Dieses Portfolio fasst Aufgaben bezogen auf Berufssprachkurse zusammen. Unter anderem geht es um Grundlagen der Berufspädagogik, berufsbezogene linguistische Kompetenz, Förderung des Sprachenlernens im Erwachsenenalter, Didaktik und Methodik im berufsbezogenen Deutschunterricht und Interkulturalität auf dem Arbeitsmarkt.
-Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Portfolio-Aufgaben
Einstiegsreflexion
Aufgabe zu Modul 1: Grundlagen der Berufspädagogik
Aufgabe zu Modul 2: Berufsbezogene linguistische Kompetenz
Aufgabe zu Modul 3:Förderung des selbstständigen Sprachenlernens und arbeits marktrelevanter Schlüsselkompetenzen im Erwachsenenalter
Aufgabe zu Modul 4:Didaktik und Methodik im berufsbezogenenDeutschunterricht
Aufgabe zu Modul 5:Evaluieren, Prüfen, Testen
Aufgabe zu Modul 6:Digitale Kompetenz
Aufgabe zu Modul 7:Aufgaben, Rollen und professionelles Handeln der Lehrkräfte in Berufssprachkursen
Aufgabe zu Modul 8: Interkulturalität und Integration in denArbeitsmarkt
Abschlussbericht
Quellenverzeichnis
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
-Portfolio-Aufgaben
Einstiegsreflexion
Persönliche Fachkompetenz vor der „Zusatzqualifikation Berufssprachkurse“:
Am Beginn der 'Zusatzqualifikation Berufssprachkurse‘ kann ich wenig professionelle Erfahrung zu Berufssprachkursen nachweisen, obwohl ich bereits seit 2014 über allgemeine Integrationskurslehrpraxis verfüge. Ich bekam nun vor kurzem durch meinen aktuellen Arbeitgeber die unverhoffte Gelegenheit, einen DeuFöV-Kurs A2/B1+ gemeinsam mit einem Kollegen zu führen.
Bisher versuchte ich bereits in den von mir geführten allgemeinen Integrationskursen, passende berufssprachliche Elemente zu vermitteln, da die meisten KursteilnehmerInnen doch hier in der Bundesrepublik Deutschland schnellstmöglich eine Berufstätigkeit aufnehmen möchten und oft müssen. Ich empfinde an dieser Stelle eine besonders hohe Verantwortung als Kursleitende für Berufssprachkurse, der ich gerne nach bestem Wissen und Gewissen gerecht werden möchte. Über die Spezifika des deutschen und globalen Arbeitsmarktes sehr gut informiert, versuche ich selbstverständlich auch den Teilnehmern in Berufssprachkursen, meine eigenen langjährigen Berufserfahrungen aus öffentlicher Verwaltung und freier Wirtschaft gewinnbringend nahezubringen, um sie mit der hiesigen deutschen beruflichen Realität möglichst frühzeitig vertraut zu machen. Die Teilnehmer sollen aber auch wissen, dass die BRDeutschland unbedingt auf gut ausgebildete Fachkräfte mit Migrationshintergrund für den Einsatz auf dem deutschen Arbeitsmarkt angewiesen ist, wenn sie ihren Wohlstand absehbar erhalten möchte, an dem besagte Fachkräfte mit und ohne Migrationshintergrund bestens partizipieren können, wenn sie denn bereit und gewillt sind, ihre Arbeitskraft hier nach besten Kräften einzubringen. Ich sehe meine didaktischen und methodischen Defizite bzw. meine Unsicherheit aufgrund mangelnder Lehrpraxis aktuell in der fachbezogenen Unterrichtsplanung sowie der selbstverständlichen Verwendung von neuen digitalen Lernangeboten für die Teilnehmer, welche ich dringend aufarbeiten und verbessern muss laut Ergebnis des Fragebogens „Selbstreflexion der Lehrkompetenz“ der Universität Marburg in Vorbereitung auf die Zusatzqualifikation!1 Ich möchte mich insbesondere durch die ZQ befähigt sehen, den Teilnehmern lerneradäquate Strategien zur Erweiterung ihrer persönlichen förderbedürftigen Lernkompetenz an die Hand zu geben und diese anschließend individuell selbstständig weiterzuentwickeln. Hier erwarte ich für mich den größten Kompetenzzuwachs durch die Zusatzqualifikation und freue mich sehr auf diese spezifischen Module, selbst im Online-Teaching.
