Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Beziehung von Körper und Geist bei den Philosophen Descartes und Leibniz herauszuarbeiten und zu erörtern und diese miteinander zu vergleichen.
Heutzutage beschäftigen sich Hirnforscher unter anderem mit der Frage, inwiefern das Gehirn beziehungsweise der Geist den Körper beeinflusst. Obwohl in der Hirnforschung unklar ist, worum genau es sich bei dem Geist handelt – ob er zum Beispiel nur eine Umschreibung von Phänomenen ist, die durch neurobiologische Prozesse beschrieben werden können – wird ihm große Aufmerksamkeit zuteil. Spätestens seit Sigmund Freud ist bekannt, dass die Psyche massive Auswirkungen auf die körperliche Verfassung haben kann. Der Geist wird mit mentalen Eigenschaften wie dem Denken, der Wahrnehmung, der Empfindung und insbesondere dem Bewusstsein in Verbindung gebracht. All diese Eigenschaften zeichnen uns als Menschen aus und konstituieren unsere eigene innere Welt, die erfahrungsgemäß in permanenter Verbindung mit der Außenwelt steht.
Das Thema Körper-Seele wird seit Jahrtausenden erforscht, doch bis heute ist unklar, worum genau es sich bei dem Geist oder seinen mentalen Attributen handelt. Auch die Frage, wie die Verbindung zum Körper funktioniert bzw. auch umgekehrt, wie im Einzelnen körperliche Prozesse, z.B. chronische Schmerzen, sich in Gehirn, der Psyche widerspiegeln, können durch die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts trotz ihrer modernen Methoden nicht zufriedenstellend beantwortet werden.
Schon im 17. Jahrhundert haben sich die Philosophen René Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz intensiv mit dem Körper-Geist-Problem bzw. Leib-Seele-Problem auseinandergesetzt und eine neue Ära der Philosophie des Geistes eingeleitet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- Teil I - Descartes
- 2. Der cartesianische Substanzbegriff
- 2.1 ego sum ego existo
- 2.2 res cogitans
- 2.3 res extensa
- 2.3.1 Die res extensa – eine Maschine
- 2.4 Der Unterschied zwischen Mensch und Maschine
- 3. Der Substanzdualismus
- 3.1 Beweise für den Substanzdualismus
- 3.1.1 Der metaphysische Beweis
- 3.1.2 Der Naturphilosophische Beweis
- 3.2 Die Interaktion von Körper und Geist
- 3.2.1 Die Zirbeldrüse
- 3.2.2 Die vier Interaktionsmöglichkeiten
- 4. Das Interaktions-Problem
- 4.1 Der Verstoß gegen die Erhaltungssätze der Physik
- 4.2 Die Problematik der Zirbeldrüse als Interaktionsmedium
- 5. Die Folge des Cartesianismus – Der Okkasionalismus
- Teil II - Leibniz
- 6. Die Monadologie
- 6.1 Die Gemeinsamkeiten der Monaden
- 6.2 Die Individualität der Monaden
- 6.2.1 Klassifizierung von Monaden und ihre Perzeptionen
- 6.2.2 Die Abgrenzung des Geistes
- 6.2.3 Die Repräsentation des Universums
- 6.3 Die innere Erfahrung
- 6.4 Das Mühlenargument
- 7. Die Natur der materiellen Körper
- 7.1 Exkurs - Leibniz' Kritik des Wesens der res extensa bei Descartes
- 7.2 Vis viva Die immaterielle Natur der Substanzen
- 8. Die Interaktion der Monaden
- 8.1 Die Interaktion und Einwirkung von Zentralmonaden
- 8.2 Das System der prästabilierten Harmonie
- 9. Einwände gegen Leibniz' System der prästabilierten Harmonie
- 9.1 Das autonome Schiff
- 9.2 Die Schwierigkeiten des inneren Prinzips
- 9.3 Kritik am Uhrengleichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Konzepte von René Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz zur Beziehung zwischen Körper und Geist. Ziel ist es, die jeweiligen Philosophien zu analysieren und ihre zentralen Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Die Arbeit beleuchtet, wie beide Denker das Problem der Interaktion zwischen res cogitans und res extensa angegangen sind und welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben haben.
