Die emotionale Intelligenz stellt ein junges Intelligenzkonzept in der Allgemeinen Psychologie dar. Trotzdem gewinnt diese neue Abgrenzung zunehmend an Popularität in der Gesellschaft. Der persönliche Erfolg in vielen Facetten des Lebens wird der emotionalen Intelligenz zugeschrieben. Sie soll über Führungskompetenzen, psychische Stabilität und mehrere andere Lebensbereiche entscheiden. Diese übergreifende Wichtigkeit veranschaulicht die Bedeutung dieses Themas für den Einzelnen.
Von Interesse sind dabei die widersprüchlichen Ansichten zum Konzept der emotionalen Intelligenz. Mit der steigenden Literaturauswahl wird auch die Kritik zu dieser neuen Intelligenzart mehr. Gegenstand dieser Arbeit ist eine differenzierte Betrachtung des Konstrukts der emotionalen Intelligenz. Die Autorin versucht herauszufinden inwiefern es Kritik in den gewählten Bereichen der Begriffsdefinition und Messung gibt und ob diese gerechtfertigt erscheint. Dieses Ziel wird durch die Nennung unterschiedlicher Zugänge und deren Vergleich in dieser Arbeit erfüllt. So wird emotionale Intelligenz aus entgegengesetzten Perspektiven betrachtet, um abschließend durch genannte Gegenüberstellung ein Fazit zu ziehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Intelligenz
2.2 Emotionale Intelligenz
2.3 Kritik Begriffsdefinition
3. Messung emotionaler Intelligenz
3.1 Leistungstests
3.2 Selbstberichtsmaße
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die emotionale Intelligenz stellt ein junges Intelligenzkonzept in der Allgemeinen Psychologie dar. Trotzdem gewinnt diese neue Abgrenzung zunehmend an Popularität in der Gesellschaft. Der persönliche Erfolg in vielen Facetten des Lebens wird der emotionalen Intelligenz zugeschrieben. Sie soll über Führungskompetenzen, psychische Stabilität und mehrere andere Lebensbereiche entscheiden. Diese übergreifende Wichtigkeit veranschaulicht die Bedeutung dieses Themas für den Einzelnen.
Von Interesse sind dabei die widersprüchlichen Ansichten zum Konzept der emotionalen Intelligenz. Mit der steigenden Literaturauswahl wird auch die Kritik zu dieser neuen Intelligenzart mehr. Gegenstand dieser Arbeit ist eine differenzierte Betrachtung des Konstrukts der emotionalen Intelligenz. Die Autorin versucht herauszufinden inwiefern es Kritik in den gewählten Bereichen der Begriffsdefinition und Messung gibt und ob diese gerechtfertigt erscheint. Dieses Ziel wird durch die Nennung unterschiedlicher Zugänge und deren Vergleich in dieser Arbeit erfüllt. So wird emotionale Intelligenz aus entgegengesetzten Perspektiven betrachtet, um abschließend durch genannte Gegenüberstellung ein Fazit zu ziehen.
Zunächst werden in Kapitel 2 die Begriffsdefinitionen behandelt. Um der Definition emotionaler Intelligenz einen Rahmen zu schaffen, wird eingangs Intelligenz allgemein anhand von zwei Intelligenztheorien erklärt. Danach wird emotionale Intelligenz aus Sicht ihrer Wegbereiter Goleman und Mayer & Salovey definiert. Am Ende des Kapitels wird die Begriffsbezeichnung und daraus folgende Fähigkeitszuordnung emotionaler Intelligenz aus einem kritischen Blickwinkel dargestellt.
Im darauffolgenden Kapitel geht es um die Messung emotionaler Intelligenz. In den beiden Unterkapiteln befinden sich zwei unterschiedliche Zugänge von Messmethoden. Anhand verschiedener Perspektiven werden die gewählten Messmethoden diskutiert.
Das Fazit am Ende dieser Arbeit stellt die wichtigsten Punkte aus den Kapiteln der Begriffsdefinition und der Messung von emotionaler Intelligenz dar. Die Autorin versucht daraus ein Fazit für das Konzept emotionaler Intelligenz zu ziehen und eine Anregung für die Forschung zu geben.
2. Definitionen
Die akkurate Definition von Fähigkeitsbegriffen stellt in der psychologischen Wissenschaft eine Grundlage dar (Stern & Neubauer, 2013, S. 46). Diese genauen Abgrenzungen sind für die Vorhersehbarkeit und Messung von Konzepten entscheidend und unterscheiden Alltagspsychologie von wissenschaftlicher Psychologie.
