Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Weiterverarbeitung eines Rollenoffset Unternehmens unter genauer Betrachtung der Scope 1 und Scope 2 Emissionen zu erforschen. Der Anwendungsfall bezieht sich auf die verschiedenen Weiterverarbeitungsmethoden, die für die Produktion von Kunstkatalogen eingesetzt werden können. Um die Forschungsfrage mit Hilfe von Recherchen und der zusätzlichen Meinung von Fachexpert*innen zu untersuchen, wurden qualitative Studien in Form von Interviews zur Thematik "CO2-Emissionen in der Weiterverarbeitung im Offsetdruck" durchgeführt.
Es wurden Expert*innen befragt, die Positionen als Umweltbeauftragte, Produktionsleitung oder eine Leitung im Bereich Nachhaltigkeit und Kommunikation ausüben. Die daraus resultierenden Ergebnisse zeigten, dass der Bereich der Weiterverarbeitung zum Thema CO2-Emissionen nur wenig dokumentiert ist und daher keine exakten Werte vorliegen, dieser Bereich beruht auf Schätzwerten. Um den Ablauf einer Berechnung nachvollziehen zu können, wurde ein Leitfaden erstellt, der den genauen Ablauf der Berechnung der CO2 Emissionen in der Weiterverarbeitung aufzeigt und neue Ansätze enthält. Die Vorgehensweise zeigt, welche Werte für die Ermittlung der genauen Emissionswerte eine fundierte Grundlage für eine detaillierte Untersuchung darstellen.
Die Reduzierung der CO2-Emissionen in der Druckindustrie kann mit verschiedenen Methoden erreicht werden. Eine Reduzierung der Emissionen ist wichtig, um die globale Erwärmung zu bekämpfen. Eine Methode zur Berechnung der tatsächlichen Emissionswerte in einem Unternehmen ist ein Carbon-Accounting-System, welches die Werte der ausgestoßenen CO2-Emissionen in allen Bereichen des Unternehmens berechnet.
INHALTSVERZEICHNIS
Zusammenfassung
Abstract
Abkurzungsverzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Hintergrundinformationen zum Thema Klimaschutz
2.1 Begriffliche Erklarung der Treibhausgase
2.2 Klimawandel
2.3 Entwicklung der Klimaschutz-Protokolle
2.4 Das Greenhouse Gas Protocol
2.5 Aspekte der ISO 14064
2.6 Scope 1,2 und 3 Emissionen
3. CO2-Emissionen in der Druckindustrie
3.1 CO2-Fuftabdruck
3.2 CO2-FuG>abdruck von Druckprodukten
3.3 CO2-Bilanzierung
3.3.1 Definition und Bedeutung des Carbon-Accounting-Systems
3.3.2 Zertifikate, Siegel und Label
3.3.3 Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz
3.3.4 Klimaschutzprojekte
3.3.5 ClimatePartner Deutschland
3.3.6 CO2-RechnerB
3.4 Emissionsfaktoren
3.4.1 Verfugbarkeit von Daten
3.4.2 Berechnung des Emissionsfaktors
4. Methoden in der Weiterverarbeitung
4.1 Kunstkataloge
4.2 Ausgewahltes Druckverfahren fur Kunstkataloge
4.2.1 Weiterverarbeitung
4.2.2 CO2-AusstoR in der Weiterverarbeitung
4.2.3 Umweltfreundliche Druckprozesse in der Weiterverarbeitung
4.3 Ausgewahlte Kunstkataloge - Rahmenbedingungen
4.3.1 Wertschopfungskette von Kunstkatalogen in der Weiterverarbeitung
4.3.2 Produktionsprozess in der Fadenheftung
5. Methodisches Vorgehen fur Expert*innen-Interviews
5.1. Fragebogen
5.1.1 Konzeption des eigenen Fragebogens
5.1.2 Definition und Auswahl von Expert*innen
5.1.3 Anschreiben
5.2 Expert*innen Interview
5.2.1 Durchfuhrung von Expert*innen-Interviews
5.2.2 Auswertungsmethode
5.3 Darstellung der Ergebnisse
6. Leitfaden: Berechnung der CO2-Emissionen in der Weiterverarbeitung
6.1 Ausarbeitung des Leitfadens fur Expert*innen
7. Fazit und Ausblick
Literatur- und Quellenverzeichnis .
Anhang
Anm. der Red.: Der Anhang wurde aus datenschutzrechtlichen Grunden z.T. geschwarzt.
Zusammenfassung
Die Reduzierung der CO2-Emissionen in der Druckindustrie kann mit verschiedenen Methoden erreicht werden. Eine Reduzierung der Emissionen ist wichtig, um die globale Erwarmung zu bekampfen. Eine Methode zur Berechnung der tatsachlichen Emissionswerte in einem Unternehmen ist ein Carbon-Accounting-System, welches die Werte der ausgestoftenen CO2-Emissionen in alien Bereichen des Unternehmens berechnet. Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Weiterverarbeitung eines Rollenoffset Unternehmens unter genauer Betrachtung der Scope 1 und Scope 2 Emissionen zu erforschen. Der Anwendungsfall bezieht sich auf die verschiedenen Weiter- verarbeitungsmethoden, die fur die Produktion von Kunstkatalogen eingesetzt werden konnen. Um die Forschungsfrage mit Hilfe von Recherchen und der zusatzlichen Meinung von Fachexpert*innen zu untersuchen, wurden qualitative Studien in Form von Interviews zur Thematik „CO2-Emissionen in der Weiterverarbeitung im Offsetdruck” durchgefuhrt. Es wurden Expert*innen befragt, die Positionen als Umweltbeauftragte, Produktionsleitung oder eine Leitung im Bereich Nachhaltigkeit und Kommunikation ausuben. Die daraus resultierenden Ergebnisse zeigten, dass der Bereich der Weiterverarbeitung zum Thema CO2-Emissionen nur wenig dokumentiert ist und daher keine exakten Werte vorliegen, dieser Bereich beruht auf Schatzwerten. Um den Ablauf einer Berechnung nachvollziehen zu konnen, wurde ein Leitfaden erstellt, der den genauen Ablauf der Berechnung der CO2-Emissionen in der Weiterverarbeitung aufzeigt und neue Ansatze enthalt. Die Vorgehensweise zeigt, welche Werte fur die Ermittlung der genauen Emissionswerte eine fundierte Grundlage fur eine detaillierte Untersuchung darstellen.
Abstract
Reducing CO2 emissions in the printing industry can be achieved through various methods. Reducing emissions is important to combat global warming. One method to calculate the actual emission values in a company is a carbon accounting system, which calculates the values of emitted CO2 emissions in all areas of the company. The aim of this bachelor thesis is to explore the finishing of a web offset company under close consideration of scope 1 and scope 2 emissions. In order to investigate the research question with the help of research and the additional opinion of experts, qualitative studies in the form of interviews were conducted on the topic of "CO2- emissions in finishing in offset printing". Experts were interviewed who hold positions as environmental officers, production managers or managers in the field of sustainability and communication. The results showed that there is little documentation onthe subject of CO2 emissions in the area of finishing and therefore no exact values are available; this area is based on estimated values. In order to be able to understand the procedure of a calculation, a guideline was created, which shows the exact procedure of the calculation of CO2 emissions in further processing and contains new approaches. The procedure shows which values for the determination of the exact emission values represent a sound basis for a detailed investigation.
Abkurzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen:
Abbildung 1: Eigene Darstellung, nach Global Carbon Project, veroffentlicht November 2022
Abbildung 2: Darstellung von Treibhausgasen in Deutschland 1990-2021, UBA in CO2- AquivalentH
Abbildung 3: Eigene Darstellung, Treibhausgas-Emissionen in Deutschland 2021 nach UBA, in Prozent
Abbildung 4: Eigene Darstellung eines Zeitstrahls der in Kapitel 2.2 genannten Klimaschutz-Protokolle
Abbildung 5: Effektives CO2-Management: 3 Schritte zur Klimaneutralitat - OPTEND 20
Abbildung 6: Siegel des Blauen Engels - Blauer Engel
Abbildung 7: Label Klimaneutral - ClimatePartner
Abbildung 8: Zertifikat Cradle to Cradle - VectorLogo
Abbildung 9: Zertifikat ISO 50001:2011 - Pulp-Tec
Abbildung 10: Zertifikat Gepruftes Umweltmanagement - EMAS
Abbildung 11: Siegel FSC und PEFC -Pulp-Tec
Abbildung 12: Zusammenfassung des Klimaprojektes „1108 - Wiederaufforstung”
Abbildung 13: Berechnung von Emissionen anhand einesBeispiels nach Einfuhrung Klimawandel
Abbildung 14: Statistik der Anteile von Energieverbrauch einer Druckerei - DieUmwelt Druckerei
Abbildung 15: Wirtschaftlicher und umweltfreundlicherBetrieb: der Eurobinder Pro
Abbildung 16: Fadengeheftete Broschur als Kunstkatalog, Katalogdruck-BerlinHHHHHHH.
