1959 veröffentlichte Reinhard Pfennig seine kunstpädagogische Konzeption von Kunstunterricht in dem Buch „Bildende Kunst in der Gegenwart – Analyse und Methode“. 1964 erschien eine zweite Fassung unter dem Titel „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken“. Dieses Buch war nicht nur eine zweite Fassung des 1959 erschienen Werkes, sondern enthielt völlig neue Überlegungen. Diese Überlegungen beschreibt Pfennig in seinem Vorwort zur vierten Auflage aus dem Jahr 1970. So war zum einen die Frage neu, welche kunstpädagogische Relevanz die bildende Kunst der Gegenwart hat, wobei der Weg von der Analyse zur Methode ging. Es ging also darum zu untersuchen, welche pädagogische Bedeutung die Gegenwartskunst für die Erziehung zum bildnerischen Denken hat. Zum zweiten forderte Pfennig einen verbindlichen Kunstunterricht mit kontrollierbaren Lernleistungen, wobei die Einheit von Machen, Sehen und Sagen im Zentrum des Lerngeschehens stand. Die dritte neue Überlegung war die Zielvorstellung. Denn Ziel des Kunstunterrichts war es nun die Schülerinnen und Schüler zum bildnerischen Denken zu befähigen. Sie so an die Kunst heranzuführen, dass sie selbst künstlerisch tätig sein konnten und zum anderen sich über Kunst äußern können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken“
2.1 Gegenwart der bildenden Kunst
2.1.1 Überblick über die Kunst
2.1.2 Der Wandel in der Darstellung von Plastiken
2.1.3 Die Gestaltungsprinzipien der Gegenwart
2.2 Erziehung zum bildnerischen Denken
2.2.1 Voraussetzungen für den Kunstunterricht
2.2.2 Pädagogische Forderungen für den Kunstunterricht
2.2.3 Kunstbetrachtung im Unterricht
2.2.4 Das bildnerische Denkvermögen der Kinder – Die Zeichen der Kinder
2.3 Die Praxis des Unterrichtens
2.4 Die Gestaltungsprinzipien im Unterricht
2.4.1 Das Problem des Raumes
2.4.2 Abstraktion und Konkretion
2.4.3 Dynamisches Gleichgewicht
2.4.4 Autonomie der Ausdrucksmittel
3 Abschließende Betrachtung
4 Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1959 veröffentlichte Reinhard Pfennig seine kunstpädagogische Konzeption von Kunstunterricht in dem Buch „Bildende Kunst in der Gegenwart – Analyse und Methode“. 1964 erschien eine zweite Fassung unter dem Titel „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken“. Dieses Buch war nicht nur eine zweite Fassung des 1959 erschienen Werkes, sondern enthielt völlig neue Überlegungen. Diese Überlegungen beschreibt Pfennig in seinem Vorwort zur vierten Auflage aus dem Jahr 1970. So war zum einen die Frage neu, welche kunstpädagogische Relevanz die bildende Kunst der Gegenwart hat, wobei der Weg von der Analyse zur Methode ging. Es ging also darum zu untersuchen, welche pädagogische Bedeutung die Gegenwartskunst für die Erziehung zum bildnerischen Denken hat. Zum zweiten forderte Pfennig einen verbindlichen Kunstunterricht mit kontrollierbaren Lernleistungen, wobei die Einheit von Machen, Sehen und Sagen im Zentrum des Lerngeschehens stand. Die dritte neue Überlegung war die Zielvorstellung. Denn Ziel des Kunstunterrichts war es nun die Schülerinnen und Schüler zum bildnerischen Denken zu befähigen. Sie so an die Kunst heranzuführen, dass sie selbst künstlerisch tätig sein konnten und zum anderen sich über Kunst äußern können.
2 „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken“
Das Buch ist in folgende drei Abschnitte unterteilt:
1. Gegenwart der bildenden Kunst
2. Erziehung zum bildnerischen Denken
3. Praxis des Unterrichtens
2.1 Gegenwart der bildenden Kunst
2.1.1 Überblick über die Kunst
Im ersten Abschnitt „Gegenwart der bildenden Kunst“ beschäftig sich Reinhard Pfennig mit der Kunst der Gegenwart und ihrer Entwicklung. Im Besonderen geht es dem Autor darum, den Wandel des bildnerischen Denkens und Bewusstseins darzustellen. Diesen Wandel verdeutlicht er anhand des Vergleichs der Werke von Giotto und Cézanne. Der elementarste Aspekt dieser Wandlung besteht für Pfennig in der Reduktion, der Besinnung auf das Wesentliche, Ursprüngliche und Elementare. Die Reduktion ist quasi das Zeichen der Gegenwart.[1] So zitiert Pfennig Cézanne: „Alles in der Natur modelliert sich wie Kugel, Kegel und Zylinder.“ und verdeutlicht damit den zentralen Kern der Entwicklung in der Kunst und der Wandlung des Denkens, nämlich die Hinwendung zur Reduktion.[2]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Cézanne ~ 1900
Jedoch ist es nicht nur die Reduktion, die den Wandel ausmacht, sondern es folgen sechs weitere Aspekte, an denen Pfennig den Wandel markiert.
- Die Autonomie der Ausdrucksmittel
- Das Material und der Werkvorgang
- Das Raumproblem
- Die bildnerische Struktur
- Die Reduktion und Integration
- Die Verhaltensstruktur des Menschen[3]
Besonders eindrucksvoll beschreibt Pfennig den Wandel, der in der Arbeit mit Plastiken stattgefunden hat. Die Plastiken der Gegenwart haben einen neuen Raum entdeckt und für sich genutzt. Künstler der Gegenwart suchten nach Möglichkeiten mehr als nur den reinen Gegenstand darzustellen. Sie wollten den Prozess ihres Schaffens sichtbar machen. Das Ziel war die Darstellung von Raum und Zeit. Dieses Raumproblem, das sich aus der Schwierigkeit der gemeinsamen Darstellung von Raum und Zeit ergab, sieht Pfennig als eines der wesentlichen Problemlösungen an und ursächlich dafür, weshalb sich die Kunst und ihre Ausdrucksformen so drastisch wandelten.
