„We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of happiness“, lautet der bekannte erste Abschnitt der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, welche im Zuge der amerikanischen Revolution geschrieben und am 04. Juli 1979 veröffentlicht wird. Die dreizehn, bis dahin noch britischen Kolonien verkünden damit, nach jahrelangen Spannungen zwischen Ihnen und dem Mutterland, ihre Loslösung von der Krone. Als Auslöser für den Konflikt gelten die Steuerreformen und Restriktionen, durch welche England seine Machtposition sichern und höhere Profite aus den Kolonien erwirtschaften möchte. Da sich die dort lebende weiße Bevölkerung nicht dazu bereit erklärt ihre Privilegien aufzugeben, rebelliert sie gegen das britische Parlament und seine Truppen vor Ort und erlangt so, nach jahrelangen Auseinandersetzungen seine Unabhängigkeit.
1. Einleitung
„We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of happiness“, lautet der bekannte erste Abschnitt der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, welche im Zuge der amerikanischen Revolution geschrieben und am 04. Juli 1979 veröffentlicht wird. Die dreizehn, bis dahin noch britischen Kolonien verkünden damit, nach jahrelangen Spannungen zwischen Ihnen und dem Mutterland, ihre Loslösung von der Krone. Als Auslöser für den Konflikt gelten die Steuerreformen und Restriktionen, durch welche England seine Machtposition sichern und höhere Profite aus den Kolonien erwirtschaften möchte. Da sich die dort lebende weiße Bevölkerung nicht dazu bereit erklärt ihre Privilegien aufzugeben, rebelliert sie gegen das britische Parlament und seine Truppen vor Ort und erlangt so, nach jahrelangen Auseinandersetzungen seine Unabhängigkeit.1
2. Die Situation in Frankreich als Auslöser für die Sklavenaufstände in Saint Domingue
Es dauert nicht lange, bis der Geist der Revolution auch in Europa ankommt. Die Diskussionen um Freiheit und Gleichheit sind in der bürgerlichen Gesellschaft Frankreichs bereits während der Aufklärung im Umlauf. Unter der Herrschaft Ludwig XVI, befindet sich der Staat in einer gesellschaftlich instabilen Situation und eine soziale Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft führt zu immer weiter wachsenden Spannungen zwischen den Ständen. Wirtschaftliche Reformen werden von Adel und Klerus, welche gemeinsam nur etwa 1,8% der französischen Bevölkerung ausmachen, konsequent blockiert, während der Mehrheit der Bürger, welche den teuren Lebensstil an den Höfen außerhalb von Paris finanzieren, die politische Partizipation verweigert wird.2 Hinzu kommt, dass durch die hohe finanzielle Beteiligung des Monarchen am Unabhängigkeitskrieg hohe Staatsschulden entstanden sind, die zu regelmäßigen Steuererhöhungen und einer wachsenden Armut und allgemeiner Unzufriedenheit in der Bevölkerung führen. Vorrevolutionäre Philosophen und Schriftsteller, wie unter anderen Voltaire, Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau setzen sich schon früh für die Gleichheit jedes Menschen vor dem Gesetz, unabhängig von persönlichem Besitz ein und halten diese Position auch in ihren Schriften fest. Letzterer veröffentlicht im Jahr 1762 den Gesellschaftsvertrag in Amsterdam, welcher kurz darauf in Frankreich zensiert und verboten wird. Darin beschreibt Rousseau eine theoretische, demokratische Verfassung, welche die