Der Bericht reflektiert ein sechswöchiges, im Rahmen des Studiums vorgesehenes Praktikum in einem Suchtberatungszentrum. Es werden Erwartungen, Ziele, die besuchte Einrichtung und die ausgeführten Tätigkeiten inklusive eines eigenen Handlungsprojektes beschrieben, zudem das beobachtete professionelle Handeln und die Rahmenbedingungen der Praxisstelle kritisch reflektiert, wobei Bezug genommen wird auf verschiedene Theorien und Methoden der Disziplin, in erster Linie von Hans Thiersch, Hiltrud von Spiegel sowie das bio-psycho-soziale Verständnis von Gesundheit und die Motivierende Gesprächsführung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Darstellung der Einrichtung und Theoriebezüge
3. Eigene Tätigkeiten
4. Reflexion eigener Tätigkeiten und der Einrichtung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ich habe das zweite, im Rahmen des Bachelor-Studienganges Soziale Arbeit vorgeschriebene, sechswöchige Praktikum im Suchtberatungszentrum der XXXXXX Suchthilfen in XXXX absolviert.
Ich interessiere mich generell für den Bereich der Drogen- und Suchthilfe und konnte in diesem Bereich bereits Erfahrungen im niedrigschwelligen Bereich sammeln (Kontaktladen XXXXXX u.A.).
Diese Erfahrungen wollte ich mit diesem Praktikum erweitern und teilweise vertiefen, insbesondere wollte ich den konkreten Arbeitsalltag in einer Suchtberatungsstelle kennenlemen, speziell auch gerne eigene, während des Studiums erworbene Kenntnisse, beispielsweise Gesprächsführungstechniken, in der Praxis ausprobieren und anwenden sowie Theorien mit der Praxis vergleichen und verknüpfen bzw. in Bezug auf ihre Anwendbarkeit überprüfen.
Durch die Beschreibung der Tätigkeiten, die im Suchtberatungszentrum der XXXXXX Suchthilfen angeboten werden, schien mir diese Einrichtung als sehr geeignet für mein zweites Praktikum (dazu mehr unter 2. und 3.).
Ich hoffe des Weiteren, durch das Praktikum meine eigenen Kompetenzen zu verbessern bzw. neue, für die praktische Arbeit relevante, Kompetenzen und Kenntnisse zu erwerben sowie möglicherweise bereits Kontakte zu knüpfen hinsichtlich einer eventuellen späteren Anstellung als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, außerdem, mein Wissen hinsichtlich der Lebenslage und Bedarfe von Menschen mit einer Abhängigkeitsproblematik zu vertiefen.
Was ich nicht hoffe zu erleben, sind zu starke Über- oder Unterforderung bzw. zu starke Überlastungen oder auch starke Spannungen mit Klientinnen oder Kolleginnen in der Einrichtung.
Eine gute, hilfsbereite und geduldige Anleitung wäre sicherlich ideal, und eine generell freundliche und wertschätzende Atmosphäre aller Akteurinnen ebenfalls.
Im Folgenden werde ich, dem Inhaltsverzeichnis entsprechend, zunächst darauf eingehen, wie die Einrichtung aufgebaut ist, und dabei auf die Rahmenstrukturen (Träger, Finanzierung etc.) und ihr Konzept eingehen sowie einen Bezug zu drei wissenschaftlichen Theorien bzw. Methoden herstellen.
Danach stelle ich meine eigenen Tätigkeiten während des Praktikums vor, wobei der Schwerpunkt auf der Beschreibung des durchgeführten Handlungsprojektes liegt.
Anschließend folgt die Reflexion des gesamten Praktikums hinsichtlich der zu Beginn bestehenden Erwartungen und Ziele sowie der Einrichtung generell.
2. Darstellung der Einrichtung und Theoriebezüge
Die XXXXXX gGmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung und gehört der Krankenhausgesellschaft XXXXXX mbH und der Landeshauptstadt xxxx.
Sie ist ein Teil des vielfältigen Netzes an Angeboten im Bereich der Suchthilfe sowie für Menschen mit anderen psychischen Erkrankungen und existiert seit 1972 in XXXX.
