In der Zeit des Zweiten Deutschen Kaiserreiches und der Weimarer Republik wurden die entscheidenden „Weichen“ für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte im 20.Jahrhundert gestellt. Für die vorliegende Arbeit wurden aus dem Zeitraum von 1871-1933 fünf besonders herausragende Ereignisse ausgewählt, die einen Umbruch- oder Krisencharakter hatten. Es handelt sich um die Staatsformwechsel von 1871 und 1918, den Kanzlerwechsel 1890, den Beginn des 1. Weltkriegs 1914 und das Krisenjahr der Weimarer Republik 1923.
Die nachfolgende Darstellung machte es sich zur Aufgabe, politisch-satirische Zeitschriften zum Zeitpunkt dieser fünf Umbrüche im Hinblick auf folgende These inhaltlich zu analysieren: Die politisch-satirische Zeitschrift in Deutschland verhielt sich in den Phasen des politischen Umbruchs im Kaiserreich und in der Weimarer Republik gegenüber den innenpolitischen Akteuren zunehmend opportunistisch. Zum Ausgleich für die abnehmende innenpolitische Kritik, richtete sich die Satire der Kommunikatoren gegen außenpolitische Akteure. Diese Anpassung führte zum Verlust von Rezipienten, womit die langfristig sinkenden Auflagenzahlen der politisch-satirischen Zeitschriften in Deutschland zu erklären sind.
Die Auswahl der Quellen orientierte sich an den „drei großen deutschen Satirezeitschriften“: Die fliegenden Blätter, Kladderadatsch und Simplicissimus. Allerdings widmeten sich die 1844 in München gegründeten Fliegenden Blätter vorwiegend dem unterhaltenden Humor. Sie verzichteten auf die politische Satire und sind deshalb für diese Arbeit ungeeignet. Der S. und der K. dagegen, wurden von Wilmont Haacke in seiner Darstellung zur Geschichte der politischen Zeitschrift diesem Typus zugerechnet. Deshalb beschränkte sich die Untersuchung auf diese beiden Zeitschriften, die zudem sehr gut in den Berliner Bibliotheken verfügbar waren. Die Auswahl der jeweiligen Ausgaben von beiden Blättern erfolgte durch eine Konkretisierung der Umbrüche und Krisen auf folgende Daten: Ausrufung des Kaiserreiches am 18.Januar 1871, Entlassung Bismarcks am 20.März 1890, Kriegserklärungen des Deutschen Reiches an Russland am 1.August und an Frankreich am 3.August 1914, die Verkündung der Abdankung des Kaisers und die Ausrufung der Republik am 9.November 1918. Unter Berücksichtigung der Redaktionszeiten wurden die unmittelbar auf das Ereignis folgenden Ausgaben herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Bemerkungen zum Gegenstand, zur Untersuchungsmethode und zur Quellengrundlage
- Begriffsbestimmungen
- Inhaltsanalysen von Kladderadatsch und Simplicissimus
- „Hurrah dem Deutschen Reiche!" — Die Reichsgründung 1871
- „Heil Dir, o Fürst!" — Die Entlassung Bismarcks im März 1890
- „Auf, deutsche Brüder, die Hunnen kommen!" — Der Ausbruch des 1.Weltkriegs im August 1914
- „Wir weinen ihm keine Träne nach." — Der Übergang von der Monarchie zur Republik 1918
- „Noch eine Minute bis zwölf - dann wird der Gashahn aufgedreht." - Das Krisenjahr 1923
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die politische Satire in deutschen Zeitschriften im Zeitraum von 1871 bis 1923, wobei sie sich auf fünf bedeutende Umbrüche und Krisen konzentriert: die Reichsgründung 1871, die Entlassung Bismarcks 1890, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, den Übergang von der Monarchie zur Republik 1918 und das Krisenjahr 1923. Die Arbeit untersucht die These, dass die politische Satire in Deutschland während dieser Phasen des politischen Umbruchs zunehmend opportunistisch wurde, indem sie die innenpolitische Kritik reduzierte und stattdessen außenpolitische Akteure aufs Korn nahm. Diese Anpassung soll zum Verlust von Rezipienten und damit zu sinkenden Auflagenzahlen der politischen Satirezeitschriften geführt haben.