Gleichheit und das Recht auf Selbstbestimmung schützt3. Er ist der Auffassung, dass die Seele jedes Menschen durch ihr bloßes Dasein einen Wert hätte, welcher nicht durch seine soziale Stellung, seine Tätigkeit oder seinen Besitz gemessen oder geändert werden könnte. Die Willensfreiheit und die Gleichheit jedes einzelnen wären naturgegebene, essenzielle Rechte des Menschen, die ihm nicht entzogen werden könnten. Sollte der Fall eintreten, dass dies dennoch geschehe und dem Menschen gewaltsam seines freien Willens beraubt würde, so wäre es sein Recht, sich dieser Gewalt mit allen Mitteln zu widersetzen4. Die Prinzipien Rousseaus sind mit der absoluten Monarchie in Frankreich und der dort herrschenden sozialen Ungerechtigkeit nicht vereinbar. Es ist deutlich, dass die Werke des Genfer Schriftstellers und Denkers einen starken Einfluss auf die weiteren Entwicklungen Frankreichs im 18. Jahrhundert haben und eine wichtige Rolle in der Philosophie der französischen Revolution spielen. Eine andere Persönlichkeit, welche diese Werte vertritt und sich zu einer der wichtigsten, aber auch kontroversesten Figuren des revolutionären Zeitalters entwickelt, beschreitet 1777 die lange und beschwerliche Überfahrt von Frankreich nach Amerika. Marie- Joseph Motier, Marquis de La Fayette zeigt seit Beginn der amerikanischen Revolution großen Respekt vor den Kolonien und ihren Vorstellungen von Menschenrechten. Er beschließt trotz Einwänden des Königs persönlich, Frankreich zu verlassen und den ihm angebotenen Posten des General Mayor der Kontinentalarmee anzunehmen. In den folgenden Schlachten gegen die Briten, stellt er sich nicht nur als fähiger Soldat und Befehlshaber heraus, er verhilft den Amerikanern, durch seine hohe Stellung in seiner Heimat auch zu finanzieller Unterstützung und Soldaten und stellt so einen wichtigen Botschafter zwischen den beiden Parteien dar. Die Ideale und Vorstellungen, die ihm in seiner Zeit auf dem Kontinent begegnen, möchte er nach Rückkehr nach Paris 1782, kurz vor Ausbruch der Revolution, auch in Frankreich einführen. Nach seinem Eintritt in die Generalstände, verfasst er, nach dem Vorbild der amerikanischen Bill of Rights und den Werken der Aufklärung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, welche am 26. August 1789 in der Nationalversammlung verabschiedet wird5.
T rotz seiner Begeisterung für Amerika, schreibt La Fayette in dieser Zeit einen Brief an George Washington, zu dem er während seines Aufenthalts eine enge Freundschaft aufgebaut hat. Für einen Mann, dem die Freiheit anderer so am Herzen liegt, dass er bereit gewesen ist, für sie auf dem Schlachtfeld zu sterben, dürfen den Menschenrechten keine Grenzen gesetzt werden. „In der Sache meiner schwarzen Brüder, ergreife ich entschlossen Partei gegen den weißen Teil der Menschheit“6, schreibt er. La Fayette spricht sich damit deutlich gegen die Sklaverei aus und stellt fest, dass die Hautfarbe des Menschen, die Verbrechen der Amerikaner nicht rechtfertigt oder verharmlost. Auch dem französischen Ministerium, welches die Kontrolle über die Kolonien besitzt, möchte er anhand seiner selbst erworbenen Plantage „La belle gabrielle“ in Französisch-Guayana das Modell der freien Plantagenwirtschaft attraktiv machen. Jedoch wird sein Vorschlag weder von Washington noch von der Kolonialverwaltung angenommen.
