Edvard Grieg ist neben Jean Sibelius der bedeutendste Komponist Skandinaviens. Sein Einsatz für die norwegische Musik und seine Werke verhalfen der durch ihm begründeten Skandinavischen Schule international zu hohem Ansehen und einer ausgezeichneten Reputation. Er konzentrierte sich primär auf Bühnenmusiken und Orchestersuiten – beispielsweise ist die Peer Gynt Suite zu nennen. Dennoch ist ein Werk aus einem anderen Genre sein Bedeutendstes – das 1869 komponierte Klavierkonzert in a-Moll, op.16. Es scheint mehr als nur die Tonart mit Schumanns Klavierkonzert op.54 gemeinsam zu haben, dennoch vereint es in sich das Volksliedhafte und Mystische der norwegischen Bevölkerung und Sagenwelt mit den Stilmitteln der Musik des 19.Jahrhunderts.
Einleitend sollen die wichtigsten biografischen Stationen in Edvard Griegs Leben vorgestellt werden und seine Bedeutung für die skandinavische Musikkultur herausgearbeitet werden. Im Folgenden wird das Klavierkonzert in a-Moll exemplarisch vorgestellt und die wichtigsten Elemente des ersten Satzes werden einer musikalischen Analyse unterzogen. Abschließend soll ein kurzer Überblick über den antithetischen zweiten Satz vermittelt werden, dem sich eine zusammenfassende Betrachtung des Klavierkonzertes anschließt.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Das Leben von Edvard Grieg
3. Klavierkonzert in a-Moll, op.16 (1868)
3.1. Entstehung
3.2. Aufbau, Orchestrierung und zeitliche Einordnung
3.3. Analyse des ersten Satzes
3.3.1. Exposition
3.3.2. Durchführung
3.3.3. Reprise
3.3.4. Solokadenz
3.3.5. Coda
3.4. Kurzer Einblick in den zweiten Satz
4. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Edvard Grieg ist neben Jean Sibelius der bedeutendste Komponist Skandinaviens. Sein Einsatz für die norwegische Musik und seine Werke verhalfen der durch ihm begründeten Skandinavischen Schule international zu hohem Ansehen und einer ausgezeichneten Reputation. Er konzentrierte sich primär auf Bühnenmusiken und Orchestersuiten – beispielsweise ist die Peer Gynt Suite zu nennen. Dennoch ist ein Werk aus einem anderen Genre sein Bedeutendstes – das 1869 komponierte Klavierkonzert in a-Moll, op.16. Es scheint mehr als nur die Tonart mit Schumanns Klavierkonzert op.54 gemeinsam zu haben, dennoch vereint es in sich das Volksliedhafte und Mystische der norwegischen Bevölkerung und Sagenwelt mit den Stilmitteln der Musik des 19.Jahrhunderts.
Einleitend sollen die wichtigsten biografischen Stationen in Edvard Griegs Leben vorgestellt werden und seine Bedeutung für die skandinavische Musikkultur herausgearbeitet werden. Im Folgenden wird das Klavierkonzert in a-Moll exemplarisch vorgestellt und die wichtigsten Elemente des ersten Satzes werden einer musikalischen Analyse unterzogen. Abschließend soll ein kurzer Überblick über den antithetischen zweiten Satz vermittelt werden, dem sich eine zusammenfassende Betrachtung des Klavierkonzertes anschließt.
