Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird eine empirische Studie mit einem within-subject- und between-subject-Untersuchungsdesign nach dem Vorbild der European Multicenter Study on Spinal Cord Injury (EMSCI) durchgeführt. Der Gegenstand dieser Studie ist eine retrospektive Datenanalyse mit dem Ziel, Unterschiede in der Depressivitätsausprägung zwischen Personen des jungen, mittleren, und höheren Erwachsenenalters nach Querschnittverletzung auszumachen.
Dafür wird eine ANOVA (Analysis of Variance) mit Messwiederholung nach 1, 3 und 12 Monaten berechnet. Die Messzeitpunkte stellen den Innersubjektfaktor (within) dar. Der Zwischensubjektfaktor (between) ist die Gruppenzugehörigkeit zu einer der Alterskohorten. Alle Daten wurden an der BG-Unfallklinik Murnau standardisiert nach dem EMSCI-Schema erhoben. Die Depressivitätsausprägung wurde mit dem Beck-Depressions-Inventar II (BDI-II) erfasst.
Auch wenn empirisch bewiesen ist, dass man einen Großteil der körperlichen Fitness/konditionellen Fähigkeiten durch Training bis ins hohe Alter bewahren kann, so lässt es sich nicht leugnen, dass auf der körperlichen Ebene die Abbauprozesse überwiegen. Psychologisch interessant ist es, in welchen Bereichen es zu Zuwachsen kommt. Im Bereich der Kristallinen Intelligenz ist ein Zuwachs bis ins hohe Lebensalter zu verzeichnen. Dazu kommt, dass ältere Personen emotional stabiler sind und weniger tägliche Affektschwankungen aufweisen.
Und es gibt empirische Tendenzen, die aufweisen, dass Personen im höheren Alter bei der Auseinandersetzung mit gesundheitlichen Einschränkungen eher zu emotionsregulierenden Bewältigungsstrategien, wie dem Akzeptieren der Situation und der Vermeidung negativer Emotionen, neigen. Dazu kommt, dass aus entwicklungspsychologischer Perspektive die komplexen Entwicklungsaufgaben im höheren Alter abgeschlossen sind.
Im Gegensatz dazu wird das jüngere Erwachsenenalter oft als „Rushhour“ bezeichnet, da hier viele Entwicklungsaufgaben, wie eine Familie gründen und einen Beruf finden, in eine relativ kurze Zeitspanne fallen. Im mittleren Erwachsenenalter dagegen steht der Fokus auf der sozialen Verantwortung für die eigenen Kinder und Eltern. Dazu kommt, dass viele hier ihre höchste Karrierestufe erreichen. Dieser dreigliedrige Spagat ist oft mit einer enormen psychischen Belastung verbunden.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abstract
Danksagung
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhänge
1. Einleitung und Herleitung der Forschungsfrage
2. Theoretische Grundlagen und Definitionen
2.1. Querschnittlähmung
2.1.1. Definition
2.1.2. Klassifikation
2.1.3. Ätiologie
2.1.4. Epidemiologie
2.1.5. Rehabilitation
2.2. Komorbidität zwischen Querschnittlähmung und Psyche
2.2.1. Psychologische Bewältigungstheorien
2.2.2. Depressive Erkrankungen
2.3. Querschnittlähmung und Alter
2.4. Bisherige Forschung zum Einfluss des Alters auf die depressive Symptomatik querschnittgelähmter Personen
3. Fragestellung und Hypothesen
4. Methodisches Vorgehen
4.1. Einführung in das Untersuchungsdesign
4.2. Datenerhebung
4.2.1. EMSCI
4.2.2. BDI-II
4.3. Datenaufbereitung
4.3.1. Ein- und Ausschlusskriterien
4.3.2. Operationalisierung der Altersvariable
4.3.3. Beschreibung der Alterskohorten
5. Statistische Auswertung und Umgang mit fehlenden Werten
6. Ergebnisse
6.1. Deskriptive Beschreibung der abhängigen Variable
6.2. Grundvoraussetzungen für die Berechnung einer mixed ANOVA
6.3. Überprüfung der Stichproben auf Normalverteilung, Ausreißer, Sphärizität und Homoskedastizität
6.3.1. Prüfung der Normalverteilung und Überprüfung auf Ausreißer
6.3.2. Sphärizität
6.3.3. Gleichheit der Varianzen und Kovarianzen (Homoskedastizität)
6.4. Hypothesenüberprüfung
6.4.1. Hypothese I: Unterscheidung der Altersgruppen hinsichtlich der depressiven Symptomatik nach Eintritt einer Querschnittverletzung
7. Diskussion
7.1. Interpretation der wichtigsten Ergebnisse
7.2. Schlussfolgerung in Bezug auf Forschungsfrage und Hypothese
7.3. Kritische Betrachtung der eigenen Methodik und Implikationen für den weiteren Forschungsbedarf
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
10. Anhang A
Danksagung
Hiermit möchte ich mich zuerst bei meinem Betreuer Herr Prof. Dr. phil. Pals bedanken, der meine Bachelorarbeit primär betreut hat. Für die hilfreichen Anregungen und die konstruktive Kritik bei der Erschaffung dieser Thesis bin ich Ihnen außerordentlich verbunden. Zudem danke ich meinem Zweitbetreuer Herr Dipl. Psych. Linsl, der als leitender Psychologe und psychologischer Psychotherapeut der Abteilung für Psychotraumatologie und Neuropsychologie an der BG Unfallklinik Murnau die Nutzung der hier verwendeten Daten ermöglicht hat. Darüber hinaus gilt mein Dank Frau Dr. Weik, die wichtige Komprimierungsschritte in Bezug auf den Datensatz vorgenommen hat und mir darüber hinaus Rat gebend zur Seite stand.
Selbstverständlich bedanke ich mich bei allen Proband/innen, die an der Studie teilgenommen und in die Nutzung Ihrer Daten eingewilligt haben. Ich bin mir bewusst, dass dies in einer solch herausfordernden und vulnerablen Situation, wie nach einer Querschnittverletzung, besonderen Mut erfordert.
Laura Pföhler
Karlsruhe, 23.12.2022
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhänge
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung und Herleitung der Forschungsfrage
„Mit dem Altwerden ist es wie mit Auf-einen-Berg-Steigen: Je höher man steigt, desto mehr schwinden die Kräfte - aber umso weiter sieht man“ Ingmar Bergman
Dieses Zitat des Bergsteigers Ingmar Bergman beschreibt den biopsychosozialen Alterungsprozess recht akkurat(Bergman, n.d.). Auch wenn der Alterungsprozess als psychologisch relevante Einflussvariable in der heutigen Lebensspannenpsychologie multidimensional und multidirektional verläuft, so lässt er sich im Groben auf zwei Funktionen herunterbrechen: Auf- und Abbauprozesse(Faltermaier et al., 2014).
