Das Gedicht „Pour faire le portrait d’un oiseau“ von Jacques Prévert wird unter Einbettung in die Biographie des Autors und dessen literarisches Werk analysiert und im Hinblick auf Logik, Kirche, Kunst und Natur interpretiert.
Wichtig ist hierfür der aktuelle Forschungsstand zu diesem Text, der Auskunft gibt über vorhandene Gedichtfassungen und deren Übersetzungen. Diese werden kritisch mit einander verglichen um daraus die wahrscheinliche Originalfassung des französischen Textes herauszukristallisieren und eine entsprechende Übersetzung des Gedichtes abfassen zu können, wobei der Exkurs zur Etymologie des Wortes „portrait“ und der des Wortes „tableau“ eine Rolle spielen wird.
Inhaltsverzeichnis:
1) Einleitung
1.1 Über den Autor Jacques Prévert
1.2 Préverts literarisches Werk
2) Zum Forschungsstand
3) Zum Gedicht „Pour faire le portrait d’un oiseau“
3.1 Vorhandene Gedichtfassungen
3.2 Vermutlich endgültige Gedichtfassung
4) Übersetzung des Gedichtes
4.1 Übersetzungen im Vergleich
4.1.1 Exkurs zur Etymologie des Wortes „portrait“
4.1.2 Exkurs zur Etymologie des Wortes „tableau“
4.2 folgliche Übersetzung
5) Analytische Textuntersuchung
6) Interpretation
6.1 Prévert prangert die allgemeine Logik an
6.2 Prévert gegen die Macht des Staates und der Kirche
6.3 Der Stellenwert der Kunst
6.4 Die Machtlosigkeit des Menschen gegen die Natur
7) Literaturliste
1) Einleitung
1.1 Über den Autor Jacques Prévert
Jacques Prévert wurde am 4.2.1900 von den Eheleuten André Prévert und Suzanne Prévert (geb. Catusse) als zweites von drei Kindern in Neuilly geboren. Von 1906 bis 1920 wohnte er in Paris, wo er von 1907 bis 1914 erst die Ecole Communale und später die Ecole Privée Catholique Hamen besuchte.
Nachdem er seine Schullaufbahn beendet hatte arbeitete Prévert von 1915 bis 1918 als Angestellter eines Supermarkts. 1920 wurde er wider Willen zum Absolvieren des zweijährigen Militärdienstes eingezogen.
Von 1924 bis 1928 war Prévert Mitwirkender im Maison de la rue du Château und bei den Surrealisten. Die surrealistische Einstellung läßt sich in den Werken Préverts deutlich an seiner Protesthaltung gegen die „nationale Kriegslüsternheit“[1],sowie an seiner Kritik an der „vernünftigen Weltordnung“[2] und an der Festgefahrenheit der Sprache selbst wiederfinden. So richten sich seine Werke oft gegen die staatliche Gewalt, die die Freiheit der Menschen bedroht und sie in Kriege hetzt. Auch die „vernünftige Weltordnung“ bedroht nach Prévert die persönliche Freiheit des Menschen und er bedient sich deshalb problematisierender Spiele, die sich bekannter logischer Strukturen bedienen, um gerade diese Logik zu durchbrechen um den Leser erkennen zu lassen wie absurd diese Weltordnung ist. Hier durchbricht er absichtlich die Regeln der Schreibweise, er läßt Punkte am Satzende wegfallen, gibt durch fremdartig erscheinenden Einsatz den Worten ganz neue Bedeutungen und eine neue Aussagekraft oder er erfindet gar neue Worte und erweitert so den intellektuellen Horizont seiner Leser.
Da Jacques Prévert sich in der Rolle des Surrealisten das Ziel gesetzt hat den menschlichen Geist aus den inneren und äußeren Zwängen zu befreien und damit zum Phantasieren und Nachdenken aufruft, üben seine Werke auch breite Kritik an dem System Kirche und der damit verbundenen Unterdrückung der Menschen, die durch die Moralvorschriften der Kirche mit Zwängen und Ängsten belegt werden und damit an persönlicher Freiheit verlieren. „In bewußter Antithese zur Überwirklichkeit Gottes will Prévert sich auf die Erde und ausschließlich auf die Erde beschränken.“[3]
Indem er sich über viele „Größen“ und über den Intellektualismus Europas lustig macht, übt er harte Kritik an der Idee von Größe und Erhabenheit auf gesellschaftlichem, kulturellem und historischem Gebiet.