2. Das Leben von Edvard Grieg
Edvard Grieg wurde am 15.Juni 1843 in Bergen in eine wohlhabende Familie hineingeboren. Sein Vater war ein britischer Diplomat und seine Mutter eine hervorragende Pianistin. Aus diesem Grund gab sie ihrem Sohn eine sehr gute musikalische Ausbildung mit auf den Weg und unterrichtete ihn bis zu seinem 15.Lebensjahr im Klavierspiel. Auf anraten des Konzertgeigers Ole Bull, einem engen Freund der Familie, begann Grieg ab 1858 am Leipziger Konservatorium zu studieren. Bull war teilweise als Komponist tätig, stieß aber schnell an seine eigenen Grenzen, da ihm die notwendige theoretische Ausbildung fehlte. Vermutlich empfahl er aus diesem Grund Edvard Grieg am renommierten Leipziger Konservatorium eine grundständige Ausbildung zu absolvieren. Grieg fühlte sich jedoch in Leipzig nicht richtig wohl, was weniger an der Lehre sondern vielmehr an der kritischen Betrachtung seiner Werke durch die Presse lag. 1862 kehrte er nach Bergen zurück und bildete seinen musikalischen Fähigkeiten autodidakt weiter.[1]
Im folgenden Jahr zog er nach Kopenhagen und gründete 1864 mit unter anderem Hans Christian Andersen und Richard Nordraak die Konzertgesellschaft zur Pflege neuer skandinavischer Musik. Nordraak ist der Komponist der norwegischen Nationalhymne. Er prägte stark Griegs Neigung zu volksliedhaften Elementen und förderte sein Bewusstsein für eine eigene nationale Identität in der Musik.[2]
Zu dieser Zeit lernte Edvard Grieg auch den dänischen Komponisten Niels Gade kennen, der Grieg beratend zur Seite stand.[3] Zur damaligen Zeit war Gade europaweit bekannt und Robert Schumann verarbeitete seinen Nachnamen im Nordischen Lied aus dem Album für die Jugend – der Untertitel „Gruß an G.“ deutet bereits auf die tonale Verarbeitung seines Namens hin.
Ab 1866 wohnte Edvard Grieg für kurze Zeit in Kristiania, im heutigen Oslo, und trieb die Bemühungen zur Gründung der Norwegischen Musikakademie voran, welche 1867 eröffnet wurde. Allerdings bemühte er sich in Kristiania vergebens um die Stelle des Kapellmeisters.[4] Aus diesem Grund zog es ihn zurück nach Dänemark. Dort komponierte er 1868 sein berühmtestes Werk – das Klavierkonzert a-Moll, op.16.
Die Jahre 1869 und 1870 verbrachte Grieg als Stipendiat durch die Vermittlung seines Förderers Franz Liszt in Rom. Ab 1874 lebte er an wechselnden Orten in Norwegen – in Bergen, in Oslo oder in der Nähe des Hardangerfjordes. Durch ein weiteres Stipendium konnte er sich auf seine kreative Arbeit konzentrieren. Zu dieser Zeit beauftragte ihn Henrik Ibsen, die Musik zu dem Schauspiel Peer Gynt zu komponieren. Grieg vertiefte sich fast zwei Jahre in diese Komposition und eines seiner bekanntesten Werke war das Ergebnis dieser Arbeit.[5]
Konzertreisen als Pianist und Dirigent führten ihn in der Folgezeit durch ganz Europa. 1885 bezog er südlich von Bergen ein Haus, in welchem heute das Grieg-Museum untergebracht ist. Am 4.September 1907 starb er in Bergen an den Folgen einer Lungenkrankheit[6] – somit ist das Jahr 2007 offizielles Grieg-Jahr zum 100-jährigen Todestag des bedeutendsten skandinavischen Komponisten.
Edvard Grieg bemühte sich sehr um die Schaffung einer norwegischen Nationalmusik und mit seinem Namen ist die Skandinavische Schule sehr eng verbunden.[7] Ähnlich wie Michael Glinka in Russland, bezog Edvard Grieg intensiv die norwegische Volksmusik und die eigentümliche Melodik und Harmonik in seine Werke ein. Er hatte die große Gabe Melodien zu komponieren, die er mit einem speziellen norwegischen Charakter verband – bei dem Hören seiner Werke ist der Gedanke an Fjorde, Gletscher, die Weite des Landes und das Mystische der Trolle zu spüren.