2.1 Intelligenz
Den Begriff Intelligenz in all seinen Facetten genau zu definieren, stellt die Forschung vor Herausforderungen. Die unterschiedliche Betrachtung kognitiver Prozesse führt zu unterschiedlichen Intelligenzkonzepten, Theorien und daraus entwickelten Messmethoden (Gerrig, 2016, S. 341). Intelligenz bezeichnet sehr allgemein eine Vielzahl unterschiedlicher kognitiver Fähigkeiten und mentaler Teilbereiche. Laut Mayer et.al. muss ein Konzept bestimmte Kriterien erfüllen um als Intelligenz bezeichnet werden zu können (Mayer, Caruso & Salovey, 2000, S. 268-269). Darauf wird später in Abschnitt 2.3 näher eingegangen. Die Definition von Intelligenz wird wie folgt anhand der Intelligenztheorien von Raymond Cattell und Howard Gardner betrachtet.
Raymond Cattell stellt eine psychometrische Intelligenztheorie auf, die allgemeine Intelligenz in zwei Elemente teilt. Er geht von einer kristallinen und einer fluiden Intelligenz aus, denen er unabhängige Fähigkeiten zuschreibt. Die kristalline Intelligenz stellt das erworbene Wissen und den Zugriff darauf dar, wohingegen die fluide Intelligenz dem Menschen ermöglicht neue Probleme durch logisches Denken zu lösen (Gerrig, 2016, S. 349). Die Psychometrie befasst sich allgemein mit der Messung mentaler Fähigkeiten. Psychometrische Intelligenztheorien stehen eng mit Testmethoden in Verbindung welche, die statische Beziehungen zwischen kognitiven Fähigkeiten erheben. (Gerrig, 2016, S. 348). Daraus lässt sich die Entwicklung traditioneller IQ-Tests und deren Schwerpunkt in der Messung von verbalem, logischem und mathematischem Wissen zur Feststellung akademischer Intelligenz erklären.
Dagegen steht Howard Gardners Intelligenztheorie der multiplen Intelligenzen. Gardner entwickelt durch die Begründung acht unterschiedlicher Intelligenzen den traditionellen Intelligenzbegriff aus einer neuen Perspektive weiter. Dazu zählt er neben einer mathematisch-logischen Intelligenz auch eine musikalische, eine naturalistische und eine räumliche Intelligenz (Gerrig, 2016, S. 351). Außerdem bezeichnet Gardner auch eine personale Intelligenz, welche sich aus intrapersonalen und interpersonalen Fähigkeiten zusammensetzt (Goleman, 2017, S. 59). Zu dieser Intelligenz gehören das Können sich selbst, andere Menschen und zwischenmenschliche Interaktionen zu verstehen. Auf diese Theorie der multiplen Intelligenzen stützen sich die im nächsten Unterkapitel angeführten Definitionen für emotionale Intelligenz.
2.2 Emotionale Intelligenz
Das Konzept der emotionalen Intelligenz wird geprägt durch die Forscher JD. Mayer und Peter Salovey und gewinnt durch Daniel Goleman an gesellschaftlicher Beliebtheit.
Laut Mayer und Salovey stellt emotionale Intelligenz ein Teilsystem der sozialen Intelligenz dar. (Mayer & Salovey, 1993, S. 433). In ihrem Konzept umfasst emotionale Intelligenz die vier Bereiche der Wahrnehmung, der Differenzierung, der Regulation und das Nutzen von Emotionen bei sich und anderen. Alle dieser Hauptkomponenten werden von den beiden Autoren als kognitive Prozesse betont und begründet (Salovey & Mayer, 1990, S.189-190). Die genaue Wahrnehmung von eigenen und fremden Gefühlen benötigen mentale Verarbeitungsprozesse emotionaler Informationen. Nur durch kognitive Verwertung kann eine genaue Differenzierung von Gefühlen stattfinden. Die gezielte Regulation von Emotionen und Stimmungen bei sich und anderen setzt ebenfalls einen kognitiven Prozess zur Identifizierung eigener Ziele und Vorstellungen voraus. So kann der emotional intelligente Mensch Gefühle zur Ausführung komplexer und intellektueller Aufgaben nutzen. Die kognitive Betrachtung und Lösung eines Problems kann durch motivierende Gefühle, kreatives Denken und stimmungsgelenkte Aufmerksamkeit positiv verändert werden. (Salovey & Mayer, 1990, S.193ff). Zusammenfassend bildet diese Definition emotionaler Intelligenz die Fähigkeit emotionale Muster bei sich und anderen in ihrer Bedeutung zu erkennen und mit ihrer Nutzung Probleme zu lösen und zu argumentieren ab. (Mayer & Salovey, 1997, S. 532).
Mayer und Salovey betrachten emotionale Intelligenz als Gesamtheit kognitiver Fähigkeiten emotionale Informationen zu verarbeiten. Diese Definition wird von Daniel Goleman aufgenommen und nach seinen Ansichten weiterentwickelt.
