Durch die massenmediale Überflutung sind Jugendliche und junge Erwachsene immer neuen Herausforderungen gegenübergestellt. Innerhalb ihrer Entwicklung stehen sie immer neuen Aufgaben gegenüber. Eine dieser Aufgaben umfasst die Entwicklung einer gesunden Körperwahrnehmung und eines reflektierten Selbstbildes. Diese Entwicklung kann durch verschiedene Einflüsse, wie Fernsehen, Werbung und soziale Medien gestört werden und zu negativen Auswirkungen führen.
Diese Arbeit soll die Einflüsse von Medien, insbesondere sozialen Medien, auf die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren mögliche Auswirkungen herausarbeiten. Darüber hinaus soll der Glauben an Bilder und Bildmanipulationen untersucht werden, um folgende Forschungsfragen zu beantworten: lnwieweit beeinflussen Medien die eigene Körperwahrnehmung junger Rezipientlnnen und welche potenziellen negativen Auswirkungen können sich daraus ergeben? Gibt es ein Bewusstsein über das Anwenden von Bildmanipulationstechniken und wenn ja, warum beeinflussen uns diese manipulierten Bilder in unseren Vorstellungen zu ldealen?
Menschen spritzen sich Botox, machen eine Diät nach der anderen, rutschen in die Magersucht, lassen sich die Beine in jungen Jahren brechen, um diese zu verlängern oder nehmen anabole Steroide, um die Entwicklung eines gestählten Körpers zu unterstützen. Solche Strapazen, Schmerzen und gesundheitliche Risiken werden zum Erreichen der aktuellen Schönheitsideale in Kauf genommen. Wo es früher besonders den Adeligen und Wohlhabenden vergönnt war Schönheitsideale zu setzen, zu erhalten und zu leben, ist es durch die mediale Massenverbreitung und -verfügbarkeit heute jedem möglich, solchen zu begegnen und ihnen nachzueifern.
Besonders Jugendliche und junge Erwachsene, die mit den neuen und sozialen Medien aufgewachsen sind, stehen vor einer Vielzahl an Entwicklungsaufgaben, die es zu bewältigen gilt. Sie stehen in einem Spannungsfeld von Meinungen ihrer Peergroup, elterlichen Vorgaben sowie den Einflüssen der Medien und anderer Industriezweige. So werden sie in den Medien jeden Tag von einer Flut an Bildern schöner Menschen überschwemmt und das nicht mehr nur in Film und Fernsehen, Printmedien oder Werbeplakaten. Auch in den sozialen Medien wie Instagram, Snapchat oder TikTok ist das zur Schau stellen schöner Körper bereits lange angekommen und findet großen Anklang. Beliebte Challenges wie #thighgap, #bellybuttonchallenge, #collarbonechallenge und die #bikinibridge Challenge sind nur ein paar der Beispiele für das schlanke Schönheitsideal unserer westlichen Gesellschaft. Schlank sein ist in Mode und somit das aktuelle, erstrebenswerte Schönheitsideal, welches besonders durch Medien suggeriert wird.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung
1.3. Aufbau der Arbeit
2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Zielgruppenbestimmung Jugendliche undjunge Erwachsene
2.2. Die Begriffe Schönheit und Schönheitsideal
2.3. Sozialisation
2.4. Jugend als Lebensphase
3. Schönheitsideale im Wandel der Zeit
3.1. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert
3.2. Das 20. Jahrhundert
3.3. Das21.Jahrhundert
3.4. Stereotype Schönheit
3.4.1. Typisch männlich
3.4.2. Typischweiblich
4. Entstehungvon Schönheitsidealen
4.1. Das Bedürfnis nach Prestige und Status
4.2. Kulturelle Einflüsse und der Vergleich mit anderen Ländern
4.3. EinflussderMedien
4.3.1. Bedeutung von Medien für Jugendliche undjunge Erwachsene
4.3.2. Film, Fernsehen und Werbung
4.3.3. ManipulierteBilder
4.3.4. SozialeMedien
4.4. Einfluss andererlndustriezweige
5. Auswirkungen von Schönheitsidealen auf Jugendliche undjunge Erwachsene
5.1. Potenzielle negative Effekte
5.1.1. Auswirkungen auf die Jugendphase
5.1.2. Bodyshaming
5.1.3. Schönheitschirurgie
5.1.4. Essstörungen
5.1.5. Fitnesstrend
5.1.6. DaseigeneKörperbild
5.2. PotenzielleChancen
5.2.1. Emotionale Unterstützung
5.2.2. Selbstdarstellung und -inszenierung
5.2.3. Das Entwickeln und Aufrechterhalten sozialer Kontakte
5.2.4. Apps, Spieleundlnformationsbeschaffung
5.2.5. Körpermodifikationen
5.3. Diskussionsteil
6. Fazit
6.1. Schlussfolgerungen
6.2. Handlungsempfehlungen
6.3. Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Venus von Willendorf
Abbildung 2 Adonischer Körper aus der Antike
Abbildung 3 Weiblicher Körper aus der Antike
Abbildung 4 Mittelalterliche Darstellung der Frau
Abbildung 5 Der typische Bubikopf
Abbildung 6 Marilyn Monroe
Abbildung 7 Twiggy
Abbildung 8 Kate Moss am Anfang der 90er
Abbildung 9 Victoria Secret Engel
Abbildung 10 Darstellung eines männlichen Ideals auf der McFit Website
Abbildung 11 Werbung eines Schlafzentrums
