Splatterfilm und Slasherfilm – diese Bezeichnungen klingen vertraut und gehören zu einem großen Korpus an Filmen, die in den 70er und 80er Jahren in den USA auf den Markt drängen. Es sind blutige und sehr gewaltlastige Horrorfilme, die das Publikum spalten und die Kritiker einen: Bis auf wenige Ausnahmen wird das Genre mit überwältigend schlechten Kritiken überhäuft. Trotz seines enormen kommerziellen Erfolgs und der stilistischen Variationen wird der Slasherfilm von ‚Filmkennern‘ generell verspottet. Oft richtet sich dieser Hohn auch gegen das vornehmlich jugendliche Zielpublikum des Genres, das von manchen Kritikern folgendermaßen bezeichnet wird: „a legion of brain-dead pubescent zombies docilely filing into the nation's multiplexes for each new "teenie-kill" release.“ Von den Feministinnen werden die Filme als frauenverachtend geschmäht und von aufgebrachten Eltern, kirchlichen Vereinigungen sowie vom Gesetzgeber wegen Gewaltverherrlichung als gefährlich eingestuft und der Zensur unterworfen. Auch im akademischen Diskurs gelten Slasherfilme – wohl aufgrund ihres Status als Low Culture-Kino – lange Zeit als unwürdig und werden kaum kritisch untersucht. Spätestens seit den 90er Jahren findet jedoch ein Umschwung statt und der Slasherfilm erfährt eine zunehmende akademische Beachtung und Diskussion. Dies macht sich in zahlreichen Veröffentlichungen bemerkbar, die zunächst vor allem der psychoanalytischen Filmtheorie zugeordnet werden können, später – und gerade in der neuesten Zeit – aber auch andere Ansätze verwenden und so neue Perspektiven aufzeigen.
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Das zentrale Anliegen dieser Arbeit ist es daher, den Giallo und den Slasherfilm bezüglich ihrer genrespezifischen Merkmale zu untersuchen und zu vergleichen. Einen solchen Vergleich hat es bislang noch nicht gegeben. Dieser Ansatz ist deshalb interessant, weil er zwei auf den ersten Blick sehr ähnliche Genres untersucht, die etwa zur selben Zeit aufkommen, aber aus zwei verschiedenen Ländern bzw. Kontinenten stammen.
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Der Vergleich des Slasherfilms und des Giallos erfolgt nicht – wie etwa in Genre Guides oder sogenannten Fanzines – auf horizontaler Ebene [...] In dieser Arbeit soll vielmehr in die Tiefe gegangen und das Genre als Ganzes erfasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Genre und Genretheorie
- 2.1 Veränderbarkeit von Genres
- 2.2 Probleme der Genredefinition
- 3. Das Horrorgenre
- 3.1 Der klassische Horrorfilm
- 3.1.1 Das Konzept des Monsters im klassischen Horrorfilm
- 3.2 Der moderne Horrorfilm
- 3.3 Motive des modernen Horrorfilms
- 3.3.1 Splatter und Gewalt
- 3.3.2 Body-Horror und Body-Count
- 3.3.3 Der Splatterfilm der 60er und 70er Jahre
- 4. Der Slasherfilm
- 4.1 Der Slasherfilm als Subgenre
- 4.2 Motive des Slasherfilms
- 4.2.1 Eröffnungssequenz und Setting
- 4.2.2 Kamera und Blick
- 4.2.3 Final Girl
- 4.2.4 Jugend und Autorität
- 4.3 Der Slasherfilm im Kontext der gesellschaftlichen und sozialen Umstände in den USA
- 5. Der Giallo
- 5.1 Entstehung und Bedeutung des Giallos
- 5.2 Motive des Giallos
- 5.2.1 Sexualität und Gewalt
- 5.2.2 Kunst und Künstlichkeit
- 5.3 Der Giallo im Kontext der gesellschaftlichen Umstände in Italien
- 5.3.1 Der Giallo und der italienische Filmmarkt
- 6. Giallo und Slasherfilm im Vergleich
- 6.1 Final Girl und Amateurdetektiv
- 6.2 Identität und Maske
- 6.3 Low Culture
- 6.4.1 Camp
- 6.4 Nummern und Spektakel
- 7. Ausblick
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht genrespezifische Aspekte des US-Slasherfilms im Vergleich zum italienischen Giallo. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Subgenres des Horrorfilms herauszuarbeiten und diese im Kontext ihrer jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Entstehungsbedingungen zu analysieren.
