Im Rahmen dieser Untersuchung werden die Strategien und Methoden des Adels, die das 'Oben Bleiben' dieser Bevölkerungsgruppe innerhalb der veränderten Rahmenbedingungen des Deutschen Kaiserreichs gewährleisten sollten, näher betrachtet. Dementsprechend wird im Folgenden zunächst die Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW), ein Vertreter der agrarischen Interessen der Großgrundbesitzer, von Relevanz sein. Dieser Zusammenschluss erweist sich besonders dahingehend als historisch bedeutsam, da sich in dieser, ausgehend vom norddeutschen und vor allem dem ostelbisch-preußischen Raum, eine vergleichsweise homogene Interessenbewegung der Großgrundbesitzenden sowie Eisenindustriellen subsumierten. Entgegen den Tendenzen der historischen Forschung, die die Gründung des VSW zumeist nur bezüglich der Vorgeschichte des Bunds der Landwirte (BdL) stark verkürzt thematisiert, wird das Augenmerk auf einer allgemeineren Ebene liegen: Die Gründungsursachen des Verbandes, die verfolgten Ziele, die verbandsinterne Ideologie und nicht zuletzt die Probleme der politischen Partizipation im Rahmen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ebenfalls wird auf die Rolle des Adels innerhalb dieser Vereinigung der agrarischen Eliten eingegangen werden.
Der daran anknüpfende Hauptteil der Untersuchung wird den Bund der Landwirte, eine Pressure-Group, wie es sie zuvor im Deutschen Kaiserreich so noch nicht gab, zum Gegenstand haben. Auch im Falle dieser agrarischen Massenbewegung wird der Fokus zunächst auf einer allgemeinen Ebene liegen. Dabei gilt es die Gründungsursachen und die Ideologie des Bundes zu beleuchten. Im zweiten Teil werden die Besonderheiten dieser äußerst aktiven und zeitweise sehr erfolgreichen Bewegung, die Organisation und die angebotenen Dienstleistungen, die nicht unwesentlich mit dem Erfolg des BdL verknüpft sind, dargestellt. Abschließend sollen zwei Fragestellungen untersucht werden, die sich mit dem Beitrag des Bundes zu einem politischen, modernen und gesellschaftlich salonfähigen Antisemitismus beschäftigen. Erstens: welchem Zweck dient die vom Bund maßgeblich mitgetragene antisemitische Agitation? Und zweitens: mit welchen Mitteln wurde dieser Prozess vorangetrieben? Diesbezüglich wird der Einfluss des BdL auf die Deutsch-Konservative Partei und deren publizistischen Organe von besonderem Interesse sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Verband der Steuer und Wirtschaftsreformer (VSW)
- 2.1 Der VSW als Vertreter der ostelbischen Großagrarier
- 2.2 Der VSW an der Schwelle zum 20. Jahrhundert
- 3. Der Bund der Landwirte als politische Massenbewegung
- 3.1 Organisation und Dienstleistungen des BdL
- 3.2 Der BdL und die DKP
- 3.3 Publizistische Organe des BdL
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Strategien des Adels zur Aufrechterhaltung seiner Machtposition im Deutschen Kaiserreich, insbesondere im Kontext des gesellschaftlichen Umbruchs. Der Fokus liegt auf zwei bedeutenden agrarischen Interessenverbänden: der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW) und dem Bund der Landwirte (BdL). Analysiert werden Gründungsursachen, Ziele, interne Ideologien und die politische Partizipation beider Verbände.
- Die Rolle des Adels im Kontext agrarischer Interessenvertretung
- Gründungsursachen und Ideologien der VSW und des BdL
- Politische Strategien und Methoden der beiden Verbände
- Der Einfluss des BdL auf die Deutsch-Konservative Partei und den Antisemitismus
- Die Entwicklung agrarischer Interessenverbände im 19. und 20. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit. Sie skizziert den Fokus auf die Strategien des Adels zur Erhaltung seiner Machtposition im Kaiserreich und kündigt die Untersuchung der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW) und des Bundes der Landwirte (BdL) an. Die Einleitung hebt die Bedeutung der VSW als Vorläufer des BdL hervor und betont die Notwendigkeit einer umfassenderen Betrachtung der Gründungsursachen, Ziele und der politischen Partizipation des Verbandes.
