructional design Modell (4C/ID Modell). Das Modell gibt Designkomponenten vor, mit denen ein Lehrplan (Training Blueprint) für den Bildungsberater erstellt werden kann, der es ihm ermöglicht die komplexen Lernaufgaben zu bearbeiten, ohne dabei kognitiv überlastet zu werden. Das Instruktionsdesign (ID) ermöglicht es, die authentischen Lernaufgaben in ihrer Komplexität zu reduzieren.
Im zweiten Kapitel wird das 4C/ID Modell am Beispiel des Bildungsberaters beschrieben und auf seinen Aufgabenbereich Beratungsgespräche durchführen hin umgesetzt. Das dritte Kapitel ordnet das 4C/ID Modell theoretisch ein und stellt geeignete Didaktische Szenarien und Medien zur Unterstützung des Trai- ning Blueprints vor. Abgeschlossen wird die Hausarbeit mit einem eigenen Fazit. Der besseren Lesbarkeit halber wird, bezüglich Personen im Text, aus-schließlich die männliche Form verwendet, gemeint sind selbstverständlich immer beide Geschlechter.
2 Das 4C/ID Modell und seine exemplarische praktische Anwendung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: A graphical view on the four components: (a) learning tasks, (b) supportive information, (c) just-in-time (JIT) information, and (d) part-task practice. (Quelle: van Merrienbënboer, Clark und Croock, 2002, S. 44)
Wie aus der Bezeichnung schon ersichtlich, besteht das 4C/ID Modell aus vier Komponenten und ist ein Instruktionsdesignmodell. In ID Modellen werden psychologische Gesetzmäßigkeiten für die Gestaltung von Lernumgebungen genutzt und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu gewünschten Lernprozessen und Lernresultaten kommt (Bastiaens, Deimann, Schrader & Orth, 2009, S. 32-33). ID „... bezeichnet die systematische Vorgehensweise zur Gestaltung und Entwicklung von Lernumgebungen“ (Bastiaens et al, 2009, S.31).
Die authentischen Lernaufgaben (Learning tasks) stellen das zentrale Element dar und bilden komplexe realitätsnahe Anforderungen nach. Der Lernende baut dadurch kognitive Schemata auf. Die Lernaufgaben sollten den Lernenden mit allen konstituierenden Fertigkeiten konfrontieren, und diese mit den dafür be-nötigten Kenntnissen und Attituden verbinden (Merriënboer & Kirchner, 2007, S. 16). Die unterstützenden Informationen (Supportive Information) stehen dem Lernenden jederzeit zur Verfügung und dienen der Bewältigung von nicht-wiederkehrenden Aufgaben. Sie helfen bei der erfolgreichen Annäherung an die Probleme und Aufgaben, die der Lernende erledigen muss. Die just-in-time Informationen (JIT information) werden dem Lernenden erst bei der Be-arbeitung der konkreten Aufgabe vorgelegt und dienen der Bewältigung von wiederkehrenden Aufgaben. Die Part-task practice sind als Komponente nur dann erforderlich, wenn wiederkehrende Aufgaben mit hoher Automation erle-digt werden müssen (Merriënboer & Kirchner, 2007, S. 191). Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Hausarbeit.
2.1 Analyse der Kompetenz/Hierarchisierung
Merriënboer und Kirchner (2007, S. 290) definieren Skill Hierarchy (Fertigkei-tenhierarchie) als „A hierarchical description of all constituent skills that make up a complex skill or professional competency.“ Die vier Komponenten des Modells können differenziert in 10 Schritte zerlegt werden, als erster Schritt wird die Erstellung einer Hierarchie empfohlen. (Baestiaens et al, 2009).
