Die Geschichte der Insel Sri Lanka ist geprägt von zahlreichen Versuchen, Herrschaft über die Insel zu erlangen. Insbesondere ihre strategisch günstige Lage, sozusagen auf dem Trittbrett nach Asien, und Ressourcen wie Gewürze, Edelsteine, Tee, Kaffee und Elefanten machten sie zur Zeit des Imperialismus sehr attraktiv für europäische Kolonialmächte.
Durch ihre Nähe zu Indien war sie einer ständigen Besiedelung aus dem Subkontinent ausgesetzt. Die zahlreichen Einflüsse von außerhalb haben heute ein kulturelles Mosaik entstehen lassen, welches selbst dem flüchtigen Besucher ins Auge sticht. Dieses bestimmt die Vielfalt der Insel und reicht von kultureller Abstammung der Bewohner, über Traditionen, Religion, zu Sprache, Architektur und Wirtschaft.
Sri Lanka muss als Produkt seiner turbulenten historischen Vergangenheit gesehen werden; und das soll im Folgenden in groben Zügen umrissen werden. Es soll hier ein Überblick von den Anfängen der ersten Zivilisationen der Insel bis zur Unabhängigkeit Mitte des 20. Jh. gegeben werden. Vereinzelt wird auf einige Aspekte, die mir entweder zu interessant zum Ignorieren, beispielhaft für eine bestimmten Zustand, oder einfach besonders herausragend erschienen näher eingegangen um das Bild der Vergangenheit Sri Lankas zu vervollständigen.
Inhalt
1 Einleitung
2 Die Ureinwohner
3 Die Besiedelung durch die Singhalesen
3.1 Der Mythos Sri Lanka - Die Mahavamsa
3.2 Die Singhalesen - Herkunft, Sprache und Ethnie
4 Erste Einwanderungsphase der Tamilen
5 Die „Entdeckung“ Sri Lankas durch europäische Forscher
6 Die Araber
7 Der Imperialismus
7.1 Die Kolonisierung durch die Portugiesen
7.2 Die innenpolitischen Krisen Kottes als Wegbereiter für Portugal
7.3 Der Widerstand Kandys
7.4 Rücksichtslose Kolonisierung
7.5 Das Erbe Portugals
8 Die Kolonisierung durch die Holländer
8.1 Religion
8.2 Das Erbe Hollands
9 Die Kolonisierung durch England
9.1 Die wirtschaftliche Lage unter britischer Herrschaft
9.2 Buddhistische Erneuerungsbewegung
10 Zweite Einwanderungsphase der Tamilen
11 Schlusswort
Bibliographie
1 Einleitung
Die Geschichte der Insel Sri Lanka ist geprägt von zahlreichen Versuchen Herrschaft über die Insel zu erlangen. Insbesondere ihre strategisch günstige Lage, sozusagen auf dem Trittbrett nach Asien, und Ressourcen wie Gewürze, Edelsteine, Tee, Kaffee und Elefanten machten sie zur Zeit des Imperialismus sehr attraktiv für europäische Kolonialmächte. Durch ihre Nähe zu Indien war sie einer ständigen Besiedelung aus dem Subkontinent ausgesetzt. Die zahlreichen Einflüsse von außerhalb haben heute ein kulturelles Mosaik entstehen lassen, welches selbst dem flüchtigen Besucher ins Auge sticht. Dieses bestimmt die Vielfalt der Insel und reicht von kultureller Abstammung der Bewohner, über Traditionen, Religion, zu Sprache, Architektur und Wirtschaft. Sri Lanka muss als Produkt seiner turbulenten historischen Vergangenheit gesehen werden; und das soll im Folgenden in groben Zügen umrissen werden. Es soll hier ein Überblick von den Anfängen der ersten Zivilisationen der Insel bis zur Unabhängigkeit Mitte des 20. Jh. gegeben werden. Vereinzelt wird auf einige Aspekte, die mir entweder zu interessant zum ignorieren, beispielhaft für eine bestimmten Zustand, oder einfach besonders herausragend erschienen, näher eingegangen um das Bild der Vergangenheit Sri Lankas zu vervollständigen.
