Die vorliegende Arbeit widmet sich den starken Frauen in den Opern des 18. und 19. Jahrhunderts und der Frage, weshalb und auf welche Weise ihre Macht mit magischen Fähigkeiten verbunden ist. Dazu werden geschichtliche, literarische, religiöse und musikhistorische Hintergründe einbezogen und eine nähere Betrachtung der Opernkompositionen, Libretti sowie der Aufführungsrezeptionen durchgeführt.
Der Fokus der Untersuchung richtet sich auf die weiblichen Rollenpartien in neun epochen- und gattungsübergreifend exemplarisch ausgewählten Opern, die von den Urhebern explizit mit den Bezeichnungen der "Hexe", "Zauberin" oder "Puppe/Automat" versehen wurden bzw. wo es aus der literarischen Vorlage oder dem Libretto eindeutig hervorgeht, dass die Figur über magische (Anziehungs-) Kräfte verfügt oder ihr diese von den anderen Figuren des Opernwerkes unterstellt werden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis III
1. Einleitung - Starke Frauen oder schwaches Geschlecht?
2. Der Begriff von Magie
3. Die Magie, die Religion und das Recht
4. Die Merkmale des/der Magiers/Magierin
5. Die Macht der Zauberin: Emanzipation und Selbstvemichtung
5.1 Der Urmythos - Die Zauberin in der Antike
5.2 Die Zauberinnen der griechischen Mythologie
5.2.1 Die Circe (Kirke)
U Telemaco ossia L’isola di Circe (Telemachus oder Die Insel Circes'), Drama per musica von Christoph Willibald Gluck und Marco Coltellini, UA 1765, Wien)
5.2.2 Die Médée (Medea)
in:Médée, Oper von I. Cherubini und Francois Bernoit Hoffmann, UAParis 1797
6. Die Zauberin in Erzählungen des Mittelalters, der Renaissance und Jüngeren Neuzeit
6.1 Die Mélusine
in: La magicienne von Jacques Fromental Halévy und Jules- Henri Vemoy de Saint-Georges, UA 1858 Paris
6.2 Die Armide (Armida)
in: Armide, Oper (Drama héroique) von C.W. von Gluck und Philippe Quinault, Paris UA 1777 (Drama per musica)
6.3 Die Nastasia - „Kuma“
in: Die Zauberin (Hapo^eÜKa, Charodéyka) von Pjotr Iljitsch Tschaikowski und Ippolit Schpaschinski, UA 1887 Sankt Petersburg
7. Die Macht der Hexe: Von der Zauberin zur kannibalischen Hexe
7.1 Die Hexen in Volksglauben und Märchen
in: Knusperhexe in Hänsel & Gretel, Märchenspiel von Engelbert Humperdink und Adelheid Wette, UA Weimar 1893 und in: Jezibaba in Rusalka, Lyrisches Märchen von A. Dvorak und Jarslav Kvapil, UA Prag 1901
8. Die Macht der Puppe (Automate): Anziehung und Projektion 87 männlicher Phantasie
in: Olimpia (Olympia) in Hoffmanns Erzählungen (Opéra Comique) von Jules Barbier (nach dem Drame- fantastique von 1851) und Michel Florentin Carré und Jacques Offenbach, UAParis 1881 und in: Alésia (Alesia) in Lapoupée, Operette (Opéra-comique) von 100 Edmond Audran, Maurice Ordonneau und Albin Valabrègue, UAParis 1896
9.Schlussbemerkung undFazit
10. Literatur- und Quellenverzeichnis
11. Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Abgrenzung von magischen und religiösen Riten.
Abb. 2 Die Merkmale des/der Magiers/Magierin.
Abb. 3 Die Fähigkeiten eines/einer Magiers/Magierin.
Abb. 4 Glucks handschriftliche Originalpartitur ,, Telemaco 35 Seena Ultima, (Akt II, Szene 11), Recitativ E lo videparlire.
Abb. 5 Figurenbeschreibung der Circe (Kirke).
Abb. 6 Médée im fliegenden Zauberwagen (Drachenwagen).
Abb. 7 Figurenbeschreibung der Médee (Medea).
Abb. 8 Figurenbeschreibung der Mélusine.
Abb. 9 Figurenbeschreibung der Armide.
Abb. 10 Figurenbeschreibung der Kuma.
Abb. 11 Titelholzschnitt: Peter Binsfeld Tractat vonBekanntnusßderZauberer undHexen, München 1591
Abb. 12 Der Begriff der Hexerei nach Johannes Dillinger.
Abb. 13 Figurenbeschreibung der Knusperhexe.
Abb. 14 Auftritt der Knusperhexe im dritten Bild.
Abb. 15 Baba Jaga, Illustration von Iwan Bilibin.
Abb. 16 Figurenbeschreibung der Jezibaba.
Abb. 17 Figurenbeschreibung der Olimpia.
Abb. 18 „La Poupée“, Nr. 11, Akt 1 aus dem deutschen Libretto.
Abb. 19 Figurenbeschreibung der Alésia.
Abb. 20 Übereinstimmende (magische) Elemente der 109 Machtausübung der Frauenfiguren in den untersuchten literarischen und musikalischen Quellen
1. Einleitung- Starke Frauen oder schwaches Geschlecht?
„Oper ist Frauensache. Nein, keinefeministische Version: nein keine Befreiung. Ganz im Gegenteil: sie leiden, sie schreien, sie sterben, auch das nennt man singen. Sie stellen sich aus, dekolletiert bis zum Herzen, leuchtend vor lauter Tränen, mit dem Blick derer, die sich gerade an ihrer gespielten Seelenpein ergötzt haben. Keine kommt davon, oder nur so wenige...“1
Ein Zitat von Catherine Clément aus dem Jahre 1979. In ihrem Buch „Die Frau in der Oper. Besiegt, 'verraten und 'verkauft“ (L'opéra ou la défaite des femmes) vertritt die französische Schriftstellerin die These, dass die Oper ein Ort sei, an dem die Vernichtung der Frau, ihre Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Miteinander, ihr Tod durch eigene oder fremde Hand gleichsam rituell zelebriert werde: „Die Frauen besingen auf der Opernbühne unabhänderlich ihre ewige Niederlage“2 Angesichts der Schicksale von Frauen in den Opern des 19. und 20. Jahrhunderts (wie z.B. Carmen, Desdemona, Madame Butterfly, Brünnhilde, Salome, Lulu) erscheint dieser Befund nach Ansicht von Silke Leopold zunächst zwar stichhaltig, bei näherem Hinsehen erwiese sich die Auswahl der besprochenen Werkejedoch als durchaus tendenziös. Als das Buch erschien, sei zum Beispiel die Barockoper auf den Bühnen, von denen die Clément sprach, noch nicht angekommen. Silke Leopold ist der Ansicht, dass Clément heute ihre Meinung dahingehend modifizieren müsste, dass die scheinbar ewige Niederlage der Frau in der Oper ein offensichtlich zeitgebundenes Phänomen darstellte. Die Barockoper hätte andere Frauenportraits mit starken, unabhängigen, mutigen und entschlossenen Frauen entworfen, die neue Identifikationsmodelle für das weibliche Publikum anböten.3
Das u.a. Händels Frauengestalten so anders handelten als ihre Schwestern im 19. Jahrhundert, hinge mit Veränderungen im Verhältnis der Geschlechter an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zusammen, die ihrerseits ein Ergebnis der neuen Gesellschaftsordnung waren. Spätestens seit der griechische Philosoph Aristoteles im vierten vorchristlichen Jahrhundert die Frau als eine unvollkommene Kopie des Mannes und den Gegensatz zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen beschrieben hätte, bestünde ein breiter Konsens darüber, dass die Frau dem Manne von Natur aus unterlegen sei. Allerdings hätte es Zeiten gegeben, in denen dieses Axiom in Frage gestellt oder zumindest anders ausgelegt wurde. In der Hofkultur des 16. Jahrhunderts galt die höfische Dame dem höfischen Mann in ihrer gesellschaftlichen Stellung wie auch in ihrer Bildung zumindest als ebenbürtig, wenn nicht gar in manchen Bereichen sogar überlegen. Mit der Französischen Revolution ging die ständische Ordnung zugrunde und mit ihr die Überzeugung, dass eine hochgeborene Frau ungeachtet ihres Geschlechts prinzipiell über einem niedriger geborenen Mann stand. Stattdessen begann sich die Auffassung durchzusetzen, dass die (vermeintliche) Unterlegenheit des Weibes, seine Schwäche, seine Passivität, seine Leidensbereitschaft biologisch begründet und deshalb „natürlich“ sei. Dieses gesellschaftliche Umdenken wäre nicht ohne Einfluss auf die Opernstoffe und ihrer musikalischen Ausgestaltung geblieben. In der Opera seria seien Opfer generell selten zu beklagen gewesen, was vor allem mit dem dramaturgischen Versprechen zu tun hatte, dassjede Geschichte doch gut ausgehen würde und zwar im Vertrauen auf die Allmacht und Weisheit des Herrschers, der am Ende alles richten würde („Deux ex machina“).4
Die vorliegende Arbeit widmet sich den starken Frauen in den Opern des 18. und 19. Jahrhunderts und der Frage, weshalb und auf welche Weise ihre Macht mit magischen Fähigkeiten verbunden ist. Dazu werden geschichtliche, literarische, religiöse und musikhistorische Hintergründe einbezogen und eine nähere Betrachtung der Opernkompositionen, Libretti sowie der Aufführungsrezeptionen durchgeführt.
Der Fokus der Untersuchung richtet sich auf die weiblichen Rollenpartien in neun epochen- und gattungsübergreifend exemplarisch ausgewählten Opern, die von den Urhebern explizit mit den Bezeichnungen der „Hexe“, „Zauberin“ oder „Puppe/Automat“ versehen wurden bzw. wo es aus der literarischen Vorlage oder dem Libretto eindeutig hervorgeht, dass die Figur über magische (Anziehungs-) Kräfte verfügt oder ihr diese von den anderen Figuren des Opernwerkes unterstellt werden.
Zunächst soll eine Abgrenzung der Begrifflichkeiten von Magie, Religion und Recht im historischen Kontext erfolgen. Dies ist erforderlich, um Symbole, Rituale, Motive und andere Elemente zu beschreiben, die für die Charakterisierung der magischen Frauenrollen verwendet wurden. Dabei soll dargestellt werden, wie diese Bereiche in der Historie miteinander verknüpft waren. Dies ist wiederum notwendig, um den Einfluss auf die literarischen Vorlagen, die für die ausgewählten Opern genutzt wurden, nachvollziehen zu können.
In detaillierten Figurenbeschreibungen werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der untersuchten weiblichen magischen Rollenfiguren übersichtlich dargestellt werden.
Im Verlauf dieser Arbeit wird vielfach auf den Anhang verwiesen, um mit Notenbeispielen, Text- und Librettoauszügen sowie Bildmaterial die Sachverhalte detailliert darzustellen und zu belegen. Bei der Lektüre sollte der Anhang daher unbedingt mitgelesen werden.
In der Schlussbemerkung werden die in der Untersuchung ermittelten übereinstimmenden Motive und Elemente der magischen Frauenrollen der Zauberin, Hexe und Puppe/Automate in ihrer Darstellung zusammengefaßt und abschließend erläutert.
