Die vorliegende Arbeit verfolgt drei Ziele: Erstens, Definition und Erklärung des Begriffs Gruppendenken anhand eines Theoriemodells sowie einer politischen Fehlentscheidung der USA. Zweitens, mögliche Präventionsmaßnahmen des Moderators zur Unterbindung von Gruppendenken im Qualitätszirkel für Harnwegsinfektionen aufzeigen. Drittens, eine kritische Reflexion des Gruppendenkens durchführen.
Ein stationärer Krankenhausaufenthalt stellt für die meisten Menschen eine Tortur dar, welcher durch das mögliche Auftreten nosokomialer Infektionen zusätzlich erschwert werden kann. "Vom infektiösen Hospitalismus […] wird gesprochen, wenn die Infektion bei der Aufnahme ins Krankenhaus weder vorhanden noch in der Inkubationsphase war." Das heißt, dass nosokomiale Infektionskrankheiten, wie beispielsweise die Harnwegsinfektion, in der Regel erst im Krankenhaus durch den pflegerischen oder ärztlichen Patientenkontakt, aufgrund mangelnder Befolgung hygienischer Vorschriften, wie beispielsweise die regelmäßige Händedesinfektion, übertragen werden. Nun stellt sich für die Instanzenstelle des Krankenhauses die Frage, wie man dieser Problematik entgegenwirken könnte.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
2 Die Entstehung von Gruppendenken
3 Prävention des Gruppendenkens
4 Kritik
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Theoriemodell des Gruppendenkens
1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Ein stationärer Krankenhausaufenthalt stellt für die meisten Menschen eine Tortur dar, welcher durch das mögliche Auftreten nosokomialer Infektionen zusätzlich erschwert werden kann. „Vom infektiösen Hospitalismus [...] wird gesprochen, wenn die Infektion bei der Aufnahme ins Krankenhaus weder vorhanden noch in der Inkubationsphase war.“ (Köther 2011, 621) Das heißt, dass nosokomiale Infektionskrankheiten, wie beispielsweise die Harnwegsinfektion, in der Regel erst im Krankenhaus durch den pflegerischen oder ärztlichen Patientenkontakt, aufgrund mangelnder Befolgung hygienischer Vorschriften, wie beispielsweise die regelmäßige Händedesinfektion, übertragen werden (vgl. ebd., 621). Nun stellt sich für die Instanzenstelle des Krankenhauses die Frage, wie man dieser Problematik entgegenwirken könnte. Eine mögliche Methode zur Erörterung von Lösungsstrategien bietet der Qualitätszirkel. Eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern (5-10) des gleichen Arbeitsbereiches einer Organisation schließen sich zu einer Gruppe zusammen und versuchen in sogenannten Gesprächsrunden während der Arbeitszeit, mithilfe ihrer Fachkenntnisse eine Problemlösung zu erarbeiten (vgl. Bungard 1992, 7). Gruppenarbeiten bringen jedoch nicht ausschließlich positive Aspekte mit sich, sondern können auch negative Begleiterscheinungen wie das Phänomen des Gruppendenkens aufweisen (vgl. Weinert 2004, 430). „Das Gruppendenken umschreibt eine [..] psychologische Dynamik, die die Leistung von Gruppen [.] herabzusetzen vermag.“ (Fischer/Wiswede 2009, 683) Das wohl prägnanteste Problem des Gruppendenkens stellt die Konformität, welche aus einer hohen Gruppenkohäsion resultiert, dar (vgl. Werther/Brodbeck 2018, 204). Es besteht die Gefahr, dass die Qualitätszirkelmitglieder sich voreilig der Mehrheitsmeinung anschließen, ohne diese selbst kritisch zu hinterfragen. Hinzu kommt, dass auf Meinungsabweichler massiver Gruppendruck ausgeübt wird, bis diese die Meinung der Majorität annehmen. Geschieht dies nicht, werden diese Individuen ignoriert (vgl. Franke 2016, 104). Ein weiteres Problem ist die Selbstzensur. Die Qualitätszirkelmitglieder äußern aus Angst vor Ablehnung keine weitere Kritik am Konsens (vgl. ebd., 104).
