Der Titel des Seminars war Räume und Raumerfahrungen im 18. Jahrhundert. Das Werk La philosophie dans le boudoir bietet zwei Räume, die auf den ersten Blick wie absolute Gegensätze scheinen. Das intime, geheime, exklusive Boudoir vs. dem öffentlichen Palais d’Égalité. Beim zweiten Blick offenbart sich, dass das Palais d’Égalité eine erlogene Konstruktion ist. Und dass die Welt trotz Revolutionen ein Spannungsspiel zwischen dem geordnetem System der Arbeitenden, der Funktionierenden und dem exklusiven Grüppchen außerhalb dieses Systems, jedoch in seiner Abhängigkeit seiendem, der Auslebenden der souveränen Freiheit, dass einerseits als mystifiziertes Ideal gilt, anderseits aber in der Ausführung ab einem bestimmten Zeitpunkt langweilig, von Sinnlosigkeit strotzend wird.
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit dem Umgang mit den literarischen und philosphischen Ideen Sades, wie auch deren Darstellung, im zweiten Teil wird auf Räume und deren Bedeutung in Sades La philosophie dans le boudoir eingegangen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Umgang mit Sade
3. Systematische Erklärung der Philosophie Sades nach Georges Bataille
4. Sex bei Sade
5. Eckdaten zu Sades La Philosophie dans le boudoir
6. Räume, Raumerfahrungen in La Philosophie dans le boudoir
6.1 Boudoir
6.2 Palais d’Égalité
7. Ordnungserhaltung als Lebensraumerschaffung
8. Konklusion
9. Literaturverzeichnis
a. Primärliteratur
b. Sekundärliteratur
1. Einleitung
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf La philosphie dans le boudoir, einem Werk von Donatien Alphonse François de Sade. Ich will lediglich Beauvoir zitieren, die die Synthese von Sexualität und Literatur bei Sade anspricht: „En vérité, ce n’est ni comme auteur ni comme perverti sexuel que Sade s’impose à notre attention: c’est par la relation qu’il a crée entre ces deux aspects de lui-même.“[1]
Der Umgang mit Sade ist noch heute problematisch. Soll man Sein Werk als Pornographie, Philosophie, Suche nach Gott oder als Fiktion behandeln?
Ich werde versuchen, mich Sades Werk vorsichtig zu nähern, um herauszufinden, warum es noch immer nicht klar ist, wie mit dem Werk umzugehen ist; warum der Mittelpunkt des libertinen Systems die Verherrlichung von Leidenschaft, Zerstörung, Tod ist ; warum Sade noch immer polarisiert.
Der Titel des Seminars war Räume und Raumerfahrungen im 18. Jahrhundert. Das Werk La philosophie dans le boudoir bietet zwei Räume, die auf den ersten Blick wie absolute Gegensätze scheinen. Das intime, geheime, exklusive Boudoir vs. dem öffentlichen Palais d’Égalité. Beim zweiten Blick offenbart sich, dass das Palais d’Égalité eine erlogene Konstruktion ist. Und dass die Welt trotz Revolutionen ein Spannungsspiel zwischen dem geordnetem System der Arbeitenden, der Funktionierenden und dem exklusiven Grüppchen außerhalb dieses Systems, jedoch in seiner Abhängigkeit seiendem, der Auslebenden der souveränen Freiheit, dass einerseits als mystifiziertes Ideal gilt, anderseits aber in der Ausführung ab einem bestimmten Zeitpunkt langweilig, von Sinnlosigkeit strotzend wird.
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit dem Umgang mit den literarischen und philosphischen Ideen Sades, wie auch deren Darstellung, im zweiten Teil wird auf Räume und deren Bedeutung in Sades La philosophie dans le boudoir eingegangen.
2. Umgang mit Sade
Wie soll man Sade lesen? Wenn man ihn als pornographischen Autor liest, bringt man sich um die Philosophie, die man in dieser Form der rohen Klarheit und Wiederholungen nicht bald findet. Wenn man ihn als reinen Philosophen liest, bringt man sich um das Vergnügen der Erregung.[2]
Eine gelungene Lektüre Sades zwingt den Leser, die eigenen Konstruktvorstellungen von Sex und Ordnung so weit abzuschalten, dass man seine annehmen kann, und sich somit frei von Entsetzen und Ekel in Sades Welt bewegen kann.