Abbauprozesse zeigen sich schon früh. So beginnen z.B. im mittleren Erwachsenenalter die Herzmuskelmasse abzunehmen und die Hör- sowie Sehkraft zu schwinden(Faltermaier et al., 2014). Auch wenn empirisch bewiesen ist, dass man einen Großteil der körperlichen Fitness/konditionellen Fähigkeiten durch Training bis ins hohe Alter bewahren kann, so lässt es sich nicht leugnen, dass auf der körperlichen Ebene die Abbauprozesse überwiegen (Haywood & Getchell, 2001, zitiert nachKrist et al., 2012).
Psychologisch interessant ist es, in welchen Bereichen es zu Zuwachsen kommt. Im Bereich der Kristallinen Intelligenz ist ein Zuwachs bis ins hohe Lebensalter zu verzeichnen(Brehmer & Lindenberger, 2008). Dazu kommt, dass ältere Personen emotional stabiler sind und weniger tägliche Affektschwankungen aufweisen(Röcke et al., 2009). Und es gibt empirische Tendenzen, die aufweisen, dass Personen im höheren Alter bei der Auseinandersetzung mit gesundheitlichen Einschränkungen eher zu emotionsregulierenden Bewältigungsstrategien, wie dem Akzeptieren der Situation und der Vermeidung negativer Emotionen, neigen(Wahl et al., 2008). Dazu kommt, dass aus entwicklungspsychologischer Perspektive die komplexen Entwicklungsaufgaben im höheren Alter abgeschlossen sind(Lindenberger & Staudinger, 2012). Im Gegensatz dazu wird das jüngere Erwachsenenalter oft als „Rushhour“ bezeichnet, da hier viele Entwicklungsaufgaben, wie eine Familie gründen und einen Beruf finden, in eine relativ kurze Zeitspanne fallen(Bittmann & Wajcman, 2000). Im mittleren Erwachsenenalter dagegen steht der Fokus auf der sozialen Verantwortung für die eigenen Kinder und Eltern(Freund & Nikitin, 2012). Dazu kommt, dass viele hier ihre höchste Karrierestufe erreichen (ebd.). Dieser dreigliedrige Spagat ist oft mit einer enormen psychischen Belastung verbunden (ebd.).
Überträgt man diese Erkenntnisse auf den Anpassungsprozess nach QSL, kann man sich vorstellen, dass ältere Menschen zumindest auf psychologischer Ebene am effizientesten gegen die Folgen einer QSL gewappnet sind. Jedoch geht eine QSL auch immer mit zahlreichen körperlichen Symptomen einher. Dazu zählen, je nach Lähmungsgrad und -höhe, Atemprobleme bis hin zur dauerhaften künstlichen Beatmung, Blasen- und Mastdarmstörungen, Störungen der Sensorik, Motorik, Thermo- und Propriozeption, sowie chronische Schmerzen, Bluthochdruck und Druckgeschwüre(Ende-Henningsen, 2020; Steiner & Diem, 2016)Sekundär können Fatigue, Angststörungen, Suizidalität und vor allem Depressionen auftreten(do Espírito Santo et al., 2022). Je nach Studie leiden bis zu 45 % der Querschnittverletzten unter depressiven Symptomen(Bombardier et al., 2012; Lude, 2015). Damit ist die Prävalenz depressiver Erkrankungen um ein Vielfaches höher als in der Gesamtbevölkerung(Busch et al., 2013). Bei ca. 140,000 Querschnittverletzten in Deutschland ergeben sich daraus über 40,000 betroffene Personen, Tendenz steigend(Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegiologie, 2019).
Als Prädiktoren für Depression nach QSL werden in der Literatur unter anderem medizinische Komplikationen, Schmerzen und einige soziodemografische Aspekte genannt(Arango-Lasprilla et al., 2011; Hoffman et al., 2011; Monden et al., 2021). Der Einfluss des Alters bei QSL wurde zwar vielfach diskutiert, jedoch lässt sich kein eindeutiger Trend erkennen. Die großen Kohortenstudien, die das Alter und depressive Faktoren untersuchen, stammen entweder aus einem anderen Kulturkreis(Lim et al., 2017), sind über 20 Jahre alt(James S. Krause et al., 2000)oder untersuchen Querschnittverletzte, deren Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt bereits abgeschlossen ist. Dazu kommt das Problem, dass zwar einige Studien risikobehaftete Alterskohorten herausfilterten, aber das Alter dort lediglich als chronologisches Alter und nicht als Alter bei der Diagnosestellung erfasst wurde. Daraus ergibt sich eine wichtige Wissenslücke für die Rehabilitation. Im Durchschnitt bleiben Patient/innen drei bis sechs Monate im Krankenhaus(Baumberger, 2015). Laut vieler Studien ist die Depressions- und Suizidrate besonders während der Hospitalisierung am höchsten(Paul Kennedy & Rogers, 2000). Um hier präventiv ansetzen zu können, ist es notwendig, besonders gefährdete Personengruppen herauszufiltern. Zwar existiert z.B. der sozioökonomischen Status als Prädiktorvariable, jedoch ist dieser komplexer zu bestimmen und aufgrund dessen nicht immer augenscheinlich für Reha- und Krankenhauspersonal erkennbar(American Psychological Association, 2015; Bateman, 2014; Nagaraju et al., 2019). Das Problem, dass die depressive Symptomatik nicht erkannt bzw. selbst, falls erkannt, nicht adäquat behandelt wird, ist empirisch bereits bewiesen(Fann et al., 2011).
Durch die frühe Bestimmung gefährdeter Altersgruppen könnte nicht nur der Leidensdruck der betroffenen Personen gelindert werden, sondern auch sozioökonomische Kosten eingespart werden, da Depressionen mit zahlreichen Kosten einhergehen(König et al., 2020; Schofield et al., 2019).
Das Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, Unterschiede in der depressiven Symptomatik zwischen dem jungen, mittleren und höheren bzw. hohen Erwachsenenalter auszumachen und diese im Verlauf der ersten 12 Monate nach der Diagnose zu vergleichen. Daraus ergibt sich die Forschungsfrage:
Unterscheiden sich die Altersgruppen (frühes, mittleres, höheres/hohes Erwachsenenalter) hinsichtlich der Entwicklung einer depressiven Symptomatik nach Eintritt einer Querschnittverletzung?
Demnach wird die Hypothese aufgestellt, dass sich die Altersgruppen des frühen, mittleren und höheren/hohen Erwachsenenalters hinsichtlich einer depressiven Symptomatik nach Eintritt einer Querschnittverletzung unterscheiden.
2. Theoretische Grundlagen und Definitionen
2.1. Querschnittlähmung
2.1.1. Definition
Unter einer Querschnittlähmung (QSL) versteht man die vollständige oder teilweise Durchtrennung der motorischen, sensiblen und/oder vegetativen Bahnen des Rückenmarks(e.Medpedia, n.d.). Infolgedessen kommt es zu Ausfallerscheinungen, Lähmungserscheinungen und Funktionsstörungen der betroffenen Gebiete (ebd.). Die Symptomatik und die betroffenen Körperregionen hängen von der Höhe und der Art der Rückenmarksverletzung ab (ebd.). Zur besseren Verständlichkeit soll im Folgenden der Aufbau des Rückenmarks und dessen Funktion beschrieben werden.
