Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Nationalparks in Kanada und den Balanceakt zwischen Tourismusattraktion und Naturschutz, zu dem sie gezwungen sind. Als Beispiele dienen Banff Nationalpark und Jasper Nationalpark.
Eine allgemeingültige Definition für einen Nationalpark zu finden ist nicht möglich, da diese in allen Ländern unterschiedlich organisiert und aufgebaut sind. Die Parks werden für die Bevölkerung Kanadas und deren Nutzen, Bildung und Spaß bereitgestellt. Sie dürfen und sollen also genutzt werden, solange der Schutz dieser Gebiete nach wie vor für zukünftige Generationen gewährleistet werden kann.
Gliederung
1. Allgemeine Informationen
1.1. Definition eines Nationalparks
1.2. Geschichte und Entstehung kanadischer Nationalparks
2. Banff Nationalpark
2.1. Entstehung
2.2. Geografie und Natur
2.3. Tourismus
3 Jasper Nationalpark
3.1. Entstehung
3.2. Geografie und Natur
3.3. Tourismus
4. Vereinbarkeit von Tourismus und Naturschutz
5.Ausblick in die Zukunft
6.Bibliografie
7.Abbildungsverzeichnis
Nationalparks in Kanada - Zwischen Tourismusattraktion und Naturschutz
1. Allgemeine Informationen
1.1. Definition eines Nationalparks
Eine allgemeingültige Definition für einen Nationalpark zu finden ist nicht möglich, da diese in allen Ländern unterschiedlich organisiert und aufgebaut sind. Es ist jedoch einfacher, den Auftrag eines solchen Parks - wie im Folgenden durch Parks Canada - zu formulieren:1
The national parks of Canada are hereby dedicated to the people of Canada for their benefit, education and enjoyment, subject to this Act and the regulations, and the parks shall be maintained and made use of so as to leave them unimpaired for the enjoyment of future generations.2
Die Parks werden für die Bevölkerung Kanadas und deren Nutzen, Bildung und Spaß bereitgestellt. Sie dürfen und sollen also genutzt werden, solange der Schutz dieser Gebiete nach wie vor für zukünftige Generationen gewährleistet werden kann.
1.2. Geschichte und Entstehung kanadischer Nationalparks
Im November des Jahres 1885 stellte die kanadische Bundesregierung unter John A. Mcdonald eine Fläche von etwa 26 km[2] für den öffentlichen Gebrauch zur Verfügung. Dieses Gebiet um die Cave and Basin Hot Springs, das sind Thermalquellen, aus denen Grundwasser austritt, kennt man heute als Banff Nationalpark.3 Die Ersten, die auf die heißen Quellen stießen, waren drei Arbeiter der CanadianPacific Railway (i. d. F. abgekürzt: CPR) bei der Erschließung des Geländes für die erste transkontinentale Eisenbahnstrecke durch die Rocky Mountains. Viel früher wurden sie jedoch auch von den First Nations, den indigenen Völkern, genutzt. Anstatt dieses neu erschlossene Land zu verkaufen, entschied die Regierung Kanadas, die heißen Quellen zum Wohle aller Kanadier zu erhalten und zu schützen. Bereits 53 Jahre früher führte eine ähnliche Entscheidung im Jahr 1832 zum ersten Reservat in den USA, den Arkansas Hot Springs.4 Stark beeinflusst wurde diese Entscheidung in Kanada durch die verlockenden wirtschaftlichen Aspekte für den Staat und die CPR. Man ging davon aus, dass ein solcher Park besonders für viele wohlhabende Besucher attraktiv sein müsste, die wahrscheinlich auf der neuen Eisenbahnstrecke anreisen würden.5 Auch der Werbespruch der Eisenbahngesellschaft: „Erlebt in Kanada die Schönheit der unberührten Natur!“6, ist als Aufruf an die Bevölkerung kaum anders zu deuten.
1886 stellte die Regierung einen Landbegutachter, um das Hot Springs Reservat zu vermessen und untersuchen. In seinem Bericht schreibt dieser, dass ein Großteil des Landes außerhalb des ausgewiesenen Reservats liege und sich aufgrund der unglaublich schönen Naturgegebenheiten ausgezeichnet für einen Nationalpark eigne. Bereits im folgenden Jahr erließ die kanadische Bundesregierung einen Gesetzentwurf für den ersten Nationalpark Kanadas. Am 23. Juni 1887 wurde schließlich mit dem Rocky Mountains Park Act der heutige Banff Nationalpark gegründet.
