Der folgende Essay beschäftigt sich mit einem Fallbeispiel, welches alltäglichen Rassismus im Kindergarten aufzeigt. Zu Beginn werden die Begriffe Rassismus, sowie Alltagsrassismus definiert und erklärt. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass diese Arbeit in fremd und anders, sowie schwarz und weiß gruppiert, um zu veranschaulichen, dass Rassismus existiert. Anschließend wird das Fallbeispiel beantwortet und es wird darauf eingegangen, ob es sich im besagten Beispiel um Rassismus handelt, indem die Argumente auf Modelle und Reflexionshilfen gestützt werden. In diesem Zusammenhang wird der Unterschied zwischen Rassismus gegen Schwarze und gegen Weiße verdeutlicht und beantwortet, ob dieser überhaupt existiert. Zum Abschluss werden verschiedene Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Rassismus und die daraus entstehenden Folgen, wie Ausgrenzung und Diskriminierung, betreffen uns alle. Rassismus ist in der Sprache, Literatur, Musik, am Arbeitsplatz, sowie in den Medien, in diversen Bewerbungsverfahren und in Institutionen wie der Schule oder im Kindergarten omnipräsent. Vor allem im Kindergarten, geht man davon aus, dass dies ein Ort sei, der "frei" von Rassismus ist und Kinder so etwas gar nicht kennen. Fakt ist, dass auch in Kindergärten, aufgrund von Ethnisierung, Ausgrenzung herrscht. Die Pädagogik versuchte mehrere Jahre, die Verhältnisse zwischen Minderheit und Mehrheit zu erklären, mit dem Kulturbegriff, bezog aber nicht die Machtverhältnisse, die mit der ungleichen Ressourcenverteilung aufeinandertreffen, in Betracht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist Rassismus?- Der Begriff
3. Alltagsrassismus
4. Mikroaggressionen
5. Fallbeispiel
5.1 ,,Indianerverkleidung''- rassistisch oder nicht?
5.2 Schwarze vs. Weiße Gesichtsbemalung
5.3 Handlungsmöglichkeiten
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Als ,,fremd'' bezeichnet zu werden, ,,anders aussehend'', diskriminiert und ausgegrenzt werden- so sieht der Alltag vieler Menschen aus.
Rassismus und die daraus entstehenden Folgen, wie Ausgrenzung und Diskriminierung betreffen uns alle. Rassismus ist in der Sprache, Literatur, Musik, am Arbeitsplatz, sowie in den Medien, in diversen Bewerbungsverfahren und in Institutionen wie der Schule oder im Kindergarten omnipräsent.
Vor allem im Kindergarten, geht man davon aus, dass dies ein Ort sei der ,,frei'' von Rassismus sei und Kinder sowas gar nicht kennen würden. Fakt ist, dass auch in Kindergärten, aufgrund von Ethnisierung, Ausgrenzung herrscht. Trotz allem gelten diese Diskriminierungserfahrungen als Tabu und werden kaum thematisiert. Bis etwa den 1990ern war der Rassismusbegriff in Deutschland generell so gut wie tabuisiert, weshalb die Rassismusdebatte und die kritische Auseinandersetzung in Deutschland noch ziemlich jung sind.
Die Pädagogik versuchte mehrere Jahre die Verhältnisse zwischen Minderheit und Mehrheit zu erklären mit dem Kulturbegriff, bezog aber nicht die Machtverhältnisse, die mit der ungleichen Ressourcenverteilung aufeinandertreffen in Betracht.
Der folgende Essay beschäftigt sich mit einem Fallbeispiel, welches alltäglichen Rassismus im Kindergarten aufzeigt.