Die Medulla Spinalis (Rückenmark) ist mit dem Gehirn Teil des Zentralen Nervensystems. Das periphere und das zentrale NS (Nervensystem) sind für die nervale Versorgung des Körperinneren und der Körperperipherie zuständig(Schandry, 2016). Die Hauptaufgaben des RM (Rückenmark) umfassen die Leitungs- und Reflexaktivität (ebd.). Durch das RM werden explizit die Extremitäten und der Rumpf innerviert (ebd.). Das RM entspringt der Medulla Oblongata und endet bei Erwachsenen auf der Höhe des ersten (L1) oder zweiten Lumbalwirbels (L2)(Richter et al., 2020).
Unterhalb geht das RM gemeinsam mit dem Endfaden (Filum Terminale) in die Cauda Equina (Pferdeschweif) über (ebd.). Das RM ist in den Wirbelkanal der Wirbelknochen eingebettet und besitzt eine zylindrische Struktur bei einer Dicke von ca. 1.2 Zentimetern und einer Länge von ca. 45 cm(Wirz & Dietz, 2015). Es besteht aus einer weichen Masse aus myelinumhüllten Nervenfaserextrakten und Nervenzellverbänden. Wie das Gehirn ist das RM von drei Meningen umgeben und schwimmt in Liquor(Schandry, 2016).
Folgender Abschnitt bezieht sich ausschließlich auf Richter et al. (2020):
Abbildung 1 zeigt die 31 Rückenmarkssegmente, die zur topografischen und funktionellen Unterteilung des Rückenmarks dienen: 8 Zervikalsegmente (C1-C8), 12 Thorakalsegmente (Th1-Th12), 5 Lumbalsegmente (L1-L5), 5 Sakralsegmente (S1-S5) und 1 Kokzygealsegment (Kok1) Auf der rechten und linken Seite eines Segmentes treten die Spinalnerven aus. Sie verlaufen zur Peripherie. Die Spinalnerven enthalten motorische, sensible und im Bereich der Thorakal- und Lumbalsegmente vegetative Nervenfasern. Betrachtet man den Querschnitt eines Rückenmarksegmentes sind zwei Strukturen zu erkennen: die an eine Schmetterlingsform erinnernde graue Substanz und die weiße Substanz, welche die grauen Bereiche ummantelt. Die graue Substanz enthält die Soma der Nervenzellen. Sie wird in Vorder-, Hinter- und Seitenhorn unterteilt. Zusätzlich existieren jeweils zwei Vorder- und Hinterwurzeln pro Segment. Im Zentrum der grauen Substanz befindet sich zudem der Canalis Centralis (Zentralkanal). In den Vorderhörnern befinden sich vor Allem die Nuclei der Motoneurone. Ihre Axone senden als Vorderwurzel Efferenzen in die Peripherie. In den Hinterhörnern werden sensible Informationen verarbeitet. Über die Hinterwurzel gelangen sensorische Signale in die Hinterhörner/das Rückenmark. Dort werden die Afferenzen von sensiblen Neuronen weiterverarbeitet. Je eine Vorder- und Hinterwurzel vereinigen sich zu einem Spinalnerv. Daraus ergeben sich 31 Spinalnervenpaare. Das Seitenhorn ist nur thorakolumbal und sakral (C8 bis L3) ausgeprägt. Ausschließlich hier liegen die Nuclei, die das vegetative Nervensystem innervieren. Für eine QSL ergibt sich daraus, dass vegetative Symptome vermehrt auftreten, wenn diese Segmente betroffen sind. Die weiße Substanz besteht hauptsächlich aus myelinisierten Axonen. Sie lässt sich in einen Vorder-, Hinter- und Seitenstrang aufgliedern. Im Vorder- und Seitenstrang passieren absteigende motorische Bahnen des pyramidalen Systems. Im Hinterstrang verlaufen sensible afferente Bahnen für die Mechanosensorik und Propriozeption. Die motorischen Bahnen der Vorder- und Seitenstränge verlaufen in enger räumlicher Nähe zu spinothalamischen Bahnen, die für die für protopathische Erregungen (Schmerz- und Temperaturempfinden) zuständig sind.
Abbildung 1. Rückenmarkssegmente
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anmerkung.Quelle: Rückenmarkssegmente, n.d..
Insgesamt kann eine QSL als komplett oder inkomplett klassifiziert werden. Bei einer kompletten QSL ist die „Steuerung aller Funktionen des Rückenmarks unterhalb der Läsion aufgehoben, bei inkompletter ist sie teilweise erhalten“(Steiner & Diem, 2016, S. 73). Entsprechend der Lähmungshöhe wird zwischen Tetra- und Paraplegie unterschieden. Die Höhe der Querschnittslähmung wird als Lähmung unterhalb des letzten noch vollständig funktionstüchtigen Rückenmarkssegments definiert(Baumberger, 2015).
Von einer Tetraplegie spricht man, wenn die Schädigung im Bereich des Halsmarkes liegt und das letzte intakte Segment als erstes Brustmarksegment oder darüber lokalisiert wird (Baumberger, 2015).
Das bedeutet, dass sowohl eine Lähmung der Beine als auch der Arme vorzufinden ist (Baumberger, 2015). Der/die Betroffene kann in der Regel nur noch die Kopfmuskulatur innervieren (ebd.). Bei Läsionen unterhalb von C4 ist eine eingeschränkte Nutzung der Schulter- und Armmuskulatur möglich(Steiner & Diem, 2016). Bei der Paraplegie befindet sich die Schädigung im ersten thorakalen Segment oder darunter (ebd.). Die Paraplegie ist durch Lähmungen der Rumpf- und Beinmuskulatur gekennzeichnet, bei gleichzeitiger freier Beweglichkeit und intakter Sensibilität der Arme und Hände(Steiner & Diem, 2016). Darüber hinaus können weder Schmerz, Berührung, noch Temperatur in den gelähmten Bereichen wahrgenommen werden(Steiner & Diem, 2016). Die Propriozeption ist ebenso gestört (ebd.). Zusätzlich bestehen Störungen in der Sexualfunktion, sowie in der Blasen- und Mastdarmtätigkeit (ebd.). Bei hohen thorakalen Läsionen kann zudem die Atmung beeinträchtigt sein (ebd.). Bei einer Tetraplegie ist die Atemfunktion in jedem Fall beeinträchtigt (ebd.). Bei einer Läsion oberhalb C5 kommt es zu einem lebensbedrohlichen Ausfall der Zwerchfellatmung(Brodbeck, 2010). Der/die Patient/in muss daher auf Dauer künstlich beatmet werden (ebd.). Läsionen oberhalb von C3 enden meist tödlich (ebd.). Darüber hinaus kann es sowohl bei der Para- als auch bei der Tetraplegie zu erektiler Dysfunktion, Veränderungen im Blutdruck, sowie der Herzschlagfrequenz und Spastiken kommen(do Espírito Santo et al., 2022). Eine genaue Auflistung der Symptome je nach Verletzungshöhe ist in der Tabelle A1 im Anhang ersichtlich.
