Dieser Bericht beinhaltet eine Kurzbeschreibung des Tools "Therm-o-meter", welches in der Ressourcenorientierten Beratung zum Einsatz kommt. Ferner wird hier eine Methodenwerkstatt vorgestellt und mit persönlicher Erfahrung sowie Lernzielen reflektiert. Selbstverständlich vorzufinden ist auch eine theoretische Verortung des Tools als auch der Beratung im Allgemeinen. Der Bericht endet mit einem Fazit und Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
1 Kurzbeschreibung des Tools
2 Reflexion der Umsetzung in der Methodenwerkstatt
3 Theoretische Reflexion und Verortung
Literaturverzeichnis
1 Kurzbeschreibung des Tools
Das Them-o-meter eignet sich als Methode in der Beratung gut zum Einstieg in die Themensammlung. Das durch die Konfliktsituation verursachte Ausmaß der wahrgenommenen Beeinträchtigung kann durch das Tool visualisiert werden. Gleichzeitig ermöglicht es das Aufzeigen der wahrgenommenen Ressourcen, wobei "negatives" als auch "positives" gleichsam in Erscheinung tritt. Das Tool kann in Einzelgesprächen als auch in Gruppen unterschiedlicher Größe eingesetzt werden. Das Tool wird in der Phase der Problemerkennung eingesetzt und dient im Besonderen der effizienten und schnellen Übersicht darüber, was als schwierig wahrgenommen wird. Dabei werden auch die wahrgenommenen Ressourcen aufgezeigt und sichtbar gemacht. Die Klärung der Hauptanliegen der Klient*innen nimmt oft Zeit in Anspruch. Mit diesem Tool können die für die Klienten relevanten Themen zuverlässig identifiziert werden. Hierbei greifen Verstand und Affekt in gleichem Maße in die Erfassung der Themen ein und verdeutlichen, was den Klienten in der aktuellen Situation wichtig ist. Die Doppelskala bietet einen Überblick über Belastungen und Ressourcen zugleich. Den Klienten wird das leere Them-o-meter mit seiner Doppelskala (Plus-Skala und Minus Skala) vorgelegt. In einem ersten Durchgang soll die aktuelle Situation durch spontanes ankreuzen (X1) dargestellt werden, hierbei stehen 100 Prozent im Minus für extremen Stress und 100 Prozent im Plus für extreme Zufriedenheit. Von den Teilnehmenden sollen nun zwei weitere Kreuze (X2) gesetzt werden, wo laut eigenem Empfinden nach, die Kreuze sein sollten, damit sich die Person besser oder weniger gestresst fühlt. Die Themen lassen sich an den Fragen der Minusskala erarbeiten: "Was muss überprüft werden, damit der Wert von X1 auf X2 sinkt?" und anhand der Plusskala: „Was muss hier verbessert werden, damit diese Situation für Sie stimmt?". Die Skalen besitzen neben einer hohen Anschlussfähigkeit und eine schnelle Sichtbarkeit der Themen auch einen deeskalierenden Nebeneffekt, da viele Dinge schnell aufgezeigt werden können. Die Tatsache das "+" und "-" im Them-o-meter erlaubt sind, wirkt den Ambivalenzen entgegen. Sind viele Vorgespräche zu führen, ist die Arbeit mit dem Tool eine gute Möglichkeit, die Gespräche partiell zu standardisieren, um auf effiziente und wertschätzende Weise zu individuellen Perspektiven zu kommen. Oftmals verschiebt sich die Plus-Skala bei den Klienten aufwärts, wenn die Minus-Skala abwärts geht, d.h. viele Klienten erwarten einen Anstieg auf der Plus-Skala, weil es auf der Minus- Skala keine Themen gibt. Daher richtet sich die Aufmerksamkeit der Klienten oft auf die Minus-Skala. In großen Gruppen kann das Tool auch indirekt erarbeitet werden, d.h. jeder Teilnehmende erhält ein Blatt mit der Doppelskala, setzt die Kreuze, notiert die Themen und hängt sie dann an eine Pinnwand. Das Tool basiert auf der Grundlage der Affektbilanz. Diese stammt aus der Motivationspsychologie und wurde von der Psychologin und Psychoanalytikerin Dr. Maja Storch zur Erarbeitung von Einstellungszielen verwendet (vgl. Nadia Dörflinger-Khashman (2012): Them-o-meter. Mittels Doppelskala effizient Themen finden. Hg. v. Peter Knapp. Online verfügbar unter https://www.managerseminare.de/Trainerkoffer/Tools/Konfliktloesungs-Tool- Them-o-meter,3057, zuletzt geprüft am 25.09.2022).