Zu Beginn werden die Begriffe Rassismus, sowie Alltagsrassismus definiert und erklärt. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass diese Arbeit in fremd und anders, sowie schwarz und weiß gruppiert, um zu veranschaulichen, dass Rassismus existiert. Die Ablehnung der in Deutschland geschaffenen Ethnisierung, würde die Existenz des existierenden und vorherrschenden Rassismus ausräumen, was de facto falsch wäre. Schwarz und Weiß ist rassistisch konstruiert und erzeugt somit eine soziale Realität des Rassismus. Dies ist eine Erkenntnis, die zuvor deutlich werden soll.
Anschließend wird das Fallbeispiel beantwortet und es wird darauf eingegangen, ob es sich im besagten Beispiel um Rassismus handelt , indem ich meine Argumente auf Mo- delle und Reflexionshilfen stütze. In diesem Zusammenhang verdeutliche ich den Unterschied zwischen Rassismus gegen Schwarze und gegen Weiße und beantworte, ob dieser überhaupt existiert. Und komme im Abschluss, zu Handlungsmöglichkeiten.
2. Was ist Rassismus?- Der Begriff
Rassismus ist gleichzeitig ein komplexer und recht schwer abgrenzbarer Begriff, sowie hoch politisiert, sodass es auf gesellschaftlicher und individueller Ebene zu wirksamen Widerständen kommt (Rommelspalcher 2009, S.25). In Deutschland spielen historische Faktoren, wie der Nationalsozialismus, eine große Rolle bei der Thematisierung des Begriffes. Der Nationalsozialismus steht in enger Verknüpfung mit Rassismus und wird im alltäglichen Sprachgebrauch, somit der Vergangenheit anerkannt.
Stuart Hall bezeichnet Rassismus als Mittel um Unterschiede zu markieren, die benötigt werden um sich von anderen abzugrenzen, mit der Voraussetzung, dass diese Markierungen politische, wirtschaftliche sowie soziale Handlungen rechtfertigen sollen, gewisse Gruppen von symbolischen und materiellen Ressourcen abzugrenzen (vgl. Rommels- spacher 2009, S. 25). Aufgrund beliebiger Merkmale, wie ,,Hautfarbe'', werden diese Gruppen gezielt erzeugt (ebenda).
Rassismus ist die Unterstellung der Mensch lasse sich in verschiedene ,,Rassen'' einteilen, die zu genetischen Differenzen führen. Diese Behauptung lässt annehmen, dass Menschen aufgrund äußerlich bestimmter Merkmale gewisse Dinge nicht oder besser können, die bestimmten Kulturen oder ,,Rassen'' angehören. Im Mittelpunkt der westlichen Rassismus Ideologie, steht diese Erfindung von körperlichen Differenzen. Hierbei ist interessant anzumerken, dass laut der britischen Ethnologin Mary Douglas, physische Unterscheidungen nur gemacht werden, wenn ein Verlangen besteht Grenzen zu ziehen und nach sozialer Hierarchisierung ( Arndt 2012, S.15).
Nach Rommelspacher wird Rassismus definiert als ein Dominanz- und Machtverhältnis, welches zu symbolischen und materiellen Ausschlüssen führt, diese legitimiert, weiterführt und neu erschafft.
Rassismus kann gesehen werden, als ein System von Praxen und Diskursen, die aktuelle Machtverhältnisse legitimieren, historisch entwickelt sind, sowie stets neu reproduziert werden. Dabei werden kulturelle und soziale Differenzen irrtümlich als ,,vorbestimmt'' und ,,naturgesetzlich'' betont und eben nicht als soziales Konstrukt. Menschen werden gleichzeitig in Gruppen homogenisiert, sowie als Fremde entgegengestellt. Dabei entstehen Hierarchien und gesellschaftliche Rangordnungen, die die Diskriminierungen von Gruppen legitimieren.
Beim Rassismus geht es demnach nicht um individuelle Vorurteile, sondern um ein gesellschaftliches Verhältnis (Rommelspacher 2009, S.29).
3. Alltagsrassismus
Alltagsrassismus ist ein sehr umfassender Begriff, weshalb ich ihn nur anschneiden kann und nicht vollständig in diesem Essay auf ihn eingehen kann.