Abbildung 12 Äthiopierin mit Tellerlippe
Abbildung 13 Die Giraffenfrauen
Abbildung 14 Biene Maja links früher und rechts heute
Abbildung 15 Bob der Baumeister links früher und rechts heute
Abbildung 16 Eine Darstellung wie Photoshop das Aussehen verändern kann
Abbildung 17 Ergebnis der Bildbearbeitung des Fotografen Rankin
Abbildung 18 Thigh Gap Challenge
Abbildung 19 A4 Waist Challenge
Abbildung 20 Bikini Bridge
Abbildung 21 Belly-Button-Challenge
Abbildung 22 Collarbone Challenge
Abbildung 23 Penis & Vulva Talk
Abbildung 24 Germany's Next Topmodel Finalistinnen 2022
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Übersicht der Chirurgischen Eingriffe in Deutschland 2015, 2019, 2020
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
„Zu Tode gehungert; mit Messern malträtiert; Injektionen mit einem muskellähmenden Gift erhalten; oberste Hautschicht verdampft; Fremdkörper eingepflanzt; Beine von fremder Hand gebrochen; mittels Laser Löcher in die Haut geschossen; Schmerzen durch großflächige Wunden; mit Hormonen vollgepumpt; geschwollene Gesichter; Lider, die sich nicht mehr ganz schließen lassen“(Richter, 2009, S. 15). Dieses Zitat verdeutlicht in einer Kurzfassung, welche Möglichkeiten es mittlerweile gibt, um den menschlichen Körper zu modifizieren, zu optimieren und nach den eigenen Vorstellungen zu formen, damit man sich schön fühlen könnte. Menschen spritzen sich Botox, machen eine Diät nach der anderen, rutschen in die Magersucht, lassen sich die Beine in jungen Jahren brechen, um diese zu verlängern oder nehmen anabole Steroide, um die Entwicklung eines gestählten Körpers zu unterstützen. Solche Strapazen, Schmerzen und gesundheitliche Risiken werden zum Erreichen der aktuellen Schönheitsideale in Kauf genommen. Wo es früher besonders den Adeligen und Wohlhabenden vergönnt war Schönheitsideale zu setzen, zu erhalten und zu leben, ist es durch die mediale Massenverbreitung und -Verfügbarkeit heutejedem möglich, solchen zu begegnen und ihnen nachzueifern.
Besonders Jugendliche und junge Erwachsene, die mit den neuen und sozialen Medien aufgewachsen sind, stehen vor einer Vielzahl an Entwicklungsaufgaben, die es zu bewältigen gilt. Sie stehen in einem Spannungsfeld von Meinungen ihrer Peergroup, elterlichen Vorgaben sowie den Einflüssen der Medien und anderer Industriezweige. So werden sie in den Medien jeden Tag von einer Flut an Bildern schöner Menschen überschwemmt und das nicht mehr nur in Film und Fernsehen, Printmedien oder Werbeplakaten. Auch in den sozialen Medien wie Instagram, Snapchat oder TikTok ist das zur Schau stellen schöner Körper bereits lange angekommen und findet großen Anklang. Beliebte Challenges wie #thighgab, #bellybuttonchallenge, #collarbonechallenge und die #bikinibridge Challenge sind nur ein paar der Beispiele für das schlanke Schönheitsideal unserer westlichen Gesellschaft. Schlank sein ist in Mode und somit das aktuelle, erstrebenswerte Schönheitsideal, welches besonders durch Medien suggeriert wird. Allerdings ist nicht mehr so dünn sein wie Kate Moss oder Claudia Schiffer in den 90ern in Mode. Heute sind Mann oder Frau schlank und durchtrainiert. Bekannte Persönlichkeiten machen es in Film, Fernsehen und anderen Medien vor.
Eine wachsende Größe sind hier auch die sogenannten Influencerlnnen, die bei Instagram, YouTube und Co. zu sehen sind. Ein Indiz dafür sind ihre Zahlen der Follower, also die Zahl der Empfänger bestimmter Persönlichkeiten oder Institutionen. Während Spitzenpolitiker und -Politikerinnen wie Olaf Scholz 1,9 Millionen und Annalena Baerbock lediglich 534 Tausend Followerlnnen (Stand Juni 2022) bei Instagram aufweisen können, liegen die von bekannten Influencernlnnen wie beispielsweise bibisbeautypalace bei 8,2 Millionen und Pamela Reif bei 8,8 Millionen. Heidi Klum schafft es sogar auf 9,5 Millionen Followerlnnen im bei Instagram. Sie leben es vor. Das Ideal vom schlanken und trainierten Körper und einer schier unendlichen Schönheit injeder Lebenslage. Hinter den vermeintlich idealen Bildern stecken allerdings stundenlanges Schminken, stylen der Haare und wo dies nicht mehr ausreicht, werden integrierte Filter wie bei Instagram oder Bearbeitungssoftwares wie Photoshop eingesetzt, um die Bilder dem Ideal anzugleichen.
Zwar ist das Bewusstsein gegenüber den Bearbeitungstechniken und Inszenierungen gewachsen, doch die ständige und niedrigschwellige Verfügbarkeit bietet nicht nur Chancen für die Entwicklungsaufgaben jugendlicher undjunger Erwachsener, sondern auch Risiken, die das Schönheitsideal nachhaltig beeinflussen können (vgl. Derenne/Beresin, 2017, S. 131).
