Seit Mitte der 1990er Jahre findet in den Industrieländern vor dem Hintergrund knapper Ressourcen der öffentlichen Verwaltung und der Tendenz zu einer „Ökonomisierung des Politischen“ eine wissenschaftliche und politische Debatte um die Möglichkeiten der
qualitativen Verbesserung und quantitativen Reduzierung staatlicher Regulierungen statt.
Dabei wird sich vor allem auf Fragen der „besseren Rechtsetzung“ (better lawmaking) und „besseren Regulierung“ (better regulation) konzentriert. Mit diesem Diskurs verbinden sich Fragen zum „Bürokratieabbau“ und der „Deregulierung“. Der Beitrag der Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) wird hingegen bei der qualitativen Gestaltung staatlicher Regulierung oftmals vernachlässigt.
Woran liegt das? Seit Jahrzehnten wird versucht die öffentliche Verwaltung mittels Informations- und Kommunikationstechnologie zu reformieren. Der gegenwärtige Beitrag in diesem Zusammenhang lautet „Electronic Government“ (eGovernment bzw. E-Government).
Bislang verbanden sich mit diesem Instrument allerdings übertriebene Erwartungen, welche regelmäßig enttäuscht wurden. Die Bilanz dieses Reformkonzepts ist ernüchternd. Schuppan/Reichard führen dies u.a. auf die unrealistisch hohen Erwartungen zurück, die an eine technikinduzierte Verwaltungsmodernisierung geknüpft wurden. Dieser Trend wird sich nicht ändern, solange kein Verständnis geschaffen wird, dass es bei eGovernment nicht um
Technikeinsatz als solchen geht, sondern um technisch vermittelte Innovationen in allen Bereichen guten Regierens und Verwaltens.
Technische Innovationen – wie eGovernment – können jedoch ein Hilfsmittel des Modernisierungsprozesses in der öffentlichen Verwaltung sein. Sie unterstützen den
Bearbeiter beim Erfassen, Verarbeiten, Weitergeben und Speichern von Informationen. Die Informationstechnik kann in diesem Zusammenhang als Produktionskraft begriffen werden, die zur Qualitäts- und Effektivitätssteigerung in der öffentlichen Verwaltung beitragen soll.
Das eigentliches Potential kann eGovernment aber erst nach einem organisatorischen Reengeneering ausschöpfen. Diese Arbeit untersucht, ob eGovernment einen Beitrag leisten kann, bürokratische Hemmnisse durch Vollzugserleichterung tatsächlich abzubauen und es soll geklärt werden, weshalb eGovernemnt bislang eine untergeordnete Rolle in diesem Prozess einnimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemaufriss
- Bedarf
- Fragestellung
- Methodische Vorgehensweise
- Konzeptionelle Grundlagen zum Abbau bürokratischer Hemmnisse
- Bürokratie und bürokratische Hemmnisse
- Better Regulation und ausgewählte Instrumente
- Beurteilung und weiterführender Ansatz
- Evolutionstheoretischer Wandel von Organisationen
- Grundannahmen evolutionärer Ansätze
- Organisationale Population
- Trägheit von Organisationen
- Organizational Change
- Kritische Würdigung
- Anwendbarkeit auf den Untersuchungsgegenstand
- Potentiale von eGovernment
- Grundlagen zur Neugestaltung der öffentlichen Aufgabenwahrnehmung
- Entwicklungen von IuK in der öffentlichen Verwaltung
- Neue Rahmenbedingungen
- Gestiegene Anforderungen an die Verwaltung
- Grundlagen und Kennzeichnung von eGovernment
- Begriffliche und inhaltliche Abgrenzung
- Dimensionen der Handlungsfelder
- Reifestufen
- Verknüpfung von eGovernment und Bürokratieabbau
- Erwartungen der Wirtschaft
- Leistungsnetze als Produktionsformen
- Prozessketten
- Portale und Portaltechnologie
- One-Stop-Verwaltung
- Grundlegende Architekturmodelle
- Behördeninterne Implementierung
- Behördenübergreifende Plattform
- Integrationsplattform
- Zwischenfazit
- eGovernment-Projekt am Beispiel von VEMAGS
- Ausgangssituation
- Bisheriger Verfahrensablauf
- Ebenenübergreifende Integration von Verwaltungsprozessen
- Neugestalteter Verfahrensablauf
- Zugangswege für Antragsteller und Antragsmanagement
- Verwaltungsinterner Verfahrensablauf
- Zwischenfazit
- Schlussbetrachtungen
- Quellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Möglichkeiten von eGovernment als Instrument zum Abbau bürokratischer Hemmnisse. Ziel ist es, die Potentiale von eGovernment für die Verwaltungsmodernisierung und die Verbesserung der Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert die konzeptionellen Grundlagen des Bürokratieabbaus und die evolutionären Prozesse in Organisationen, um die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung zu beleuchten.
- Bürokratie und bürokratische Hemmnisse
- Better Regulation und eGovernment
- Evolutionäre Prozesse in Organisationen
- Potentiale von eGovernment für die Verwaltungsmodernisierung
- Praxisbeispiel VEMAGS
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Diplomarbeit vor und erläutert die Relevanz des Bürokratieabbaus im Kontext der digitalen Transformation. Sie definiert die Fragestellung und die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
Das zweite Kapitel beleuchtet die konzeptionellen Grundlagen des Bürokratieabbaus. Es werden verschiedene Ansätze zur Definition von Bürokratie und bürokratischen Hemmnissen vorgestellt, sowie die wichtigsten Instrumente der Better Regulation, wie z.B. Regulatory Impact Assessment (RIA) und Gesetzesfolgenabschätzung (GFA), erläutert.
Kapitel drei beschäftigt sich mit dem evolutionären Wandel von Organisationen. Es werden die Grundannahmen evolutionärer Ansätze, die Bedeutung der organisationalen Population, die Trägheit von Organisationen und die Prozesse des Organizational Change diskutiert.
Kapitel vier untersucht die Potentiale von eGovernment für die Verwaltungsmodernisierung. Es werden die Entwicklungen von Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) in der öffentlichen Verwaltung, die neuen Rahmenbedingungen und die gestiegenen Anforderungen an die Verwaltung beleuchtet.
Kapitel fünf analysiert ein konkretes eGovernment-Projekt am Beispiel von VEMAGS, einem Verfahrenmanagement für Großraum- und Schwertransporte. Es werden die Ausgangssituation, der bisherige Verfahrensablauf, die Ebenenübergreifende Integration von Verwaltungsprozessen und der neugestaltete Verfahrensablauf dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen eGovernment, Bürokratieabbau, Better Regulation, Verwaltungsmodernisierung, digitale Transformation, evolutionäre Prozesse, Organisationstheorie, Leistungsnetze, Portaltechnologie, One-Stop-Verwaltung, VEMAGS, Großraum- und Schwertransporte.
- Quote paper
- Christian Ohr (Author), 2009, eGovernment als Instrument zum Abbau bürokratischer Hemmnisse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133131