2.1.2. Klassifikation
Für die Klassifikation gilt die strukturierte neurologische Untersuchung gemäß den International Standards for Neurological Classification of Spinal Cord Injury (ISNCSCI) als Goldstandard(Roland Thietje & Hirschfeld, 2017). Um z.B. bei Unfällen schnell und zuverlässig die Läsionshöhe und das Ausmaß der Verletzung zu identifizieren, folgt sie einem strengen Schema. Das Verfahren gliedert sich in 6 Schritte: die sensorische und motorische Untersuchung, die Bestimmung der neurologischen Verletzungshöhe, die Klassifikation in eine komplette oder inkomplette QSL, die Bestimmung des Grades auf der Impairment Scale (AIS) der American Spinal Cord Injury Association (ASIA) und die Bestimmung der ZPP (Zone of partial preservation)(Kirshblum et al., 2020). Der Schweregrad wird gemäß den ISNCSCI und anhand der AIS ermittelt. Dafür wird einem Fragekatalog gefolgt, der den/die Betroffene/n in eine von 6 Gruppen einteilt, die in Tabelle 1 ersichtlich sind.
Tabelle 1. ASIA Impairment Scale
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anmerkung. Nach Kirshblum (2020).
Nicht alle klinischen Rückenmarkssyndrome werden mithilfe der AIS bzw. der Untersuchung nach ISNCSI erfasst. Als Beispiele seien hier das Brown-Séquard-Syndrom, das Kaudasyndrom, das Anterior-Cord-Syndrom, das Konus- bzw. Epikonussyndrom und die zentrale Rückenmarksschädigung genannt(Steiner & Diem, 2016). Da in dieser Arbeit ausschließlich mit dem ISNSCI- Schema gearbeitet wird sollen sie nur erwähnt und nicht ausführlicher beschreiben werden.
2.1.3. Ätiologie
Die Ursachen für eine QSL können in traumatische und nichttraumatische Gegebenheiten eingeteilt werden.
Die traumatischen Ursachen sind i.d.R. auf äußere mechanische oder Umwelteinflüsse zurückzuführen, die das Rückenmark schädigen(Wirz & Dietz, 2015). Verletzungen der Halswirbelsäule machen 54.3 % aller traumatischen Rückenmarksverletzungen aus, gefolgt von thorakalen (34.9 %) und lumbosakralen (10.4 %) Verletzungen(DeVivo, 2012; Lenehan et al., 2012). Besonders gefährdet sind hier die Schnittstellensegmente der Wirbelsäule zwischen Kopf und Rumpf (C4, C5) und Rumpf und Becken (T12, L1)(Wirz & Dietz, 2015). Global betrachtet sind die häufigsten Ursachen für traumatische QSL (TQSL) Verkehrsunfälle, gefolgt von Stürzen und Gewalt. In westlichen Industrienationen ist ein demografischer Trend zu beobachten(World Health Organization, 2013). Je älter eine Person ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die QSL durch einen Sturz bedingt ist(Feng et al., 2013). Die drittgrößte Ursachenkomponente stellt Gewalt, d.h. eigen- oder fremdverschuldete Körperverletzung, dar. Zu den Ursachen für eine traumatische QSL zählen ebenso Sportverletzungen und Arbeitsunfälle mit Prävalenzen von 4 bzw. 7 % in Deutschland(R. Thietje et al., 2011). Diese unterliegen starken nationalen Schwankungen und fallen in anderen Ländern deutlich höher aus(Thietje & Hirschfeld, 2017).
Nichttraumatische QSL (NQSL) verfügen über einen weniger dichten empirischen Hintergrund. Dies ist zum einen historisch begründet, da der relative Anteil der NQSL im Verhältnis zur TQSL bis vor 70 Jahren sehr gering war(World Health Organization, 2013). Darüber hinaus existieren für die TQSL über-/nationale Register, wie z.B. die European Multicenter Study about Spinal Cord Injury (EMSCI), auf die unter Abschnitt 4.2.1 noch genauer eingegangen wird(Home - EMSCI, n.d.). Die Ursachen für die NQSL liegen hauptsächlich in Infektions- und Autoimmunkrankheiten, Tumoren, degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule, Malformationen und vaskulären Erkrankungen(Thietje & Hirschfeld, 2017). Eine repräsentative Studie aus Deutschland belegt, dass die Hauptursachen in degenerativen Erkrankungen (18 %) Tumoren (20 %), entzündlichen und vaskulären Erkrankungen, wie Multiple Sklerose oder Ischämie liegen(Thietje et al., 2011). Hervorzuheben ist, dass nichttraumatische Querschnittverletzungen häufiger inkomplette Lähmungen zur Folge haben als traumatische Verletzungen(Dahlberg et al., 2005; R. Thietje et al., 2011).
2.1.4. Epidemiologie
Weltweit wird die durchschnittliche Lebenszeitprävalenz von TQSL auf 1:1000 geschätzt(Thietje & Hirschfeld, 2017). In Deutschland beträgt die Lebenszeitprävalenz .05 % für traumatische und .03 % für nichttraumatische QSL(Roland Thietje, 2016).
Im Jahr 1995 lag das durchschnittliche Alter bei Eintritt einer Querschnittverletzung bei 34.6 Jahren(Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegiologie, 2019). 2018 lag das Eintrittsalter bereits bei 60,5 Jahren (ebd.). Dieser Trend ist laut dem Internationalen Gesundheitsreport zu Querschnittlähmung der WHO aus dem Jahr 2013 weltweit zu beobachten. Es wird erwartet, dass das Durchschnittsalter bei der Läsion in den nächsten zehn Jahren weiter um zwei Jahre und bis mindestens 2050 in jedem Jahrzehnt um geringere Beträge steigen wird(Lenehan et al., 2012). Ein bimodaler Höhepunkt traumatischer Rückenmarksverletzungen statuiert im Alter zwischen 15 und 35 Jahren und im Alter von 65 bis 74 Jahren (ebd.), wobei die Mehrheit der Menschen mit traumatischer Rückenmarksverletzung männlich ist, wohingegen es bei nichttraumatischen Rückenmarksverletzungen fast gleich verteilt ist(Lenehan et al., 2012; New & Marshall, 2014; R. Thietje et al., 2011).
Weltweit nehmen nichttraumatische Rückenmarksverletzungen mit der Zahl hochgradig tetraplegischer Patient/innen, die künstlich beatmet werden müssen, signifikant zu (DeVivo 2012;DeVivo & Chen, 2011). Vollständige Rückenmarksverletzungen haben dagegen im Laufe der Zeit abgenommen (ebd.). Inkomplette Tetraplegie ist die häufigste Folge einer Querschnittverletzung, gefolgt von kompletter Paraplegie, kompletter Tetraplegie und inkompletter Paraplegie(Sipski et al., 2004). Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Schwere der Verletzung und dem Alter (Lenehan et al. 2012). Ältere Personen über 55 Jahren haben am wahrscheinlichsten eine unvollständige Tetraplegie aufgrund von nichttraumatischen Gegebenheiten, wie z.B. Stürzen(DeVivo, 2012).
