Große militärische Niederlagen hatten in der Geschichte oftmals einschneidende Konsequenzen für denjenigen, der sie erleiden musste. Als die Römer im Jahre 9 nach Christus in der sogenannten Varusschlacht drei ihrer Legionen in Germanien verloren, dauerte es nur noch wenige Jahre, bis sie ihre expansionistischen Pläne rechts des Rheins aufgaben . Ebenso gilt die Niederlage des Napoleon Bonaparte 1812 in Russland als Anfang vom Ende seines Siegeszuges durch Europa. Drei Jahre später wurde er endgültig besiegt.
Bereits der Militärhistoriker und preußische General Carl von Clausewitz betonte in seinem Werk „Vom Kriege“ die moralischen Auswirkungen eines Sieges auf die Besiegten (bzw. die Sieger):„…wie sie (F.M.: die moralische Wirkung eines Sieges) die Kräfte des Besiegten untergräbt, so erhöht sie die Kräfte und Tätigkeit des Siegers. Aber die Hauptwirkung liegt doch in dem Besiegten,…“
Im Jahre 1973 zogen sich die letzten US-Soldaten aus Südvietnam zurück. Zwei Jahre später wurde Saigon von nordvietnamesischen Truppen eingenommen. Das Konzept des „ehrenvollen Friedens“ war gescheitert. Die USA hatten zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Krieg verloren.
Welche Konsequenzen hatte diese Niederlage für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten?
Gliederung
I Einleitung
1. Eingrenzung der Thematik
2. Theoretische Grundlagen
II Die Ausgangslage: Die Niederlage in Vietnam
1. Der Verlust Südostasien
2. Die menschlichen Verluste
3. Die wirtschaftlichen Verluste
4. Der Ansehensverlust
III Die Amtszeit Jimmy Carters
1. Das außenpolitische Konzept
2. Konflikte während Carters Amtszeit
a. Iran
b. Afghanistan
c. Nicaragua
d. Zwischenfazit: Die Amtszeit Jimmy Carters
IV Die Amtszeit Ronald Reagans
1. Reagans Neokonservatismus
2. Konflikte während Reagans Amtszeit
a. Afghanistan
b. Nicaragua
V Schlussbemerkungen
VI Quellen- und Literaturangaben
1. Quellenabgaben
2. Literaturangaben
I Einleitung
Große militärische Niederlagen hatten in der Geschichte oftmals einschneidende Konsequenzen für denjenigen, der sie erleiden musste. Als die Römer im Jahre 9 nach Christus in der sogenannten Varusschlacht drei ihrer Legionen in Germanien verloren, dauerte es nur noch wenige Jahre, bis sie ihre expansionistischen Pläne rechts des Rheins aufgaben[1]. Ebenso gilt die Niederlage des Napoleon Bonaparte 1812 in Russland als Anfang vom Ende seines Siegeszuges durch Europa. Drei Jahre später wurde er endgültig besiegt.
Bereits der Militärhistoriker und preußische General Carl von Clausewitz betonte in seinem Werk „Vom Kriege“ die moralischen Auswirkungen eines Sieges auf die Besiegten (bzw. die Sieger):„…wie sie (F.M.: die moralische Wirkung eines Sieges) die Kräfte des Besiegten untergräbt, so erhöht sie die Kräfte und Tätigkeit des Siegers. Aber die Hauptwirkung liegt doch in dem Besiegten,…“[2]
Im Jahre 1973 zogen sich die letzten US-Soldaten aus Südvietnam zurück. Zwei Jahre später wurde Saigon von nordvietnamesischen Truppen eingenommen. Das Konzept des „ehrenvollen Friedens“ war gescheitert. Die USA hatten zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Krieg verloren.
Welche Konsequenzen hatte diese Niederlage für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten?
1. Eingrenzung der Thematik
Um die Arbeit thematisch enger einzugrenzen, soll im Folgenden der Aspekt der amerikanischen Außenpolitik auf einige besondere Teilbereiche beschränkt werden.
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit soll demnach die Frage stehen, inwieweit die Niederlage in Vietnam Auswirkungen auf die Auseinandersetzung mit internationalen Konflikten hatte. Im Verlaufe der Arbeit, wird dargestellt, dass sich die USA auch nach Vietnam mit einer Reihe von Konflikten, Krisen und Szenarien, welche US-Interessen gefährdeten, in Lateinamerika, im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika konfrontiert sahen. Mit welchen Mitteln traten die USA diesen Herausforderungen entgegen? Welche Rolle spielten dabei die US-Streitkräfte?
Diese Fragen sollen im zeitlichen Rahmen der Amtszeiten Carters und Reagans, als den ersten Präsidenten nach der Vietnamniederlage, beantwortet werden.
