Diese Arbeit geht der Frage nach, inwiefern französische Autosoziobiograph:innen ein aussagekräftiges Porträt von dem Verhältnis von Klasse und Konsum zeichnen können. Wie reflektieren Klassenübergänger:innen den Konsum einer Arbeiter:innenklasse, der sie nicht mehr angehören? Die Autorin dieser Arbeit stützt sich bei ihren Überlegungen und Textbeispielen hauptsächlich auf die Werke der französischen Schriftsteller:innen Didier Eribon und Annie Ernaux, die mit ihren autobiographischen Werken den Fokus auf die rurale, französische Arbeiter:innenklasse gelenkt haben.
Annie Ernaux gelingt mit "Der Platz" eine objektive Biographie des eigenen Vaters, in der sie seinen Werdegang mit den sozialen Umständen seiner Klasse in Verbindung bringt. Zuerst wird diese soziale Wirklichkeit in einem historischen Rahmen verordnet, um dann weitere Gedanken zum Warenverständnis und dem aktuellen Konsumzeitalter allgemein aufzustellen. Anschließend wird untersucht, welchen Bezug die Arbeiter:innenklasse selbst zu Konsum hat. In einem weiteren Schritt geht die Autorin vermehrt auf die Autosoziobiographien ein und widmet sich zuerst den Aussagen Eribons und Ernaux‘, die in ihren Werken zum Konsum enthalten sind. Es wird weiterhin der Frage nachgegangen, ob Autosoziobiographien das richtige Medium sind, um solche Reflexionen anzustellen, und schließlich auf die Problematiken eingegangen, die mit einer solchen Literaturgattung einhergehen.
Um in ihren Überlegungen zur Verbindung zwischen materiellem Konsum und sozialer Klasse eintauchen zu können, wird die Autorin zunächst ihr literarisches Grundgerüst zeitlich und geographisch einordnen. Im Anschluss wird dann der Konsumbegriff näher erläutert, sowie auf Beispiele des Textkorpus eingegangen, um zu ergründen, wie Konsum und Klasse zueinander stehen. Was verraten uns Autosoziobiographen über das Verhältnis einer proletarischen Klasse zu Konsumgütern?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. DIE BEDEUTUNG VON KONSUM UND DIE VERBINDUNG ZUR SOZIALEN KLASSE
- 1.1 HISTORISCH-GEOGRAPHISCHE EINORDNUNG
- 1.2 MATERIELLER KONSUM UND WARENÄSTHETIK
- 1.3 DEFINIERT SICH EINE PROLETARISCHE KLASSE ÜBER BESITZ UND KONSUM?
- 2. DIE KLASSENFLÜCHTIGEN UND IHR BLICK AUF DAS PROLETARISCHE KONSUMPHÄNOMEN
- 2.1 MÖGLICHE HINTERGRÜNDE: ERKLÄRUNGEN AUS DER SICHT VON ERIBON (UND WEITEREN)
- 2.2 BEWUSSTE KLASSEN-REFLEXION DURCH DAS MEDIUM DER AUTOSOZIOBIOGRAPHIE?
- 2.3 DAS PROBLEM DER KLASSENFLÜCHTIGEN: WO GEHÖRE ICH HIN?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Reflexionen zum Konsumverhalten der Arbeiterklasse in den französischen Autosoziobiographien von Didier Eribon und Annie Ernaux. Sie analysiert, wie Klassenübergänger*innen den Konsum einer Arbeiterklasse, der sie nicht mehr angehören, betrachten und reflektieren.
- Die Bedeutung von Konsum und seine Verbindung zur sozialen Klasse
- Die historischen und geographischen Rahmenbedingungen der untersuchten Autosoziobiographien
- Die Perspektiven der Klassenflüchtenden auf das Konsumverhalten der Arbeiterklasse
- Die Rolle von Autosoziobiographien als Medium für die Reflexion über soziale Klassen und Konsum
- Die Problematiken, die mit der Autosoziobiografie als Literaturgattung einhergehen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Fragestellung nach dem Verhältnis von Konsum und sozialer Ungleichheit vor. Sie erklärt, wie Autosoziobiographien in diesem Zusammenhang relevant sind. Das erste Kapitel befasst sich mit der Bedeutung von Konsum im Kontext sozialer Klassen und ordnet die Autosoziobiographien historisch-geographisch ein. Es betrachtet den Konsumbegriff näher und analysiert, wie Konsum und Klasse in den untersuchten Werken von Eribon und Ernaux dargestellt werden.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Perspektiven der Klassenflüchtenden und untersucht, wie sie das proletarische Konsumverhalten reflektieren. Es diskutiert die möglichen Hintergründe für diese Perspektiven und analysiert, ob Autosoziobiographien das geeignete Medium für solche Reflexionen sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Konsum, soziale Klasse, Autosoziobiografie, Klassenflucht, Frankreich, Didier Eribon, Annie Ernaux, proletarisches Konsumverhalten, Warenverständnis, "Trente Glorieuses".
- Quote paper
- Mona Schäfer (Author), 2021, Autosoziobiographien von Didier Eribon und Annie Ernaux. Konsumverhalten in der französischen Arbeiter:innenklasse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1337966