2. Der Begriff von Magie
Der Magiebegriff ist nach Ansicht von Bernhard-Christian Otto sehr unterschiedlich definiert worden.5 Dennoch könne nicht auf ihn verzichtet werden und er definiert ihn wie folgt:
„Unter Magie wird jedes System von Vorstellungen und Verhaltensweisen verstanden, das darauf abzielt, die sichtbare, im Alltag erlebbare Welt mit einem Raum außerhalb dieser Welt in Beziehung zu setzen. Dieses System wird von Einzelnen oder informellen Kleingruppen getragen, diejeweiligen Vorstellungen und Verhaltensweisen sind weder institutionalisiert noch unterliegen sie allgemeinenfixen Regeln oder Dogmen.“
Der Raum außerhalb der gewöhnlich erlebbaren Welt würde als Sphäre von Geistern gedacht. Magie erhalte ihren Charakter des Wunderbaren und Außergewöhnlichen dadurch, dass eine Verbindung zwischen Menschenwelt und Geistersphäre normalerweise nicht möglich sei. Die Geisterwelt wurde als „übernatürlich“ oder „praenatürlich“ bezeichnet. Diese Vokabeln seien problematisch, da die Grenzen des Natürlichen in unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedlich gezogen würden. Die Gelehrtenmagie der Renaissance beanspruchte gerade, die Natur vollständig erfasst zu haben. Die obige Definition eröffnete die Möglichkeit, Magie und Religion voneinander zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist meist problematisch. Von der Anthropologie des 19. Jahrhunderts wurde Magie als die Manipulation nichtpersonal gedachter Mächte verstanden, während im Gegensatz dazu Religion als Hinwendung zu übermenschlich mächtigen Wesenheiten mit Personencharakter definiert wurde.6 Johannes Dillinger unterscheidet zwischen der Gelehrten- und Volksmagie.
Die Gelehrtenmagie der Renaissance fußte auf antiken Vorstellungen der Welt eines organischen Zusammenhangs, der von den Gesetzen der Sympathie geordnet wurde. Die Magier verstanden sich selbst als Elite, die Philosophie mitNatur- und Gotteserkenntnis verband. Die neuere Forschung habe gezeigt, dass im Spätmittelalter viele Männer aus der Oberschicht, gerade Kleriker, Magie studieren und magische Rituale durchführten, denn magische Schriften wären integrale Bestandteile einer elitären Gelehrtenkultur gewesen.7 Die Renaissance entdeckte durch Kontakt mit dem östlichen Mittelmeerraum eine Reihe antiker Schriften wieder. Ein neues Interesse an der Philosophie des Altertums habe die europäische Bildungskultur verändert. Auf der Wiederentdeckung der Kosmologie und der Geisterlehre der spätantiken Philosophie des Neoplatonismus8 baute die magia naturalis des 15. Jahrhunderts auf. Sie verwob Neoplatonismus und Hermetik.9 Sie verstand die Welt als organisches Ganzes. Die Planeten (Makrokosmos) wirkten auf das Leben auf der Erde und auf Körper und Seele jedes einzelnen Menschen (Mikrokosmos). (Siehe Anhang 11.1 Tierkreismenschen aus dem 16. Jahrhundert) Entsprechend dem Sympathiegedanken gab es feste, wenn auch umfangreiche Wirkzusammenhänge. Die Astrologie, die Lehre vom Einfluss der Gestirne auf das Schicksal von Menschen und die Alchemie, die Suche nach einer universellen Medizin und der Umwandlung von Substanzen können als Teile der magia naturalis betrachtet werden. Die Gelehrtenmagie setzte Lesefähigkeit sowie Kenntnisse der Mathematik und der alten Sprachen, zumindest des Lateinischen, voraus. Ihre Anhänger brauchten den Zugang zu magischen Schriften, die Alchemisten benötigten zudem technisches Gerät.10 Demgegenüber war die Volksmagie die (populäre) Magie des Alltags. Sie gehörte für viele, möglicherweise für die Mehrheit der Menschen der Vormodeme zu ihrem alltäglichen Leben. Die magischen Praktiken waren „volkstümlich“ in dem Sinn, dass sie auch Nicht-Fachleuten bekannt waren und von ihnen ausgeübt werden konnten. Volksmagie war grundsätzlich für die Mehrheit der Bevölkerung leicht verfügbar. Vor Ort gab es meist magische „Virtuosen“, deren überlegene Fähigkeiten und Kenntnisse von der Bevölkerung anerkannt wurden. Die Virtuosen der Volksmagie schlossen sich allerdings nicht in kleinen Zirkeln ab wie die Gelehrtenmagie. Sie standen vielmehr der Bevölkerung der Bauern und Bürger als Dienstleister zur Verfügung. Es gab Zauber für fast jeden Anlass und jedes Ziel. Das ökonomische Leben, insbesondere das der ländlichen Bevölkerungsmehrheit, die einzelnen Lebensalter, die Gesundheit, Ehe und Familie: Injedem Bereich fanden sich magische Vorstellungen und spezifische Zauberhandlungen. Selbst die Vorstellungen vom Ablauf der Zeit11 wiesen magische Elemente auf. Es gab keinen Lebensbereich, der völlig frei von Magie war.12 Ein großer Teil der volksmagischen Praktiken gehörte zum weiten Bereich der Mantik.13 Mit Orakeln wurden Aussagen über die Zukunft gemacht. Für die agrarisch dominierte Ökonomie waren „Wettervorhersagen“ von größter Bedeutung. Hier verband sich Erfahrungswissen mit magischem Denken. Im kollektiven Gedächtnis sind Elemente der Mantik geblieben: z.B. dass schwarze Katzen Unglück brächten und die Bedeutung des Siebenschläfertages. Mantik sollte nicht nur einen Blick in die Zukunft ermöglichen, sondern auch anders nicht zu erlangende Kenntnisse über verborgene Dinge und Sachverhalte vermitteln. Mit ähnlichen mantischen Mitteln wurden auch Hexen identifiziert: Die Volksmagie stand hier in direktem Zusammenhang mit der Hexenverfolgung.14 Die Interessen der Volksmagie verfolgten den Erfolg im Erwerbsleben, der Produktion von Lebensrnitteln oder beim Glücksspiel. Die Volksmedizin verband die Anwendung von Heilmitteln mit Magie. „Geheilt“ wurden so alle Arten von körperlichen Beschwerden, Krankheiten sowie Verletzungen. Heilmagie sollte die Gesundheit des Viehs gewährleisten, von welcher der Erfolg der bäuerlichen Ökonomie stark abhängig war. Heilmagie wurde häufig als Transferzauber angelegt, indem ein Gegenstand die Krankheit aufnehmen sollte, der anschließend vernichtet oder unzugänglich gemacht wurde. Breiten Raum nahmen Abwehrzauber ein, bei dem auf magische Weise ungünstige äußere Einflüsse femgehalten wurden, natürliche ebenso wie magische. Abwehrzauber hatten häufig den Charakter einer pauschalen Sicherung, ohne dass ein spezifischer Gegner klar identifiziert worden wäre.15 Bannzauber vertrieben dagegen aktiv Unerwünschtes. So bannte man etwa Ungeziefer, aber auch Brände. Schutzzaubereien gewannen größte Bedeutung in Lebensphasen, in denen Personen als besonders verletzlich und von Schadenszauber bedroht galten, etwa bei Eheschließung und bei der Geburt.16 Bei der Verteidigung gegen den Schadenszauber stand der Gegenzauber zur Verfügung, der sich häufig darauf beschränkte, passiv die schädigende Magie abzuwehren bzw. aufzuheben.
Die Volksmagie bediente sich einer Vielzahl von Methoden. Bei Heilungszaubern konnten durchaus medizinisch wirksame Pflanzen eingesetzt werden. Deren Heilkraft wurde jedoch auch auf den magischen Spruch oder besondere Rituale bei der Herstellung der Arznei zurückgeführt. Apotropäische Zeichen wurden am Haus, an Werkzeugen oder an Möbeln angebracht. Dazu gehörten unter anderem das Pentagramm, aber auch Tierschädel. In ähnlicher Weise sollten Amulette (Talismane) passiven Schutz verleihen. Dabei handelte es sich um Gegenstände mit angeblich magischer, unheilabwendender Kraft, die man bei sich trug oder in der Wohnung - häufig unter der Türschwelle versteckt - aufbewahrte. Als Amulette wurden zahlreiche Materialien verwendet: Edelstein, ebenso wie tierische oder pflanzliche Überreste oder schlicht rote Fäden. Ein Stück Papier, auf das eine Zauberformel geschrieben war, trug man als Zettelamulett bei sich. Weit verbreitet waren Amulette mit christlichem Symbolgehalt, von Bruchstücken von Reliquien bis zu Medaillons und gedruckten Heiligenbildern. Sie wurden von kirchlichen Einrichtungen gezielt verteilt oder verkauft. An Wallfahrtsorten des 18. Jahrhunderts entwickelten sich dabei frühe Formen von kommerzieller Massenproduktion. Schutzblattsegen (Breverl, Hauskreuz) waren Zettel, die Segenssprüche und Heiligenbilder zeigten. Amulette waren frei kombinierbar: In den Schutzblattsegen wurde häufig Amulette eingefaltet; so genannte Fraisketten, die gegen Krämpfe helfen sollten, bestanden stets aus mehreren magischen Gegenständen.17 Volksmagische Zaubersprüche und Gebete lassen sich nicht unterscheiden. Die einfachsten schützenden Formeln waren die Anrufung der Dreifaltigkeit und das Kreuzzeichen, die nicht als Magie bezeichnet werden können, da ihre Orthodoxie unbestreitbar war. Daneben standenjedoch auch Schutz-, Bann- oder Heilungssprüche. Offensichtlich waren christliches Gebet und kirchliche Symbolik aus der Volksmagie nicht wegzudenken. Man hat hier dezidiert von kirchlicher Magie gesprochen.18 Die Landbevölkerung passte die Religion ihren Bedürfnissen an und die Aussagen der Bibel und der Heiligenlegenden sowie die Liturgie wurde in einen von Magie gesättigten Volksglauben integriert und adaptiert. Hierher gehörten auch die Elemente des katholischen Heiligenkults. Der Heilige als magischer Agent sollte die Wünsche derjenigen, die ihn verehrten, erfüllen. Durch eine Spende von Geld oder einer Kerze oder durch die Zusage einer Votivgabe konnte unmittelbare Wirksamkeit unterstellt werden. Einen Widerspruch zwischen der Anwendung von Magie und ihrem christlichen Glauben sahen die Menschen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit größtenteils nicht, sondern beide Systeme integrierten sich wechselseitig zu einem „Wilden Christentum“. Auch die Geistlichen waren in der Regel bereit, kirchlich geprägte Magie zu tolerieren oder sogar aktiv zu unterstützen. Johannes Dillinger hält es daher für fragwürdig, einen Gegensatz von Christentum und Volksglauben in der Vormodeme zu konstruieren und über ein Heidentum zu spekulieren, das unmittelbar unter der Oberfläche des kirchlichen Glaubens gesteckt haben soll.19 Eine solche Sicht zeichne lediglich die Kritik am Volksglauben nach, die seit der Antike von gelehrten Theologen formuliert worden sei.20
3. Die Magie, die Religion und das Recht
James George Frazer (1854- 1941), einer der Väter der Anthropologie, stellte Magie in die Nähe der Naturwissenschaft: Magie versuche danach wie die Naturwissenschaft, gesetzmäßige Abläufe in der Natur auszunutzen. Von der Naturwissenschaft unterschiede sie sich einfach dadurch, dass die von ihr angenommen Gesetzmäßigkeiten, nämlich die von Ähnlichkeit (Sympathie) und Kontakt falsch seien. Sympathie und Kontakt bezeichneten zentrale Kategorien der Wirksamkeit von Magie. Mit Sympathie sei gemeint, dass bestimmte Gegenstände in Beziehung zueinander stünden und aufeinander wirkten. Diese Wirkbeziehung würde häufig an der Gestalt der Gegenstände abgelesen, z.B. gelbe Edelsteine sollten etwa in Beziehung zur Sonne stehen und deren positiven Einfluss magisch vermitteln. Gelehrte Magier kannten komplexe Sympathiezusammenhänge, die Planeten, Mineralien, Pflanzen, Tiere und menschliche Körperteile umfassten. Kontaktmagie könne als Sonderfall der Sympathiemagie aufgefasst werden. Die Beziehung zwischen Objekten wurde hier nicht in Form von Ähnlichkeiten erfasst, sondern durch Berührung, z.B. bei sog. Voodoo-Puppen, die mit Haaren oder Kleidungsstücken eines Menschen ausgestattet würden, der dann die Nadelstiche verspüre, welche die Puppe erhielte. Sympathiedenken sei bedeutsam gewesen für die Gelehrtenmagie und die Volksmagie, auch auf die Hexereiimagination hätte es gewissen Einfluss gehabt.
