Zusammenfassung (in Stichpunkten) der wichtigsten Punkte einiger Theorien aus dem Bereich der Umweltethik:
BIOZENTRISMUS
PATHOZENTRISMUS
HOLISMUS
ANTROPHOZENTRISMUS
DER BIOZENTRISMUS
NAturethik - Was ist das?
Naturethik wird auch Umweltethik genannt. Sie Beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch sich gegenüber seiner Umwelt/der Natur verhalten soll.
Geschichtliche Entwicklung des Natur- und Menschenbilds
Nach der Schöpfungslehre aus dem Alten Testament wird der als Geschöpf Gottes angesehen. Ihm wurde es zur Aufgabe gemacht, über die Tiere zu herrschen und die Erde zu bepflanzen.
Durch Nikolaus Kopernikus wurde dieses geozentrische Weltbild in der „Kopernikanischen Revolution“ durch das heliozentrische Weltbild abgelöst. Kopernikus veröffentlichte 1543 in seinem Werk „De revolutionibus orbium coelestium“ (lat. „Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären“) ein Modell, nach dem sich alle Planeten (inkl. Erde) um die Sonne bewegen. Dadurch wird das in der Schöpfungslehre geschaffene Bild mehr und mehr angezweifelt und der Mensch wird nun als kleiner Teil eines großen Systems, und nicht mehr als dessen Mittelpunkt, gesehen.
Auch dieses Konzept entwickelte sich über die Jahre weiter, eine besonders große Ergänzung kam in der Darwinischen Revolution durch Charles Darwin hinzu, der in seinem Buch „On the Origin of Species“ (1859) die Entwicklung von Arten über die Jahrtausende durch natürliche Selektion darlegt. Dadurch wird der Mensch als scheinbar zufälliges Produkt der Evolution gesehen.
Durch die Ökologische Wende, eine weltweite Umweltbewegung seit dem 20. Jh., wird dem Mensch aber auch seine Verantwortung in der Natur immer wieder nahegelegt. Als einen Ausgangspunkt für diese Wende sehen viele das Buch „Silent Spring“ (1962) von Rachel Charson, die über die Konsequenzen der Nutzung von Pestiziden auf Mensch und Natur informiert. Der Mensch wird nun als Teil der Natur gesehen, der auf diese Acht geben muss.
Was ist Biozentrismus
DerBiozentrismusist ein ethisches Modell, das allem „Lebendigen“ einen ethischen Eigenwert zuordnet. „Lebendiges“ heißt zum Beispiel Menschen, Tiere (mit und ohne Schmerzempfinden), Pflanzen, Pilze, Bakterien. Man unterscheidet zwischen dem radikale Biozentrismus und dem hierarchischen/schwachen Biozentrismus. Im radikalen Biozentrismus ist der Eigenwert für alle Lebewesen der gleiche, also ohne Abstufungen. Wenn es im Eigenwert aber Abstufungen gibt, spricht man vom hierarchischen/schwachem Biozentrismus. Mensch und Tier und Pflanze bilden eine Gemeinschaft des Lebendigen. In dieser Gemeinschaft sollte es kein Vorrecht geben, alle dürfen die gleichen Bedingungen erwarten. Im komplexen Netz des Ökosystems sind alle aufeinander angewiesen, die biologischen Funktionen jedes Einzelnen hängen vom biologischen gesunden Funktionieren der anderen ab. Der Mensch ist den anderen Spezies im Biozentrismus nicht überlegen und darf sich daher nicht selbst begünstigen. Deshalb darf er andere Lebewesen nur beeinträchtigen oder essen, wenn es unbedingt notwendig ist und gar nicht anders aus seinem Selbsterhaltungstrieb geht.
FAllbeispiele
Statt Schnecken zu töten könnte man sie stattdessen aufsammeln und woanders freilassen.
Statt Fliegenfallen aufzuhängen könnte man die Fliegen auch mit Fliegengittern fernhalten.
Vertreter
Albert Schweizer (Man soll jedes Lebewesen in Ehrfurcht beachten und behandeln)
„Ich freue mich über die neuen Schlafkrankheitsmittel, die mir erlauben, Leben zu erhalten, wo ich früher qualvollem Siechtum zusehen mußte. Jedesmal aber, wenn ich unter dem Mikroskop die Erreger der Schlafkrankheit habe, kann ich doch nicht anders, als mir Gedanken darüber zu machen, daß ich dieses Leben vernichten muß, um anderes zu erretten“
Es gibt ständige innere Konflikte, da er zur eigenen Selbsterhaltung gegen biozentrische Prinzipien in der Natur verstößt.