Außer der Beratung im Suchtberatungszentrum werden Beschäftigungsmaßnahmen, Betreuung, Integrationsmaßnahmen, Qualifikation im Rahmen von Trainings, Umschulungen und Ausbildungen sowie Wohnmöglichkeiten angeboten.
Maßnahmen der Eingliederungshilfe nach SGB XII sind in verschiedenen Orten im Bundesland XXXXXXXXXX beheimatet.
In der Eingliederungshilfe bestehen die Ziele darin, die Autonomie der einzelnen Person zu fördern, die Eigenverantwortung zu stärken sowie die gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern.
Dabei sollen Würde und Privatheit der Klientinnen im Mittelpunkt stehen und individuelle Lebensperspektiven unter der Berücksichtigung des GanzheitlichkeitsAspektes erarbeitet werden.
Die Angebote der Eingliederungshilfe finden in teilstationären Wohnformen, beim ambulant betreuten Wohnen, in Werkstätten und im Beratungs- und Betreuungszentrum statt.
Das Angebot des Suchtberatungszentrum, zentral und szenenah am Hauptbahnhof gelegen, in der Straße XXX, richtet sich insbesondere an Menschen allen Alters, die (legale wie illegale) psychoaktive Substanzen konsumieren, deren Alltag durch den Konsum beeinträchtigt ist, oder die an einer Abhängigkeitserkrankung leiden, aber genauso können es auch Angehörige, Lehrende, Vorgesetzte und sonstige von Suchtmittelkonsum (indirekt) betroffene Personen in Anspruch nehmen.
Geschlecht, Herkunft oder Religion der Beratung suchenden Person spielen dabei keine Rolle, zudem ist die Beratungsstelle barrierefrei zu erreichen.
Ziel ist es, die Perspektiven der Klientinnen zu erweitern, die Motivation zur Veränderung zu wecken oder zu kräftigen, die soziale und die berufliche Teilhabe zu verbessern, zu sichern oder wiederherzustellen, bei der Bewältigung des Alltags zu unterstützen sowie Krankheitseinsicht zu erreichen.
Die Hilfen sollen differenziert, vielseitig undjeweils am individuellen Einzelfall orientiert erfolgen.
Beraten wird kostenfrei und anonym, außerdem unterliegen die Mitarbeitenden der Schweigepflicht.
Termine können zeitnah erfolgen (in der Regel innerhalb von fünf Werktagen), in Notfällen auch früher.
Das Suchtberatungszentrum hat ein zertifiziertes Qualitätsmanagement-System, im Rahmen dessen klare Vorgaben hinsichtlich der Arbeitsprozesse und -bedingungen vorgegeben, eingehalten und kontrolliert werden. Innerhalb des Teams werden Aufgabenbereiche verteilt, sodass sich für alle Aspekte eine Person findet, die sich verantwortlich fühlt, beispielsweise gibt es Beauftragte für Hygiene und Arbeitsschutz. Diese kümmern sich dann zusätzlich zu ihren pädagogischen und beraterischen Tätigkeiten darum, dass die für die Zertifizierung erforderlichen Anforderungen erfüllt werden, führen also beispielsweise Sichtkontrollen des Inventars durch, um auszuschließen, dass von Lampen o.Ä. eine Gefahr ausgeht.
Konkret angeboten werden im Suchtberatungszentrum die Beratung beim Missbrauch oder der Abhängigkeit von legalen wie illegalen psychoaktiven Substanzen sowie bei stoffungebundenen Süchten, die Erfüllung rechtlicher Auflagen im Rahmen eines Strafverfahrens, die Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, die Vermittlung in Entgiftung, Therapie, Nachsorge, Substitution und betreute Wohnformen sowie Kriseninterventionen.
Außerdem können dort Fortbildungen, Akupunktur, Angehörigenberatung und Selbsthilfegruppen stattfmden, zudem können Drogentests und Atemalkoholkontrollen durchgeführt werden.
Die Kosten für diese werden normalerweise entweder von den Klientinnen selbst getragen oder von der Instanz, die die Klientinnen mit den Tests beauftragt hat, selten werden Tests aufKosten des Suchtberatungszentrums selbst ausgeführt, beispielsweise, wenn der konkrete Verdacht besteht, dass eine Substanz konsumiert wurde, auf die typischerweise nicht getestet wird.
