Diese Arbeit untersucht die Möglichkeit zeitliche Beschreibungen und Ausdrücke in fremden Sprachen (insbesondere im Englischen) begreifen und lernen zu können. Dazu wird der Sapir-Whorf-Hypothese nachgegangen und ein Blick auf die Sprache der Hopi-Indianer geworfen. Als Studentin zweier Sprachen und als angehende Englischlehrerin setze ich mich oft mit
sprachlichen Verschiedenheiten auseinander, die das eindeutige, genaue Übersetzen von einer
Sprache in die Andere erschweren. Diese Unterschiede ziehen sich durch alle sprachlichen
Ebenen. Angefangen bei Ausspracheschwierigkeiten aufgrund ungewohnter Lautfolgen, über
einzelne Wörter, für die es keine äquivalenten Übersetzungen gibt, bis hin zu grammatischen
Strukturen, deren Aneignungen die größten Anstrengungen beim Fremdsprachen lernen zu
fordern scheinen.
Ein Teil dieser Strukturen, der es nach meinen bisherigen Erfahrungen im Unterrichten von
Englischlernern besonderen Geschicks im Erklären und Überzeugungskraft bedarf, sind die
Zeitformen. Die Schwierigkeiten liegen dabei, so scheint mir, neben den oftmals unvertrauten
lateinischen Fachtermini und deren korrekten Anwendungen darin, dass die englische
Sprache erheblich mehr Zeitformen aufweist als die deutsche Sprache.
Das heißt im Einzelnen, die englische Art und Weise eine Zeitdauer in gesonderter Form
durch das Progressive auszudrücken, gibt es im Deutschen nicht.
Weiterhin gibt es auch Probleme bei der Zuordnung einer grammatischen Zeitform zu einer
Zeitstufe, weil sich hier deutsche und englische Sprachgewohnheiten voneinander
unterscheiden. [...]
Als Studentin zweier Sprachen und als angehende Englischlehrerin setze ich mich oft mit sprachlichen Verschiedenheiten auseinander, die das eindeutige, genaue Ubersetzen von einer Sprache in die Andere erschweren. Diese Unterschiede ziehen sich durch alle sprachlichen Ebenen. Angefangen bei Ausspracheschwierigkeiten aufgrund ungewohnter Lautfolgen, iiber einzelne Wörter, fiir die es keine äquivalenten Ubersetzungen gibt, bis hin zu grammatischen Strukturen, deren Aneignungen die gröBten Anstrengungen beim Fremdsprachen lernen zu fordern scheinen.
Ein Teil dieser Strukturen, der es nach meinen bisherigen Erfahrungen im Unterrichten von Englischlernern besonderen Geschicks im Erklären und Uberzeugungskraft bedarf, sind die Zeitformen. Die Schwierigkeiten liegen dabei, so scheint mir, neben den oftmals unvertrauten lateinischen Fachtermini und deren korrekten Anwendungen darin, dass die englische Sprache erheblich mehr Zeitformen aufweist als die deutsche Sprache.
Das heiBt im Einzelnen, die englische Art und Weise eine Zeitdauer in gesonderter Form durch das Progressive auszudriicken, gibt es im Deutschen nicht.
Weiterhin gibt es auch Probleme bei der Zuordnung einer grammatischen Zeitform zu einer Zeitstufe, weil sich hier deutsche und englische Sprachgewohnheiten voneinander unterscheiden.
Ein Beispiel: Die Dauer eines Zustands von einem bestimmten Zeitpunkt an, wird im Deutschen im Präsens ausgedriickt.
„Seit sieben Jahren lebe ich in Berlin."
I m Englischen wird diese Situation, die in der Vergangenheit beginnt und bis in die Gegenwart andauert in der Form des Present Perfect Progressive formuliert.
„ I have been living in Berlin for seven years."
Daraus kann sich in der Unterrichtspraxis folgender Fehler ergeben: Auf die Frage
„How long have you lived in Berlin?"
folgt von einem Englisch lernenden deutschen Schiiler die Antwort:
„ I live in Berlin since seven years."
Der Grund far diesen Fehler liegt in der unterschiedlichen Ausdrucksweise der beiden
Sprachen far dieselbe Zeitstufe.
Laut dem Arbeitsbuch „Sprachdidaktik Englisch" von Eberhard Klein resultieren diese Fehler „aus der Gleichsetzung von time und tense; dabei handelt es sich bei diesen um unterschiedliche Konzepte (...)"
Wahrend time ein universaler Begriff sei, dessen Einheiten unabhangig von der Grammatik einer Sprache existieren, sei der Begriff tense die sprachenspezifische Kategorie innerhalb der Linguistik (Klein 2001:136).