Religion entwickele sich laut Frazer aus dem Versagen von Magie. Religion behaupte keine Gesetzmäßigkeiten mehr und habe die Gewissheit aufgegeben, durch bestimmte Handlungen die Natur und das Schicksal manipulieren zu können. Stattdessen wende Religion sich bittend an ein höheres Wesen, dessen Macht über Natur und Menschen sie propagiere. Damit liege der Unterschied zwischen Religion und Magie darin, dass der Religiöse nie sicher sei, dass seine Wünsche erfüllt werden, während der Magier für seine Riten gesetzmäßige Wirksamkeit beanspruche. Er fordere und befehle, wo der Religiöse bitte und bete. Dass es laut Frazer der Wissenschaft gelungen sei, die Gesetze zu finden, denen Naturabläufe „wirklich“ gehorchen, mache Magie und Naturwissenschaft unvereinbar. Religion und Naturwissenschaft könnten dagegen koexistieren, weil sie in Gott bzw. in der Naturje ihre Objekte gefunden hätten. Frazer apostrophierte dieses Modell als menschheitsgeschichtlichen Entwicklungsprozess: Die Magie habe auf der niedrigen Stufe menschlicher Entwicklung gestanden, auf sie sei die Religion gefolgt, die schließlich um die Naturwissenschaft ergänzt worden sei. Den magischen Rest, den Frazer noch im Europa seiner Gegenwart fand, verstand er daher als atavistisches Überbleibsel.21 Johannes Dillinger erläutert22, dass die Differenzierungen zwischen Magie und Religion von den theologischen und rationalistischen Diskursen Europas geprägt seien, die Religion auf- und Magie abwerte.23 Magie und Religion würden ein unterschiedliches Sozialprestige genießen. Ihre jeweiligen Vertreter grenzten sich in der gesellschaftlichen Praxis klar voneinander ab und stünden in der Regel in einem konflikthaften Verhältnis zueinander. Dies gelte für Gesellschaften unter intensivem Einfluss der Weltreligionen mehr als für andere.24 Dillinger empfiehlt, sich der Soziologie nach Emile Dürkheim (1858-1917)25 und Marcel Mauss (1872-1950)26 zu bedienen. Religionen kreierten verbindliche Aussagen und feste Regeln. Diese Feststellungen und Vorschriften würden von Institutionen fixiert und durchgesetzt. Im Gegensatz dazu kenne die Magie weder Institutionen noch Glaubenssätze. Sie gehe zwar davon aus, dass Ursachen und Effekte durch bestimmte Gesetzmäßigkeiten (Sympathie, Kontakt) bestimmt werden, zudem kenne sie praktische Handlungsanweisungen. Ihr fehlten jedoch abstrakte verbindliche Aussagen, wie sie den Glaubensinhalt einer Religion oder die Ordnung einer Religionsgemeinschaft fixieren. Magie und Religion könnten demnach konkret anhand ihrerjeweiligen Träger in der Gesellschaft voneinander geschieden werden: Religion wird in institutionalisierten Glaubensgemeinschaften ausgeübt und tradiert. Magie üben einzelne Privatpersonen oder kleine, informelle Gruppen aus. Für ihre Tradierung sei Magie auf informelles Brauchtum oder Geheimlehren angewiesen. Der Institutions- und Öffentlichkeitscharakter von Religion lege dieser stets eine Verbindung zu staatlichen Strukturen nahe. In der Regel genössen Religionen staatliche Anerkennung oder gar Förderung. Die privatistische Magie dagegen bliebe stets staatsfem. Ihr Defizit an Öffentlichkeit provoziere Misstrauen27. Magie sei von staatlichen Stellen häufig verfolgt, bestenfalls indifferent geduldet. Dies bedeute jedoch nicht, dass Magie bis ins 19. Jahrhundert nicht eine zentrale Stellung in der Alltagskultur eingenommen hätte.28 Mit der abstrakten soziologischen Abgrenzung der Magie von Religion und Wissenschaft sei die Definition nach Ansicht von Dillinger flexibel. Sie könne in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten unterschiedlichem Magieverständnis Rechnung tragen. Dieses Verständnis baue auf Machtstrukturen, den Regelwerken von Kirchen und Staaten auf.29 Marcel Mauss30 erläutert die Magie umfasse Handelnde, Handlungen und Vorstellungen: Magier würde man das Individuum nennen, das magische Handlungen vollzöge. Magische Vorstellungen würden man die Ideen und Überzeugungen nennen, die den magischen Handlungen korrespondieren. Die Handlungen würde man magische Riten nennen. Die magischen Riten und die Magie seien in erster Linie durch Tradition bestimmte Tatsachen. Handlungen, die sich nicht wiederholen, seien nicht magisch. Ebenso seien Handlungen, an deren Wirksamkeit eine ganze Gruppe nicht glaube, nicht magisch. Die Form der Riten sei überlieferbar und würde durch die allgemeine Meinung sanktioniert. Traditionelle Praktiken, mit welchen die magischen Handlungen verwechselt werden könnten, seien die rechtlichen Akte, die Techniken und die religiösen Riten. Dass die rechtlichen Akte häufig einen rituellen Charakter haben, läge daran, dass der Vertrag, die Eide, die Ordalien sakramentale Züge tragen und mit Riten verschmolzen seien, ohne jedoch selber rituellen Charakter zu haben. Soweit sie eine besondere Wirksamkeit hätten und nicht nur vertragliche Bindungen zwischen Wesen herstellten, seien sie nicht rechtlich, sondern magisch oder religiös. Für die magischen Riten sei das Vermögen (im Sinne von Können) wesentlich und sie erhielten ihren Namen oft von ihrer Wirksamkeit. Das deutsche Wort Zauber31 habe dieselbe etymologische Bedeutung, und auch andere Sprachen verwendeten zur Bezeichnung der Magie Worte, deren Wurzel die Bedeutung von machen, tun habe. Doch auch die Techniken seien schöpferisch und die zu ihnen gehörigen Bewegungen würden gleichermaßen für wirksam gehalten. Kaum eine Kunst oder Fertigkeit sei nicht für ein Objekt der Magie gehalten worden. Bei Fischfang, Jagd und Ackerbau ginge die Magie mit der Technik Hand in Hand; andere Künste seien ganz in der Magie gefangen: die Medizin und Alchemie.
Marcel Mauss trifft folgende grobe Unterscheidung des magischen Ritus vom religiösen Ritus (nach Frazer): Der magische Ritus sei ein sympathetischer Ritus (eine geheimnisvolle Wirkung ausübend), d.h. der Ritus scheint durch sich selbst zu wirken, er zwinge und sei eine mechanisch unmittelbare Handlung. Der religiöse Ritus zwinge nicht, sondern bete an und vermittle. Er wirke indirekt und durch eine Art respektvoller Überredung. Seine Wirkung komme durch einen spirituellen Vermittler zustande. Einige Riten seien mit Sicherheit religiös', die feierlichen, öffentlichen, obligatorischen und regelmäßigen Riten - die Feste und die Sakramente.32 Demgegenüber gäbe es Riten, die in der Regel magisch seien: die Behexungen, die durchweg vom Recht und von der Religion als magisch qualifiziert würden. Sie seien unerlaubt und würden ausdrücklich verboten und bestraft. Mauss sieht in dem Verbot die Grenze, durch welche sich die gesamte Magie zusammenschließe. Diese beiden Extreme würden sozusagen die beiden Pole der Magie (Pol der Behexung) und der Religion (Pol des Opfers) bilden. Zwischen diesen beiden Polen träte eine Masse von Praktiken zutage, die weder verboten noch auf spezielle Weise vorgeschrieben seien. Die Verwandtschaft der Magie und des häuslichen Kults sei somit sehr eng. Jacob Grimm sah in der Magie „gewissermaßen eine religionjur den ganzen niederen hausbedarf“,33
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Abgrenzung von magischen und religiösen Riten.
4. Die Merkmale des/der Magiers/Magierin
In vielen Gesellschaften auf der Welt sei die Ausübung der Magie Spezialisten vorbehalten, die das ausschließliche Eigentum an der Magie inne hätten.3435 In der übrigen Gesellschaft sei die populäre Magie verbreitet, die weniger exklusiv seijedoch auch ihre Praktiker habe, die durch die Kenntnis des Rezeptes und den Zugang zu der Tradition ein Minimum an Qualifikation aufwiesen. Eine ähnliche Auffassung hätte auch im christlichen Europa geherrscht. Wer immer die Magie praktizierte, hätte als Magier gegolten und wurde als solcher bestraft. Für die Kirche und die Gesetze hätte es keine Magie ohne Magier gegeben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Die Merkmale des/der Magiers/Magierin.