Umso erfreulicher wäre es für mich, wenn ich als kompetente Lernbegleiterin der Teilnehmer bei (anfänglichen) Schwierigkeiten aktiv in deren persönlichen Lernprozess miteinbezogen werden würde, um sie zum angesagten Ziel der Findung einer eigenen persönlichkeitsspezifischen Lernstrategie und im besten Sinne zur 'Lernerautonomie' konstruktiv anleiten zu können. Die Entwicklung von Ausdauer und Geduld sollte hierbei eine wichtige Rolle für die Teilnehmer spielen. Dies e Ziele stelle ich in jedem Falle den Teilnehmern zu Kursbeginn vor - mit ausreichender Erläuterung und Begründung ihrer dringlichen Relevanz. Meine Vorgehensweise soll den Teilnehmern das notwendige Bewusstsein zur möglichen Steuerbarkeit und Steuerungsfähigkeit des eigenen Lernprozesses vermitteln! Die Teilnehmer sollen Inspiration und Befähigung mit "Wohlfühlgefühl" als Lernende sowie in Konsequenz durchaus auch wohltuende Lernschübe erhalten!
So sollen sie mit dieser Methodik jedenfalls lernen, für sich selbst zu handeln, ihr Leben also selbstbestimmt zu gestalten. Entsprechend ziele ich im Unterrichtsverlauf vorrangig darauf ab, die Teilnehmer mit den Instrumentarien der Handlungsorientierung vertraut zu machen, um in ihrer individuellen Lebens- und Arbeitswelt kommunikativ mit 'ständiger Praxis‘ eigenständig und wirksam handeln zu können!
Der Einsatz unterschiedlicher Sozialformen war leider coronabedingt in den letzten beiden Jahren stark eingeschränkt, so dass ich, bis auf akute Prüfungsvorbereitung, hauptsächlich frontal im Plenum unterrichtete. Dies soll sich aber nun schnell wieder ändern: 'Leibhaftige' Partner- und Gruppenarbeit werden wieder umso mehr im Fokus meiner hauptsächlich PräsenzUnterrichtsgestaltung stehen, da diese Konstellationen Spaß, Motivation und Teamgeist im Kursgeschehen anregen bzw. fördern. Ich werde die Gruppendynamik genau beobachten und meine Beobachtungen mit meinen Teilnehmern teilen, auf deren Reaktionen ich schon heute sehr gespannt bin.
Insbesondere werde ich die Teilnehmer im Berufssprachkurs auffordern, ihre eigenen Feststellungen zu den praktizierten Sozialformen zunächst mündlich zu artikulieren, diese in Partnerarbeit schriftlich festzuhalten, um sie anschließend in Gruppen im Plenum möglichst kreativ zu präsentieren. Hierbei orientiere ich mich überwiegend an den Vorgaben des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens und versuche alle vier Fertigkeiten (Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen) der Teilnehmer zu trainieren . 'Sprechen' vermittle ich allerdings im Normalfall als wichtigste Fertigkeit im handlungsorientierten Unterrichtsrahmen, da sie den direkten Kontakt mit den deutschen MitbürgerInnen ermöglicht. Und dieser ist für einen erwünschten schnellen Integrationsprozess von unschätzbarem Wert. Auch die Fertigkeit des Schreibens sollte v.a. im Rahmen von Hausaufgaben intensiviert werden, da beispielsweise das schriftliche Anfertigen von E-Mails und Briefen maßgebliche Lebens- und Berufspraxis mit weitreichenden Konsequenzen beinhaltet. Anregungen zum selbstständigen Spracherwerb außerhalb des Unterrichts gebe ich den Teilnehmern ständig, v.a. Nachrichten per Radio oder TV regelmäßig zu hören bzw. zu sehen.