2 Reflexion der Umsetzung in der Methodenwerkstatt
Die Kleingruppe befasste sich zunächst selbständig mit dem Tool, sowie dem theoretischen Hintergrund. Hier empfand ich vor allem den Gesprächstermin mit der Dozentin als äußerst hilfreich, sodass ich besser einzuordnen wusste, wie genau die Durchführung des Tools ablaufen sollte. Zusätzlich bestand noch die Möglichkeit offene Fragen zu klären. Die Kleingruppe stellte das Tool "Them-o-meter" im Plenum vor und jeder der Anwesenden wurde gebeten, es für sich selbst durchzuführen, ohne die jeweiligen Themen oder Anliegen offen legen zu müssen. Die einzelnen Schritte wie die Einführung in das Thema, die Durchführung des Tools und anschließende Auswertung sowie der theoretische Hintergrund wurden innerhalb der Kleingruppe aufgeteilt. Während der Durchführung wurden die Teilnehmenden gebeten, die Doppelskala selbst auf ein Blatt Papier zu zeichnen, welche zunächst exemplarisch am Flip Chart dargestellt und erklärt wurde. Um zu signalisieren das alle Beteiligten die einzelnen Schritte abgeschlossen haben, wurden sie angewiesen, Blickkontakt zu den Moderatoren aufzunehmen, d.h. nach vorne zu schauen. Es wurde darauf geachtet, dass Fragen und Unklarheiten jederzeit geklärt werden konnten.
Die Implementierung des Tools im Plenum hat gut funktioniert, wenngleich einige Fragen auftauchten, die allerdings umgehend geklärt werden konnten. Verglichen mit anderen Methoden wirkte die Durchführung des Tools allerdings weniger interessant und einprägsam zu sein. Möglicherweise hängt das jedoch mit der Tatsache zusammen, dass die Methode durch uns als Kleingruppe angeleitet wurde und somit kein eigenständiger Prozess in Gänze stattfand. Die Rückmeldungen aus der Gruppe jedoch ließen darauf schließen, dass die Teilnehmenden das Tool als Hilfreich empfanden und daraus etwas für sich gewinnen konnten. Während der Präsentation und Durchführung war zu beobachten, dass einige Themen von den anderen Gruppenmitgliedern vorweggenommen wurden. Daraus resultierte eine ungleiche Verteilung der Redeanteile unter den einzelnen Gruppenmitgliedern. Im Nachhinein betrachtet, hat mich das während der Durchführung bereits irritiert und ich wusste nicht so recht damit umzugehen. Diese Problematik wurde seitens der Dozentin jedoch gut wahrgenommen und zurückgemeldet. Eine Herausforderung meiner Meinung nach bildete tatsächlich auch die Gruppenzusammenstellung. Hier wäre es wünschenswert, wenn man die einzelnen Teilnehmer zunächst in der gesamten Gruppe etwas kennenlernen kann, bevor man sich für eine Kleingruppe entscheidet, um dann auch mit Freude an der gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten (was zeitlich vermutlich schwierig umzusetzen ist). Dennoch lief die Gruppenarbeit harmonisch und es konnten schnelle Einigungen gefunden werden, was wiederrum positiv zu bewerten ist. Aufgrund von kleinen Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Tools, ist es ratsam, die Durchführung vorab einmal zu proben. Dies haben wir in unserer Kleingruppe leider ausgelassen, welches zum einen aufgrund der fehlenden Zeit seitens der Gruppenmitglieder als auch zum anderen (und das im Besonderen) der Zusammensetzung der Gruppe geschuldet ist. Die Sympathie unter den Gruppenmitgliedern hielt sich in Grenzen und damit fiel auch die Motivation, sich privat zu treffen leider gering aus. Daher würde ich beim nächsten Mal definitiv mehr darauf achten, mit welchen Personen ich eine Gruppenarbeit durchführen möchte und mir darüber hinaus aber auch eine neue Perspektive auf die Situation aneignen, sodass ich den größtmöglichen Nutzen aus einer Aufgabe für mich ziehen kann. Diese Erkenntnis ist ebenfalls hilfreich für das spätere Berufsleben im Hinblick auf das Team. Hierbei hat mir das Seminar dazu verholfen, verschiedene Perspektiven, nicht nur auf Situationen, sondern im Besonderen auf die einzelnen Leute in einem Team/Kollegium einnehmen zu können und auch hier sowohl mehr auf die eigenen Ressourcen als auch die der anderen zu achten und diese mehr wert zu schätzen.
