Diese Arbeit analysiert die Auswirkungen der Corona-Krise auf die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der politischen Parteien in Deutschland. Da den Parteien im politischen System Deutschlands politisch und rechtlich eine herausragende Rolle zukommt und die Corona-Pandemie als eine der schwersten globalen Krisen der Neuzeit zu einem erheblichen Einbruch der nationalen und internationalen Wirtschaft führte, stellt sich die Frage, ob und wie Parteien als zentrale, wählerorientierte und -abhängige Akteure zwischen Staat und Gesellschaft auf diesen „exogenen Schock“ reagierten.
Anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring und Mayring/Fenzl der Wahlprogramme von CDU/CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis90/Die Grünen zur Bundestagswahl 2017 und 2021 mit anschließendem Vergleich wird deutlich, dass die Corona-Wirtschaftskrise Auswirkungen auf die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der Parteien hatte, da die Parteien sich während der Krise programmatisch in diesen beiden Politikfeldern deutlicher voneinander unterscheiden, als dies noch 2017 der Fall war (programmatische Divergenz). CDU/CSU und FDP bleiben der Idee der Angebotsökonomie und des Monetarismus treu und verfestigen diesen Eindruck, während SPD und Bündnis90/Die Grünen sich nach links bewegen, wenngleich die Ursache dafür bei den Grünen eher in der Ökologie zu finden ist. Die Linke betrachtet die Nachfragetheorie sowohl vor als auch während der Krise als ihr Konzept.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Wissenschaftliche Relevanz und Mehrwert dieser Arbeit, Vorstellung des Themas und der Fragestellung
- 1.2 Erläuterung des Analyserahmens, sowie der Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
- 2. Einordnung der Arbeit in den Forschungsstand und Literaturübersicht
- 2.1 Wirtschaftskrisen als exogener Schock? Versuch einer konzeptionellen Annäherung
- 2.1.1 Diskussion der Bedeutung des Begriffs in der Literatur
- 2.1.2 Auswirkungen eines exogenen Schocks auf politische Parteien: Organisatorischer oder programmatischer Wandel
- 2.1.3 Funktion und Einordnung der Wirtschaftskrise im vorliegenden Fall
- 2.2 Die Corona-Pandemie als Wirtschaftskrise
- 2.2.1 Historische Einordnung
- 2.2.2 Auswirkungen auf die Volkswirtschaft(en) in Deutschland und der EU
- 2.2.3 Vergleich mit bisherigen Wirtschaftskrisen: einzigartig oder vergleichbar mit der Weltfinanzkrise 2008?
- 2.3 Wahlprogrammanalysen
- 2.3.1 Funktion von Wahlprogrammen für politische Parteien in Wahlkämpfen
- 2.3.2 Funktion von Wahlprogrammen aus vergleichend-politikwissenschaftlicher Sicht
- 2.3.3 Besonderheiten und methodische Herangehensweisen an Wahlprogrammanalysen
- 3. Fallauswahl
- 3.1 Auswahl der politischen Parteien
- 3.2 Auswahl der zu behandelnden Politikfelder
- 4. Theoretische Grundlagen und Hypothesen
- 4.1 Politökonomische Denkschulen
- 4.1.1 Nachfrageorientierte Konjunkturpolitik nach Keynes
- 4.1.2 Angebotsorientierte Konjunkturpolitik: Monetarismus & Angebotsökonomie
- 4.2 These: Stabilität, Vergleichbarkeit Corona-Krise gegeben
- 4.3 Antithese: Policy-Wandel, Vergleichbarkeit Corona-Krise nicht gegeben
- 4.4 Synthese: Parteiendifferenzen
- 4.5 Hypothesen
- 5. Methode: Qualitative Inhaltsanalyse
- 5.1 Abgrenzung zu methodischen Alternativen, Diskussion analoger quantitativer Methoden
- 5.2 Qualitative Inhaltsanalyse: Empfohlenes Vorgehen nach Mayring (2015) & Mayring/Fenzl (2019)
- 5.3 Anwendung des empfohlenen Vorgehens von Mayring (2015) & Mayring/Fenzl (2019) auf das vorliegende Thema und die Fragestellung
- 6. Analyse und Interpretation der Ergebnisse
- 6.1 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik in den Wahlprogrammen der CDU/CSU
- 6.1.1 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm der CDU/CSU zur Bundestagswahl 2017
- 6.1.2 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm der CDU/CSU zur Bundestagswahl 2021
- 6.1.3 Fazit für die CDU/CSU
- 6.2 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik in den Wahlprogrammen der SPD
- 6.2.1 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm der SPD zur Bundestagswahl 2017
- 6.2.2 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm der SPD zur Bundestagswahl 2021
- 6.2.3 Fazit für die SPD
- 6.3 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik in den Wahlprogrammen der FDP
- 6.3.1 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm der FDP zur Bundestagswahl 2017
- 6.3.2 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm der FDP zur Bundestagswahl 2021
- 6.3.2 Fazit für die FDP
- 6.4 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik in den Wahlprogrammen von Die Linke
- 6.4.1 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm von Die Linke zur Bundestagswahl 2017
- 6.4.2 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm von Die Linke zur Bundestagswahl 2021