Seit der Gründung des ersten Parks wurden die Indigenen immer wieder vertrieben. Außerdem wurden ihnen ihre Rechte aberkannt, welche sie über lange Zeit innehatten. So wurden im Jahr 1936 Mitglieder des Keeseekoowin Ojibwe Stammes einige Jahre nach der Gründung des Riding Mountain Nationalpark verbannt und ihre Häuser durch Parkwächter in Brand gesteckt. Solche harten Vorgehensweisen waren jedoch alles andere als Einzelfälle. Auch Ende des 19. Jahrhunderts wurden noch First Nations aus dem Stanley Park in Vancouver und dem Algoquin Provincial Park in Ontario vertrieben.
Einige indigene Redner widersprechen dem typischen Bild eines Nationalparks mit deren unberührter Natur, wie es von Regierungsseite vermarktet wird. Vielmehr beherbergen die Parks schon lange Zeit auch Menschen, die nach und nach ihr Zuhause aufgeben mussten. Nathan Cardinal, Beauftragter für Ressourcenschonung im Gulf Islands Nationalparkreservat ist ebenfalls der Meinung, dass die Landschaften der Parks über tausende Jahre hinweg aktiv von den First Nations koordiniert wurden. Heutzutage ist eine ständige Absprache mit den Indigenen von höchster Bedeutung, zumal sie bis in die 70er Jahre unterdrückt wurden.7
Der Banff Nationalpark ist ein hervorragendes Beispiel für das wirtschaftliche Potenzial des Nationalparksystems. So sprechen sich nicht nur Mitglieder des Parlaments, sondern auch der CPR für die Einführung weiterer Parks aus. Zwischen 1886 und 1895 wurden schließlich drei weitere Reservate unter Schutz gestellt, die heute als Yoho, Glacier und Waterton Lakes Nationalparks bekannt sind. Die Einrichtung dieser Parks wurde einerseits durch die Verfügbarkeit von viel freiem Land im Westen Kanadas und andererseits dem großen Interesse, viele Touristen mit der transkontinentalen Eisenbahn in den Westen zu bringen, unterstützt. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurden auch erste Parks im Osten, wie der St. Lawrence-Islands - Nationalpark, heute als Thousand Islands Nationalpark bekannt, errichtet.
Mit der wachsenden Anzahl an Parks und Reservaten, welche zu beaufsichtigen waren, wurde 1911 die weltweit erste Organisation für die Koordination der Nationalparks, die Dominion Parks Branch, gegründet.8 In den folgenden 25 Jahren sind unter der Leitung von James B. Harkins neun weitere Parks hinzugekommen. Für Harkins hatte nicht nur der Tourismus und damit die Wirtschaft, sondern tatsächlich auch der Naturschutz eine hohe Bedeutung. Er betreute auch die Entstehung des National Park Act 1930, welcher heute als Canada National Park Act bekannt ist, jedoch nach wie vor denselben Kern und die gleichen Aufgaben hat. Zu dem bereits bestehenden Programm der Nationalparks der Regierungsabteilung Parks Canada wurden nach und nach auch andere Gebiete, wie zum Beispiel Meeresgebiete oder geschichtsträchtige Orte, aufgenommen. Im Jahr 1998 wurde schließlich der Parks Canada Agency Act verabschiedet, der Parks Canada zu einer eigenständigen Organisation beförderte, welche bis dahin lediglich als eine Art Abteilung geführt wurde. Diese Organisation hat allerdings die Aufgaben und Ziele der vorherigen Abteilung übernommen.
Bis in die 70er Jahre war das Netzwerk der Nationalparks keineswegs systematisch, sondern bestand aus verschiedenen Gebieten. Diese wurden wegen ihrer natürlichen Schönheit oder des Öfteren aufgrund eines Bürgerbegehrens unter Schutz gestellt. Ziel ihrer Einführung war oft, Ökosysteme und Wildnis zu schützen - nicht selten jedoch auch um gezielt die Wirtschaft anzukurbeln.