1924 spielte Jacques Prévert die Hauptrolle in dem Theaterstück und späterem Film „Les Grands“ von Henri Fescourt. Nachdem Prévert ein Jahr später die Ehe mit seiner ersten Frau Simone Diènne angetreten hatte, begann er 1928 mit dem Schreiben. Im selben Jahr stellte er sein erstes offizielles Werk „Les animeaux ont des ennuis“ fertig. Ein Jahr später wurden seine ersten Gedichte in diversen Zeitschriften veröffentlicht.
Von 1932 bis 1936 war Jacques Prévert Mitwirkender bei der „Groupe Octobre“.
1944 heiratete Prévert seine zweite Frau Janine mit welcher er zwei Jahre später das erste und einzige Kind Michèle Prévert zur Welt bringt. Von seiner Tochter angeregt schrieb Prévert 1947 sein erstes Kinderbuch „Contes pour enfants pas sages“ dem später noch weitere folgen sollten.
Im Jahr 1945 veröffentlichte Jacques Prévert den ersten Gedichtband mit dem Titel „Paroles“, in welchem auch das Gedicht „Pour faire le portrait d`un oiseau“ erschien, welches den zu untersuchenden Gegenstand dieser Hausarbeit bildet.
Ein Jahr später entwickelte Prévert ein gemeinsames Projekt mit dem Titel „Histoires“ in Zusammenarbeit mit André Verdet. Im selben Jahr erschienen auch die ersten Filme Préverts auf der Leinwand.
Nicht nur als Filmemacher und Autor machte Prévert sich einen Namen, sondern auch mit seinen Collagen, die er erstmalig 1957 ausstellte, zwei weitere Ausstellungen folgten 1963 und 1966.
Wie auch seine Collagen aus vielen Stücken zusammengebastelt sind so nehmen auch seine Gedichte eine ähnliche Form an. Kindlers neues Literaturlexikon beschreibt die Gedichte Préverts als „scheinbar willkürliche Montage“ (Kindlers neues Literaturlexikon, Prévert, S.636), die er dem Surrealismus entlehnt. Dabei beschreiben einige seiner längeren Gedichte „mehrere Motive einer irrealen und zugleich vertrauten Landschaft, die sich aus einzelnen Erzählsträngen konstruiert“[4]
Thematisiert werden hierbei oft das emotionale Leid und der Kreislauf von Leben und Sterben, Geburt und Tod, welcher als elementare Realität dargestellt wird.
Am 11. April 1977 verstarb Jacques Prévert in Omonville-la-Petite/Manche.
1.2 Préverts literarisches Werk
Nachdem Préverts erste Werke 1929 bis 1931 in diversen Zeitschriften erschienen waren, wie die Texte „Un peu de tenu...“ in der Zeitschrift „Transaction“ (Nr.18), „Souvenirs de famille ou l‘Ange garde-chiourme“ im Revue „Bifur“ und „Tentative description d’un dîner de têtes à Paris – France“ im „Commerce“ (Sommer 1931), schrieb er 1932 sein erstes Theaterstück „Vive la presse“ für die „Groupe de choc Prémices“.
Nach seinem Beitritt zu der „Groupe Octobre“ verfasste Prévert einige Stücke für diese Gruppe wie „La bataille de Fontenoy“ (1933), „La famille tuyau de poêle“ (1934) und sämtliche Lieder, sowie kurze Theaterstücke wie „Les fantômes“, „La vie de famille“, „Il ne faut pas rire avec ces gens-là“, „Marche ou crève“, „Le palais de mirages“, „14 juillet“, „Le réveillon tragique“ (alle 1934).
Nachdem Prévert 1936 aufhörte in der „Groupe Octobre“ mitzuwirken, wurde sein Text „Le temps de noyaux“ in „Cinq poèmes contre la guerre“ von den „Poètes de Soutes“ im Frühjahr 1936 veröffentlicht. Im Oktober desselben Jahres veröffentlichte er den ersten Teil von „La crosse en l’air“ in „Soutes“, Nr.5. Im Jahr 1938 erschien „Le paysage changeur“ in „Essais et combats“, Nr.9 und erst sieben Jahre später verfasste Prévert „C’est à Saint-Paul-de-Vence...“ als Schreiben zu André Verdets „Souvenir du Présent“.