Goleman definiert seine Intelligenz der Gefühle auch als Teilmenge der Intelligenz, die im Gegensatz zu Mayer & Salovey, eine Vielzahl an Fähigkeiten zusammenfasst. Dazu zählt er Selbstbeherrschung, Beharrlichkeit, Empathie und das Regulieren der eigenen Stimmung sowie viele weitere. (Goleman, 2017, S. 54). Er bezieht sich in seiner Definition ebenfalls auf die multiple Intelligenztheorie, räumt aber Kritik an der sehr kognitiven Betrachtungsweise Gardners personaler Intelligenz ein. Goleman legt den Schwerpunkt, im Gegensatz zu Gardner, nicht auf die Metakognition sondern nennt es emotionale Intelligenz aufgrund der Entscheidungskomponente der Gefühle. Außerdem bezeichnet er emotionale Intelligenz, zum Unterschied zu allen anderen genannten Definitionen, aufgrund der Formbarkeit des Gehirns als erlernbar. Er führt die Möglichkeit an, emotionale Fertigkeiten mit den richtigen Methoden verbessern und so die Intelligenz der Gefühle erlernen zu können (Goleman, 2017, S. 62ff). Anders als Mayer & Salovey stellt Goleman die Rolle der Emotionen in den Mittelpunkt, die laut ihm über die Kognition hinausgehe. (Goleman, 2017, S. 61).
Diese beiden Definitionen fassen ähnliche Fähigkeiten unter dem Begriff emotionaler Intelligenz zusammen. Beide orientieren sich an der Betrachtung multipler Intelligenzen und unterstreichen die Bedeutung von Emotionen. Der Unterschied der genannten Definitionen liegt in der Wichtigkeit, die den mentalen Prozessen zugeschrieben wird. Wie oben angeführt wird der Begriff Intelligenz jedoch klar durch kognitive Prozesse definiert.
2.3 Kritik Begriffsdefinition
Heinz Schuler kritisiert allgemein die Begriffsausweitung der Intelligenzdefinition. Als wichtige Variable in der Vorhersagung für schulischen oder beruflichen Erfolg bringt Intelligenz ein Bedrohungspotential mit. So stellen für Schuler Begriffserweiterungen wie emotionale Intelligenz lediglich einen Versuch zur Abschwächung des allgemeinen Intelligenzkonzept dar. Mayer und Salovey’s Definition bezeichnet er als wissenschaftlich angemessen, da diese das Augenmerk auf mentale Prozesse legen. Daraus folgende Definitionen emotionaler Intelligenz, wie Golemans beispielsweise, bezeichnet Schuler als unnötig und irreführend. Laut ihm erfüllen sie keine empirischen Merkmale um wissenschaftlich gesehen als Intelligenz bezeichnet werden zu können. (Schuler, 2002, S. 138).
Auch Mayer und Salovey führen exakte Kriterien an, die ein Intelligenzkonzept erfüllen muss, um als Intelligenz bezeichnet werden zu können:
- Entwicklung der Intelligenz durch Alter und Erfahrung (entwicklungsbedingt)
- Die Fähigkeiten der Intelligenz müssen miteinander kognitiv in Beziehung stehen (korrelieren)
- Die Intelligenz muss mentale Prozesse beinhalten. (konzeptionell) (Mayer et.al., 1999, S. 269).
Schuler kritisiert weiters die Ausweitung der Fähigkeiten, die emotionaler Intelligenz zugeschrieben werden. Goleman würde alle erwünschten menschlichen Eigenschaften, wie Selbstvertrauen, Gewissenhaftigkeit, Motivation und Furchtlosigkeit dieser Intelligenzart zuordnen ohne Unterscheidung zwischen Kompetenzen und kognitiven Fähigkeiten. Außerdem bringt er dafür empirisch keine Nachweise vor. Damit übersieht er die bisherige wissenschaftliche Forschung zum Intelligenzkonstrukt und unterstreicht die fehlende Korrelation von emotionaler Intelligenz und Intelligenz (Schuler, 2002, S. 139). Auch Stern unterscheidet klar die Begriffe der Intelligenz und Kompetenz. Intelligenz bezieht sich, im Gegensatz zum Kompetenzbegriff, auf rein mentale Fähigkeiten (Stern & Neubauer, 2013, S. 50).
Diese Kritik an der Zuordnung von Fähigkeiten, die den Begriff der emotionalen Intelligenz definieren, wird im folgenden Kapitel der Messung weiter betrachtet. Dazu werden zwei, zu den unterschiedlichen Konzepten emotionaler Intelligenz passenden, Messmethoden vorgestellt.
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- Anika Rohrauer (Autor), 2022, Emotionale Intelligenz betrachtet aus entgegengesetzten Perspektiven, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329038
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