Während sich Frankreich zwischen 1789 und 1791 in der ersten Phase seiner Revolution befindet, spielt sich über 7000 Kilometer von Paris entfernt, auf der anderen Seite des atlantischen Ozeans, eine ganz andere Realität ab. Saint Domingue ist bis Ende des 18. Jahrhunderts die ertragreichste Kolonie unter der französischen Krone und ist somit von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Durch die Abholzung des Urwaldes, machen die Kolonialherren es möglich, etwa 50% des gesamten in Europa und Nordamerika konsumierten Zuckers herzustellen und zu exportieren. Neben Zuckerrohr eignet sich das Klima in der Region außerdem für den Anbau von Kaffeebohnen und Baumwolle, dessen Nachfrage in der heute als „westliche Welt“ beschriebenen Region ebenfalls beständig ist. Getragen wird diese Plantagenwirtschaft, ähnlich wie in Amerika von den afrikanischen Sklaven, deren Bedarf aufgrund der hohen Sterblichkeit auf der Insel jede Saison steigt. Der französische Historiker Gabriel Debien errechnet, dass im selben Jahr, in dem in Paris die Bastille gestürmt wird, die Arbeit auf dem Feld, sowie in der Verarbeitung der Rohstoffe über 26 000 Menschen das Leben kostet7. Die durchschnittliche Sterberate, sowie die Sklavenjagd und die Opfer des Middle Passage, werden dabei nicht mitgerechnet. Anders als in Amerika, wo die Erwirtschaftung und Verarbeitung von Ressourcen vergleichbar ist, sind die gesellschaftlichen Strukturen in Saint Domingue und die gegensätzlichen Interessen innerhalb sozialer Gruppen verflochtener. Die weiße angesiedelte Bevölkerung macht einen entscheidend geringeren Teil der Gesamtbevölkerung aus und besteht auf der Karibikinsel in der Regel nur aus französischen Staatsbürgern, welche sich aus der wachsenden Kolonie Profite erhoffen.
Während Amerika aufgrund seiner geographischen Lage für alle möglichen sozialen Gruppierungen, von politisch oder religiös Verfolgten bis hin zu Kaufleuten und Pionieren ein attraktives Ziel darstellt, kann man die weißen Franzosen in der Kolonie in zwei Kategorien unterteilen, deren ökonomischer Hintergrund einen großen Einfluss auf ihre Rolle in der Revolution von Saint Domingue spielt. Die sogenannten Grand-Blancs sind vermögende Plantagenbesitzer, von denen einige große Anwesen in Le Cap bewohnen, andere wiederum ihren Sitz in Frankreich haben und Verwalter ihre Angelegenheiten vor Ort regeln lassen. Ihr Interesse große Erträge zu erwirtschaften und für den höchstmöglichen Preis zu exportieren, steht im stetigen Konflikt mit den merkantilistischen Reglementierungen, die in Paris erlassen werden. Den Produzenten in den Kolonien wird unter anderem vorgeschrieben, Waren ausschließlich an Frankreich zu verkaufen, von wo sie dann an Interessenten im Rest der Welt teuer verkauft werden können. Wie auch im Falle Englands hat das zur Folge, dass der französische König den größten Profit aus den Erträgen zieht. Aufgrund dieser starken Kontrolle und dem eingegrenzten Absatzmarkt, sehen die Grand-Blancs starke Parallelen zwischen ihnen und den Revolutionären aus den amerikanischen Kolonien. Mit dem Ausbruch der französischen Revolution erkennen sie eine Möglichkeit ihren Forderungen Gehör zu verschaffen und den Markt von Saint Domingue für eine liberale Wirtschaft und wachsende Profite zu öffnen. Die sogenannten Petit-Blance hingegen, genießen zwar das Privileg dem weißen Bevölkerungsteil der Insel anzugehören, sind jedoch finanziell nicht so stark wie die Plantagenbesitzer. Obwohl auch sie mit ihrer Arbeit in Saint Domingue, welche meistens aus nicht körperlichen Tätigkeiten besteht, eine Chance sehen, Gewinne aus dem wirtschaftlichen