1.2. Zielsetzung
Durch die massenmediale Überflutung sind Jugendliche und junge Erwachsene immer neuen Herausforderungen gegenübergestellt. Innerhalb ihrer Entwicklung stehen sie immer neuen Aufgaben gegenüber. Eine dieser Aufgaben umfasst die Entwicklung einer gesunden Körperwahmehmung und eines reflektierten Selbstbildes. Diese Entwicklung kann durch verschiedene Einflüsse, wie Fernsehen, Werbung und soziale Medien gestört werden und zu negativen Auswirkungen führen.
Diese Arbeit soll die Einflüsse von Medien, insbesondere sozialen Medien auf die Zielgruppe der Jugendlichen undjungen Erwachsenen, sowie deren mögliche Auswirkungen herausarbeiten. Darüber hinaus soll der Glauben an Bilder und Bildmanipulationen untersucht werden, um folgende Forschungsfragen zu beantworten:
-Inwieweit beeinflussenMedien die eigene Körperwahrnehmungjunger Rezipientinnen und welche potenziellen negativen Auswirkungen können sich daraus ergeben?
-Gibt es ein Bewusstsein über das Anwenden von Bildmanipulationstechniken und wenn ja, warum beeinflussen uns diese manipulierten Bilder in unseren Vorstellungen zu Idealen?
Für ein allgemeines Verständnis von Schönheit und Schönheitsidealen, werden die Be- grifflichkeiten erläutert und der Wandel dieser in den historischen Kontext gesetzt. Darüber hinaus werden geschlechtliche stereotype Schönheitsbilder herausgearbeitet. Zur Gewinnung einer besseren Übersicht wird die Entstehung von Schönheitsidealen in individuelle, kulturelle, mediale und andere Einflüsse unterteilt. Ferner werden die Auswirkungen von Schönheitsidealen auf Jugendliche undjunge Erwachsene in potenzielle negative Effekte, sowie potenzielle Chancen aufgeteilt und analysiert. Abschließend wird im Diskussionsteil eine umfassende Darstellung der wichtigsten Punkte zusammengeführt, sowie konkrete Handlungsempfehlungen basierend auf den Ergebnissen gegeben.
1.3. Aufbau der Arbeit
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird die Methode der Literaturrecherche verwendet. Hierfür wird vornehmlich Literatur verwendet, die sich auf Erscheinungen des 20. und 21. Jahrhunderts beziehen, um einen historischen Kontext der Begrifflichkeiten Schönheit und Schönheitsideale herzuleiten. Für die Betrachtung aktueller Phänomene werden die Ergebnisse vorwiegend auf zeitaktuelle Literatur gestützt, um den aktuellen Stand der Forschung aufzuarbeiten.
Dabei ist die Arbeit in 6 Kapitel unterteilt. Nach der Einleitung wird im zweiten Kapitel der theoretische Hintergrund dargestellt. Dazu gehört die Zielgruppenbestimmung, die Definition der Begrifflichkeiten Schönheit, Schönheitsideale und Sozialisation, sowie die Erläuterung der Jugend als Lebensphase. Darauf gestützt werden im dritten Kapitel die Schönheitsideale im Wandel, also wie sie sich im Laufe der Jahrtausende gewandelt haben, untersucht. Im Anschluss wird die Entstehung von Schönheitsidealen erläutert und die kulturellen, medialen und andere relevante Einflüsse aufgezeigt. Bevor die Arbeit mit einem Fazit endet, beinhaltet das 5. Kapitel einen Diskussionsteil, sowie die möglichen unterschiedlichen Auswirkungen, die die genannten Einflüsse auf das Schönheitsideal bei Jugendlichen undjungen Erwachsenen haben können. Dabei werden sowohl potenzielle negative Effekte als auch potenzielle Chancen erörtert.
2. Theoretischer Hintergrund
Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit dem theoretischen Hintergrund zur Zielgruppenbestimmung von Jugendlichen undjungen Erwachsenen, sowie mit den Definitionen der Begrifflichkeiten Schönheit, Schönheitsideale und Sozialisation. Zielgruppenbestimmung ermöglicht dabei eine Eingrenzung der untersuchten Zielgruppe und die Definitionen, sowie die Erläuterung der Jugend als Lebensphase geben einen kurzen Einblick, um in das Thema tiefer einsteigen zu können.
2.1. Zielgruppenbestimmung Jugendliche und junge Erwachsene
Die untersuchte Zielgruppe in dieser Bachelorarbeit sind Jugendliche undjunge Erwachsene des männlichen, sowie weiblichen Geschlechts. Das dritte Geschlecht findet an dieser Stelle, aufgrund mangelnder Forschungen keine Berücksichtigung.