Berufsspezifische Fachsprache und damit verbundenes kommunikatives Sprachvermögen möchte ich im Berufssprachkurs vor allem durch die realitätskonforme Szenario-Methode vermitteln und intensivieren. Verwertbare Erfahrungen hierzu kann ich aktuell aufgrund mangelnder Lehrpraxis kaum nachweisen, möchte diese jedoch baldmöglich erwerben!
Meine linguistische Kompetenz hat sich mit zunehmender Lehrpraxis spürbar und stetig vergrößert. Die gewonnene größere Selbstsicherheit sollte sich in der alltäglichen Interaktion mit den Teilnehmern in positiver Weise widerspiegeln!
Meine persönliche Evaluations- und Prüfungskompetenz habe ich stetig verbessert und nachweislich bzw. nachvollziehbar dokumentiert. Eine angemessene Fehlerkorrektur/-kultur im Unterrichtsverlauf halte ich im Sinne der Teilnehmer für notwendig bzw. erfolgversprechend! Auch kontinuierliche Lernstandskontrollen und gezielte frühzeitige Abschlussprüfungsvorbereitungen sind ein unverzichtbares Element meiner Sprachvermittlungspraxis und dienen als Gradmesser des Lernfortschritts der Teilnehmer, um durch deren eingefordertes Feedback den Unterricht konstruktiv weiterentwickeln zu können.
Diverse Medien nutze ich bereits permanent im Unterrichtsgeschehen: Sowohl Print- als auch Audiomedien, Apps und die Online-Begleitmaterialien der Lehrwerke setze ich regelmäßig ein. Digitale stimulierende Musikeinspielungen unterschiedlichster Art begleiten oft passende Unterrichtssituationen zu aktuellen Tagesthemen z.B. für die von den Teilnehmern angeregte Unterrichts-Diskussion bzgl. der aktuellen Ukraine-Flüchtlingsdramatik wird per YouTubeVideo der stimmungsvolle Song „From a Distance“ von Bette Midler präsentiert.2 Hier gibt es von mir vor dem Abspielen eine kurze 'Stand-up-Übersetzung' des Liedtextes in die deutsche Sprache mit stichpunktartiger Tafelanschrift; weitere TN-Fragen zum Textinhalt kläre und beantworte ich gerne sofort im Plenum. An dieser Stelle ist dann besonders meine Flexibilität wie emotionale Sensibilität gefordert!
Eine angenehme vertrauensvolle Kursatmosphäre ist meiner Erfahrung nach unverzichtbare Basis für den notwendigen Lernerfolg der Teilnehmer und zugleich meinem persönlichen Wohlgefühl und meiner Entlastung als Lehrkraft äußerst zuträglich!
Digitale Webinare z.B. per "Zoom“3 und diverse Tools zur Unterstützung des Unterrichtkonzepts gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft. Ich halte mich diesbezüglich auf dem Laufenden.
So habe ich im Bereich Gesundheit-/Körperpflege den Ausbildungsberuf Friseur/-in gewählt, da diese Berufsgruppe mit ihrem kreativen Handwerk und relativ einfachen Mitteln andere Menschen jeglchen Alters und Nationalität durchaus 'glücklich' machen kann! Ein wichtiger und anspruchsvoller Beruf also, auf dem man dank einer guten Ausbildung sowie guter handwerklichen Fähigkeiten, Geschick und Talent interessante berufliche Perspektiven aufbauen und diese in vielfältiger Form z.B. als Maskenbildner, weiterentwickeln kann. Der handwerklichen Phantasie sind heutzutage aufgrund nahezu perfekter Styling-Produkte kaum mehr Grenzen gesetzt!