Préverts erster Gedichtband wurde 1945 bei den „Editions du Point du Jour“ in der Reihe „Le Calligraphe“ veröffentlicht und trug den Titel „Paroles“. Nach Helga Kats[5] deckt sich diese Ausgabe nicht ganz mit dem heute bekannten Gedichtband, sie wird aber als die eigentliche Erstausgabe von „Paroles“ betrachtet, während die endgültige Fassung erst 1947 fertiggestellt wurde.
Warum diese Gedichtsammlung den Titel „Paroles“ trägt, erklärt Helga Kats auf Seite 50 damit, daß dieser Ausdruck möglicherweise daraufhinweisen könnte, daß Prévert dem gesprochenen Wort mehr Bedeutung beigemessen hat als dem geschriebenen. Indem Helga Kats sich auf Andrée Bergens[6], Gérard Guillot[7] und Laster[8] beruft, ergibt sich die Vorstellung, daß die elementarste und bedeutenste Basis aller Worte zur Kommunikation die orale ist und daher auch für Prévert viel mehr Bedeutung hat als das Schriftbild eines Wortes.
Laut Helga Kats erwähnte Jacques Prévert aber in einem Interview mit Madeleine Chapsal ganz andere Überlegungen, nämlich, daß er darüber nachdächte, eine Neuauflage von „Paroles“ mit dem abgeänderten Titel „Jacquet Pervers – La Prose“ herauszubringen. Diese Idee wurde aber nie verwirklicht.
Die Werke in Paroles seien die persönlichsten, gleichzeitig weitreichensten und umfassensten Aussagen Préverts, Aussagen die durch Prägnanz und Intensität gekennzeichnet seien, sagt Helga Kats auf Seite 51 in Bezug auf Pierre de Boiseffre, „Les écrivains francais d’aujourd’hui“ (France, 4. Auflage: 1973).
Im folgenden Jahr veröffentlichte Prévert die Werke „Le cheval de Trois“, „Poèmes“, „L’ange garde-chiourme“ und den Gedichtband „Histoires“. 1947 folgten die Kinderbücher „Contes pour enfants pas sages“ und „Le petit lion“, sowie „Encore une fois sur le fleuve“. Weiter wurden in den kommenden Jahren „C’est à Saint-Paul-de-Vence...“ und „Paroles“ in einer neueren Auflage veröffentlicht.
Nachdem Prévert 1950 „Des bêtes...“ verfasst hatte, wurden im Jahr darauf zwei seiner bekanntesten Werke „Spectacle“ und „Le grand bal du printemps“ veröffentlicht, sowie „Vignette pour les vignerons“.
1952 folgten „Bim, le petit âne“, „Charmes de Londres“, „Lettre des Iles Baladar“ und „Guignol“ mit Zeichnungen von Elsa Henriquez, welcher auch das hier zu behandelnde Gedicht „Pour faire le portrait d’un oiseau“ gewidmet ist, wie auch „Contes pour enfants pas sages“ mit ihren Zeichnungen ausgestattet wurde. „Tour de chant“, „L’opéra de la lune“ und ein weiteres heute sehr bekanntes Buch „La plui et le beau temps“ erschienen im Jahr darauf, sowie „Lumière d’homme“ im Jahr 1955 und „Miro“ im Jahr 1956.
Weiter veröffentlichte Prévert 1957 „Images“ und 1959 „Enfance“ und „Portrait de Picasso“, sowie „Couleur de Paris“ (1961) und „Diurnes“ (1962). 1963 erschien ein weiteres sehr bekanntes Werk Préverts mit dem Titel „Histoires, et d’autres histoires“.