Aufschwung der Kolonie erzielen, nehmen sie ihre Einkünfte meist mit nach Frankreich zurück, wodurch sie keinen vererbbaren Wohlstand in den Kolonien aufbauen können. Eine dritte Gruppe, die zwar nur etwa 5% der Bevölkerung ausmacht, in der Form aber weder in Amerika noch in einer anderen Kolonie vorkommt, sind die befreiten „People Of Color“. Diese soziale Gruppierung entsteht vor allem aus einem Problem, welches zu Beginn der Besiedlung öfter auftritt. Da ein Großteil der französischen Bürger ökonomisch motiviert nach Saint Domingue auswandert oder expandiert, sind es überwiegend Männer, die nach der Eroberung Flächen für Baumwoll- oder Zuckerrohrplantagen kaufen. Da es kaum französische Frauen vor Ort gibt, mit denen sie sich vermählen und eine Familie gründen könnten, um ihr gewonnenes Kapital zu sichern oder Unternehmen weiterzugeben, gehen sie - oft auch gegen deren Willen - Beziehungen mit afrikanischen Frauen ein. Die Kinder der Plantagenbesitzer werden dann von diesen freigelassen und erhalten Zugang zu Bildung und Perspektiven auf Wohlstand. Trotz ihrer schwarzen Vorfahren stellen sich viele auch nach Ausbruch der Revolution und der einhergehenden Debatte über Menschenrechte und politische Repräsentation nicht hinter die Idee der Sklavenbefreiung. Obwohl sie in Saint Domingue selbst nur eingeschränkte Rechte genießen und von Seiten der weißen Bevölkerung beider Klassen Rassismus erfahren, sehen sie die wirtschaftliche Abhängigkeit Frankreichs und ihres eigenen Vermögens von der Sklavenarbeit. Einige nehmen sich den unfreien Sklaven zudem als überlegen wahr und meinen mehr Gemeinsamkeiten mit den Grand-Blancs zu teilen als mit ihnen. Infolgedessen kommt es in Paris vor allem von Vertretern dieser Gruppe zu wechselnden „Ideologien“ (moderner Begriff), je nachdem, von wem sie sich ihre Gleichstellung mit den weißen Franzosen in Saint Domingue erhoffen. Die große Mehrheit der Kolonie stellen die Sklaven, auf dessen Rücken nicht nur die Insel immer mehr Wohlstand erlangt, sondern auch die oberen Stände Frankreichs, sowie die absoluten Monarchen des Landes.
1938 wird in London das Buch von dem Kulturkritiker und Journalisten C.L.R. James, mit dem Titel „The Black Jacobins“ veröffentlicht. Ziel des Werkes ist es, den Lesern die Ausmaße des transatlantischen Sklavenhandels vor Augen zu führen, gleichzeitig aber auch eine andere Perspektive auf die afrikanische Bevölkerung in den Kolonien zu zeigen. Die nach Haiti gebrachten Sklaven werden hier nicht etwa nur als Opfer von Ausbeutung und Gewalt anderer dargestellt, sondern auch als handelndes politisches Kollektiv, welches einen enormen Einfluss auf den Werdegang der heutigen Republik Haiti hat. Für die Händler und Eigentümer sind die Slaven allerdings einfache Handelsobjekte, welche sie mit dementsprechender Grausamkeit behandeln. Ob während der mehrwöchigen Schifffahrt, auf den Plantagen oder außerhalb der Saison - die Schwarzen erfahren schwere Folter von der weißen Bevölkerung in Saint Domingue. Neben herkömmlichen Methoden, wie Auspeitschungen oder Verstümmelungen, sind einige Händler dabei besonders gewaltsam. Sie leeren heiße Asche über ihren Köpfen, streuen Salz oder Pfeffer in ihre offenen Wunden, gießen flüssiges Wachs auf ihre Körper, verbrenne sie bei lebendigem Leib oder jagen sie mit Hilfe von Schwarzpulver in die Luft. Dass die Sterberate in den Kolonien so hoch ist, liegt jedoch vor allem daran, dass der Anbau von Zuckerrohr körperlich anspruchsvoll und gefährlich, und die arbeitenden Sklaven unterernährt sind und bei Unfällen nicht versorgt werden, da die Betreiber sich leicht neue beschaffen können8.