Zusammenfassend habe ich die Erwartungshaltung an die Zusatzqualifikation Berufssprachkurs der Universität Marburg von ihr einen professionellen Kompetenz- wie Kreativitätsinput zu erhalten - insbesondere durch Modul 3 „Förderung des selbstständigen Sprachenlernens und arbeitsmarktrelevanter Schlüsselkompetenzen im Erwachsenenalter“, Modul 5 „Evaluieren, Prüfen, Testen“, Modul 6 „Digitale Kompetenz“ und Modul 7 „Aufgaben, Rollen und professionelles Handeln der Lehrkräfte in Berufssprachkursen“ - der mich als Lehrkraft gelassener macht und stärkt zugunsten eines teilnehmerorientierten Berufssprachkurs-Fachunterrichts.
Aufgabe zu Modul 1
Grundlagen der Berufspädagogik
"INTERVIEW“ MIT FRISEURIN E. K. IN S.
Das Interview fand am 25.06.2022 in S.-City im Friseursalon "H.E.“ von 14:30-14:55 Uhr statt. Wir beide befanden uns im vorderen Teil des Salons, während hinten weiterhin KundInnen bedient wurden.
Das Interview (vgl. Anhang) sollte inhaltlich erschließen, wie ein Berufssprachkurs berufspädagogisch strukturiert sein muss, damit die Teilnehmenden ihre verpflichtenden Lernziele - primär also die Verbesserung der beruflichen Handlungsfähigkeit - erreichen können.4
Darüber hinaus habe ich das Interview5 auch als Instrument zur adäquaten „Sprachbedarfsermittlung im berufsbezogenen Unterricht Deutsch als Zweitsprache “ nach Jens Weissenberg gewählt, weil er explizit herausgearbeitet hat, dass die individuelle Sprachbedarfsermittlung der Teilnehmer den notwendigen diagnostischen Einstieg für einen zielorientierten Sprachunterricht darstellt.6
Die Albanin E. sollte als Person und Interviewpartnerin zu den o.a. Aspekten zu analysieren sein:
Sie kam mit 26 Jahren nach Deutschland, als sie bereits mit dem in S. lebenden Mann verheiratet war. Sie lebt jetzt seit ca 4 Jahren in S./Bundesrepublik Deutschland.
Sie hat davor in Albanien bereits 10 J. als Friseurin gearbeitet und dort auch ein eigenes Friseurstudio geführt. Nun konnte sie hier in S. mit ihrem Ehemann endlich auch dauerhaft zusammenleben, wie sie es sich seit langem gewünscht hat. Dafür hatte sie noch in Albanien einen ersten dreimonatigen Deutsch-Sprachkurs absolviert. Hier in Deutschland hat sie dann nur einen Monat den Deutsch-Sprachkurs besuchen können, da sie schnell schwanger wurde und danach den Sprachkurs abbrach. Allerdings musste und wollte sie in ihrer neuen Heimatstadt S. beruflich wieder Fuß fassen: sie suchte sich zunächst selbst einen passenden Arbeitsplatz in einem städtischen Friseursalon, dem sie auch bis heute die Treue gehalten hat. Sie hat mit den Arbeitskolleginnen im Salon in S.dann „ein bisschen weitergelernt.“
Angesprochen auf die wichtigsten sprachlichen Probleme auf der Arbeit antwortete sie, dass „ allgemein die Kommunikation“ auf deutsch schon sehr schwierig war und dazu vor allem die „Sachen für die Arbeit“ d.h. der große Fachwortschatz des Friseurberufs erschwerend hinzukam! Desweiteren bestanden offensichtlich größere kommunikative Schwierigkeiten bzw. sogar Missverständnisse auf der alltäglichen, normalen Verständigungsebene im Salon: „Kommunikation: alles war schwierig!“ Auf die Frage nach ihrer persönlichen Strategie zur Bewältigung dieser schwierigen Situationen anwortete E. : „Ich habe hinten auf Büro geweint!“
Als einen erfreulichen Aspekt im Zusammenhang mit ihrem albanischen Friseurabschluss kann man allerdings dessen problemlose Anerkennung als 'gleichwertig‘ gegenüber einem vergleichbaren deutschen Berufsabschluss beurteilen.
E. durfte auch über den aktuellen Arbeitgeber Weiterbildungsseminare zu neuen Haarschnitten und Styles absolvieren.
Bezüglich ihrer aktuellen Lernmotivation habe ich erfahren, dass E. unbedingt gerne den fränkischen Dialekt besser verstehen möchte.