- Genredefinition und -grenzen im Horrorfilm
- Analyse der Motive und stilistischen Mittel des Slasherfilms und des Giallos
- Vergleich der beiden Genres hinsichtlich ihrer Darstellung von Gewalt, Sexualität und Identität
- Der Einfluss gesellschaftlicher und kultureller Faktoren auf die Genreentwicklung
- Die Rezeption beider Genres und ihre Einstufung als "Low Culture"
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die beiden zu vergleichenden Genres, den US-amerikanischen Slasherfilm und den italienischen Giallo, vor. Sie thematisiert die kontroverse Rezeption beider Genres, die oft mit negativen Kritiken und Zensurmaßnahmen einherging, sowie den Wandel in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesen Filmen. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise, die über oberflächliche Abwertungen als „Low Culture“ hinausgeht.
2. Genre und Genretheorie: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und den theoretischen Problemen von Filmgenres. Es diskutiert die Veränderbarkeit von Genres und die Schwierigkeiten, eindeutige Grenzen zu ziehen. Die Ausführungen legen den Grundstein für die anschließende Analyse der Slasher- und Giallofilme, indem sie den Rahmen für die genrespezifische Untersuchung definieren und die Herausforderungen bei der Kategorisierung von Filmen beleuchten. Die Problematik der Genredefinition wird in Bezug auf die Flexibilität und Entwicklung von Genres innerhalb der Filmgeschichte diskutiert.
3. Das Horrorgenre: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das Horrorgenre, beginnend mit dem klassischen Horrorfilm und seinen typischen Merkmalen (z.B. das Monsterkonzept). Es entwickelt sich weiter zum modernen Horrorfilm, wobei Motive wie Splatter, Gewalt, Body-Horror und Body-Count im Detail betrachtet werden. Der Splatterfilm der 60er und 70er Jahre wird als wichtiger Vorläufer des Slasherfilms herausgestellt, wodurch die historischen und stilistischen Verbindungen deutlich werden. Es wird auf die Entwicklung der Horrorfilm-Ästhetik und -Motive eingegangen.
4. Der Slasherfilm: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das Subgenre des Slasherfilms. Es analysiert den Slasherfilm als Subgenre des Horrorfilms, seine typischen Motive (wie Eröffnungssequenz, Kameraführung, das „Final Girl“, die Thematik Jugend und Autorität), und seinen Kontext innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft. Die Zusammenfassung der Subkapitel betont die Bedeutung der stilistischen Mittel und der soziokulturellen Hintergründe für das Verständnis des Slasherfilms.
5. Der Giallo: Hier wird der italienische Giallo vorgestellt. Das Kapitel beleuchtet die Entstehung und Bedeutung des Giallo, seine zentralen Motive wie Sexualität und Gewalt sowie den Aspekt von Kunst und Künstlichkeit. Der Einfluss des italienischen Filmmarktes und der gesellschaftlichen Bedingungen auf die Entwicklung des Giallo wird ebenfalls erörtert. Die Kapitelzusammenfassung unterstreicht die einzigartigen stilistischen Merkmale des Giallo und die Verbindung zu gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen in Italien.
6. Giallo und Slasherfilm im Vergleich: Dieser Abschnitt vergleicht den Slasherfilm und den Giallo, fokussiert auf Aspekte wie das „Final Girl“ im Vergleich zum Amateurdetektiv, die Bedeutung von Identität und Maske sowie die Einordnung beider Genres als „Low Culture“. Die Analyse von „Camp“ als Stilmittel wird auch in die Gesamtbetrachtung einbezogen. Der Vergleich unterstreicht sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zwischen beiden Genres und beleuchtet die Komplexität ihrer jeweiligen Ästhetik.
