In Afrika existieren mehr als 3000 Bevölkerungsgruppen und mehr als 2000 Sprachen. Trotz oder gerade wegen der kulturellen Vielfalt ist Afrika ein von vielen Krisen erschütterter Kontinent.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über die Ursachen und die Aspekte der in Afrika stattfindenden Auseinandersetzungen zu geben, die Rolle internationaler Unternehmen und ihrer Interessen sowie die Auswirkungen auf die
Bevölkerung und die Wirtschaft der betroffenen Länder darzustellen. Allgemeine Betrachtungen werden an passenden Stellen durch konkrete Beispiele veranschaulicht.
Inhalt
Einleitung
Ursachen der Bürgerkriege in Afrika
Aspekte der Bürgerkriege
Privatisierung der Konflikte
Veränderungen der Ökonomie durch bewaffnete Konflikte
Regionalisierung der Konflikte
Internationalisierung
Kriegsparteien
Einfluss ausländischer Investoren
Waffenhandel
Sanktionen und der Schwarzmarkt
Auswirkungen
Auswirkungen auf die Bevölkerung
Auswirkungen auf die Wirtschaft der betroffenen Länder
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
In Afrika existieren mehr als 3000 Bevölkerungsgruppen und mehr als 2000 Sprachen. Trotz oder gerade wegen der kulturellen Vielfalt ist Afrika ein von vielen Krisen erschütterter Kontinent.
Das Heidelberger Institut für Konfliktforschung zählte im Jahr 2000 weltweit 144 Konflikte, von denen zwölf als Kriege und weitere 24 als gewaltsame Krisen eingestuft wurden. Von diesen 36 Konflikten wurden nur zwei nicht in Entwicklungsländern ausgetragen. Besonders betroffen ist Afrika, allein zwei Drittel aller Kriege fanden im Jahr 2000 hier statt.1 Die meisten der Konflikte werden bereits seit einigen Jahrzehnten ausgetragen. In vielen Ländern wurden länger währende Kriege erst vor kurzem beendet, so z.B. in Mosambik, wo seit 17 Jahren kriegerische Auseinandersetzungen stattfanden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über die Ursachen und die Aspekte der in Afrika stattfindenden Auseinandersetzungen zu geben, die Rolle internationaler Unternehmen und ihrer Interessen sowie die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Wirtschaft der betroffenen Länder darzustellen. Allgemeine Betrachtungen werden an passenden Stellen durch konkrete Beispiele veranschaulicht.
Die Mischung aus politischen und ökonomischen Ursachen der afrikanischen Kriege macht die Unübersichtlichkeit aus, die den Konflikten eine Aura der scheinbaren Unerklärbarkeit und damit Unvermeidbarkeit verleiht.“2
Seit dem Ende des Ost – West Konfliktes 1990, der auch die Afrika-Politik bestimmte, haben sich die Konfliktmuster im subsaharischen Afrika grundlegend geändert. Die Zahl zwischenstaatlicher Konflikte verringerte sich, dagegen stieg die Zahl staateninterner Konflikte ebenso wie der Umfang des Waffenhandels. Die Auseinandersetzungen finden zwischen regulären Streitkräften, privaten Armeen und Milizen statt, ganze Bevölkerungsgruppen werden militarisiert. Dies führt in vielen Regionen Afrikas zum zeitweiligen oder vollständigen Kollaps des Staates.3
Ursachen der Bürgerkriege in Afrika
Einer der zentralen Gründe, warum es oft jahrzehntelange Konflikte in vielen Gebieten Afrikas gibt, ist der Rohstoffreichtum dieser Länder. Darunter sind mineralische Rohstoffe wie Coltan, Kupfer, Kobalt, Diamanten und Gold, sowie Öl und Tropenholz. Die Konflikte in den betroffenen Gebieten drehen sich um den Zugang, die Kontrolle und den Handel mit diesen weltweit begehrten Rohstoffen.