Abbildung 17: Eigene Darstellung, Standbogen-Erstellungzur Verdeutlichung des gewahlten Kunstkatalogs
Abbildung 18: Eigene Darstellung, Wertschopfungskette in der Weiterverarbeitung - Sankey Diagramm
Abbildung 19: Eigene Darstellung, Maschinelle Fadenheftungvon Kunstkatalogen - Sankey Diagramm
Abbildung 20: Eigene Darstellung, Informationen zumLeitfaden, Tabellenblatt 1
Abbildung 21: Eigene Darstellung, Emissionsberechnungen1, Tabellenblatt 2
Abbildung 22: Eigene Darstellung, Emissionsberechnungen 2, Tabellenblatt 2
Abbildung 23: Eigene Darstellung, Emissionsfaktoren1, Tabellenblatt 3
Abbildung 24: Eigene Darstellung, Leitfaden: Informationen zur Berechnung, Tabellenblatt 4
Abbildung 25: Eigene Darstellung, Berechnung Scope 1, Tabellenblatt 4
Abbildung 26: Eigene Darstellung, Berechnung Scope 2, Tabellenblatt 4
Abbildung 27: Eigene Darstellung, Berechnung Kunstkataloge Scope 1, Tabellenblatt 4
Abbildung 28: Eigene Darstellung, Berechnung Kunstkataloge Scope 2, Tabellenblatt 4
Abbildung 29: Eigene Darstellung, Quellen, Tabellenblatt 5
Tabellen:
Tabelle 1: Zusammenfassung der wichtigsten PCF Standards
Tabelle 2: Vor- und Nachteile uber Klammerheftung
Tabelle 3: Vor- und Nachteile uber Klebebindung
Tabelle 4: Vor- und Nachteile uber Fadenheftung
Tabelle 5: Vor- und Nachteile uber Spiralbindung
Tabelle 6: Eigene Darstellung von Tabellen, Gegenuberstellung der Weiterverarbeitungs- Methoden und Scope 1 und Scope 2
1. Einleitung
Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat in der Druckindustrie, wie auch in anderen Industriezweigen, in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Reduktion von CO2-Emissionen ist in der Druckindustrie ein fortlaufender Prozess, der nie wirklich abgeschlossen ist. Diese Bachelorarbeit beschaftigt sich mit der Entwicklung eines Carbon-Accounting-Systems fur den konkreten Bereich der Weiterverarbeitung. Es soll ein Leitfaden erstellt werden, in dem die entstehenden CO2-Emissionen anhand von Scope 1 undScope 2ermittelt werden. Die Untersuchung soll am Beispiel von verschiedenen, festgelegten Weiterverarbeitungs-Methoden aus der Produktion von Kunstkatalogen erfolgen. Gefuhrte Expert*innen-Interviews mit Expert*innen aus Druckunternehmen, die mit dem Druckverfahren des Rollen- offsetdrucks produzieren, liefern hierzu wichtige Informationen und veranschaulichen den aktuellen Stand der ermittelten CO2-Emissionen in der Weiterverarbeitung.
In den folgenden funf Kapiteln werden die notwendigen Punkte zur Erstellung des Leitfadens fur ein Carbon-Accounting-System dargestellt und erlautert. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Themen des Greenhouse Gas Protocols und seiner Entstehungsgeschichte. Dabei ist es wichtig aufzuzeigen, wie schadlich entstehende CO2-Emissionen fur das Weltklima sind. Durch die drei verschiedenen „Scopes”, die im Greenhouse Gas Protocol definiert werden, konnen alle CO2-Emissionen eines Unternehmens gemessen werden. Damit ein Unternehmen als „klimaneutral” gelten kann, muss es klimaschadliche Emissionen wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) so weit wie moglich aus seinen Prozessen eliminieren. Fur Unternehmen ist es jedoch nicht einfach, CO2-Emissionen komplett aus dem Produktionsprozess zu verbannen.
Der Weg zur Emissionsreduktion ist oft einfach zu beschreiten, muss aber zunachst identifiziert und dem Unternehmen aufgezeigt werden. Das dritte Kapitel beschaftigt sich mit den CO2-Emissionen, die bei der Herstellung von Druckerzeugnissen entstehen. Verschiedene Unternehmen wie ClimatePartner oder der Bundesverband Druck und Medien haben sich auf die Ermittlung der CO2-Emissionen einzelner Produkte, Produktketten oder ganzer Unternehmen spezialisiert.
Die oben genannten Unternehmen erstellen mit Hilfe von Tools eine Treibhausgasbilanz fur ausgewahlte Bereiche des Unternehmens, oder auch fur das Gesamtunternehmen. Nach der Bilanzierung konnen die klimaschadlichen Gase mit Hilfe von Klimaschutzprojekten, Siegeln, Zertifikaten und Label kompensiert werden. CO2-Rechner, die ein Carbon-Accounting-System fuhren, fullen dieses mit verfugbaren Daten und Emissionsfaktoren.
Kapitel 4 befasst sich mit den Methoden der Weiterverarbeitung, welche einen Teil der Produktionskette von Kunstkatalogen darstellen. Nach der Festlegung der gewahlten Methoden und der genauen Bestimmung der Rahmenbedingungen der verwendeten Kunstkataloge kann eine prazise Wertschopfungskette im Bereich der Weiter- verarbeitung bestimmt werden. Um CO2-Emissionen einzusparen, liegt der Fokus auf der Reduzierung des Energieverbrauchs und der Rustzeiten der Maschinen, insbesondere im Hinblick auf die im Greenhouse Gas Protocol definierten Scope 1 und Scope 2 Klassifizierungen, die zur Einordnung der Treibhausgasemissionen im Unternehmen dienen.
Um die in den vorangegangenen Kapiteln recherchierten Themen zu untermauern und neue Erkenntnisse zu generieren, wird in Kapitel 5 das methodische Vorgehen der durchgefuhrten Expert*innen-Interviews erlautert. Die Forschungsfrage der Bachelorarbeit wird dabei durch die qualitative Untersuchung der Interviews unterstutzt. Es wurden sechs Expert*innen aus dem Bereich des Rollenoffsetdrucks zum Thema CO2-Emissionen in der Weiterverarbeitung befragt. Meilensteine waren hierbei die Erstellung des Fragebogens, das Anschreiben und die strukturierte Durchfuhrung der Interviews. Um die Expert*innen-Interviews professionell auswerten zu konnen, wurde die Auswertungs-Methode nach Mayring angewandt. Hierdurch konnten die Interviews in Hauptkategorien eingeteilt werden, die fur die Erstellung der Treibhausgasbilanz hilfreich sind. Nach der Darstellung der Ergebnisse wurden die gesammelten Daten in einem Carbon-Accounting-System tabellarisch erfasst und ausgewertet. Die erstellte Excel-Tabelle dient als Leitfaden zur Ermittlung der genauen CO2-Emissionen. Die dabei entstehenden klimaschadlichen Abgase werden als CO2-Aquivalenzwerte erfasst. Inhalt des Leitfadens ist die verwendete Datenbank, welche zur Berechnung der Scope 1 und Scope 2 Emissionen die dazugehorigen Emissionsfaktoren liefert.
Zudem sind in den Tabellenblattern die genaue Berechnung der CO2-Aquivalente, die Berechnung der CO2-Emissionen der ausgewahlten Weiterverarbeitungs-Methode auf ein Jahr gesehen und die CO2-Berechnung der Kunstkataloge zu finden.
Ziel dieser Bachelorarbeit istes, nach einer genauen Analyse der Schritte zur Erstellung eines Carbon-Accounting-Systems, die exakten Werte aus der Weiterverarbeitung zu ermitteln und den Berechnungswert verstandlich zu prasentieren. Es werden konkrete Daten aus CO2-Rechnern und Datenbanken, die auf die Druckindustrie ausgelegt sind, verwendet. Da die Weiterverarbeitung im Vergleich zur Offsetproduktion einen vergleichsweise geringen Anteil an CO2-Emissionen verursacht, ist es interessant zu erfahren, wie sich diese Werte in die Gesamtbilanz des Unternehmens einfugen. Der Leitfaden dient als Orientierungshilfe fur Unternehmen, welche ihre exakten Emissionswerte in der Weiterverarbeitung ermitteln mochten. Der einfache Aufbau des Leitfadens macht die Anwendung unkompliziert. Er ist auf viele weitere Weiterverarbeitungs-Methoden anwendbar. Durch die Bereitstellung exakter Ergebnisse wird eine Reduzierung der CO2-Emissionen im Bereich der Weiterverarbeitung moglich.