Es gäbe Eigenschaften, deren Besitz den Magier vom gewöhnlichen Menschen unterscheide; zum Teil seien es erworbene Eigenschaften, zum Teil angeborene, solche die einem verliehen würden und andere die man einfach besäße. Der Magier sei angeblich an bestimmten physischen Merkmalen erkennbar, die ihn bezeichneten und ihn bloßstellten. Er sei an seinen Augen zu erkennen sei, weil die Pupille die Iris aufgezehrt habe und das Bild verkehrt erschiene. Man hätte geglaubt, daß der Magier keinen Schatten habe. Im Mittelalter suchte man an seinem Körper das signum diaboU. Im Übrigen hätten ohne Zweifel viele Zauberer aufgrund ihrer hysterischen Verfassung Stigmatisierungen und Zonen der Anästhesie gehabt. Der Glaube an einen besonderen Blick des Magiers beruhe zum Teil sicherlich auf wirklichen Beobachtungen, denn überall gäbe es Menschen, die wegen ihres lebhaften, fremdartigen, flackernden und falschen, mit einem Wort ihres „bösen Blicks“ gefürchtet oder ungern gesehen seien. Sie alle hätten die Bestimmung zum Magier: Es seien nervöse oder, für die sehr beschränkte Umgebung, in der man an die Magie glaubte, anormal intelligente Menschen. Auch könnten abrupte Gesten, eine ruckartige Rede, rednerische oder poetische Gaben einen Magier bezeichnen. Zum Magier seien auch bestimmte Gestalten ausersehen, die die allgemeine Aufmerksamkeit, Furcht und Feindseligkeit durch physische Besonderheiten oder auch eine außergewöhnliche Geschicklichkeit auf sich zögen, wie die Bauchredner, Jongleure und Taschenspieler, oder es genüge ein Gebrechen wie bei den Buckligen, Einäugigen oder Blinden. Krüppel, Ekstatiker, Nervöse und Vagabunden bildeten in Wirklichkeit aber Arten sozialer Klassen. Was ihnen magische Fähigkeiten verliehe, sei nicht so sehr ihr individueller physischer Charakter, als vielmehr die von der Gesellschaft ihrer ganzen Art gegenüber eingenommene Haltung.
Eine weitere Klasse würden die Frauen darstellen. Die kritischen Perioden im Leben einer Frau, gäben ihnen eine Sonderstellung. Die magischen Fähigkeiten der Frauen erreichten ihre größte Intensität im Moment ihrer Heiratsfähigkeit, während der Regel, zur Zeit der Schwangerschaft und des Kindbetts sowie nach der Menopause. Die alten Frauen seien Hexen, die Jungfrauen würden als wertvolle Gehilfen gelten. Frauen seien auch in besonderem Maße für Hysterie anfällig, so dass ihre nervösen Krisen sie übernatürlichen Kräften auszuliefern schiene, die ihnen eine besondere Autorität verliehe. Auch außerhalb der kritischen Zeiten, seien Frauen Objekt des Aberglaubens, oder von rechtlichen oder religiösen Vorschriften, die deutlich machten, dass sie innerhalb der Gesellschaft eine eigene Klasse bildeten. Andererseits sei die Frau aus der Mehrzahl der Kulte ausgeschlossen. Dort, wo sie zugelassen werde, spiele sie nur eine passive Rolle. Die Praktiken, die der Frau überlassen würden, seien allein auf die Magie beschränkt. Der magische Charakter der Frauen hänge stark mit ihrer sozialen Bestimmung zusammen. In der Mehrzahl der primitiv genannten Gesellschaften würden gerade die alten Frauen der Zauberei angeklagt und für sie bestraft, ohne sie begangen zu haben. Im Mittelalter und vor allem seit dem 14. Jahrhundert, schienen die Hexen in der Überzahl. Man wisse von ihnen nur durch ihre Prozesse. Die übergroße Anzahl von Hexen hätten soziale Vorurteile bezeugt, die von der Inquisition ausgenutzt wurden und die sie wiederum genährt hätten. Aus theologischer Sicht läge das Verhängnis der Frau in ihrem Geschlechtswesen überhaupt, ihrem Körper und ihrem FrauSein. Der Hexenhammer stellte ein Kompendium aller Lehrmeinungen der Kirchenväter und anderer theologischer Autoritäten dar, die sich mit dem Wesen der Frau beschäftigten. Das Werk reduziere die besondere Auffälligkeit für Hexerei auf ganz bestimmte Frauen: Ehebrecherinnen, Huren, Konkubinen und Hebammen. Die zugrunde liegende Angst vor Geheimbünden oder Sekten, deren Existenz der Hexenhammer zu begründen sucht, fände in allen Anzeichen weiblicher Autonomie ihre Bestätigung. Die Furcht vor weiblicher Autonomie beziehe sich ganz deutlich auf Körperzustände und physische Verwandlungen der Frau, an denen sie bewußt teil hat und sie unter Umständen zu beeinflussen weiß. Die Frauen, die das größte empirische Wissen über diese Zustände aufzuweisen hätten, seien die Hebammen, die Geburtshilfe leisten und notfalls Abtreibungen vornehmen und als erste eine unkonventionelle Macht über die neugeborenen Kinder ausüben könnten.36 Die aus den Ketzerverfolgungen bekannten Verdächtigungen, dass Kinder verspeist, verhext oder geopfert würden, werden im Hexenhammer den Hebammen unterstellt.37 38 Häufig seien Kinder in der Magie, vor allen für divinatorische Riten [[314]], besonders gesuchte Gehilfen, gelegentlichjedoch trieben auch sie auf eigene Faust Magie. Wegen ihres Alters und weil sie die endgültige Initiation[39] noch nicht durchgemacht haben, hätten sie einen noch ungewissen und schwankenden Charakter. Auch hier seien es Eigenschaften einer Klasse, die ihnen magische Fähigkeiten verliehen. Wo man die Magie mit der Ausübung bestimmter Berufe (Ärzte, Barbiere, Schmied, Schäfer, Totengräber, Henker)40 41 verbunden anträfe, bestehe kein Zweifel, dass die magischen Kräfte nicht Individuen, sondern Körperschaften verliehen wurde. Alle diese Berufe wurden natürlich nicht von Frauen ausgeübt. Die außergewöhnliche Stellung von Individuen, die in einer Gesellschaft eine besondere Autorität innehätten, könnten sie bei bestimmten Gelegenheiten zu Magiern machen. Oft gäbe es die Kombination mit der Position eines/einer Königs/Königin, Priesters oder Gottes/Göttin. Diese Magier hätten damit gleichzeitig eine politische Autorität ersten Ranges mit einem beachtlichen Einfluß inne. Die soziale Stellung prädestinierte damit die Ausübung der Magie und umgekehrt prädestinierte die Ausübung der Magie sie für ihre soziale Stellung.
In Gesellschaften, in welchen die priesterlichen Funktionen ganz und gar spezialisiert seien, würden die Priester oft der Magie verdächtigt, die ihrer Rolle nicht gerecht würden und z.B. ihr Zölibat verletzten. Wenn eine Religion entmachtet wird, würden die ihrer Würde beraubten Priester für die Mitglieder der neuen Kirche zu Magiern. Ebenso führe die Häresie zur Magie: die Katharer, die Waldenser, etc. sind vom Katholizismus als Zauberer behandelt worden. Hier werden also nicht mehr Magier aus einer Klasse rekrutiert, sondern alle Mitglieder einer Sekte (aus der Sicht der Kirche), sind nun Magier. Für die Alexandriner oder für die Kirche des Mittelalters wären alle Juden Magier gewesen. Ebenso seien die Fremden[[47]], insofern sie als Gruppen gesehen werden, eine Gruppe von Zauberern. Auf dieser Grundlage beruhe das System der Vendetta. Vor allem sei der Fremde der, der ein anderes Territorium bewohne, der benachbarte Feind. Stehen zwei Zivilisationen in Kontakt miteinander, so werde die Magie gewöhnlich der schwächeren zugewiesen. Alle nicht sesshaften Stämme, die innerhalb einer sesshaften Bevölkerung lebten, gelten als Zauberer. In diesen fremden Gruppen würden bestimmte Stämme, Clans oder Familien noch spezieller mit der Magie in Zusammenhang gebracht.Es gäbejedoc h auch Gruppen, die sich selbst eine magische Qualifikation verleihen würden (z.B. die Brahmanen). Somit kann festgestellt werden, dass die Individuen, denen die Ausübung der Magie zugeschrieben wird, ganz abgesehen von ihrer magischen Qualität, bereits eine Sonderstellung innerhalb der Gesellschaft haben. Die Eigenschaften die man einem Magier hypothetisch zuschreibe seien Bestandteil seines traditionellen Bildes, welches auf Mythen, besser gesagt, mündlichen Überlieferungen beruhe, die im allgemeinen die Form der Legende, der Erzählung oder des Romans hätten. Im Volksleben auf der ganzen Welt spielten diese Traditionen eine beachtliche Rolle und sie sind eines der Hauptelemente der Folklore. Eine wichtige Rolle spiele dabei die beständige Wiederholung dieser Mythen in einer Gesellschaft. Diese sorge dafür, dass sich das Bild eines Magiers oder Magierin in den Köpfen der Menschen manifestiere. Denn während die Macht eines Priesters durch die Religion definiert sei, entstehe das Bild des Magiers außerhalb der Magie. Es bildet sich durch zahllose Gerüchte und der Magier brauchte seinem Portrait nur noch zu entsprechen.
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Abb. 3 Die Fähigkeiten eines/einer Magiers/Magierin.
Außer einer allgemeinen Macht über die Dinge besäße der Magier Macht über sich selbst, die das Wesentliche seiner Kräfte ausmache. Man glaube, er unterliege nicht den Gesetzen der Schwerkraft, er könne sich in die Luft erheben und sich - in einem einzigen Augenblick - bewegen wohin er wolle.
Er hätte die Gabe der Allgegenwart (z.B. ein Priester/Hexenmeister hält drei Messen zur selben Zeit). Im Unterschied zu anderen Seelen verließe die des Magiers den Körper auf seinen Befehl. Die Seele des Magiers sei sein Doppel, sie sei also nicht ein anonymer Bestandteil seiner Person, sondern seine Person selbst. Seinem Willen folgend versetze sie sich an den Schauplatz des Handelns, um dort physisch zu wirken. In bestimmten Fällen sei es sogar nötig, daß sich der Magier verdopple. So interpretierte man im Mittelalter die Hexenfahrt. Man sagte, daß der Hexenmeister, der zum Sabbat aufbrach in seinem Bett einen Dämon einen vicarium daemonem, zurückließe, der nichts weiter als ein Doppel war. Das Doppel des Magiers könne eine Art flüchtige Materialisation seines Atems und seines Zaubermittels sein, so wie eine Staubwolke oder ein Wirbelwind, woraus sich bei einer bestimmten Gelegenheit eine körperliche Gestalt seiner Seele oder seiner selbst herauslöse, die übrigens ein vom Magier vollkommen unterschiedenes und von seinem Willen nahezu abhängiges Wesen sei, dasjedoch hin und wieder erscheint, um ihm dienstbar zu sein. Daher würde der Magier oft von einer gewissen Anzahl von Gehilfen begleitet, von Tieren oder Geistern, die nichts anderes als seine Doppel oder äußeren Seelen seien. Bei der Verwandlung der Magier handele es sich in Wirklichkeit daher um eine Verdopplung in tierischer Erscheinungsform. In Europa meinte man, die Hexenfahrt durch die Luft geschehe durch eine Verwandlung und beide Themen seien sogar so eng miteinander verknüpft, daß sie in einem einzigen Begriff zusammengefasst wurden. Im Mittelalter war striga dieser Begriff, der im Übrigen aus dem griechisch-römischen Altertum stammt: die striga, von lat. strix, ist zugleich eine Hexe und ein Vogel (Eule). Außerhalb ihrer Behausung träfe man die Hexe in der Gestalt der schwarzen Katze, als Wölfin oder Hase, während der Hexenmeister die Gestalt eines Bockes annähme.