Jean Chrétien, damals Beauftragter der Nationalparks, erhoffte sich 1968 rund 40 bis 60 neue Parks bis 1985, dem 100-jährigen Jubiläum des Banff Nationalpark (i. d. F. abgekürzt: NP), zu eröffnen. Kurz darauf entwickelte man 1970 den Nationalpark-Systemplan, um mögliche Standorte für neue Parks zu ermitteln. Wie man in Abbildung 1 sehen kann, wurde Kanada dafür in 39 Naturregionen aufgeteilt, welche später durch jeweils mindestens einen Park repräsentiert werden sollen. Zum geplanten Zeitpunkt Chrétiens 1985 gab es schließlich 31 Parks und Reservate. Das war zwar deutlich weniger als erhofft, dennoch mit über zehn neuen Parks ein großer Erfolg für den kurzen Zeitraum.9 Heutzutage gibt es 48 Nationalparks und Reservate in Kanada, welche 30 der in Abbildung 1 gezeigten Regionen repräsentieren. In einigen Regionen sind folglich mehrere Parks und Reservate, während neun Regionen bis jetzt nicht vertreten werden. Nationalparkreservate werden immer dann eingerichtet, wenn Besitzansprüche in den jeweiligen Gebieten noch nicht endgültig geklärt worden sind und Verhandlungen ausstehen. Auch sie sollen eines Tages den Status eines Nationalparks erreichen, wenn alle Probleme beseitigt und Abkommen ausgehandelt worden sind. Um auch in den übrigen neun Naturregionen repräsentative Gebiete einrichten zu können, wurden bereits Kompatibilitätsstudien durchgeführt. Ein Beispiel dafür liefert das Nationalparkreservat im South-Okanagan-Similkameen-Gebiet, welches auf die Voraussetzungen für einen NP untersucht wurde. Auch der 2017 veröffentlichte Ausgabenplan des Premierministers Justin Trudeau zeigte, dass ein NP in den Manitoba Lowlands im Nordwesten des Lake Winnipeg geplant ist. Der Premierminister ruft außerdem alle Kanadier dazu auf, die schöne und einzigartige Natur in den Parks zu erkunden und kennenzulernen.10 Man hat zudem erkannt, dass die Zusammenarbeit der kanadischen Regierung mit den Indigenen der Schlüssel zum Erfolg für neue Nationalparks ist. Im Jahr 2009 hat eine Kooperation mit den Decho First Nations, die den South Nahanni River beschützen wollten, zu einer sechsfachen Vergrößerung des ursprünglich geplanten Gebietes geführt. Die Gründung eines Parks hängt also oft stark von den Einheimischen ab, die diese Gebiete schließlich am besten kennen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Karte Kanadas mit 39 Naturregionen
Die Nationalparks und Nationalparkreservate in Kanada reichen von Quthinirpaaq, das ungefähr 800 km vom Nordpol entfernt liegt, bis Point Pelee an der südlichsten Spitze des Landes und ebenso von West nach Ost. Gemeinsam haben die Parks eine Fläche von etwa 340.000 km[2]. Das ist mehr als die sechsfache Fläche der kanadischen Provinz Nova Scotia oder rund drei Prozent der Fläche Kanadas. Dabei sind die Parks aber auch sehr unterschiedlich groß. Während Wood Buffalo die Fläche der Schweiz deckt, hat das Bioreservat Point Pelee gerade mal eine Fläche von 15 Quadratkilometern.11
2. Banff Nationalpark
2.1. Entstehung
Im Herbst des Jahres 1883 stießen drei Arbeiter der Canadian Pacific Railway Gesellschaft durch Zufall auf heiße Quellen am Sulphur Mountain. Glücklicherweise kam es hierbei nie zu einer kommerziellen Ausbeutung des nahezu unberührten Landes. Daraufhin wurde 1885 das damals noch kleine Gebiet von sechsundzwanzig Quadratkilometern Größe zum Rocky Mountain Park Schutzgebiet erklärt. Der Naturschutz spielte zu dieser Zeit wohl eher eine untergeordnete Rolle.12 Mit dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn sollten vor allem wohlhabende Besucher in diese Region gelockt werden. Zwei Jahre später, im Jahr 1887, wurde schließlich der Rocky Mountain Park Act verabschiedet. Seitdem wurde der Park stetig erweitert und 1930 in den bekannten Banff Nationalpark umbenannt. Damit ist der Banff NP das älteste aller Schutzgebiete in Kanada und sogar der drittälteste NP der ganzen Welt.13
2.2. Geografie und Natur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Karte von ganz Kanada mit Markierung des Banff und Jasper Nationalpark
Der Banff Nationalpark liegt in der Provinz Alberta im Südwesten Kanadas, wie sich der Abbildung 2 entnehmen lässt. Mit einer Fläche von 6.641 Quadratkilometern bietet er für seine Besucher eine Bilderbuchlandschaft mit hohen Bergen, tiefen Schluchten, weiten Wäldern und türkisblauen Seen, Wasserfällen und Flüssen. Der Ort Banff, der im Park liegt, bildet trotz seiner nur sechstausend Einwohner das Zentrum des NPs. Banff ist dennoch die größte Stadt in Kanada, die sich innerhalb eines Nationalparks befindet. Um der einzigartigen Umgebung nicht unnötig zu schaden, müssen Bewohner begründen, weshalb sie im Park leben wollen oder müssen. Studien haben außerdem ergeben, dass sich die Nutzung der Stadt stark auf die Umwelt auswirkt und man diese daher nicht erweitern und ausbauen soll. Die Stadt wurde nach dem schottischen Banffshire, der Heimat wichtiger Geldgeber des Parks benannt.