Die Aufgaben der Beschäftigten bestehen aber nicht nur in praktischer Arbeit zusammen mit den Klientinnen, sondern auch darin, ihr Handeln zu dokumentieren und zu begründen, insbesondere auch, weil manche Klientinnen nicht freiwillig, sondern im Zuge von (strafrechtlichen) Auflagen die Einrichtung besuchen und dafür Akten angelegt und geführt werden müssen.
Als eine Art Gegenleistung für die Finanzierung durch die Stadt XXXX werden Daten wie z.B. der Wohnort und das Alter der Personen erfasst, die das Suchtberatungszentrum aufsuchen, sodass am Endejeden Jahres umfangreiche Statistiken im Jahresbericht vorgestellt werden können und somit Entwicklungen hinsichtlich Geschlecht, Alter, Wohnort, konsumierter Drogen und Ähnlichem nachvollzogen werden können.
Im Rahmen der Arbeit im Suchtberatungszentrum spielt auch der Kontakt zu Ämtern und Behörden eine wichtige Rolle, unter anderem, wie eben schon erwähnt, wenn es um die Arbeit mit straffällig gewordenen Personen geht, aber auch bei anderen Aktionen wie beispielsweise der Klärung von Krankenversicherungsstatus, Wohnungsstatus oder dem Bezug von Leistungen zur Existenzsicherung nach SGB II oder XII.
Neben einem Team aus Pädagoginnen und Sozialarbeitern arbeiten auch Verwaltungsangestellte im Suchtberatungszentrum.
Zwei der wichtigsten Methoden im sozialarbeiterischen Handeln im Suchtberatungszentrum stellen die klientenzentrierte Beratung nach Carl Rogers und die Motivierende Gesprächsführung nach Miller und Rollnick dar.
Bei der klientenzentrierten Beratung steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Sinne Thierschs insofern im Mittelpunkt, dass im Beratungsgespräch die Selbstexploration der Klientinnen gefördert werden soll und quasi die Lösung oder das Angehen von Problemen intrinsisch aus den Klientinnen heraus erfolgt.
Dies geschieht hauptsächlich, indem aktiv zugehört wird, also die komplette, fokussierte Aufmerksamkeit auf der zu beratenden Person liegt, und deren sachliche Äußerungen paraphrasiert wiedergegeben werden, während parallel die nonverbal ausgedrückten Emotionen gespiegelt werden.
Auf diese Weise sollen die Belastungen und Problemstellungen aufgedeckt beziehungsweise bewusst gemacht werden und dann gemeinsam überlegt werden, wie diese bewältigt werden können, wobei keine autoritären Vorschläge seitens der Beraterinnen gemacht werden, sondern die Sichtweise und Handlungsabsichten der Klientinnen reflektiert und bestärkt werden sollen.
Bei der Motivierenden Gesprächsführung geht es darum, die Motivation zu einer Veränderung in Verhalten oder Konsum psychoaktiver Substanzen zu stärken. Es wird davon ausgegangen, dass bereits eine intrinsische Motivation besteht, diese allerdings auf Grund von Ambivalenz nicht ausgeführt wird, da also zwar gute Gründe für eine Änderung im Lebensstil sprechen, allerdings auch ebenso gute Gründe existieren, diese Änderung nicht zu vollziehen.
Diese Ambivalenz soll bewusst gemacht, erforscht und letztlich aufgelöst werden, sodass eine Änderung erfolgt.
Hierbei sind Prinzipien wie Partnerschaftlichkeit bzw. Koproduktion im Sinne von Spiegels (vgl. von Spiegel 2008, S. 32ff), Akzeptanz, Respekt und ein ressourcenorientierter Blick sehr bedeutsam.
Grundlage der erfolgreichen Beratung ist eine tragfähige Beziehung zwischen beratender und zu beratender Person, die auf einem Vertrauensverhältnis beruht. Auch ein gemeinsames Problemverständnis ist vonnöten, damit im Zuge der Evokation die Veränderungsbereitschaft der Klientinnen gestärkt werden kann und anschließend konkrete Veränderungen geplant und realisiert werden können.