Während es zu Anfang des 20. Jahrhunderts nur die Unterscheidung zwischen Kindheit und Erwachsenenalter gab, befindet sich heute traditionell die Jugend zwischen diesen beiden Phasen. Als klar definiertes Eintrittskriterium wird dabei die Pubertät angesehen, die allerding beijedem Individuum unterschiedlich einsetzen kann. Der Übergang in das Erwachsenenalter hingegen ist schwerer zu erfassen, da er sich nicht an körperlichen Entwicklungen festmachen lässt (vgl. Fleischer, 2018, S. 65-67). Je nach Lebensumständen könnte beispielsweise ein junger Mann Mitte 20 bereits Führungsverantwortung übernehmen. Ein anderer im selben Alter könnte hingegen kaum in der Lage sein, einfachste Herausforderungen, wie das Finden einer Tagesstruktur, zu bewältigen. Dementsprechend ist eine genaue Datierung aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsfaktoren nicht möglich. In Deutschland umfasst die Jugendphase etwa das Alter zwischen 15 bis 20 Jahren (vgl. Fleischer, 2018, S. 68). Da es mittlerweile auch eine Generation gibt, die mit den digitalen Medien aufgewachsen ist, die sogenannten Digital Natives, bezieht sich die untersuchte Gruppe auf ein Alter zwischen 15 und 23 Jahren. Dies umfasst die Jugendphase und das frühe Erwachsenenalter. So können mögliche Auswirkungen, sowie Einflüsse besser beleuchtet werden.
2.2. Die Begriffe Schönheit und Schönheitsideal
An dem Versuch Schönheit zu definieren, probierten sich bereits unzählige Dichter, Denker, Philosophen und Lyriker, unter denen sich auch bekannte Persönlichkeiten befanden. Kant beschreibt das Schöne beispielsweise als etwas, was ohne das Zutun von Begriff- lichkeiten gefällt. Schiller hingegen bezeichnete die Schönheit als ein Symbol des vollkommen Guten (vgl. Posch, 2009, S. 20). Auch Dante formulierte eine Definition von Schönheit, in der man das schön nennt, „dessen Teile in entsprechendem Verhältnis zueinander stehen. Denn aus der Harmonie der Teile entspringt Wohlgefallen. Ein Mensch erscheint dann als schön, wenn seine Glieder in entsprechendem Verhältnis zueinander stehen.“(Richter, 2009, S. 27). Diese Theorie lässt sich evolutionsbiologisch stützen, da Asymmetrie oder größere Abweichungen von der Norm auf Krankheiten oder Störungen in der Entwicklung schließen ließen. So wurden solche Menschen selektiert und als unattraktiv für die Fortpflanzung empfunden (vgl. Stirn/Zannoni, 2017, S. 1009). Dantes Definition findet aber auch heute noch teilweise ihre Anwendung. Schönheit wird versucht durch die Gesichtssymmetrie zu bestimmen. Zwar haben sich die Idealvorstellungen auf den Körper durch die Epochen hindurch verändert, doch das ästhetische Empfinden der Gesichtssymmetrie ist ähnlich geblieben (vgl. Gläßel, 2010, S. 40). So haben sich kulturunabhängige, geschlechtsspezifische und -unspezifische Merkmale wiederholt feststellen lassen (vgl. Kalter/Trunk, 2021, S. 3). Schönheit ist zwar relativ, liegt aber nicht nur an den persönlichen Vorlieben des Betrachters. Das ästhetische Empfinden ist auch das Ergebnis von Sozialisationsprozessen und wird übergreifend in verschiedenen Altersund sozialen Klassen verwandt betrachtet. Sie ist also durch die Gesellschaft geprägt. Dennoch kann sie nicht verallgemeinert werden, da Schönheit auch von persönlichen Vorlieben abhängig ist (vgl. Richter, 2009, S. 27). Sie bezieht sich vornehmlich auf äußerliche Eigenschaften von Objekten. In Bezug auf die menschliche Schönheit liegt der Fokus überwiegend auf dem Körper und dem Gesicht. Zu betrachtende Areale wären zum Beispiel Gesichtszüge, Hautfarbe, die Körpergröße, sowie -form (vgl. Gläßel, 2010, S. 40). Außerdem ist ihre Beurteilung unterschiedlich und vor allem kulturabhängig. Während in afrikanischen Ländern eher der üppige Frauentyp als schön gilt, ist das dünne westliche Ideal dort eher ein Zeichen für Armut und Not (vgl. Posch, 2009, S. 102).
Heute ist Schönheit besonders „ein Diktat von Medien, Modemachem und Werbung“(Richter, 2009, S. 16), da die massenmediale Verbreitung den Zugang ermöglicht und erweitert hat.
Der Begriff des Ideals lässt sich etymologisch auf das Wort „Idee“ zurückführen und bedeutet so viel wie Vorstellung oder Gedanke. Vom Verständnis her ist ein Ideal also ein gedachtes, vollkommenes Muster und bezeichnete vor dem 19. Jahrhundert noch etwas Vollkommenes und Unerreichbares (vgl. Posch, 1999, S. 35-36). Vor der Verbreitung der Massenmedien waren Ideale, besonders Schönheitsideale, den Wohlhabenden und dem Adel vorbehalten. Dies spiegelte sich darin wider, dass beispielsweise Gemälde und teure Kleidung eben nur für sie zugänglich waren. Durch die Verbreitung der Massenmedien hat sich dies allerdings grundlegend verändert. Die Flut an Bildern schöner Menschen in Film, Fernsehen und seit dem 21. Jahrhundert vermehrt, auch im Internet und den sozialen Medien, hat dazu geführt, dass Schönheitsideale für jeden zugänglich gemacht wurden, um solche als erstrebenswertes und erreichbares Vorbild zu erachten (vgl. Posch, 1999, S. 36). Dieser Prozess verleitet Menschen einerseits dazu, sich nicht mehr unbedingt mit realen und greifbaren Persönlichkeiten zu vergleichen, sondern die Schönheitsikonen als erstrebenswerten Maßstab zu betrachten (vgl. Posch, 1999, S. 67). Andererseits bieten besonders bildbasierende soziale Medien die Möglichkeit, sich mit einem Klick auf der ganzen Welt vergleichen zu können.