Meine persönlichen Lernziele wurden durch das Kennenlernen verschiedener Methoden erreicht, welche später in der Arbeit mit den Klienten durchaus hilfreich sein werden. Zudem erweiterten sich meine Fähigkeiten in der Gesprächsführung und ich profitiere bereits im Privaten davon. Obwohl ich bereits verschiedene Kommunikationsseminare im beruflichen Kontext wahrnehmen durfte und mich auch aus persönlichem Interesse viel mit Kommunikation und Gesprächsführung befasse, habe ich einiges unerwartetes dazugelernt. Hier hat mir im Speziellen die Beratung ohne Inhalt einen neuen und mir bisher völlig unbekannten Aspekt eröffnet, den ich sehr wirksam finde. Mein Blickwinkel hat sich dahingehend erweitert, dass es neben Ursachenforschung für bestimmte Anliegen, auch um die Frage geht, inwieweit dies für bestimmte Themen nützlich sein kann. Diesbezüglich finde ich den Aspekt um den Ressourcenorientierten Ansatz mit seinen speziellen Fragetypen außergewöhnlich aufschlussreich. Es wird im Allgemeinen sehr deutlich, dass die unterschiedlichen Fragstellungen das Individuum dazu befähigen können, über den Tellerrand hinauszuschauen und so Perspektiven erhalten, mit denen man sich alltäglich eher selten befasst. Des Weiteren möchte ich kurz auf die Verwendung von Skalierungsfragen eingehen. Meinerseits wurden jene zunächst kritisch betrachtet, da mir die Art der Frage in einem Gespräch wenig authentisch und zu schematisch erschien. Allerdings wurde ich innerhalb des Seminars eines Besseren belehrt. Hier konnte ich feststellen, wie hilfreich derartige Fragen sind, um mehr Klarheit und Struktur in einem Beratungsgespräch gewinnen zu können, insbesondere für die Beratende Person. Eine letzte Erkenntnis, die mir in diesem Seminar erneut vor Augen geführt wurde, ist, wie mächtig Sprache sein kann. Ich bin bemüht zukünftig darauf zu achten, wie ich mich besser artikulieren und Fragen formulieren kann, als Beispiel sei an dieser Stelle die simple Frage angeführt: "Welche Fragen gibt es noch?". Hierbei wird deutlich, dass es die Teilnehmenden bzw. das Gegenüber dazu einlädt Fragen zu stellen und das es okay ist, wenn es welche gibt. Eine weitere Frage, die mich persönlich überrascht hat, war "Was bringt dir das (negative) Gefühl von ...?". Da diese Frage zum Innehalten anregt und man relativ schnell erkennt, dass einem das Grübeln darüber nur wenig weiterhilft. Gleichzeitig sehe ich die Umsetzung jedoch noch als herausfordernd an, da ich seit dem Seminar bemerke, wie viele Gedanken ich mir vor einem Gespräch mache und hoffe das ich hier durch Achtsames Sprechen irgendwann mehr Sicherheit gewinne. Der Aspekt des Sprechens oder der Sprache ist mir persönlich sehr wichtig geworden und betrachte dies als etwas sehr Wertvolles. Durch das Seminar war es mir möglich mehr zu mir zu finden und meine Ressourcen zu erkennen und darüber hinaus positiv zu belegen. Auch hierbei möchte ich auf einen Frage-Typ verweisen, die Ausnahmefrage, welche einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Durch diese Frage konnte ich erkennen, dass es bisher schon mal eine ähnliche Situation gab und somit war es mir möglich bereits bestehende Ressourcen zu erkennen und als solche zu identifizieren. Allgemein lässt sich festhalten, dass mir das Seminar große Freude bereitete und ich viel für mich daraus mitnehmen konnte, insbesondere die unterschiedlichen Fragtypen, die einer Person erlauben neue Perspektiven einnehmen zu können. Im Großen und Ganzen hat mich das Seminar in meiner Studiums Wahl und somit auch nochmal in meiner Berufswahl positiv bestärkt und mein Interesse an solchen Themen intensiviert. Eine neue Erkenntnis, welche ich explizit durch die Hintergrundtheorie des Tools erkannte, ist der Aspekt, dass Gefühle bei Entscheidungen kein Hindernis darstellen, sondern hilfreich sein können (somatische Marker). Im weiteren Verlauf geht die Arbeit auf die theoretische Reflexion und Verortung ein.
