„Kanzler sagt dem Wohlfahrtsstaat Ade“ überschreibt der Tagesspiegel seinen Leitartikel zur Regierungserklärung der rot-grünen Koalition, wohl nicht ganz frei von Ironie. Dennoch gibt die Überschrift prägnant die Stoßrichtung des öffentlichen Diskurses um die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme wieder. Unverholen bedienen sich vor allem Neoliberale, Ökonomen und Unternehmerverbände einer Krisenrhetorik und zeichnen die Zukunft des Wohlfahrtstaates in apokalyptischen Farben. Meist folgt dann der empfohlenen Therapie der wohlfahrtsstaatlichen Krise die passende Diagnose. Zunehmend wird dessen Konzept argumentativ ad absurdum geführt, indem ihm unterstellt wird, er beschäftige sich damit die Probleme zu lösen die er selber produziert z.b. die hohe Arbeitslosigkeit. Hinter solchen Kassandrarufen verbirgt sich ein verteilungspolitischer Konflikt um ein langsamer wachsendes Sozialprodukt das von einer geringer werdenden Zahl an Erwerbstätigen produziert wird. Von einer Krise könnte nur gesprochen werden, wenn tatsächlich, wie es die Überschrift im Tagesspiegel suggeriert, das baldige Ende des Wohlfahrtsstaates bevorstehen würde. Dies ist natürlich nicht der Fall, jedoch steht der Sozialstaat vor unabweisbaren Herausforderungen. Meinen Fokus will ich hier vor allem auf drei Sozialstrukturelle Wandlungsprozesse legen die m.E. die größten Implikationen für die zukünftigen Chancen soziale Sicherheit zu erhalten. Zum einen beschreibe ich den Wandel der Familie als einen elementaren Träger sozialer Sicherheit und ihren Abschied von der bürgerlichen Kernfamilie. Der zweite, davon nicht unabhängige Wandlungsprozess ist der demographische Wandel, der aus einem Rückgang der Fertilität und einer Zunahme der Lebenserwartung resultiert. Hier werde ich mich vor allem an den entsprechenden Kapiteln des Buches die politische Ökonomie des Sozialstaates von Heiner Ganßmann halten. Der dritte Strang des sozialstaatlich relevanten strukturellen Wandels, ist der Wandel der Arbeitsmarktstrukturen. Das Stichwort ist hier der Übergang von der industriellen zur post-industriellen Gesellschaft. Hier werde ich mich vor allem auf den Text von Iverson/Wren the trilemma of the service economy beziehen. Die genannten sozialstrukturellen Verschiebung, natürlich in unterschiedlichem Ausmaß, sind in allen hochentwickelten Wohlfahrtstaaten (welche weitgehend deckungsgleich mit den 24 OECD-Ländern sind) zu beobachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Sozialstaat aus soziologischer Perspektive
- Soziale Sicherheit
- Die Träger Sozialer Sicherheit
- Sozialstruktureller Wandel
- Familie
- Demographischer Wandel
- Wandel der Arbeitsmarktstrukturen
- Schlussteil
- Schaubild und Tabelle
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den konservativen Wohlfahrtsstaat im Vergleich mit anderen Wohlfahrtsstaatstypen im Kontext des sozialen Wandels. Sie untersucht die Herausforderungen, die sich aus dem Wandel der Familienstrukturen, dem demographischen Wandel und den Veränderungen der Arbeitsmarktstrukturen ergeben, und beleuchtet die spezifischen Reaktionen des konservativen Wohlfahrtsstaates auf diese Entwicklungen.
- Der Wandel der Familie als Träger sozialer Sicherheit
- Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Alterssicherung
- Die Herausforderungen des Wandels der Arbeitsmarktstrukturen für den Sozialstaat
- Der Vergleich des konservativen Wohlfahrtsstaates mit sozialdemokratischen und liberalen Modellen
- Die Bedeutung des internationalen Vergleichs für die Analyse des Sozialstaates
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen Diskurs um die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme dar und erläutert die drei zentralen sozialstrukturellen Wandlungsprozesse, die im Fokus der Arbeit stehen: der Wandel der Familie, der demographische Wandel und der Wandel der Arbeitsmarktstrukturen. Das zweite Kapitel definiert den Begriff „sozialer Sicherheit" aus soziologischer Perspektive und analysiert die unterschiedlichen Träger sozialer Sicherheit (Familie, Staat, Markt). Das dritte Kapitel untersucht die Auswirkungen der drei genannten Wandlungsprozesse auf den Sozialstaat. Es werden die spezifischen Herausforderungen für den deutschen Wohlfahrtsstaat konservativer Prägung beleuchtet und im Vergleich mit sozialdemokratischen und liberalen Modellen analysiert. Der Schlussteil fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung des internationalen Vergleichs für die Analyse des Sozialstaates.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den konservativen Wohlfahrtsstaat, den sozialen Wandel, die Familie, den demographischen Wandel, die Arbeitsmarktstrukturen, den internationalen Vergleich, die Sozialpolitik und die soziale Sicherheit. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen, die sich aus dem Wandel der Familienstrukturen, dem demographischen Wandel und den Veränderungen der Arbeitsmarktstrukturen ergeben, und beleuchtet die spezifischen Reaktionen des konservativen Wohlfahrtsstaates auf diese Entwicklungen. Der Text vergleicht den konservativen Wohlfahrtsstaat mit sozialdemokratischen und liberalen Modellen und diskutiert die Bedeutung des internationalen Vergleichs für die Analyse des Sozialstaates.
- Arbeit zitieren
- Richard Heidler (Autor:in), 2003, Soziale Sicherheit und sozialer Wandel - der konservative Wohlfahrtsstaat im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13329
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