Auch bei der Motivierenden Gesprächsführung ist aktives Zuhören ein wichtiger Teil des konkreten sozialarbeiterischen Handelns. Außerdem kommt der Förderung von Äußerungen, die eine Veränderung implizieren, eine zentrale Rolle zu, beispielsweise, indem offene Fragen bezüglich des Substanzkonsums gestellt werden, genaue Gründe, die für eine Veränderung sprechen, erfragt und tiefgehend erforscht werden, Extrementwicklungen erfragt werden oder auch Ziele nach ihrer Wichtigkeit geordnet werden. (Vgl. Miller; Rollnick 2015, S. 203-210)
Gerade im Suchtbereich ist auch Case-Management als Methode vonnöten.
Um möglichst große Chancen auf eine erfolgreiche Therapie zu haben, ist es sehr wichtig, dass ein im Idealfall ununterbrochener Verlauf von Hilfsmaßnahmen im Sinne der klassischen Therapiekette zu Stande kommt.
Ist der Erstkontakt hergestellt und die Bereitschaft und Motivation zu einer Entgiftung vorhanden, sollte diese schnell in die Wege geleitet werden. Da Entgiftungen nur relativ kurze Zeit andauern und viele Klientinnen danach zwar nicht mehr körperlich abhängig sind, aber normalerweise immer noch das psychische Verlangen nach Substanzkonsum besteht beziehungsweise bei der Rückkehr in die alte Umgebung (lokal wie sozial) schnell wieder ausgelöst wird, sollte sich darauf nahtlos eine Entwöhnungstherapie zur weiteren Stabilisierung der Klientinnen anschließen und danach wiederum am Besten auch noch ein Adaptions- bzw. Nachsorgeangebot wahrgenommen werden.
Damit das reibungslos geschehen kann, ist eine gute Koordination der Hilfemaßnahmen der unterschiedlichen Einrichtungen nötig, die am Besten zentral von Sozialarbeiterinnen verwaltet und organisiert wird.
Genau so relevant ist es aber auch, aus dem expliziten Suchthilfebereich heraus andere Hilfebereiche wie Schuldenberatung oder Jobcenter für die Existenzsicherung oder Arbeitsvermittlung zu erschließen und den Klientinnen zu vermitteln, ohne, dass sich diese in der Vielzahl von Problemen und Hilfsangeboten verirren und allein gelassen fühlen beziehungsweise den Überblick verlieren.
Der Einzelfall soll also begleitet werden durch alle unterschiedlichen Hilfsmaßnahmen hindurch.
Das beobachtete Handeln im Suchtberatungszentrum lässt sich zu mehreren Theorien in Bezug setzen.
Zunächst lassen sich die Charakteristika Sozialer Arbeit nach Hiltrud von Spiegel in der Praxis wiederfinden.
Das Spannungsfeld des doppelten Mandats zwischen Hilfe (für die Klientinnen) und Kontrolle (für die politischen Auftraggeberinnen) lässt sich besonders gut anhand derjenigen Klientinnen erfahren, die nicht komplett freiwillig dort sind, sondern im Zuge eines Gerichtsverfahrens dazu verpflichtet sind, die Beratungsstelle aufzusuchen. Obwohl einerseits den abhängigkeitskranken Klientinnen bestmöglich geholfen werden soll und dazu deren Bedürfnisse im Vordergrund stehen sollten, müssen gesetzliche Forderungen beachtet und umgesetzt werden sowie Kontrollen durchgeführt werden. Dazu gehören zum Beispiel Urinkontrollen und umfangreiche Dokumentationen.
Auch die unterschiedliche, individuelle Wirklichkeitskonstruktion wird sehr deutlich, wenn beispielsweise Klientinnen ihre Lage und ihren Konsum als überhaupt nicht problematisch empfinden, während intersubjektiv Fachkräfte wie Laien massive Probleme in allen Bereichen feststellen können, in Bezug auf die gesundheitliche Situation, das Ausmaß und die Art und Weise des Konsums sowie die soziale Lage (konkret zum Beispiel Hepatitis C, intravenöser Konsum von diversen Substanzen und Kontaktverlust zu Familie und früheren Freundinnen, Jobverlust etc.).
Dass ein Technologiedefizit vorliegt, also keine Maßnahmen existieren, die allgemeingültig in bestimmten Fällen angewendet werden können, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern injedem Einzelfall neu ausprobiert beziehungsweise evaluiert werden muss, welches Mittel zum angestrebten Soll-Zustand führen könnte, zeigte sich ebenfalls.
