Der Energieverbrauch steigt weltweit stetig an. Ein erheblicher Teil dieser Energie wird dabei aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas gewonnen. Doch diese Ressourcen stehen nur begrenzt zur Verfügung. Nach einer Bildungsdauer mehrerer Millionen Jahre werden die fossilen Energielieferanten infolge des zunehmenden Energieverbrauchs in wenigen Generationen erschöpft sein. Ein weiterer negativer Faktor der nicht-erneuerbaren Energielieferanten ist die Beeinflussung des Klimas. Durch die Verbrennung dieser Energieträger wird das Treibhausgas Kohlendioxid kurzfristig in die Atmosphäre freigesetzt. Klimaschutz ist zu einem wichtigen Thema geworden, dass täglich diskutiert wird. Nahezu täglich ist in den Medien von Erderwärmung, globale Erwärmung, Steigen des Meeresspiegels, Schmelzen des Eises, Überschwemmungen und Hitzewellen die Rede. Doch dies sind nur einige Szenarien die in Folge der Verbrennung der fossilen Energieträger auf die Menschheit zukommen können.
Auch Atomkraftwerke können nur noch einige Jahrzehnte zur Energiegewinnung eingesetzt werden, denn das dazu benötigte Uranvorkommen ist ebenfalls nur begrenzt. Ferner bergen diese durch den entstehenden Atommüll langfristige Gefahren.
Um die genannten und viele weitere Folgen abzuwenden und die Erde weiterhin zu erhalten, setzten sich Forscher und Politik seit zwei Jahrzehnten für erneuerbare Energielieferanten ein. So sollen Konjunkturmaßnahmen für den Klimaschutz genutzt werden, ständig werden neue Gesetze für den Umweltschutz verabschiedet und es werden laufend neue Technologien für die Nutzung alternativer Energien entwickelt.
Solche Technologien finden sich in der immer weiter verbreiteten Nutzung sogenannter Bioenergien. Diese sind Holz, Wind, Wasser, Sonne sowie Biomasse aus Landwirtschaft, Forst, Haushalten und Industrie. Sie können kombiniert eingesetzt werden und auf diese Weise ganze Gemeinden mit Wärme und Strom versorgen.
In meiner Arbeit werde ich auf solche Bioenergiedörfer eingehen, beginnend mit einigen Definitionen, Technologien und Gründe für ein Bioenergiedorf. Daraufhin werde ich Aspekte erläutern, die bei der Planung eines Bioenergiedorfes beachtet werden sollten, um anschließend auf die Wirtschaftlichkeit einzugehen. Zuletzt erfolgt ein Resümee einschließlich zukünftiger Perspektiven von Bioenergiedörfern.
1. Einleitung
Der Energieverbrauch steigt weltweit stetig an. Ein erheblicher Teil dieser Energie wird dabei aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas gewonnen. Diese fossilen Ressourcen stehen jedoch nicht uneingeschränkt zur Verfügung. Nach einer Bildungsdauer mehrerer Millionen Jahre werden die fossilen Energielieferanten infolge des zunehmenden Energieverbrauchs in wenigen Generationen erschöpft sein. Ein weiterer negativer Faktor der nicht-erneuerbaren Energielieferanten ist die Beeinflussung des Klimas. Durch die Verbrennung dieser Energieträger wird das Treibhausgas Kohlendioxid kurzfristig in die Atmosphäre freigesetzt. Klimaschutz ist zu einem wichtigen Thema geworden, dass täglich diskutiert wird. Nahezu täglich ist in den Medien von Erderwärmung, globale Erwärmung, Steigen des Meeresspiegels, Schmelzen des Eises, Überschwemmungen und Hitzewellen die Rede. Doch dies sind nur einige Szenarien die in Folge der Verbrennung der fossilen Energieträger auf die Menschheit zukommen können.
Auch Atomkraftwerke können nur noch einige Jahrzehnte zur Energiegewinnung eingesetzt werden, denn das dazu benötigte Uranvorkommen ist ebenfalls nur begrenzt. Ferner bergen diese durch den entstehenden Atommüll langfristige Gefahren.
