In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie sich Volksmedizin in Rom gestaltet und auf welche Verfahren dabei zurückgegriffen wird. Dabei wird zunächst ein kurzer Blick auf die Beziehung zwischen Medizin und Heilkulten geworfen, um anschließend die Volksmedizin genauer in Betracht zu ziehen.
Antje Krug hat sich sehr ausgiebig mit dem Asklepios-Heilkult befasst und liefert sehr genaue Einblicke in die Thematik. In einem Großteil der Literatur liegt der Fokus auf der Entwicklung der wissenschaftlichen Medizin und es werden lediglich kürzere Kapitel der Volksmedizin und der Religion gewidmet. Önnerfors hat sich eingehend mit dem Aspekt der Magie befasst und legt dar, wie Zauberformeln in der Volksmedizin Verwendung finden, dabei vergleicht er die Magie auch mit der wissenschaftlichen Medizin und stellt dort ein ambivalentes Verhältnis fest. In weiteren Werken von Achner, Eckart, oder Scarborough wird in verschiedenen Aspekten auf den Bereich der Volksmedizin eingegangen, mit dem Ergebnis, dass Volksmedizin in Rom im Vergleich zu Griechenland besonders ausgeprägt ist und dort lange parallel zu der sich noch entwickelnden wissenschaftliche Medizin hält.
Inhalt
1. Einleitung
2. Medizin und Heilkulte
3. Volksmedizin
3.1. Magie
3.2. Badekultur
4. Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Untersucht man die Medizin in der Antike, so kommt man nicht darum sich mit den dem Arztwesen auseinanderzusetzen. Neben der wissenschaftlichen Medizin existiert aber auch die sogenannte Volksmedizin, die komplett ohne Ärzte auskommt und komplett von Heilern und Laien praktiziert wird. Um genau diesen Aspekt soll es in der nachfolgenden Arbeit gehen. Dabei wird zunächst ein kurzer Blick auf die Beziehung zwischen Medizin und Heilkulten geworfen, um anschließend die Volksmedizin genauer in Betracht zu ziehen. Antje Krug hat sich sehr ausgiebig mit dem Asklepios-Heilkult befasst und liefert sehr genaue Einblicke in die Thematik. In einem Großteil der Literatur liegt der Fokus auf der Entwicklung der wissenschaftlichen Medizin und es werden lediglich kürzere Kapitel der Volksmedizin und der Religion gewidmet. Önnerfors hat sich eingehend mit dem Aspekt der Magie befasst und legt dar, wie Zauberformeln in der Volksmedizin Verwendung finden, dabei vergleicht er die Magie auch mit der wissenschaftlichen Medizin und stellt dort ein ambivalentes Verhältnis fest. In weiteren Werken von Achner, Eckart, oder Scarborough wird in verschiedenen Aspekten auf Bereich der Volksmedizin eingegangen, mit dem Ergebnis dass Volksmedizin in Rom im Vergleich zu Griechenland besonders ausgeprägt ist und dort lange parallel zu der sich noch entwickelnden wissenschaftliche Medizin hält.
Im Bezug auf die Quellen zur Volksmedizin, wird an vielen Stellen die Naturgeschichte Plinius des Älteren angeführt, dich auch in dieser Arbeit betrachtet wird. Außerdem finden sich einige Stellen in Catosde re agricultura,die Aufschluss über Aspekte der Volksmedizin und ihrer Verwendung geben.
In dieser Arbeit soll untersucht werden wie sich Volksmedizin in Rom gestaltet und auf welche Verfahren dabei zurückgegriffen wird.
2. Medizin und Heilkulte
Heilkulte existieren parallel zur wissenschaftlichen Medizin, sie setzen vor allem dort an, wo die herkömmliche Medizin an ihre Grenzen stößt. Menschen die mit ärztlicher Hilfe keine Heilung ihrer Krankheit erlangen können wenden sich Kulten zu. Besonders zu nennen sind dabei der Kult des Apollon und der Kult des Asklepios. Dennoch scheint ein gewisses medizinisches Wissen auch in den Heilkulten vorhanden zu sein, die durchgeführten Behandlungen umfassen unter anderem auch Heiltränke, Schienen, und in wenigen Fällen sogar Operationen. Durchgeführt werden diese Behandlungen jedoch nicht durch Ärzte, sondern den Priestern und Dienern im Heiligtum. Grundsätzlich ist es jedem erlaubt ein Heiligtum zu besuchen und dort Heilung zu suchen. Für die Behandlung wird in der Regel jedoch auch eine Bezahlung in Form von Geldspenden1verlangt, deren Höhe jedoch nicht klar festgelegt zu sein scheint. Somit übernehmen die Heilkulte auch eine soziale Funktion, indem sie eine Gesundheitsversorgung bieten die unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Betroffenen war.