3. Klavierkonzert in a-Moll, op.16 (1868)
3.1. Entstehung
In einem kleinen Gartenhaus in Dänemark fand Edvard Grieg 1868 die Ruhe sich an eine große Gattung heran zu wagen – dem Klavierkonzert. 1869, während seiner Zeit als Stipendiat in Rom, stellte er seinem Förderer Franz Liszt dieses Werk vor. Liszt war von diesem Konzert begeistert – im Finale „unterbrach [er] plötzlich, erhob sich in seiner vollen Größe, verließ das Klavier und ging mit gewaltigen theatralischen Schritten und erhobenem Arm durch die große Klosterhalle und sang nahezu brüllend das Thema.“[8]
Die Uraufführung im heutigen Oslo spielte 1869 der Pianist Edmund Neupert, dem Grieg dieses Konzert gewidmet hat.[9] Erstmals führte Grieg dieses Klavierkonzert selbst im Leipziger Gewandhaus 1879 mit großem Erfolg auf[10] – die erstmalige Vorstellung mit einem anderen Pianisten 1872 in Leipzig wurde dagegen mit schlechten Kritiken versehen.[11]
3.2. Aufbau, Orchestrierung und zeitliche Einordnung
Das Werk umfasst drei Sätze mit einem typischen klassischen Ablauf und besitzt für ein
Klavierkonzert eine durchschnittliche Größe mit ungefähr 30 Minuten Aufführungsdauer:
- 1.Satz: Allegro molto moderato
- 2.Satz: Adagio
- 3.Satz: Allegro moderato molto e marcato
Die Orchesterbesetzung ist mit 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotten, 4 Hörnern, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, 2 Violinen, Bratsche, Cello, Kontrabass typisch romantisch. Drei Posaunenstimmen ist eine Besonderheit und selten in Klavierkonzerten zu finden – unter anderem entsteht durch die allgemein große Bläserbesetzung der charakteristische nordische Klang.
Das Klavierkonzert von Edvard Grieg ist zeitlich zwischen das Klavierkonzert op.54 von Robert Schumann (1845) und das 1.Klavierkonzert von Sergej Rachmaninov (1891, beziehungsweise revidierte Fassung von 1917) in die Epoche der Hochromantik einzuordnen – eine Ähnlichkeit der Anfänge ist unverkennbar. Vermutlich hat sich Rachmaninov von den beiden genannten Konzerten inspirieren lassen.
Grieg war ein großer Verehrer der Werke und Kompositionstechnik Robert Schumanns. In diesem Zusammenhang ist auch die enge Verbindung zwischen dem berühmten Klavierkonzert op.54 von Schumann zu erklären. Beide Konzerte stehen in a-Moll und weisen thematische Ähnlichkeiten auf – besonders auffällig ist der gewaltige akkordisch abwärtsverlaufende Einstieg beider Konzerte.
3.3. Analyse des ersten Satzes
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: eigene Darstellung nach Notenausgabe Edition Eulenburg No.726)
3.3.1. Exposition
Der erste Satz steht im 4/4 Takt und in der Form des Sonatenhauptsatzes. Ein stark crescendierender Paukenwirbel vom pianissimo zum forzato führt auf einen Tutti erklingenden Akkordschlag hin. Von diesem entwickelt das Klavier eine vier- bis achtstimmige abwärtsverlaufende Linie. Diese erhält durch die Benutzung des Leittons gis die typische skandinavische Klangfarbe.[12] Die gesamte Klaviatur wird zur Klangerzeugung genutzt – vom viergestrichenen a bis zum kontra A. Dieses Stilmittel war für die Romantik prägend. Die folgende Akkordbrechung nutzt die Möglichkeiten eines Flügels mit 88 Tasten vollkommen aus – vom subkontra A bis zum fünfgestrichenen c.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Vgl. Oelmann, Klaus Henning (2003): http://www.coli.uni-saarland.de/~zey/grieg.html (08.07.2007).
[2] Vgl. Häußler in: Harenberg (1996), S.323.
[3] Vgl. Oelmann, Klaus Henning (2003): http://www.coli.uni-saarland.de/~zey/grieg.html (08.07.2007).
[4] Vgl. Häußler in: Harenberg (1996), S.323f.
[5] Vgl. Oelmann, Klaus Henning (2003): http://www.coli.uni-saarland.de/~zey/grieg.html (08.07.2007).
[6] Vgl. Häußler in: Harenberg (1996), S.323f.
[7] Ebd.
[8] Häußler in: Harenberg (1996), S.328.
[9] Vgl. Häußler in: Harenberg (1996), S.329.
[10] Vgl. Konold (1989), S.333.
[11] Vgl. Schönewolf (1974) , S.74.
[12] Vgl. Schönewolf (1974) , S.74.
- Citation du texte
- Michael Flohr (Auteur), 2007, Edvard Grieg - Analyse des Klavierkonzertes in a-Moll, op 16, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134633
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