Die New York Times galt lange Zeit als eine der besten Tageszeitungen der Welt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 büßte sie jedoch einiges ihrer Reputation ein.
Zu unkritisch und zu regierungstreu erschien die außenpolitische Berichterstattung über die anschließenden amerikanischen Engagements in Afghanistan und im Irak. Vor allem die fehlerhaften Darstellungen über die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak führten im Mai 2004 schließlich sogar dazu, dass sich die Times gezwungen sah, öffentlich bei ihren Lesern für ihre unzureichende Recherche und die Präsentation von „Fakten“, die sich allesamt als falsch erwiesen, um Entschuldigung zu bitten.
In dem Buch "The Record of the Paper" analysieren die Autoren Howard Friel und Richard Falk die Berichterstattung der Times über die amerikanische Außenpolitik und spannen dabei einen Bogen von den Anfängen des Vietnamkrieges bis zum offiziellen Ende der Kampfhandlungen im Irak.
Ihr Fazit ist ernüchternd: Was die außenpolitische Berichterstattung angeht, sprechen sie den Verantwortlichen der New York Times ihre journalistische Integrität und Sorgfalt ab.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sich in der Berichterstattung der Times in Teilen nicht sogar propagandistische Züge feststellen lassen.
Auf Grundlage des Buches soll im Folgenden versucht werden, darauf eine Antwort zu finden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Medien
2.1 Die New York Times
2.2 The Record of the Paper
3. “How the New York Times Misreports US Foreign Policy”
3.1 Vom 11. September bis zum Einmarsch in den Irak
3.1.1 Exkurs: Jayson Blair und Judith Miller
3.2 Der Putsch in Venezuela
3.3 Nicaragua gegen die USA vor dem internationalen Gerichtshof
3.4 Vietnam – Der Golf von Tonkin und der Angriff in Pleiku
4. Formen der Propaganda bei der Times
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einführung
Die New York Times galt lange Zeit als eine der besten Tageszeitungen der Welt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sie jedoch einiges ihrer Reputation eingebüßt. Zu unkritisch und zu regierungstreu erschien die außenpolitische Berichterstattung über die anschließenden amerikanischen Engagements in Afghanistan und im Irak. Vor allem die fehlerhaften Darstellungen über die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak führten im Mai 2004 schließlich sogar dazu, dass sich die Times gezwungen sah, öffentlich bei ihren Lesern für ihre unzureichende Recherche und die Präsentation von „Fakten“, die sich allesamt als falsch erwiesen, um Entschuldigung zu bitten.
In dem Buch The Record of the Paper analysieren die Autoren Howard Friel und Richard Falk die Berichterstattung der Times über die amerikanische Außenpolitik und spannen dabei einen Bogen von den Anfängen des Vietnamkrieges bis zum offiziellen Ende der Kampfhandlungen im Irak.
Ihr Fazit ist ernüchternd: Was die außenpolitische Berichterstattung angeht, sprechen sie den Verantwortlichen der einstmals hervorragenden Tageszeitung der Welt ihre journalistische Integrität und Sorgfalt ab.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sich in der Berichterstattung der Times in Teilen nicht sogar propagandistische Züge feststellen lassen.
Auf Grundlage des Buches soll im Folgenden versucht werden, darauf eine Antwort zu finden.
2. Die Medien
2.1 New York Times
Die New York Times wird international nach wie vor als einflussreiche und zuverlässige Nachrichtenquelle angesehen. Gegründet 1851 als The New-York Daily Times, ging sie 1896 in den Besitz der Familie Ochs über, wurde umgetauft in New York Time s und steht heute auf der Fortune 500[1][2] Liste der größten, börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Sich selbst versteht die immer noch von den Nachfahren Ochs’ geführte Tageszeitung als newspaper of the records – eine Zeitung mit gründlicher und umfassender Berichterstattung. Generell gilt ihre allgemeine redaktionelle Ausrichtung als linksliberal. Es werden jedoch Kommentatoren unterschiedlicher politischer Ausrichtung publiziert. Ihre tägliche Gesamtauflage für den öffentlichen Verkauf liegt bei über einer Millionen Exemplaren.