2.3. Sozialisation
Die Idee der westlichen Gesellschaft von dem was schön ist hängt nicht nur von den gesellschaftlichen Schönheitsidealen ab, sondern auch von dem Prozess der Sozialisation. Dazu ist es notwendig den Begriff zunächst kurz näher zu erläutern.
Sozialisation ist „als der Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt“(Hurrelmann, 2006, S. 15) definiert.
Sie beginnt vermutlich bereits im Bauch der Mutter, aber spätestens mit der Geburt (vgl. Hoffmann et al., 2017, S. 4). Der Mensch bildet sich innerhalb dieses Prozesses zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit, die sich innerhalb des Lebenslaufs mit der Auseinandersetzung der dazugehörigen Lebensbedingungen weiterentwickelt.
„Sozialisation ist die lebenslange Aneignung von und Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen Grundmerkmalen, die für den Menschen die »innere Realität« bilden, und der sozialen und physikalischen Umwelt, die für den Menschen die »äußere Realität« bilden“(Hurrelmann, 2006, S. 15-16).
Dabei umfasst die äußere Realität nicht nur die bewusste Erziehung, sondern auch unbeabsichtigte und unbewusste Entwicklungen, die zum Beispiel kulturelle oder soziale Vorgaben anstoßen, (vgl. Fleischer, 2018, S. 74). Sozialisatoren können bei Jugendlichen unter anderem die Familie, Schule, Gemeinschaften oder der Freundeskreis sein (vgl. vow Martial, 2012, S. 10-11). Aber auch Medien spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle, da besonders Jugendliche zu der Bevölkerungsgruppe gehören, die tagtäglich mit den Medien zu tun haben und eine besondere Affinität zu diesen besitzen (vgl. Fleischer, 2018, S. 83).
Innerhalb der Sozialisation erlernt das Individuum Verhaltensweisen, um sich zu ernähren, zu versorgen und in der Gesellschaft, in die er hinein geboren wurde, zu bestehen (vgl. Fleischer, 2018, S. 72).
Dementsprechend ist Schönheit zwar auch abhängig von persönlichem Geschmack, doch ist das Schönheitsempfinden auch wie in Kapitel 2.1. erwähnt, ein Resultat aus Sozialisationsprozessen, dieje nach Geschlecht auch unterschiedlich verlaufen können.
2.4. Jugend als Lebensphase
Die Bezeichnung Jugendphase wurde erst im 20. Jahrhundert eingeführt und bezeichnet den Zeitabschnitt zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter. Aus soziologischer Sicht ist sie durch unselbstständige, kindgemäße und andererseits auch schon durch selbstständige, erwachsenengemäße Anforderungen gekennzeichnet. Ein klar definiertes Eingangskriterium für den Übergang von der Kindheit in die Jugendphase ist der Beginn der Pubertät. Diese hat allerdings keinen klar definierten Zeitraum, da sie vomjeweiligen Entwicklungsstand abhängig ist. Also von individuellen, sowie geschlechtsspezifischen Reifungsprozessen. Die Dauer dieser Lebensphase wird dabei vom sozio-ökonomischen Status bestimmt. Das bedeutet, dass,je geringer das Bildungsniveau und das zur Verfügung stehende Kapital ist, das Erwachsenenalter umso eher beginnt. Typischerweise umfasst diese Phase in Deutschland aber ein Alter zwischen 15 bis 20 Jahren (vgl. Fleischer, 2018, S. 67-68). In einer stark individualisierten Gesellschaft ist die Jugendphase eine besonders herausfordernde Zeit, da sich in einem recht kurzen Abschnitt eine Vielzahl von Anforderungen ergeben, die es zu bewältigen gilt. Sie müssen verschiedene Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen, die aus biologischen Veränderungen, gesellschaftlichen und individuellen Anforderungen resultieren, durchlaufen. Diese können mit Spannungen und Krisen einhergehen (vgl. Boeger, 2021, S. 9). Darüber hinaus kommen in der Pubertät einige Veränderungen auf die Jugendlichen zu. Darunter fallen hormonelle und körperliche Veränderungen, die Identitätsbildung, der Umbruch der Beziehung zwischen den Jugendlichen und ihren Eltern, sowie Freunden und das Sammeln erster sexueller Erfahrungen. Zudem ist es das sensible Alter für die Übernahme von Schönheitsidealen (vgl. Vanagas, 2021, S. 227).
Die umfassende Medialisierung, die sich in den letzten Dekaden entwickelt hat (vgl. Rhein, 2013, S. 177) und die hochgradig individualisierte Gesellschaft stellt Jugendliche vor neue komplexe Herausforderungen, „für deren Bewältigung ihnen die klassischen Sozialisationsagenturen jedoch oft nicht mehr das passende Rüstzeug mit auf den Weg geben“(Calmbach/Borgstedt, 2013, S. 126). Da die bisher genutzten Sozialisationsagenturen wie z.B. die Familie, Vereine oder politische Organisationen nach und nach erweitert oder ersetzt werden, orientieren sich Jugendliche besonders an Peergroups und vor allem an den Medien, die neue Aufgaben übernehmen. Dabei führen sie sie an die veränderte digitale und analoge Kultur heran (vgl. Calmbach/Borgstedt, 2013, S. 127).