Wie in vielen anderen Werken Préverts, seien es Kinderbücher, Gedichtbände oder Geschichten, illustriert Prévert auch sein 1964 erschienenes Werk „Les chiens ont soif“ mit zahlreichen Bildern, hier mit Fotos von Max Ernst[9]. Das 1966 veröffentlichte bekannte Werk „Fatras“ illustrierte Prévert selber mit seinen selber entworfenen Bildern, bei „Varengeville“ (1968) verwendet er Malereien von Georges Braque, „Arbres“ (1968) enthält Radierungen von Georges Ribemont-Dessaignes und „Imaginaires“ (1970) beinhaltet wieder Préverts eigene Collagen.
1971 erscheint „Fromanger, Préface à une éxposition“ im Handel, im Jahr darauf „Choses et autres“ und Hebdomadaires“ mit Collagen von André Pozner.
Das 1974 erneut erschienene Stück „L’opéra de la lune“ beinhaltet Bilder von Jacqueline Duhème und Musik von Christiane Verger.
Das Vorwort zu Fernaud Mourlot: „Souveniers et portraits d’artistes“ verfasste Prévert 1975 und „12 chansons nouvelles“ mit Musik von Sébastian Maroto, wurde ebenfalls 1975 von „Zette“ gesungen.
Insgesamt beschäftigt sich Prévert in seinen Werken also zu einem sehr großen Teil mit der Kunst, sei es mit der musikalischen (z.B. in „12 chansons nouvelles“), mit der graphischen Kunst (wie u.a. durch die beigefügten Radierungen von Georges Ribemont-Dessaignes in „Arbres“), die er ja auch selber ausübt , oder mit der thematisierten Kunst , wie es u.a. in dem Gedicht „Pour faire le portrait d’un oiseau“ der Fall ist.
In diesem in „Paroles“ abgedrucktem Gedicht, was den Gegenstand dieser Arbeit bilden soll, malt Prévert sozusagen unter der Verwendung bestimmter Worte mit symbolisierendem Charakter ein Bild, was sich aus seinem Kopf über die Codisierung durch Buchstaben, die Wörter und Worte bilden, wiederum als Bild in den Kopf des Lesers überträgt, der damit gleichzeitig die Rolle des Betrachters einnimmt.
2) Zum Forschungsstand
Während Benard Chardère[10] und René Gilson[11] sich ausschließlich mit dem Autor Jacques Pévert und mit seinem Werk beschäftigen und dabei einen Überblick über sein literarisches Werk, sowie über seine Theaterstücke und seine Filme, wie auch über seine Collagen geben, wobei sich Gilson im wesentlichen darauf konzentriert, die Bibliographie Préverts niederzuschreiben, dementgegen Chardère dem Leser aber eine breite Fülle von Anschauungsmaterial bietet, wie z.B. Reproduktionen von den Collagen Préverts, Abbildungen von seinen Bucheinbänden oder Plakaten, sowie eine reichliche Auswahl an Fotos aus dem Leben von Jacques Prévert, beschäftigen sich Arnaud Laster[12], Regis Boyer[13], Verena Weber[14] und Helga Kats[15] weniger mit dem Autor Prévert als vielmehr mit seinem literarischen Werk. Hier konzentrieren sich alle vier Autoren auf die Untersuchung und Deutung der von Prévert verwendeten Sprachspiele in seinen Gedichten, Geschichten und Theaterstücken. Filme und Collagen werden hierbei im wesentlichen nicht beachtet.
Während sich Arnaud Laster mehr mit der inhaltlichen Bedeutung der in „Paroles“ abgedruckten Werke beschäftigt und nur sehr allgemein auf die sprachlichen Methoden Préverts eingeht, führen Helga Kats und Verena Weber eine Untersuchung der in Préverts Gedichten auftauchenden Struktur und deren möglicher Bedeutung durch. Hierbei führt Helga Kats eine Analalyse der in „Paroles“ vorkommenden Strukturelmente durch, wobei sie ihren Untersuchungsschwerpunkt auf verwendete Parallelismen, Wiederholungen und um die Einteilung in verschiedene Oppositionsebenen legt.
So ergibt Kats Untersuchung des Gedichtes „Pour faire le portrait d’un oiseau“ auf den Seiten 195 bis 197 die Einteilung des Gedichts in vier bestimmte Themengruppen, die sowohl durch syntaktische Gleichheit, als auch durch die gleiche grammatische Konstruktion erstellt wurden, und auf welche ich später noch genauer eingehen werde.