Die Heilung in den Heiligtümern geschieht in den meisten Fällen über Träume, in denen der Heilgott dem Patienten erscheint und ähnlich zu einem Arzt, Anweisungen erteilt welche Behandlung zur Heilung führt. Auch ruft der Gott Pilger erst in sein Heiligtum, sodass sie dort anschließend Heilung erfahren können. Die Heilmethoden umfassen dabei wie bereits angesprochen die Behandlung im Schlaf und die Anwendung verschiedener Heiltränke, aber auch Behandlungen durch Schröpfköpfe, Bäder und Gebete. Daneben wird auch von Wunderheilungen berichtet, so wird ein stummes junges Mädchen geheilt als es auf dem tempelplatz umherläuft und bei dem Anblick einer Schlange urplötzlich nach ihrer Mutter schreien kann.2Bei diesen Wunderheilungen scheint es sich jedoch eher um psychosomatische Ursachen zu handeln.
Das es eine gewisse Beziehung zwischen Medizin und Religion geben muss, zeigt sich schon darin, dass in den Heilkulten offensichtliche bestimmte medizinische Praktiken Anwendung finden, auch wenn sie nicht durch Ärzte durchgeführt werden. Dennoch zeigt sich auch schon im Corpus Hippocratikum, dass sich dort mit „dem Phänomen des Träumens als ein Mittel zur Erstellung von Diagnosen“3befasst wird. Auch im Hippokratischen Eid zeigt sich die Nähe der Medizin zu den religiösen Heilkulten: „Ich schwöre und rufe Apollo, den Arzt, und Asklepios [...] und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und meiner Einsicht erfüllen werde.“4Die hippokratische Medizin wird somit eindeutig in Verbindung gebracht mit den Wirken der Götter und fundiert sich in der Religion.
3. Volksmedizin
Nachdem nun ein kurzer Blick auf das Verhältnis zwischen Medizin und Heilkulten geworfen wurde, soll im Folgenden der Bereich der Volksmedizin genauer betrachtet werden. Unter Volksmedizin lässt sich im Allgemeinen eine Medizin verstehen die ohne Ärzte auskommt und stattdessen von Heilern und vor allem Laien ausgeführt wird. Diese Form der Medizin ist besonders in der römischen Antike ausgeprägt.5In der römischen Kaiserzeit ist diese Medizin ausgerichtet ampater familias, der für die Behandlung aller Mitglieder seines Haushalts verantwortlich ist. Dies ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass die Menschen nicht einsahen Unsummen für die Behandlung durch Ärzte auszugeben.([...] dass man Andern dir Erhaltung des Lebens um ungeheuren Preis bezahlen sollte [...], Plin. Nat. XXIX,8). Die Hausmedizin stützte sich auf alte Hausrezepte und auf wenige bereits bekannte und erprobte Mittel. Zu diesen Mitteln gehörten unter anderem auch Wolle, Öl und Wein (Plin. Nat. XXIX 9ff.), wohingegen besonders Cato auf die Anwendung von Kohl schwörte. (It would be a long task to make a list of all the praises oft he cabbage, since not only did Chrysippus the physician devote to it s special volume [.] and Cato no less lavishly, have celebrated ist virtues; [.],Plin. Nat. XX,33). Dabei wurde der Kohl auf unterschiedliche Art als Speise zubereitet, fand aber gleichzeitig auch in Umschlägen Anwendung.6Dabei sollte er unter anderem bei Kopfschmerzen und Augenproblemen helfen (He considers it good for headache, dimness of the eyes and sparks in them, for the spleen, the stomach and the hypochondria [...], Plin. Nat. XX, 33). Ein durchaus vielfältige verwendungsmöglichkeit für Kohl, die noch durch weitere ergänzt wird, darunter auch als Urin von jemandem der zuvor Kohl aß (Little boys if you bathe them with such urine, never become weak [.], Plin. Nat. XX, 33). Die verwendeten Heilmittel bestanden meist aus einer Hauptzutat mit bekannten Wirkstoffen und vielen weiteren Zutaten, die jedoch oftmals gar keine Wirkstoffe beinhalteten.7Nach Jones finden sich bei Plinius annähernd eintausend Kräuter, Sträucher und Bäume mit angeblichen medizinischen Eigenschaften und auch die Anwendungen von Kohl alleine zeigen, wie vielfältig Hausmittel eingesetzt wurden. Nicht vernachlässigen sollte man auch den Aspekt, dass sich mit der Herausbildung größerer Städte Krankheiten weg von Einzelschicksalen zu Zivilisationskrankheuten entwickeln und damit eine einfache Hausmedizin womöglich nicht mehr ausreichend war um Krankheiten in großem Maße zu kontrollieren. Auch bei schwereren Verletzungen wie beispielsweise Knochenbrüchen waren einfach Hausmittel oftmals nicht mehr ausreichend, sodass weitere Behandlungsmethoden neben Kräutern und medizinischen Mahlzeiten folgen mussten, dabei kamen im Bezug auf Brüche und ähnlichem zunächst einfache Schienen zum Einsatz, aber auch auf Besprechungen und magische Formeln wurde zurückgegriffen.