Querschnittgelähmte Personen haben ein zwei- bis fünffach höheres Risiko eines frühzeitigen Todes im Vergleich zu Menschen ohne QSL(Ahoniemi et al., 2011; O’Connor, 2005). Die Mortalität von Patient/innen ist in den ersten zwölf Monaten und insbesondere während ihrer Hospitalisierung am größten(Ahoniemi et al., 2011). Das Mortalitätsrisiko hängt von der neurologischen Verletzungshöhe, dem AIS Grad, medizinischen Komplikationen und dem Eintrittsalter ab(O’Connor, 2005). Tetraplegiker/innen sterben im Schnitt bis zu zehn Jahre früher als Paraplegiker/innen(Lude, 2010). Ihr Mortalitätsrisiko steigt zusätzlich an, wenn sie künstlich beatmet werden müssen und von einer kompletten Lähmung betroffen sind(Hagen et al., 2010). Ältere Personen über 65 Jahre haben ein höheres Risiko an der TQSL bzw. ihren Folgen zu sterben als im gleichen Ausmaß geschädigte Personen jüngeren Alters(Seguin et al., 2012).
Die häufigsten Todesursachen querschnittgelähmter Personen betragen Pneumonien, Sepsen, Infektionskrankheiten, Krebserkrankungen und Herz- /Kreislauferkrankungen(Garshick et al., 2005; Lidal et al., 2007). Beachtlich ist zudem, dass 4 bis 11 % dieser Population Selbstmord begehen (ebd.). Damit liegt die Suizidrate deutlich über dem Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung(Kennedy & Garmon-Jones, 2017).
2.1.5. Rehabilitation
Da jede RM Verletzung wie ein Polytrauma behandelt wird, erfolgt die Erstbehandlung immer in speziellen Traumazentren(Neugebauer et al., 2012). Die Diagnostik erfolgt durch eine sorgfältige Anamnese, eine klinische Untersuchung gemäß den ISNSCI Standards und dem ASIA-Protokoll, sowie einer MRT (Magnetresonanztomografie) - oder CT (Computertomografie) - Bildgebung(Bischoff, 2017). Die langfristige Rehabilitation erfolgt primär im stationären, später im ambulanten Setting und wird von einem multidisziplinären Team bestehend aus Mediziner/innen, Pflegekräften, Ergo- und Physiotherapeut/innen, Sozialarbeiter/innen, Psycholog/innen und weiteren Rehabilitationsspezialist/innen geleistet(Nas, 2015). Die Ziele der Rehabilitation orientieren sich an dem biopsychosozialen Modell von Gesundheit und Krankheit und sind eng mit den ICF-Kriterien (International Classification of Functioning, Disability and Health) der WHO verwoben(Gmünder, 2015; World Health Organization & Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, 2012). Das biopsychosoziale Modell von Gesundheit und Krankheit beschreibt einen integrativen medizinischen Ansatz, der Krankheit als eine Störung der Interaktion von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren auffasst(Egger, 2015). Die biologischen, psychischen und sozialen Faktoren sind demnach nicht eigenständig, sondern Teile eines verflochtenen Ganzen.Die Wechselbeziehungen zwischen diesen Faktoren sind von kausaler Bedeutung für die Entstehung und den Verlauf von pathologischen Umständen (ebd.). Für die Rehabilitation bedeutet dies, nicht nur biologische Merkmale (z.B. neurologische Defizite) zu berücksichtigen, sondern auch die soziokulturellen (z.B. soziale Unterstützung) und psychologischen (z.B. Bewältigungsstrategien) Faktoren von Betroffenen zu beachten (ebd.).
Je nach Lähmungshöhe und -grad gemäß der AIS-Skala sind Patient/innen nach der Rehabilitation unterschiedlich selbstständig(Baumberger, 2015). Für die individuelle Einschätzung werden in der Klinik diagnostische Werkzeuge, wie der SCIM 3 (Spinal Cord Independence Measure III) eingesetzt(Itzkovich et al., 2018).
Zur Verbesserung der Eigenständigkeit existieren mittlerweile zahlreiche Hilfsmittel. Die Bandbreite erstreckt sich über elektronische Kleingeräte, wie Tablets oder Smartphones mit Vorlesefunktion und Sprachsteuerung, elektrische Türöffner, sowie Rollstühle bis hin zu Neuroprothesen und Exoskeletten(Baumberger, 2015). Nichtsdestotrotz sind Betroffene einer QSL auf lebenslange Nachsorge angewiesen(Roland Thietje, 2015). Dies ist u.A. durch lähmungsassoziierte Komplikationen und Folgeerkrankungen bedingt (ebd.).
2.2. Komorbidität zwischen Querschnittlähmung und Psyche
Der Einfluss auf die Lebensqualität nach Querschnittverletzung ist in Studien bereits vielfach untersucht worden (z.B.LaVela et al., 2019; Monden et al., 2021). Neben der sozialen Unterstützung, dem körperlichen Wohlergehen und den Bewältigungsmechanismen zählt die mentale Gesundheit als markantes Einflusskriterium auf die Lebensqualität(M. Elfström et al., 2005; LaVela et al., 2019). Querschnittgelähmte Menschen haben ein vielfach erhöhtes Risiko an psychischen Krankheiten, wie Depressionen, zu erkranken als nichtverletzte Bürgerinnen und Bürger(Hoffman et al., 2011; Sanguinetti et al., 2022). Neben depressiven Erkrankungen zählen Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen und Suchterkrankungen zu den häufigsten Komorbiditäten.
2.2.1. Psychologische Bewältigungstheorien
Das Bewältigungsverhalten, auch Coping genannt, beschreibt sich stetig ändernde kognitive und verhaltensorientierte Maßnahmen eines Individuums, die es dabei unterstützen, mit physischen und/oder psychischen Belastungssituationen („Stressoren“) umzugehen(Faltermaier et al., 2014). Die QSL und ihre Folgen wären sogenannte Stressoren. Das Stress-, Bewertungs- und Bewältigungsmodell von Lazarus und Folkman (1984) beschreibt einen Ansatz zum Umgang damit. Es postuliert, dass eine Person einen bestimmten Stressor dahingehend einschätzt, ob er eine Bedrohung, ein Verlust oder gutartig ist (Lazarus & Folkman, 1984, zitiert nachGreve & Leipold, 2012). Im Anschluss an diese Primäreinschätzung (primary appraisal) bildet die Person eine Sekundäreinschätzung (secondary appraisal) hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten und verfügbaren Ressourcen zur Bewältigung dieses Stressors (ebd.). Die Bewältigungsform spielt eine wichtige Rolle im Anpassungsprozess nach einer Rückenmarksverletzung und ist mit dem psychischen Wohlbefinden einer Person assoziiert(Eaton et al., 2018).
