Kindheit und Jugend und die sich in diesen Phasen vollziehenden Entwicklungsschritte, sind zu wichtigen Forschungsgebieten in den Sozialwissenschaften geworden. Nicht zuletzt zeigen
die unterschiedlichen Reaktionen auf die internationale und nationale Vergleichsstudie PISA und PISA-E, dass dieser Bereich mit großem Interesse auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. In einer breit angelegten öffentlichen Diskussion wurde um die Gründe des vergleichbar schlechten Abschneidens der deutschen Schüler lange und ausführlich gerungen.
Neben all den kontroversen Ansichten über das Phänomen Jugend findet jedoch eine Äußerung große Einstimmigkeit: Kindheit und Jugendphase stellen besonders komplexe Aufgaben an die jeweiligen jungen Menschen und – dies sollte man nicht vergessen – auch an ihr Umfeld. Auf diesem Hintergrund möchte die vorliegende Arbeit sich an Hand dreier Konzepte eingehend mit dem Jugendalter beschäftigen.
Dabei legen die Autoren ihr Hauptaugenmerk auf die These, dass zu jedem Lebens- und Entwicklungsabschnitt besondere Aufgaben gehören, die (junge) Menschen zu bewältigen haben.
Der „Urheber“ der Theorie von den Entwicklungsaufgaben, Robert James Havighurst (1900-1991), hat die Grundlage für praktisch alle späteren Entwürfe und Weiterentwicklungen
bereitet. Er wird daher als erster vorgestellt.
Der Soziologe Klaus Hurrelmann (*1944) erweitert das Konzept von Havighurst durch die verstärkte Akzentuierung der gesellschaftlichen Ebene. Helmut Fend (*1940) – hier als dritter Autor beschrieben – knüpft an beide Konzepte an und
versucht, durch die Kombination von soziologischer und psychologischer Forschung ein interdisziplinäres Konzept der Entwicklungsaufgaben zu entwickeln. Ziel dieser Arbeit ist die nähere Beschreibung sowie eine kritische Gegenüberstellung der drei Entwürfe.
Zuvor sei darauf hingewiesen, dass alle drei Autoren einen umfassenden „life-spandevelopment“- Ansatz vertreten und somit der hier beschriebene Lebensabschnitt nur einen Teil ihrer Konzeptionen darstellt. Die Begriffe Jugendalter, Jugendphase und Adoleszenz werden in dieser Arbeit synonym verwendet; auch wenn (vor allem im amerikanischen Sprachraum) Adoleszenz meist als Nachpubertät im Sinne von psychischer Reifung im Gegensatz zur biologischen Pubertät (also dem sexuellen Reifungsprozess) verstanden wird.
Inhaltsverzeichnis
- KAPITEL 1: EINLEITUNG
- 1.1 DEFINITIONEN VON JUGENDALTER
- 1.2 JUGEND ALS KULTURELLES PHÄNOMEN
- 1.3 PSYCHOLOGISCHE UND SOZIOLOGISCHE SICHTWEISE VON JUGEND
- 1.4 HISTORISCHER WANDEL
- 1.5 WAS SIND ENTWICKLUNGSAUFGABEN
- KAPITEL 2: DREI KONZEPTE VON JUGEND
- 2.1 R. J. HAVIGHURST
- 2.1.1 KENNZEICHEN DER ENTWICKLUNGSAUFGABEN IM JUGENDALTER
- 2.1.2 ENTWICKLUNGSAUFGABEN FÜR DAS JUGENDALTER
- 2.1.2.1 Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung und der Geschlechtsrolle
- 2.1.2.2 Erwerb neuer Beziehungsformen mit Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts
- 2.1.2.3 Entwicklung emotionaler Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen
- 2.1.2.4 Erwerb der Gewissheit ökonomischer Unabhängigkeit
- 2.1.2.5 Vorbereitung auf einen Beruf