- Der cartesianische Substanzdualismus und seine Problematik
- Die Leibnizsche Monadologie und das Prinzip der prästabilierten Harmonie
- Der Vergleich der Lösungsansätze von Descartes und Leibniz zum Leib-Seele-Problem
- Die Kritik an den jeweiligen Theorien
- Die Relevanz der philosophischen Ansätze für die heutige wissenschaftliche Diskussion
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Leib-Seele-Problems ein und beschreibt die historische und aktuelle Relevanz der Frage nach der Beziehung zwischen Körper und Geist. Sie skizziert den Forschungsstand, erwähnt die Bedeutung der Arbeiten von Descartes und Leibniz und benennt das Ziel der Arbeit: die Analyse der Körper-Geist-Konzepte beider Philosophen und den Vergleich ihrer Ansätze.
2. Der cartesianische Substanzbegriff: Dieses Kapitel erläutert Descartes' zentrale Substanzbegriffe, res cogitans und res extensa, und deren Eigenschaften. Es analysiert den Unterschied zwischen denkender und ausgedehnter Substanz und legt die Grundlage für das Verständnis von Descartes' dualistischer Position. Der Abschnitt über die res extensa als Maschine wird eingehend behandelt, um den mechanistischen Ansatz Descartes' hervorzuheben.
3. Der Substanzdualismus: Hier werden Descartes' Beweise für den Substanzdualismus (metaphysisch und naturphilosophisch) detailliert dargestellt. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der Interaktion zwischen res cogitans und res extensa, wobei die Zirbeldrüse als Interaktionsort und die vier Interaktionsmöglichkeiten ausführlich diskutiert werden. Die komplexen Implikationen des Dualismus werden beleuchtet.
4. Das Interaktions-Problem: Dieses Kapitel behandelt die Schwierigkeiten, die sich aus Descartes' Substanzdualismus ergeben. Es analysiert den Konflikt mit den Erhaltungssätzen der Physik und die Problematik der Zirbeldrüse als Interaktionsmedium. Die Unvereinbarkeit des Dualismus mit einem kausal geschlossenen Weltbild wird ausführlich erläutert.
5. Die Folge des Cartesianismus – Der Okkasionalismus: Das Kapitel beschreibt den Okkasionalismus als eine Reaktion auf die Probleme des cartesianischen Substanzdualismus. Es analysiert diese philosophische Position als Versuch, die Interaktionsproblematik zu lösen, indem auf die unmittelbare Kausalität zwischen Geist und Körper verzichtet wird und stattdessen Gott als Vermittler fungiert.
6. Die Monadologie: Dieses Kapitel widmet sich Leibniz' Monadologie und erklärt die zentralen Eigenschaften seiner Monaden. Es beschreibt deren Gemeinsamkeiten und Individualität, inklusive der Klassifizierung von Monaden und deren Perzeptionen. Die Abgrenzung des Geistes von anderen Monaden und die Repräsentation des Universums in jeder Monade werden ausführlich diskutiert. Das Mühlenargument wird ebenfalls analysiert.
7. Die Natur der materiellen Körper: Dieses Kapitel analysiert Leibniz' Sicht auf die Natur materieller Körper und setzt sie in Beziehung zu Descartes' Konzepten. Leibniz' Kritik an Descartes' Verständnis der res extensa wird ebenso eingehend behandelt wie seine Vorstellung von "Vis viva" und die immaterielle Natur der Substanzen.
8. Die Interaktion der Monaden: Hier wird Leibniz' System der prästabilierten Harmonie erläutert und die Interaktion der Monaden, insbesondere der Zentralmonaden, analysiert. Der Fokus liegt auf der Erklärung der scheinbaren Interaktion ohne kausale Wechselwirkung. Die prästabilierte Harmonie als Lösungsansatz für das Leib-Seele-Problem wird umfassend dargestellt.