5. Die Macht der Zauberin: Emanzipation und Selbstvernichtung
Elisabeth Frenzei erklärt, unter den verschiedenen Rollen, die eine Frau bei einer Liebesbeziehung spielen könne, hätte die Literatur auch diejenige zu einem traditionsbildenden Schema ausgeformt, die der Frau eine unwiderstehliche Anziehungskraft und einen magisch-dämonischen Charakter zuschreibe, durch die sie den Mann nicht nur erotisch an sich binde, sondern ihn auch von seinen höheren Interessen und Aufgaben ablenke, seine Moral untergrabe und ihn meist ins Unglück stürze. Diese Bindung sei allerdings nicht immer rein negativ, sondern häufig ambivalenter Art, indem die Frau dem verführten Mann ein Höchstmaß an Liebeserfüllung beschere.42 Die biblische Schöpfungsgeschichte der Verführung Adams, des ersten Menschen, durch Eva wurde für die abendländische Geistesgeschichte zum Symbol des ruinösen Einflusses der Frau. Zwar wurde die Verführerrolle im I. Buch Mose (10. Jh. v. Chr.) auf zwei Figuren - Eva und den Teufel in Gestalt der Schlange - verteilt, aber Eva sei eben Sprachrohr des Bösen gegenüber dem Mann, der als das Opfer ihrer Überredung erscheint. Dieses sinnfälligste Beispiel für die Frau als Verführerin, das noch durch andere eindrucksvolle Erzählungen des Alten Testaments gestützt würde, bildete trotz der wesentlich anderen Haltung der Evangelien gegenüber der Frau in der christlichen patristischen Literatur die Grundlage für die Einordnung der Frau als rein sexuelles und daher sündhaftes Wesen. Zu dieser frühchristlichen Auffassung trug die frauen - und ehefeindliche Haltung des Apostels Paulus wesentlich bei. Wie der Vordere Orient, so entwickelte auch die griechische Antike sehr früh die Funktion der Frau als Verführerin. Pandora wird nach der Schilderung Hesiods (Werke und Tage um 700 v. Chr.) als Fallstrick und Werkzeug göttlicher Rache zu dem Feuerräuber Prometheus geschickt, dessen Verführung ihr nicht gelingt, aber dessen Bruder Epimetheus ihr erliegt, so daß sie durch Öffnen ihrer „Büchse“, die alles Unheil enthält, Verderben über die Geschöpfe des Prometheus, die Menschen, bringt und so auch eine Vertreibung aus dem Paradies. Gestalten wie der der Circe und der Sirenen in Homers Odyssee (8. Jh. v. Chr.), die den Heimkehrer vom Wege abziehen wollen, tragen die gleichen Züge von erotisch attraktiven Männerverderberinnen.43 Auch schuf sich die Antike schon regelrecht weibliche Dämonen - zwischen Gott und Mensch stehende Wesen mit übernatürlichen Kräften die den hypnotischen, vampirischen Zügen der Frau Gestalt gaben.44
5.1 Der Urmythos - Die Zauberin in der Antike
In der römischen Antike gab es zwei Ausdrucksformen der Magie. Die eine Form war die Divination, in der sich Seher betätigten, die Geheimnisse und Zukünftiges mit Hilfe der Götter erkennen und voraussagen wollten. Die zweite Form war die Zauberei, wobei man zwischen Heils- und Schadenszauber unterschied. Der Schadenszauber war verständlicherweise gefürchtet, und der römische Staat versuchte per Gesetz diesem Treiben Einhalt zu gebieten. So wird bereits in der ältesten römischen Rechtssammlung aus dem 5. Jh. V. Chr., dem Zwölftafelgesetz, derjenige sanktioniert und mit Todesstrafe bedroht, der Feldfrüchte weggezaubert hat (wörtlich: „(mit Zaubersprüchen) herausgesungen hat“ oder „der fremde Saat (durch Zauberei) zu sich herübergezogen hat.“)45 Am Ende der republikanischen Zeit erließ Sulla ein Gesetz gegen Meuchelmörder und Giftmischer („De sicariis et veneficiis“), das unter Kaiser Tiberius (14-37 n. Chr.) auch auf Zauberer ausgedehnt wurde. Die Giftmischerei („veneficium“) wurde damit der Zauberei gleichgesetzt, die lateinisch maleficium genannt wurde. Maleficium bedeutet übersetzt wörtlich „böse Tat, Freveltat“ und bezieht sich eindeutig auf den Schadenszauber. Seit Kaiser Diokletian war Verbrennen die Strafe für Menschen, die magische Praktiken übten. Magie galt als Majestäts- bzw. Staatsverbrechen, und es scheint, dass schon in der Antike Krisen- und Kriegszeiten dazu prädestiniert waren, Verfolgungen gegen die Zauberer, malefici, anzustacheln.46 Die häufigste Form des Schadenszaubers war die „Defixio“ (Bindezauber), die den Gegner „binden“, d.h. unbeweglich machen sollte und mit sogenannten „Fluchtafeln“ oder „Defixionstafeln“ (lat. „defictio“'. Bann) durchgeführt wurde. Wie aus den Fluchformeln hervorgeht, konnten Zunge, Worte, Hände und Füße und Seele, Augen und Mund „gebunden“ werden, um das „Funktionieren“ der ganzen Person zu vereiteln bzw. sie außer Gefecht zu setzen. Angewendet wurde diese Art des Zaubers gegen Rivalen z.B. im Geschäftsleben, gegen Prozessgegner, gegen Diebe und Verleumder, aber auch um Wettkämpfe, wie z.B. Wagenrennen, für sich günstig zu beeinflussen, und nicht zuletzt als Liebeszauber (Eifersucht, Rache, sexuelle Begierde). Dieser Bindezauber wurde in der Regel so vollzogen, dass auf Bleitäfelchen47 Fluchtexte geschrieben wurden, die Menschen oder Tiere beeinflussen bzw. ihnen schaden sollten.48 Die Texte sind anonym verfasst und wurden an chthonischen49 Orten, in Gräbern Frühverstorbener, in Brunnen und Quellheiligtümern versteckt oder vergraben. Manchmal waren den Täfelchen auch Wachspuppen in Bleigefäßen hinzugefügt. Zauberei mit Wachspuppen ist eine Praxis, die auch aus anderen Kulturen bekannt ist, in der Antike in Mesopotamien üblich war.50 Wenn in frühen Fluchtexten Gottheiten als Helfer angerufen werden, sind es Gottheiten der Unterwelt oder solche, die für Zauberei zuständig sind. In späteren Texten sind es dann Dämonen oder Totengeister. Auch die Bleibehälter, in denen die Wachspuppen verborgen waren, konnten mit Fluch- und Zauberformeln bedeckt sein.51
Dass Zauberei schon im alten Rom als maleficium, also vornehmlich als Schadenszauber eingestuft wurde, sollte in späterer Zeit noch Bedeutung erlangen, wenn man es mit den Hexen im eigentlichen Sinne zu tun habe. Denn die Hexe hieß lateinisch malefica, wie uns der Hexenhammer (lat. malleus maleficarum), das im 15. Jh. erschienene Handbuch für die Hexenverfolgung schlechthin, verrät. Doch die Antike kannte nicht nur Zauberinnen, sondern auch männliche Vertreter dieser Zunft.52
Der Hexenhammer, der nur die weibliche Form im Titel führt, fokussiert sich überwiegend auf die Frauen, was für die Verfolgungen nachhaltige Auswirkungen hatte.53 Übernatürliche Eigenschaften und Fähigkeiten, die man später den Hexen zuschrieb, sind z.T. schon in der Antike angelegt, so z.B. die Nekromantie, die Totenbeschwörung. Für deren Ausübung durch Frauen legen die Bibel mit der Hexe von En-Dor (siehe Anhang Nr. 11.2 Die Hexe von En-Dor ,Altes Testament, 1. Samuel, 28, 3ff), Vergil in der Aeneis in der Gestalt der Sibylle (6,236ff.) und die Erictho in Lucans Pharsalia (6,507f.) Zeugnis ab.54 Johann Hartlieb, der 1455 ein Buch über die verbotenen Künste verfasste, nennt die Nekromantie in einem Atemzug mit Dämonenpakt, Hexenflug, Hexensalbe, Tierverwandlung und Wetterzauber.55 Die Kunst des Fliegens, die nach Hartlieb die Hexen auszeichnet, beherrschten auch schon ihre antiken Vorgängerinnen und wird durch eine Salbe ermöglicht (siehe Anhang Nr. 11.1 Apuleius: Der Goldene Esel). Dass sich Hexen unter Verwendung von sog. Hexensalben flugtüchtig machen, ist ein Anklagepunkt in den Hexenprozessen. Zur Zeit des Mittelalters war diese Anschuldigung bereits bekannt, die Kirche bemühte sich jedoch angelegentlich darum, die Vorstellung, dass jemand durch die Luft fliegen könnte, als Wahngebilde zu entlarven und zu verwerfen.56 So wird schon im 10. Jh. in einem Werk des Regino von Prüm über den nächtlichen Flug von Frauen spekuliert. Später tauchen diese Überlegungen im Corpus Iuris Canonici unter dem Titel „Canon Episcopi“ auf. Darin wird der nächtliche Flug bestritten und der Glaube daran als Sünde unter Kirchenstrafe gestellt.57 58 Wetterzauber und Tierverwandlung^ kennt die Antike ebenso wie Hartlieb, der diese Fertigkeiten in seiner Liste als Charakteristika für die Hexen der Neuzeit aufführt. In den Zeiten der Hexenverfolgungen wurden bestimmte Tierarten favorisiert, die eine Erscheinungsform der Hexe sein konnten. Tiere, wie Taube oder Lamm, die in der christlichen Symbolik positiv besetzt waren, konnten von der Hexe nicht in Besitz genommen werden. Dagegen verwandelten sie sich bevorzugt in Katzen, Kröten, Hasen, Pferde, Schweine, Kühe usw. Was den antiken Zauberern jedoch fehlte, waren der Pakt mit dem Teufel und die Zusammenkünfte auf Hexentanzplätzen, um dort Orgien mit dem Teufel und den Dämonen zu feiern.59 Auch fehlen in der Antike Vorwürfe, wie sie der „Hexenhammer“ erhebt, dass Hexen Hostien missbrauchen, die Mutter Gottes verspotten und kleine Kinder zu rituellen Zwecken töten. Denn diese Anschuldigungen verdanken sich der christlichen Religion, wobei die angeblich von den Hexen ausgeführten Untaten an die Angriffspunkte erinnern, die die Kirche gegen die damals aufgekommenen Sekten der Katharer und Waldenser und gegen die Juden ins Feld führte, und erstaunliche Übereinstimmungen bieten. Die Zusammenkünfte der Hexen nannte man deshalb auch Hexensabbat in Anlehnung an den Ruhetag der Juden, den Sabbat. Der Bezug der Hexen zu den Waldensern wird z. B. im ostfranzösischen Raum in der Sprache deutlich, wo die Begriffe vaudoisie und vauderie für Waldensertum, das allgemein für Ketzerei stand, seit 1430 die Bedeutung „Hexerei “ annahmen. Die Verbindung zu den Katharern wird in diesem Gebiet um 1437 herausgestellt in einer lateinischen Schrift, deren Titel übersetzt lautet: „Die Irrtümer der Gazari (=Katharer) oder jener, die nachweislich auf Besen und Stöcken reiten“60 Im 15. Jh. wird im deutschsprachigen Raum anstelle des bis dahin vorherrschenden Begriffs „Zauberin“(toversche) das Wort Hexe maßgebend, das als Übersetzung des lat. Begriffes malefica die schädlichen Umtriebe der Hexe in den Mittelpunkt stellt.61 In Verbindung mit dem aufkommenden Glauben an die Existenz einer Hexensekte, erhält das Wort „Hexe“ erst ab diesem Zeitpunkt seine eigentliche Bedeutung und dürfte somit streng genommen erst in diesem Zusammenhang verwendet werden. Die Herkunft des Wortes „Hexe“ ist nicht gänzlich geklärt. Wahrscheinlich leitet es sich von hagazussa ab, das sich aus den Bestandteilen bag (Einfriedung) und zussa (Dämon) zusammensetzt (daher auch: Zaunreiterin).62 In dieser Form ist das Wort im angelsächsischen Raum schon im 8. Jh. belegt. Das Vorkommen des Wortes im frühen Mittelalter trug dazu bei, dass man das Mittelalter als Geburtsstunde der Hexenverfolgungen ausrief und die Wurzeln des Hexenglaubens in germanisch-heidnischen Vorstellungen suchte. Diese Theorie ist heute ad acta gelegt, weil sich die Komplexität des Hexereideliktes ausschließlich einer Erfindung der Frühen Neuzeit verdankt.63