Vor dem Hintergrund der thematischen Anforderungen könnte sich die Arbeit mit eine Vielzahl von Ländern, Krisen und US-Engagements befassen. Allerdings wird sich diese Arbeit im Wesentlichen auf einige ausgewählte Fallbeispiele beschränken. Der Iran[3], Afghanistan und Nicaragua haben aufgrund von innerstaatlichen Umstürzen die Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen der USA berührt bzw. gefährdet. Anhand dieser drei Fallbeispiele sollen die oben gestellten Leitfragen beantwortet werden.[4]
2. Theoretische Grundlagen
Die Außenpolitik der USA wird stets geprägt von der außenpolitischen Doktrin ihres amtierenden Präsidenten. Es obliegt somit dem Präsidenten, die Außenpolitik seiner Amtszeit zu beeinflussen. Der US-Präsident formuliert demnach in seiner Doktrin gewisse Grundsätze, an denen er sich in seiner Außen- und Verteidigungspolitik orientieren möchte. Aus der Tatsache, dass jeder Präsident sein eignes außenpolitisches Konzept formuliert, folgt die Unterteilung der Phasen der amerikanischen Außenpolitik entsprechend der Legislaturperioden, an welchen sich auch diese Arbeit orientiert.
Die hier behandelte US-Außenpolitik fällt sowohl in die Amtszeit Carters, als auch in die Reagans. Beide Präsidenten formulierten ihrerseits außenpolitische Konzepte, welche sich zwar stark voneinander unterschieden. Im Rahmen der Ausgangslage des Ost-West-Konflikts positionierten die beiden Präsidenten ihre Doktrinen vor dem Hintergrund der Niederlage des Vietnamkrieges zum einen und entsprechend ihrer jeweiligen politischen Einstellung zum anderen.
Um jeweils theoretisch in einen neuen Abschnitt dieser Arbeit einzuleiten, wird zu Beginn eines jeden Abschnitts die entsprechende Doktrin des amtierenden Präsidenten vorgestellt.
II Die Ausgangslage: Die Niederlage in Vietnam
Als im Mai 1975 die amerikanische Präsenz in Südvietnam endgültig endete war das Resultat für die Vereinigten Staaten verheerend. Die Auswirkungen des Vietnamkrieges auf die USA lassen sich hinsichtlich vier Aspekte verdeutlichen
1. Der Verlust Südostasien
Im Januar 1973 wurde unter der Regierung Nixon das Vietnam-Abkommen unterzeichnet, welches einen „ehrenvollen Frieden“ sichern sollte. Es beinhaltete den Rückzug der amerikanischen Streitkräfte aus Südvietnam, sowie militärische und wirtschaftliche Hilfen für das südvietnamesische Regime in Saigon. Dadurch sollte ein Eindringen der nordvietnamesischen Truppen nach Südvietnam verhindert werden. Allerdings fehlte Nixons Nachfolger Ford bald der politische Rückhalt, nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch im Kongress, um die Unterstützung für Saigon weiter aufrechtzuerhalten[5]. Am 30. April 1975 kapitulierte die südvietnamesische Armee schließlich vor der nordvietnamesischen und dem Vietcong. Ebenso fielen auch Laos und Kambodscha alsbald den Kommunisten in die Hände.[6]
2. Die menschlichen Verluste
Die amerikanischen Verluste beliefen sich am Ende des Vietnamkrieges auf 58.193 Soldaten. Die meisten von ihnen starben in den Kriegsjahren 1967 bis 1969 (39.361). Doch auch nach Ende des Krieges starben zusätzlich über 60.000 Soldaten durch Selbstmorde, welche auf traumatische Erkrankungen aufgrund ihres Kriegseinsatzes zurückzuführen sind.[7]
3. Die wirtschaftlichen Verluste
Auch die amerikanische Wirtschaft wurde von den direkten und indirekten finanziellen Anstrengungen des Vietnamkrieges sehr stark getroffen. Insgesamt fielen nicht nur Ausgaben für die tatsächliche Kriegsführung an (Munition, Kriegsgerät, Verpflegung und Wehrsold). Hinzukamen enorme Ausgaben für die Verwundeten und die Veteranen. Schließlich wurde die amerikanische Wirtschaft in der Folge des Krieges auch durch Inflationen, Rezensionen und Außenhandelsverlusten schwer getroffen. Insgesamt berechnet man die Kostend des Krieges auf fast 800 Milliarden Dollar.[8]
4. Der Ansehensverlust
Besonders seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre war es weltweit verstärkt zu Kritik am amerikanischen Militäreinsatz in Vietnam gekommen. Nicht nur in den USA, sondern besonders auch in Westeuropa kam es zu einer Etablierung einer Antikriegsbewegung. Je stärker die Verstrickung in den Vietnamkrieg war, desto größer wurden der Protest und die Antikriegsstimmung im Land[9].
Angesichts des verlorenen Krieges, war das Vertrauen der amerikanischen Öffentlichkeit in die Politik der Eindämmung massiv beschädigt[10]. Dies hatte eine „grundsätzliche Abneigung gegenüber dem Instrument militärischer Macht“[11] in der amerikanischen Außenpolitik der kommenden Jahrzehnte zur Folge.
Vor dem Hintergrund dieser vier Aspekte muss die weitere Entwicklung der US-Außen und Verteidigungspolitik interpretiert werden.