Schlüsselwörter
Substanzdualismus, res cogitans, res extensa, Monadologie, prästabilierte Harmonie, Leib-Seele-Problem, Interaktionsproblem, Descartes, Leibniz, Zirbeldrüse, Vis viva, metaphysischer Beweis, naturphilosophischer Beweis.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Descartes und Leibniz zum Leib-Seele-Problem
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die Konzepte von René Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz zur Beziehung zwischen Körper und Geist (Leib-Seele-Problem). Sie analysiert die jeweiligen Philosophien, hebt zentrale Unterschiede und Gemeinsamkeiten hervor und beleuchtet die Lösungsansätze beider Denker zum Problem der Interaktion zwischen res cogitans und res extensa.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt den cartesianischen Substanzdualismus und seine Problematik, die Leibnizsche Monadologie und das Prinzip der prästabilierten Harmonie, einen Vergleich der Lösungsansätze von Descartes und Leibniz zum Leib-Seele-Problem, Kritik an den jeweiligen Theorien und die Relevanz der philosophischen Ansätze für die heutige wissenschaftliche Diskussion.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile: einen Teil zu Descartes und einen Teil zu Leibniz. Der Descartes-Teil behandelt den cartesianischen Substanzbegriff (res cogitans und res extensa), den Substanzdualismus mit seinen Beweisen und der Interaktionsproblematik, sowie den Okkasionalismus als Folge des Cartesianismus. Der Leibniz-Teil befasst sich mit der Monadologie, der Natur materieller Körper, der Interaktion der Monaden und dem System der prästabilierten Harmonie, inklusive der Kritik an diesem System.
Was ist der cartesianische Substanzbegriff?
Descartes unterscheidet zwischen res cogitans (denkende Substanz) und res extensa (ausgedehnte Substanz). Die res extensa wird als Maschine beschrieben. Die Arbeit analysiert diese Unterscheidung und den daraus resultierenden Dualismus.
Was ist der Substanzdualismus bei Descartes und welche Probleme ergeben sich daraus?
Descartes' Substanzdualismus postuliert zwei grundlegend verschiedene Substanzen: die denkende und die ausgedehnte. Die Arbeit untersucht Descartes' Beweise für diesen Dualismus (metaphysisch und naturphilosophisch) und die daraus resultierende Interaktionsproblematik, insbesondere den Konflikt mit den Erhaltungssätzen der Physik und die Problematik der Zirbeldrüse als Interaktionsort.
Was ist der Okkasionalismus?
Der Okkasionalismus wird als Reaktion auf die Probleme des cartesianischen Substanzdualismus vorgestellt. Er versucht, die Interaktionsproblematik zu lösen, indem er Gott als Vermittler zwischen Geist und Körper einführt.
Was ist die Leibnizsche Monadologie?
Die Monadologie beschreibt die Welt als Zusammenspiel von Monaden, einfachen, nicht-kompositorischen Einheiten. Die Arbeit erläutert die Gemeinsamkeiten und Individualitäten der Monaden, ihre Perzeptionen und die Repräsentation des Universums in jeder Monade. Das Mühlenargument wird ebenfalls analysiert.
Was ist das Prinzip der prästabilierten Harmonie bei Leibniz?
Leibniz' Prinzip der prästabilierten Harmonie erklärt die scheinbare Interaktion der Monaden ohne kausale Wechselwirkung. Die Arbeit erläutert dieses Prinzip und die Rolle der Zentralmonaden. Die Kritik an diesem System wird ebenfalls behandelt, inklusive des "autonomen Schiff"-Arguments.
Wie werden die Ansätze von Descartes und Leibniz verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Lösungsansätze von Descartes und Leibniz zum Leib-Seele-Problem, hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor und analysiert die jeweiligen Stärken und Schwächen der Theorien.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Substanzdualismus, res cogitans, res extensa, Monadologie, prästabilierte Harmonie, Leib-Seele-Problem, Interaktionsproblem, Descartes, Leibniz, Zirbeldrüse, Vis viva, metaphysischer Beweis, naturphilosophischer Beweis.
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- Anonym (Autor), 2020, Gegenüberstellung der Körper-Geist-Beziehung bei Descartes und Leibniz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1333866