Um die genannten und viele weitere Folgen abzuwenden und die Erde weiterhin zu erhalten, setzten sich Forscher und Politik seit zwei Jahrzehnten für erneuerbare Energielieferanten ein. So sollen Konjunkturmaßnahmen für den Klimaschutz genutzt werden, ständig werden neue Gesetze für den Umweltschutz verabschiedet und es werden laufend neue Technologien für die Nutzung alternativer Energien entwickelt.
Solche Technologien finden sich in der immer weiter verbreiteten Nutzung sogenannter Bioenergien. Diese sind Holz, Wind, Wasser, Sonne sowie Biomasse aus Landwirtschaft, Forst, Haushalten und Industrie. Sie können kombiniert eingesetzt werden und auf diese Weise ganze Gemeinden mit Wärme und Strom versorgen.
In meiner Arbeit werde ich auf solche Bioenergiedörfer eingehen, beginnend mit einigen Definitionen, Technologien und Gründe für ein Bioenergiedorf. Daraufhin werde ich Aspekte erläutern, die bei der Planung eines Bioenergiedorfes beachtet werden sollten, um anschließend auf die Wirtschaftlichkeit einzugehen. Zuletzt erfolgt ein Resümee einschließlich zukünftiger Perspektiven von Bioenergiedörfern.
2. Bioenergiedörfer
2.1 Definitionen
Um zunächst einen Überblick dessen zu geben, wovon diese Ausarbeitung handelt, wird im Folgenden eine Definition von „Bioenergiedorf“ gegeben.
Der Begriff Energie wurde von Max Planck geprägt. Dieser versteht unter Energie „die Fähigkeit eines Systems [.], äußere Wirkungen hervorzubringen [.] und damit Arbeit zu verrichten, in Form von Kraft, Wärme und Licht.“1 Die Energielieferanten werden Energieträger genannt, welche sich je nach Umwandlungsprozess in Primär-, Sekundär- und Endenergieträger unterteilen lassen.2 „Primärenergieträger sind Stoffe, die noch keiner technischen Umwandlung unterworfen wurden und aus denen direkt oder durch eine oder mehrere Umwandlungen Sekundärenergie oder -träger gewonnen werden können (z.B. Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Biomasse, Windkraft, Erdwärme). [.] Sekundärenergieträger sind Stoffe, die direkt oder durch eine oder mehrere Umwandlungen in technischen Anlagen aus Primär- oder aus anderen Sekundärenergieträgern hergestellt werden (z.B. Benzin, Heizöl, Rapsöl, elektrische Energie). [.] Unter Endenergieträgern werden Stoffe verstanden, die der Endverbraucher letztlich zur energetischen Nutzung bezieht (z.B. Heizöl im Öltank des Endverbrauchers, Holzhackschnitzel vor der Feuerungsanlage).“3
In der Definition von Energie bzw. ihren Trägern wurde bereits die Gewinnung von End- bzw. Nutzenergie aus Biomasse angesprochen. Unter Biomasse fallen gemäß Biomasseverordnung „Energieträger aus Phyto- und Zoomasse. Hierzu gehören auch aus Phyto- und Zoomasse resultierende Folge- und Nebenprodukte, Rückstände und Abfälle, deren Energiegehalt aus Phyto- und Zoomasse stammt.“4 Unter Biomasse sind insbesondere zu verstehen: Pflanzen und Pflanzenbestandteile, aus Pflanzen und Pflanzenbestandteilen hergestellte Energieträger, Abfälle und Nebenprodukte pflanzlicher und tierischer Herkunft, Bioabfälle, Altholz, Industrierestholz, Pflanzenölmethylester, Treibsel aus Gewässerpflege.5 Eine einfachere Definition liefert die Fachagentur Nachwachsender Rohstoffe e.V. (FNR): „Biomasse ist in pflanzlicher Form gespeicherte Sonnenenergie. Sie ist [.] bekannt als Energieträger wie Holz, Stroh, Gräser, Getreidepflanzen und zucker- oder ölhaltige Pflanzen. Aber auch die Wirtschaftsdünger Gülle und Stallmist sind im Sinne der Definition Biomassen.“6
Eine allgemeingültige Definition des Begriffs Bioenergiedorf ist allerdings noch nicht vorhanden. Vielfach wird jedoch auf eine Definition des Leitfadens ‚Wege zum Bioenergiedorf‘ der FNR verwiesen. Den Autoren zufolge sollte ein Bioenergiedorf folgende Bedingungen erfüllen:
- „Es ist mindestens soviel Strom durch Biomasse zu erzeugen, wie in dem Ort verbraucht wird.