3. Schönheitsideale im Wandel der Zeit
Schönheitsideale verändern sich stetig, sind von derjeweiligen Kultur abhängig und können vielschichtig sein. Sie unterliegen Trends und sind bedingt durch individuelles Empfinden (vgl. Hemetsberger et al., 2009, S. 133). Was als schön gilt, hat sich in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder stark verändert und wurde zumeist vom Adel, der Kirche oder in der Neuzeit auch immer häufiger von den Medien vorgegeben (vgl. Deu- tinger, 2009, S. 104). Betrachtet man den Wandel der Schönheitsideale auch im geschlechtsspezifischen Kontext, ist auffällig, dass das weibliche Ideal deutlich mehr Veränderungen durchlaufen hat, als es bei den männlichen Vertretern der Fall war. Dementsprechend liegt die Gewichtung im folgenden Abschnitt eher auf dem weiblichen Schönheitsideal.
3.1. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert
Bereits Funde aus der Altsteinzeit um 30.000-10.000. v. Chr. lassen Schlussfolgerungen zu, dass bereits dort eine Art Ideal herrschte. Diese gefundenen Figuren aus Ton, Elfenbein oder Knochen zeigen unter anderem üppige Frauenkörper. Der wohl bekannteste Fund ist die Venus von Willendorf, die in Abbildung 1 zu erkennen ist (vgl. Posch, 1999, S. 37).
Abbildung 1 Venus von Willendorf
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: https://www.daskreativeuniversum.de/venus-von-willendorf/ [Zugriff 05.05.2022])
Die weite Verbreitung solcher Funde lässt vermuten, dass der anzustrebende Körper die nötigen Aspekte für das Überleben widerspiegelte. Während Frauenkörper große Brüste zum Stillen, breite Hüften als Zeichen für Gebärfähigkeit und üppige Oberschenkel mit den nötigen Fettreserven, die auch bei längeren Hungerperioden eine Schwangerschaft gewährleisten konnten, aufweisen mussten, waren es bei Männern die kräftigen Körper. Diese befähigten zur Jagd, um Nahrung zu beschaffen und zum Schutz ihres Nachwuchses vor eventuellen Feinden.
In der Antike machten sich Griechen, sowie Römer viele Gedanken zum Thema Schönheit. Dabei wurde nicht, wie so häufig, nur die weibliche, sondern auch besonders die männliche Schönheit betrachtet. Männer sollten eher athletisch oder auch adonisch sein. Bei Frauen war der schlanke Typ bevorzugt. Dennoch waren kleine Pölsterchen erlaubt. Es galt als schick, wenn man nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick war (vgl. Deutinger, 2009, S. 105).
Abbildung 2 Adonischer Körper aus der Antike
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle:https://www.pressestelle.tu-berlin.de/menue/tub_medien/newsportal/tipps_ter- mine/2008/der_diskobol_des_myron_die_beruehmteste_antike_darstellung_eines_dis- kuswerfers/ [Zugriff05.05.2022])
Abbildung 3 Weiblicher Körper aus der Antike
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: https://www.die-goetter.de/schoenheitsideale-im-wandel-der-zeit [Zugriff 05.05.2022])
Im Mittelalter hingegen ging es laut historischer Überlieferungen deutlich strenger zu. Hässlichkeit konnte als Delikt betrachtet werden. Bestrafungen reichten von Verschleierung über Kerker bis hin zur Verurteilung zum Tode auf dem Scheiterhaufen (vgl. Papa- runas, 2012, S. 162). Es gilt ein unauffälliges Schönheitsideal. Das zur Schau stellen von weiblichen Reizen war verpönt. Diese wurden durch die Kirche mit Teuflischem und Gefährlichem gleichgesetzt, dessen einzige Aufgabe es war, den Mann zu verführen. Die Unauffälligkeit sollte Keusch-, Einfach- und Reinheit signalisieren und als erstrebenswert betrachtet werden (vgl. Deutinger, 2009, S. 106-107). Schlanke und zierliche Frauenkörper ohne viel Brust konnten als Ideal des Mittelalters betrachtet werden (vgl. Dimilrioit. 2019, S. 66).
Abbildung 4 Mittelalterliche Darstellung der Frau
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: https://www.wmn.de/lifestyle/fashion/stylingtipps-mittelalter-schoenheitside- ale-fuer-frauen-idl27875 [Zugriff 06.05.2022])
Die Renaissance und Barockzeit hingegen widmeten sich wieder mehr der antiken Darstellung von Schönheit. Blasse Haut und üppigere Kurven waren wieder mehr gefragt. Korsetts, die zu einer Wespentaille verhalfen, hohe Frisuren, Perücken auf den Köpfen der Männer und gepuderte Gesichter waren typische Idealvorstellungen während der Barockzeit. Sie spiegelten Dekadenz, Prunk sowie Macht wider (vgl. Posch, 1999, S. 38). Wohl proportionierte, eher fülligere Körper galten lange als ein Zeichen des Wohlstands. Auch wenn die Kirche schon lange Völlerei als eine Sünde und Abkehr von Gott betitelte, postulierte man diese seit Ende des 19 Jahrhunderts als moralische Schwäche (vgl. Vana- gas, 2021, S. 199). Auch Gesundheitsratgeber für Frauen forderten eine intensivere Selbstüberwachung besonders bei Übergewichtigen, da dies als ein Zeichen von Gier und schlechtem Charakter zeugte. So begann das schlanke Körperideal sich langsam zu manifestieren (vgl. Schüttel, 2020, S. 6). Mit der Industrialisierung der Lebensmittelindustrie war es nun auch möglich, Essen für die Allgemeinheit verfügbar und bezahlbar zu machen, sodass der üppigere Körper langsam an Ansehen verlor (vgl. Vanagas, 2021, S. 194).
