In meinem Essay werde ich mich mit der Rolle und den Eigenschaften des inneren Monologs in dem Werk „Fräulein Else“ befassen. Was ist aber eigentlich der innere Monolog? Was für Funktionen hat diese Art der Erzählungsform, und über was für Merkmale muß ein literarisches Werk verfügen, um als Monolognovelle benannt werden zu können?
Die im Jahr 1924 erschienene Erzählung „Fräulein Else“ ist die zweite Monolognovelle von Arthur Schnitzler. Der innere Monolog (monologue intérieur), der sich um die Jahrhundertwende parallel mit der freudschen Psychoanalyse als eine neue Erzähltechnik entwickelte, hat die Aufgabe, die innere Prozesse des Protagonisten unmittelbar darzustellen; seine Gefühle, Gedanken und innere Konflikte dem Leser nahezubringen. Das Ziel dieser Erzählform ist, dem Leser zu helfen, sich mit der Hauptfigur leichter identifizieren zu können. In den meisten Monolognovellen gibt es gar nicht oder nur sehr wenige Dialoge. In „Fräulein Else“ wird aber die Innere- Monolog- Struktur des Werkes oft durch Dialoge durchgebrochen, trotzdem darf aber diese Erzählung als eine Monolognovelle bezeichnet werden, weil es zwischen den Zwiegesprächen lange Beschreibungen über die Gefühle und Gedanken der Protagonistin stattfinden. In Zusammenhang mit diesem Werk kann auch über ein Handlungsminimum gesprochen werden, das wiederum zeigt, dass hier nicht die Ereignisse, sondern die inneren Eigenschaften die wichtige Rolle haben. [...]
In meinem Essay werde ich mich mit der Rolle und den Eigenschaften des inneren Monologs in dem Werk „Fräulein Else“ befassen. Was ist aber eigentlich der innere Monolog? Was für Funktionen hat diese Art der Erzählungsform, und über was für Merkmale muß ein literarisches Werk verfügen, um als Monolognovelle benannt werden zu können?
Die im Jahr 1924 erschienene Erzählung „Fräulein Else“ ist die zweite Monolognovelle von Arthur Schnitzler. Der innere Monolog (monologue intérieur), der sich um die Jahrhundertwende parallel mit der freudschen Psychoanalyse als eine neue Erzähltechnik entwickelte, hat die Aufgabe, die innere Prozesse des Protagonisten unmittelbar darzustellen; seine Gefühle, Gedanken und innere Konflikte dem Leser nahezubringen. Das Ziel dieser Erzählform ist, dem Leser zu helfen, sich mit der Hauptfigur leichter identifizieren zu können. In den meisten Monolognovellen gibt es gar nicht oder nur sehr wenige Dialoge. In „Fräulein Else“ wird aber die Innere- Monolog- Struktur des Werkes oft durch Dialoge durchgebrochen, trotzdem darf aber diese Erzählung als eine Monolognovelle bezeichnet werden, weil es zwischen den Zwiegesprächen lange Beschreibungen über die Gefühle und Gedanken der Protagonistin stattfinden. In Zusammenhang mit diesem Werk kann auch über ein Handlungsminimum gesprochen werden, das wiederum zeigt, dass hier nicht die Ereignisse, sondern die inneren Eigenschaften die wichtige Rolle haben.
Was für eine Funktion haben dann hier die Dialoge? Wir brauchen sie, um Elses Abhängigkeit von der Gesellschaft schildern zu können. Natürlich kann aber die Beziehung mit seiner Umgebung auch aus dem Monolog erschlossen werden. Wir erfahren Informationen sowohl über ihre Freundes- „Wie allein bin ich da! Ich habe keine Freundin, ich habe auch keinen Freund. Wo sind sie alle?“[1] – als auch über ihre Familienbeziehungen. „Jeder hat eigentlich Angst vor dem andern, jeder ist allein. Die Mama ist allein, weil sie nicht gescheit genug ist und von niemanden was weiß, nicht von mir, nicht von Rudi und nicht von Papa.[…]“.[2] Mit Hilfe dieser Aussagen bekommen wir schon am Anfang des Werkes ein Bild darüber, dass Else einige Probleme in ihrem Leben hat; sie fühlt sich ganz allein und vereinsamt auf der Welt, weil sie über keine richtigen Kontakte mit anderen Leuten verfügt.