Nachdem der Rassismus Begriff definiert wurde, gehe ich auf eine spezifische Form des Rassismus ein- den ,,Alltagsrassismus''. Eingeführt wurde der Begriff von Philomena Essed. Er beschreibt alle verbalen, sowie nonverbalen, rassistischen Äußerungen, denen Minderheitenangehörige, alltäglich ausgesetzt sind. Einteilen lässt sich Alltagsrassismus in verschiedene Arten, die in einem Punkt jedoch alle gleich sind: Menschen werden in starre, althergebrachte Einordnungen sortiert, nach Nationen, Kulturen, Ethnien und Rassenkonstruktionen. Somit entsteht für die Betroffenen ein Gefühl, nicht vollständig dazuzugehören und kein Teil des ,,Anderen'' zu sein. Alltagsrassismus ist aufgrund einer Kontinuität mittlerweile schon zu einer Normalität geworden. Bei der Thematisierung muss in primäre und sekundäre Rassismuserlebnisse eingeteilt werden. Primäre Erlebnisse sind explizite, sowie indirekte Erfahrungen. Sekundäre Erlebnisse sind dagegen weniger greifbar und nicht durch Äußerungen erlebt. Sie entstehen, nach Thematisierung von primären Erfahrungen bzw. durch Verweigerung dieser Thematisierung.
Verschiedene Erscheinungsformen des Alltagsrassismus lassen sich einteilen in institutionellen, strukturellen und individuellen Alltagsrassismus. Auf die verschiedenen Erscheinungsformen einzugehen, wäre allerdings zu umfassend, weshalb ich auf die Begriffe nicht in meinem Essay eingehen kann.
Wichtig zu erwähnen sind allerdings die Mikroaggressionen, die als Erklärungsversuch von Alltagsrassismus hilfreich sind.
4. Mikroaggressionen
Professor Derald Wing Sue entwickelte das Konzept der Mikroaggressionen. Er stellt Mikroaggressionen dar als alltägliche rassistisch motivierte Handlungen, sowie Äußerungen gegenüber Schwarzen und Black, Indigenous, People of Color. Mikroaggressionen sind erniedrigende Botschaften, die weiße Menschen nicht kennen. Sind sind ein strukturelles Phänomen. Einteilen lassen sich Mikroaggressionen auch nochmal in drei verschiedene Typen: Mikro- Angriffe, Mikro- Beledigungen und Mikro- Ausgrenzungen (vgl. Ogette 2020: S. 54f.).
Mikro- Angriffe sind bewusste, aktive Tätigungen, wie das Verwenden rassistischer Begriffe oder Symbole. Beispielsweise die Bevorzugung weißer Mitbewohner*Innen oder Gäst*Innen im Restaurant (vgl. Ogette 2020: S.55).
Mikro- Beleidigungen dagegen ist die subtile, nonverbale und verbale Kommunikation gegen Schwarze und Black, Indigenous, People of Color. Beispielsweise Polizist*Innen die eher Schwarze und BIPoC kontrollieren, oder Ladendetektiv*Innen, die ihren Fokus auf Schwarze Einkäufer*Innen richten (vgl. Ogette 2020: S. 56).
Mit Mikro- Ausgrenzungen sind ausgrenzende Sprach- und Kommunikationsmuster gemeint, die Schwarze und BPIoC ausgrenzen, wie beispielsweise die Frage nach der Herkunft, mit der indirekt impliziert wird, dass man nicht aus Deutschland komme (ebenda).