Schlüsselwörter
Slasherfilm, Giallo, Horrorfilm, Genre, Genretheorie, Gewalt, Sexualität, Identität, Maske, Final Girl, Low Culture, US-amerikanischer Film, italienischer Film, gesellschaftlicher Kontext, kulturelle Bedingungen, Filmtheorie, Camp.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Slasherfilm und Giallo im Vergleich
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht genrespezifische Aspekte des US-amerikanischen Slasherfilms und des italienischen Giallos im Vergleich. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Subgenres des Horrorfilms herauszuarbeiten und diese im Kontext ihrer jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Entstehungsbedingungen zu analysieren.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Genredefinition und -grenzen im Horrorfilm; Analyse der Motive und stilistischen Mittel des Slasherfilms und des Giallos; Vergleich der beiden Genres hinsichtlich ihrer Darstellung von Gewalt, Sexualität und Identität; Der Einfluss gesellschaftlicher und kultureller Faktoren auf die Genreentwicklung; Die Rezeption beider Genres und ihre Einstufung als "Low Culture".
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Genre und Genretheorie, Das Horrorgenre, Der Slasherfilm, Der Giallo, Giallo und Slasherfilm im Vergleich, Ausblick und Fazit. Jedes Kapitel beinhaltet eine detaillierte Analyse der jeweiligen Aspekte.
Wie wird das Genre "Horrorfilm" in der Arbeit definiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Auseinandersetzung mit der Genretheorie und den Schwierigkeiten einer eindeutigen Genredefinition. Sie beschreibt den klassischen Horrorfilm und seine Entwicklung zum modernen Horrorfilm mit seinen spezifischen Motiven wie Splatter, Gewalt und Body-Horror. Die Definition des Horrorfilms dient als Grundlage für die anschließende Analyse der Subgenres Slasher und Giallo.
Was sind die zentralen Merkmale des Slasherfilms?
Die Arbeit analysiert den Slasherfilm als Subgenre des Horrorfilms und beschreibt seine typischen Motive wie die Eröffnungssequenz, die Kameraführung, das "Final Girl", die Thematik Jugend und Autorität, sowie seinen Kontext innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft.
Was sind die zentralen Merkmale des Giallos?
Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und Bedeutung des italienischen Giallos, seine zentralen Motive wie Sexualität und Gewalt sowie den Aspekt von Kunst und Künstlichkeit. Sie untersucht den Einfluss des italienischen Filmmarktes und der gesellschaftlichen Bedingungen auf die Entwicklung des Giallos.
Wie werden Slasherfilm und Giallo im Vergleich betrachtet?
Der Vergleich zwischen Slasherfilm und Giallo konzentriert sich auf Aspekte wie das "Final Girl" im Vergleich zum Amateurdetektiv, die Bedeutung von Identität und Maske sowie die Einordnung beider Genres als "Low Culture". Der Vergleich unterstreicht sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zwischen beiden Genres und beleuchtet die Komplexität ihrer jeweiligen Ästhetik, inklusive der Analyse von "Camp" als Stilmittel.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Slasherfilm, Giallo, Horrorfilm, Genre, Genretheorie, Gewalt, Sexualität, Identität, Maske, Final Girl, Low Culture, US-amerikanischer Film, italienischer Film, gesellschaftlicher Kontext, kulturelle Bedingungen, Filmtheorie, Camp.
Wo finde ich Kapitelzusammenfassungen?
Die Arbeit enthält für jedes Kapitel eine detaillierte Zusammenfassung, welche die zentralen Ergebnisse und Argumente jedes Kapitels prägnant zusammenfasst.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich wissenschaftlich mit dem Horrorgenre, insbesondere mit den Subgenres Slasher und Giallo, befassen möchten. Sie ist insbesondere für Studierende der Filmwissenschaft, Medienwissenschaften und verwandter Disziplinen von Interesse.
- Citation du texte
- Ulrike Kreger (Auteur), 2008, Genrespezifische Untersuchung des US-Slasher-Films im Vergleich zum italienischen "Giallo", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134171