Rehabilitatives Training, ausgeführt bzw. überwacht durch einen ausgebildeten Fachtrainer, soll Menschen nach einer Verletzung und folgender Behandlung bzw. Rehabilitation durch Ärzte und anschließend Physiotherapeuten zurück zur vollständigen Belastbarkeit führen. In der Regel schaffen es die Patienten nach Abschluss der physiotherapeutischen Behandlung auf ca. 70-80% ihrer vorherigen Belastbarkeit zurück. Für das Zurückerlangen der fehlenden Prozente, unter Aufsicht eines ausgebildeten Fachtrainers, ist eine weitere Behandlung in Form von sportlicher Belastung in einem Fitness- oder Reha-Studio unabdingbar. Die vorhandenen Defizite werden durch gezieltes Training verbessert und die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit somit von Training zu Training verbessert. Am Ende muss es das Ziel sein, den Patienten zur vollständigen Leistungsfähigkeit und somit zur vollständigen Rehabilitation zurückzuführen.
Für diese Abschlussarbeit werde ich mich nun in den folgenden Kapiteln mit zwei Fallbeispielen beschäftigen. Aufgrund der teilweise ähnlichen Behandlungsmethoden und Maßnahmen, sowie Erläuterungen zum Thema Rehabilitation, habe ich mich entschieden, beide Patienten gemeinsam in dieser Arbeit zu behandeln und diese durch Kapitel voneinander zu trennen. Die allgemeinen Erklärungen werden dabei ausschließlich bei Fallbeispiel 1 vorkommen.
Es handelt sich dabei um Patientin 1: 22 Jahre alt und Profi Hockey-Spielerin. Sie erlitt vor 8 Wochen eine Kreuzbandruptur vorn links, welche vor 8 Wochen operiert werden musste.
Der zweite Patient ist 66 Jahre und Hobbysportler. Seine Diagnose lautet Coxarthrose. Hierbei wird mit vorhandener Belastbarkeit ab Phase 3 gearbeitet. Die Behandlung erfolge konservativ in der Physiotherapie.
In dieser Abschlussarbeit werde ich für beide Patienten in den nächsten Kapiteln nach dem 5-Stufen-Modell der Sportrehabilitation vorgehen und vom Anamnesegespräch, Ziele, Trainingsplanung bis zur Evaluation behandeln.
Inhalt
1. Einleitung
2. Sportrehabilitation
2.1 Phasenmodell der Wundheilung
2.2 Phasenmodell der Rehabilitation
2.2.1 Fitnesstraining ab Phase 3
2.2.2 Fitnesstraining ab Phase 4
2.3 Das 5-Stufen Modell der Rehabilitation
3. Fallbeispiel Tina Ubländer- Profi Hockeyspielerin
3.1 Diagnose: vordere Kreuzbandruptur
3.2 Anamnese
3.2.1 Anamnese persönliche Daten und Verletzungsstand
3.2.2 Berufsanamnese
3.2.3 Sportanamnese
3.2.4 Gesundheitsanamnese
3.3 Motorische Tests
3.3.1 Beweglichkeitstest
3.3.2 Krafttests
3.3.3 Ausdauertest
3.3.4 Haltungsanalyse
3.4 Ziele der Sportrehabilitation
3.4.1 Zielplanung der Patientin Tina Ubländer
3.5 . Trainingssteuerung
3.5.1 Die ILB Methode
3.5.2 Trainingsprinzipien
3.6 Trainingsplanung Tina Ubländer
3.7 Anordnung der Trainingseinheit von Tina Ubländer
3.7.1 Warm-Up
3.7.2 Hauptteil
3.7.3 Cool-Down
3.8 Makrozyklus und Trainingsplan Tina Ubländer:
3.8.1 Makrozyklus
3.8.2 Durchzuführende Übungen
3.9 Evaluation
3.9.1 Evaluation von Tina Ubländer
4. Fallbeispiel Eckhard Tie - Hobbysportler
4.1 Diagnose: Coxarthrose
4.2 Anamnese
4.2.1 Anamnese persönliche Daten und Verletzungsstand
4.2.2 Berufsanamnese
4.2.3 Sportanamnese
4.2.4 Gesundheitsanamnese
4.3 Motorische Tests
4.3.1 Beweglichkeitstest
4.3.2 Krafttest
4.3.3 Ausdauertest
4.3.4 Haltungsanalyse
4.4 Zielplanung des Patienten Eckhard Tie
4.5 Anordnung der Trainingseinheiten Ralf Richter
4.5.1 Warm-Up
4.5.2 Hauptteil
4.5.3 Cool-Down
4.6 Makrozyklus und Trainingsplan Eckhard Tie
4.6.1 Makrozyklus
4.6.2 Durchzuführende Übungen
4.7 Evaluation von Eckhard Tie
5. Fazit
6. Quellenangaben