Viele in der griechischen und römischen Antike nachweisbaren Vorstellungen von Magie und zauberischer Beeinflussung finden sich bereits in der mesopotamischen Hochkultur. Dazu zählen Zauber mit Bildern, Nestelknüpfen64 oder der böse Blick. So sind aus dem 7. Jhr. v. Chr. ausführliche Beschreibungen von komplizierten Ritualen wie dem „Maqlu“ (wörtlich: „Verbrennung“) überliefert, mit deren Hilfe der assyrische König vor Zauberei geschützt werden sollte. Die Anweisungen erhalten zugleich Informationen über die vermeintlichen Zauberhandlungen, die, wie man glaubte, allerlei Krankheiten, Schwächen, Impotenz usw. herbeigeführt haben könnten. Dazu musste der Zaubernde eine Puppe der zu verzaubernden Person aus Wachs, Ton oder Teig anfertigen und das Material mit Sperma, Fingernägeln, Fetzen aus der Kleidung des Opfers o.ä. vermischen. Begleitet von Beschwörungen vergrub man die Figuren, verbrannte sie, löste sie im Wasser auf und gab sie Tieren zu fressen.65 Die Abwehrmethoden, die den Zauber brechen sollen, sind mit den Zaubertechniken nahezu identische Puppen, die vermeintliche Zauberer darstellen. Sie wurden in gleicher Weise hergestellt, mit Namen versehen und zerstört, währen man in Gebeten zu den Göttern die Bosheit der Zauberer und ihre Strafe ausführlich zum Ausdruck brachte. Durch die Vernichtung der den Zauberer repräsentierten Puppen sollte mithilfe der Götter die Wirkungen der Zauberei aufgelöst werden. Die Ähnlichkeit mit dem von Vergil66 beschriebenen Liebeszauber (siehe weiter unten in 5.2) ist evident. Der Glaube an Magie und Zauberei in Mesopotamien ist sehr alt und die Tötung des Zauberers entsprach der Rechtslage in Mesopotamien, wie dem berühmten Codex Cammurabi (um 1750 v. Chr.) zu entnehmen ist.67
5.2 Die Zauberinnen in der griechischen Mythologie
Dank mythologischer Berichte aus dem frühen 1. Jt. v. Chr. z.B. Homers Odyssee der Argonautensage waren Kirke und Medea die berühmtesten Zauberinnen der Antike. Kirke, Tochter des Helios, lebte auf der Insel Aiaia und war bekannt für ihre Fähigkeit, Menschen in Tiere zu verwandeln. Medea war eine Zauberin ganz anderer Art, eine sowohl tragische als auch grausame Person. Einst verhalf sie mit ihren Zauberkünsten Jason zum Besitz des goldenen Vlieses. Sie gab ihm eine Salbe, die ihn unverwundbar machte und es ihm ermöglichte, alle vom König von Kolchis gestellten Aufgaben zu erfüllen. Dank Medeas Zauberkünsten schlief der den Vlies bewachende Drache ein, sodass Jason das Fell an sich nehmen konnte. Medea vereint gleich zwei gegensätzliche Aspekte in sich: die kundige Helferin des Helden und die grausame Mörderin. Als Ehefrau Jasons in seiner Heimat wendet Medea immer wieder ihre Zauberkünste an, um Schwierigkeiten und Gefahren aus dem Weg zu räumen. Beide Zauberinnen, Kirke und Medea, spiegeln eine Auffassung von zauberkundigen Frauen wieder, die geheimes und gefährliches Wissen besitzen und es aus Leidenschaft, Rache und Eifersucht einsetzen. Die antike Literatur spielt häufig auf diese zwei Zauberinnen und ihre Künste an. Beide werden zum beliebten Motiv für bildende Künstler späterer Zeiten. Dass besonders Frauen sich der Zauberkunst widmen, hat Jahrhunderte nach der Entstehung der Mythen um Kirke und Medea der römische Historiker Plinius der Ältere in seiner Naturkunde erwähnt: Die Zauberkunst sei „die einzige Wissenschaft, in der die Frauen (den Männern] überlegen “ seien.68 Als vornehmliches Fachgebiet der Frauen gilt der Liebeszauber. In Die Zauberin berichtet Vergil im 1. Jh. v. Chr., wie eine betrogene Frau mittels eines Zauberrituals ihren untreuen Ehemann zur Heimkehr zwingt.69 Gaius Plinius70 71, der wie viele seiner Zeitgenossen der Zauberei eher skeptisch gegenüber stand, führte immer wieder in seine Naturgeschichte (Naturalis historia) Beispiele für Zauberei und für schützende Mittel gegen Bezauberung. [[11]] Nicht nur der Liebeszauber, auch andere magische Praktiken wie Astrologie und Wahrsagerei kamen nach allgemeiner Auffassung der Antike aus dem Osten, aus Ägypten, Babylonien oder Persien. Plinius führte die Magie, „die betrügerischste aller Künste auf den persischen Gelehrten Zoroaster72 zurück. Er nannte außerdem mehrere orientalische Autoren, die über Magie und verwandte Themen geschrieben hätten, deren Werke aber längst verloren gegangen seien. Unter der Bezeichnung Chaldäer, ursprünglich der Name des südmesopotamischen Volksstamms, verstand man in der Antike Magier und Wahrsager orientalischer Herkunft, die meist einen schlechten Ruf als Betrügerund Hochstapler hatten und zeitweise auch verfolgt wurden. Anweisungen zur Ausführung von Zauberritualen befinden sich in den in Ägypten in den ersten Jahrhunderten vor und nach Christus verfassten teilweise von Vorlagen von Tempeln abgeschriebenen griechischen Zauberpapyri. Sie zeichnen eine Vielzahl magischer Praktiken auf, darunter auch Schadens- und Liebeszauber. In den Papyri, die wohl aus gelehrten Kreisen stammen, geht es u.a. um Wahrsagen, Nekromantie und Exorzismus. Das Wissen und die praktische Ausführung, die in den Anleitungen dargelegt sind, bezeugen synkretistisches Denken mit einem vielgestaltigen Hintergrund: Elemente aus der älteren babylonischen Tradition vermischen sich hier mit späteren Vorstellungen aus dem gesamten antiken Mittelmeerraum.73 In den meist nachts durchgeführten Ritualen sollen Dämonen und Geister erscheinen, um bestimmte Aufgaben zu erledigen, z.B. um Glück, Reichtum oder allgemeinen Schutz zu gewährleisten oder um Informationen über die Zukunft zu bringen. Zum Ritual gehören Weihrauch, Gebete und Zauberformeln in einer fremdartigen oder einfach unverständlichen Sprache. Gegenstände wie Amulettsteine, bestimmte Pflanzen und andere zauberkräftige Utensilien kommen hinzu. Einer dieser Zauberpapyri enthält Anweisungen zur Herbeizitierung eines dämonischen Helfers, eines Luftgeistes, der praktisch alles ausführen kann, was man von ihm verlangt:
,, Wenn du ihm einen Auftrag gibst,führt er das Werk auf der Stelle aus: er sendet Träume, er führt Weiber, Männer ohne Zauberstoff herbei, er beseitigt, unterwirft, er schleudert Winde aus der Erde empor, er bringt Gold, Silber, Erz und gibt es dir, wenn du dessen bedarfst, er löst aber auch aus den Banden einen, der in Ketten bewacht wird, er öffnet Türen, er macht unsichtbar, damit dich überhaupt keiner erblickt, er bringt Feuer, er trägt Wasser, er bringt Wein, Brot und was du sonst von Esswaren 'willst: Öl, Essig, abgesehen von Fischen allem, von Gemüse wird er dieMenge, die du willst, bringen, Schweinefleisch aber - das gebiete ihm überhaupt nie zu bringen.74 “
Die Neuplatoniker, eine philosophische Schule der römischen Kaiserzeit, von denen besonders Plotin, Porpyrios (beide 3. Jh. n. Chr.) und dessen Schüler Iamblichos (4Jh. n. Chr.) zu nennen sind, entwickelten ein Weltbild und eine Dämonenlehre, die große Bedeutung für die Vorstellung von Magie in der Spätantike und auch für spätere Zeiten gewinnen sollten.75 Plotin76 verstand die Welt als hierarchisch geordneten Kosmos, in dem Götter, Planetengötter, Dämonen und Seelen verschiedene Ebenen oder Sphären besiedelten. Der Mond bildete die Grenze zwischen dem Göttlichen und dem IrdischMenschlichen. Dadurch kam ihm eine besondere Rolle innerhalb von Magie und Zauberei zu. Für die Neuplatoniker waren die Materie und der menschliche Körper identisch mit dem Urbösen. Die Dämonen, die sich auf einer unterhalb der Götter gelegenen Ebene befanden, besaßen die Fähigkeit, sich einen Körper und eine Stimme zu bilden und die Menschen zu unterweisen und zu informieren. Die zahlreichen Dämonen beeinflussten in vielen Bereichen das menschliche Leben. Durch Rituale war es möglich, von ihnen Weisheit, Einblick in die Zukunft oder andere wichtige Erkenntnisse zu erhalten. Magie und Zauberei waren mithin Teil eines sehr umfassenden und komplizierten Weltbilds, das religiöse und philosophische, zum großen Teil aus altorientalischen Kulturen stammende Gedanken miteinander verband.77
[...]
1 Clement, Catherine: Die Frau in der Oper. Besiegt, verraten und verkauft. JB Metzlerische Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1979.
2 Ebenda, S. 17.
3 Leopold, Silke: Händel. Die Opern. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2009, S. 140ff.
4 Leopold, Silke: ebenda.
5 Otto, Bernd Christian: Magie. Rezeptions- und diskursgeschichtliche Analysen von der Antike bis zur Neuzeit, Berlin 2016.