Die authentische ganzheitliche Kompetenz, die der Bildungsberater vor Ort am Ende beherrschen soll, muss dabei in die sie konstituierenden Teilfertigkeiten zerlegt werden. Diese werden in der Fertigkeitenhierarchie dargestellt, wobei die Zusammenhänge zwischen den Fertigkeiten durch Relationen aufgezeigt werden. Unterschieden wird in vertikale oder konditionale und horizontale oder temporäre Relationen. Die horizontalen Relationen beziehen sich dabei auf von links nach rechts zu lesende, zeitlich aufeinander aufbauende Fertigkeiten, be-vor der Bildungsberater also den Klient beraten kann, muss er die Probleme des Klienten analysieren.
Die vertikalen Relationen zeigen von unten nach oben, welche Teilfertigkeiten erst beherrscht werden müssen, bevor die darüber stehenden ausgeführt werden können. (van Merriënboer, Clark & de Croock, 2002, S. 41). Der Bildungsbe-rater muss also erst die Analysemethode auswählen, bevor er die Probleme eruieren kann.
Die Fertigkeitenhierarchie für den Bildungsberater zur Erlangung der Kompe-tenz Beratungsgespräche durchführen, ist nachfolgend dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Fertigkeitenhierarchie eines Bildungswissenschaftlers in der institutio-nellen Beratung, eingeschränkt auf einen Bildungsberaters vor Ort zum Erwerb der Kompetenz Beratungsgespräche führen
Quelle: eigene Darstellung
2.2 Sequentialisierung der Aufgabenklassen
Der zweite Schritt ist die Sequentialisierung der Aufgabenklassen, wobei es vier Sequenzprinzipien gibt. Das erste Sequenzprinzip ist die Erstellung von vereinfachenden Annahmen und wird am meisten benutzt (Bastiaens et al, 2009, S.31). Im Rahmen der Hausarbeit wird deshalb auch nur dieses Sequenz-prinzip umgesetzt.
Aus den vereinfachenden Annahmen können dann die Aufgabenklassen kons-truiert werden. In den Abbildungen 1 und 3 wird eine Aufgabenklasse mit einer gepunkteten Linie ausgewiesen. Die Aufgabenklassen organisieren die Lern-aufgaben so, dass der Lernende nicht durch die Komplexität der Lernaufgabe überfordert wird. In der ersten Aufgabenklasse haben die Lernaufgaben den geringsten Schwierigkeitsgrad. Dieser steigt dann von Aufgabenklasse zu Auf-gabenklasse an und die letzte Aufgabenklasse bildet den höchsten Schwierig-keitsgrad ab. In allen Aufgabenklassen, auch schon in der ersten, wird die zu erlernende Kompetenz ganzheitlich trainiert: „ Whole-task sequencing ensures that learners work on whole tasks in each task class: Task classes only differ in difficulty.“ (Merriënboer & Kirchner, 2007, S. 62). Die Komplexität wird var-riiert durch die Anzahl der involvierten Fertigkeiten und der Anzahl der Inter-aktionen zwischen den konstituierenden Fertigkeiten und der Menge der benö-tigten Kenntnisse, um diese ausüben zu können. (van Merriënboer, Clark, & de Croock, 2002, S. 44).
Das 4C/ID Modell steht auch dafür, den Lernenden möglichst realitätsnah zu unterrichten. „Knowledge and skills are often taught in a classroom situation, outside the context of the actual working environment. This results in a rather low transfer of the knowledge and skills to the work situation.“ (Bastiaens & Martens, 2000, S. 8). Die vereinfachenden Annahmen sollten also möglichst die Gesamtheit der zu erlernenden Kompetenz abbilden, um diese bei der Se-quentialisierung der Aufgabenklassen zu fassen und so realitätsnahe und ganz-heitliche Lernaufgaben in den einzelnen Aufgabenklassen erstellen zu können. In der Hausarbeit werden, ausgehend von der Fertigkeitenhierarchie, fünf ver-einfachende Annahmen erstellt. Diese werden so sequentialisiert, dass sich daraus drei Aufgabenklassen ergeben.
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- Dipl.-Ing. (FH) Marika Fedtke (Author), 2009, Das 4 CID Modell - Anwendung für einen Bildungswissenschaftler im Bereich der institutionalisierten Beratung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136164
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