2. Hintergrundinformationen zum Thema Klimaschutz
2.1 Begriffliche Erklarung der Treibhausgase
Der vom Menschen verursachte Klimawandel lasst die Temperaturen auf der Erde steigen. Um das Klima zu schutzen, mussen kurz- und langfristige Maftnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase ergriffen werden. Der Begriff Treibhausgas umfasst die Gase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), Fluorchlorkohlen- wasserstoffe (FCKW), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) und Schwefel- hexafluorid (SF6).1 Diese Gase befinden sich in der Atmosphare und verhindern, dass die von der Erde abgestrahlte Warme in den Weltraum entweichen kann. Dadurch erhoht sich die Temperatur auf der Erde. Den Treibhausgasen CO2, CH4 und N2O wird der groftte Beitrag zum Klimawandel angerechnet. Das sogenannte Treibhaus- potenzial (engl.: Global Warming Potential, GWP) wurde als wissenschaftliches Maft zur Bestimmung von Emissions-Merkmalen verwendet. Diese sogenannten Merkmale sind erstens die Fahigkeit der Gase, Energie zu absorbieren, und zweitens die Lebensdauer der Gase. Die Lebensdauer ist die Zeit, in der sie innerhalb der Atmosphare bleiben, das konnen 20, 100 oder sogar 500 Jahre sein. Durch das GWP kann man die Klimaauswirkungen der erzeugten Treibhausgase vergleichen und messen. Mit dem entstehenden Maftstab konnen von nun an die gesamten Treibhausgasemissionen anhand der Ziele und Verpflichtungen der einzelnen Lander verglichen werden.2 Mochte man errechnen, wie dasVerhaltnis der Klimaauswirkungen im Vergleich zu CO2 ist, kann man dies wie bei folgendem Beispiel tun.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 3
Methan verbleibt ca. 100 Jahre in der Atmosphare, Lachgas ca. 120 Jahre und Kohlendioxid kann eine Verweildauer von bis zu 1.000 Jahren haben. Spater wurden die Kategorie der Treibhausgase um das Gas Stickstofftrifluorid (NF3) erweitert, dessen Beitrag zur Klimaverschlechterung betrachtlich ist, da die durchschnittliche Verweildauer dieses Gases in der Atmosphare 3200 Jahre betragt. Damit ist es 32-mal klimaschadlicher als Kohlendioxid.
2.2 Klimawandel
Ein wesentlicher Bestandteil des Klimaschutzes ist die Reduzierung der im Kapitel 2.1 genannten Treibhausgasemissionen, da die fortschreitende Verschlechterung des Klimas auf der Erde bereits einen ernsten Punkt erreicht hat. Der Klimawandel beschreibt eine Veranderung von Extremereignissen und Wettermustern in einem bestimmten Gebiet zu einer bestimmten Zeit. Bei diesen Veranderungen kann es sich um eine Abweichung der Energiebilanz in der Atmosphare oder auf der Erde, oder um eine Veranderung der Zusammensetzung der Erdoberflache handeln. Die Treibhausgase Kohlendioxid, Distickstoffoxid, Methan, Ozon und Wasserdampf haben die Eigenschaft, die Sonnenstrahlung zu absorbieren und zu verhindern, dass diese Energie schnell in den Weltraum entweicht.
Der so genannte Treibhauseffekt legt sich wie eine isolierende Decke durch die Gase uber die Erde. Ohne dieses naturliche Phanomen ware das Leben auf der Erde nicht moglich, denn diese naturlich vorkommenden Treibhausgase sorgen dafur, dass Warme in der Atmosphare gespeichert wird und die Erde nicht gefriert. Seit Beginn der Industrialisierung hat der Mensch, vor allem durch seinen energieintensiven Lebensstil, den Treibhauseffekt aus dem Gleichgewicht gebracht. Zudem werden vollig neue Stoffe wie H-FKW oder SF6, die keine naturlichen Treibhausgase sind, in die Atmosphare freigesetzt und treiben somit die globale Erwarmung voran.4
2.3 Entwicklung der Klimaschutz-Protokolle
Die Konferenz der Vereinten Nationen uber die Umwelt des Menschen war die erste grofte Klimakonferenz und wurde 1972 in Stockholm zum Wendepunkt in der internationalen Umweltpolitik. Doch erst mit dem Montrealer Protokoll von 1987 wurden erste Maftnahmen zum Klimaschutz eingeleitet. Vorausgegangen war im Marz 1985 die Wiener Konvention, ein internationales Rahmenabkommen, das die Staaten zum Informationsaustausch und zu Maftnahmen zum Schutz der Ozonschicht aufrief. In der Folge unterzeichneten am 16. September 1987 die ersten 24 Staaten das Montrealer Protokoll, das die Vertragsparteien erstmals zu konkreten Maftnahmen zur Reduzierung der Produktion und des Verbrauchs von Ozonschicht schadigenden Stoffen verpflichtete. Das Montrealer Protokoll ist am 1. Januar 1989 in Kraft getreten. Alle 197 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind dem Montrealer Protokoll im Jahr 1989 beigetreten. Auf jahrlichen Vertragsstaatenkonferenzen beraten sie uber den Fortschritt der Reduktionsmaftnahmen und die Weiterentwicklung des Montrealer Protokolls.5 Um die Treibhausgasemissionen weltweit zu reduzieren und die globale Erwarmung zu stoppen, einigten sich die internationalen Staaten 1997 auf das Kyoto-Protokoll. Dabei handelte es sich um einen Vertrag, der alle rechtlich verbindlichen Grenzen fur Treibhausgasemissionen festlegte. Rund 10.000 Delegierte, Beobachter und zahlreiche Journalisten nahmen an dieser wichtigen Weltklima- konferenz teil, die im Dezember 1997 im japanischen Kyoto stattfand. Das Protokoll verpflichtete die teilnehmenden Staaten zur Reduktion klimaschadlicher Gase.6
Spezifische Treibhausgase, welche im Rahmen des Kyoto-Protokolls klar geregelt sind: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), Fluorchlorkohlen- wasserstoffe (FCKW), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) und Schwefel- hexafluorid (SF6).7
Das Kyoto-Abkommen sieht die vollstandige Reduzierung von chlor- und bromhaltigen Chemikalien vor, die zum Abbau des Ozons in der Stratosphare beitragen.8 Bis 2050 soll die Menschheit nur so viel CO2 ausstoften, wie die Natur oder die Technologien speichern und verwalten konnen.9 Im Kampf gegen den Klimawandel einigten sich 55 Parteien auf das Rahmenubereinkommen der Vereinten Nationen furKlimaanderungen. Am 16. Februar 2005 trat damit in Japan der erste rechtsverbindliche Vertrag zur Begrenzung des Klimawandels mittels des Kyoto-Protokolls in Kraft. Diese 55 Lander waren 1990 fur mindestens 55 Prozent der Emissionen der Industrielander verantwortlich. Bis Anfang 2011 haben 191 Staaten und die Europaische Union als regionale Wirtschaftsorganisation das Kyoto-Protokoll unterzeichnet. Aufgrund des stetigen Anstiegs der weltweiten CO2-Emissionen, wie in Abb. 3 dargestellt, sind die Klimaschutzprotokolle von hochster Relevanz, um den Anstieg zu reduzieren und bedurfen daher der Unterstutzung samtlicher Staaten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit dem sogenannten CO2-Aquivalent (CO2e) werden die Treibhausgase umgerechnet, um besondere Eigenschaften der Gase festzulegen und die Kommunikation fur alle Beteiligten einfach und gleich zu halten. Auf Basis dieser festen Einheit setzte Deutschland im Jahr 1990 1.249 Millionen Tonnen CO2e in Umlauf und im Jahr 2021 nur noch 750 Millionen Tonnen.10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Darstellung von Treibhausgasen in Deutschland 1990 - 2021, UBA in CO2-Aquivalent11
Die deutsche Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den AusstoR von Treibhausgasen in Deutschland in den kommenden Jahren so weit zu senken, dass im Jahr 2045 eine Treibhausgasneutralitat erreicht wird. Diese Neutralitat soll durch ein Gleichgewicht zwischen den Treibhausgasemissionen und ihrem Abbau entstehen.
Als groftter Verursacher der Emissionen im Jahr 2021 zahlt die Energiewirtschaft mit 641 Millionen Tonnen CO2e, gefolgt von der Industrie mit 57, der Landwirtschaft mit 55 und der Abfallwirtschaft mit acht Millionen Tonnen.12
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Eigene Darstellung der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland 2021 nach UBA, in Prozent13
Die Vereinigten Staaten sind das einzige Industrieland, das dem Vertrag zum Kyoto-Protokoll nicht zugestimmt hat. Alle anderen teilnehmenden Staaten haben sich verpflichtet, ihre jahrlichen Treibhausgasemissionen in der ersten so genannten Verpflichtungsperiode (2008 bis 2012) um insgesamt durchschnittlich 5,2 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.14 Die EU verpflichtet sich 2019, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Die Lastenteilung der Senkung der Emissionen wurde damals auf die 15 EU-Mitgliedsstaaten aufgeteilt, wobei sich Deutschland verpflichtete, anteilig insgesamt 21 Prozent weniger klimaschadliche Emissionen zu produzieren. Zu den 15 EU-Staaten gehoren bis 2020 Belgien, Danemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Groftbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Osterreich, Portugal, Schweden und Spanien.