Der Großteil der Bäume ist immergrün, darunter zählen diverse Nadelbäume, wie die Lodgepole Kiefer und die subalpine Tanne. Unter den Laubbäumen sind besonders die Pappeln dominant, während in den vielen Landschaften über der Baumgrenze viele bunte Wildblumen wachsen.14 Außerdem ist der Park Heimat für viele Tiere, darunter 53 Säugetierarten, rund 260 Vogelarten und Schätzungen zufolge sogar mehr als 60 Grizzlybären, bei denen es sich bei einigen Exemplaren um erwachsene Weibchen handelt.15
2.3. Tourismus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Monatliche Besucheranzahl im Banff Nationalpark von 2010 bis 2019
Die meisten der jährlich rund fünf Millionen Besucher des Banff Nationalpark lockt es in den Sommermonaten in den Park, um das Farbspiel der Bergwelt und Bergseen bestaunen zu können. Die Abbildung 3 zeigt, dass sich die Anzahl der Besucher von 2010 bis 2019 erhöht hat. Im August des Jahres 2019 wurde erstmals im aufgeführten Zeitraum die Anzahl von 700.000 Besuchern in einem Monat überschritten. Mit diesen Dimensionen ist der Banff Nationalpark der Bestbesuchte in Kanada. Neben den Wander, Rad- und Reitwegen von insgesamt 1.500 Kilometern Länge, ist das Fairmont Banff Springs Hotel ein weiteres Highlight für viele Touristen. Vor der Kulisse des 2.285 Meter hohen Sulphur Mountain, mit atemberaubendem Ausblick über das Tal des Bow Rivers, bietet das Hotel seinen Gästen außerdem vierzehn Restaurants, fünfzig Geschäfte und heiße Schwefelquellen, die laut den Ureinwohnern heilende Kräfte besitzen. Im Jahr 1888 galt das ehemalige Eisenbahnhotel der Canadian Pacific Railway Gesellschaft, mit 700 Luxuszimmern im schottischen Burgenstil, als größtes Hotel der Welt.
[...]
1 Vergleiche hierzu https://www.juraforum.de/lexikon/nationalpark
2 https://laws-lois.justice.gc.ca/eng/acts/n-14.01/page-1.html#h-360258
3 Vergleiche hierzu Ohlhoff und Helmhausen (2015: 22)
4 Vergleiche hierzu https://www.nps.gov/hosp/learn/historyculture/index.htm
5 Vergleiche hierzu Ohlhoff und Helmhausen (2015: 35)
6 https://www.nationalgeographic.de/reise-und-abenteuer/2017/05/der-zug-nach-westen
7 Vergleiche hierzu https://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/national-parks-of- canada
8 Vergleiche hierzu Jahn (2017:108)
9 Vergleiche hierzu Vogelsang (1998: 146)
10 Vergleiche hierzu https://pm.gc.ca/en/news/news-releases/2017/03/28/prime-minister- trudeau-highlights-significant-investments-protect
11 Vergleiche zu ganzem Gliederungspunkt https://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/national-parks-of-canada
12 Vergleiche hierzu Vogelsang (1998: 140)
13 Vergleiche hierzu https://faszination-kanada.com/kanada-entdecken/nationalparks/banff- nationalpark/; https://www.planet- wissen.de/kultur/nordamerika/kanadas_natur/pwienationalparks100.html
14 Vergleiche zu ganzem Gliederungspunkt https://thecanadianencyclopedia.ca/en/article/banff- national-park
15 Vergleiche hierzu https://faszination-kanada.com/kanada-entdecken/nationalparks/banff- nationalpark/
- Quote paper
- Anonymous,, 2022, Banff und Jasper. Kanadische Nationalparks zwischen Touristenattraktion und Naturschutz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1335404
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