3.2. Das 20. Jahrhundert
Zur Jahrhundertwende wurde dann das Korsett abgelegt und der Schnürwahn mündete langsam in einem Schlankheitswahn (ygl. Merta, 2008, S. 196). Zwar wurden Reformen und Bewegungen durch den ersten Weltkrieg zunächst ausgebremst, doch das 20. Jahrhundert bleibt ein Zeitalter des Tempos, in dem Mode, sowie Ideale immer wieder stark variierten und wechselten (vgl. Deutinger, 2009, S. 111). Mit der emanzipatorischen Bewegung, die für das Wahlrecht von Frauen eintrat, eröffneten sich zunehmend neue Möglichkeiten für Frauen. Das Wahlrecht um 1920 beflügelte zu weiteren Freiheiten und führte zudem auch zur Veränderung von Schönheitsidealen. Bis dahin konnte man noch viel durch Kleidung zum Positiven verändern und Problemzonen kaschieren. Doch allmählich rutschte der Kleidersaum der Frauen herauf und die Länge ging nur noch bis unter die Knie. Die goldenen 1920er Jahre zeigten einen Frauentyp, der cool, sexy und deutlich leichter bekleidet, statt verschlossen war. Sie wollten sich damit von ihren Vorfahrinnen abheben und abgrenzen, da ihnen in der Gesellschaft oft nur eine untergeordnete Rolle zukam, in der sie zunächst unter dem Einfluss ihrer Väter und anschließend ihrer Ehemänner standen (vgl. Posch, 1999, S. 39). Besonders intellektuelle Frauen rebellierten gegen die Moralvorstellungen, sowie vorherrschenden Traditionen. Typisch für diese Zeit war die androgyne Frau mit Bubikopf und eher stereotypisch männlichen Merkmalen, wie Krawatten und weiten Hosen. Ziel war es, sexuelle und finanzielle Selbstbestimmung zu erreichen (vgl. Köffler, 2019, S. 104).
Abbildung 5 Der typische Bubikopf
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: https://www.br.de/puls/themen/leben/geschichte-der-schoenheit-mode-trends- durch-die-jahrhunderte-100.html [Zugriff 06.05.2022])
Zwischen 1900 und 1920 starteten Mediziner und Versicherungsgesellschaften Werbemaßnahmen für den Idealkörper, da inzwischen die Hypothese bestätigt wurde, dass bei Übergewicht die Lebenserwartung verkürzt wird. So wurden die ersten Gesundheitstabellen entworfen und Ärzte führten das regelmäßige Wiegen ihrer Patienten ein (vgl. Merta, 2008, S. 260). Die Verbreitung der Personenwaage an private Haushalte ab 1910 unterstützte die Selbstoptimierungsmaßnahmen für ein schlankes Ideal noch weiter (vgl. Schüttel, 2020, S. 6). Die Pölsterchen, die vorher durchaus gewünscht waren, wurden nun als sozialer Makel deklariert. Außerdem löste sonnengebräunte Haut den blassen Teint ab. Gebräunte Haut stand nun für Wohlstand, da sie zeigte, dass man sich einen Urlaub leisten konnte (vgl. Posch, 1999, S. 39).
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich nicht nur die bisherige emanzipatorische Bewegung, sondern auch das Schönheitsbild, sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Personen enorm. Alte Werte wurden wieder aufgenommen. Frauen sollten den mütterlichen Typ widerspiegeln (vgl. Deutinger, 2009, S. 113). Breite Hüften und ein üppigerer Busen waren Zeichen für die Gebärfähigkeit der Frau. Außerdem standen „Körper und Schönheit.. einzig und allein im Dienst von Volk und Rasse“(Wilk, 2002, S. 45). Aber auch der männliche Idealkörper wurde neu geformt. Er sollte den wehrfähigen und athletischen Soldaten darstellen (vgl. Mügge/Rindlisbacher, 2020, S. 12). Blaue Augen und blonde Haaren waren ebenfalls eine wünschenswerte Eigenschaft zur Erreichung des arischen Typs (vgl. Extradienst, 2005, S. 90).
Nach dem zweiten Weltkrieg lachten „in erster Linie hyperfeminisierte Hausfrauen, die ihren Ehemännern mit gutem Essen, weißer Wäsche oder einer blitzblanken Küche zu gefallen versuchten“(Köffler, 2019, S. 110-111) von Plakaten. Dabei wurden besonders üppigere weibliche Formen betont, indem die Taille wieder mit einem Korsett geschnürt wurde. Zudem wurde ein großer Busen durch entsprechende BHs hervorgehoben. Mary- lin Monroe war eines der bekanntesten Vorbilder und Sexsymbole der damaligen Zeit und ein Idol, was heute aufgrund ihrer Kleidergröße von 42 kaum vorstellbar wäre (vgl. Richter, 2009, S. 30).
