Die Lieder des von Kürenberg zählen zu den bekannten Texten mittelalterlichen Minnesangs. Besonders das Falkenlied steht häufig im Zentrum des Kürenberg-Diskurses. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Zinnenstrophen, die als Zinnenwechsel ediert werden. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt der Zinnenstrophen auf den Genderkonfigurationen der Protagonisten, ihren antizipierten Rollenbildern sowie deren Destruktion. Um diesen Themen Tiefe zu verleihen, gibt die Arbeit zunächst einen Überblick über Autor, Überlieferung und spezifische Merkmale des frühen Minnesang. Danach erfolgt der Einstieg in die Textanalyse und Interpretation mit der zentralen Frage nach der bedeutungsimmanenten Anordnung der Strophen und deren Auswirkung auf die Rollenbilder der Protagonisten. Des Weiteren wird die Aufführungssituation der Texte als Interpretationsdimension vorgestellt und daran anschließend die Funktion der „Frau“ im Minnesang durchleuchtet.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der didaktischen Umsetzung des mittelalterlichen Stoffes mit seinen Möglichkeiten und Hindernissen für den Deutschunterricht. Die Vorschläge zur Nutzbarmachung des Stoffes orientieren sich durch die Jahrgangsstufen am Prinzip des handlungs- und produktionsorientierten Ansatzes, der die Selbsttätigkeit der Schüler als oberstes Bildungsziel beschreibt und einen identitätsorientierten Literaturunterricht anstrebt. Der direkte Bezug, den die Gender-Thematik zur Lebenswelt der Schüler erlaubt, kann als einer der großen Vorteile des Lyrikthemas gesehen werden. Hier stehen neben den literarischen Elementen besonders die Auseinandersetzung mit den eigenen Rollenanforderungen an Mann und Frau im Mittelpunkt. Auch die Handschrift selbst findet als Medium Eingang in die didaktischen Überlegungen. Ihre Stärken sollen besonders im Bereich „Original – Edition“ und „Bildanalyse“ zum Einsatz kommen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. in Kürenberges wîse – Autor, Sänger oder Fiktion?
2.1 sô sprach daz wîb - Überlieferung und Edition
2.2 Früher donauländischer Minnesang
2.3 Der Wechsel
3. Das Zinnenlied des von Kürenberg
3.1 Ich stuont mir nehtint spâte
3.2 Nu bring mir her vil balde
3.3 Jô stuont ich nehtint spâte
4. Interpretatorische Überlegungen
4.1 si muos der mîner mînne iemer darbende sîn - Zinnenwechsel?
4.2 er muos mir diu lant rûmen - Zinnenlied?
4.3 frouwe oder magedîn ? - Das Budapester Fragment
4.4 dô hôrt ich einen rîter vil wol singen – Vortragssituation als Interpretationsdimension
4.5 ich was ein wîp - Die Funktion der Rolle „Frau“
5. Daz ich ir holt sî - Doing Gender im Minnesang - Didaktische Überlegungen für den Deutschunterricht
5.1 Unterrichtsvorschläge für die Jahrgänge 5-10
5.2 Die Handschrift als Medium
6. Fazit
7. Literatur
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