Später taucht aber in der Erzählung auch eine noch größere Krise von Else auf. Das hochgemute, neunzehnjährige Mädchen muß sich Geld verschaffen, weil sich ihre Familie in einer ökonomischen Krise befindet. Um das notwendige Mittel von Herrn von Dorsday zu bekommen, muß aber sie eine Forderung erfüllen: „Nichts anderes verlange ich von Ihnen, als eine Viertelstunde dastehen dürfen in Andacht vor Ihrer Schönheit“.[3] Hier geriet das junge Mädchen in eine Entscheidungssituation, die die Hauptkrise der Geschichte bedeutet: soll sie diese Voraussetzung akzeptieren oder nicht!? Von hier ab kann über eine Zwiespalt der Protagonistin gesprochen werden : s ie will versuchen, sowohl die Forderungen der Familie als auch die von Dorsday so zu erfüllen, dass sie daneben auch ihre eigene Identität rettet. Sie möchte ihrem Vater helfen, aber es würde eine große Erniedrigung für sie bedeuten, sich vor Dorsday nackt zeigen zu müssen. Das Hauptthema des Werkes bilden eigentlich die Gedanken von Else darüber, was sie machen sollte in dieser Situation machen sollte. Auf der einen Seite vertritt sie den Standpunkt, dass sie sich für kein Geld verkaufen würde. „Niemals. Nie werde ich mich verkaufen. Ich schenke mich her. Ja, wenn ich einmal den Rechten finde, schenke ich mich her. Aber ich verkaufe mich nicht. Ein Luder will ich sein, aber nicht eine Dirne.“[4]. Gegen die Akzeptierung des Angebots spielt auch ein anderer Faktor eine wichtige Rolle: als „ein anständiges Mädchen aus einer guten Familie“[5] kennt sie die moralischen Regeln der Gesellschaft, und will sich nicht dagegen vergehen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch für die Annahme der Bedingungen zwei Argumente: Else will ihren Eltern helfen; und mit der „Betrachtung ihres Körpers“ von einem Mann würde einer ihrer alten Wünschen verwirklicht werden. Schon am Anfang des Werkes gibt es Andeutungen darauf, dass Else sehr zufrieden mit ihrem Körper ist - “ Wie schön meine blondrote Haare sind, und meine Schultern; meine Augen sind auch nicht übel.“[6] - und sich gern einem Publikum zeigen würde. Renate Wagner hat darüber Folgendes in ihrem Buch geschrieben: „Sie hat eine freizügige Einstellung zu ihrem Körper, den sie seiner Schönheit willen gern den Blicken preiszugeben gewillt ist[…].“[7] Das einzige Problem ist, dass sich Else diese „Aufdeckung“ ihres Körpers unter anderen Umständen vorgestellt hat. Es gibt eine Szene, wo die Begeisterung für ihre Figur so große Dimensionen annimmt, dass schon über eine Art Narzißmus gesprochen werden kann. „Bin ich wirklich so schön wie im Spiegel? Ach, kommen sie doch näher, schönes Fräulein. Ich will Ihre blutroten Lippen küssen. Ich will Ihre Brüste an meine Brüste pressen. Wie schade, dass das Glass zwischen uns ist, das kalte Glas.“[8] Aufgrund dieses Beispiels läßt sich aber nicht nur behaupten, dass Else sich für besonders anziehend gehalten hat, sondern, - wie darauf schon hingewiesen wurde, - dass sie auch erotische Gedanken hatte. Sie hat sich aber nicht nur über Sexualität Gedanken gemacht, sondern auch über die „Liebe“, obwohl sie dieses Gefühl eigentlich nicht gekannt hatte. „Ich bin nicht verliebt. In niemanden. Und war noch nie verliebt.“[9].
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[1] Schnitzler, Arthur, „Fräulein Else”, in: Arnold, Heinz Ludwig (Hg.), Arthur Schnitzler Spiel im Morgengrauen: Erzählungen 1923-1931 ggf. Arthur Schnitzler Ausgewählte Werke in acht Bänden. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag GmbH, 1999, S. 19
[2] Ebd. S. 23
[3] Ebd. S. 33
[4] Ebd. S. 36
[5] Ebd. S. 45
[6] Ebd. S. 51.
[7] Linken, Hans-Ulrich, Erläuterungen zu Arthur Schnitzler Leutnant Gustl und Fräulein Else ggf Königs Erläuterungen und Materialien. Hollfeld: C. Bange Verlag, 1989, S. 27.
[8] Schnitzler, Arthur, „Fräulein Else S.54.
[9] Ebd. S. 8.
- Citation du texte
- Zsuzsanna Pencz (Auteur), 2008, Analyse des inneren Monologs in Schnitzlers Erzählung 'Fräulein Else', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134373