- Der Wärmebedarf des Ortes wird mindestens zur Hälfte auf Basis von Biomasse abgedeckt. Um eine hohe Energieeffizienz zu erreichen, sollte dies durch Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen.
- Die Bioenergieanlagen befinden sich zu mehr als 50% im Eigentum der Wärmekunden und der Biomasse liefernden Landwirte. Möglichst alle Beteiligten sollten Anteile an den Bioenergieanlagen besitzen.“7
2.2 Abgrenzung
2.2.1 Ausgewählte Biobrennstoffe
Zur Abgrenzung der Vielzahl an Biobrennstoffen wird der Schwerpunkt in der vorliegenden Arbeit auf die Biomassen Gülle, Pflanzen und Holz gelegt.
Als Gülle wird ein Gemisch aus Kot und Harn von landwirtschaftlichen Nutztieren wie bspw. Schweine und Rinder bezeichnet, das zusätzlich Wasser (Niederschlagswasser, Reinigungswasser, usw.), Einstreu und Futterreste enthalten kann.8 In dieser Ausarbeitung wird von einer Fruchtfolge mehrerer Pflanzenarten (Winterweizen/-silage, Mais/-silage, Getreide-Ganzpflanzensilage, Sudangras, Zuckerhirse) zur Energiegewinnung ausgegangen. Hierdurch wird der Vermeidung von Monokulturen Rechnung getragen. Schließlich wird die dritte Biomasse Holz in Form von Holzhackschnitzeln einer Betrachtung unterzogen.
2.2.2 Ausgewählte Technologien
Bei den ausgewählten Technologien zur Energiegewinnung handelt es sich zum einen um eine Biogasanlage zur Strom- und Wärmegewinnung und zum anderen um ein Holzhackschnitzelheizwerk zur Versorgung der Wärmekunden mit Wärme.
Der Energieträger Biogas besteht zum größten Teil9 aus Methan, welches durch die Vergärung von organischen Substanzen wie Gülle, Festmist oder eigens angebauten nachwachsenden Rohstoffen entsteht.10 In einer Biogasanlage wird das Biogas gewonnen, aufbereitet, gelagert und /oder genutzt. Dadurch wird Strom und Wärme erzeugt.11 „Der Heizwert pro m3 Biogas entspricht je nach Methangehalt rund 6,4 Kilowattstunden (kWh). Daraus lassen sich je nach Wirkungsgrad des Blockheizkraftwerkes bis zu 2 kWh Strom und 2 kWh Wärme (nach Abzug der Prozesswärme) erzeugen.“12
Die verfahrenstechnischen Grundlagen zur Biogasgewinnung können grob in drei Stufen unterteilt werden: Bereitstellung des Substrats, Vergärung des Substrats sowie Aufbereitung und Nutzung. Im ersten Schritt, der Bereitstellung, wird das Substrat gelagert, aufbereitet und von der Vorgrube in den Fermenter eingebracht. Dort findet der zweite Schritt, die Vergärung, statt. Das Substrat wird während des Gärprozesses gut durchgemischt, um einen Abbau des Gärgutes zu fördern. Hierbei entsteht der größte Teil des Biogases. Das Gas wird über eine Gasleitung in das Gaslager geleitet. Die ausgegorenen Substrate werden dann in den Nachgärbehälter befördert. Dieser dient als Güllelager und sollte entsprechend abgedeckt sein, um das Gas der Nachgärung aufzufangen.13 Das so erzeugte Biogas ist auf vielfältige Weise nutzbar:
- Thermische Nutzung: Biogas kann in den meisten Industriefeuerungsanlagen zur ausschließlichen Wärmebereitstellung genutzt werden.
- Nutzung in Verbrennungsmotoren: In stationären und mobilen Verbrennungsmotoren kann Biogas in mechanische Energie umgewandelt werden, z.B. bei Fremdzündmotoren (Benzinmotoren).