Denn auch wenn sich viele Problemlagen von Abhängigkeitskranken ähneln, so bestehen doch immer unterschiedliche Faktoren, die es kaum erlauben, standardisierte Maßnahmen durchzuführen, um ähnliche Ziele (Abstinenz, Konsumreduktion, Schadensminimierung..) zu verwirklichen.
Unter anderem spielen Faktoren wie Motivation; Freiwilligkeit; subjektiver Leidensdruck; soziale Kontakte außerhalb der Szene, speziell familiäre, die also nicht konsumieren; ein fester Arbeitsplatz; die Fähigkeit, eigenständig den Tag zu strukturieren; eventuelle und welche Komorbiditäten; das Alter und der physische Gesundheitsstatus; die Perspektiven und auch die Konsummenge und Konsumart eine Rolle, um nur einige Aspekte zu nennen.
Diese machenjeden Einzelfall besonders.
Zum Schluss sei noch das Charakteristikum der Koproduktion erwähnt, das auch schon im Rahmen der Beratungsgespräche relevant ist.
Die Sozialarbeiter können Klientinnen nicht „gesund“ machen oder alle deren Probleme lösen, schon gar nicht langfristig beziehungsweise im Kern, höchstens die Probleme, die durch die zu Grunde liegende Problematik entstehen, wenn also Klientinnen beispielsweise wegen der hohen Beschaffungskosten für ihr Suchtmittel keine Miete mehr bezahlen können und ihre Wohnung verlieren, können Sozialarbeiterinnen ihnen vielleicht eine neue besorgen, aber dann hat sich an der Problematik an sichja noch nichts geändert.
Deshalb können nur gemeinsam Lösungen entwickelt werden, bei der die Beteiligung der Klientinnen von zentraler Bedeutung ist. Um das zu gewährleisten, wird in Beratungsgesprächen stets von den Klientinnen ausgegangen, von ihrer individuellen Lage und ihren persönlichen Anliegen, zu denen dann gemeinsam, auf der Initiative der Klientinnen aufbauend, mögliche Lösungsstrategien entwickelt werden und diese zusammen geplant und durchgeführt werden bzw. die die Klientinnen selbst verwirklichen müssen, wobei sie entsprechend unterstützt werden.
Somit soll dann auch das Ziel des Empowerment und der Autonomieförderung nach Thiersch erreicht werden. (Vgl. von Spiegel 2008, S. 32ff.)
Hinsichtlich der angewendeten Methoden sei noch angemerkt, dass sich diese in von Spiegels Modell professionellen Handelns einbetten lassen.
Dieses besteht aus den Bereichen Wissen, Können und Haltung. Beim Wissen geht es im Kontext der Suchtberatung konkret darum, hinsichtlich des Krankheitsbildes Sucht/Abhängigkeit die Symptomatik zu kennen, außerdem über Entstehungsmodelle und Risiko- sowie Schutzfaktoren in Bezug auf die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung Bescheid zu wissen und auch die Folgen einer solchen Erkrankung und Hilfsmaßnahmen zu kennen.
Der Bereich Können verlangt dann, dass dieses vorhandene Wissen auch in der praktischen Arbeit mit den Klientinnen angewendet werden kann.
Zur Haltung lässt sich anführen, dass bestimmte Haltungen in den Gesprächsführungstechniken bereits vorweggenommen werden bzw. Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung sind, was leichter geschehen kann, wenn diese Haltungen oder Prinzipien Teil der generellen professionellen Position und Einstellung sind. Von der eigenen Haltung könnte es zum Beispiel abhängen, ob man eher im abstinenzorientierten oder im akzeptanzorientierten Bereich tätig wird, also ein Ideal vertritt, nach dem der Konsum keine Rolle mehr spielen oder weiterhin geschehen darf.
Als weiteren im Suchtberatungszentrum erlebten theoretischen Ansatz möchte ich im Folgenden auf das bio-psycho-soziale Gesundheitsmodell eingehen.