Jean Claude Wolf (utilitaristische Vertreter)
Gegner
Viele Humanisten kritisieren am Biozentrismus folgendes: Wenn man die Schöpfungslehre als Ausgangspunkt sieht, in dem die Menschen über die Tiere herrschen, also über ihnen stehen, muss man sich fragen, wie der Wandel zum Biozentrismus geschehen ist. Es bleibt offen, ob die Tiere aufgewertet wurden, also „in der Rangfolge zum Menschen aufgestiegen“ sind, oder ob der Mensch abgewertet wurde, also „in der Rangfolge zu den Tieren herabgefallen“ ist. Diese Unklarheit stellt sich allerdings nur beim Radikalen Biozentrismus.
Zusätzlich verstößt auch der Selbsterhaltungstrieb aller Lebewesen gegen den Biozentrismus, da man beispielsweise zur Nahrungsbeschaffung oder beim Einnehmen von Medikamenten gegen viele Krankheiten dagegen verstößt, dass jedes Lebendige einen moralischen Eigenwert hat. Diesem ständigen moralischen Dilemma hat sich auch schon Albert Schweizer gestellt und ist zu dem Schluss gekommen, dass man den Biozentrismus eher als Leidfaden für das eigene Leben sehen sollte als zu versuchen, ihn als Handlungsvorschrift durchzusetzen.
Einflüsse auf die Zukunft
Würden alle Menschen jetzt den Biozentrismus befolgen, wäre es unmöglich mit dem jetzigen Lebensstandard zu leben. Im Biozentrismus sind alle Lebewesen gleichgestellt, d.h. Als Mensch darf man nur ein Lebewesen essen, wenn es zum Überleben wichtig ist und man darf auch den Lebewesen nicht einfach deren Lebensraum wegnehmen, wenn es nicht für den Mensch überlebenswichtig ist. Deshalb wäre es unmöglich große Städte zu bauen, Haustiere zu haben oder Straßen zu bauen. Man könnte Autos, Bahnen, Busse oder Motorräder nicht mehr bauen, da diese nicht zum Überleben wichtig sind. Selbst wenn man kein Haus bauen würde, sondern in einer Höhle leben würde, könnte man einem Bären den Lebensraum wegnehmen. Auch würden Hobbys wie Reiten oder Jagen wegfallen. Medikamente zu nehmen wäre auch schwierig, da z.B. Antibiotika aus Bakterien besteht, welche auch Lebewesen sind. Auch Handys und andere elektronische Geräte würden nicht mehr gebaut und genutzt werden dürfen.
Als jemand, der den Biozentrismus befolgt müsste man eigentlich so leben, wie es früher die Steinzeitmenschen gemacht haben. Nur jagen oder pflanzen essen, wenn man sonst verhungern würde.
