Oft haben sich Pädagogen mit der Montessori-Pädagogik kritisch auseinandergesetzt. Ihr ist vorgeworfen worden, dass die Ablehnung des kindlichen Spiels sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirke, dass ihre Sinnesmaterialien zu einseitig ausgerichtet seien und dass die Kinder durch den starren Umgang mit den Lernmaterialien ihrer Kindheit beraubt würden, da der Eindruck eines Zwangs bestünde.
Doch man darf die Pädagogik Montessoris nicht unterschätzen. Durch ihr eigenständiges Handeln erlangen die Kinder immerhin viele soziale Schlüsselqualifikationen: Verantwortungsbewusstsein, Selbstbewusstsein, Geduld und Rücksichtnahme, Unabhängigkeit, Konzentrationsfähigkeit – Eigenschaften, die im späteren Leben entscheidend sind.
Sicherlich aber bietet das Sammelsurium an Ideen in Montessoris pädagogischem Ansatz genug Anlass, Teilaspekte zu berücksichtigen, was auch schon oft in den Jahrzehnten nach Montessori der Fall gewesen ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Kurzbiographie Maria Montessori
2. Die Pädagogik Maria Montessoris und ihre Umsetzung
3. Montessori-Lernmaterialien
3. Montessori-Lernmaterialien
3.1 Gestaltungskriterien
3.2 Sinnesmaterialien
3.3 Sprachmaterialien im Vorschulalter
4. Fazit
5. Literaturangaben
1. Kurzbiographie Maria Montessori
Maria Montessori wird 1870 in Chiaravalle geboren. Mit 26 Jahren schafft sie eine Sensation: sie wird die erste Ärztin Italiens. 1897 beginnt sie in einer Klinik zu arbeiten und lernt die heilpädagogischen Schriften Séguins kennen.
1902 beginnt Montessori Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie zu studieren. Fünf Jahre später eröffnet sie in Rom ein Kinderhaus. „Die Arbeit in der Casa dei bambini [wird] zu einem Wendepunkt in ihrem Leben“1.
Ab 1909 erteilt sie pädagogische Ausbildungskurse und gibt 1910 ihre Arztpraxis auf, um sich ganz ihrer pädagogischen Arbeit zu widmen. In den kommenden Jahren be-reist sie die ganze Welt und hält Vorträge über ihre Arbeit mit Kindern. Ihre Methoden werden zunehmend beliebter. 1952 stirbt sie in Nordwyk aan Zee.
Neben Peter Petersen, Berthold Otto und Célestin Freinet zählt sie zu denjenigen Pädagogen, die die Grundschule grundlegend reformiert haben und sie noch immer beeinflussen.
2. Die Pädagogik Maria Montessoris und ihre Umsetzung
Kernstück des Montessori-Konzepts ist die Freiarbeit, die wichtige Impulse für die heutige schulische Praxis gegeben hat.
Maria Montessori entwickelt ihre Pädagogik und ihre Ansichten nicht zuletzt aufgrund ihrer Kritik an der damals vorherrschenden Pädagogik. Sie rügt die starre unfreie Ausbildung und kritisiert die pädagogischen Mittel der Belohnung und Bestrafung, da die Kinder dadurch in ein Unterwürfigkeitsverhältnis geraten. „An die Stelle des vom Lehrer reglementierten Lernens, dem alle Schüler sich im Gleichschritt unterziehen müssen, soll Freie Arbeit [und] ein Lernen nach den persönlichen Bedürfnissen [...] treten.“2
Ihre zentrale pädagogische Prämisse ist daraus folgend vor allem Freiheit, die im Sinne von Unabhängigkeit zu verstehen ist. Zur Unabhängigkeit gelangt das Kind durch Disziplin und die frühe Übernahme von Eigenverantwortung.
Selbstständigkeit wird das Kind durch sein selbsttätiges Handeln erreichen. Wie die-ses Vorhaben realisiert werden kann, gibt Montessori strikt vor. Ausschlaggebend sind zum Beispiel die freie Wahl der Aufgabe und des Partners. Freie Zeiteinteilung muss ebenfalls gewährleistet sein.