III Die Amtszeit Jimmy Carters
Im Jahr 1977 zog Jimmy Carter ins Weiße Haus ein. Seine Wahl zum 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten ist vor allem vor dem Hintergrund der Niederlage im Vietnamkrieg und des Watergate-Skandal gesehen werden. Carter war sehr religiös und galt als moralisch. Aus diesen Gründen wählten ihn die Amerikaner. Nach dem Vietnamkrieg tendierte die amerikanische Öffentlichkeit erneut zu eine neoisolationistischen Außenpolitik, die von einer Politik der militärischen Stärke absah. Jimmy Carter verkörperte genau diese Prinzipien. Mit ihm wurde eine neue Runde der Entspannung eingeleitet.[12]
1. Das außenpolitische Konzept
Entgegen der Tradition der amerikanischen Außenpolitik formulierte Carter zunächst keine „Carter-Doktrin“. „Die Welt um uns ist viel zu komplex, (…) um auf eine Doktrin reduziert zu werden…“[13]. Dennoch kann man einige zentralen Prinzipien und Ziele seiner Außenpolitik beschreiben. Aufgrund der Kontinuität der sowjetischen Außenpolitik setzte Carter die Rüstungs- und Verteidigungspolitik seiner Vorgänger fort. Auch Carter setzte zunächst auf Modernisierung der strategischen Waffen, um das Prinzip der nuklearen Abschreckung weiterhin zu gewährleisten. Allerdings setzte er zudem andere Schwerpunkte. Hierzu zählten die Abrüstungsverhandlungen (SALT-II), sowie eine Begrenzung des Wettrüstens durch Obergrenzen und Atomteststopps. Außerdem zählte Menschenrechtspolitik zu den Grundpfeilern der Außenpolitik Carters. Schließlich wollte er Japan und Westeuropa mehr politischen und ökonomischen Handlungsspielraum zugestehen.[14] [15]
Carter strebte die „friedliche Koexistenz“[16] zwischen Ost und West an. Dabei gestand er der Sowjetunion „kontrolliert“[17] „militärische Parität“[18] zu.
Carters Außenpolitik lässt sich also unter dem Oberbegriff der Entspannung zusammenfassen. Er strebte „nach Frieden, nach besserer Kommunikation und besserem Verständnis, nach kulturellem und wissenschaftlichem Austausch…“[19]
[...]
[1] Nachzulesen in: Wolters, Reinhard: Die Römer in Germanien. München: C. H. Beck 2000.
[2] Von Clausewitz, Carl: Vom Kriege. Ulm: Ullstein Verlag 2003. S. 244.
[3] Wird nur im Zuge der Amtszeit Carters behandelt.
[4] Weitere Länder und Regionen die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind (Südafrika, Angola, Äthiopien, Grenada, El Salvador, Pannama, Libyen) werden nicht behandelt, da dies den Rahmen der Arbeit sprengen würde!
[5] Vgl.: Howell, G. William/Pevehouse Jon C.: When Congress Stops Wars. In: Foreign Affairs September/October 2007.
[6] Vgl.: Hacke, Christian: Zur Weltmacht verdammt. Die amerikanische Außenpolitik von J. F. Kennedy bis G. W. Bush, München: Ullstein Taschenbuchverlag 2001. S. 190f.
[7] The National Archives and Records Administration: http://www.archives.gov/research/vietnam-war/casualty-statistics.html (07.07.2008)
[8] Vgl.: http://daa.amerikanistik.net/daa9/vietnam_kosten.html. (02.09.2008).
[9] Vgl.: Lösche, Peter/von Loeffelholz, Hans Dietrich: Länderbericht der USA. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2004. S. 168f.
[10] Vgl.: Nacht, Michael: The Age of Vulnerability. Threats to the Nuclear Stalemate, Washington D.C.: 1985. S. 41f. und 49f. In: Görtemarker, Manfred/Wetting, Gerhard: USA – UdSSR. Dokumente zur Sicherheitspolitik, Opladen: Leske + Budrich 1987. S. 70.
[11] Hacke, Christian: S. 110.
[12] Vgl.: Hacke, Christian: S. 217ff.
[13] Leslie Gelb, Diplomat im U.S. Department of States, zitiert nach: Hacke, Christian: S. 222.
[14] Vgl.: Hacke, Christian: S. 220f.
[15] Vgl.: Czempiel, Ernst-Otto: Machtprobe. Die USA und die Sowjetunion in den achtziger Jahren, München: C. H. Beck 1989. S. 31.
[16] Velbinger, Hartmut: Eindämmung und Entspannung. George F. Kennan und die amerikanische Strategie in den 70er Jahren, München: tuduv Verlagsgesellschaft 1977. S. 83.
[17] Czempiel, Ernst-Otto: S. 31.
[18] Ebd.
[19] Carter, Jimmy: Rede des Präsidenten Jimmy Carters vor Absolventen der Marineakademie in Annapolis, 7. Juni 1978. In: Görtemarker, Manfred/Wetting, Gerhard: USA – UdSSR. Dokumente zur Sicherheitspolitik, Opladen: Leske + Budrich 1987. S. 69.
- Arbeit zitieren
- Florens Mayer (Autor:in), 2008, "No More Vietnams", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135445
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