Afrikanische Länder sind vor allem als Rohstofflieferanten Teilnehmer am internationalen Handel. Bereits seit Beginn der Kolonialisierung im 19. Jh waren die afrikanischen Länder Lieferanten verschiedener wertvoller Rohstoffe. Kautschuk war gerade Ende des 19. Jh von großer Bedeutung für die Industrien der westlichen Industrienationen (z.B. als Grundstoff für die Reifenherstellung).4 Die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Kolonialzeit waren groß. Die Infrastruktur wurde einzig auf den Zweck des Transportes der Rohstoffe zu den Häfen ausgerichtet, was eine nachkoloniale Integration erschwert und bis heute die Grundlage für die Rolle Afrikas als Rohstofflieferant bildet. Die traditionellen politischen Systeme wurden von den Kolonialmächten zerschlagen oder die Führer der afrikanischen Völker indirekt in die Herrschaft der Kolonisten einbezogen. Diese indirekte Herrschaft führte häufig zu einer Verschärfung der Konflikte zwischen einzelnen Volksgruppen. In Uganda beispielsweise wurden die Aristokratie und die vorhandenen administrativen Strukturen des Königreiches Buganda von den Briten genutzt, um das gesamte Land zu regieren. Für die militärische Kontrolle des Territoriums wurden Soldaten der kriegerischen Stämme des Nordens rekrutiert. Diese Politik trug wesentlich zur Vertiefung innenpolitischer Konflikte bei und war ein Grund für spätere gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen. Unter der kolonialen Herrschaft formte sich eine neue Elite, die nur zum Teil aus der traditionellen Elite hervorging. Da unter der kolonialen Herrschaft der Staat vor allem als Unterdrücker, Ausbeuter und Kontrolleur auftrat, beeinflusste dies die politische Einstellung der Bevölkerung zum Zentralstaat für Generationen negativ. Der Kolonialismus konnte auch nur wenig am personalistischen Politikverständnis der meisten afrikanischen Gesellschaften ändern. Noch immer haben lokale soziale Identitäten, wie Clans, Dorfgruppen oder Familien eine größere Bedeutung als abstrakte Identitäten wie der Nationalstaat.5
Nach dem allmählichen Zusammenbruch der kolonialen Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg fand der „Kalte Krieg“ in Afrika in Form von „Stellvertreterkriegen“ statt, die Macht erhielten die Profitierenden der Kolonialzeit und nicht die Volksvertreter. Diese Kriege wurden von den Supermächten oder ehemaligen Kolonialmächten mit Waffenlieferungen oder finanziellen Mitteln unterstützt und damit auch undemokratische Systeme, die auf Korruption und Unterdrückung der Opposition aufbauten. Nach 1990 gingen diese Kriege oft nahtlos in Rohstoffkriege über, da sich die regierenden Eliten neue Finanzierungsmöglichkeiten zum Machterhalt sichern mussten. Durch internationale Rohstoffknappheit und –nachfrage sowie einseitige Exportorientierung der afrikanischen Staaten können die Rohstoffe leicht auf dem Weltmarkt abgesetzt werden und verschaffen den Regierenden die notwendige Liquidität zur Weiterfinanzierung der Kriege. Ohne die finanzielle Zufuhr aus den nördlichen Industriestaaten wären viele Kriegsökonomien bereits zu Ende. Zur Sicherung seiner Position und Macht hat der Präsident von Angola dos Santos einen massiven Militär- und Polizeiapparat aufgebaut, der gegen die Opposition die Zivilbevölkerung gewaltsam vorgeht und ein Netz von finanziell und ökonomisch Begünstigten sichert ebenfalls seine Macht. Dieses heikle Gleichgewicht kann durch Unruhen im Nachbarland oder eine sich wehrende Opposition schnell in einen Bürgerkrieg münden. Da es den Regierungen in vielen Fällen an Legitimation fehlt, müssen diese ihre Macht durch Gewalt sichern, sie sind nicht an Frieden interessiert. Diese Balance aus Bevorzugung und Gewalt kann ebenfalls ein Auslöser für gewalttätige Auseinandersetzungen sein. Auch ökonomische oder soziale Ungleichheiten zwischen ethischen, regionalen oder religiösen Gruppen können zu Auseinandersetzungen führen. Diese können sich in einer ungleichen Verteilung von Land- oder Schürfrechten, Unterdrückung einer Sprache oder Zugang zu öffentlichen Ämtern äußern.6
Der Staat in Krisenländern ist stark und schwach zugleich: durch repressive Handlungen kann er sich einerseits in einigen Bereichen Ressourcen aneignen und die gesellschaftlichen Beziehungen zeitweise unter Kontrolle halten. Andererseits bilden sich durch ein hohes Maß an Zentralisierung lokale Territorialherrscher, auf die der Staat keinen Einfluss mehr hat.7 Ist die staatliche Gewalt geschwächt, tritt an diese Stelle gewaltoffener Räume politische Anarchie, in der Warlords, rebellische Einheiten der Armee und ethnische Milizen an Einfluss und Macht gewinnen.8
Bürgerkriege und militärische Auseinandersetzungen verhindern eine Demokratisierung des Landes. Aufgrund der persönlichen Bereicherung und Willkür der Machthaber verbindet die Bevölkerung nur wenig politische Hoffnungen mit der Regierung. Des Weiteren provozieren korrupte, habgierige Regenten Gegengewalt von den Rändern der Gesellschaft. Dies schwächt die politische Stabilität in den betroffenen Staaten weiter.
Aspekte der Bürgerkriege
Privatisierung der Konflikte
Eine Ökonomie in Friedenszeiten unterscheidet sich stark von der in Kriegszeiten, wo nur aus dem Krieg resultierende Nachfrage erfüllt wird. Eine Kriegswirtschaft erschafft ein System, das auf Gewalt, Habgier und Profit aus dem Krieg an sich aufbaut. Der Krieg wird von einzelnen Gruppen genutzt, um Profite und Gewinne zu maximieren; Ziel ist nicht unbedingt, diese Kriege zu gewinnen. Diese Gruppen können diktatorisch herrschende Staatsführer, gegen diese im Namen einer unterdrückten Ethnie rebellierende und miteinander konkurrierende Warlords, opportunistische Geschäftsmänner und Händler sein.