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Rehabilitatives Training, ausgeführt bzw. überwacht durch einen ausgebildeten Fachtrainer, soll Menschen nach einer Verletzung und folgender Behandlung bzw. Rehabilitation durch Ärzte und anschließend Physiotherapeuten zurück zur vollständigen Belastbarkeit führen. In der Regel schaffen es die Patienten nach Abschluss der physiotherapeutischen Behandlung auf ca. 70-80% ihrer vorherigen Belastbarkeit zurück. Für das zurückerlangen der fehlenden Prozente, unter Aufsicht eines ausgebildeten Fachtrainers, ist eine weitere Behandlung in Form von sportlicher Belastung in einem Fitness- oder Reha-Studio unabdingbar. Die vorhandenen Defizite werden durch gezieltes Training verbessert und die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit somit von Training zu Training verbessert. Am Ende muss es das Ziel sein, den Patienten zur vollständigen Leistungsfähigkeit und somit zur vollständigen Rehabilitation zurück zu führen.
Für diese Abschlussarbeit werde ich mich nun in den folgenden Kapiteln mit zwei Fallbeispielen beschäftigen. Auf Grund der teilweise ähnlichen Behandlungsmethoden und Maßnahmen, sowie Erläuterungen zum Thema Rehabilitation, habe ich mich entschieden beide Patienten gemeinsam in dieser Arbeit zu behandeln und diese durch Kapitel voneinander zu trennen. Die allgemeinen Erklärungen werden dabei ausschließlich bei Fallbeispiel 1 vorkommen.
Es handelt sich dabei um Tina Ubländer. Sie ist 22 Jahre alt und Profi Hockey Spielerin. Sie erlitt vor 8 Wochen eine Kreuzbandruptur vorn links, welche vor 8 Wochen operiert werden musste.
Der zweite Patient ist Herr Eckhard Tie. Er ist 66 Jahre und Hobbysportler. Seine Diagnose lautet Coxarthrose. Hierbei wird mit vorhandener Belastbarkeit ab Phase 3 gearbeitet. Die Behandlung erfolge konservativ in der Physiotherapie.
In dieser Abschlussarbeit werde ich für beide Patienten in den nächsten Kapiteln nach dem 5-Stufen-Modell der Sportrehabilitation vorgehen und vom Anamnesegespräch, Ziele, Trainingsplanung bis zur Evaluation behandeln.
2. Sportrehabilitation
Sportrehabilitation ist die Wiederherstellung von Leistungsvermögen und bedeutet, dass nach einer Verletzung das Wiedererlangen der vorherigen Belastbarkeit gezielt durch physiotherapeutische und sportliche Maßnahmen angestrebt wird. Das zurückerlangen der vorherigen Belastbarkeit und des körperlichen Zustanden vor der Verletzung ist hierbei das Grundziel. Dies ist unter anderem möglich durch gezieltes Training in Form von Krafttraining im Fitnessstudio, spezielles Koordinationstraining und Ausdauertraining.
Der ausgebildete Fachtrainer steht dabei dem Patienten jederzeit zur Seite und sollte es schaffen, durch spezielles sportliches Training die Muskulatur und den passiven Bewegungsapparat nach der Verletzung spezifisch zu trainieren, ohne dabei das Risiko einer Überbelastung einzugehen. Die weiterführende Behandlung durch den Fachtrainer tritt dabei ab einer zurückgewonnenen Belastbarkeit von 70-80% ein. Vorher wird der Patient von Arzt und anschließend weiterführend durch Physiotherapeuten behandelt, in welchen Zeitraum die Behandlung stattfinden wird, ist dabei abhängig von der Art und dem entsprechender Schwere der Verletzung. Knochenbrüche oder Rupturen benötigen logischer Weise eine längere Dauer der Rehabilitation wie kleinere Verletzungen. Es spielt also keine Rolle welche Verletzung vor liegt und ob diese operativ oder konservativ behandelt wurde, die Arbeit des Fachtrainers im Studio beginnt immer erst ab 70-80% Belastbarkeit. Da in gewissen Fällen die Phase zwischen Physiotherapie und erreichter Belastungsstufe ineinanderfließt, ist es auch möglich diese beiden Phasen parallel übergehen zu lassen.