Mit dem Ausbruch der Unruhen in Frankreich und der Debatte in Saint Domingue darüber, für wen die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte geltend ist, sehen die Sklaven eine Möglichkeit, ihre Anliegen durchzusetzen. Sie beobachten die Geschehnisse zwischen 1789 und 1791, beteiligen sich jedoch nicht in großen Mengen an den Kämpfen zwischen den Weißen und den freien POC‘s vor Ort und in Paris. Währen der Eröffnung des Kolonialparlaments in La Cap, verlassen viele Plantagenbesitzer ihre Anwesen, um in der Stadt an politischen Kampanien teilzunehmen, wobei es im Sommer immer wieder zu Anfeindungen und Ausschreitungen zwischen verschiedenen Interessengruppen, die sich in der ersten Phase der Revolution bilden konnten kommt, was die Sklaven zu ihrem Vorteil machen. Obwohl bis heute nicht der genaue Tag festgelegt werden kann, wird schließlich Mitte August die schwarze Revolution ausgerufen. Doch nicht nur die allgemeinen Spannungen verhelfen den Sklaven sich selbst zu befreien und ihre eigene Revolution im Norden der Insel auszurufen. Viele halten die Meldungen über die brennenden Plantagen und den Morden an Aufsehern, für Propaganda politischer Gruppierungen, denen eine Aggression seitens der Sklaven zugutekommen würde, zumal Gerüchte über die Freilassung aller Schwarzen schon seit Beginn der französischen Revolution kursieren und von vielen nicht mehr ernst genommen werden. Hinzu kommt, dass bereits lange vor 1791 eine besondere Form von Widerstand auf den Plantagen geleistet wird. Sklaven arbeiten dabei gezielt langsam oder täuschen vor ihnen zugewiesene Aufgaben nicht zu verstehen, wodurch sie von den Weißen als faul, dumm und als geringe Gefahr wahrgenommen und somit stark unterschätzt werden. Die Franzosen waren dementsprechend überfordert mit der Situation und konnten erst spät Maßnahmen ergreifen. Der Konflikt wird zunehmend internationaler, als auch andere Kolonialmächte, wie Spanien oder England die politische Instabilität auf der Insel, sowie im Mutterland erkennen. Der Ausbruch des Britisch-Französischen Kolonialkrieges im darauffolgenden Jahr 1792, bringt eine neue Dynamik in den Konflikt rein, in dem sich, wie auch zu Beginn der französischen Revolution, unterschiedliche Gruppierungen für einen kurzen Zeitraum verbünden, um sich aufgrund neuer Versprechungen und Interessen wieder zu trennen und neue Verbündete zu suchen. Die französischen Zivilkommissare sehen sich 1793 gezwungen eine Taktik einzuschlagen, die auch Präsident Abraham Lincoln 1862 im amerikanischen Bürgerkrieg zu Nutzen macht. Sie proklamieren, dass allen Schwarzen, welche bereit waren auf der Seite der französischen T ruppen für die Republik zu kämpfen, totale Freiheit garantiert werden würde. Nachdem sie mit diesem Versprechen einige der schwarzen Anführer aus dem spanischen Lager für sich gewinnen können, fordern diese von dem Zivilkommissaren Leger- Felicite Sonthonax, welcher verantwortlich für die französischen Truppen in Saint Domingue ist, sein Wort zu halten und in die Tat umzusetzen. Im Sommer desselben Jahres verkündet eine Gruppe von Demonstranten: „Wir fordern die Rechte, die keine göttliche und menschliche Macht uns verweigern kann und die wir allein der Natur verdanken, nämlich die Menschenrechte Freiheit, Sicherheit, Eigentum und das Recht auf Widerstand gegen jedwede Unterdrückung Frankreich hat sie allen Menschen garantiert. Sind wir etwa keine Menschen? Welches barbarische Gesetz gab den Europäern das Recht uns auf einen fremden Boden zu verschleppen und uns zu ewigen Qualen zu verurteilen? Ihr habt uns unserer Heimat entrissen. [...] Wir versprechen, uns allen Gesetzen zu unterwerfen, die Sie uns geben werden, und solange zu kämpfen, bis die [französische Flagge] über allen spanischen Festungen Santo Domingos weht.“9 Daraufhin verkündete Sonthonax am 29. August 1793 die Abschaffung der Sklaverei.10