Und auf meine wichtige Frage zum Nutzen eines möglichen Berufssprachkurses, wenn er sich lohnen soll, kam die Antwort von E., dass man bei diesem einen besseren Umgang mit Kollegen, Kunden, Arzt, Krankenkasse und Agentur für Arbeit lernen könnte, was sie sich selbst doch sehr wünscht!
Weitere Themen, für die sich E. interessiert, sind für sie als Mutter „Kinderarzt und Kita“.
Befragt nach dem geschäftlichen digitalen Kommunikationsstand ard per Laptop, Handy etc. erklärte E., dass die komplette Terminvereinbarung u. -bestätigung mit den Kunden automatisch per Laptop erfolgt. Ebenso werden die vollständigen standardisierten StammKundendaten ausschließlich per Laptop registriert. Dass dieser digitale Organisationsapparat reibungslos funktioniert, habe ich als Langzeitkundin selbst erfreut feststellen dürfen!
Was ich an dieser Stelle bemerkenswert finde, ist die überraschende Aussage von E., dass sie nach dem Auftreten von größeren Problemen kommunikativer Art „hinten alleine im Büro geweint hat “, da sie doch auf den ersten Blick ziemlich selbstsicher wirkt.
Ihre 'katastrophale[1] Rechtschreibung (... „und da noch habe ich ein frisörgescheft geofnet“;
„... ich habe noch Albanien eine Deutsch Schprachekurs gemacht gedaur 3 Monate“...) war ebenso unerwartet, da sie über eine vergleichsweise korrekte Aussprache verfügt!
Ich versuchte E. zu motivieren, auf jeden Fall weiterhin Deutsch zu lernen bzw. baldmöglich einen passenden Deutsch-Sprachkurs zu besuchen. Sie verwies dankend auf Zeitknappheit und ihren aktuellen unbefristeten Arbeitsvertrag!
Fazit des Interviews mit E.:
Kommunikation und Sprache sind für MigrantInnen die unangefochtene Schlüsselkompetenz zum Eintritt in den deutschen ersten Arbeitsmarkt.
Insbesondere die Sprachverwendungskompetenz der deutschen Berufssprache öffnet den Kursteilnehmern die Türe zur Arbeitswelt!
In den BSK-Kursen sollten deshalb baldmöglich auch die deutsche Arbeitskultur (Pünktlichkeit, Fleiß, Bereitschaft zu Überstunden .) sowie die wichtigsten offiziellen behördlichen Arbeitsregelungen („Hygieneschutzverordnungen“ .) und Gesetzesvorschriften („Jugendschutzgesetz“ .) thematisiert werden. Die Teilnehmer der Berufssprachkurse müssen unter anderem befähigt werden, selbstständig wichtige Informationen zu recherchieren und zu analysieren. Ungeprüfte Informationen von Dritten sind jedenfalls nicht ausreichend geeignet, entsprechend wichtige Entscheidungen danach treffen zu müssen. Die wichtigsten gesetzlichen Regelungen sind für alle Kursteilnehmenden online zugänglich. Die BSK-Kurse sollten also primär handlungsorientiert gestaltet sein, um die teilnehmende Zielgruppe möglichst ganzheitlich zum selbstständigen Arbeiten anzuleiten. Viele Berufsgruppen (Ärzte, VerkäuferInnen .) können vor allem durch gut vorbereitete Rollenspiele lernen, wie sie sich in der Fachsprachenprüfung als auch im späteren "realen“ Berufsleben professionell korrekt verhalten - zum Beispiel bei einer berechtigten Reklamation dem Kunden Verständis zu signalisieren und einen insgesamt fairen Kompromiss erzielen zu können oder im entscheidenden Vorstellungsgespräch den Arbeitgeber von der persönlichen Fachkompetenz zu überzeugen und eine Anstellung zu erhalten!