Die vorliegende Arbeit verfolgt drei Ziele: Erstens, Definition und Erklärung des Begriffs Gruppendenken anhand eines Theoriemodells sowie einer politischen Fehlentscheidung der USA. Zweitens, mögliche Präventionsmaßnahmen des Moderators zur Unterbindung von Gruppendenken im Qualitätszirkel für Harnwegsinfektionen aufzeigen. Drittens, eine kritische Reflexion des Gruppendenkens durchführen.
2 Die Entstehung von Gruppendenken
Der US-amerikanische Sozial- und Forschungspsychologe Irving Lester Janis entwickelte aufgrund von Analysen populärer politischer Entscheidungen der USA, welche teilweise in einem Desaster endeten, den Gedanken des „Groupthink“ (Gruppendenken) (vgl. Fischer/Wiswede 2009, 683). Dieser Gedanke lässt sich folgendermaßen definieren: „Von einem Groupthink-Phänomen wird dann gesprochen, wenn eine stark kohäsive Gruppe, häufig mit einem charismatischen Anführer, die kritische Distanz zu Problemen und Lösungen verliert, wichtige Signale aus der Umwelt ignoriert werden, und einzelne Mitglieder durch Gruppendruck zu einem konformen Verhalten gebracht werden [...]. (Bergmann/Garrecht 2008, 17) Daraus resultiert, dass Entscheidungsalternativen unzureichend geprüft werden und es dementsprechend zu defizitären Entscheidungen kommen könnte (vgl. Greitemeyer 2012, 137). Dieser Prozess soll in der untenstehenden Abbildung detaillierter veranschaulicht werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Theoriemodell des Gruppendenkens (vgl. Bergmann/Garrecht 2008, 17; vgl. Born/Eiselin 1996, 88; vgl. Janis 1982, 244)
Einzelne Symptome, welche in der obigen Abbildung aufgeführt wurden, spiegeln sich in der US-amerikanischen Fehlentscheidung zur Invasion der Schweinebucht (1961) wider (vgl. Franke 2016, 102). Präsident Kennedy und sein Beraterteam, welches aus hochkompetenten Mitgliedern bestand, plante die Stürzung des kommunistischen Regimes unter Diktator Fidel Castro mithilfe der Stationierung bewaffneter Exilkubaner (vgl. Janis 1982, 14). Folgende Symptome sind während des Entscheidungsprozesses aufgetreten: die Unterschätzung von Fidel Castro und seiner Armee (Stereotypisierung) (vgl. ebd., 38), die Ausübung von Gruppendruck auf Meinungsabweichler (vgl. ebd., 40) sowie die Illusion der Einstimmigkeit (vgl. ebd., 39).
3 Prävention des Gruppendenkens
Wie bisher erörtert wurde, wirkt sich Gruppendenken negativ auf die Entscheidungsfindung einer Gruppe aus. Umso wichtiger ist es, dass der Moderator des Qualitätszirkels Maßnahmen ergreift, um diesem Phänomen entgegenzuwirken. Grundsätzlich sollte er die Qualitätszirkelmitglieder in der ersten Sitzung dazu ermutigen Kritik innerhalb der Gruppe jederzeit frei zu äußern (vgl. Born/Eiselin 1996, 88). Zusätzlich könnte er darauf hinweisen, dass aufkommende Zweifel am Gruppenkonsens ihm auch anonym entgegengebracht werden können (vgl. Glaser 2019, 20). Eine weitere Möglichkeit stellt die Hinzuziehung außenstehender Experten, welche nicht dem Qualitätszirkel angehören, dar. Janis empfiehlt diese periodisch in die Gruppensitzungen einzuladen. Sie sollen die Sichtweisen der Gruppenmitglieder kritisch hinterfragen und beratend zur Verfügung stehen (vgl. Janis 1982, 266). Hier bestünde für den Moderator des Qualitätszirkels die Möglichkeit, den Hygienebeauftragten der Gesundheitsorganisation in einzelne Sitzungen einzuladen, welcher den bisherigen Gruppenkonsens kritisch prüft und bei Bedarf beratend zur Seite steht. Nachdem der Qualitätszirkel sich auf eine Lösungsstrategie zur Senkung der Auftrittshäufigkeit der Harnwegsinfektion geeignet hat, sollte der Moderator ein sogenanntes „second chance meeting“ einberufen, damit alle Gruppenmitglieder die getroffene Lösungsstrategie(-n) noch einmal überdenken können und ihnen die Möglichkeit geboten wird, letzte Zweifel in dieser Sitzung vor Abschluss des Qualitätszirkels zu äußern und zu diskutieren (vgl. ebd., 270). Weitere Maßnahmen bieten die nominale Gruppentechnik, die Methode des „Avocado Diabolo“ und die Unterteilung der Gesamt- in zwei Subgruppen (vgl. Lieber 2011, 235).