- 6.4.3 Fazit für Die Linke
- 6.5 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik in den Wahlprogrammen von Bündnis90/Die Grünen
- 6.5.1 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm von Bündnis90/Die Grünen zur Bundestagswahl 2017
- 6.5.2 Analyse der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Wahlprogramm von Bündnis90/Die Grünen zur Bundestagswahl 2021
- 6.5.3 Fazit für Bündnis90/Die Grünen
- 6.6 Falsifizierung der Hypothesen & Fazit der bisherigen Analyse
- 7. Exkurs: Gewährleistung der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit und Sicherstellung der Kausalität der Ergebnisse
- 7.1 CDU/CSU: Stabilität in der wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung im Sinne des Monetarismus und der Angebotsökonomie
- 7.2 SPD: Wiederentdeckung von Keynes: Bewegung nach links in der wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung
- 7.3 FDP: Stabilität in der wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung im Sinne des Monetarismus und der Angebotsökonomie
- 7.4 Die Linke: Stabilität in der wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung im Sinne der Nachfragetheorie
- 7.5 Bündnis90/Die Grünen: Bewegung nach links in der wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Auswirkungen der Coronakrise auf die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der politischen Parteien in Deutschland. Der Fokus liegt dabei auf den Wahlprogrammen der fünf größten deutschen Parteien und der Frage, ob und wie diese Parteien ihre wirtschafts- und finanzpolitischen Positionen im Kontext der Krise angepasst haben. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die Corona-Krise als exogener Schock auf die wirtschafts- und finanzpolitischen Konzepte der Parteien wirkt und ob sich daraus programmatische Divergenzen oder gar Policy-Wandel ergeben.
- Die Bedeutung von Wirtschaftskrisen als exogene Schocks für politische Parteien
- Die Analyse der Auswirkungen der Corona-Krise auf die deutsche Wirtschaft und die Europäische Union
- Die Analyse der wirtschafts- und finanzpolitischen Positionen der deutschen Parteien im Kontext der Corona-Krise
- Die Identifizierung programmatischer Divergenzen und möglicher Policy-Wandel
- Die Bedeutung politökonomischer Denkschulen für die Analyse der wirtschafts- und finanzpolitischen Positionen der Parteien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Thematik der Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der deutschen Parteien ein. Es stellt die wissenschaftliche Relevanz und den Mehrwert der Arbeit heraus, definiert die Fragestellung und erläutert den Analyserahmen sowie die Vorgehensweise und den Aufbau der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird die Arbeit in den Forschungsstand eingebettet und es erfolgt eine umfassende Literaturübersicht. Dabei werden Wirtschaftskrisen als exogene Schocks diskutiert, ihre Auswirkungen auf politische Parteien betrachtet und die Rolle der Corona-Pandemie als Wirtschaftskrise eingeordnet. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Fallauswahl, wobei sowohl die Auswahl der relevanten politischen Parteien als auch die der zu analysierenden Politikfelder erläutert werden. Das vierte Kapitel stellt die theoretischen Grundlagen und Hypothesen vor, die als Grundlage für die Analyse dienen. Die Analysemethode, die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring und Mayring/Fenzl, wird im fünften Kapitel vorgestellt und auf das Thema und die Fragestellung der Arbeit angewendet.
Die Kapitel 6 und 7 behandeln die Analyse und Interpretation der Ergebnisse. Dabei werden die Wahlprogramme der einzelnen Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis90/Die Grünen) zur Bundestagswahl 2017 und 2021 im Detail betrachtet, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der Parteien zu untersuchen. Die Analyse konzentriert sich auf die programmatischen Positionen der Parteien in den Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik und untersucht, ob und wie diese Positionen im Kontext der Krise angepasst wurden. Die Ergebnisse der Analyse werden mit den zuvor entwickelten Hypothesen verglichen und anhand der politökonomischen Denkschulen interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Coronakrise, der wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung deutscher Parteien, Wahlprogrammen, exogenen Schocks, politökonomischen Denkschulen, der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring und Mayring/Fenzl, programmatischen Divergenzen und Policy-Wandel.
- Arbeit zitieren
- Christian Ramspeck (Autor:in), 2022, Die Auswirkungen der Coronakrise auf die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der deutschen Parteien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1350001