3.1 Magie
Magische Beschwörungen, Besprechungen und Zauberformeln kamen besonders dann zum Einsatz, wenn die Krankheiten, oder Verletzungen nicht mehr durch einfach Rezepturen geheilt werden konnten. So beschreibt Cato die Behandlung einer Hüftfraktur, bei der gesprochene Worte bei der Heilung mitwirken sollen (Wenn etwas verrenkt ist, wird es durch diesen Zaubersang heil werden. Nimm dir eingrünes Schilfrohr, das 4 oderfünfFuß lang ist, spalte es in der Mitte auseinander, und zweiMänner sollen es an dieHüfte halten. Fange an zu singen: „motas uaeta daries dardares astataries dissunapiter“, bis (die zweiRohrhälften) zusammengehen. Schwing ein Eisen (Messer)über ihnen. Sobald (dieHälften) zusammengegangen sind und die eine die andereberührt hat, nimm das (Messer) in die Hand und schneide (das Rohr) rechts (und) links ab; binde (dieStücke) an die verrenkte oder gebrochene Stelle, sie wird heil werden. Aber dennoch musst dutäglich singen und gegen eine Verrenkung (?) auch (?) in folgender Weise: „huat huat huat istasis tarsis adannabou danaustra.“Cato agr. CLXVIII). Der Begriff Magie darf dabei nicht aus heutiger Sicht betrachtet werden, die Beschwörungen waren ein ganz normaler Teil der Medizin und fungierten daher als eine Zutat der gesamten Rezeptur. Viele der genauen Wortlaute sind gerade aus der frühen Zeit kaum überliefert, Önnerfors vermutet, dass „sich die meisten gebildeten Griechen und Römer davor gefürchtet oder geschämt [...] haben, allzu barbarisch anmutende magische Beschwörungen detailliert zu überliefern.“8Diese Abneigung findet sich an verschiedenen Stellen auch bei Plinius (I am ashamed to repeat the grotesque magic thatDemocritus assigns to it [...], Plin. Nat. XXVIII, 29.). Dennoch ist da Verhältnis von Plinius zur Magie eher ein ambivalentes, da er einerseits die Beschwörungen als grotesk bezeichnet, andererseits diese aber häufig rezitiert.
[...]
1Vgl. Krug, A.: Heilkunst und Heilkult. Medizin in der Antike. S.153.
2Ebd. S 135.
3Vgl. Annette Weissenrieder, Katrin Dolle (2019): Körper und Verkörperung. Biblische Anthropologie im Kontext antiker Medizin. Ein Quellenbuch für die Septuaginta und das Neue Testament. S. 48.
4Ebd. S. 48.
5Vgl. Leven, Karl-Heinz (Hg.) (2005): Antike Medizin. Ein Lexikon. S. 908.
6Vgl. Nadine Sylvia Pranger (2017): Der Arzt in der griechischen und römischen Antike. S.46.
7Vgl. Jones, W. H. S. (1957): Ancient Roman Folk Medicine. S. 461.
8Önnerfors, Alf (2016): Magische Formeln im Dienste römischer Medizin. S. 158.
- Citar trabajo
- Jan Becker (Autor), 2021, Medizin und Religion in der römischen Kaiserzeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1352585
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