2 Die Ureinwohner
Obgleich die Ureinwohner Sri Lankas nicht zu den Entdeckern, oder gar Eroberern gezählt werden können, sind sie als Bevölkerungsgruppe, die von Entdeckern angetroffen wurde, dennoch von Bedeutung. Das Volk der Ureinwohner trägt den Namen Vedda (auch: Wedda) und es wird davon ausgegangen, dass sie bereits im Neolithikum vor 16 000 v. Chr. auf Sri Lanka lebten. Die Vedda nennen sich selbst Wanniya-laeto, was so viel wie „Menschen des Waldes“ bedeutet. Vom Namen ausgehend, kann auf den bevorzugten Lebensraum dieser Menschen geschlossen werden: der Regenwald. Bis heute haben die wenigen verbliebenen Veddas versucht ihre traditionelle Lebensweise beibehalten, und auch ihr umfangreiches Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren (BOISSELIER 1979: 17). Durch ständige Perioden der Besiedelung unterschiedlicher
Volksgruppen, kam es einerseits zu einer Vermischung der Veddas mit den Neuankömmlingen und andererseits eine Verdrängung auf unwirtschaftlichere Gebiete der Insel. Heute setzten sich die sri lankische Regierung, sowie Landwirtschaftsministerien für den Schutz dieser Minderheit ein, beispielsweise durch den Cultural Survival Plan (vedda.org 2007: o.S.), wobei auch die Frage nach dem Nutzen der Kenntnis der Veddas für die ayurvedische Medizin eine Rolle spielt. Das Wissen über die Frühgeschichte Sri Lankas ist jedoch bis heute sehr dünn (DE SILVA 1977: 37).
3 Die Besiedelung durch die Singhalesen
Im 5./6. Jh. fand eine erstmalige Besiedelung der Insel von Übersee statt. Ein ursprünglich aus dem Norden Indien stammendes Volk wurde aus seiner Heimat vertrieben und siedelte auf der Insel, damals noch als Lanka bekannt. Da verlässliche historische Quellen rar sind, ist man sich bis heute nicht absolut sicher, wie die Besiedelung im Detail abgelaufen ist; es sind beispielsweise weder die genaue Herkunft der Singhalesen, noch die exakte Zeit der Besiedelung bekannt (DE SILVA 1977: 32). Die Ankunft der Singhalesen (sowie deren Herkunft und schließlich Herrschaft über Sri Lanka) wird im Nationalepos, der Mahavamsa, dargestellt. In Gedichtsform beschreibt sie die Geschichte des Landes über eine Zeitspanne von 800 Jahren, wobei jedoch keine Trennung zwischen Tatsachen und Mythen vorgenommen wird. Bekannt für seinen schon fast märchenhaften Charakter und gleichzeitig eines der wichtigsten Kapitel der Mahavamsa, ist das Kapitel 7, in dem die Ankunft Vijayas, dem Begründer des singhalesischen Volkes, auf der Insel geschildert wird (DE SILVA 1977: 32). Vijaya, ein nordindischer Königgsohn, und seine Männer ließen sich in der Gegend um Anuradhapura nieder und legten damit den Grundstein für ein singhalesisches Königreich, das sich im 4. Jh. entwickelte. Später entstand im Südwesten das Königreich Ruhuna, wobei Anuradhapura das mächtigere von beiden war (CUMMINGS: 2006: 38). Es war denmach die, von zahlreichen Flüssen durchschnittene dry zone (Zone spärlicher Vegetation) Sri Lankas, die zuerst besiedelt wurde. Bald stellte sich das Problem der Versorgung des stetig wachsenden Volkes, da die jahreszeitliche Niederschläge und häufigen Dürren Risikofaktoren für die Landwirtschaft, insbesondere für den Reisanbau, darstellten. Beispielsweise weist das Gebiet von Jaffna eine Trockenzeit von einigen sieben Monaten auf, ganz im Gegensatz zu Colombo wo sie völlig ausbleibt (BOISSELIER 1979: 16). Die Singhalesen fanden eine Lösung in der Konstruktion eines ausgefeilten Bewässerungssystems, was die bedeutendste Errungenschaft dieser Zeit darstellt (DE SILVA 1977: 32).