2.1 Phasenmodell der Wundheilung
Als Wundheilung wird der Prozess der Regeneration nach einer Verletzung oder eines Traumas bezeichnet. Dieser Prozess wird in 3 Phasen unterteilt, die alle ineinander verlaufen und somit eine klare Einteilung nicht möglich machen.
Die einzelnen Phasen sind wie folgt aufgeteilt:
1. Entzündungsphase (ca. 7 Tage)
2. Wundheilungsphase bzw. Profilierungsphase (ab ca. Tag 3)
3. Remodellierungsphase bzw. Maturationsphase (ab ca. Tag 14-21)
Die Entzündungsphase ist dabei die Reaktion des Körpers auf eine Verletzung und Beschädigung am Gewebe. Hierbei wird das verletzte Gewebe versucht zu entfernen, um die Regeneration zu beschleunigen und die Krankheit zu bekämpfen. Dies dauert in der Regeln 7 Tage bis zum vollständigen Übergang in Phase 2.
Ineinanderfließend ab ca. Tag 3 des Regenerationsprozesses startet Phase 2, also die Wundheilungsphase. Diese Phase bestrebt die Herstellung von neuen Zellen und dem entsprechend neuem Bindegewebe. Die Wundränder schließen sich langsam nach innen, dadurch verändert sich die Narbe. Dieser Prozess nennt sich Wundkontraktion. In dieser Phase ist es bereits möglich mit geringen Belastungen die Durchblutung zu verbessern und dadurch den Regenerationsprozess zu fördern und zu beschleunigen.
Ab Tag 14-21 nach der Verletzung beginnt Phase 3, die so genannte Remodellierungsphase. Diese ist verantwortlich um eine neue definitive Gewebestruktur festzulegen, wodurch sich das Narbengewebe anpasst. Diese ist definitiv die längste Phase und kann von Monaten bis Jahren dauern. Dies hat mehrere Gründe bzw. Faktoren. Unter anderem beeinflusst die Wundheilung wie gut das Gewebe mit Sauerstoff versorgt wird, welches Alter und Gesundheitszustand der Patient hat oder ob er Medikamente einnehmen muss. Natürlich spielt auch die Compliance des Patienten, also sein Umgang mit der Behandlung und der Verletzung, eine entscheidende Rolle. Dies kann den Prozess der Wundheilung sowohl positiv durch gutes Mitwirken und Vertrauen in Ärzte, Therapeuten und Rehabilitationstrainer positiv beflügeln. Jedoch ist es auch möglich, dass ein umgekehrtes Handeln und Denken, negative Einflüsse auf den Heilungsprozess hat, daher sollte man stets darauf achten die Bedingungen der Wundheilung so positiv wie möglich zu gestalten.
2.2 Phasenmodell der Rehabilitation
Das Phasenmodell der Rehabilitation besteht aus 4 verschiedenen Phasen. Das Modell nach I. Froböse, CG. Wilke und Nellessen-Martens beginnt mit den Phase 1 und 2, die ausschließlich von Medizinern und Physio- bzw. Sporttherapeuten durchgeführt wird. Erst ab Phase 3 kommt der Fachtrainer für Rehabilitation ins Spiel und kann die beiden vorherigen Phasen durch Rehabilitationssport bzw. Aufbautraining im Studio weiter aufbauen und dem entsprechend die Rehabilitation weiter fördern und final in Phase 4 zum gewünschten Ziel bringen.
