Eine Folge der stetigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Wandlungen ist, dass heute immer wieder Kompetenzen verlangt werden, die den erfolgreichen Umgang in sozialen Kleingruppen betonen. „Team- oder Gruppenfähigkeit ist zu einer vielzitierten Schlüsselqualifikation geworden, die die Wirtschaft unmissverständlich einfordert“ (Weidner, 2005, S. 8). Qualifikationen wie eigenverantwortliches Handeln, Flexibilität, Kooperationsfähigkeit, selbstän-diges lebenslanges Lernen, Konfliktfähigkeit, kommunikative und interaktive Kompetenzen, Gemeinschafts- und Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein usw. werden zunehmend gefordert (vgl. Weidner, 2005, S. 23). Diese gesellschaftlichen Veränderungen in der heutigen Zeit ziehen auch Konsequenzen für das Schulsystem nach sich. Die Ansprüche an die Schule generell, sowie deren Vermittlungsmethoden und Lernziele sind im ständigen Wandel. Die gesellschaftlichen Verhältnisse legen der Schule vermehrt Erziehungsaufgaben auf und die Wirtschaft ruft gleichzeitig nach Qualifikationen im Sinne fachlicher, sozialer und methodischer Kompetenzen. Da stellt sich die Frage, wie die Schule auf diese Veränderungen reagieren soll, um dem neuen Bildungsauftrag nachzukommen, und die Schüler ausreichend auf die Berufswelt und das Leben außerhalb der Schule vorzubereiten und zu qualifizieren (vgl. Bähr, 2005, S. 4).
Kann in der Übungszeit im engeren Sinne beobachtet werden, dass sich die zwei wesentlichen Bestandteile des Erziehenden Sportunterrichts, auf der einen Seite das fachliche Lernen des Stoffes (Erziehung zum Sport), und auf der anderen Seite die Persönlichkeitsentwicklung im Sinne allgemeinbildender Kompetenzen (Erziehung im Sport), wirklich miteinander kombinieren lassen?
In unserer Studie heißt dies konkret, ob das Erlernen des Handstands bzw. der Flugrolle (Bewegungsbildung) sich mit sozialem Lernen (Allgemeinbildung) verbinden lässt. Besteht der Sportunterricht in der Form der selbständigen Kleingruppenarbeit also nicht nur in der Vermittlung von Bewegungskompetenzen, sondern gibt er tatsächlich den Kindern den nötigen Handlungsspielraum für eine freie Entfaltung von Handlungssituationen, die das soziale und emotionale Lernen überhaupt erst möglich machen?
Die zweite wesentliche Frage dieser Arbeit lautet: Ist ein geschlechtstypisches Verhalten der Schüler in den Kleingruppen zu beobachten und sind sie unter Berücksichtigung der aktuellen Geschlechterforschung den Stereotypen zuzuordnen.
Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Vorwort
- Einführung
- Einleitung und Problemstellung
- Zielsetzung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Theoretische Grundlagen
- Was zeichnet (Sport)unterricht aus?
- Allgemeine Problematik des (Sport)unterrichts
- Was ist ein „Erziehender Sportunterricht“?
- Allgemeinbildende Ziele des (Sport)unterrichts
- Mehrperspektivischer Sportunterricht
- Kooperatives Lernen
- Was ist Kooperatives Lernen?
- Wieso gerade kooperatives Lernen?
- Das besondere Potential des Schulfaches Sport
- Empirische Befunde zum Kooperativen Lernen
- Schülerverhalten
- Lehrverhalten
- Bereitstellung der spezifischen Lernumgebung
- Sensible Begleitung der Lernprozesse
- Evaluation der Lern- und Gruppenprozesse
- Geschlechtstypisches Verhalten
- Geschlechtsdifferenzen und Geschlechterrollen
- Geschlechtstypik im Sport
- Ist Sport eine Männerdomäne?
- Frauen- und Männersport als dichotomes Feld
- Sport als Möglichkeitsraum zum „undoing gender“
- Geschlechtstypische Interaktionsmuster
- Folgerungen für das Kooperative Lernen
- Koedukation
- Was ist Koedukation?
- Koedukation als Konsequenz des „Erziehenden Sportunterrichts“
- Empirische Konsequenzen
- Was zeichnet (Sport)unterricht aus?
- Quantitative Prozessanalyse
- Untersuchungsdesign
- Stichprobe
- Treatment
- Datenerhebung und -bearbeitung
- Operationalisierung des Schülerverhaltens
- Definitionen der Kategorien und ihrer Ebenen
- Erläuterung der Kategorien
- Einordnung der Kategorien in die jeweiligen Ebenen
- Testgütekriterien
- Definitionen der Kategorien und ihrer Ebenen
- Ergebnisdarstellung
- Untersuchungsdesign
- Geschlechstspezifische Untersuchung des Schülerverhaltens
- Überleitung der Fragestellung auf die Geschlechterproblematik
- Ableitung der Hypothesen
- Ergebnisse
- Deskriptive Statistik
- Inferenzstatistik
- Interpretation und Fazit
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht geschlechtstypische Unterschiede im Verhalten von Schülerinnen und Schülern in einem offenen Sportunterricht. Sie ist Teil des Forschungsprogramms „Kooperatives Lernen in Sportunterricht und Training“ am Institut für Sportwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ziel der Arbeit ist es, die Effekte des Kooperativen Lernens im Sportunterricht zu evaluieren und zu untersuchen, ob und inwiefern geschlechtstypische Verhaltensmuster in einem offenen Sportunterricht auftreten.
- Kooperatives Lernen als didaktische Umsetzung eines Erziehenden Sportunterrichts
- Prozessanalyse des Schülerverhaltens in einem offenen Sportunterricht
- Geschlechtstypische Interaktionsmuster in peer-groups
- Koedukation als Konsequenz des Erziehenden Sportunterrichts
- Die Rolle der Kategorie Geschlecht im Sportunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 behandelt die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es werden die Merkmale des Erziehenden Sportunterrichts und des Kooperativen Lernens erläutert. Außerdem wird die aktuelle Geschlechterforschung und die Konstruktion von Geschlecht im Sport beleuchtet. Kapitel 3 beschreibt das Untersuchungsdesign und die Operationalisierung des Schülerverhaltens in einem offenen Sportunterricht. Kapitel 4 analysiert die Ergebnisse der Untersuchung und untersucht geschlechtstypische Unterschiede im Schülerverhalten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Erziehenden Sportunterricht, das Kooperative Lernen, die Prozessanalyse des Schülerverhaltens, geschlechtstypische Unterschiede, Koedukation, „doing gender“ und „undoing gender“ im Sport.
- Quote paper
- Alexander Scholz (Author), 2009, Geschlechtstypische Unterschiede im Verhalten der Schülerinnen und Schüler in einem offenen Sportunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134213
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