Es ist zunächst wichtig, das Kind zu betrachten, darauf zu achten, was es kann und zu sehen, was es ohne weiteres Fördern und Hilfestellung von Außen selbst bewäl-tigt. Der Erzieher hat die Funktion, stets dafür Sorge zu tragen, dass eine optimale Lernvoraussetzung gegeben ist. Die „ vorbereitete Umgebung“3 (z. B. der Klassenraum), die auf kindliche Bedürfnisse eingestellt ist, soll dies gewährleisten. Montessori ist der Ansicht, dass Lernen gemäß eines „ inneren Bauplans “4 funktioniert, das heißt, Kinder können in bestimmten Zeitabschnitten ihrer Entwicklung bestimmte Fertigkeiten besonders gut erlernen. Sie bezeichnet diese Zeitabschnitte als „ sensible Perioden “5. Wenn dieses Kriterium beachtet wird, kann der Lernprozess des Kindes wesentlich effektiver gelingen.
Die Aufgabe des Lehrers besteht darin sich als Beobachter im Hintergrund zu halten, Hindernisse zu vermeiden und den Kindern lediglich den Umgang mit den Materia-lien zu erklären. „ Hilf mir, es selbst zu tun “6 lautet das Motto, das es zu realisieren gilt. Wirklich nur auf Anfrage soll dem Kind Hilfestellung gegeben werden, was be-sonders zur Unabhängigkeit des Kindes beiträgt. Der Pädagoge sollte nur die Ver-bindung des Kindes zum Material herstellen.
Er muss das beschäftigte Kind respektieren, darf es nicht stören und vor allem nicht verbessern. Korrektur führt Montessoris Ansicht nach zur Demotivation des Kindes. Das Kind soll sich selbst verbessern und seine Fehler nachvollziehen können, da-durch wird der Lernprozess wesentlich besser vorangetrieben. Der Erzieher darf das Kind zu nichts zwingen, das Kind sollte frei wählen können, mit welcher der vielen Aufgaben es arbeiten möchte.
„Fruchtbares Lernen muss nach Montessori in Übereinstimmung mit dem individuel-len inneren Bauplan eines Kindes erfolgen; deswegen wird vor allem in der Grund- schule lehrergelenktes Lernen im Gleichschritt mit allen anderen Kindern von den Montessorianern abgelehnt. ' 7
Die Pädagogik der Montessori kann durch verschiedene Herangehensweisen ver-wirklicht werden: zum Beispiel mit den Übungen des täglichen Lebens und mittels des Umgangs mit den Sinnesmaterialien. Eine kindgerechte Umgebung ist dabei im-mer sehr entscheidend, alles muss auf kindliche Bedürfnisse abgestimmt sein, da das Kind sonst am eigenständigen Handeln und somit am Lernen gehindert werden könnte und auf Hilfe angewiesen wäre.
Die Übungen des täglichen Lebens sind immer wiederkehrende Tätigkeiten. Das Ziel, das damit erreicht werden soll, ist: Das Kind lernt früh Verantwortung zu über-nehmen und seinen Alltag zu meistern. Dadurch, dass diese Übungen sich in regel-mäßigen Abständen wiederholen, bekommt das Kind Sicherheit und Selbstvertrauen vermittelt. Weiterhin verfeinert es seine motorischen Fähigkeiten und stillt mit der Tätigkeit seinen Bewegungsdrang.
An Montessorischulen sind heterogene Gruppen gewünscht, es gibt jahrgangsge-mischte Klassen, da schon Montessori die Meinung vertreten hat, dass altersge-mischte Gruppen „großen Einfluss auf die Bildungsentwicklung des Kindes ' 8 hätten. Denn jedes ältere Kind kann durch die Schulung eines jüngeren Kindes immer noch etwas dazulernen und vertiefen – vielleicht kann es Sachverhalte dem Jüngeren sogar besser vermitteln als ein Erwachsener. Das Kind wird durch das „ themenbezogene Lernen durch Vorbild und Nachahmung ' 9 flexibler, hilft anderen, erkennt die Stärken und Schwächen seines Gegenübers an und entwickelt Kooperationsfähigkeit. Das Lern- und Sozialverhalten wird somit begünstigt.
[...]
1 Knörzer / Grass, S. 106
2 Ebd., S. 98
3 Becker-Textor S. 33
4 Ebd. S. 33
5 Ebd. S. 33
6 Büttner, S. 117
7 Knörzer / Grass, S.106
8 Kegler, S. 235
9 Ebd. S. 236
- Arbeit zitieren
- Lena Heinrich (Autor:in), 2006, Maria Montessoris Reformkonzept, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135088
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