Die vereinbarten Emissionsminderungen wurden fur die erste Periode erreicht. Fur Entwicklungslander wurden keine genauen Reduktionsziele festgelegt.15 Ein Zeitstrahl zeigt noch einmal die Reihenfolge der oben genannten wichtigsten Klimakonferenzen, die fur die Berechnung der CO2-Emissionen vor allem in Unternehmen von Bedeutung sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Eigene Darstellung eines Zeitstrahls der in Kapitel 2.2 genannten Klimaschutz-Protokolle16
2.4 Das Greenhouse Gas Protocol
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol, dt. „Treibhausgas-Protokoll", THG-Protokoll) stellt ein Hilfsmittel zur Verfugung, um umfassende und weltweit standardisierte Rahmenbedingungen fur die Berechnung der oben genannten Treibhausgase festzulegen. Dabei werden sowohl der Privatsektor als auch der offentliche Sektor einbezogen, um Emissionsreduktionen in der Wertschopfungskette, also der Gesamtheit des Prozesses, zu erreichen. Seit 1998 gibt es eine gegrundete Gemeinschaftsinitiative, die alle Rahmenwerke zur Berechnung von Treibhausgasen umfasst. Die Herausgeber des GHG Protocol sind die US-amerikanische NGO World Resources Institute (WRI) und der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD).17 Dieser Zusammenschluss zweier internationaler Unternehmen ermoglicht eine konkrete Methodik fur vergleichbare Messungen uber Branchen und Sektoren hinweg.
Das World Resources Institute hat seinen Sitz in Washington, D.C., und ist als Denkfabrik fur Umweltfragen bekannt. Denkfabriken, oder auch „Think Tanks” genannt, sind Institute, die die offentliche Meinung beeinflussen, indem sie soziale, wirtschaftliche und politische Konzepte und Strategien entwickeln, erforschen und bewerten. Die gemeinnutzige Organisation wurde von James Gustave Speth 1982 gegrundet und beschaftigt mehr als 100 Wissenschaftler*innen, Okonom*innen, Wirtschaftsanalyst*innen und Politikexpert*innen. Der Schutz der Umwelt und die Schaffung einer nachhaltigen Entwicklung gehoren zu den Kerninhalten des Instituts. Das WRI konzentriert sich auf die Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen der Menschen und die Kontrolle der globalen Erwarmung in Bezug auf erneuerbare Energien und Ressourcennutzung.18
Der World Business Council for Sustainable Development ist eine Organisation von Wirtschaftsfuhrer*innen. Sie befasst sich hauptsachlich mit Fragen der Wirtschaft und der nachhaltigen Entwicklung.19
Der WBCSD ist ein Vermittler, der Unternehmen das Konzept der nachhaltigen Entwicklung naher bringt und ihnen neue Perspektiven eroffnet. Ein wichtiger Aspekt fur den WBCSD ist, dass Unternehmen nachhaltig wirtschaften und trotzdem Geld damit verdienen konnen. Die Entstehung der WBCSD geht zuruck auf Stephan Schmidheiny, einen Schweizer Unternehmer, der zum Chief Economic and Industrial Advisor des UN-Generalsekretars fur Umwelt und Entwicklung ernannt wurde. Dieser grundete 1995 ein Forum namens “Business Council for Sustainable Development”. Er ist zudem der Autor des Buches “Changing Course Global Business Perspectives on Development and the Environment”, das den Begriff der Lebenszyklusanalyse pragte. Der WBCSD hat seinen Sitz in Genf, Schweiz, und unterhalt Buros in Washington, D.C., USA, und Brussel, Belgien. Die Organisation wurde 1995 durch den Zusammenschluss des Business Council for Sustainable Development und des World Industry Council for the Environment gegrundet und besteht bis heute.20
Das GHG Protocol basiert auf einer 20-jahrigen Partnerschaft zwischen dem WRI und dem WBCSD und arbeitet vor allem mit Regierungen, Industrieverbanden, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und anderen Organisationen zusammen. Neben der Verfolgung und Verwaltung von Treibhausgasemissionen fur Unternehmen enthalt das Protokoll Leitlinien und Anforderungen fur die Durchfuhrung interner Bestandsaufnahmen zur Bewertung des CO2-Fuftabdrucks von Unternehmen. Da diese Anforderungen sehr umfangreich sind, wurde fur die Unternehmen eine Flexibilitat bei der Erfullung der hohen Anforderungen geschaffen. Das bedeutet, dass politische Entscheidungen oft in die Abwagung der eigenen Projektbilanz eingreifen. In diesem Fall mussen oft Entscheidungen zwischen den Aspekten der Umwelt, wie der Klimaerwarmung, der Programmteilnahme an Umweltschutzprojekten, des Verwaltungsaufwandes und der entstehenden Kosten getroffen werden. Da das GHG- Protokoll jedoch weder auf die Politik noch auf vermeintliche Programme ausgerichtet ist, liegt die Abwagungsentscheidung, die gleichzeitig die politische Entscheidung betrifft, im Ermessen des Anwenders.21
Um eine Korrektheit aller Berechnungen der Emissionen gewahrleisten zu konnen, beinhaltet das GHG Protocol die funf Prinzipien, welche die Grundlage fur jede CO2-Bilanzierung bilden. Die Grundlage basiert zudem auf sogenannten Systemgrenzen. Eine Systemgrenze bildet eine plausible und nachvollziehbare Festlegung der Bilanzierungsgrenze des Carbon Footprints. Es gibt Zeitliche Systemgrenzen, welche bestimmen, in welchem Zeitraum die Emissionen erhoben werden sollen. Es bietet sich hierbei ein volles Jahr als Bilanzierungs Periode an, um danach die Folgejahre gut vergleichbar zu machen und es gibt die Organisatorische Systemgrenze, welche bei der Ubersicht von Standorten zu beachten ist. Kleine Unternehmen haben hier den Vorteil einer ubersichtlichen Standortstruktur. Groftere und komplexere Unternehmen mit mehreren Standorten und unterschiedlichen Eigentumsverhaltnissen, wie Maschinen oder Produktionshallen, sind jedoch oft schwieriger zu definieren. Fur die Bestimmung der organisatorischen Systemgrenze werden in den GHG-Protokollen, sowohl fur kleine als auch fur grofte Unternehmen, drei verschiedene Ansatze vorgeschlagen.
Welchen Ansatz ein Unternehmen wahlt, hangt von der tatsachlichen Unternehmens- struktur und den verschiedenen Beteiligungen anderer Standorte ab.22
1. Der operative Kontrollansatz
Dieser bezieht die THG-Emissionen aller Standorte des Unternehmens mit ein, in denen das zu bilanzierende Unternehmen die Strategie und Entscheidungsgewalt uber die Geschaftspolitik hat.
2. Der finanzielle Kontrollansatz
Berucksichtigt werden auch hier alle Standorte des zu bilanzierenden Unternehmens, sowie die Standorte anderer Unternehmen, auf deren Mittelfluss das Unternehmen Einfluss hat. Dieser Mittelfluss ergibt sich aus der Kapitalzufuhrung, dem Saldo von Ein- und Auszahlungen, aufgenommenen Bankschulden und Darlehen des Unternehmens.
3. Der Eigenkapitalsatz
Der Eigenkapitalsatz ist eine alternative Methode, um die Systemgrenze der Treibhausgasemissionen samtlicher Standorte und Betriebe zu bestimmen und dann die Emissionen dem Betrieb zuzuordnen, dem der entsprechende Anteil des Eigenkapitals zugewiesen werden kann.23
Die Grundlage des GHG Protocols besteht aus diesen funf Prinzipien:
1. Relevanz
Es ist wichtig, dass eine Systemgrenze die Treibhausgasbilanz eines Unternehmens realistisch darstellt. Dies ist notwendig, um die Voraussetzung zu schaffen, dass die Informationen von internen und externen Nutzern als gute und sichere Entscheidungsgrundlage angesehen werden konnen.
2. Vollstandigkeit
Bei der Berichterstattung sind alle Emissionsquellen und Tatigkeiten zu berucksichtigen, die innerhalb der so genannten Systemgrenzen liegen.
Werden bestimmte Emissionsquellen oder Tatigkeiten nicht berucksichtigt, so ist dies plausibel zu begrunden.
3. Konsistenz
Werden Anderungen an Daten, Systemgrenzen, Methoden oder anderen relevanten Punkten vorgenommen, mussen diese transparent dargestellt werden, da einheitliche Methoden fur den Vergleich von Emissionen uber lange Zeitraume unerlasslich sind.