- 2.1.2.6 Anstreben von intellektuellen Fähigkeiten und Konzepten, um ein kompetenter Staatsbürger zu werden
- 2.1.2.7 Aufbau eines sozial verantwortlichen Verhaltens
- 2.1.2.8 Vorbereitung auf Heirat und Familienleben
- 2.1.2.9 Aufbau eines bewussten, ethischen wie rationalen Wertesystems
- 2.2 K. HURRELMANN
- 2.2.1 SOZIALISATIONSTHEORETISCHE JUGENDFORSCHUNG
- 2.2.2 INDIVIDUATION / ENTWICKLUNG EINER INDIVIDUALITÄT
- 2.2.3 INTEGRATION / VERGESELLSCHAFTUNG
- 2.2.4 STIMULIERUNGS- UND BELASTUNGSPOTENTIAL
- 2.2.5 SOZIALSTRUKTURELLE VERÄNDERUNGEN IN DER LEBENSPHASE JUGEND
- 2.2.6 ENTWICKLUNGSAUFGABEN FÜR DAS JUGENDALTER
- 2.3 H. FEND
- 2.3.1 FENDS HANDLUNGSTHEORETISCH-KO-KONSTRUKTIVISTISCHES PARADIGMA
- 2.3.2 ENTWICKLUNGSAUFGABEN FÜR DAS JUGENDALTER
- 2.3.2.1 Den Körper bewohnen lernen
- 2.3.2.2 Umgang mit der Sexualität
- 2.3.2.3 Umbau der sozialen Beziehungen
- 2.3.2.4 Umgang mit der Schule
- 2.3.2.5 Berufswahl
- 2.3.2.6 Bildung
- 2.3.2.7 Identitätsarbeit
- Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
- Individuation und Integration
- Soziale und psychologische Perspektiven
- Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf das Jugendalter
- Zusammenhang zwischen Entwicklungsaufgaben und Lebensentwurf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist eine eingehende Beschreibung und kritische Gegenüberstellung von drei Konzepten zu den Entwicklungsaufgaben im Jugendalter. Die Arbeit befasst sich mit den Ansätzen von Robert James Havighurst, Klaus Hurrelmann und Helmut Fend, die jeweils eine spezifische Sichtweise auf die Herausforderungen des Jugendalters vertreten. Die Arbeit verdeutlicht die These, dass jedes Lebensstadium eigene Aufgaben bereithält, die es zu bewältigen gilt.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Einleitung liefert einen grundlegenden Überblick über die Definitionen des Jugendalters und die verschiedenen Perspektiven auf diese Entwicklungsphase. Es werden die kulturellen, psychologischen und soziologischen Aspekte des Jugendalters beleuchtet sowie der historische Wandel des Jugendkonzepts aufgezeigt. Zudem werden die Entwicklungsaufgaben im Allgemeinen definiert.
Kapitel 2: In diesem Kapitel werden die drei Konzepte von Havighurst, Hurrelmann und Fend zur Entwicklungsaufgaben im Jugendalter vorgestellt und analysiert. Havighursts Ansatz befasst sich mit den typischen Aufgaben des Jugendalters in westlichen Gesellschaften. Hurrelmann erweitert das Konzept durch die Einbeziehung der gesellschaftlichen Ebene und die Betonung von Individualisierung und Integration. Fends Ansatz integriert Elemente der Psychologie und Soziologie und betont die Rolle des Handelns in der Entwicklung.
Schlüsselwörter
Entwicklungsaufgaben, Jugendalter, Adoleszenz, Havighurst, Hurrelmann, Fend, Individualisierung, Integration, Sozialisation, Gesellschaftliche Veränderungen, westliche Gesellschaften, Lebensphase, Lebensentwurf, Psychologie, Soziologie.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2003, Entwicklungsaufgaben im Jugendalter. Drei Konzepte in der Gegenüberstellung: Havighurst, Hurrelmann, Fend, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13251