6 Tylor, Edward B: Primitive Culture, 2. Bde., London 1871, S. 104-124 und Turner, Victor: „Religious Specialises", in: Arthur Lehmann/James Myers (Hgg.), Magic, Witchcraft, and Religion, Mountain View, 1989, S. 85-92.
7 Vgl. Lang, Benedek: Unlocked Books. Manuscripts of Learned Magic in the Medieval Libraries of Central Europe, University Park, 2008;Page, Sophie: Magic in the Cloister, University Park, 2013; Klaassen, Frank: The Transformation of Magic. Illicit Learned Magic in the Later Middle Age and Renaissance, University Park 2013.
8 Die Gesamtheit der philosophischen Lehren, die sich nach dem Ende der Platonischen Akademie (geschlossen im Jahre 86 vor Chr.) vom 2. bis 6. Jahrhundert in der mediterranen Welt (insbesondere in Rom, Athen und in Syrien) von Alexandria aus verbreiten. Der Neuplatonismus, dessen bedeutendster Vertreter Plotin ist, ein ägyptischer Philosoph, der in griechischer Sprache schrieb und lehrte, wird charakterisiert durch das Bestreben, die Metaphysik Platons mit dem mystischen Denken des Orients zu verbinden, https://www.philomag.de/lexikon/neuplatonismus (Letzter Zugriffam 02.06.2022).
9 Hermetik war die Auseinandersetzung mit antiken Schriften zur Magie und Alchemie, die auf den mythischen Autor Hermes Tresmegistos zurückgeführt wird.
10 Vgl. Dillinger, Johannes: Hexen und Magie. Eine historische Einführung. 2. Aktualisierte und erweiterte Auflage, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2018, S. 25ff.
11 Der volkstümliche Magieglaube unterschied gute und weniger gute Zeiten für bestimmte Vorhaben: Grundsätzlich sollte z.B. keine neue Arbeit bei abnehmenden Mond begonnen werden. Bauernkalender enthielten astrologische Angaben, damit günstige Tage für konkrete Tätigkeiten gefunden werden konnten. Bestimmte Zeiten, insbesondere „Zeitgrenzen" zwischen zwei Zeiträumen (Mittag und Mitternacht zwischen den Tagesabschnitten, die Zwölf Nächte oder Raunächte, also die Zeit zwischen Weihnachten und Ephiphanie, zwischen zwei Jahren) waren stark magisch besetzt. Zugleich galten die kirchlichen Feste bzw. ihre Vorabende als günstige Zeiten für Zauberei. (Johannes, Dillinger: ebd., S. 31)
12 Vgl. Dillinger, Johannes: ebd., S. 27-30.
13 Bedeutung/Definition: Esoterik die Wahrsagekunst, die Seherkunst; Praktiken und Methoden, die dazu dienen sollen, zukünftige Ereignisse vorherzusagen und gegenwärtige oder vergangene Ereignisse, die sich der Kenntnis des Fragenden entziehen, zu ermitteln; Begriffsursprung: von altgriechisch pavtiKp tsxvri (mantikë téchnë) „Kunst der Zukunftsdeutung", zu pavtiq (mantis) „Seher, Wahrsager" und pavteia (manteia) „Weissagung", zu paivsoSai (mainesthai) „rasen, toben, außer sich sein, verzückt sein oder von Sinnen sein" (vor einer Weissagung versetzen sich Seher in eine Trance) https://www.wortbedeutung.info/Mantik/ (Letzter Zugriffam 02.06.2022).
14 Vgl. Labouvie, Eva: Verbotene Künste. Volksmagie und ländlicher Aberglaube in den Dorfgemeinden des Saarraumes (16.-19. Jh.), St. Ingbert (Saarland Bibliothek 4, 1992, S. 112-117, Bever, Edward: The Realities of Witchcraft and Popular Magic in Early Modern Europe, Basingroke, 2013, S. 217-230.
15 Abwehrzeichen wie das Pentagramm, ein fünfzackiger Stern, wurde etwa in die Türen geritzt, um jedweden feindseligen Einfluss fernzuhalten. (Johannes Dillinger: ebd., S. 32)
16 Wilson, Stephen: The Magical Universe. Everyday Ritual and Magic in Pre-Modern Europe. London 2000, S. 115-147, 165-242.
17 Vgl. Siebenmorgen, Harald: Hexen und Hexenverfolgungen im deutschen Südwesten, Karlsruhe 1994, S. 20-84;Franz, Gunther; Hennen, Anita: „Hauskreuze (Teufelspeitschen) gegen Hexerei und Pest" in: Gunter Franz/Franz Irsigler (Hgg.), Hexenglaube und Hexenprozesse im Raum Rhein-Mosel Saar, Trier(TriererHexenprozesse. Bd. 1), 1995,S.89-129. Knuf, Astrid; Knuf, Joachim:Amulette und Talismane, Köln 1984.;Skemer, Don: Binding Words. Textual Amulets in the Middle Age, University Park 2006.
18 Labouvie, Eva: ebd., S. 198-219.
19 Clark, Stuart: "French Historians and Early Modern Popular Culture", in: Past and Present 100, 1983, S. 62-99.
20 Vgl. Dillinger, Johannes: ebd., S. 31ff.
21 Vgl. Frazer, James George: The Golden Boght, London 1978.
22 Dillinger, Johannes: ebd. S. 16.
23 Wax, Murray; Wax, Rosalie: „Der Begriff der Magie", in: Leander Petzoldt (Hg.), Magie und Religion, Beiträge zu einer Theorie der Magie, Darmstadt, 1978 (1963), S. 341.
24 Weber, Max: Wirtschaftsgeschichte. Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Berlin 1981, S. 307-311.
25 Vgl. Dürkheim, Emile: Die elementaren Formen des religiösen Lebens, Frankfurt/M. 1984.
26 Mauss, Marcel: „Entwurf einer allgemeinen Theorie der Magie", in: Marcel Mauss. Soziologie und Antrophologie, Bd. I, Frankfurt/M., 1978, S. 43-176.
27 Moreau, Alain (Hg.): La Magie, 4. Bd., Montpellier, 2000, Bd. I, S. 26-34.
28 Wilson, Stephen: The Magical Universe. Everyday Ritual and Magic in Pre-Modern Europe, XXVXXVII, 459-460, London, 2000;Butler, Alison: Victorian Occultism and the Maiking of Modern Magic, Basinstoke, 2011.
29 Dillinger, Johannes: ebd., S. 18.
30 Mauss, Marcel: Soziologie und Anthropologie. Theorie der Magie. Soziale Morphologie. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1989, S. 52ff.
31 Zauber m. 'magische Handlung, magische Kraft, geheimnisvolle Ausstrahlung, unwiderstehlicher Reiz', ahd. zoubar m. n. (8. Jh.), mhd. zouber n. m. 'Zauberhandlung, -mittel, -spruch', mnd. mnl. töver, anord. (nur Plur.) taufr n., auch taufrar m., taufrir f. 'Zaubermittel, Zauberei' führen (mit grammatischem Wechsel) aufgerm. *taubra-, *taufra- 'Zauberei, Zaubermittel, -spruch'. Dazu vielleicht auch aengl. tëafor 'Roteisenstein, Rötel' als Färbemittel fürZauberzeichen (Runen). Herkunft unbekannt, zaubern Vb. 'Zauberei treiben, Zauberkunststücke vorführen', ahd. zoubarön (10. Jh.), mhd. zoubern, mnd. mnl. töveren, nl. toveren; bezaubern Vb. 'einen Zauber, Reiz ausüben, entzücken, begeistern', ahd. bizoubarön (9. Jh.), mhd. bezoubern; verzaubern Vb. 'durch Zauberei verwandeln, durch seinen Reiz gefangennehmen', ahd. firzoubarön (Hs. 12. Jh.), mhd. verzoubern. Zauberer m. 'wer zaubern kann, Magier, Zauberkünstler', ahd. zoubaräri (8. Jh.), mhd. zouberare. Zauberei f. 'das Zaubern, Magie, Zauberkunststück', mhd. zouberie. Zauberstab m. (16. Jh.), „Zauber", in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/etymwb/Zauber, abgerufen am 18.02.2021.
32 Frazer zählt die Initationszeremonien aufgrund der sympathetischen Riten, die zu ihnen gehören, nicht als religiös, sondern als magisch.
33 Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie, Band 2, Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin 1876, S. 926.
34 Im Mittelalter verwandelte sich das Bild der Diana (als Göttin des Mondes, der Fruchtbarkeit, Beschützerin der Frauen und Mädchen, Helferin der Niederkunft, mit Zügen einerTodesgöttin, später der Göttin derJagd) hin zur Göttin der Hexen und damit als weibliche Seite desTeufels. So soll Diana in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg mit dem Teufel Unzucht betrieben haben. Aus solchen Mythen entstanden viele Vorurteile während der Zeit der Hexenverfolgung. https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/326900 (Letzter Zugriffam 23.06.2022)
35 Z.B. als ein Privileg der Brahmanen, welches von der Kate des Adels und der Könige anerkannt ist. Die Brahmanen sind im indischen Kastensystem die Angehörigen der obersten Kaste (Varna). Im Hinduismus ist es Vorrecht und Pflicht der Brahmanen, Lehrer des Veda und Gelehrte zu sein. Bis heute stellen hauptsächlich sie die Priester. Daher war „Brahmane" auch ein religiöser Titel. Im modernen Indien üben sie jeden Beruf aus. https://de.wikipedia.org/wiki/Brahmanen (Letzter Zugriffam 23.06.2022).
36 Sprenger, J.: INSTITUTORIS, H: Maleus Maleficarum. Der Hexenhammer, Teil I., S. 107, 109, 157ff. II Teil S. 23, 27ff, 49 und 135ff.
37 Vgl. Schade, Sigrid: Schadenzauber und die Magie des Körpers. Hexenbilder der frühen Neuzeit. Werner'sche Verlagsgesellschaft Worms, 1983, S. 88, 90, 92.
38 Divination: Ahnung, Weissagen, intuitives Wissen, Vision, Vermutung, Voraussage von Ereignissen, Wahrsagekunst. Dazu gehören unteranderem das Runenwerfen, das Pendeln, das Deuten des Tarots, das Befragen des Witchboards (Ouijaboard, Hexenbrett) oder das „Sehen" zum Beispiel mit Hilfe einer Kristallkugel. Aber auch prophetische Träume oder das Wünschelrutengehen. https://www.alraune-esoterik.de/divination/ (Letzter Zugriff am 23.06.2022).
39 Durch bestimmte Bräuche geregelte Aufnahme eines Neulings in eine Standes- oder Altersgemeinschaft, einen Geheimbund o. Ä., besonders die Einführung derJugendlichen in den Kreis der Erwachsenen bei den Naturvölkern; Initiation", bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/lnitiation , abgerufen am 22.02.2021.