4 Kritik
Wie Janis durch die Analysen der US-amerikanischen Fiaskos aufzeigte, lassen sich auch hochkompetente Menschen vom Phänomen des Gruppendenkens verleiten. Es steht also außer Frage, dass das Phänomen des Gruppendenken ebenfalls eine Gefahr für die Mitglieder des Qualitätszirkels für Harnwegsinfektionen, insbesondere für eine erfolgreiche Problemlösung, darstellt. Abschließend gilt es jedoch den Faktor der Kohäsion zu kritisieren. Einerseits wird dieser als grundlegender Auslöser für das Gruppendenken benannt, andererseits kann eine ausgeprägte Gruppenkohäsion zu einer entspannten und familiären Gruppenatmosphäre beitragen, bei der die Gruppenmitglieder Kritik frei äußern können, ohne befürchten zu müssen, gemaßregelt zu werden (vgl. Born/Eiselin 1996, 80).
Literaturverzeichnis
Bergmann, Rainer / Garrecht, Martin (2008): Organisation und Projektmanagement. Heidelberg: Physica-Verlag.
Born, Marius / Eiselin, Stefan (1996): Teams Chancen und Gefahren: Grundlagen Anwendung am Beispiel von Lean Management. Bern: Hans Huber.
Bungard, Walter (1992): Qualitätszirkel (QZ) als Gegenstand der Arbeits- und Organisationspsychologie - Einleitung und Überblick. In: Bungard, Walter (Hrsg.): Qualitätszirkel in der Arbeitswelt: Ziele, Erfahrungen, Probleme. Band 7. Göttingen: Verlag für Angewandte Psychologie Göttingen - Stuttgart. S. 7.
Fischer, Lorenz / Wiswede, Günter (2009): Grundlagen der Sozialpsychologie. 3. Auflage. München: Oldenbourg.
Franke, Heinz (2016): Problemlösen in Gruppen: Veränderungen im Unternehmen zielwirksam realisieren. 3. Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler.
Glaser, Christian (2019): Risiko im Management: 100 Fehler, Irrtümer, Verzerrungen und wie man sie vermeidet. Wiesbaden: Springer Gabler.
Greitemeyer, Tobias (2012): Sozialpsychologie. Stuttgart: Kohlhammer.
Janis, Irving Lester (1982): Groupthink: Psychological Studies of Policy Descisions and Fiascoes. 2. Auflage. Boston: Houghton Mifflin.
Köther, Ilka (2011): Altenpflege. 3. Auflage. Stuttgart: Thieme.
Lieber, Bernd (2011): Personalführung: leicht verständlich. 2. Auflage. Konstanz; München: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
Weinert, Ansfried B. (2004): Organisations- und Personalpsychologie. 5. Auflage. Weinheim; Basel: Beltz.
Werther, Simon / Brodbeck, Felix C. (2018): Fehlentscheidungen von Gruppen durch Coaching verringern. In: Greif, Siegfried / Möller, Heidi / Scholl, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching. Berlin: Springer. S. 204
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- Arbeit zitieren
- Florian Koch (Autor:in), 2019, Gruppendenken im Qualitätszirkel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1334132
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