2.2.1 Fitnesstraining ab Phase 3
Die Aufgabe des ausgebildeten Fachtrainers ist es die vorherigen Leistungsverbesserungen des Patienten nun wieder in Richtung der vollen Leistungsfähigkeit zu führen. Definiert wird diese Phase mit den Worten Wiederherstellung, Stabilisierung und Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Dies geschieht durch gezielten Aufbau von Muskulatur und motorisches Training, sowie Koordinationstraining. Die benannten Ziele von Phase 3 sind es:
- den weiteren Abbau bestehender Funktionsdefizite zu schaffen
- Fortsetzung des Trainings von Beweglichkeit, Ausdauer, Koordination und Reaktion
- Ökonomisierung und Optimierung von Bewegungsabläufen und Handlungen
- Schulung spezieller neuer und alter Bewegungsmuster im Alltag und Sport
Folgende Inhalte sollte das Training in Phase 3 beinhalten:
- Komplexe Koordinationsübungen
- Angepasstes Muskeltraining
- Umfassende Bewegungsschulung
- Ausdauertraining
In dieser Phase dürfen während des Trainings keinerlei Schmerzen auftreten. Auch Schwellungen oder etwaige andere Verletzungen dürfen keinesfalls schon bei geringer Belastung auftreten. Auch Kraftübungen, sowie Koordinationsübungen zur Rückgewinnung der vorherigen Leistungsfähigkeit, sollten im angemessenen Tempo auch in Form von Muskeltraining und Ausdauertraining erfolgen. Eine zu schnelle und hohe Erwartung an die Rückgewinnung der Leistungsfähigkeit kann sich kontraproduktiv auswirken.
2.2.2 Fitnesstraining ab Phase 4
Die vierte Phase im Prozess der Rehabilitation nach einer Verletzung dient der Wiederherstellung der speziellen Leistungsfähigkeit. Die Aufgabe von Trainer und Patient ist es hier, die bisherigen zurückgewonnenen Leistungsfähigkeiten weiter zu schulen, zu festigen und diese am Ende noch weiter zu verbessern. Diese Phase simuliert Bewegungsanforderungen, sowie benötigte Fähigkeiten die der Patient im Alltag benötigt. Dies kann in Form von beruflich benötigten Fähigkeiten oder auch sportlichen, sowie Freizeitbereich benötigt werden. Das Training beruht im Grunde genommen, ähnlich wie in Phase 3, auf speziellem Muskeltraining, Ausdauertraining und Koordinationstraining, welches hierbei noch spezifischer und Alltagsgetreuer gestaltet wird. Für Sportler gilt hier trotzdem, dass erst alle Funktionstests bestanden sein müssen und die tatsächliche Verletzung, sowie Entzündungen im Körper komplett auskuriert sein müssen, bevor er wieder aktiv Sport betreiben sollte.
Die Ziele von Phase 4 sind:
- Umsetzung der erlernten und trainierten Grundeigenschaften in spezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten für Beruf und Sport
- Schulung vielfältiger Bewegungsanforderungen
- Entwicklung einer individuellen Handlungskompetenz
Inhalte des Trainings sollten sein:
Koordinationsverbesserung, Schnelligkeitsverbesserung,
Ausdauerfähigkeitsverbesserung und Kraftverbesserung mit exzentrischen und reaktiven Belastungsformen
2.3 Das 5-Stufen Modell der Rehabilitation
Dieses 5-Stufen Modell des Rehabilitationsprozessen für das Training der Muskulatur ist so aufgebaut, dass jede Stufe fließend ineinander übergeht. Der Faktor Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle und baut sich dem entsprechen nach Art der Verletzung und Gesundheitszustand auf.
Stufe 1:
- Aktivierung, sowie Stimulierung verlorener Bewegungsmuster durch Physiotherapeut
- 4-8 Trainingseinheiten in ca. 2-3 Wochen
- Intensität mit ca. 10 - 30% Belastung
- Aktivierung, Bahnung (intermuskuläre Koordination), Proprioception
Stufe 2:
- Optimierung der Koordination zur Verbesserung der Qualität des Stoffwechsels
6-10 Trainingseinheiten in ca. 2-4 Wochen
- Intensität mit ca. 30 - 40% Belastung
- Spezielles lokales Muskelausdauertraining (Vortraining)
Stufe 3:
- Vergrößerung von Muskelmasse durch gezieltes Krafttraining
- Bis zum stabilen Gesundheitszustand, Verletzungsfrei, ausreichender Muskelaufbau
- 8-15 Trainingseinheiten in ca. 3 - 5 Wochen (Verlängerung je nach Gesundheitszustand)
- Intensität mit ca. 40 - 70 % Belastung
- Vergrößerung des Muskelquerschnitts (Muskelaufbautraining)
Stufe 4:
- Verbesserung der Schnellkraft und Reaktivkraft durch Verbesserung der neuromuskulären Kraftqualität
- 8-14 Trainingseinheiten in ca. 2-8 Wochen (bis zur Maximalkraft)
- Intensität ca. 75 - 100 % der Belastung
- Steigerung der neuromuskulären Kraftqualität
Stufe 5:
- Erreichte Muskulatur für Belastungen im Alltag und Sport wieder voll belastbar
-Intensität 100 - 130 % Belastung
-Entwicklung vielfältiger und situationsabhängiger Kraftqualitäten
3.Fallbeispiel Tina Ubländer - Profi Hockeyspielerin
3.1 Diagnose: vordere Kreuzbandruptur
Eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist eine Verletzung des Knies, bei der das vordere Kreuzband, das eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Kniegelenks spielt, vollständig oder teilweise reißt. Diese Verletzung tritt häufig bei Sportlern auf, insbesondere bei solchen, die schnelle und plötzliche Bewegungen ausführen, wie z.B. Fußball, Basketball und Skifahren.