In der Forschung haben sich folgende nützliche Bewältigungsstrategien von Menschen mit QSL herauskristallisiert: Akzeptanz der Situation, positives Reframing, Wissensaneignung, Selbstvertrauen, soziales Vertrauen bzw. Rückhalt, „Kampfgeist“, kognitive Verzerrung (Minimieren) und Religiosität bzw. Spiritualität(Babamohamadi et al., 2011; M. Elfström et al., 2005; M. L. Elfström et al., 2007; Jörgensen et al., 2017; Livneh & Martz, 2014). In der früheren Literatur wurden zudem Phasenmodelle diskutiert, die aber mittlerweile als überholt gelten(Lude, 2010). Die neuere Forschung konzentriert sich auf die Stressbewältigungstheorien nach Lazarus und Folkman (1984) und einen bio-psycho-sozialen Ansatz als Fundament für das körperliche und seelische Wohlbefinden (ebd.). Als Beispiele hierfür eignen sich das Spinal Cord Injury Adjustment Model (SCIAM) oder das Salutogenese-Konzept nach A. Antonovsky(Antonovsky, 1996; Craig et al., 2022). Diese Ansätze machen deutlich, dass die Bewältigung eines traumatischen Ereignisses stets individuell und nonlinear verläuft und dass es keine einheitliche/n Bewältigungsstrategie oder -phasen für QSL-Patient/innen gibt.
2.2.2. Depressive Erkrankungen
Depressive Erkrankungen zählen zu den affektiven Störungen und beschreiben einen Symptomkomplex, der durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Interessenverlust bzw. Freudlosigkeit und eine Reduktion des Antriebs bei gleichzeitig gesteigerter Ermüdbarkeit gekennzeichnet ist([DGPPN] Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2015). Sekundär können folgende Zusatzsymptome auftreten: Verminderte Konzentration, ein reduziertes Selbstwertgefühl und -vertrauen, Schuldgefühle, pessimistische Zukunftsaussichten, Suizidgedanken, Störungen des Schlafes und ein veränderter Appetit (ebd). Zudem treten oftmals Veränderungen der Libido auf(Beesdo-Baum & Wittchen, 2011). Dieses Spektrum kann durch eine Vielfalt somatischer und weiterer psychischer Beschwerden ergänzt werden und ist immer individuell zu betrachten (ebd.).
Im ICD-10 wird je nach Symptomanzahl zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression unterschieden. Alle Symptome müssen mindestens über zwei Wochen bestehen(DGPPN, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2015). Im US-amerikanischen Pendant, dem DSM-5 erfolgt eine Unterteilung in eine mild, moderate und severe major depressive episode(American Psychiatric Association, 2013). Für die genaue Erfassung der Symptomatik werden strukturierte klinische Interviews, wie das SKID (strukturiertes Klinisches Interview nach DSM) durchgeführt(Beesdo-Baum & Wittchen, 2011). Unterstützend werden Fragebögen, wie z.B. das Beck-Depression-Inventar II angewandt(Wittchen et al., n.d.).
Zu beachten ist, dass die ausschließliche Verwendung eines Fragebogens nicht zur Diagnosestellung ausreicht (Wittchen et al., n.d.). Von besonderer Wichtigkeit ist es zudem, organische Ursachen für die Symptomatik auszuschließen und differentialdiagnostisch vorzugehen(DGPPN, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2015). Kennzeichnend für eine Depression ist der hohe Leidensdruck und die Minderung der Lebensqualität, mit dem die Krankheit einhergeht(Beesdo-Baum & Wittchen, 2011). Das Ausmaß des persönlichen Leidens schlägt sich auch in der Suizidrate nieder. Ca. 15 % aller schwerdepressiven Patient/innen begehen Selbstmord. Einen Selbstmordversuch begehen 20 bis 60 %(Paykel et al., 2005).
Das Ersterkrankungsrisiko depressiver Störungen ist in der Kindheit niedrig und nimmt daraufhin stetig bis ins höhere Erwachsenenalter zu(Andrade et al., 2003; Jacobi et al., 2014). Die Querschnittsprävalenz ist im Erwachsenenalter bis zum 65. Lebensjahr über alle Altersgruppen hinweg stabil mit 12-Monats-Prävalenzen von 6 – 8 % (ebd.). Bei älteren Personen (≥ 65 Jahre) finden sich mit 2.6 % deutlich geringere 12-Monats-Prävalenzen(Kessler et al., 2010). Der Häufigkeitsgipfel für die Erstmanifestation liegt zwischen dem 30. und 39. Lebensjahr(Beesdo-Baum & Wittchen, 2011). Ab 65 Jahren nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Erstmanifestation wieder ab (ebd.).
An depressiven Symptomen erkranken nach ihrer Diagnose 20 bis 45 % aller QSL Patient/innen(Bombardier et al., 2012; Lude, 2015), wobei der Höhepunkt der depressiven Erkrankungen nach etwa drei bis 12 Monaten zu beobachten ist(Paul Kennedy et al., 2011; Paul Kennedy & Rogers, 2000). Längsschnittstudien zeigen, dass die Depressivität fünf Jahre nach der Diagnose deutlich geringer ist als ein Jahr danach(Hoffman et al., 2011; Monden et al., 2021). Suizidversuche passieren in der Population der QSL etwa doppelt so häufig wie in der Normalbevölkerung(P Kennedy & Garmon-Jones, 2017). Depressive Werte bei QSL sind mit längeren bzw. mehrfachen Krankenhausaufenthalten, medizinischen Komplikationen, schlechterer sozialer Einbindung und subjektiv bewerteter Gesundheit sowie mit Einbußen in der funktionalen Unabhängigkeit assoziiert(Dobrez et al., 2010; Fuhrer et al., 1993; MacDonald et al., 1987; Malec & Neimeyer, 1983; Schulz & Decker, 1985). Zusätzlich gelten komorbide psychische Krankheiten, psychische Probleme vor der Verletzung, familiäre Probleme, Substanz- und Alkoholmissbrauch, chronische Schmerzen, ein niedriger sozioökonomischer Status und Gehirnschädigungen als Risikofaktoren(Hagen et al., 2010; Hassanpour et al., 2012; Macciocchi et al., 2012). Als Schutzfaktoren haben sich Resilienz, Selbstwirksamkeit und selbstwertstärkende Beziehungen etabliert(T. R. Elliott et al., 1992; Timothy R. Elliott & Shewchuk, 1995; Herrick et al., 1994). Einen hohen Einfluss hat ebenfalls die Lebensqualität(DeVivo & Chen, 2011).
Überraschenderweise haben sich in der neusten Literatur keine Zusammenhänge zwischen der Lähmungshöhe und depressiven Werten herauskristallisiert(Mehta et al., 2022). Ebenso konnten keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen dem Geschlecht und dem Depressivitätsscore gefunden werden (ebd.). Allerdings fanden Barbonetti et al. (2021) heraus, dass die Depressivität bei Männern in starkem Zusammenhang mit erektiler Dysfunktion steht.