Abbildung 6 Marilyn Monroe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: https://samkuusisto.com/female/4424-marilyn-monroe-height-weight-body-sta- tistics.html [Zugriff06.05.2022])
Durch den Strukturwandel der Öffentlichkeit und der Zunahme von Bilddarstellungen in Film, Fernsehen und der Fotografie wurden Schönheitsideale immer schneller verbreitet (vgl. Dimitriou, 2019, S. 68). In diesen Darstellungen gab es aber auch andere Ideale als die Sexsymbole. Hier waren es besonders jugendlichere, schlankere und elegantere Frauen, die gezeigt wurden. Seit I960 wurden Filmstars immer schlanker (vgl. Schüttel, 2020, S. 4). Frauen kämpften in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder zunehmend für ihre Rechte und Bedürfnisse. Ein wichtiger Schritt war die Einführung der Pille 1965, die den Zeugungsakt weitestgehend von der Sexualität trennte, damit sich Frauen zukünftig aktiv für oder gegen Kinder entscheiden konnten (ygX.Maake, 2004, S. 20). Auffallend war, dass den Meilensteinen der emanzipatorischen Bewegungen, die für Freiheiten und gleichgestellte Positionen der Frauen in der Gesellschaft erreicht wurden, ein Schlankheitsideal folgte. Dies schien als Abgrenzung zur bisherigen Mittelschichtfrau zu fungieren (vgl. Posch, 2009, S. 155). Ende der 60er Jahre löste das mager Model Twiggy, welches auf unzähligen Titelseiten von Magazinen zu sehen war, mit einer Größe von knapp 1.67 Meter und 41 Kilogramm die bisherigen Sexsymbole langsam ab und ebnete endgültig den Weg für die Schlankheitsära (vgl. Schüttel, 2020, S. 5).
Abbildung 7 Twiggy
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(Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/60-jahre-brd-ikone-der-models-duenn- mini-twiggy-1.411809 [Zugriff 06.05.2022])
Schönheit war schon eine Weile nicht mehr nur gottgegeben, sondern ein hart zu erarbeitendes Gut, welches sich besonders in dem Fitnesstrend der 70er und 80er Jahre widerspiegelte (vgl. Schüttel, 2020, S. 7). Schlank und muskulös waren die zu erreichenden Ideale, welche von der weiterhin wachsenden Verbreitung der Massenmedien sowie diversen Diät- und Optimierungswerbungen unterstützt wurden. In den 90er Jahren wurden zunehmend noch unerreichbarere Ideale populär. Die berühmten 90-60-90 waren nahezu unmöglich zu erreichen, da ein 90er Brustumfang eine Konfektionsgröße von 38 und der 60er Taillenumfang nicht einmal die Größe 34 war (vgl. Gläßel, 2010, S. 42). Aber auch Magermodells gewannen zunehmend an Popularität. In den 90ern präsentierten sich die sogenannten „Heroin-Chics“, wie Kate Moss, die mager, blass und androgyn aussahen. Auch Männer blieben nicht verschont, da von ihnen Training und Fitness erwartet wurde, wenn auch in abgespeckter Form (vgl. Posch, 1999, S. 72).
Abbildung 8 Kate Moss am Anfang der 90er
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(Quelle:https://www.camille.co.uk/blog/2013/10/which-body-ideal-do-you-fit-into/kate- moss-photographed-by-corinne-day-1990/ [Zugriff 06.05.2022])
3.3. Das 21. Jahrhundert
Mit dem Übergang zur Jahrtausendwende setzt sich zwar der Trend der Models weiter fort, doch es wird nicht mehr nur schlauchförmig und androgyn angestrebt. Die Frauen der 2000er sind an die Victoria Secret Models angelehnt. Sie sind zwar schlank, doch der besondere Fokus liegt auf dem Dekolleté. Push-Up BHs und Brustvergrößerungen gehören nun mehr zum Standard. Doch auch weiterhin wirdjedes Quäntchen Fett zugunsten eines trainierten und überdurchschnittlich schlanken Körpers bekämpft (vgl. Gläßel, 2010, S. 42).
Abbildung 9 Victoria Secret Engel
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(Quelle: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/gallery.models-im-wandel-der-zeit- vom-mannequin-zum-superstar.03b838cb-9b35-4c2b-85ad- d8aa215a2e50.html/id/d4906fe6-a0ad-42a2-bb55-ee3bcd751f44 [Zugriffl5.05.2022]) Während in den 1960er Jahren ein Model nur ca. 8% weniger als die amerikanische Durchschnittfrau wog, sind es mittlerweile knapp 23% (vgl. Hemetsberger et al., 2009, S. 134). Der Trend der überschlanken Models wurde allerdings von unglücklichen Ereignissen beschnitten. Seit 2007 gibt es in Deutschland ein Verbot für zu dünne Frauen auf dem Laufsteg. Es ist seitdem verboten, ein Model mit einem geringeren BMI als 18 zu beschäftigen. Auslöser dafür waren Vorkommnisse von Luisel Ramos und Ana Carolina Reston. Luisel Ramos war 22 Jahre alt und ein Model aus Uruguay. Sie starb an Herzkreislaufversagen. Ana Carolina Reston war ebenfalls 22 und verstarb an Organversagen. Bei beiden Frauen waren es Folgen des Hungerns, um schlank genug für ihre Karriere zu sein (vgl. Posch, 2009, S. 106-107).
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- Citar trabajo
- Anónimo,, 2022, Vergangene und aktuelle Schönheitsideale. Ursprünge und Auswirkungen auf Jugendliche und junge Erwachsene, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1342910
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