Die Symptome einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes können Schmerzen im Knie, Schwellungen, Instabilität oder ein Gefühl von Lockerheit im Kniegelenk sowie Schwierigkeiten beim Gehen oder Bewegen des Knies umfassen. Die Behandlung kann eine Kombination aus physikalischer Therapie und einer Operation umfassen, je nach Schweregrad der Verletzung und den individuellen Umständen des Patienten.
3.2 Anamnese
Das Anamnesegespräch ist als Grundlage für die Ermittlung der physischen und teilweise psychischen Voraussetzung eines neuen Kunden im Fitnessstudio unerlässlich und gleichzeitig zwingend erforderlich. Durch die Erfassung wichtiger Daten und gleichzeitiger Ermittlung der Leistungsfähigkeit durch dazugehörige motorische Tests, kann im nächsten Schritt die Art und Intensität des Trainings so geplant werden, dass der Kunde ideal trainieren kann und seine erkannten Defizite durch gezielte Trainingsplanung dementsprechend verbessert. Die Auskünfte über seinen aktuellen körperlichen und geistigen Zustand, sowie die Informationen über Krankheitsbilder, Medikamenteneinnahme und sein aktuelles Bewegungsverhalten sind ebenfalls ausschlaggebend für die Planung seines Trainings im Anschluss an die Anamnese. Ebenfalls relevant für die Planung des Trainings und deshalb enorm wichtig für die nächsten Schritte, sind die Aussagen des Kunden über sein eigenes Empfinden. Die eigene Einschätzung der körperlichen Voraussetzungen und des Gesundheitszustandes sind für einen Trainer ebenfalls wichtige Informationen, um den Kunden in die richtige Richtung zu leiten, da durch Fehleinschätzungen die Abbruchquote enorm steigen kann. Somit kann der Trainer geschickt diese Informationen verarbeiten und den Kunden motivierend zur Seite stehen.
Im weiteren Verlauf eines Anamnese-Gespräches wird über die Ziele des Kunden gesprochen. Wie soll seine Entwicklung aussehen? In welchem Zeitraum soll das realistisch möglich sein? Zu welchen Zeiten und in welcher Häufigkeit und wie lange ist ein Training möglich, um diese Ziele zu verwirklichen?
Im Anschluss an das Anamnesegespräch werden noch biometrische und motorische Test durchgeführt, durch welche der Trainer schon vor dem ersten Training gewisse körperliche und gesundheitliche Merkmale bzw. Beeinträchtigungen gezeigt bekommen sollte. Die motorischen Tests werden jeweils in Form der Oberkategorien Beweglichkeit, funktionellem Training, Koordination, Ausdauer und Kraft besprochen, ausgeführt und bewertet. Anschließend wird der Trainer im Bilde sein, welche Übungen der Kunde schon gut umsetzen kann und bei welchen Übungen es zu Defiziten kam. Diese Defizite können dann dementsprechend verbessert werden, indem Übungen in den Trainingsplan integriert werden, die diese aufgezeigten Defizite kontinuierlich verbessern.
Die biometrischen Tests zeigen dem Trainer die anthropometrischen und internistischen Daten. Das bedeutet, dass hier die exakten körperlichen Voraussetzungen bzw. exakten Daten zum körperlichen Ist Zustand in Form beispielsweise Fettanteil, Ruhepuls oder Blutdruck erfasst werden, welche auch zur Steuerung des Trainings unerlässlich sind.