So kommen fehlerhafte Anwendungen der Zeitformen in einer Fremdsprache daher, dass der Lerner die Konzepte time und tense nicht voneinander unterscheidet und damit die durch seine Muttersprache gepragte Zeitauffassung auf die andere Sprache ubertragt.
Die Strukturierung von Zeit innerhalb sprachlichen Ausdrucks variiert demnach in unterschiedlichen Sprachen. Wahrend in dem oben genannten Beispiel far die Angabe der Dauer eines Zustandes im Deutschen das Prasens verwendet wird, nutzt das Englische das Present Perfect Progressive.
Ein anderes Beispiel ware der Satz:
„Tomorrow we are having a party"
Hier wird das Present Progressive genutzt, um in Verbindung mit dem Adverb „tomorrow" etwas Zukünftiges auszudrUcken.
Im Deutschen verwendet man dazu das Prasens:
„Morgen machen wir eine Party."
Die Frage, die sich far die in der Konsequenz far den Fremdsprachenunterricht problematischen Phanomene stellt, ist die nach den Grlinden far die verschiedenen Ausdrucksformen far Zeit.
Hatte nicht Newton, der groBe Physiker gesagt, die Zeit sei eine absolute GröBe, die sich eindeutig bestimmen lieBe und die stets die Gleiche bliebe, egal wer sie messen wiirde? (vgl. Hawking 1997: 28)
Oder ist es so, dass die Zeit an verschiedenen Orten unterschiedlich verläuft?
Oder ist die Zeit vielleicht eine subjektive Empfindung die von jedem Menschen anders wahrgenommen wird?
Da die Differenzen nicht nur zwischen verschiedenen Sprachen beobachtbar sind, sondern auch die Ansichten verschiedener Individuen uber die Zeit voneinander abweichen, kann es dann sein, dass diese zeitliche Differenz zwischen ganzen Sprachvölkern besteht?
Oder formen die grammatikalischen Strukturen der jeweiligen Sprache das Zeitempfinden ihrer Sprecher?
Diesen Fragen versuche ich in der Hausarbeit auf den Grund zu gehen und sie gegebenen falls zu beantworten, vor dem Hintergrund der Englischen Sprache als Fremdsprache und einem möglichen Umgang mit dem Erlernen von englischen Zeitformen.
Im letzten Jahrhundert beschäftigte sich Benjamin Lee Whorf bereits mit dem Phänomen Zeit auf der linguistischen Ebene. Er glaubte festgestellt zu haben, dass die Hopi- Indianer, ein I ndianerstamm der im nordöstlichen Teil des Bundesstaates Arizona in den USA ansässig ist, keine Möglichkeiten besäBen in ihrer Sprache Zeit oder Zeitdauer auszudracken.
„Nach langer und sorgfältiger Analyse ist man zu der Feststellung gekommen, dass die Hopi-Sprache keine Wörter, grammatischen Formen, Konstruktionen oder Ausdracke enthält, die sich direkt auf das beziehen, was wir < Zeit > nennen."
(Whorf 1963: 102)
Far Whorf ergibt sich aus dieser Entdeckung die Frage ob Begriffe wie „Zeit", „Raum" oder
„Materie" wesentlich durch Erfahrung bestimmt werden und daher fir alle Menschen gleich sein miissten, oder ob sie durch die Struktur einzelner Sprachen bestimmt werden.
(vgl. Werlen 2002: 232)
In seinem Buch „Sprache, Denken, Wirklichkeit" sagt er folgendes:
„Aus der Tatsache der Strukturverschiedenheit der Sprache folgt, was ich das linguistische Relativitätsprinzip genannt habe. Er besagt grob gesprochen folgendes: Menschen, die Sprachen mit sehr verschiedenen Grammatiken bentitzen, werden durch diese Grammatiken zu typisch verschiedenen Beobachtungen und verschiedenen Bewertungen äuBerlich ähnlicher Beobachtungen gefhrt. Sie sind daher als Beobachter einander nicht äquivalent, sondern gelangen zu irgendwie verschiedenen Ansichten von der Welt." (Whorf 1963: 20)
Das bedeutet also, dass die Struktur einer Sprache daraber bestimmt wie Menschen elementare Erfahrungen sammeln und ordnen, aus denen sich dann ihr Weltbild und ihr Zeitverständnis formen.
Das werde auch bedeuten, dass die Sprache das Denken des Menschen beeinflusst.