3.1 Der Mythos Sri Lanka - Die Mahavamsa
Als eine der wichtigsten historischen Quellen zur Besiedelung Sri Lankas durch das indoarische Volk, ist nach wie vor die Mahavamsa. Die Geschichte beginnt mit einer Verbindung eines Löwens mit einer Prinzessin. Daraus entspringen Zwillinge, ein Junge, Sihabahu, und ein Mädchen, Sihasivali. Als Sihabahu seinen Vater ermordet um die Bevölkerung vor dessen Wilderei zu schützen, wird er zum König ernannt und heiratet seine Schwester. Aus dieser Verbindung gehen 16 Zwillingpaare hervor, der älteste mit Namen Vijaya.
Wegen seiner Aufmüpfigkeit wird dieser mit seinem Gefolge von 700 Mann in die Verbannung geschickt und erreicht auf abenteuerreichen Umwegen schließlich die Insel Lanka, wo er ein Königreich gründet. An dem Tag an dem Vijaya seinen Fuß auf die Insel setzte, soll zudem Buddha ins Parinirvana übergetreten sein, und zum obersten Gott Chakka gesprochen haben: „Vijaya ist mit 700 Getreuen auf Lanka gelandet. Auf Lanka wird meine Religion erblühen. Herr der Götter, schütze darum ihn und Lanka“ (PETRICH 2006: 88). Der Buddhismus wurde in der Folgezeit ein prägender Faktor für die Weltanschauungen der Menschen. Es handelte sich nicht bloß um eine Moral oder Philosophie, sondern um einen Lebensstil, der alle Bereiche des Lebens beeinflusste. Gleichzeitig wurde der Buddhismus zu einem unentbehrlicher Bund zwischen dem jeweiligen Herrscher und den Menschen, über die er regierte (DE SILVA 1977: 34).
3.2 Die Singhalesen - Herkunft, Sprache und Ethnie
Vijaya und sein Gefolge legten den Grundstein für die heutige singhalesische Bevölkerung. Sie gehören zu der Gruppe der Indoarier und fallen z. T. durch eine hellere Haut- und Augenfarbe im Vergleich zu der tamilischen Bevölkerung der Insel auf. Die Sprache der Singhalesen, damals als pali bezeichnet, wurde ursprünglich nur gesprochen. Schriftzeichen entwickelten sich erst später. Pali gehörte zu den indogermanischen Sprachen, basierend auf dem Sanskrit und somit mit den Sprachen in Zentral- und Nordindien, Bangladesh, Pakistan und Nepal direkt verwandt. Die Bedeutung des Wortes Singhalesen, leitet sich von „Sinhala“ dem löwenhaften ab. Das Wort hat seinen Ursprung im Sanskrit wo sinha/simha Löwe bedeutet (Eliteguide 2007: o.S.). Durch ihre Geschichte sehen sich die Singhalesen verpflichtet den Buddhismus als ihre Religion zu schützen und zu bewahren. Die ersten Singhalesen ließen sich an Flussniederungen in den Ebenen der Insel im Norden des Landes nieder, kultivierten Nassreis, legten einen Grundstein für Bewässerungssystem betrieben Handel mit Südindien. Vijaya gab dem Land den Namen Tambapanni, was soviel wie “kupferfarben” bedeutet, entsprechend dem kupferfarbenen Sand an den Küsten (Eliteguide 2007: o.S.).
4 Erste Einwanderungsphase der Tamilen
Der Anteil der Tamilen an der Bevölkerung Sri Lankas betrug beim Zensus von 1981 12,7 %; damit sind sie die zweitgrößte ethnische Gruppe der Insel. Die tamilische Einwanderung war nicht punktuell, sondern lief in verschiedenen Phasen ab.
Bereits im 3. Jh. v. Chr. kam es zu ersten politischen Einmischungen zwischen dem Volk der Chola (einer südindischen Dynastie) in die Angelegenheiten Sri Lankas. Im Zuge dessen regierte der General Elara der Chola, der Anuradhapura für 40 Jahre und verdiente sich einen guten Ruf für seine Gerechtigkeit und unparteiische Administration (DE SILVA 1977: 37). Im 5. und 6. Jh. gewannen die südindischen Staaten der Pandya, Pallava und Chola an Macht. Die in ihrer Blüte stehende, jedoch verwundbare Zivilisation in Sri Lankas Ebenen stellte da ein verlockendes Ziel für eine südindische Invasion dar. Es gab eine ganz bestimmte Art der Feindseligkeit aus dieser Region, die darin begründet war, dass die Bewohner der südindischen Provinzen Hindus waren, und der Buddhismus, der sich bis zu dieser Zeit in dieser Region hatte erhalten können, im Angesicht des aggressiven Hinduismus unterdrückt wurde. Diese Entwicklung war nicht ohne Auswirkungen auf die Tamilen in Sri Lanka, die sich mehr und mehr ihrer ethnischen Zugehörigkeit, im Sinne von Kultur, Sprache und Religion, bewusst wurden. Die multikulturelle Bevölkerung der Insel wurde mehr uns mehr zu einer pluralistischen Gesellschaft in der die Kontraste zwischen Singhalesen und Tamilen zusehends an Bedeutung gewannen (DE SILVA 1979: 38).