All diese gesammelten Informationen aus dem Anamnesegespräch und den dazugehörigen Tests sind wichtig und wie bereits erwähnt unerlässlich um einen perfekten Trainingsplan erstellen zu können, ohne dass der Kunde sich überlastet, das Verletzungsrisiko steigt oder der Kunde die Lust verliert und mit dem Training ganz aufhört.
In dem man mit dem Patienten ein ausführliches Eingangsgespräch führt, ist durch das Beschwerdebild des Patienten eine Diagnose erkennbar. Wichtig zu wissen wäre in wie weit der Patient bereits ärztlich und physiotherapeutisch behandelt wurde. Ein optimales Folgetraining könnte dann anhand eines Abschlussbericht oder ärztlichen Befund entwickelt werden. Die Anamnese unterteilt man in 3 Gruppen:
-Berufsanamnese
-Sportanamnese
-Gesundheitsanamnese
In der Berufsanamnese wird beurteilt wie die physische und psychische Belastung des Kunden ist, auch der Stressfaktor im Beruf sollte mit beachtet werden. Ebenfalls erfragt werden sollte ob eine sitzende oder stehende Tätigkeit ausgeführt wird, wie die Arbeitszeiten sind und was hauptsächlich für typische Bewegungen ausgeführt werden.
Die Sportanamnese befasst sich mit der sportlichen Vorgeschichte des Patienten, sodass hier das Leistungsniveau schnell erkennbar sein wird. Für Patienten, die bisher sehr sportlich aktiv waren, ist das Erlernen von neuen koordinativen Fähigkeiten und Bewegungsmustern sehr viel einfacher.
Der wichtigste Teil der Anamnese ist die Gesundheitsanamnese. Im Eingangsgespräch mit dem Patienten werden eventuelle Vorerkrankungen, aktuelle Beschwerden, Medikamenteneinnahme, bisherige medizinische und/oder therapeutische Behandlungen oder auch familiäre bzw. private Belastungen erfragt. Der Fachtrainer für Rehabilitation sollte so viele Informationen wie möglich in Erfahrung bringen.
Eventuelle Kontraindikationen und Risikofaktoren sollten abgeklärt sein und im Trainingsplan berücksichtigt werden. Hierbei sollte der Trainer keinerlei Einfluss auf die Antworten nehmen.
3.2.1 Anamnese persönliche Daten und Verletzungsstand
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2.2 Berufsanamnese
Tina ist professionelle Hockeyspielerin. Sie ist aus diesem Grund täglich sportlich aktiv. Ihre Muskulatur und der passive Bewegungsapparat sind dem entsprechend unter täglicher Beanspruchung. Dies wird durch aktive und passive Entspannungsund Regenationsmethoden reguliert.
Aus diesem Grund ist sie dauerhaft aktiv, Bewegung eher gehend und rennend, wenig sitzende Tätigkeit.
Durch den ausgeübten Druck als Profi, ist ihr Stressfaktor recht hoch.
3.2.3 Sportanamnese
Siehe Berufsanamnese:
Tina ist professionelle Hockeyspielerin. Sie ist aus diesem Grund täglich sportlich aktiv. Ihre Muskulatur und der passive Bewegungsapparat sind dem entsprechend unter täglicher Beanspruchung. Dies wird durch aktive und passive Entspannungsund Regenationsmethoden reguliert.
Trainingseinheiten: l-2x täglich
Trainingsziel: Wiedererlangen früherer Fähigkeiten und Bewegungstechniken; keine Einschränkungen in der Bewegung, vor allem keine Schmerzen mehr in der Bewegungsausführung der
Wettkampfziel: Rückkehr in den Bundesligakader
3.2.4 Gesundheitsanamnese
Tina hat keinerlei Vorerkrankungen, sie ist als Profisportler Nichtraucher, muss keine Medikamente (außer aktuell Schmerzmittel durch die Schmerzen nach der OP) nehmen und trinkt auch keinen Alkohol. Diese Aussagen sind passend für Profisportler. Sie hat in ihren jungen Jahren auch noch keine schwerwiegenden Verletzungen erlitten und fühlt sich weites gehend körperlich fit.