2.3. Querschnittlähmung und Alter
Zur Beschreibung des Alterns gibt es in der Entwicklungs- und Lebensspannenpsychologie verschiedene Ansätze. In der Lebensspannenpsychologie wird der Alterungsprozess eines Individuums als ein heterogener Prozess intraindividueller Veränderungen verstanden, welcher multidimensional und multidirektional verläuft und multifaktoriell bedingt ist(Faltermaier et al., 2014). Das bedeutet, dass Altersprozesse sich auf die körperlichen, emotionalen, kognitiven und sozialen Prozesse beziehen und dass deren Outcome unterschiedliche Dimensionen annehmen kann (ebd.). Abbauvorgänge, Wachstumsprozesse und Stagnation können nebeneinander bestehen (ebd.). Zudem wirken normativ-altersbezogene, normativ-historische und non-normative Einflüsse auf das Altern ein (Baltes et al., 1980, zitiert nach Faltermaier et al, 2014). Non-normative Einflüsse bezeichnen kritische Lebensereignisse, die weder normativ-altersbezogen noch -historisch bedingt sind und ein Individuum unvorhersehbar treffen (ebd.). Plötzliche Todesfälle, Ehescheidungen, Krankheiten, Arbeitsplatzverlust, aber auch eine QSL zählen dazu (ebd.). Kritische Lebensereignisse stellen oftmals Wendepunkte in der Entwicklung dar und können auf der einen Seite psychische Krankheiten verursachen und auf der anderen Seite zu Entwicklungsgewinnen führen, wenn sie adäquat bewältigt werden (ebd.). Ein Beispiel für einen Entwicklungsgewinn ist das posttraumatische Wachstum nach QSL (Kalpakjian et al., 2014).
In der Entwicklungspsychologie wird der Lebenslauf einer Person klassisch in die Phase der vorgeburtlichen Entwicklung und frühesten Kindheit, der frühen/mittleren/späten Kindheit, der Jugend, des jungen und mittleren Erwachsenenalters, des höheren Erwachsenenalters und in die Phase des hohen Alters gegliedert(Lindenberger & Schneider, 2012; Oerter & Montada, 2008). Da sich die Datenanalyse ausschließlich auf volljährige Personen bezieht, wird im Folgenden ausschließlich auf die Phasen des Erwachsenenalters eingegangen. In jeder Lebensphase gibt es bestimmte Entwicklungsaufgaben, die zu bewältigen sind.
Unter Entwicklungsaufgaben versteht man Themen, die für ein bestimmtes Alter besonders essenziell sind und deren Bewältigung besonders wichtig ist(Havighurst 1972, zitiert nach Montada et al., 2012).
Der Eintritt in das junge Erwachsenenalter findet autorenübergreifend mit der Volljährigkeit statt(Faltermaier et al., 2014; Freund & Nikitin, 2012). Die finanzielle und emotionale Unabhängigkeit von den Eltern stellt ebenso ein entscheidendes Kriterium dar (ebd.). Eng damit verbunden ist der Einstieg in das Berufsleben (ebd.). Darüber hinaus stellen die Eheschließung und das Zusammenziehen mit dem/der Partner/in, sowie die Entbindung des ersten Kindes zentrale Elemente dieser Phase dar (ebd.). Das junge Erwachsenenalter wird auch als „Rushhour“ bezeichnet, da viele wichtige Lebensziele, wie die Familiengründung oder der berufliche Einstieg in diese Zeit fallen und durch Entwicklungsfristen determiniert sind(Freund & Nikitin, 2012). Laut einem Pionier der Entwicklungsforschung R. Havighurst, zählen zudem der Aufbau eines Freundeskreises, das Zusammenleben mit dem/der Partner/in, die Aufzucht der Kinder, das Schaffen eines Zuhauses und die Sorge für das Gemeinwohl zu den Entwicklungsaufgaben des jungen Erwachsenenalters (Havighurst 1972, zitiert nachFreund & Nikitin, 2012).
Der Eintritt in das mittlere Erwachsenenalter findet um das dritte Lebensjahrzehnt statt(Freund & Nikitin, 2012). Der Höhepunkt der Karriere wird meist bis zum 45. Lebensjahr erreicht (ebd.). Laut Neugarten (1968) steht das mittlere Erwachsenenalter zudem für die Erreichung des sozialen Höhepunktes (zitiert nach ebd.) In der zweiten Hälfte des mittleren Erwachsenenalters liegt der Fokus auf der Stabilisierung, vor allem der familiären Beziehungen (ebd.). Interessant ist, dass das mittlere Erwachsenenalter gleichzeitig mit einer hohen Verpflichtung einhergeht. Der „mittelalte“ Mensch fungiert als Bindeglied zwischen zwei Generationen: den eigenen Kindern und den Eltern (ebd.). Dabei wird besonders von weiblichen Personen ein hohes Maß an finanzieller und pflegerischer Verantwortung für beide Parteien übernommen (ebd.). Diese Doppelbelastung resultiert oft auch in einer hohen emotionalen Belastung (ebd.).
Das höhere Erwachsenenalter beginnt mit dem Eintritt in das Rentenalter und dem Auszug des letzten Kindes aus dem Elterndomizil(Faltermaier et al., 2014; Lindenberger & Staudinger, 2012). Demnach beginn das höhere Alter bei ca. 65 Jahren und geht fließend in das hohe Alter über (ebd.). Zentral für das höhere Erwachsenenalter ist der Übergang von einem zuwachsorientierten zu einem überwiegend erhaltenden und verlustregulierenden Einsatz von Ressourcen(Ebner et al., 2006).
Während kristalline Fähigkeiten, wie der Wortschatz und das Allgemeinwissen, eine hohe Konstanz bis ins hohe Alter aufweisen, nehmen kognitive Leistungen, wie das räumliche Vorstellungsvermögen, die Wahrnehmungs- und die Merkfähigkeit, rapide ab(Brehmer & Lindenberger, 2008). Koordinative Fähigkeiten, wie die Reaktionsfähigkeit, das Gleichgewicht, Umstellungs-, Orientierungs- und Rhythmisierungsfähigkeit sowie motorische Geschicklichkeit, zeigen ab dem 20. Lebensjahr einen linearen Abfall, der ab dem höheren Alter deutlich bemerkbar wird(Krist et al., 2012). Auf physiologischer Ebene kommt es zur Verschlechterung der Seh- und Hörfähigkeit, sowie des Gleichgewichtsinns.(Faltermaier et al., 2014). Während untrainierte Personen bereits im mittleren Erwachsenenalter Leistungseinbußen im Bereich der konditionellen Fähigkeiten zeigen, können Trainierte ihr Niveau bis zum 70. Lebensjahr halten (Haywood & Getchell, 2001, zitiert nachKrist et al., 2012).
Das Modell der Selektion, Optimierung und Kompensation (SOK-Modell) von Baltes und Baltes (1990) bietet einen Ansatz zum Umgang mit Verlusten (zitiert nachFaltermaier et al., 2014; Lindenberger & Staudinger, 2012). Es bezeichnet einen adaptiven Verhaltensprozess, bei dem die Teilkomponenten und -prozesse der Optimierung, Selektion und Kompensation miteinander in Wechselwirkung stehen (ebd.). Ältere Personen wählen einzelne Ziele aus, um ihre begrenzten Ressourcen (Geld, Zeit, Kraft) angemessen einzusetzen (Selektion) (ebd.). Durch Optimierung, d.h. z.B. die Investition von Zeit, erweitern sie ihre Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten (ebd.). Dabei nutzen sie unterstützend bestimmte kompensatorische Maßnahmen, Techniken und Hilfsmittel, wie z.B. Hörgeräte, um trotz Funktionseinbußen das festgesteckte Ziel zu erreichen (ebd.).