Verena Weber untersucht vor allem das kritische Moment in Préverts Werken, wobei sie fünf Hauptkritiken oder Hauptanklagepunkte in Préverts Werken aufzeigt (S. 157-171). Ein Hauptanklagepunkt, der sich in Jacque Péverts Werken finden läßt, sei die allgemeine Logik, die Zwänge und Grenzen einer „vernünftigen Weltordnung“ aufbaue, die den Menschen seiner persönlichen Freiheit beraube und in seinen Gedanken einschränke. Hierzu benutze Prévert Spiele, die sich bekannter logischer Strukturen bedienen, um gerade diese Logik zu durchbrechen und ad absurdum zu führen.
Ein weiterer von Prévert oft kritisierter Punkt sei die allgemein verwendete Sprache selbst und die damit verbundenen festgelegten Bedeutungen der Worte, denen Prévert in seinen Gedichten z.T. eine ganz neue Aussagekraft verleihe.
Auch die Kirche und die dadurch geprägte Gesellschaft sei ein oft kritisiertes Thema in Préverts Gedichten, wobei er hierzu gegen soziales Unrecht und Unterdrückung, sowie gegen die Zwänge protestiere, die den Menschen am Glücklichsein hindern, wie z.B. den Sündenkatalog und die Moralvorschriften der Kirche. Hierzu sagt M. Krüger[16] sogar „In bewußter Antithese zur Überwirklichkeit Gottes will Prévert sich auf die Erde und ausschließlich auf die Erde beschränken.“.
Der vierte Punkt Préverts Anklage richte sich gegen die Staatsmacht, die die Freiheit des Menschen bedrohe und ihn in Kriege hetze und sich hierzu sogar mit der Kirche verbünde.
Letzter Kritikpunkt sei die „Grandeur“, die Idee von Größe auf gesellschaftlichem, kulturellem und historischem Gebiet, über welche sich Prévert in seinen Werken lustig mache, wobei Préverts Kritik aber nicht zu einer argumentativen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Gegenstand führe, sondern sich rein auf die Lächerlichmachung seines Gegenübers beschränke (S.5). Hierfür benutze Prévert hauptsächlich eine einfache Sprache und einfache sprachliche Mittel, da er die Menscheen auf der Straße ansprechen will, d.h. das normale Volk, welches er durch seine Werke dazu animieren will, sich nicht in der persönlichen Freiheit durch irgendwelche äußeren oder inneren Zwänge einschränken zu lassen.
Alle diese von Weber angesprochenen Kritikpunkte lassen sich auch in dem Gedicht „Pour faire le portrait d’un oiseau“ wiederfinden, was anschließend noch näher erläutert wird.
3) Zum Gedicht „Pour faire le portrait d’un oiseau“
3.1 Vorhandene Gedichtfassungen
Um eine möglichst allgemeingültige Aussage über die Fassung des Gedichts erstellen zu können, wurden fünf Gedichtfassungen miteinander verglichen um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszustellen.
So läßt sich bei der abgedruckten Gedichtfassung bei Laster[17], sowie bei der von Helga Kats[18] und in dem Buch „Faire le point – Le commentaire littéraire et l’étude littéraire“[19] feststellen, daß die Zeile 13 wie folgt lautet: „se cacher derrière l’arbre“, wohingegen Friedrich Müller[20] uns folgenden Wortlaut in der 13. Zeile anbietet: „se cacher derrière un arbre“, was auch der im Internet[21] gefundene Text bekräftigt.