5. Fallbeispiel
Frau Yildiz Sohn Elias geht in eine Hamburger Kita. Heute ist Fasching und er hat sich als Spider Man verkleidet, sein absoluter Lieblings Held. Als Elias nach Hause kommt, erzählt er von den Verkleidungen seiner Freunde: Lisa hat sich als Piratin verkleidet, Sarah als Prinzessin Elsa und Timo und Alex als „Indianer“. Frau Yildiz ist sehr erschrocken als sie das hört. Sie beschließt zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn einen Brief an die Kita-Leitung zu schreiben, in dem sie schildern, dass eine Verklei- dung als „Indianer“ aus ihrer Sicht rassistisch sei. Sie betonen in dem Brief, dass es ihnen nicht um das Verbot eines Kostüms ginge. Ihnen sei es vielmehr wichtig, dass alle Kinder der Kita Fasching mit Freude feiern könnten, und nicht durch die Kostümierung anderer Kinder verletzt würden.
5.1 ,,Indianerverkleidung''- rassistisch oder nicht?
- Handelt es sich bei der Verkleidung als ,,Indianer'' um Rassismus?
Für Kinder ist Fasching ein beliebtes Fest auf das sich jedes Jahr erneut gefreut wird. Es gibt was zu naschen, der reguläre Unterricht entfällt und man kann sich lustig, gruselig, hübsch oder draufgängerisch verkleiden. Leider geschieht dies seit Jahren auf Kosten von den Kulturen und Herkünften vieler Menschen. Beliebte Verkleidungen bei Kindern sind ,,Indianer*In'', ,,Eskimo'', Chines*In oder beliebte Kinderfiguren wie Yakari oder Jim Knopf. Diese Verkleidungen sind vielen nur als Verkleidungen bewusst und es wird sich nicht darüber Gedanken gemacht, ob dies eventuell jemanden verletzen könnte. Genau hier liegt das Problem. Es fallen Sätze wie ,,Das sind doch nur Kostüme'' und ,,Lasst die Kinder doch ihren Spaß haben, die meinen es nicht böse''. Natürlich haben Kinder dabei keine bösen Hintergedanken, wichtig ist aber zu bedenken, dass durch solche Kostümierungen Kindern schon im jungen Alter beigebracht wird, dass es ,,nor- mal'' ist sich als ein anderes Volk oder eine andere Kultur zu verkleiden und ,,lustig''. Kinder beginnen in der Regel schon im jungen Alter von etwa 3 Jahren, damit sich und andere zu erkunden und zu analysieren, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen. Sie befassen sich mit ihrem eigenen Ich und der Zugehörigkeit. Die eigene Identität setzt sich aus folgenden Dingen zusammen: Hautfarbe, Geschlecht, Körperformen, Sprache, sowie Religion und Kultur. Dinge die uns als harmlos und unscheinbar erscheinen und alltäglich sind, nehmen Kinder auf und lernen so, dass weiße Kinder in der Kita ( höchstwahrscheinlich) in der Überzahl sind, dass Pflaster für ,,helle'' Haut gemacht sind, der ,,hautfarbene'' Stift beim malen hell ist und dass,,Indianer*In'' oder ,,Chines*In'' lustige Verkleidungen sind.
Den Begriff ,,Indianer*In'' gibt es nicht und es gab ihn auch nie. Er entstand aus der Kolonialisierung heraus und wurde den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas aufgezwungen. Der Begriff steht in Verbindung mit der damaligen Zeit und der Vernichtung großen Teils dieser Bevölkerungsgruppe. Die besagten Bevölkerungsgruppen und Stämme haben ihre Sitten, Sprachen, Traditionen und Trachten. Jedoch kann man nicht sich nicht verallgemeinernd eine Federkrone auf den Kopf setzen und sich ein braunes Gewand umhängen. Es sind viele verschiedene Gruppen mit, verschiedenen und eigenen Trachten und Schmuck und Gesichtsbemalungen, die nicht nur den Sinn haben schön auszusehen und dekorativ zu sein. Dies lässt sich vergleichen mit einer Verkleidung als ,,Europäer*In''. Somit ist es ziemlich respektlos, die Traditionen und Trachten, anderer Kulturen als lustige Verkleidung zu nutzen.
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- Anónimo,, 2022, Interkulturelle Soziale Arbeit am Fallbeispiel Kinderfasching, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1325922
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