Mehrere wissenschaftliche Studien belegen einen Anstieg narzisstischer Persönlichkeitsausprägungen in der modernen Gesellschaft. Verschiedene Autoren bezeichnen die Gegenwart als das Zeitalter des Narzissmus, andere nennen es eine Krise der Wertschätzung oder die emotional verhungernde Gesellschaft. Das aktuelle Zeitalter ist geprägt von den Phänomenen der Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung, mit denen jeder moderne Mensch fortlaufend in Kontakt kommt.
Jede Art von sozialer Interaktion spiegelt den Zeitgeist der gegenwärtigen Entwicklungen wider.
Aufgrund dieser unmittelbaren Relevanz für den Einzelnen soll eine der möglichen Ursachen für diese Trendentwicklung näher veranschaulicht werden, nämlich die moderne Erziehung von Kindern. Die Autorin versucht herauszufinden inwiefern ein Zusammenhang zwischen elterlicher Erziehung und der Entwicklung von Narzissmus bei Kindern besteht. Dieses Ziel wird durch eine literaturbasierte Betrachtung unterschiedlicher Formen sozialer Interaktion zwischen Eltern und Kind in frühkindlichen Bindungserfahrungen erreicht. So sollen Folgen für das weitere Leben des Kindes im Sinne der Entwicklung von narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Narzissmus
2.1 Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft
2.2 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
3.Erziehung und Narzissmus
3.1 Emotionale Kälte in der Erziehung
3.2 Emotionale Überbehütung in der Erziehung
3.3 Narzisstische Mütter und Väter
4. Narzissmus in der Gegenwart
5. Diskussion
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Mehrere wissenschaftliche Studien belegen einen Anstieg narzisstischer Persönlichkeitsausprägungen in der modernen Gesellschaft (Haller, 2019b, S.27). Verschiedene Autoren bezeichnen die Gegenwart als das Zeitalter des Narzissmus, andere nennen es eine Krise der Wertschätzung oder die emotional verhungernde Gesellschaft. Das aktuelle Zeitalter ist geprägt von den Phänomenen der Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung, mit denen jeder moderne Mensch fortlaufend in Kontakt kommt (Bonelli, 2021, S.72; Csef , 2015,S. 1). Jede Art von sozialer Interaktion spiegelt den Zeitgeist der gegenwärtigen Entwicklungen wider.
Aufgrund dieser unmittelbaren Relevanz für den Einzelnen soll eine der möglichen Ursachen für diese Trendentwicklung näher veranschaulicht werden, nämlich die moderne Erziehung von Kindern. Die Autorin versucht herauszufinden inwiefern ein Zusammenhang zwischen elterlicher Erziehung und der Entwicklung von Narzissmus bei Kindern besteht. Dieses Ziel wird durch eine literaturbasierte Betrachtung unterschiedlicher Formen sozialer Interaktion zwischen Eltern und Kind in frühkindlichen Bindungserfahrungen erreicht. So sollen Folgen für das weitere Leben des Kindes im Sinne der Entwicklung von narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen aufgezeigt werden.
Um dem Gegenstand dieser Arbeit einen Rahmen zu schaffen, wird in Kapitel 2 zunächst der Begriff Narzissmus definiert. Dabei wird zwischen dem gesundem und dem pathologischen Narzissmus unterschieden.
Im darauffolgenden Kapitel geht es um Narzissmus in Verbindung mit Erziehung. In den beiden Unterkapiteln werden zwei konträre Modelle zur Erklärung der Entwicklung von Narzissmus betrachtet. Zur Vervollständigung folgt am Ende des Kapitels die Beleuchtung der Erziehung durch narzisstische Eltern.
In Kapitel 4 wird der aktuelle Zeitgeist mit seinen Herausforderungen für die Erziehung von Kindern angeführt. Dabei sind besonders die sozialen Medien und der aktuelle Trend der verwöhnenden Erziehung mit übermäßigem Loben von Interesse.
In der Diskussion am Ende dieser Arbeit werden die wichtigsten Punkte aus den Kapiteln dargestellt. Die Autorin versucht daraus ein Fazit für die zukünftige Forschung und die praktischen Auswirkungen für Eltern zu ziehen.
2. Definition von Narzissmus
Um Narzissmus zu definieren muss zunächst festgestellt werden, dass es sich eher um ein Narzissmusspektrum handelt, in dem unterschiedliche Schattierungen entlang eines Kontinuums vorkommen (Ustorf, 2019, S.59). An diesem Teil der Arbeit wird deshalb differenziert zwischen dem gesunden und dem pathologischen Narzissmus.
2.1 Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft
Narzissmus kann in individueller Ausprägung als Dimension in der Persönlichkeit eines jeden Menschen betrachtet werden. Definiert als eine Variante hoher Selbstwertschätzung bestimmt die Stärke der Ausprägung über die Pathologie (Lammers & Doering, 2018, S.331). Narzissmus wird als universeller menschlicher Drang betrachtet sich selbst zu überschätzen. Kinder und Jugendliche neigen in bestimmten Lebensphasen zu einer Selbstverherrlichung um ihrem Drang nach Eigenständigkeit mit Selbstbewusstsein nachzukommen (Ustorf, 2019, S.61). Dieses Selbstbild wird als kindliche Grandiosität bezeichnet und stellt eine wichtige Grundlage für die persönliche und soziale Entwicklung eines Kindes dar (Bonelli, 2021, S.76). Bis zu einem bestimmten Grad gehen narzisstische Persönlichkeitsmerkmale mit einem stabileren Selbstwertgefühl, einem gesunden Stolz auf sich selbst, dem Mut Entscheidungen zu treffen und sich Herausforderungen zu stellen miteinher (Lammers & Doering, 2018, S.331). Dies wird als gesunder Narzissmus bezeichnet. Gesunde Narzissten empfinden Empathie und haben soziale Kompetenz im Umgang mit anderen Menschen. Gleichzeitig neigen sie weniger zu Depressionen oder Angst und haben somit ein höheres subjektives Wohlbefinden (Ustorf, 2019, S.63).