4. Transparenz
Alle Themenbereiche mussen verstandlich, sachlich und objektiv dargestellt und uberpruft werden. Wichtige Daten und Annahmen mussen in der Berechnungsmethode und den verwendeten Datenquellen offen dargelegt werden.
5. Genauigkeit
Das bedeutet, dass sichergestellt werden muss, dass alle Unsicherheitsfaktoren so weit wie moglich reduziert werden. Dadurch wird gewahrleistet, dass die Treibhausgas- emissionen weder zu niedrig, noch zu hoch angegeben werden. Alle Daten mussen korrekt sein, damit die Nutzer auf die Integritat der berichteten Daten vertrauen und Entscheidungen auf der Grundlage dieser Daten treffen konnen.24
2.5 Aspekte der ISO 14064
ISO 14064 ist eine Norm, die von der Internationalen Organisation fur Normung entwickelt wurde. Die Internationale Organisation fur Normung (ISO) hat ihren Sitz in der Schweiz. Ziel der ISO-Normen ist es, die internationale Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel zu erleichtern, indem die Kommunikation von Produkten und Dienstleistungen innerhalb und uber nationale Grenzen hinweg fur Regierungen, Industrie, Verbraucher*innen und anderen Interessengruppen erleichtert wird. Die ISO-Norm 14064 ist eine Erganzung der ISO-Normenreihe 14000 fur das Umweltmanagement, die 2002 eingefuhrt wurde. Angesichts des rasch wachsenden Interesses an der Bekampfung des Klimawandels wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit der Frage befasste, wie die Treibhausgasemissionen zu uberprufen sind.
Eines der Hauptziele war, ein Produkt zu schaffen, das streng und politisch neutral ist, damit es unabhangig von der aktuellen Klimapolitik eines Landes angewendet werden kann. Im Marz 2006 wurde die neue ISO-Norm 14064 veroffentlicht, und im August wurde sie auch von den Vereinigten Staaten als nationale Norm anerkannt. Die Struktur der ISO 14064 besteht aus drei Teilen, die jeweils einen anderen Schwerpunkt haben. Der Teil ISO 14064-1 tragt den Titel „Spezifikation mit Anleitung auf organisatorischer Ebene fur die Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen und -abbau”. Dieser Teil befasst sich mit der Durchfuhrung von Treibhausgasinventaren durch verschiedene Organisationen, die eine Bottom-up-Planung fur die eindeutige Datenerfassung, Datenzusammenstellung, Konsolidierung und Quantifizierung von Emissionen haben. Der zweite Teil, ISO 14064-2, befasst sich mit der Quantifizierung und Berichterstattung von Emissionsreduktionen aus Projektaktivitaten. Der dritte Teil, ISO 14064-3, tragt den Titel „Spezifikation und Anleitung zur Validierung und Verifizierung von Treibhausgas Daten”. Dieses Verifizierungsverfahren gilt auch, wenn die Verifizierung durch einen unabhangigen Dritten oder interne Prufer*innen der Organisation durchgefuhrt wurde. Die ISO enthalt ein Urteil daruber, welche Schatzungsmethoden bei der Ermittlung durch Konsolidierung genauer sind. Treibhausgasberichte mussen vollstandig, konsistent, genau, relevant und transparent sein. Die ISO richtet die Berichterstattung auf die Bedurfnisse der Nutzer*innen aus. Sie konnen sich entweder auf die Teilnahme an Programmen oder auf die offentliche Berichterstattung konzentrieren.25 Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die Schlusselaspekte fur die Durchfuhrung eines Treibhausgasinventars nach ISO 14064 im Allgemeinen mit denen des Greenhouse Gas Protocol ubereinstimmen und oft von diesen abgeleitet sind. Der „A Corporate Accounting and Reporting Standard", welcher vom World Business Council for Sustainable Development und dem World Resources Institute entwickelt wurde, ist eine solche Ubereinstimmung. Der Unterschied besteht darin, dass das GHG Protocol bewahrte Praktiken fur die Erstellung von Treibhausgas-Inventaren aufzeigt, erlautert und Optionen anbietet, wahrend die ISO 10464 Mindeststandards fur die genaue Einhaltung dieser bewahrten Praktiken auf grundlegende Weise festlegt.
Obwohl es einige geringfugige Unterschiede gibt, sind das Protokoll und die ISO-Norm komplementare Dokumente, wobei die ISO-Norm angibt, was zu tun ist, und das THG-Protokoll genau erklart, wie es zu tun ist. Die Verwendung sowohl der Norm als auch des Protokolls kann Organisationen zugutekommen, die Treibhausgasinventare erstellen, und solchen, die eine unabhangige Uberprufung anstreben.26
2.6 Scope 1, 2 und 3 Emissionen
Der Greenhouse Gas Protocol Corporate Standard klassifiziert alle mit einem Unternehmen verbundene Treibhausgasemissionen als Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen. Die Einteilung in die verschiedenen Scope-Konzepte gibt einen Uberblick uber die Emissionsquellen, Moglichkeiten zur gezielten Ermittlung der im jeweiligen Scope freigesetzten Gasmengen und Ansatzpunkte fur geeignete Maftnahmen zu deren Reduzierung. Um diese Kategorisierungen zu unterscheiden, hat das GHG Protocol eine Unterteilung in direkte und indirekte Emissionen vorgenommen. Der Grund fur diese Vorgehensweise ist, dass verschiedene Unternehmensarten in ihren eigenen Bereichen nicht die gleichen Emissionen haben.27
Scope 1 - direkte Emissionen
Bei Scope 1 Emissionen handelt es sich um direkt erzeugte Emissionen, die kontrolliert werden und fur die das Unternehmen die Verantwortung tragt. Energiequellen wie Kraftstoffe, Erdgas, Kuhlmittel und Verbrennungsanlagen sind ebenfalls Teil der erzeugten Emissionen. Hinzu kommen der unternehmenseigene Transport durch firmeneigene Fahrzeuge, sowie unbeabsichtigte Emissionen wie Leckagen. Zusatzlich zu den hier genannten direkten Emissionen definiert das GHG Protocol die indirekten Emissionen Scope 2 und Scope 3 als Ergebnis der Geschaftstatigkeit des produzierenden Unternehmens und der einzelnen Quellen, die von anderen Unternehmen in die Produktion einflieften.
Scope 2 - indirekte Emissionen
Nach dem GHG Protocol stellt Scope 2 die groftte Quelle von Treibhausgasemissionen weltweit dar. Indirekte Emissionen bieten eine gute Moglichkeit zur Emissions- ermittlung in Unternehmen durch Messung und Berechnung. Scope 2 Emissionen sind definiert durch die Erzeugung von zugekaufter Primarenergie wie Strom, Dampf, Warme oder Kalte, die extern erzeugt, aber vom eigenen Unternehmen verbraucht wird. Ein Unternehmen, das seinen Strom von einem nahe gelegenen Energieversorgungs- unternehmen bezieht, wurde die daraus resultierenden Emissionen als indirekte Emissionen zahlen. Sollte ein Unternehmen jedoch selbstandig Energie aus eigenen Quellen erzeugen, wurden diese wiederum als direkte Scope-1-Emissionen betrachtet werden.
Scope 3 - indirekte Emissionen
Um Emissionen aus der Produktion und Verarbeitung vorgelagerter Brennstoffe zu messen, werden diese unter Scope 3 zusammengefasst. Scope 3 beinhaltet alle anderen indirekten Emissionen, die wahrend der gesamten Wertschopfungskette entstehen. Die Environmental Protection Agency (EPA), eine regierungsunabhangige Behorde in den USA, die fur den Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit zustandig ist, beschreibt den Unterschied zwischen Scope 2 und Scope 3 als „das Ergebnis von Aktivitaten aus Anlagen, die nicht im Besitz Ihres Unternehmens sind oder von ihm kontrolliert werden, aber Ihr Unternehmen diese Aktivitaten innerhalb der eigenen Wertschopfungskette unmittelbar beeinflusst.“28 Andere Emissionen, die durch Geschaftsreisen oder in der Lieferkette durch den Transport zu den Kund*innen entstehen, sind ebenfalls enthalten. Scope 3 Emissionen werden in vor- und nachgelagerte Emissionen unterschieden und in 15 Kategorien unterteilt.29
Vorgelagerte Emissionen:
Alle vorgelagerten Emissionen befassen sich mit den indirekten Treibhausgas- emissionen, die innerhalb der Wertschopfungskette eines Unternehmens entstehenund mit gekauften Gutern (materielle Guter) und Dienstleistungen (immaterielle Guter) zusammenhangen.30
Hier gibt es eine Unterteilung in acht Kategorien:
1. Eingekaufte Waren und Dienstleistungen: Cradle-to-Gate Emissionen aus der Produktion von Gutern und Dienstleistungen, z.B. Fertigung, Produktion etc.