Das hohe Alter ist durch Multimorbidität, körperliche Abbauprozesse und die Auseinandersetzung mit dem Tod gekennzeichnet. Im Durchschnitt weisen über 85-Jährige vier Diagnosen gleichzeitig auf, während 65- bis 84-Jährige nur etwa zwei Diagnosen vorweisen(Wahl et al., 2008). Während 60- bis 65-Jährige zu unter 1 % von einer Alzheimer-Demenz betroffen sind, sind es bei den über 85-Jährigen etwa 20 % (ebd.) Ein weiterer Aspekt besteht in der sozialen Verarmung. Etwa 60 – 70 % der Frauen im hohen Alter sind verwitwet und etwa 30 – 40 % der Männer (ebd.). Bezüglich des Affekterlebens ist bewiesen, dass ältere Personen eine Abnahme täglicher Affektschwankungen zeigen(Röcke et al., 2009). Dies hängt mit der Abnahme von Emotionen, die mit einem hohen Arousal verbunden sind, zusammen und mit einer Zunahme niedrig aktivierter Emotionen(Pinquart, 2001).
Obwohl Höher- und Hochbetagte eine niedrigere Entwicklungsrate besitzen als jüngere Erwachsene, bleibt ihre Fähigkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen, bis ins hohe Alter erhalten(Voelcker-Rehage, 2008). Im Hinblick auf die Bewältigungsstrategien zeigt sich, dass ältere Personen eher zu akkommodativen Strategien neigen, d.h. sich weniger von Verlusterfahrungen beeinträchtigen lassen als jüngere Personen (Brandstätter 2007, zitiert nachFaltermaier et al., 2014). In anderen Worten bedeutet dies, dass sie bei der Auseinandersetzung mit gesundheitlichen Einschränkungen zu emotionsregulierenden Bewältigungsstrategien, wie dem Akzeptieren der Situation und Vermeidung von negativen Emotionen, neigen(Wahl & Heyl, 2008, zitiert nach Faltermaier et al., 2014).
Gewissermaßen können die entwicklungspsychologischen Aufgaben des höheren und hohen Alters auf die Anpassung nach QSL übertragen werden. Es muss ein Umgang mit körperlichen Verlusterscheinungen erlernt werden, die Pflegebedürftigkeit steigt und die Alltagskompetenz nimmt ab(Wahl & Schilling, 2012). Zudem besteht eine größere Abhängigkeit von (technischen) Hilfsmitteln und der Bedarf an Unterstützung durch soziale Kontakte nimmt zu (ebd.). Studien, die den Bereich der körperlichen Gesundheit untersuchen, zeigen, dass das höhere und hohe Alter bei QSL mit einem erhöhten Risiko für medizinische Komplikationen, Krankenpflege, Heimunterbringung, Schmerzen und einem niedrigeren selbstberichteten Gesundheitszustand verbunden ist(Charlifue et al., 1999; Devivo et al., 1992; DeVivo et al., 1990; J. Stuart Krause, 1998; Menter & Hudson, 1995; Roth et al., 1992). Außerdem haben ältere Personen mit Querschnittlähmung wie die Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung chronischer Krankheitszustände(McGlinchey-Berroth et al., 1995; Whiteneck et al., 1992). Auf die Rehabilitation bezogen ist bewiesen, dass ältere Menschen mit Querschnittlähmung eine ähnliche Rate an funktioneller Verbesserung erreichen können wie junge Menschen(Osterthun et al., 2009), da ältere Patient/innen jedoch bei der Aufnahme im Allgemeinen niedrigere funktionelle Werte aufweisen, zeigen sie auch schlechtere Rehabilitationsergebnisse im Vergleich zu Personen, die in jüngerem Alter verletzt wurden(Franceschini et al., 2011; Hsieh et al., 2013; Wilson et al., 2014). Konkret wurde gezeigt, dass ältere Personen mit QSL über eine reduzierte Sitztoleranz, eingeschränkte Mobilität und körperliche Unabhängigkeit sowie einen niedrigeren Aktivitätsgrad und Fähigkeit zur Selbstversorgung verfügen(Devivo et al., 1992; James S. Krause & Crewe, 1991; Post et al., 1998; Weitzenkamp et al., 2001; Whiteneck et al., 1992).
Daraus lässt sich schließen, dass das höhere Verletzungsalter ein Prädiktor für schlechtere funktionelle Ergebnisse ist(Rodakowski et al., 2014)und ältere Personen einen erhöhten Hilfebedarf haben(Charlifue et al., 1999; Weitzenkamp et al., 2001), der meist durch professionelles Personal geleistet werden muss, da sie weniger soziale Unterstützung erfahren als jüngere Altersvertreter/innen(Jensen et al., 2014; Putzke et al., 2003).
2.4. Bisherige Forschung zum Einfluss des Alters auf die depressive Symptomatik querschnittgelähmter Personen
Bei der Untersuchung der Forschungslage zum Einfluss des Alters auf die Depressivität muss zunächst die Altersvariable genauer betrachtet werden. In der Literatur wird zwischen dem Alter bei der Diagnosestellung, dem chronologischen Alter, also dem Alter zum Messzeitpunkt und der Zeitspanne seit der Diagnosestellung, unterschieden(Bombardier et al., 2012). Das chronologische Alter ist meist positiv mit depressiven Symptomen assoziiert, während die Zeit nach dem Onset negativ korreliert (Bombardier et al., 2012). Alle hier dargestellten Studien beziehen sich auf das Alter bei Diagnosestellung. Längsschnittstudien berichten, dass der Verlauf depressiver Symptome nach der Diagnosestellung zu Beginn der Hospitalisierung am höchsten ist, dann nach ca. 5 Jahren abnimmt und 26 Jahre nach Krankheitsbeginn wieder ansteigt (ebd.). Zur besseren Vergleichbarkeit beziehen sich alle hier dargestellten Studien ausschließlich auf das Alter bei der Diagnosestellung.
Die Forschung zum Einfluss des Alters auf die depressive Symptomatik bei Diagnosestellung nach QSL kann grob in drei inhaltliche Bereiche gegliedert werden: Pädiatrische Untersuchungen, Studien, die eine Vielzahl an mehraltrigen Patient/innen über Jahrzehnte begleiten, und direkte Vergleichsstudien, die zwei Altersgruppen gegenüberstellen. Das Problem hierbei ist, dass sich viele Studien unterschiedlicher Messinstrumente zur Messung der Depressivität bedienen, beispielsweise dem Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9), dem Older Adult Health and Mood Questionnaire (OAHMQ), der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) oder dem BDI-II. Dies wirft die Frage auf, inwiefern die folgenden Ergebnisse vergleichbar sind. Darüber hinaus ist die Altersvariable immer mit Vorsicht zu interpretieren, da sie starken Kohorten- und Periodeneffekten unterliegt.
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- Citation du texte
- Laura Pföhler (Auteur), 2022, Depression nach Querschnittverletzung. Der Einfluss des Alters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1334000
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