Es stellt sich die Frage, was denn das neuartig Bedrohende in Sades Werk ist, wo doch Gide (Homosexualität mit Minderjährigen), Proust (Masochismus), Cholderlos de Laclos (Les Liasons dangereuses), Diderot (La Religeuse) genauso Tabus in ihrem Werk brachen.
En effet ce qu’a innové le marquis de Sade, parce que personne ne l’avait dit avant lui, ce que l’homme
trouvait une satisfaction dans la contemplation de la mort et de la douleur. (...) Tandis que l’oeuvre de Sade est unique;(...) il contraste avec tout ce qu’il l’a précédée. Sade est un homme qui a voulu non seulement dépeindre le plaisir, mais il a voulu dépeindre aussi le dilemme où était enfermé un homme qui vivait dans une société pour laquelle des provocations de la mort et de la douleur n’était pas rares, une société où l’injusitice régnait encore.[3]
Der Tod und die Zerstörung. Als Vergnügen.
Und die Enttarnung der fortdauernden Anwendung dieser Phänomene in der Gesellschaft. Mit Revolution oder ohne sie.
Sade selber schreibt seinem Roman Juliette voran:
On n’est point criminel pour faire la printure
Des bizarres penchants qu’inspire la nature[4]
Er spreche nur zu den Leuten, die fähig sind, ihn zu verstehen; diese werden ihn ohne Gefahr lesen. Für den durchschnittlich ignoranten Geist, der den latenten Inhalt nicht heraushören kann bzw. nicht bereit ist Gedankenkonstrukte als Gedankenkonstrukte, Bilder als Bilder, Wörter als Wörter zu sehen, das Spiel als Spiel, fiction als fiction und nicht als den Angriff an seine persönliche mühsam konstruierte Lebensordnung, kann es sich bei Sades Texten höchstens um kuriose Monstrositäten handeln.
Das Problem der Rezeption Sades ist die emotionale Bindung des Menschen an seine Gedanken bzw. an die Worte. So lange etwas nicht gedacht bzw. vor allem nicht ausgesprochen ist, existiert es nicht. Zumindest nicht in einer bedrohenden Form. Tod und Zerstörung, das Böse, in solch einer detaillierten präzisen Darstellung wie in Sades Werk ist eine Bedrohung der persönlichen, lebenserhaltenden Ordnung, wie auch im Kontext der Gesellschaftsordnung, da es die Phänomene der Sinnlosigkeit des Funktionierens, des Lebens, vorführt, enttarnt, bewusst macht, eine Auseinandersetzung erzwingt. Somit ist die Gefahr des Werks erwiesen und somit muss es ignoriert werden. Bzw. wenn damit gearbeitet wird, ist es als etwas Besonderes, Außergewöhnliches oder Verwerfliches zu behandeln, jedoch eine Sonderstellung sei dem Werk gesichert, wie auch im Prozess vor der Neuveröffentlichung des Werkes 1958 Georges Bataille versichert:
Il est certain en effet que la lecture de Sade ne peut être que réservée. (...)mais pour quequ’un qui veut aller jusqu’au fond de ce que signifie l’homme, la lecture de Sade est non seulement recommandable, mais parfaitement nècessaire.[5]
3. Systematische Erklärung der Philosophie Sades nach Georges Bataille
Sade wurde in eine Epoche hineingeboren, in der eine gefühlsselige Richtung der Philosophie ohne jeden Vorbehalt die Ansicht vertrat, der Mensch sei gut und es genüge, ihn in den Naturzustand zurückzuversetzen, damit sich alles zum Besten wende. Auf diesem Hintergrund reizte es Sade, zum Kontrast den Beweis anzutreten, dass der Mensch böse sei, wobei er dies in allen Einzelheiten und auf jede erdenkliche Weise aufzeigte, indem er diesen Hang zum Bösen als erster in der Sexualität verankerte.[6]
[...]
[1] Beauvoir: S.12.
[2] vgl. Mattheus: S. 9
[3] Bataille: L’Affaire Sade, S. 453f
[4] Sade: S.179
[5] Bataille: L’Affaire Sade, S. 454f
[6] vrgl. Georges Bataille: „Sade und die Moral“ in Sades J.J. VI
- Citar trabajo
- Mag. Vivian Gjurin (Autor), 2006, Über Marquis de Sades "La Philosophie dans le boudoir", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134627
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