2. Anlageguter: Cradle-to-Gate Emissionen aus der Herstellung von Investitions- gutern, z.B. Gerate, Maschinen, Gebaude, Anlagen und Fahrzeuge
3. Brennstoff- und energiebezogene Emissionen: Emissionen aus der Produktion von Brennstoffen und Energietragern, dieeingekauft und verbraucht werden, z.B. Gewinnung, Herstellung und Transport von Brennstoffen etc.
4. Transport und Verteilung: Transport und Verteilung von Produkten und Dienstleistungen, z.B. Transport per Luft, Schiene, Strafte etc., Lagerung von Produkten in Lagerhallen, Verteilerzentren und Verkaufseinrichtungen
5. Abfallaufkommen im Betrieb: Emissionen Dritter, aus der Entsorgung und Behandlung von Abfallen und Abwassern, z.B. Deponierung, Ruckgewinnung zum Recycling, Verbrennung, Kompostierung etc.
6. Geschaftsreisen: Beforderung von Mitarbeiter*innen fur Geschaftstatigkeiten, bei denen die Fahrzeuge von Dritten vertrieben werden, z.B. Flugzeug, Bahn, Bus
7. Berufsverkehr der Arbeitsnehmer: Beforderung von Mitarbeiter*innen von Zuhause zum Arbeitsplatz und zuruck, z.B. Auto, Bahn, Bus
8. Leasingnehmer: Betrieb und Sachanlagen, die vom Werk geleast werden und nicht unter Scope 1 und 2 fallen, z.B. Leasing eines Burogebaudes31
Nachgelagerte Emissionen:
Diese indirekten Treibhausgasemissionen beziehen sich auf alle Waren und Dienstleistungen, die verkauft werden, nachdem sie den Besitz und die Kontrolle des Unternehmens verlassen haben.32 Sieben verschiedene Kategorien werden hierbei beachtet:
1. Transport und Verteilung: Verkaufte Produkte, die mit Fahrzeugen an den Endverbraucher ubermittelt werden, welche von Dritten kontrolliert werden, wie z.B. Einlagerung der verkauften Erzeugnisse in Lagerhausern von Dritten und Verteilerzentren, Transport per Luft, Strane oder Seeweg
2. Verarbeitung verkaufter Produkte: Weitere Verarbeitung von bereits verkauften Produkten durch Dritte, z.B durch Verarbeitung in der Landwirtschaft oder chemische Erzeugnisse
3. Nutzung verkaufter Produkte: Nutzung von Waren und Dienstleistungen, wie z.B. bei der Herstellung von Topfen und Pfannen, diese benotigen nach dem Kauf vom Kunden, Hitze oder Energie um verwendet werden zu konnen
4. Entsorgung und Behandlung verkaufter Produkte: Entsorgung und Behandlung von verkauften Produkten, z.B. in der Deponierung, Verbrennung
5. Leasinggeber: Sachanlagen, die vom Betrieb als Leasinggeber kontrolliert und an andere geleast werden, wie z.B. Druckmaschinen, Weiterverabeitungs- maschinen, Verpackungsmaschinen, etc.
6. Franchise-Betrieb: Die Emissionen von Franchise-Betrieben des Unternehmens, die nicht bereits in Scope 1 und 2 enthalten sind
7. Investitionen: Scope 3-Emissionen, welche mit Investitionen des Unternehmens in Zusammenhang stehen, es gilt fur Investoren und Unternehmen welche Finanzdienstleistungen erbringen, z.B. Kredite, Beteiligungen, Projektfinanzierungen etc. 33
Um ein effektives CO2-Management generieren zu konnen, mussen die drei Scopes von den Unternehmen mit exakten Werten versehen werden. Erst durch diese Schritte ist eine exakte Treibhausgasbilanzierung moglich und schafft einen einheitlichen CO2e Wert, der bei der Kompensation der Emissionen helfen kann.
Anm. der Red.: Diese Abb. wurde aus urheberrechtlichen Grunden entfernt.
Abb. 5: Effektives CO2-Management: 3 Schritte zur Klimaneutralitat - OPTEND34
3. CO2-Emissionen in der Druckindustrie
3.1 CO2-FuBabdruck
Um Treibhausgase erfassen zu konnen, gibt es den CO2-FuBabdruck (engl. Carbon Footprint). Dieser kannfur Lander, Regionen, Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und auch fur private Haushalte zur Erstellung einer Treibhausgas- bilanz verwendet werden. Auch in der Druckindustrie werden Treibhausgasbilanzen erstellt, um die Treibhausgase in den Unternehmen zu erfassen, jedoch gibt es bisher keine Statistiken daruber, wie hoch die Gesamtemissionen der Druckindustrie in Deutschland und Europa sind. Der Carbon Footprint wird immer in CO2-Aquivalenten (CO2e) angegeben. Hierbei entspricht das CO2-Aquivalent einer emittierten Tonne Kohlenstoffdioxid. Bei der Erfassung des Carbon Footprints wird neben Kohlenstoffdioxid (CO2) auch auf andere Treibhausgase wie Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), florierte und perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKWs, PFKWs) sowie auf Schwefelhexafluorid (SF6) geachtet. Somit ist die Einheit CO2e als einheitlich genutzte Mafteinheit zur Benennung von CO2-Emissionen gut geeignet. Der Weltklimarat, Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat auf eine Zeitspanne von 100 Jahren feste Werte fur Treibhausgase und Ihre CO2-Aquivalente herausgebracht.
- 1 kg Methan (CH4) hat dieselbe schadliche Wirkung wie 25 kg CO2
- 1 kg Lachgas (N2O) entspricht 298 kg CO2
- 1 kg Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) entspricht 14.800 kg CO2
- 1 kg Schwefelhexafluorid (SF6) entspricht 22.800 kg CO235
Der im GHG Protocol beschriebene Rahmen, der es einem Unternehmen ermoglicht, ein vollstandiges Inventar der Treibhausgasemissionen zu erstellen, berechnet auch den sogenannten Corporate Carbon Footprint (CCF) des Unternehmens. Die Berechnungen bilden die Grundlage fur den Klimaschutzplan eines Unternehmens und zeigen die Gesamtmenge der Treibhausgasemissionen (einschlieftlich CO2- Emissionen), die direkt oder indirekt durch die Unternehmenstatigkeit entstehen.
So wird ein Uberblick gegeben, in welchen Prozessen oder Wertschopfungsketten die meisten Treibhausgasemissionen entstehen und wie hoch diese sind. Nach der detaillierten Analyse der aufgestellten Treibhausbilanz werden Emissionstreiber ermittelt und gezielt gemindert. Es gibt neben der Betrachtung der unternehmens- bezogenen Treibhausemissionen auch den produktbezogenen Ansatz. 36
3.2 CO2-FuBabdruck von Druckprodukten
Der Product Carbon Footprint (PCF) beschrankt sich auf den gesamten Herstellungsprozess, der entlang der Produktion eines entstehenden Produktes und daruber hinaus stattfindet. Aus diesem Grund ist die Berechnung des PCF nicht nur fur Druckprodukte, sondern auch fur die Herstellung aller Produkte aus anderen Branchen von Bedeutung. Bei der Berechnung wird der Lebenszyklus eines entstehenden Druckproduktes mit den hier anfallenden Treibhausgasen ermittelt. Dabei wird jeder Prozessschritt von der Entstehung, der Produktion und dem Transport der Rohmaterialien bzw. Vorprodukte uber die Produktion bis hin zur Nutzung und Entsorgung des Produktes betrachtet. Er wird auch als „CO2-FuG>abdruck” bezeichnet und umfasst neben der CO2-Bilanz auch die im Kyoto-Protokoll genannten Gase. Der PCF orientiert sich an den individuellen Zielen eines Produktes und unterstutzt das Unternehmen dabei, das Produkt moglichst klimafreundlich herzustellen. Es konnen Systemgrenzen oder auch nur Teile eines Produktlebenszyklus ermittelt werden. 37
Beim „ Cradle-to-Gate” -Ansatz endet die Betrachtung des Produktes, sobald es nach dem Herstellungsprozess das Unternehmen verlasst. Der hier ermittelte CO2-Wert liegt nur im direkten Bereich des Produzenten.
Der „ Cradle-to-Grave” -Ansatz addiert die Nutzung durch den Endverbraucher bis zum Ende der Produktlebensdauer zum Cradle-to-Gate-Ansatz. Auch die Entsorgung des Produkts wird in die Bewertung einbezogen.
In beiden Fallen ist es wichtig, dass die produktbezogene Lieferkette und die Herkunft aller verwendeten Materialien und Rohstoffe detailliert zuruckverfolgt werden konnen, um konkrete Werte erfassen zu konnen.