Durch Progression und Heterogenität der Kurse gezwungen, müssen die Lehrkräfte also letztlich den BSK-Teilnehmern notwendige Selbstlernstrategien und fachübergreifende Schlüsselkompetenzen vermitteln, damit sich die Kursteilnehmer selbst fehlendes Wissen erarbeiten können!
Die Lehrkraft muss deshalb täglich ' Feintuning‘ betreiben, um all diesen Herausforderungen gerecht werden zu können. Hierzu gehören auch die Vermittlung wichtiger sozialer Kompetenzen und weiterer vielfältiger beruflicher Fachkompetenzen wie Methoden- und Medienkompetenz sowie die Anwendung diverser Lösungsstrategien, Lerntechniken einschließlich eines vernünftigen Zeit- und Organisationsmanagements etc. Die Lehrkraft sollte sich ebenso an den spezifischen kommunikativen und schriftlichen Sprachbedarfen der relevanten Berufsbilder der jeweiligen Kursteilnehmer orientieren und den Teilnehmern die entsprechend abgestimmten Instrumentarien im Unterricht an die Hand geben: authentische Texte zur eigenständigen Erarbeitung, Fachwortschatz zum Selbstlernen im schriftlichen Bereich - Szenarien, Exkursionen oder Praktika im allgemein- und berufssprachlichen Bereich. Den Teilnehmenden sollte bereits während des BSK-Kurses bewusst werden, welche Lernziele sie uneingeschränkt erreichen müssen bzw. die drohenden Konsequenzen bei Nichterreichen dieser Ziele vor Augen haben. Auch die Psychohygiene der Teilnehmer muss die Lehrkraft in ihr ganzheitliches Unterrichtskonzept miteinbeziehen. Schließlich sollten im BSK auch inter- und transkulturelle Kompetenzen behandelt werden. Damit soll eine notwendige sorgfältige Sprachbedarfsermittlung gewährleistet und die frühzeitige Kooperation zwischen Lehrkraft, Kursteilnehmern wie Akteuren der beruflichen Bildung/Beratung für den regionalen Arbeitsmarkt und seiner Betriebe ermöglicht werden!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe zu Modul 2
Berufsbezogene linguistische Kompetenz7
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe zu Modul 3
Förderung des selbstständigen Sprachenlernens und arbeitsmarktrelevanter Schlüsselkompetenzen im Erwachsenenalter
Zweifellos ist die Verbesserung der LernerInnenautonomie der Teilnehmer durch geeignete Lernstrategien sowie durch passende Arbeitsweisen zur Förderung von Schlüsselkompetenzen, wie beispielsweise Empathie, Kritikfähigkeit, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Umgang mit Konflikten, die Hauptaufgabe der Lehrkräfte im berufsbezogenen Deutschunterricht. Im Rahmen der Praxis- und Reflexionsphase habe ich eine Unterrichtseinheit geplant, in der die TN durch ein Rollenspiel zum Thema "Reklamation - Führen eines Beschwerdegesprächs “ die Schlüsselkompetenz "Verständnis bzw. Entgegenkommen signalisieren“ entwickeln, anwenden lernen und fest einüben (vgl. Anhang Rollenspiel „Der Kunde ist König!“): Unter dem Motto „Der Kunde ist König!“ soll in einem klassischen Rollenspiel auf dem Sprachniveau B1+ das Handlungsfeld „Realisierung von Gefühlen, Haltungen und Meinungen“ bearbeitet werden, indem während eines förmlichen Reklamationsgesprächs zwar Emotionen verbal artikuliert, jedoch aggressives Kundenverhalten verhindert und eine vertrauensvolle, sachliche Atmosphäre zur konstruktiven Problemlösung geschaffen wird, wozu die routinierte Verkäuferin im Rollenspiel hauptsächlich mit ihrem professionellen Verhalten und dem Signalisieren von Verständnis bzw. Empathie beiträgt und in der Folge mit ihrer konkreten Kompromissbereitschaft gegenüber der Kundin eine schnelle einvernehmliche Problemlösung findet. Die Teilnehmer sollten also v.a. in der Kundenrolle ihre Emotionen kontrollieren lernen und stattdessen den defekten Gegenstand als 'unbrauchbaren Wasserkocher‘ beanstanden und nicht das Verkaufspersonal als Problem ansehen und anfeinden!