40 Ärzte, weil ihre Kunst mit der Magie vermische und zu technisch sei, um okkult und staunerregend zu erscheinen; Barbiere, weil sie körperliche Abfälle berührten, die in der Regel aus Furcht vor Zauberei vernichtet und verborgen würden; Schmied, weil er mit einem Stoff umgehe, der allseits Gegenstand abergläubischer Vorstellungen sei und weil ihr schwieriges, von Geheimnissen umgebenes Handwerk einen gewissen Nimbus40 habe; Schäfer, weil sie ständig in Beziehung zu den Tieren, Pflanzen und Gestirnen stünden;Totengräber, weil sie mit dem Tod in Berührung kämen. Ihre beruflichen Tätigkeiten trennt sie von den gewöhnlichen Sterblichen und dieseTrennung gibt ihnen allen Anschein eine magische Autorität. Der Henker sei ein Magier, weil er als ein einziges Individuum für eine ziemlich große Gesellschaft wahrgenommen wird und er die Mittel kennt, Diebe aufzufinden und Vampire zu fangen.
41 Im vedischen Indien sei einer der Namen für Zauberer der des Fremden.
42 Frenzei, Elisabeth: Motive der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte (= KrönersTaschenbuchausgabe, Band 301), 3. Überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart 1988, S. 774.
43 Frenzei, Elisabeth: Motive der Weltliteratur, ebd., S. 775.
44 Frenzei, Elisabeth: ebenda.
45 Tafel 8a und 8b, Ausgabe: R. Düll, lat./dt., München, 3. unv. Aufl. 1976. Zauberei war schon in Mesopotamien mit der Todesstrafe bedroht (Vgl. Thomsen, Marie-Louise: Zauberer und Zauberinnen in der Antike, in: Hexen: Mythos und Wirklichkeit. [Hrsg.: Historisches Museum Der Pfalz Speyer. Konzept Begleitbuch: Lars Börner...], München, 2009, S. 36-43.
46 So kommentiert der römische Historiker Ammianus Marcellinus die Ereignisse unter Kaiser Konstantin II. und Valentinian I.: „Als ob es nun einmal so sein müsste, stieß man, sobald der Kriegslärm verstummte, wieder in die Trompete, dieses Mal nicht zum Bürgerkrieg, sondern zur Verfolgung vermeintlichen Majestätsverbrechens", Habiger-Tuczay, Chr.: Magie und Magier im Mittelalter, München 1992, S. 31.
47 Blei wurde am häufigsten verwendet, weil es leicht zu bekommen war und man mit dem kalten, dunklen Metall gerne die Sphäre des Todes und der Unterwelt assoziierte, was gut zum Akt der Verfluchung passte.
48 Graf, F.: Gottesnähe und Schadenzauber: Die Magie in der griechisch-römischen Antike München 1996, S. 119.
49 Der Erde angehörend, unterirdisch, auch gebraucht zur Kennzeichnung in und unter der Erde mächtigerGottheiten, z. B. Demeter, Gaia, Pluton. (https://www.enzyklo.de/Lokal/42134).
50 M.-L. Thomsen: ebenda.
51 Graf, Klaus: ebd., S. 108ff: Solche Defixiones aus dem 4. und 5. Jh. n. Chr. wurden in Rom gefunden in einem von zauberkundigen Personen umgenutzten ehemaligen Brunnenheiligtum der Göttin Anna Perenna, die als Frühlingsgöttin galt. Ihr wurden an den Iden des März ein Opfer für ein gutes neues Jahr dargebracht. Auf manchen der Fluchtäfelchen ist auch Abraxas dargestellt, ein Dämon, dessen Name aufgrund zahlenmystischerSpekulationen die Zahl 365 ergab, die Anzahl derTage des Jahres, was einen offenkundigen Bezug zum Kult der Anna Perenna hatte, mit der man das neue Jahr begann.
52 Schon Plinius d. Ä. meinte, dass Zauberei vorwiegend das Metier der Frauen sei (Thomsen, Marie- Luise: ebd.).
53 Dabei hätte sich der Verfasser des Hexenhammers auf den lateinischen Bibeltext der Vulgata berufen können, die in Bezug auf Rechtsvorschriften, die das Volk Israel befolgen sollte (Ex. 22,17), davon spricht, dass man die Zauberer (!) nicht leben lassen soll. Die Zauberer werden im Vulgatatext als „malefici" bezeichnet. Die Vulgata lieferte damit zwar eine falsche Übersetzung des hebräischen Urtextes, wo von Zauberinnen die Rede ist, aber bevor Luther dies in seiner deutschen Bibelübersetzung richtig stellte, galt die Vulgata als maßgebender Bibeltext, von dem der Autor des Hexenhammers sich aber offenbar nicht leiten ließ. Decker, R.: Hexen, Magie, Mythen und die Wahrheit, Darmstadt, 2004. S. 40; 13.
54 Zu Lucans Pharsalia, s. Graf, F.: ebd., S.171ff.
55 Habiger-Tuczay, Chr.: ebd., S. 180.
56 Decker, R.: ebd. S.27;Habiger-Tuczay, Chr.: ebd., S. 275f.
57 Haustein, J: Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen, Stuttgart u.a. 1980 (Münchner Kirchenhistorische Studien, Bd. 2), S. 56;Scholer, O.: Der versunkene Kontinent oder die magisch- dämonologischen Vorstellungen im Europa des 16. und 17. Jh., in: Hexenwahn, S. llOff.; Voltmer, R: Von dämonischen Zauberern und teufelsanbetenden Ketzern ..., in: Begleitbuch zur Ausstellung.
58 Apuleius, Metamorphosen oder Der Goldene Esel, 3,21 (Ausg. lat./dt. von R. Helm, Darmstadt 1970).
59 1231 wurde das Delikt der Ketzerei erstmals ausdrücklich mit derTeufelsanbetung durch den Inquisitor Konrad von Marburg verbunden (Voltmer;R: ebd.).
60 Voltmer, R.: ebenda.
61 Borst, A: Anfänge des Hexenwahns in den Alpen, in: Blauert, S. 46;Eiden, H.: Vom Ketzer zum Hexenprozess. Die Entwicklung geistlicher und weltlicher Rechtsvorstellungen bis zum 17. Jh., in: Hexenwahn, S. 54.
62 Blümel, M: Magievorstellungen und magische Praktiken bei den Germanen, in: Begleitbuch zur Ausstellung Hexenwahn.
63 Vgl. Gierlich, Gabriele: Hexen. Mythos und Wirklichkeit. Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen. Historisches Museum der Pfalz Speyer, Junges Museum Speyer, 2009, S. Sff.
64 Nestelknüpfen (mhd. nestel = Bandschleife, Schnürriemen, mhd. nesteln = binden, schnüren; lat. ligamen, ligamentum, ligare). Seit der Antike bekannter und im Mittelalter noch weitverbreiteter abergläubischer Brauch, durch das Knüpfen eines Knotens einer männlichen Zielperson Impotenz anzuzaubern. Besonders gefürchtet war das Nestelknüpfen während der kirchlichen Trauungszeremonie, dass man durch symbolische Abwehrhandlungen wie Knotenlösen, Tränke mit Zauberdrogen oderWeihwasser-Versprengen abzuwehren suchte. https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Nestelkn%C3%BCpfen (Letzter Zugriff am 19.05.2022).
65 Thomsen, Marie-Louise: ebd., S. 37.
66 Vergil (* 15. Oktober 70 v. Chr. in Andes bei Mantua;f 21. September 19 v. Chr. in Brindisi), eigentlich Publius Vergilius Maro (nach einer in der Spätantike entstandenen Schreibweise auch Publius Virgilius Maro oder Virgil), ist neben Horaz der bedeutendste römische Dichter der „Augusteischen Zeit". Seine Aeneis gilt als Nationalepos der Römer. https://gedichte.xbib.de/biographie_Vergil.htm (Letzter Zugriff am 23.06.2022)
67 Hier wird das genaue Verfahren im Falle einer Zaubereianklage festgelegt: Wenn ein Mann einen anderen der Zauberei anklagt, es aber nicht beweisen kann, muss der Angeklagte zum Fluss gehen und untertauchen. Geht er unter, wird dem Kläger der Besitz des Angeklagten zugesprochen. Spricht aber der Fluss den Angeklagten frei, indem er wieder auftaucht, wird der Kläger getötet und der Angeklagten der Besitz des Klägers zugesprochen. In diesem Paragrafen geht es vor allem um die Strafe bei einer falschen Anklage. Er verdeutlicht zudem, dass Zauberei wie in anderen vorderasiatischen Gesellschaften als Kapitaldelikt galt. Dies ist wahrscheinlich nicht nur in den als schwerwiegend geltenden Folgen des Schadenszaubers begründet, sondern auch in der Auffassung, dass der Zauber erst mit dem Tod seines Urhebers aufgehoben werde. Thomsen, Marie- Louise: ebd., S. 38.
68 Thomsen, Marie-Louise: ebenda, S. 39f.
69 Am Altar wird Weihrauch verbrannt, dabei Beschwörungen vorgetragen, ein Abbild des untreuen Ehemanns mit drei Fäden in drei verschiedenen Farben umwunden und dreimal um den Altar geführt. Drei Knoten werden mit den Worten „Ich knüpfe die Fesseln der Venus"geknüpft. Zuletzt begräbt die Frau die Kleider des Ehemanns an der Schwelle und zerstreut zauberkräftige Kräuter. Anschließen wirft die Zauberin die Asche und andere Überbleibsel des Rituals in den Bach. Kaum ist das Ritual durchgeführt, bellt der Hund, weil sein Herz zurückkehrt, und beweist damit die Wirksamkeit des Rituals.
70 Gaius Plinius Secundus Maior, auch Plinius der Ältere (* 23 oder 24 in Novum Comum, heute Como;t 25. August 79 in Stabiae am Golfvon Neapel), war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter, der vor allem durch die Naturalis historia, ein enzyklopädisches Werk zur Naturkunde, Bedeutung erlangt hat.
71 Thomsen, Marie-Louise: ebd., S. 40.
72 Zarathustra (avestisch Zaradustra) bzw. Zoroaster (griechisch Zwpodatppq Zöroâstrës), genannt auch Zarathustra Spitama, war ein iranischer Priester (Zaotar) und Philosoph. Er lehrte im 1. oder 2. Jahrtausend v. Chr., in einer nordostiranischen Sprache, die später nach dem Avesta als Avestisch bekannt wurde, und verhalf dem nach ihm benannten Zoroastrismus zum späteren Durchbruch als persisch-medische beziehungsweise iranische Religion. (Vgl. Gaube, Heinz: Zoroastrismus - Die Religion des Zarathustra. In: Brunner-Traut, Emma: (Hrsg.): Die großen Religionen desAlten Orients und der Antike. Kohlhammer, Stuttgart 1992, S. 102-108.)
73 Vgl. Thomsen, Marie-Louise: ebenda, S. 40-42.
74 Vgl. Thomsen, Marie-Louise: ebd., S. 43.
75 Ebenda.
76 Plotin (altgriechisch nAwtivo^ Plötinos, latinisiert Plotinus; * 205; + 270, Kampanien) war ein antiker Philosoph. Er war der Begründer und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus.
77 Thomsen, Marie-Louise: ebd., S. 43.
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- Ivette Bjarnason (Autor:in), 2022, Die Macht der magischen Frauenrollen in der Oper des 18. und 19. Jahrhunderts. Zauberin, Hexe, Puppe/Automate, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1355612
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