DER PATHOZENTRISMUS
BEDEUTUNG
Pathos: grich. für „Leiden“ Zentrismus: „Mittelpunkt“
à leidensfähige Lebenswesen: moralisch gleichwertig und schützenswert (Lebewesen mit wenig differenziertem Nervensystem sind weniger Schützenswert: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische, Insekten)
‒„Schmerz und Leiden von z.B. Schweinen ist genauso schlimm wie von Menschen“
‒Ziel des ethnischen Handelns: Schmerz und Leid für Menschen und Tiere verhindern
‒Gegenposition (Benachteiligung von anderen leidensfähigen Lebenswesen): „Speziesmus“
‒Anwendung des Utilitarismus: Diejenigen Handlungen sind moralisch gut, die das größtmögliche Glück für die Betroffen (alle leidensfähigen Lebewesen) anstreben
Beispiele
Tierhaltung: Nutztierhaltung (Viehhaltung für Milch) möglich, aber nicht als rechtlose Sache betrachten, natürliche Lebensbedingungen beachten; Tierexperimente (ohne Betäubung, zufügen von Leid) werden abgelehnt;
-Tötung von Tieren ist legitim, solange es dem Eigennutzen des Menschen dient und die Tiere nicht leiden (vgl. stressfreie Schlachtung) à deutsches Tierrecht auf Basis des Pathozentismus (z.B. Betäubung vor Schlachtung), dennoch viele Missstände:
Massentierhaltung und Schlachtung (Bsp: Schwein): Schweine werden auf Metallrosten gehalten (→ verursacht Schmerz und Hufendeformationen), es herrscht Dämmerlicht, Schweine werden durch erzeugte Hitze bewusst zum Schwitzen gebracht, Qual beim Transport (→ Sterbefälle beim Transport: ca. 400.000 jährlich mit einbezogen), Ausnutzen der Gehunfähigkeit der Schweine im Schlachthof, Schweine geraten in Panik, sie schnappen bei der Betäubung vergeblich nach Luft
→ Obwohl der Schlachtungsprozess erst nach der Betäubung der Schweine stattfindet, belastet schon alleine der Vorbereitungsprozess für das Schlachten die Schweine körperlich und psychisch massiv, laut Pathozentrismus moralisch absolut falsch
Umgang mit Pflanzen/unbelebten Dingen: Pflanzen sind nicht-empfindungsfähige Lebenswesen, diese sind nicht besonders schützenswert; unbelebte Materie ist nicht sonderlich schützenswert
VERTRETER
Jeremy Bentham (1748-1832): einer der ersten Befürworter von Tierrechten auf Grund von deren Schmerzempfinden, Leidensfähigkeit als Kriterium (und nicht der Besitz von Vernunft oder der Fähigkeit, logisch zu denken) Zitat: „Die Frage ist nicht ‚Können sie denken?‘ sondern ‚Können sie leiden‘“
Peter Singer: Theorien aus interessenethischen Argumenten à leidensfähige Tiere haben Interesse an Freiheit von Leid, Leidensfähigkeit und Empfunden von Freude sind Voraussetzungen für Besitzen von Interessen
Folgen / auswirkungen auf die ZUkunft
‒Industrielle Fleischproduktion lässt sich pathozentristisch nicht rechtfertigen (z.B. Betäubungsfehler bei Schlachtung/Transport)
‒Informieren über Aufzucht- /Transport- /Schlachtbedingungen, wenn man weiterhin Fleisch essen will à Damit sich in Zukunft etwas verändert, muss es gesetzliche Bestimmungen geben, die eine wirkungsvolle Rücksicht auf das Tierwohl durchsetzen. Die jetzige rechtliche Grundlage in Deutschland gilt dennoch als pathozentristisch.
PROBLEM- stellung im Pathozentismus
Patozentistischer Ansatz schützt menschliches Leben nicht, insofern es nicht/eingeschränkt leidensfähig ist (Embryonen, Menschen im Wachkoma) à Diese werden im Pathozentrismus nicht mit den anderen Menschen gleichgestellt, haben weniger Wert und können daher “missbraucht“ werden (Abtreibung usw.)
Um dieses Problem zu bekämpfen, muss man auch gesetzliche Bestimmungen beschließen, welche diese nicht mit in den Pathozentrismus einbezogenen Lebewesen in Zukunft zu schützen (Erweiterung der momentanen Rechtsgrundlage)
DER HOLISMUS
DEFINITION UND WORTBEDEUTUNG
Die Lehre, in welcher alle Erscheinungen des Lebens gleichgestellt werden und somit alle den gleichen Wert haben. Sie sind wichtig für das ganzheitliche System Erde, und sind unverzichtbar.
Beispiele für Erscheinungen des Lebens sind: Pflanzen, Tiere, Pilze, Menschen und Unbelebtes (Berge, Flüsse usw.)
Wortbedeutung: „Hólos“ = altgriechisch für ganz/vollständig; „-ismus“= Lehre à „Ganzheitslehre"
Geschichte
‒Hat seine Wurzeln in der ionischen Naturphilosophie
‒Ursprung aus der griechischen Antike (à Vorstellung der Welt als „in sich Ganzes").
‒In der Renaissance gab es eine christliche und naturmagische Vorstellung zur Idee der ,,organischen Einheit der Natur".
‒1926: Jan Christian Smuts geht im Buch „,Holism and Evolution" mehr auf den Holismus ein (erste Erwähnung des Begriffes).