Rein quantitativ ausgewertet kommt also die Verwendung „se cacher derrière l’arbre“ häufiger vor als der Wortlaut „... un arbre“. Ein weiterer Grund, der dafür spricht, daß die ursprüngliche Fassung des Gedichts den Wortlaut „...l’arbre“ beinhaltet, ist der, daß Prévert in seinem Werk „Pour faire le portrait d’un oiseau“ überwiegend bei der erstmaligen Verwendung eine Wortes den unbestimmten Artikel „un“ oder „une“ hinzufügt, wohingegen die Wörter bei der späteren Verwendung immer den bestimmten Artikel „le“, „la“ oder „les“ bei sich haben. So ist zum Beispiel in der Überschrift des Gedichts die Wendung „...d’un oiseau“ eingesetzt und von der Zeile 8 an bis zum Ende des Gedichts ist von „l’oiseau“ die Rede und während in Zeile 2 „...une porte“ gesagt wird, wird dieselbe Tür später als „la porte“ bezeichnet (siehe Zeile 30). Daher könnte man schließen, daß es in Zeile 13 heißen muß: „se cacher derrière l’arbre“ da in Zeile 9 bereits die Anweisung „placer ensuite la toile contre un arbre“ gegeben wurde. Übersetzt würde siese Anwesung also lauten: „man lehne dann die Leinwand gegen einen Baum“...“man verstecke sich hinter dem Baum“. Der Leser darf sich also erst einen Baum selber auswählen und soll sich dann hinter demselben Baum verstecken und darauf warten, daß der Vogel den Käfig betritt, so daß der Leser unauffällig die Tür des Käfigs schließen kann.
[...]
[1] Kindlers neues Literaturlexikon, Prévert, S. 635
[2] Kats, Helga, „„Paroles“ von Jacques Prévert – Eine strukturalistische Untersuchung“ (Hamburg: 1976,
Romanistisches Seminar der Universität Hamburg)
[3] Krüger,M., „Préverts Pater Noster“ (Zeitschrift für französische Sprache und Literatur 79: 1969, 3, S.279)
[4] Kindlers neues Literaturlexikon, Prévert, S. 636
[5] Kats, Helga, „„Paroles“ von Jacques Prévert – eine strukturalistische Untersuchung“ (Hamburg: 1976, Romanisches Seminar der Universität Hamburg)
[6] Bergens, Andrée/Noakis, David, „Prévert vous parle“ (Engelword Cliffs: Prentice Hall 1968, XII, S.76)
[7] Guillot, Gérard, „Les Préverts“(Cinema d’aujourd’hui 47, Paris, Serhers: 1966, S. 21-22)
[8] Laster, Arnaud, „Paroles – Prévert“, Profil d’une oeuvre (Hartier, Paris: 1972, S. 57)
[9] Max Ernst (1891 – 1976), französischer Maler und Graphiker, sowie Surrealist
[10] Chardère, Bernard, „Jacques Prévert – inventaire d’une vie“ (Gallimard: 1997, Découvertes Gallimard, Littérature)
[11] Gilson, René, „Jacques Prévert – Des Mots et Merveilles“ (Paris: 1990, Belfond)
[12] Laster, Arnaud, „Paroles, Prévert“ (Paris: 1972)
[13] Boyer, Regis, „Mots et jeux de mots chez Prévert, Queneau, Boris Vian, Ionesco. Essai d’étude méthodique“
(Studia neophilologica 40, 1968, S. 317-358)
[14] Weber, Verena, „Form und Funktion von Sprachspielen – Dargestellt anhand des poetischen Werkes von Jacques Prévert“ (Frankfurt am Main: Rita G. Fischer Verlag, 1980)
[15] Kats, Helga, „„Paroles“ von Jacques Prévert – Eine strukturalistische Untersuchung“ (Hamburg: 1976, Romanisches Seminar der Universität Hamburg)
[16] Krüger, M., „Préverts ‘Pater Noster‘“ (Zeitschrift für französiche Sprache und Literatur 79 (1969), S.279)
[17] Laster, Arnaud / Gasiglia-Laster, Danièle, „Jacques Prévert – Oeuvres complètes“ (Gallimard)
[18] Kats, Helga, „„Paroles“ von Jacques Prévert – Eine strukturalistische Untersuchung (Hamburg: 1976, Romanisches Seminar der Universität Hamburg), S. 195
[19] Carrier-Nayrolles, Francoise, „Faire le point – Le commentaire littéraire et l’étude littéraire“ (Paris: 1998, Hachette Livre), S. 232
[20] Müller, Friedrich / Müller-Bek, Marlies / Passelaigue, Martine, „Poèmes francais – Französische Gedichte“ (München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1999), S. 176-178
[21] Internet-Adresse: http://xtream.online.fr/Prevert/oiseaux.html
- Citar trabajo
- Jana Dietsch (Autor), 2000, Jacques Prévert: Pour faire le portrait d'un oiseau, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134253
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