Die Teilnehmer lernen auf diese Weise zudem diverse, ihnen bekannte strategische Lernhandlungen zu aktivieren und sie in Form einer klugen Vorgehensweise mit erwünschtem und erreichtem erfolgreichen Reklamationsabschluss d.h. der Aushändigung eines neuen funktionsfähigen Wasserkochers - als erreichte (strategische) Lernziele (vgl. Anhang Rollenspiel „Der Kunde ist König!“) bewusst kognitiv abzuspeichern und im Bedarfsfalle erneut situativ abzurufen. Ein größerer Zielkonflikt wurde also durch bewusste und geschickte beidseitige (Verkäufer + Käufer ) Kommunikationsstrategien, die sich die Teilnehmer - zwar mit adäquater Lehrkraftunterstützung - doch überwiegend selbst erarbeitet haben, vermieden!
Auch der 'Köhlereffekt‘ ist für alle Teilnehmer berücksichtigt, was konkret bedeutet: Konstruktive Problemlösung durch Kommunikation mit Hilfe einer gruppendynamisch sehr förderlichen Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Entwicklung der beidseitigen Strategien für einen erfolgreichen Reklamationsabschluss, insbesondere mit dem gleichberechtigten Einbezug von lernschwächeren und lernstarken Teilnehmern in die aktive Gruppenarbeit unter der Prämisse des bekannten einzigen gemeinsamen Ziels! So kann man mit Hilfe des Rollenspiels auf unterschiedlichste Weise ausprobieren und diverse Lernstrategien abrufen, um als VerkäuferIn oder Kundin argumentativ zu überzeugen.8 Die Palette der zur Verfügung stehenden Lernstrategien beinhaltet u.a. die Verbesserung des Erinnerungvermögens, die Anwendung von Lerntechniken, die geschickte Kompensation fehlender Kenntnisse, das Organisieren und Evaluieren des eigenen Lernens sowie das Management von Gefühlen und Emotionen als auch das schlichte „Von anderen lernen“.
[...]
1 https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Integration/Integrationskurse/Lehrkraefte/ (abgerufen am 09.07.2022)
2 https://www.youtube.com/watch?v=lN4AcFzxtdE (abgerufen am 25.06.2022).
3 https://de.search.yahoo.com/yhs/search?hspart=tro&hsimp= yhs- freshy&type=Y219 F163 204671 042422&p=zoom+homepage+deutsch (abgerufen am 25.06.2022).
4 https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/I ntegration/Berufsbezsprachf-ESF- BAMF/BSKen/DE/Integration/Berufsbezsprachf-ESF- BAMF/BSK (abgerufen am 29.06.2022).
5 https://www.deutsch-am- arbeitsplatz.de/fileadmin/user upload/PDF/BD Fachstelle Brosch%C3%BCre 2012 A4 web.pdf S.17/45. (abgerufen am 29.06.2022).
6 https://www. netzwerk- iq.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/IQ Publikationen/Thema Sprachbildung/ Broschuere Sprachbedarfsermittlung 2012.pdf (abgerufen am 29.06.2022).
7 https://www.derdiedaf.com/lehrwerk/linie-1-beruf/583 Susan Kaufmann, Ulrike Moritz, Margret Rodi, Lutz Rohrmann, Anja Schümann, Hildegard Meister - Linie 1 Beruf B2: Kurs- und Übungsbuch mit Audios und Videos | Klett Sprachen Stuttgart, S. 131. (abgerufen am 22.06.2022).
8 Adaptiert von R. Oxford, Strategy Inventory for Language Learning (SILL), R. Oxford, 1989 https://richarddpetty.files.wordpress.com/2010/03/sill-enqlish.pdf (abgerufen am 04.06.2022).
- Quote paper
- Anonymous,, 2022, Spracherwerb im Erwachsenenalter. Berufsbezogene linguistische Kompetenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1351224
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