2.2 The Record of the Paper
Das Buch The Record of the Paper von Howard Friel und Richard Falk wurde 2004 im Londoner Verso Verlag veröffentlicht. Der Verlag ist bekannt für seine linksliberalen, teils auch radikalen Autoren und wirbt mit dem Slogan „Books with a critical edge “.[3] Publishers’ Weekly beschreibt die Arbeit von Verso mit folgenden Worten: “An alternative point of view is not being offered by the press, television or mainstream publishers. Verso is the leader in this field.”[4]
Der politische Hintergrund der beiden Autoren scheint zu dieser „critical edge“-Philosophie zu passen:
Richard Falk lehrt als Professor Emeritus Internationales Recht an der Princeton University und hat eine Gastprofessur an der University of California, Santa Barbara. Er ist ehrenamtlicher Vizepräsident der amerikanischen Gesellschaft für Völkerrecht und setzt sich als Autor zahlreicher Bücher mit den Themen Menschenrechte, Internationales Gesetz bzw. Völkerrecht und amerikanische Außenpolitik auseinander. Howard Friel ist Gründer und Präsident von Differentiated Information, Inc., einem Verlags- und Beratungsunternehmen für mediale Berichterstattung. Er arbeitete als Forschungsassistent des Wirtschafts- und Medienwissenschaftlers Edward Herman, der die Theorie des Propaganda Model ’s[5] entwickelte.
Als die New York Times Mitte 2002 über die Pläne des Pentagon zu einer Invasion des Iraks berichtete, entwickelte sich bei den beiden die Idee zu einem Buch über die fehlerhafte Berichterstattung der Times in Bezug auf die amerikanische Außenpolitik.[6] Aus vorangegangen außenpolitischen Krisen war ihnen bekannt, dass die Times in ihren Berichten über amerikanische Aggression gegenüber einem anderen Staat oft das internationale Völkerrecht unberücksichtigt ließ. In fast allen Fällen blieben eine Verletzung des internationalen Rechtes und eine damit verbundene illegale Vorgehensweise des Pentagons unerwähnt.
Falk und Friel erwarteten eine ebensolche Vorgehensweise bei einem eventuellen militärischen Konflikt mit dem Irak. Es sollte sich zeigen, dass sie damit Recht behielten. Vom 11. September 2001 bis zum 20. März 2003, dem Anfang des Irakkrieges, analysierten sie über 70 Leitartikel zu diesem Thema. In keinem tauchten die Worte „international law“ oder „UN Charta“ auf. Eine Feststellung, die sie bei fast jedem Times -Bericht zur amerikanischen Außenpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg machen konnten.
Um die Systematik dieser Vorgehensweise zu beweisen, konzentrierten sie sich bei ihrer weiteren Untersuchung auf einige ausgesuchte außenpolitische Krisen der Vereinigten Staaten und die Berichterstattung in der New York Times darüber. In erster Linie analysierten sie die Berichte auf der Titelseite (Front Page) der Zeitung, die Meinungsseite der Redaktion (Editorial) und die Seite ihr gegenüber (Op-Ed), die Lesermeinungen und Expertenaussagen enthielt analysiert. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie schließlich in dem Buch The Record of the Paper – How the New York Times Misreports US Foreign Policy “.
3. “How the New York Times Misreports US Foreign Policy”
Exemplarisch stellen Falk und Friel vier verschiedenen Fälle dar, in denen die Zeitung nicht die journalistischen Ansprüche erfüllt, die man von ihr erwarten können sollte: die Berichterstattungen über die Invasion im Irak, über die amerikanische Verwicklung in den Sturz des venezolanischen Präsidenten Chavez, das Verfahren, das Nicaragua gegen die USA vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag führte, sowie über den Auslöser der amerikanischen Intervention in Vietnam.
3.1 Vom 11. September bis zum Einmarsch in den Irak
Insbesondere durch zwei Artikel der Charta der Vereinten Nationen wird die internationale Rechtsgrundlage für eine Invasion eines Landes durch ein anderes geschaffen:
In Artikel 2, Absatz 4 verpflichten sich die Mitgliedstaaten, grundsätzlich Gewalthandlungen oder Androhung von Gewalt gegen einen anderen Staat zu unterlassen:
„Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.“[7]
Artikel 51 dagegen legt eine Ausnahme im Falle eines Rechtes auf Selbstverteidigung fest:
„Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat. Maßnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.“
[...]
[1] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/New_York_Times, (26.06.07)
[2] Die Zeitschrift Fortune gilt als ältestes Wirtschaftsmagazin der USA. Sie listet einmal jährlich u.a. die 500 umsatzstärksten amerikanischen Unternehmen auf.
[3] http://versobooks.com/verso_info/about.shtml
[4] Ebd.
[5] Mit dem Propagandamodell versuchen der Linguist Noam Chomsky und Edward S. Herman politische Tendenzen in amerikanischen Massenmedien als Produkt ökonomischer Zwänge zu erklären. Sie gehen davon aus, dass dieses Modell bei jedem in einem kapitalistischen Umfeld existierenden Massenmedium funktioniert. Demnach gibt es fünf „Filter“, die unerwünschte Nachrichten aus den Medien fernhalten: Die Besitzer, die Einnahmequellen, die Quellen, die „Flak“ und „Anti“-Ideologien.
[6] Vgl. hierfür, wie für das Folgende: Frank (2004).
[7] Charta der Vereinten Nationen, Kapitel I, Ziele und Grundsätze, http://www.unric.org/un-charter/1/
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