Diesem Modell zufolge stehen sowohl die körperlich-biologische als auch die psychische und die soziale Dimension in einem engen, sich wechselseitig beeinflussenden Verhältnis zueinander, und aus diesen Dimensionen sollen sich Krankheit und Gesundheit erklären lassen.
Es soll zwar einerseits die Individualität des Menschen an sich betrachtet werden, dabei aber nicht außer Acht gelassen werden, dass sich diese Person auch immer im Kontext sozialer Gefüge und Beziehungen aufhält und somit durch diese geprägt und massiv beeinflusst wird, weshalb auch immer das Umfeld von Klientinnen miteinbezogen werden sollte (person-in-environment-Prinzip).
(Vgl.Pauls2013, S. 18f.)
Im XXXXXX Suchtberatungszentrum wird nicht nur explizit gesagt, dass sich das Angebot auch an Angehörige richtet, es wird auch tatsächlich in der Praxis so gelebt, dass beispielsweise Angehörige von Klientinnen bei Gesprächen dabei sind, selbst Beratung erhalten oder im Rahmen von (Angehörigen-) Selbsthilfegruppen in der Einrichtung verankert sind.
Auch die Thematik Co-Abhängigkeit wird sehr ernst genommen und thematisiert, beispielsweise werden Angehörigen Ratschläge zum möglichen Umgang mit einer abhängigkeitskranken Person gegeben (KLAR-Regel) und auch eigenes co-abhängiges Verhalten wird reflektiert und soll vermieden werden, denn auch die Berater sind Teil des sozialen Umfeldes der Klientinnen.
Auch der Arbeitsplatz gehört zur sozialen Dimension des bio-psycho-sozialen Modells, nicht nur als Möglichkeit, Kontakte zu pflegen, auch, um Anerkennung zu erfahren, was wiederum das psychische Wohlbefinden stärkt und im Sinne einer Tagesstruktur auch positive Auswirkungen auf die somatische Dimension haben kann, zum Beispiel, indem weniger Zeit zum gesundheitsschädlichen Konsum bleibt oder mehr Geld vorhanden ist, um Hygiene etc. zu gewährleisten, wobei sicherlich die Auswirkungen auf den psychosozialen Bereich durch Arbeit klarer ersichtlich sind.
Die Ziele der Einrichtungen von XXXXXX nennen diese soziale und berufliche Teilhabe als eines der Hauptziele der Beratungseinrichtungen, wobei hier zum einen Hilfen und Beratung dabei im Mittelpunkt stehen, die Klientinnen, sofern eine Arbeit vorhanden ist, bei der Lebensführung so weit zu unterstützen, dass der Arbeitsplatz auch erhalten bleiben kann, zum anderen aber, und weit häufiger, geht es darum, die Arbeitsfähigkeitwiederherzustellen.
Um diese Wiederherstellung und letztlich Teilhabemöglichkeit zu erreichen, wird in erster Linie der Kontakt zu anderen Hilfsangeboten hergestellt.
Insbesondere die Vermittlung in Entgiftungs-, Entwöhnungs- und Nachsorgetherapie wird vorgenommen, um die Rehabilitation der Klientinnen zu erreichen. Gerade auch bei Betrachtung dieser Therapiekette wird der bio-psycho-soziale Ansatz deutlich, denn auch, wenn im Rahmen der Entgiftung zwar die somatische Dimension dominieren mag, wird doch auch dort schon auf die psychische und soziale Situation der Klientinnen eingegangen, Empowerment und Tagesstrukturierung sind wichtige Teile der Behandlung, und im Folgenden, wenn vor allem psycho-soziale Aspekte im Mittelpunkt stehen, wird letztlich auch immer die körperliche Dimension mitgedacht, sei es dadurch, dass weitere behandlungsbedürftige Erkrankungen bestehen oder dass die Förderung von Gesundheit im Rahmen von z.B. Ernährung einen positiven Effekt auf die Körper der Klientinnen haben soll.
In anderen XXXXXX-Einrichtungen werden auch, wie schon zuvor erwähnt, Arbeitsmöglichkeiten in Werkstätten angeboten, dort sind also Arbeitsplätze direkt vorhanden bzw. können als Sprungbrett oder Ersatz dienen für eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt.
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- Anonymous,, 2019, Praktikumsbericht Suchtberatungszentrum (2019), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329618
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