2.1.2 Der Wandel in der Darstellung von Plastiken
Besonders deutlich wird dies in einem Zitat aus seinem Buch: „Damit bekam der Raum in der Kunst eine neue Bedeutung, er trat aus seiner dienenden Funktion als Staffage oder Bühne für die Figuration heraus, seine formbildenden Kräfte wurden primär Motiv, drängten in den Raum selbst vor und lösten eine unerwartete Vielfalt neuer Gestaltungsmöglichkeiten aus.“[4]
Beispielhaft nennt er hier die Werke von Degas, Lehmbruck, Brancusi und Giacometti. Hierbei haben all die ausgewählten Plastiken, die Pfennig in diesem Zusammenhang nennt, spezifische Momente, die sie ausmachen und den Wandel darstellen. So ist es beispielsweise die Bewegung, die die Plastik von Degas auszeichnet und Zeichen für den neuen Raum und die Plastik der Gegenwart ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Degas "Grande Arabesque" (1885-1890) –Bewegung-
Anders verhält es sich bei der Plastik von Lehmbruck. Hier ist es die neue Art der Raumbildung, die zum Ausdruck kommt. Nicht nur die Figur an sich macht die Plastik aus, sondern zudem der (Hohl-)Raum, der sich durch die Anordnung der Figur bildet. Eine bis dato ungenutzte Form der Raumbildung und Raumgewinnung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lehmbruck "Der Gestürzte" (1915/1916) -raumbildend-
Bei Brancusis Plastik „The Kiss“ von 1912 steht vor allem die Reduktion im Vordergrund und macht das Werk aus. Keine Detailverliebtheit oder naturgetreue Darstellung waren hier Antrieb und Intention des Künstlers. Eine neue Ausdrucksform war geboren. Hier ist es nicht der Raum, der wie bei Lehmbrucks Plastik geschaffen wird, sondern die neuartige Art der Darstellung und Abstraktion der Figuren. Eine derart starke Reduktion der Figuren war bis zu dieser Zeit nicht üblich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Brancusi "The Kiss" (1912) -Reduktion-
Auf noch andere Art und Weise arbeite Giacometti. Er zeigte mit seinen eindrucksvollen Plastiken in wie weit sich das Prinzip einer Plastik umkehren lässt. Giacometti dünnte seine Figuren fast bis zur Linie aus und nahm ihnen so die Schwere und das Körperhafte. Die Umkehrung des Figürlichen als Ausgangspunkt der Darstellung. Eine bis dato ungekannte Darstellungsform.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Giacometti "Stehende III" (1962) -Umkehrung
„Die Aufgabe der Plastik wandelte sich von der körperbildenden zur raumbildenden, von der festen Form zur offenen, ihr Weg führt zur Bewegung des bildnerischen Denkens“ [5], so Pfennig.
2.1.3 Die Gestaltungsprinzipien der Gegenwart
Um die zuvor erwähnten Aspekte zu verdeutlichen, vertieft er diese im nächsten Kapitel „Die Gestaltungsprinzipien der Gegenwart“.
Hierzu zählt Pfennig folgende Prinzipien:
- Der Raum
- Durchdringung und Transparenz
- Abstraktion und Konkretion
- Dynamisches Gleichgewicht
- Autonomie der Ausdrucksmittel
- Strukturen – Formung und Verwandlung
Der Vorgang des Machens[6] Zur Darstellung dieser Prinzipien zieht der Autor Malereien von Delaunay bis K.O. Götz heran. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung der Entwicklung des Malers Mondrian. Dieser widmet Pfennig große Aufmerksamkeit. Mondrians beeindruckende Entwicklung veranschaulicht Pfennig anhand von 14 Malereien von 1909 bis 1944.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mondrians künstlerische Entwicklung
Hier eine Auswahl der von Pfennig gezeigten Bilder in Farbe. Sie zeigen Mondrians Entwicklung von links nach rechts und von oben nach unten.
Hinter all dieser Auflösung des Aspektes des Wandels standen immer die Fragen:
- „Wie kam es zu der neuen Kunstform?“
- „Wie kam es zur Kunst der Gegenwart?“
- „Welche Schritte, Wege, Denk- und Sichtweisen waren dafür notwendig?“
Pfennig behandelt die Aspekte des Wandels deshalb so intensiv, da sie für ihn die Aspekte sind, die später im Unterricht erarbeitet und erlernt werden sollten. Er will die Schülerinnen und Schüler den Weg beschreiten lassen, den die Künstler der Gegenwart gegangen sind. Dafür ist es notwendig sich mit Pfennigs Gestaltungsprinzipien auseinanderzusetzen und diese zu verstehen.
[...]
[1] Vgl. Pfennig, „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken.“; S.10ff
[2] Vgl. Pfennig, „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken.“; S.12
[3] Vgl. Pfennig, „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken.“; S.14ff
[4] Pfennig, „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken.“; S.16
[5] Pfennig, „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken.“; S.17
[6] Vgl. Pfennig, „Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken.“; S.22ff
- Arbeit zitieren
- Anna Pfeilsticker (Autor:in), 2009, Reinhard Pfennig: "Gegenwart der bildenden Kunst. Erziehung zum bildnerischen Denken", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133923
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