3 Theoretische Reflexion und Verortung
Die Definition von Ressourcen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Ein Ressourcenmodell stellt das ökologische Lebenslagenkonzept dar. Unter Lebenssituationen werden die kulturell geprägten, fördernden und hemmenden Lebensumstände und Ressourcen zur Lebensgestaltung und -bewältigung verstanden. Diese Ressourcen liegen in den Lebensbedingungen, die sich in Lebenswelten (natürliche Umwelt, Architektur), Lebensorte (Kulturen, Gesellschaft, Religionen, Städte), Lebensbereiche (Familie, Freunde, Arbeit), Lebenskonzepte (Ideologien, Werte) und Lebensmittel (Einkommen, Recht, Status) gliedern lassen (vgl. Nestmann 1997, S.24). In diesem Zusammenhang können viele Dinge als Ressource identifiziert werden, die durch spezifische subjektive Wertungen der betroffenen Individuen oder Gruppen gekennzeichnet sind.
Hobfoll und Lilly (1993 in Nestmann 2007, S.728) fassen die zuvor beschriebenen Kategorisierungen zusammen. Diese Zuordnung lehnt sich an der Ressourcenkategorisierung des ökologischen Lebenslagenmodells an. Neben der Gesundheit und dem Wohlbefinden hängen auch der Lebensstil, Alltag, Erfolg und Misserfolg von Ressourcen ab. So definiert Nestmann wie folgt Ressourcen: „Ressourcen sind alle Dinge, die wir in unserer Lebensgestaltung wertschätzen, die wir für die Lebensbewältigung benötigen und daher erlangen, schützen und bewahren wollen.“ (ebd. S.728). Hobfoll und Lilly 1993 (vgl. Nestmann 2007, S.728 f.) unterscheiden zunächst zwischen persönlichen- und Umweltressourcen und bieten folgende Kategorisierung an:
- Objekte: Dinge der materiellen Umwelt, wie Wohnung, Kommunikations- und Transportmittel, Kleidung etc., sofern sie unseren Bedürfnissen entsprechen oder allgemein geschätzt werden.
- Lebensbedingungen und -umstände: Ehe, Partnerschaft, Beruf und Anstellung, Staatsbürgerschaft- sind für sich positiv und bieten Zugang zu geschätzten Zuständen.
- Personenmerkmale: Intelligenz, Selbstwert, Liebe, Geschick, Gefühle und soziale Kompetenzen, Wertschätzung, Optimismus etc.
- Energieressourcen: Mittel zur Erreichung von angestrebten Objekten wie Geld, Wissen, Vertrauensvorschuss, Zeit.
Somit kann alles, was von einer bestimmten Person in einer spezifischen Situation wertgeschätzt oder als hilfreich wahrgenommen wird, als Ressource betrachtet werden. Das Ressourcenkonzept und die Theorie der Ressourcenerhaltung (Conversation of ressources, kurz COR-Theorie), bildet die Grundannahme und steht über diesen Definitionen und Sichtweisen, wobei die zentrale These lautet:
„Fehlen Ressourcen, werden Ressourcen verloren oder wird Ressourcenverlust befürchtet, dann werden Menschen anfällig, verletzlich, für physische und psychische Probleme und Störungen, sie erleben Stress. Das gleiche gilt für Ressourcenverbrauch ohne den erhofften Gewinn.“ (vgl. Nestmann 2007, S. 729). Die Verteilung von Ressourcen erfolgt weder zufällig noch aufgrund von äußeren Umständen. Vielmehr spielen Menschen eine aktive Rolle und bestimmen maßgeblich mit, über welche Ressourcen sie verfügen und wie sie diese geschickt einsetzen. Daher bemühen sich die Menschen zunächst um alles, was sie wertschätzen, versuchen es zu erhalten und wollen Verluste vermeiden. Nach Hobfoll entsteht Stress vor allem dann, wenn eine Ressource verloren geht. Dieser Verlust ist zentral, da eine gewisse Bedrohung der Existenz miteinhergeht. Hobfoll leitet zwei weitere Axiome ab, die von Bedeutung sind (vgl. Nestmann 1997, S. 26ff.):
- Um den Verlust von Ressourcen zu verhindern und um den Erwerb von Ressourcen zu ermöglichen ist der Einsatz von Ressourcen notwendig.
- Personen mit mehr und größeren Ressourcen sind weniger anfällig für Verluste und haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Gewinne. Umgekehrt sind Menschen mit weniger Ressourcen anfälliger für Verluste und gewinnen weniger. Hobfoll spricht hier von einer „Gewinn- und Verlustspirale“.
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- Quote paper
- Ines Hamilton (Author), 2021, Ressourcenorientierte Ansätze in der Beratung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1327785
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