3.3 Motorische Tests
3.3.1 Beweglichkeitstest
Ein Beweglichkeitstest wird durchgeführt, um die Beweglichkeit und Flexibilität einer Person zu messen. Während des Tests werden verschiedene Gelenke und Muskelgruppen getestet, um zu sehen, wie weit sie bewegt werden können. Hier sind einige Beispiele für Beweglichkeitstests:
Sit-and-Reach-Test: Bei diesem Test sitzt die Person mit gestreckten Beinen und versucht, mit den Händen so weit wie möglich nach vorne zu greifen. Der Abstand zwischen den Fingerspitzen und den Zehen wird gemessen, um die Flexibilität der Bein- und Rückenmuskulatur zu bewerten.
Trunk Rotation-Test: Bei diesem Test steht die Person mit den Füßen schulterbreit auseinander und dreht den Oberkörper so weit wie möglich nach links und rechts. Der Grad der Drehung wird gemessen, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu beurteilen.
Hüftbeuger-Test: Bei diesem Test liegt die Person auf dem Rücken und beugt ein Bein an, während das andere Bein gestreckt bleibt. Der Winkel des gebeugten Beins wird gemessen, um die Flexibilität der Hüftbeuger zu beurteilen.
Schulterflexionstest: Bei diesem Test steht die Person mit den Armen an den Seiten und versucht, die Arme über den Kopf zu heben. Der Grad der Erhöhung wird gemessen, um die Beweglichkeit der Schultermuskulatur zu beurteilen.
Bein-Extension-Test: Bei diesem Test liegt die Person auf dem Bauch und versucht, ein Bein so weit wie möglich vom Boden abzuheben, ohne das andere Bein oder den Oberkörper zu bewegen. Der Grad der Erhöhung wird gemessen, um die Flexibilität der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur zu bewerten.
Die Ergebnisse des Beweglichkeitstests können helfen, Bereiche zu identifizieren, die verbessert werden müssen, um die Beweglichkeit und Flexibilität zu erhöhen. Der Test kann auch als Grundlage für ein individuelles Trainingsprogramm dienen, um gezielte Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit zu empfehlen.
Alle Tests wurden ohne Einschränkung bestanden, sodass hier keinerlei Beeinträchtigungen vorhanden sein sollten, die das Rehabilitationstraining beeinflussen.
3.3.2 Krafttests
Für die Planung des bevorstehenden Krafttrainings werden noch einige Krafttests durchgeführt. Hier wird die Ausführung der Übungen im Schulnotensystem bewertet. Bei Tina werden wir ausschließlich die Tests mit dem eigenen Körpergewicht durchführen, also im Bereich des funktionellen Trainings durchführen.
1. Kontrolle der Hamstring-Muskulatur: In Bauchlage wird das linke Knie auf der Matte liegen gelassen und langsam das Bein angewinkelt, um es anschließend wieder Strecken. Dies bewerte ich mit einer 2.
2. Hüftheben: In der Brückenposition drückt Tina das Becken nach oben und setzt den Po langsam wieder ab. Perfekt, Note 1.
3. Crunches: Heben des Oberkörpers um die Bauchmuskulatur zu stärken. Auch hier Note 1 - keine Beeinträchtigungen
4. Supermans: Tina liegt auf dem Bauch und hebt gleichzeitig Arme und Beine gestreckt leicht vom Boden ab. Auch diese Übung macht sie sehr gut, Note 1.
Insgesamt bewerte ich die Krafttest mit sehr gut und kann keinerlei Beeinträchtigungen feststellen, sodass wir das Training im funktionellen Bereich starten können.
3.3.3 Ausdauertest
Da die Ausdauer die Grundlage für das Muskeltraining darstellt, muss auch diese getestet werden. Der Ausdauertest von Tina auf dem Fahrrad-Ergometer wurde wie folgt absolviert:
Der Sattel wurde so befestigt, dass ihr Bein nicht komplett durchgestreckt werden konnte und der Fahrradlenker wurde so eingestellt, dass der Oberkörper eine Neigung von ca. 45 Grad hatte. Tina hatte einen Ruhepuls von 60 Schlägen pro Minute und einen Maximalpuls von 145 Schlägen pro Minute.
Auch dieser Test wurde somit ohne Beeinträchtigung bestanden.
3.3.4 Haltungsanalyse
Bei der Analyse der Haltung gab es auch keinerlei Auffälligkeiten.