2.2 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Am Rande des Narzissmusspektrums befindet sich die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) mit einer pathologischen Ausprägung der Selbstwertregulation (Lammers & Doering, 2018, S.331). Das DSM-5 definiert NPS in neun Kriterien, die zur Diagnose verwendet werden. Diese umfassen beispielsweise ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit und übersteigertes Selbstbild, den Drang nach exzessiver Bewunderung und den Mangel an emotionaler Empathie (Bonelli, 2021, S.263). Haller definiert das Störungsbild Narzissmus in einem Zusammenspiel der vier Komponenten Egozentrizität, Empfindlichkeit oder Verletzlichkeit, Empathiemangel gegenüber Mitmenschen und die permanente Entwertung anderer. Je nach Ausprägung und Zusammenwirken dieser Merkmale wird in verschiedene Subtypen des Narzissmus unterschieden (Haller, 2019a, S.40).
3.Erziehung und Narzissmus
Die Ursachen der Entstehung von Narzissmus sind vielseitig und komplex (Haller, 2019a, S.39). Die Frage nach der genetischen Komponente in der Entwicklung von Narzissmus ist in der Forschung noch umstritten. Lammers spricht von einer genetisch hohen Vererbbarkeit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, welche durch soziale Erfahrungen und Erziehungsstile begünstigt wird (Lammers & Doering, 2018, S.337). Laut Bonelli wird Narzissmus vorwiegend im Leben erworben und ist durch soziale Faktoren beeinflusst (Bonelli, 2021, S.72). Zusammenfassend kann dem sozialen Umfeld und den frühkindlichen Erfahrungen eine Bedeutung in der Entwicklung von Narzissmus zugeschrieben werden.
Zur Erklärung dieser Bedeutung stehen sich zwei konträre Modelle von elterlichen Erziehungsstilen gegenüber. Einerseits die Hypothese einer Kindheit geprägt von Kälte, Vernachlässigung und Missbrauch durch die Eltern. Andererseits eine unendliche, übertriebene und unrealistische Art von Beachtung, Lob und Bewunderung des Kindes von seinen Bezugspersonen. (Lammers & Doering, 2018, S.337). Es zeigt sich in jedem Fall, dass ein falsches Maß an emotionaler Zuwendung in der Erziehung Auswirkung auf die Entstehung von Narzissmus hat. (Haller, 2019a, S.73)
3.1 Emotionale Kälte in der Erziehung
Die erste These stützt sich auf die Ansichten von Otto F. Kernberg, welche die Eltern des Narzissten als kalt, streng und lieblos einstuft (Bonelli, 2021, S.75). Die Reaktion des Kindes auf diese frühkindlichen Erfahrungen ist unterschiedlich und führt zu verschiedenen Erklärungsansätzen von narzisstischen Verhaltensweisen.
Ein Erklärungsansatz bezieht sich auf die fehlende Überwindung der angeborenen kindlichen Grandiosität durch die bestehende elterliche Ignoranz gegenüber dem Kind. Durch die fehlenden Grenzen und Zurechtweisungen in der Interaktion zwischen Eltern und Kind bleibt die Hilfe zur Entwicklung eines gesunden, realistischen Selbstbildes aus. Das Selbstbild bleibt geprägt von der eigenen Grandiosität bis ins Erwachsenenalter. (Bonelli, 2021, S.76). Das Defizit von elterlicher Zuwendung kann beim Kind auch zu übersteigerter Selbstliebe als Selbstschutz führen. Narzisstische Verhaltensweisen dienen dem Kind in diesem Fall als Schutz vor den negativen Gefühlen durch die Abwertung der Eltern (Ustorf, 2019, S.60). Die narzisstischen Verhaltensentwicklungen eines Kindes können weiters durch seinen wiederkehrenden Versuch die fehlende elterliche Liebe selbst auszugleichen, erklärt werden. Umso weniger das Kind von den Eltern geliebt wird, umso mehr liebt es sich selbst (Bonelli, 2021, S.79). Das Urbedürfnis des Kindes geliebt zu werden, wird in diesem Fall durch die Eltern nicht erfüllt. Das Kind versucht mit allen Mitteln dieses zentrale Bedürfnis zu stillen und verfällt in narzisstische Muster wie eine unrealistische Selbstliebe und den unstillbaren Drang nach Anerkennung. Gleichzeitig entwickelt sich ein geringes Selbstbewusstsein und wenig Verständnis für die Gefühle anderer (Haller, 2019a, S.74).
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- Citation du texte
- Anika Rohrauer (Auteur), 2022, Der Zusammenhang zwischen Erziehung und Narzissmus in der aktuellen Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329040
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