- Nutzung in Blockheizkraftwerken (BHKW): Kraft-Wärme-Kopplung zur Erzeugung von Kraft (bzw. Strom, zur Einspeisung in das örtliche Energieversorgungsunternehmen) und Wärme mithilfe des Wärmeträgers Wasser (in das örtliche Nahwärmenetz zur Wärmelieferung für Heizung und Wasser zum Wärmekunden).
- Nutzung als Autogas: Fahrzeuge, die mit einem Benzinmotor betrieben werden, können so umgerüstet werden, dass sie nicht nur mit Benzin sondern auch mit Biogas betrieben werden können.
- Einspeisung in ein vorhandenes Erdgasnetz.14
Bei der Vergärung der erneuerbaren Rohstoffe entsteht jedoch nicht nur Biogas, sondern es bleiben sogenannte Gärreste über. Diese können grundsätzlich als Dünger in der Landwirtschaft Anwendung finden.15 Zu beachten sind dabei jedoch die EU-Hygieneverordnung, Düngeverordnung, Düngemittelverordnung sowie die Bioabfallverordnung.16
Holzhackschnitzel bestehen, wie bereits der Name erahnen lässt, aus Holz. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Holzhackschnitzelarten, je nach Herkunft des dafür verwendeten Holzes. So kann das Holz direkt aus dem Wald stammen (Waldrestholz und Schwachholz aus der Durchforstung), aber auch aus Sägenebenprodukten (Sägerestholz), Industriebetrieben (Industrierestholz), Landschaftsschnitt sowie aus Altholz (Gebrauchtholz, wie z.B. Fenster, Bauholz, Transportkisten) hervorgehen.17 Zur Herstellung von Holzhackschnitzeln bedarf es spezielle Hacker, die sowohl mobil als auch stationär ausgerichtet sein können. Es gibt unterschiedliche Bauarten mit verschiedenen Leistungsniveaus von Hackern, so existieren bspw. Trommelhacker, Scheibenhacker oder Schneckenhacker. Abzugrenzen von Holzhackschnitzeln ist das Schredderholz, welches mit langsam laufenden, stumpfen, zertrümmernden Werkzeugen hergestellt wird.18 Bei der Herstellung von Holzhackschnitzeln müssen bestimmte Normen eingehalten werden. „Holzhackschnitzel werden in Deutschland – in Ermangelung entsprechender DIN-Normen – ohne Normenbezug oder entsprechend der Klassifizierung nach österreichischer Norm M7133 gehandelt. Als wesentliche Eigenschaftsparameter werden dabei Anforderungen an die Größe der Hackschnitzel (z.B. G30 für Hackschnitzel mit einem Querschnitt von max. 3 cm2 und G50 für Hackschnitzel mit einem Querschnitt von max. 5 cm2) sowie an den Wassergehalt (z.B. W35 für Hackschnitzel mit einem Wassergehalt von maximal 35%) festgelegt.“19 Nach der Produktion der Holzhackschnitzel erfolgt die Lagerung, die gleichzeitig zur Trocknung der Hackschnitzel dient, um den in dem Holz enthaltenen Wassergehalt zu senken.20 Hierfür werden die Holzhackschnitzel „meist zu größeren Haufen aufgeschüttet. Im Inneren dieser Haufen ist die mikrobielle Abbautätigkeit schon nach einigen Tagen so stark, dass die Temperatur auf 60 – 80 °C ansteigt und bereits nach wenigen Wochen eine Wasserreduktion um bis zu 20 Prozentpunkte erreicht werden kann.“21 Die Trocknungszeit kann jedoch durch Lüftungsanlagen verkürzt werden.22 Nach dem Trocknungsprozess gelangen die Holzhackschnitzel in das Holzhackschnitzelheizwerk zur Verbrennung. Der Verbrennungsvorgang lässt sich ebenso wie bei der Biogasanlage auch bei dem Biomasseheizwerk grob in drei Schritte einteilen, die sich teilweise überschneiden23:
- Erwärmung, Trocknung: Zunächst wird das Holz durch „Strahlung, Konvektion und Wärmeleitung“24 erwärmt; ab 100 °C beginnt die Trocknung von außen nach innen. Während die Holzhackschnitzel im Inneren noch trocken, beginnt Außen der Entgasungsprozess.25