3.4 Ziele der Sportrehabilitation
Das Ziel der Sportrehabilitation ist es, den Verletzten zu helfen, sich von einer Verletzung zu erholen und in den Sport zurückzukehren. Zielplanung ist ein wichtiger Teil dieses Prozesses, um sicherzustellen, dass der Patient die bestmögliche Behandlung und Unterstützung erhält. Hier sind einige Schritte für die Zielplanung in der Sportrehabilitation:
Beurteilung der Verletzung: Der erste Schritt ist die Beurteilung der Verletzung, um festzustellen, welche Strukturen betroffen sind und wie schwer die Verletzung ist. Darauf aufbauend wird entschieden, welche Art von Rehabilitation notwendig ist und welche Ziele realistisch sind.
Festlegen von kurz- und langfristigen Zielen: Die nächsten Schritte sind das Festlegen von kurz- und langfristigen Zielen, die auf der Beurteilung der Verletzung basieren. Kurzfristige Ziele können beispielsweise die Schmerzkontrolle und die Verbesserung der Beweglichkeit sein, während langfristige Ziele auf eine vollständige Rückkehr zum Sport ausgerichtet sind.
Entwicklung eines individuellen Rehabilitationsplans: Ein individueller Rehabilitationsplan wird erstellt, der auf den Zielen und Bedürfnissen des Patienten basiert. Der Plan sollte spezifische Übungen und Aktivitäten enthalten, die auf die Rehabilitation der Verletzung abzielen und die Ziele unterstützen.
Überwachung des Fortschritts: Der Fortschritt des Patienten sollte regelmäßig überwacht werden, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden und der Rehabilitationsplan angepasst werden kann, wenn notwendig.
Anpassung des Rehabilitationsplans: Der Rehabilitationsplan sollte angepasst werden, wenn der Fortschritt des Patienten nicht den Erwartungen entspricht oder wenn sich die Ziele ändern.
Eine gute Zielplanung in der Sportrehabilitation kann dazu beitragen, den Patienten schneller und sicherer wieder in den Sport zurückzubringen. Es ist wichtig, realistische Ziele zu setzen und den Rehabilitationsplan an den individuellen Bedürfnissen des Patienten anzupassen, um eine erfolgreiche Rehabilitation zu gewährleisten
3.4.1 Zielplanung der Patientin Tina Ubländer
Beim Anamnesegespräch wurde mit Tina besprochen, dass hier das Ziel sein sollte, die volle Belastbarkeit im Alltag und Beruf wiederherzustellen. Da ihr Beruf im Einklang mit Alltag und sportlicher Aktivität ist, sind hier alle Bereiche miteinander gekoppelt. Es muss dabei beachtet werden, dass man eine Überlastung oder Überforderung vermeidet.
Folgende spezielle Ziele wurden vereinbart:
- Ausgleich des Kraftdefizites im linken Bein durch die Ruhigstellung (Muskelatrophie)
- Wiederherstellung eines stabilem Gleichgewichts beider Beine
- Wiederherstellung der vollen Belastbarkeit im Sport und Alltag/Beruf
Als Ziel wurde mit Tina ein Makrozyklus von 3 Monaten festgelegt. Zur Wiederherstellung von ca. 10% des Kraftdefizits des linken Beines wird ein Teilziel von 4 Wochen festgelegt. Die Qualität der Ausführungen sollte sich von Tag zu Tag verbessern und die körperliche Unsicherheit sollte dadurch automatisch geringer werden. Da auch der ausgeübte Druck durch Sponsoren und Verantwortliche von Tina sehr hoch sein werden in den Profisport zurückzukehren, sollte der psychische Aspekt ebenfalls beachtet werden. Eine eventuelle Übermotivation sollte hier etwas gebremst werden und eine Intensitätssteigerung nur nach und nach angepasst werden. Um den passiven Bewegungsapparat nicht zu überlasten, sollte ein längeres und regelmäßiges Training durchgeführt werden, welches immer Koordinations-, Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitskomponenten enthält. Wir legen daher 3 Trainingseinheiten pro Woche fest. Diese sollten je nach Art und Intensität des Trainings maximal 2 Stunden dauern, wenn alle oben genannten Komponenten in jeder Einheit absolviert werden sollen.
[...]
- Citar trabajo
- Markus Teicher (Autor), 2023, Sportrehabilitation mit Anamnesegespräch, Zielen, Trainingsplanung und Evaluation an zwei Fallbeispielen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1359730
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