Whorf betrieb seine linguistischen Forschungen aus Leidenschaft während seiner Freizeit, er hatte das Fach nicht studiert. Zur Beschäftigung mit der Hopi-Sprache kam es durch seinen Kontakt zu Edward Sapir, der an der Yale Universität unterrichtete.
Sapir hatte sich mit der Beziehung der menschlichen Sprache zum Denken beschäftigt und um 1921 die Annahme aufgestellt die Sprache beeinflusse die Art und Weise des Denkens. Die Idee berucksichtigte Whorf in seinen Forschungen fiber die Hopi-Sprache.
Ich werde im Folgenden zusammentragen was Whorfs Ergebnisse in Bezug auf die Zeitausdriicke im Hopi waren.
Zunächst stellte er fest, dass die Hopi- Indianer nur Dinge zählen warden, die sichtbar wären. Demnach hätten sie keine Pluralbestimmungen far eine Zeitdauer wie die englische Sprache, zum Beispiel um zu sagen „10 Tage".
Daraus wiederum schlussfolgerte er, dass die Hopi sich die Zeit nicht vergegenständlichen warden und sie hätten auch kein Bewusstsein Aber das Vergehen der Zeit (vgl. Whorf, 1963, S. 80)
Weiterhin stellte er fest, dass die Hopi-Sprache mit Substantiven nur Dinge bezeichnete, die eine Form besäBen und greifbar wären. Somit gäbe es far etwas Formloses beziehungsweise Abstraktes wie die Zeit keinen Begriff (Whorf 1963, S.82).
Stattdessen werde die Zeit in Phasen mit Hilfe von Adverbien ausgedrackt, die den permanenten Verlauf der Zeit beschreiben warden, zum Beispiel durch das Adjektiv „während".
Uber die Verben der Hopi-Sprache fand Whorf heraus, das sie statt Tempora, Galtigkeitsformen bildeten, dass bedeutet, dass die Art und Weise, in der ein Sprecher eine Situation behauptet, etwas Aber die Zeitstufe aussagt.
Die Hopi- Indianer könnten auBerdem verschiedene Grade von Dauer ausdracken und zwei Verben so verbinden, dass sich eine Fraher-Später-Relation ergäbe.
SchlieBlich stellte Whorf fest, dass die Hopi- Indianer keine Raum-Zeit-Metaphern verwendeten, wie das in den europäischen Sprachen die Gewohnheit sei, um sich die Zeit zu vergegenständlichen (zum Beispiel das Ausdracken von Zeitdauer mit eigentlich räumlichen Begriffen wie „lang" oder „kurz").
Dafar verfage das Hopi aber vielfältige Möglichkeiten zur Wortbildung, die zum Ausdracken von Zeitdauer genutzt warden.
Aus diesen Fakten aber die Hopi-Sprache, ergab sich far Whorf die Frage, ob denn ein Begriff wie „Zeit" wesentlich durch die Erfahrung bestimmt wird und daher far alle Menschen gleich sein sollte oder ob diese Auffassung durch die Struktur der Sprache bestimmt wird.
Da er feststellte, dass es far ihn als englischen Muttersprachler einige mentale Energie kostet, um die Konzepte der Hopi-Sprache zu verstehen, schloss er daraus, dass es unterschiedliche Denkgewohnheiten geben musste, wie sich an der Sprachstruktur zeigen warde.
Er sagt:
„(...) Denkgewohnheiten (...) [sind] die Wechselwirkungen zwischen einer Sprache und dem Ganzen einer Kultur, in dem natarlich sehr vieles ist, was nicht sprachlich ist, aber dennoch den gestaltenden Einfluss der Sprache zeigt. Kurz — diese „Gedankenwelt" ist der Mikrokosmos, den jeder Mensch in sich trägt und durch den er den Makrokosmos beurteilt und versteht. [...]" (Whorf 1963. 88)
Das bedeutet nun also, weil die die Hopi-Sprache die Welt anders strukturiert, als das Englische, ist auch das Weltbild der jeweiligen Sprecher verschieden. Diesen Sachverhalt nannte Whorf in Anlehnung an Einsteins Relativitätstheorie das sprachliche Relativitätsprinzip.
Dieses besagt, dass die Realität der Welt sich zwar gleich darstelle, von den Beobachtern aber wird sie aufgrund ihrer sprachlichen Hintergrande verschieden interpretiert. Damit ist das Denken der Menschen relativ zu ihren Sprachen.
Da Whorf eine Idee von Sapir weiterentwickelte, trägt diese Annahme auch den Namen Sapir-Whorf-Hypothese.
[...]
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- Susann Lenk (Autor), 2006, Die Übersetzbarkeit der Zeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135178
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