- Entgasung: Bei etwa 200 °C entweichen die flüchtigen Bestandteile aus dem Holz. Das freigesetzte Kohlenstoffmonoxid und der gasförmige Kohlenwasserstoff reagieren mit dem zur Verfügung stehenden Sauerstoff und geben dabei Wärme ab.26 „Die Entgasungsphase dauert bis etwa 600 °C an. Dann hat lufttrockenes Holz rund 85% seiner Masse in Form von Wasserdampf, Kohlendioxid und brennbaren gasförmigen Stoffen verloren. Es verbleibt eine energiereiche Holzkohle. Während der Entgasungsphase werden rund 70% des Heizwertes von Holz freigesetzt.“27
- Ausbrand: Ab einer Temperatur von über 600 °C verbrennt die verbliebene Holzkohle. Die Kohle besteht aus rund 90% Kohlenstoff. Bei der Oxidation der Holzkohle entstehen die restlichen 30% des Heizwertes. Am Ende verbleibt lediglich ein Ascheanteil von ca. 0,5 – 1% der Holzmasse.28
Der Feuerung ist ein Kessel angeschlossen, in dem der Wärmeaustausch zwischen dem heißen Rauch und dem Wärmeträger, meist Wasser, stattfindet.29 Das ca. 80 °C heiße Wasser wird dann mittels des Nahwärmenetzes zu den Wärmekunden (Haushalten) transportiert, die es für den Betrieb der Heizung und als Nutzwasser gebrauchen.30 Die bei der Verbrennung entstandene Asche kann grundsätzlich Verwendung finden als Zusatz zu mineralischen Baustoffen, Düngemittel, Streumaterial im Winter u.v.m.31 Auch hierbei müssen wieder Verordnungen und Richtlinien wie die Düngemittelverordnung und Bioabfallverordnung eingehalten werden.32
2.3 Gründe für Bioenergiedörfer
Motive zur Erbauung eines Bioenergiedorfes gibt es viele. Sie reichen von begrenzten Ressourcen über Klimawandel, Preissteigerungen fossiler Energieträgern und Importabhängigkeit bis hin zu Strukturwandel im ländlichen Raum.
Begrenzte Ressourcen. „Die fossilen Kohlen sind ein einmaliges Erbe, das uns zugefallen ist, und sie sind der Erschöpfung ausgesetzt.“ (Wilhelm Ostwald, 1930)33 Aber nicht nur Kohle, sondern auch die übrigen heute eingesetzten fossilen Energieträger stehen nur begrenzt zur Verfügung. Der Vorrat der Erde ist irgendwann aufgebraucht. Wann genau die einzelnen Ressourcen aufgezehrt sind, kann nicht genau gesagt werden. Allerdings ist sicher, dass bei dem derzeitigen Energieverbrauch die Reserven an Öl, Gas und Uran noch in diesem Jahrhundert ihr Ende finden werden.34 Da es Millionen von Jahren dauert, bis sich fossile Energieträger aus abgestorbener Biomasse bilden, entstehen keine fossilen Ressourcen in einem für die Menschheit signifikanten Zeitraum.35
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Statistische Reichweite fossiler Energierohstoffe in Jahren auf Basis der Reserven36
Um die Energieversorgung sicherzustellen, sollte nach Alternativen zur Energiebereitstellung geforscht werden. Eine solche Möglichkeit stellt die Nutzung des Energieträgers Biomasse dar.37
Treibhauseffekt und Klimawandel. Ein weiterer Grund sind der Treibhauseffekt sowie der dadurch entstehende Klimawandel. Bei dem Begriff Treibhauseffekt ist zwischen natürlichen und anthropogenen Treibhauseffekt zu unterscheiden. Bei dem natürlichen Effekt handelt es sich um einen Wirkungsmechanismus, der das Leben auf der Erde erst ermöglicht.38 Nach dem Prinzip eines Treibhauses werden die Erde und ihre Atmosphäre erwärmt: Die Sonne schickt kurzwellige Strahlung auf die Erde. Dort angekommen wird sie in Wärme umgewandelt und als langwellige Strahlung