3. Fazit
Obwohl es von da an noch einige Zeit dauert, bis die Kolonie Saint Domingue ihre Unabhängigkeit erlangt und die europäischen Staaten Frieden schließen, kann man bei den Sklavenaufständen auf der karibischen Insel von einer erfolgreichen Revolution sprechen. Innerhalb eines Jahrzehntes wird das politische, sowie das wirtschaftliche System des Landes komplett abgeschafft und reformiert. Der großen Masse, die zuvor keine Möglichkeiten hatte sich Gehör zu verschaffen wird die Chance geboten, sich an Entscheidungen und Debatten zu beteiligen und Saint Domingue wird in den folgenden Jahren das Symbol für die schwarze Freiheit. Gründe dafür können vor allem in der französischen Debatte um Menschenrechte, die im 18. Jahrhundert, sowohl in aufklärerischen Kreisen, als auch unter Kritikern der Krone groß wird. Die Meldungen über die Revolution in Frankreich und die geplante Abschaffung der absoluten Herrschaft erreichen auch die Sklaven in Saint Domingue und werfen die Frage auf - wer gilt als Mensch? Doch auch schon zuvor hinterfragen Philosophen und Humanisten die Vereinbarkeit von Freiheit und Gleichheit mit der Sklaverei in den Kolonien. Letzten Endes scheint es dennoch immer wieder der wirtschaftliche Aspekt zu sein, der überwiegt und die Frage der Sklavenbefreiung so weit aufschiebt, dass die Situation schließlich in einem für die Sklaven günstigen Moment eskaliert. Was dabei allerdings nicht vergessen werden darf ist, dass die Emanzipation der Afrikanischen Bevölkerung keine neue, durch die Franzosen ausgelöste Idee war. Zwar kann man die These aufstellen, die Revolution wäre von den Ereignissen in Frankreich inspiriert, doch letztendlich ist es naheliegend, die Brutalität und Grausamkeit der Weißen als unmittelbaren Auslöser der Sklavenrevolution von Saint Domingue zu benennen.
[...]
1 Barth, Boris; Anders, Friedrich; Ahbe, Thomas; Hein-Mooren, Klaus Dieter; Kohser, Stephan. „Buchners Kolleg Geschichte Niedersachsen Abitur 2022“. Buchners Kolleg Geschichte, Neue Auflage 2020.
2 Röhrich, Wilfried. Denker der Politik: Zur Ideengeschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1989.
3 Herb, Karlfriedrich, and Reinhard Brandt. Jean-Jacques Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag: Oder Prinzipien Des Staatsrechts. Vol. 20. De Gruyter, 2012.
4 Groethuysen, Bernhard et al. Philosophie der Französischen Revolution / Bernhard Groethuysen ; mit einem Nachwort von Eberhard Schmitt; Übersetzung: Manfred Müller, Stuttgart, G.H. Müller, Tübingen. Neuwied ; Berlin: Luchterhand, 1971.
5 Lafayette, Marie Joseph Paul Yves Roch Gilbert Du Motier <>, and Stanley J. Idzerda. Lafayette in the Age of the American Revolution : Selected Letters and Papers, 1776 - 1790 / Stanley J. Idzerda, Ed. .. Ithaca u.a: Cornell Univ. Press.
6 Epistle from the Marquis de La Fayette, to General Washington. Edinburgh: Cengage Gale, 1800.
7 Debien, Gabriel, Archives de plantations des Antilles, in: BSAHN, Bd. 85 (1946), S. 77- 104.
8 James, C. L. R. The Black Jacobins : Touissaint Louverture and the San Domingo Revolution / Cyril Lionel Robert James. Reprint. London: Secker & Warburg, 1938.
9 Garran de Coulon, Rapport, IV, S. 55-57; Vergniaud. Un limousin oublié, S. 677-78; Stein, Sonthonax, S. 88-89.
10 Kemmner, Jochen. “Saint-Domingue und die Französische Revolution. Das Ende der weißen Herrschaft in einer karibischen Plantagenwirtschaft." Iberoamericana (2001-) 2012: 294-296.
- Quote paper
- Anonymous,, 2023, Inwiefern stellt die Menschenrechtsdebatte im absolutistischen Frankreich den Auslöser für die Sklavenaufstände in der französischen Kolonie Saint Domingue dar?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1326245
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