Um zu vergleichbaren, eindeutigen und internationalen Werten zu kommen, wurden neben der Produktnorm des Greenhouse Gas Protocol noch zwei weitere Standards aufgestellt. Der PAS 2050 und die ISO 14067 beschaftigen sich ebenso mit dem individuellen Produktlebenszyklus eines Produktes. PAS 2050 („Publicly Available Specification for the assessment of the life cycle greenhouse gas emissions of goods and services”), die im Jahr 2008 von der British Standards Institution publiziert wurde, versucht methodische Grundlagen fur die Erfassung von PCFs zu schaffen. Die ISO-Normen 14067 und 14064-3 erfullen den Bedarf an international verbindlichen Standards fur PCFs. Diese internationalen Normen basieren auf der Okobilanzierung (ISO 14040 und ISO 14044) und auf der Umweltkennzeichnung und -deklaration (ISO 14020, ISO 14024 und ISO 14025). Jene drei legen auf Genauigkeit, Relevanz, Transparenz, Vollstandigkeit und Konsistenz der Daten den gleichen Wert.38 In Kapitel 2.1 wurde bereits die ISO-Norm 14064 erlautert. Da heutzutage viele Endverbraucher, ob Kleinunternehmen oder Privatkunden, in ihrem Konsumverhalten Wert auf Nachhaltigkeit legen, ist der Aufwand fur die Erstellung von Produkt-Footprints fur den Hersteller oft nicht nur kosten- und zeitintensiv, sondern kann im Gegenzug dazu zu einer besseren Vermarktung fuhren und weitergehend fur eine gute Kommunikation sehr hilfreich und vorallem nutzlich sein.39
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Zusammenfassung der wichtigsten PCF Standards40
3.3 CO2-Bilanzierung
Um eine Bilanzierung in einem Unternehmen durchfuhren zu konnen, werden zu Beginn die Motive und Ziele festgelegt. Dabei werden vom Unternehmen organisatorische Grenzen oder Emission Schwerpunkte definiert, um ein Gesamtbild der Emissionen aller Standorte und Beteiligten zu erhalten. Sollen die THG-Emissionen rein aus dem Unternehmensinteresse heraus uberpruft werden, ist der Umfang der Berichterstattung wesentlich freier, als bei einer gesetzlich vorgeschriebenen Uberprufung. Es werden dann unternehmensspezifische Systemgrenzen und ein Berichtsjahr fur die Bilanzierung festgelegt. Die Systemgrenzen konnen entwedereine Bilanz furden reinen Produktionsstandort, das gesamte Unternehmen oder z.B. ausschlieftlich fur den Unternehmensstandort in Deutschland definieren. Um eine konstante Bilanz zu erreichen, muss die gesamte Unternehmensstruktur nach der gleichen Methode bilanziert werden. Damit ein Unternehmen eine CO2-Bilanzierung durchfuhren kann, muss es sich zunachst fur den richtigen offiziellen Standard entscheiden. Sollte die Bilanzierung auf freiwilliger Basis erfolgen, kann sie auch ohne offizielle Norm durchgefuhrt werden. Es istjedoch von Vorteil, einen offiziellen Standard zu verwenden, um die Glaubwurdigkeit und Transparenz fur Kund*innen, Investor*innen und Stakeholder*innen zu unterstutzen und die Vergleichbarkeit und Kompatibilitat mit anderen Unternehmen zu gewahrleisten. International anerkannte Standards zur Errechnung des CO2-Fuftabdruckes sind das Greenhouse Gas Protocol mit dem Corporate Standard und die DIN EN ISO 14064. Sie fuhren die Berechnungen durch und lassen sie vom TUV prufen und zertifizieren.41
Die Bilanzierung bildet die Berechnungsgrundlage fur die CO2-Emissionen eines Unternehmens und zeigt auf, wie diese reduziert bzw. neutralisiert werden konnen. Es gibt auch Moglichkeiten der CO2-Kompensation fur Unternehmen. Um am Ende dieser Arbeit einen optimalen Leitfaden erstellenzu konnen, ist es wichtig zu verstehen, woher die Daten ursprunglich stammen und wie sie entstehen.
3.3.1 Definition und Bedeutung des Carbon-Accounting-Systems
Ein Carbon-Accounting-System, welches die Bilanzierung fur ein Unternehmen erfasst, ermittelt systematisch alle direkten und indirekten CO2-Emissionen oder Treibhausgase. Das europaische Emissionshandelssystem ist derzeit das zentrale Verfahren fur den Ausstoft von CO2 zur wirtschaftlichen Betrachtung. Klimakosten konnen also durch den Emissionshandel und das ihm zugrunde liegende Carbon-Accounting-System, internalisiert werden. Die Erfassung von CO2 fur das Carbon-Accounting-System kann sowohl auf Produkt- oder Projektebene, als auch auf Unternehmens- oder Staatsebene erfolgen. Die Anwendung fuhrt zu fundierten Treibhausgasbilanzen, die auch als Grundlage fur Umwelt- und Nachhaltigkeitssysteme genutztwerden konnen. Die Emissionsquellen,die in einem Carbon-Accounting-System erfasst werden, leiten sich aus dem GHG Protocol Standard und den drei unterteilten Scopes ab. Im Unternehmen werden die Emissionen im Carbon-Accounting, durch direkte Messungen oder durch indirekte Berechnung aus anderen Mengen von unterschiedlichen Datenbanken in einer CO2-Accounting-Software erfasst. Diese Mengen konnen Verbrauchsmengen, Zuordnungen von Organisationen, Mengen, ahnliche Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen sein.42 Durch das Carbon- Accounting-System konnen die Emissionen auf verschiedenen Ebenen erfasst werden. Emissionen konnen fur verschiedene Bilanzierungsobjekte zugewiesen oder ermittelt werden. Die Bilanzierungsobjekte konnen entweder das gesamte Unternehmen, Teile des Unternehmens, Produkte, Prozesse oder Mitarbeiter darstellen. Das Carbon- Accounting-System ubernimmt die Verantwortung fur die Bereitstellung der verwendeten Daten aus der genutzten Datenbank. Diese Kennzahlen und Prozesse werden im Carbon-Accounting-System berechnet oder als Schatzungen ermittelt. Nachdem ein Unternehmen seine Treibhausgasbilanzen mithilfe des Carbon- Accounting-Systems festgelegt hat. Erfolgt die Offenlegung der Bilanz als Teil eines Nachhaltigkeitsbericht. Das System gibt die ermittelten Emissionen in Tonnen CO2e an.43
3.3.2 Zertifikate, Siegel und Label
In der Druckindustrie sowie auch in anderen Industriebereichen sind Zertifikate der Nachweis von Anforderungen, die vom Normgeber als Voraussetzung vorgegeben werden. Ziel dieser Zertifizierungen ist die Einhaltung eines bestimmten Qualitats- standards wahrend eines Prozesses. Wichtig ist, dass es sich bei den Zertifizierungs- stellen oft um Organisationen privater Unternehmen oder Behorden handelt, die durch ein Akkreditierungsverfahren dazu ermachtigt sind. Die meisten Zertifizierungen beziehen sich auf den Herstellungsprozess eines Produkts, nicht aber auf das Endprodukt selbst. Ebenso mussen sich die Zertifikate an bestimmten Normen und Zertifizierungsregeln orientieren; dies soll die Unabhangigkeit von anderen Anbietern gewahrleisten und das Vertrauen in offizielle Zertifikate starken. Label und Siegel hingegen beziehen sich auf das fertige Produkt oder das Endergebnis einer Dienstleistung und bewerten dieses. Problematisch am Thema „Unterschied Siegel und Zertifikat” ist, dass hier keine genaue Unterscheidung definiert ist. Das Institut fur Qualitatssicherung und Transparenz verwendet diese Begriffe teilweise sogar synonym zueinander. Ein weiteres Problem besteht auch in der Verwendung der Begriffe Label und Siegel. Mit Gutesiegeln konnen Unternehmen ihre eigenen Standards schaffen und sich damit profilieren, wahrend Siegel immer von Dritten nach Prufung der Anforderungen ausgehandigt werden.44
Auch in der Druckindustrie werden Zertifikate, Siegel und Label verwendet. Die Wichtigsten sind der Blaue Engel, Klimaneutral Drucken, Cradle to Cradle, ISO 50001/ISO 14001, EMAS, FSC und PEFC.
Blaue Engel
Der blaue Engel ist das Umweltzeichen der Bundesregierung Deutschland und das bekannteste Gutesiegel in ganz Deutschland. Es wurde 1978 ins Leben gerufen und zeichnet seitdem uber 120 Produkte aus. Die Kriterien zur Vergabe wurden vom Umweltbundesamt ausgearbeitet.
[...]
1 Michael Strogies und Patrick Gniffke, „Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2010. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990-2008“, Climate Change ISSN 1862-4359 (15. Juni 2010).
2 vgl. Kreuter-Kirchhof, „Das Pariser Klimaschutzubereinkommen und die Grenzen des Rechts - eine neue Chance fur den Klimaschutz“.