‒Monadenlehre 1714: Beschreibung der gedachten Einheit des Ganzen von physischer sow psychischer Bedeutung aus naturphilosophischer Sicht.
‒Gaia-Hypothese (Mitte 1970), James Lovelock und Lynn Margulis: ist das populärste holistische Denkmodell. Es besagt, dass die Erde und ihre Biosphäre als ganzes Lebewesen betrachtet werden kann, da diese Biosphäre jeden Bestandteil ihres Systems beeinflusst und entwickelt.
Vertreter
‒Aristoteles: Kosmos (,,in sich Ganze") wird philosophisch begründet → Platon und Heraklit haben diese Begründung vervollständigt (Entstehung der ionischen Naturphilosophie)
‒Gottfried Wilhelm Leibniz: ein bedeutsamer Philosoph, der die Monadenlehre verfasste.
‒Friedrich Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Naturphilosophen, die den Holismus befürworteten.
‒Novalis (Georg Phillip Friedrich von Hardenberg), Friedrich Hölderlin und Johann Gottfried Herder: Schriftsteller und Philosophen der Romantik, Lyriker
‒ Fritjof Capra und David Brohm: (Quanten-)Physiker und Philosophen. Sie begründeten den Holismus aus naturwissenschaftlicher Sicht.
FOlgen für die Zukunft
‒Die Ernährung wird zum Problem, da man nur das Nötige nehmen kann. Hierbei wird die Bezeichnung von ,,notwendig" zu Konflikten führen. Außerdem wird die Frage aufkommen, ob alle sich nun vegetarisch oder gar vegan ernähren müssen oder das Töten von Lebewesen gestattet ist.
‒Die Wirtschaft wird kollabieren, da nun durch die Einschränkung von Ressourcen kein Markt mehr bestehen ist.
‒Durch das Kollabieren der Wirtschaft wird auch ein Wandel in der Gesellschaft stattfinden. Es könnte zum Beispiel so sein, dass die Unterschiede der verschiedenen gesellschaftlichen Klassen entfallen und alle gleich werden.
‒Die Müll Produktion würde stark verringert werden, da nun alle ,,unnötigen“ Produkte welche die Menschheit erschaffen hat abgeschafft sein würden.
‒Anhand der Verringerung des Mülls und des Marktes wird der Klimawandel schwächer und sich das Klima auf lange Sicht verbessern.
‒Da nun die Menschen nicht mehr massenhaft oder gar überhaupt töten dürfen, würde die Artenvielfalt enorm zunehmen
‒Ein Wandel in der sozialen wie auch gesellschaftlichen Sicherheit ist auch zu vermuten, da der Holismus an sich auf Respekt basiert und sein größter Stützpunkt ist. o Durch das Verfallen des Marktes und der Änderung in der Gesellschaft könnte es auch möglich sein, dass sich das politische System (auf Deutschland bezogen) ebenfalls verändert und somit eine neue ,,Art" von Demokratie zum Vorschein kommt.
Holismus heute
‒LIVING GAIA ist ein holistisches Heilungsbiotop (holistisches Seminar- und Ausbildungszentrum in Brasilien, diese das Motto hat „Love the Earth, Love yourself, Love each other ")
‒Die HOLISTIC FOUNDATION, ist der Meinung, dass jeder Mensch das Recht auf ein glückliches Leben hat. Außerdem unterstützen sie die Kraft der Gemeinschaft und wollen die Erde als Ganzes sehen (unterstützen ganzheitliche Projekte wie: Life Hamburg, LearnLife, Wirvs Virus oder wirfürschule)
Beispiel zum besseren Versändnis
Aus holistischer Sichtweise ist es gleichwertig, wenn man den Stamm eines Baumes verletzt, einen Menschen verletzt, ein Tier verletzt oder ein Stückchen Stein aus einem Fels entfernt. Dies alles wird als Verletzung des ganzheitlichen Ökosystems Erde angesehen und ist somit verwerflich und nicht vertretbar. Diese Verletzung wird legitimiert, wenn es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelt und keine andere Möglichkeit besteht.
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- Quote paper
- Anonymous,, 2021, Zusammenfassung: Theorien der Umweltethik. Biozentrismus, Pathozentrismus, Holismus und Anthropozentrismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1351014
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