- Die Entwicklung der politischen Satire in Deutschland während bedeutender Umbrüche und Krisen
- Die Rolle der politischen Satire als Spiegelbild der gesellschaftlichen Stimmung und der politischen Entwicklung
- Die Analyse der politischen Satire im Kontext der innen- und außenpolitischen Ereignisse
- Die Untersuchung der These, dass die politische Satire opportunistisch handelte und dadurch Rezipienten verlor
- Die Bedeutung der politischen Satire für die Meinungsbildung und die öffentliche Meinung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit befasst sich mit der Methodik der Untersuchung und der Auswahl der Quellen. Es werden die beiden wichtigsten Quellen, der „Kladderadatsch" und der „Simplicissimus", vorgestellt und ihre Relevanz für die Arbeit begründet. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von jeweils einer Ausgabe der beiden Zeitschriften, die unmittelbar auf die fünf ausgewählten Umbrüche und Krisen folgen. Die Ausgaben wurden ausgewählt, um die jeweilige Reaktion der Satirezeitschriften auf die politischen Ereignisse zu untersuchen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definition der Begriffe Satire und Karikatur. Es werden verschiedene Definitionen aus der Forschungsliteratur vorgestellt und die für die Arbeit relevanten Definitionen herausgestellt. Die Arbeit verwendet die Definitionen von Emil Dovifat und Hermann Haarmann, die die Satire als Darstellungsform definieren, die durch Spott, Ironie und Überzeichnung Personen, Schwächen und Ereignisse entlarven soll. Eine Karikatur wird als eine künstlerische Darstellung definiert, die die natürliche Harmonie durch Überzeichnung und Karikatur verzerrt. Die politische Karikatur bezieht sich auf das aktuelle politische Geschehen und nimmt dazu Stellung.
Das dritte Kapitel analysiert die Ausgaben des „Kladderadatsch" und des „Simplicissimus" zu den fünf ausgewählten Umbrüchen und Krisen. Es wird untersucht, wie die beiden Zeitschriften die Reichsgründung 1871, die Entlassung Bismarcks 1890, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, den Übergang von der Monarchie zur Republik 1918 und das Krisenjahr 1923 thematisierten. Die Analyse zeigt, dass die beiden Zeitschriften in den Jahren 1871, 1890 und 1914 weitgehend loyal zum Staat eingestellt waren und die innenpolitische Kritik zurückhielten. Im Falle des „Kladderadatsch" wurde Bismarck sogar stark verehrt. Im Ersten Weltkrieg wurden die beiden Zeitschriften zu Propagandainstrumenten des Staates und kritisierten vor allem die Kriegsgegner.
In den Jahren 1918 und 1923 richteten die beiden Zeitschriften ihre Kritik verstärkt auf die innenpolitische Situation. Die Vertreter der neuen Republik und ihre Institutionen wurden karikiert. Die Staatstreue, die in den Jahren 1871, 1890 und 1914 zu beobachten war, war in diesen Jahren nicht mehr erkennbar. Die außenpolitische Satire war in den Jahren 1890, 1918 und 1923 nur in geringem Umfang zu finden. Die Arbeit zeigt, dass die These von einem zunehmenden innenpolitischen Opportunismus der politischen Satire in Deutschland nicht belegt werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen politische Satire, Kladderadatsch, Simplicissimus, Deutsches Kaiserreich, Weimarer Republik, Reichsgründung, Entlassung Bismarcks, Erster Weltkrieg, Monarchie, Republik, Krisenjahr 1923, Innenpolitik, Außenpolitik, Opportunismus, Auflagenzahlen, Meinungsbildung, öffentliche Meinung, Bürgertum, Militarismus, Liberalismus, Personenkult, Nationalsozialismus.
- Citar trabajo
- René Schlott (Autor), 2003, Politisch-satirische Zeitschriften in den Umbrüchen der deutschen Geschichte von 1871-1923, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13412
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