3 Philipp Bruck und Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, Co2-Bilanzierung von Mainahmen: Klimaschutzmalinahmen Richtig Bewerten - Erfolgreich Fordermittel Einwerben - Methoden Und Werkzeuge Fur Die Klimabilanzierung, E-Book, hg. von Schierenbeck &Bruck (Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, 2020), https://www.nachhaltigkeitsallianz.de/wp-content/uploads/2020/12/Vortrag-CO2-Bilanzierung-KEAN_final.pdf.
4 vgl. Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2010. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 - 2008, o. J., S. 57
5 Ferry Heilemann, Climate Action Guide: Klimaschutz fur Unternehmen. Konkret. Nachhaltig. Wirksam., 1. (Murmann Verlag, 2021).
6 Tineke Haensgen, Das Kyoto Protokoll: Eine okonomische Analyse unter besonderer Berucksichtigung der flexiblen Mechanismen, Buch (Univ., Bamberg EconomicResearch Group on Government and Growth, 2002).
7 Michael Strogies und Patrick Gniffke, „Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2010. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990-2008“, Climate Change ISSN 1862-4359 (15. Juni 2010).
8 Sebastian Oberthur und Hermann Ott, Das Kyoto-Protokoll: Internationale Klimapolitik fur das 21. Jahrhundert (Weinheim, Deutschland: Beltz Verlag, 2013).
9 Charlotte Kreuter-Kirchhof, „Das Pariser Klimaschutzubereinkommen und die Grenzen des Rechts - eine neue Chance fur den Klimaschutz“, Deutsches Verwaltungsblatt 132, Nr. 2 (1. Januar 2017), https://doi.org/10.1515/dvbl-2017-0206.
10 „Treibhausgas-Emissionen in Deutschland“, Umweltbundesamt, 15. Marz 2022, zugegriffen 25. November 2022, https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland.
11 „Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent“, Umweltbundesamt, 15. Marz 2021, zugegriffen 14. Januar 2023, https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/treibhausgasemissionen-sinken-2020-um-8 7-prozent.
12 ebd. „Treibhausgas-Emissionen in Deutschland“.
13 vgl. „Treibhausgas-Emissionen in Deutschland“.
14vgl. Michael Strogies und Patrick Gniffke, „Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2010. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990-2008“, Climate Change ISSN 1862-4359 (15. Juni 2010)., S. 58
15 Leitfaden: Scope 1-,2- und 3-Emissionen. (o. J.). Abgerufen 9. November 2022, von https://files-eu-prod.cms.commerce.dynamics.com/cms/api/pzbdfrkrhh/binary/MDvdy?pubver=none#msdy nttrid=dImHM4hYhg6jm1QC_JcElWQI8l_2iqtBxuIw3qqFhf8
16 THORTEC Software GmbH, „Sankey Flow Show - Attraktive Flussdiagramme in Minutenschnelle!“, zugegriffen 29. Januar 2023, https://www.sankeyflowshow.com/DE/index.html.
17 Greenhouse Gas Protocol, Greenhouse Gas Protocol: The Ghg Protocol For Project Accounting (World Business Pub., 2005), https://ghgprotocol.org/sites/default/files/standards/ghg_project_accounting.pdf.
18 „Our History: 40 Years of Impact“, World Resources Institute, zugegriffen 22. November 2022, https://www.wri.org/about/history.
19 Olav Schram Stokke und Oystein B. Thommessen, „Yearbook of International Cooperation on Environment and Development 2003-04“, Routledge, 5. November 2013, https://doi.org/10.4324/9781315067131
20 vgl. Stokke und Thommessen, „Yearbook of International Cooperation on Environment and Development 2003-04“, S. 272
21 vgl. Greenhouse Gas Protocol, Greenhouse Gas Protocol: The Ghg Protocol For Project Accounting., S. 5
22 ebd. Elke Radtke und Referat Energie und Umwelt (BDG), „Co2-Leitfaden: Einstieg in Die Ermittlung Eines Co2-FuRabdrucks in GieRerein“, Bdguss.De, Februar 2021, https://www.guss.de/fileadmin/user_upload/co2-leitfaden.pdf., S. 11 f.
23 Global Compact , Einfuhrung Klimamanagement: Schritt Fur Schritt Zu Einem Effektiven Klimamanagement Im Unternehmen (Deutsches Globales Compact Netzwerk, 2017), https://www.globalcompact.de/migrated_files/wAssets/docs/Umweltschutz/Publikationen/001-Einfuehrung -Klimamanagement-DGCN_web.pdf.
24 Elke Radtke und Referat Energie und Umwelt (BDG), „Co2-Leitfaden: Einstieg in die Ermittlung eines Co2-FuBabdrucks in GieBerein“, Bdguss.De, Februar2021, https://www.guss.de/fileadmin/user_upload/co2-leitfaden.pdf.
25 Jay Wintergreen und Tod Delaney, „ISO 14064, International Standard for GHG Emissions Inventories and Verification“, Environmental Protection Agency, 1. Januar 2006, https://www3.epa.gov/ttnchie1/conference/ei16/session13/wintergreen.pdf.
26 ebd. Wintergreen und Delaney, „ISO 14064, International Standard for GHG Emissions Inventories and Verification“, 1. Januar 2006., S.3
27 Teske, Sven und Kriti Nagrath. „Global sector-specific Scope 1, 2, and 3 analyses for setting net-zero targets: agriculture, forestry, and processing harvested products“. SN Applied Sciences 4, Nr. 8 (12. Juli 2022): 2-4. https://doi.org/10.1007/s42452-022-05111-y.
28 „Was sind Scope 1-, Scope 2- und Scope 3-Emissionen?“, ClimatePartner, zugegriffen 24. November 2022, https://www.climatepartner.com/de/climate-action-insights/scope-emissionen-reduzieren.
29 Greenhouse Gas Protocol, Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard, E-book, Supplement to the GHG Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard, 2011, https://ghgprotocol.org/sites/default/files/standards/Corporate-Value-Chain-Accounting-Reporing-Standar d_041613_2.pdf.
30ebd. Greenhouse Gas Protocol, Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard., S. 28
31 vgl. Greenhouse Gas Protocol, Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard., S. 34 f.
32 ebd. Greenhouse Gas Protocol, Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard., S. 28
33 vgl. Greenhouse Gas Protocol , Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard., S. 35 ff.
34 Lucie Moedl, „Effektives CO2-Management: 3 Schritte zur CO2-Neutralitat“, OPTENDA, 15. Juli 2022, zugegriffen 29. November 2022, https://www.optenda.de/co2-management-3-schritte-zur-klimaneutralitaet/.
35 Intergovernmental Panel on Climate Change, Climate Change 2007 - The Physical Science Basis: Working Group I Contribution to the Fourth Assessment Report of the IPCC, 1. Aufl. (Cambridge University Press, 2007), http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/wg 1 /ar4-wg 1 -chapter2.pdf., S. 212 f.
36 vgl.Heilemann, Climate Action Guide: Klimaschutz fur Unternehmen. Konkret. Nachhaltig. Wirksam., S. 44
37Heidi Hottenroth u. a., Carbon Footprints fur Produkte: Handbuch fur die betriebliche Praxis kleiner und mittlerer Unternehmen (Weinheim, Deutschland: BeltzVerlag, 2013).
38 vgl.Heilemann, Climate Action Guide: Klimaschutz fur Unternehmen. Konkret. Nachhaltig. Wirksam., S. 44
39 vgl.Hottenroth u. a., Carbon Footprints fur Produkte: Handbuch fur die betriebliche Praxis kleiner und mittlerer Unternehmen., S. 13
40 ebd. Hottenroth u. a., Carbon Footprints fur Produkte: Handbuch fur die betriebliche Praxis kleiner und mittlerer Unternehmen., S. 13
41 vgl.Hottenroth u. a., Carbon Footprints fur Produkte: Handbuch fur die betriebliche Praxis kleiner und mittlerer Unternehmen., S. 20
42 Oliver Eitelwein und Lukas Goretzki, „Carbon Controlling Und Accounting Erfolgreich Implementieren — Status Quo Und Ausblick“, Controlling & Management 54, Nr. 1 (Februar 2010), https://doi.org/10.1007/s12176-010-0010-6.
43 Multiplye UG, „Alles Wissenswerte Uber Carbon Accounting Fur Unternehmen“, zugegriffen 12. Januar 2023, https://www.multiplye.de/post/alles-wissenswerte-uber-carbon-accounting-fur-unternehmen.
44 Rein h a rd Hoischen, „Zertifizierungen, Zertifikate und Gutesiegel“, dzw, Nr. 27/2018 (2023), https://qualident.de/wp-content/uploads/2018/07/Zertifizierungen_Zertifikate_und_Gutesiegel_QM_Splitter_14.pdf.
- Citation du texte
- Jana Hartmann (Auteur), 2023, Entwicklung eines Carbon-Accounting-Systems in der Druckweiterverarbeitung mit Scope 1 und Scope 2. Weiterverarbeitungsmethoden in der Offset-Produktion von Kunstkatalogen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1338371
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