Thomas Hobbes (1588-1679) schuf mit seinen staatstheoretischen Schriften bedeutende
Werke der Weltliteratur. Das Gedankengut seiner Arbeiten, wie das des Leviathan (1651),
aber auch dessen Vorläufer, wie ,,Elements of law neutral and politic” (1640) und ,,De cive”
, wurde besonders auch deswegen herausragend, da es eine entscheidende Neuerung in der
politischen Philosophie darstellt. Es handelt sich beim Leviathan um ein revolutionäres Buch.
Nicht aber, weil seine Intention etwa eine Parteinahme zu einem revolutionären Geschehen,
wie etwa des englischen Bürgerkrieges (1642-1648) verkörpern würde. Vielmehr lässt sich
das Revolutionäre im Bruch Thomas Hobbes´ Lehren zur antiken, mittelalterlichen und
frühneuzeitlichen, zur feudalen und bürgerlichen Staatsphilosophie finden. Sein Denken stellt
einen Paradigmenwechsel innerhalb der politischen Philosophie dar. Hobbes selbst nahm
sich sogar heraus zu behaupten, dass nennenswerte Staats- und Bürgerphilosophie erst mit
seinem Werk beginnen würde. Während bislang der Gedanke einer Opposition zwischen
gerechten und ungerechten Gemeinwesen dominierte, schaffte der Brite eine völlig neue
Opposition, nämlich die der Herrschaft und der Herrschaftslosigkeit. Durch das Einsetzen
eines absoluten Herrschers, sollten Unordnung und Krieg Einhalt geboten werden. Die
Weise jener Überbrückung dieser Gegensätze soll, wie noch genauer erläutert werden wird,
den Kern dieser Arbeit bilden. Zunächst möchte ich hier aber einleitend knapp und
chronologisch rückwärts gesehen, die wichtigsten Unterschiede und damit Neuerungen von
Hobbes´ Philosophie, zu der einiger Mit- und Vordenker aufzeigen. Zu aller erst sind hierbei
die staatstheoretischen Ideen der Republikaner zu nennen. Ein Herausragender dieser
Gruppe, John Milton (1608-1674) vertrat beispielsweise die Ansicht, dass das Volk
jederzeit die Bevollmächtigung besäße, seinen Herrscher zu entmachten. Die sogenannten
Leveller forderten in der Zeit von 1647 bis 1649 in England die Einführung regelmäßiger
Wahlen, in denen ein Herrscher zu bestätigen sei, und damit die Volkssouveränität. Zwar
war auch Thomas Hobbes der Auffassung, dass die Macht eines Herrschers an die
Zustimmung des Volkes gebunden sei, doch lehnte er jegliche Volkskontrolle, nach dieser
Zustimmung und damit erfolgten Ermächtigung, gänzlich ab. Er sah die Gewalt völlig allein
beim Souverän. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Hobbes einschneidende Staatsphilosophie im Vergleich zu seinen Vor- und Mitdenkern
- Der Weg aus dem Naturzustand zur geordneten Gesellschaft
- Der Naturzustand
- Die Naturgesetze
- Friedensbemühung
- Recht-auf-alles-Verzicht
- Vertragseinhaltpflicht
- Phasen des Weges aus dem Naturzustand
- Machtakkumulation
- Kooperationsstrategie
- Vertragliche Errichtung einer Zwangsgewalt
- Der Vertrag
- Gesellschaft- und Herrschaftsvertrag
- Vertragsinhaltsmomente
- Rechtsverzicht
- Autorisierung
- Politische Einheit
- Der Einfluss Hobbes- Staatsphilosophie auf seine Nachdenker
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die staatstheoretischen Schriften von Thomas Hobbes, insbesondere das Werk "Leviathan", und untersucht, wie der Mensch nach Hobbes' Vorstellung aus dem Naturzustand in eine geordnete Gesellschaft gelangt. Die Arbeit befasst sich mit Hobbes' anthropologischem Verständnis, seinen Naturgesetzen und dem Gesellschaftsvertrag als Grundlage für die Errichtung einer Herrschaftsordnung.
- Der Naturzustand als Ausgangspunkt der politischen Philosophie
- Die Rolle der Naturgesetze im Übergang vom Naturzustand zur Gesellschaft
- Die Bedeutung des Gesellschaftsvertrags für die Legitimation von Herrschaft
- Die Funktion des Souveräns als Garant für Frieden und Ordnung
- Der Einfluss von Hobbes' Staatsphilosophie auf spätere Denker
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Staatsphilosophie von Thomas Hobbes im Kontext seiner Vor- und Mitdenker dar. Es werden die Unterschiede zwischen Hobbes' Denken und den Ideen der Republikaner, der Scholastik und Aristoteles hervorgehoben. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Weg aus dem Naturzustand zur geordneten Gesellschaft. Es werden die Charakteristika des Naturzustands, die Naturgesetze und die Phasen des Übergangs von der Machtakkumulation zur Kooperation und schließlich zur Errichtung einer Zwangsgewalt durch den Vertrag beschrieben. Das dritte Kapitel beleuchtet den Einfluss von Hobbes' Staatsphilosophie auf seine Nachdenker. Es werden die Rezeptionen seiner Ideen durch Spinoza, Locke, Pufendorf und Hume sowie die Auswirkungen auf die politische Philosophie bis heute thematisiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Naturzustand, die Naturgesetze, den Gesellschaftsvertrag, die Herrschaft, den Souverän, die politische Einheit, die Machtakkumulation, die Kooperation und den Einfluss von Hobbes' Staatsphilosophie auf die Geschichte des politischen Denkens.
- Quote paper
- Christine Wendel (Author), 2003, Thomas Hobbes - Wie kommt der Mensch aus dem Naturzustand in eine geordnete Gesellschaft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13492
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