reflektiert. Ein gewisser Prozentsatz dringt durch die Atmosphäre wieder in den Weltraum. Der andere Teil der Wärmestrahlung wird reflektiert und zurück auf die Erdoberfläche geworfen. Denn die Erde besitzt eine natürliche "Schutzglocke": Die Luftschicht, besser gesagt die Atmosphäre und einige Treibhausgase, die sich in ihr befinden. Insbesondere das Kohlendioxid (CO2), das in einer Konzentration von 0,03 Prozent in der Atmosphäre vorkommt, sorgt dafür, dass die langwellige Wärmestrahlung nicht passieren kann und wieder zur Erde zurückgeschickt wird. Dadurch erwärmt sich die Erdoberfläche.“39 Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt läge eine Durchschnittstemperatur von -18 °C, statt derzeit ca. 15 °C, vor.40 Der natürliche Treibhauseffekt wird jedoch durch das menschliche Handeln verstärkt. Dies kennzeichnet den anthropogenen Treibhauseffekt. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger wird Kohlendioxid freigesetzt, was zu einem Anstieg der Treibhausgaskonzentration führt. Steigt der Anteil der Gase, so steigt auch die Temperatur, was einen Klimawandel zur Folge hat.41 Veränderungen im Klima können bspw. bewirken, dass
- radikale Wetterereignisse, wie Überflutungen und Dürren, zunehmen;
- der Meeresspiegel infolge der Erderwärmung (→ Abschmelzen von Eis und Gletscher) steigt;
- zahlreiche Ökosysteme bedroht werden;
- Klimazonen sich verlagern und somit auch die Lebensgrundlagen;
- bessere Bedingungen für die Ausbreitung von Krankheitserregern und Pflanzenschädlingen begünstigt werden.42
Preissteigerungen. Durch die bereits oben erläuterte Verknappung fossiler Energieträger sowie durch die zunehmenden Nachfragen kommt es zu Preissteigerungen bei diesen Rohstoffen.43
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Preisentwicklung bei Holzhackschnitzeln, Holzpellets, Heizöl und Erdgas (C.A.R.M.E.N)44
Wie Abbildung 1 zeigt, liegen die Preise der fossilen Energieträger Öl und Erdgas deutlich über dem Preisniveau des erneuerbaren Rohstoffes Holz, wobei der Preis für Holzhackschnitzel jedoch ca. 1/2 des Preises für Holzpellets beträgt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Weltenergieverbrauch - Ausblick 2008
(Um 45 Prozent wird die Weltenergienachfrage bis 2030 steigen; mehr als ein Drittel des Anstiegs wird durch Kohle gedeckt.)45
Importabhängigkeit. Deutschland ist als rohstoffarmes Land zu über 70% abhängig von Energieimporten. Diese Abhängigkeit ist in den vergangenen Jahrzehnten beständig gestiegen.46 „Deutschland importierte im Jahr 2006 Uran zu 100 Prozent, Mineralöl zu knapp 97 Prozent und Gas zu 83 Prozent. Bei Steinkohle lag der Importanteil bei 61 Prozent.“47
Strukturwandel. Schließlich ist auch der Strukturwandel im ländlichen Raum ein Anreiz zur Gründung eines Bioenergiedorfes. Seit den letzten Jahrzehnten vollzieht sich insbesondere in dem ländlichen Raum ein Strukturwandel, welcher zusätzlich durch den demographischen Wandel geprägt ist.48 Arbeitsplätze werden weniger, die Infrastruktur nimmt ab und die Menschen wandern in die Städte ab. Dörfern droht eine schwer umkehrbare Entvölkerung. Aber auch die sozialen Beziehungen, die das Dorfleben mit sich bringen, gehen verloren. Durch den Ausbau eines Dorfes zu einem Bioenergiedorf wächst die Gemeinschaft enger zusammen, das „WIR“ wird wieder groß geschrieben. Arbeitsplätze werden gesichert und neue Beschäftigungsmöglichkeiten werden geschaffen.49
[...]