2. Verband der Steuer und Wirtschaftsreformer (VSW): Dieses Kapitel behandelt die Gründung der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW) im Jahr 1876 als bedeutendes Ereignis für die politische Organisation der agrarischen Eliten. Es analysiert die Zusammensetzung des VSW, mit einem Fokus auf die Beteiligung des Adels und die unterschiedlichen Akteure, darunter "neuer" und "alter" Adel sowie bürgerliche Gutsbesitzer. Die Ursachen für die vergleichsweise späte Gründung eines solchen Verbandes werden im Kontext soziokultureller Veränderungen und der traditionellen Beziehung zwischen Landwirtschaft und Obrigkeit diskutiert. Drei wesentliche Themenkomplexe – soziokulturelle Veränderungen, wirtschaftliche Entwicklungen und politische Rahmenbedingungen – werden als Einflussfaktoren auf die Gründung der VSW identifiziert und ausführlich erläutert. Die enge Verzahnung mit der Entwicklung des ostelbischen Raums und die Herausforderungen der politischen Partizipation im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert werden ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Adel, Adeligkeit, Agrarische Interessenverbände, Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW), Bund der Landwirte (BdL), Großgrundbesitzer, Ostelbisches Preußen, Deutsches Kaiserreich, Politische Partizipation, Antisemitismus, Deutsch-Konservative Partei, Agrarpolitik, Industrielle Entwicklung, Gesellschaftlicher Umbruch.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Agrarische Interessenverbände im Deutschen Kaiserreich"
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Strategien des Adels zur Aufrechterhaltung seiner Machtposition im Deutschen Kaiserreich, insbesondere im Kontext des gesellschaftlichen Umbruchs. Der Fokus liegt dabei auf zwei bedeutenden agrarischen Interessenverbänden: der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW) und dem Bund der Landwirte (BdL).
Welche Verbände werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW) und den Bund der Landwirte (BdL). Es wird deren Gründung, Ziele, interne Ideologien und politische Partizipation untersucht.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet die Rolle des Adels in der agrarischen Interessenvertretung, die Gründungsursachen und Ideologien der VSW und des BdL, deren politische Strategien und Methoden, den Einfluss des BdL auf die Deutsch-Konservative Partei und den Antisemitismus sowie die Entwicklung agrarischer Interessenverbände im 19. und 20. Jahrhundert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält eine Einleitung, Kapitel zum Verband der Steuer und Wirtschaftsreformer (VSW) mit Unterkapiteln zum VSW als Vertreter der ostelbischen Großagrarier und dem VSW an der Schwelle zum 20. Jahrhundert, Kapitel zum Bund der Landwirte als politische Massenbewegung mit Unterkapiteln zu Organisation und Dienstleistungen, dem Verhältnis zum BdL und der DKP sowie den publizistischen Organen des BdL, und abschließend ein Fazit.
Was wird im Kapitel über den Verband der Steuer und Wirtschaftsreformer (VSW) behandelt?
Dieses Kapitel behandelt die Gründung des VSW im Jahr 1876 und analysiert dessen Zusammensetzung (Adel, "neuer" und "alter" Adel, bürgerliche Gutsbesitzer). Es untersucht die Ursachen für die späte Gründung des Verbandes im Kontext soziokultureller Veränderungen und der traditionellen Beziehung zwischen Landwirtschaft und Obrigkeit. Es werden soziokulturelle Veränderungen, wirtschaftliche Entwicklungen und politische Rahmenbedingungen als Einflussfaktoren auf die Gründung der VSW identifiziert. Die Verzahnung mit der Entwicklung des ostelbischen Raums und die Herausforderungen der politischen Partizipation im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert werden ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Adel, Agrarische Interessenverbände, Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (VSW), Bund der Landwirte (BdL), Großgrundbesitzer, Ostelbisches Preußen, Deutsches Kaiserreich, Politische Partizipation, Antisemitismus, Deutsch-Konservative Partei, Agrarpolitik, Industrielle Entwicklung, Gesellschaftlicher Umbruch.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Einleitung beschreibt den methodischen Ansatz der Arbeit, der jedoch im vorliegenden Auszug nicht detailliert dargestellt ist.
- Arbeit zitieren
- Philipp Schönherr (Autor:in), 2019, Von der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer zum Bund der Landwirte. Agrarische Interessenverbände im Preußen des 19. und 20. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1361269