Zur Profitmaximierung ist die Kontrolle über die rohstoffreichen Gebiete notwendig, was mit kriegerischen Mitteln umgesetzt wird.9 Außerdem ist es leichter, unter Diktaturen die Kontrolle über einen Landesteil zu behalten, in dem sich wertvolle Rohstoffe befinden. Durch Konflikte ist es für die Menschen nicht möglich, sich gegen die Regierung zu organisieren und Forderungen zu stellen. Im Kongo unter Präsident Mobutu hatte sich eine Gesellschaftsklasse gebildet, die die hohen Einnahmen des Staates aus Rohstoffverkäufen für sich proklamierte. Die Geldbeträge werden oft auf ausländische Konten transferiert.10
Oft versuchen Warlords auch, über ethnische Klischees und scheinbare Konflikte und Gegensätze die Bevölkerung zu mobilisieren und die Kriegstruppen über die angebliche Verteidigung der Interessen der eigenen ethnischen Gruppe zu legalisieren. Im Falle des Darfur-Konflikts im Westsudan wurden, da es keine religiösen Konflikte gibt, ethnische Motive zur Rechtfertigung der Auseinandersetzungen herangezogen. Die mehrheitlich arabische Regierung des Sudans wurde beschuldigt, Afrikaner zugunsten Araber zu unterdrücken. Doch die Konflikte sind nicht ethnisch bedingt, sondern es geht um den Zugang zu Land und Wasser. Die gebildeten politischen Eliten bereicherten sich auf Kosten der Bevölkerungsmehrheit, die Regierung sah sich ebenfalls außerstande, die Milizen zu entwaffnen.11
Veränderungen der Ökonomie durch bewaffnete Konflikte
In vielen Krisenregionen sind Gewaltmärkte entstanden, in denen rechtsförmige Beziehungen und Verfahren nicht gelten, sie unterliegen eigenen politischen und ökonomischen Grundlagen. Die Handelsgüter auf diesen Märkten sind Waffen, wertvolle Rohstoffe und Anbauprodukte wie Drogen sowie Edelsteine und Treibstoffe. Als Tauschmittel werden Edelsteine und Kleinwaffen verwendet. Junge Männer, denen sozioökonomische Aussichten fehlen, sehen unter diesen Umständen eine Zukunft.12 Nicht nur für die bewaffneten Truppen, sondern auch für die lokale Bevölkerung entstehen neue Einkommensquellen.
Für den Unterhalt und die Bewaffnung der Truppen müssen Kriegsherren-Kommandos ständig neue Ressourcen aufbringen. In Sierra Leone und Liberia entstand eine Kriegs-Ökonomie, die auf Plünderung der lokalen Bauern beruht. In produktivitätsstarken Gebieten können die notwendigen Mittel über Plünderung und Schutzgelder aufgebracht werden. Allerdings können auch kriegerische Auseinandersetzungen geführt werden, um den Raub zu decken. Plünderungen ergänzen oder ersetzen den Sold der Soldaten und werden zum Zwecke der Hehlerei durchgeführt.
Die Bevölkerung muss zusätzlich Schutzgelder in Form von Steuern und Zöllen bezahlen. Ein großes Problem stellen heute Plünderungen oder „Besteuerungen“ von Hilfsgütern dar, auch humanitäre Hilfsgesellschaften müssen Schutzgelder für den sicheren Transport ihrer Waren zahlen. Weitere Hilfslieferungen an materiellen Gütern verschärfen das Problem weiter.
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1 Vgl. Aus Reich mach arm – Wie der Krieg um Rohstoffe Potentiale ruiniert (2001).
2 Vgl. Rohstoffhandel und Krieg in Afrika – Zu den Ursachen und Folgen bewaffneter Konflikte (2005).
3 Vgl. Bollig (2001).
4 Vgl. Rohstoffhandel und Krieg in Afrika – Zu den Ursachen und Folgen bewaffneter Konflikte (2005).
5 Vgl. Mair (2001).
6 Vgl. Rohstoffhandel und Krieg in Afrika – Zu den Ursachen und Folgen bewaffneter Konflikte (2005).
7 Vgl. Diebel, (2003), S. 16.
8 Vgl. Tetzlaff (2002), S. 6.
9 Vgl Grosse-Kettler (2004), S. 4.
10 Vgl Tetzlaff (2002), S. 5.
11 Vgl. Khalafalla (2005), S. 45 – 46.
12 Vgl. Diebel (2003), S. 17.
- Citation du texte
- Claudia Lorenz (Auteur), 2006, Bürgerkriege und Kriegswirtschaft in Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135056
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