1 Kaltschmitt; Biomasse als erneuerbarer Energieträger (2002), S.16.
2 Vgl. Ebenda, S. 16.
3 Kaltschmitt, in: Leitfaden Bioenergie S. 17f.
4 Http://www.umweltbundesamt.de/luft/infos/gesetze/gesetze_pdf/Biomasseverordnung.pdf, 27.04.09.
5 Vgl. http://www.umweltbundesamt.de/luft/infos/gesetze/gesetze_pdf/Biomasseverordnung.pdf, 27.04.09.
6 Ruppert, S. 15.
7 Ebenda, S. 10.
8 Vgl. http://www.gewerbeaufsicht.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/19054/JGS-Merkblatt.pdf, 04.05.2009.
9 Zur Zusammensetzung und den Eigenschaften von Biogas siehe Anhang 1und 2.
10 Vgl. BMWA 2003, S. 5.
11 Http://www.iwr.de/bio/biogas/Checkliste-Biogas-Anlage.html, 05.05.2009.
12 BMWA 2003, S. 3.
13 Vgl. Kaltschmitt: Energie aus Biomasse (2000), S. 658 ff.
14 Vgl. Kaltschmitt: Energie aus Biomasse (2000), S. 679 ff.
15 Vgl. Ebenda, S. 683.
16 Vgl. Matthias, in: Handreichung (2006), S. 146 f.
17 Vgl. LFU: Holzhackschnitzel-Heizanlagen (2001), S. 14.
18 Vgl. http://www.bio-energie.de/heizen-mit-holz/hackschnitzel.html#c3256, 08.05.2009.
19 Http://www.bio-energie.de/heizen-mit-holz/hackschnitzel.html#c3256, 08.05.2009.
20 Vgl. http://www.rf-energie.de/brennstoff-holzhackschnitzel.html, 08.05.2009.
21 LFU: Holzhackschnitzel-Heizanlagen (2001), S. 17.
22 Vgl. LFU: Holzhackschnitzel-Heizanlagen (2001), S. 17.
23 Vgl. Siegle, in: Leitfaden Bioenergie, S. 97.
24 Ebenda.
25 Vgl. Ebenda.
26 Vgl. Ebenda.
Vgl. Martini: Wirtschaftlichkeitsanalyse eines Biomasseheizwerks, S. 21.
27 Marutzky: Energie aus Holz, S. 44 f.
28 Vgl. Marutzky: Energie aus Holz, S. 46.
29 Vgl. Siegle, in: Leitfaden Bioenergie, S. 124.
30 Http://www.bioenergiedorf.de/con/cms/1/wissenstransfer/wissenswertes/energiekonzept/, 09.05.2009.
31 Vgl. Marutzky: Energie aus Holz, S. 239.
32 Vgl. Obernberger, in: Leitfaden Bioenergie, S. 173 f.
33 Petermann: Sicher Energie im 21. Jahrhundert (2008), S. 204.
34 Vgl. Ruppert, S. 10.
35 Vgl. http://agenda21schulen.de/Treffpunkt/front_content.php?idcat=471, 11.05.2009.
36 Ruppert, S. 11
37 Vgl. Ebenda.
38 Vgl. http://www.zdf.de/ZDFxt/module/treibhauseffekt/treibhauseffekt.pdf, 11.05.2009.
39 Http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,AAFCAAB290CF6194E0340003BA17F124,,,,,,,,,,,,,,,.html, 11.05.2009.
40 Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/treibhaus.htm, 11.05.2009.
41 Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/treibhaus.htm, 11.05.2009.
42 Vgl. Ruppert, S. 13.
43 Vgl. Ebenda, S. 14.
44 Http://www.carmen-ev.de/dt/energie/bezugsquellen/hackschnipreisverg.html, 11.05.2009.
45 Http://www.ipp.mpg.de/ippcms/ep/ausgaben/ep200804/bilder/0408_weo_2_dia.html, 11.05.2009.
46 Vgl. http://www.diw.de/documents/dokumentenarchiv/17/44417/swp%20pres%20kemfert.pdf, 11.05.2009.
47 Http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Magazine/MagazinWirtschaftFinanzen/064/sa-energie-fuer-deutschland.html, 11.05.2009.
48 Vgl. http://www.dorfplanerin.de/demographischer_wandel.htm, 13.05.2009.
49 Vgl. Ruppert, S. 14 f.
- Quote paper
- Annika Jaeger (Author), 2009, Planungsaspekte und Wirtschaftlichkeitsanalyse von Bioenergiedörfern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135300
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