Nach diesen kürzeren Phasen der politischen Einmischung durch die Chola in Sri Lanka, kam es gegen Ende des 10. Jh.s zur Eroberung Anuradhapuras durch Rajaraja I (985-1018) und dessen Nachfolger Rajendra, der das Herrschaftsgebiet auf Rajarata im Landesinneren ausdehnte, das er sogar zu einer südindischen Provinz ernannte. Die Herrschaft endete im Jahre 1070, womit die Chola wieder nach Südindien zurückkehrten und von dort aus ihr Herrschaftsgebiet weiter ausbauten (GUNADWARDENA 2003: 56). Im 13. Jh. wurde in Jaffna ein Tamilenreich gegründet, so dass die Singhalesen wegen anhaltenden Übergriffen Südindiens von Polonnaruwa abzogen und sich weiter im Süden in Sicherheit brachten (DA SILVA 1979: 42). Im 15. Jh. weitete der singhalesische König Parakrambahu VI, der seinen Sitz in Kotte hatte, seine Herrschaft auf die gesamte Insel aus, woraufhin der Herrscher von Jaffna nach Indien floh. Nach dem Tod Parakrambahus, konnte sich das tamilische Königreich im Norden wieder etablieren, und es begann den Handel mit wildem Zimt, der aus den feuchten Waldgebieten im Süden der Insel stammte. Es kamen immer mehr indische Siedler nach Jaffna und schlossen sich den Tamilen an, die im Laufe der Zeit der ständigen Invasionen und Rückzüge zum Bleiben entschlossen hatten. Diese Tamilen waren die, die man heute zu der ersten Phase tamilischer Besiedelung zählt. Auch den Soldaten, die von singhalesischen Königen rekrutiert wurden, um ihre Königreiche zu verteidigen, war es erlaubt auf der Insel zu siedeln. Diese Tamilen, vermischten sich nicht selten mit den Singhalesen, was darauf schließen lässt, dass beiden Seiten die ethnische Verschiedenheit durchaus bewusst war und man dem jeweilig anderen durchaus mit Vorbehalt begegnete, das Verhältnis jedoch weitaus friedlicher war als das zwischen den Singhalesen und den eingewanderten Tamilen der zweiten Phase (GUNAWARDENA 2003: 282).
5 Die „Entdeckung“ Sri Lankas durch europäische Forscher
In der Antike rückte der asiatische Raum in das Blickfeld der Forscher, insbesondere der Geographen, Astronomen und Mathematiker, die sich an Kartierungen ferner Länder versuchten. Um die kleine Insel im Süden Indiens rankten sich auch in dieser Zeit eine Vielzahl von Mythen, die auch ihren Einzug in die Wissenschaft hielten und nicht selten zu unglaublichen Erkenntnissen führten. Abgesehen davon, dass die alten Römer und Griechen die Größe der Insel völlig falsch einschätzten, vermuteten sie dass es sich nicht um eine Insel handele, sondern gar um ein Tor zu einer anderen Welt. Der griechische Astronom Hipparch (ca. 190-120 v. Chr.), der für seine Präzision und wissenschaftlichkeit bekannt war, gab an bei dieser Insel könne es sich sogar um eine „neue Hemisphäre“ handeln. Gewissheit darüber wurde erst nach der „Entdeckung“ Sri Lankas durch Alexander den Großen erlangt. In seinem Werk Naturalis Historia bezeichnete der römische Gelehrte Gaius Plinius Secundus (23-79 n.Chr.), die Insel als Taprobana.
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- Citation du texte
- Sarah Kölzer (Auteur), 2007, Sri Lanka im Rückblick von Entdeckern und Eroberern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135082
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