In dieser Projektarbeit geht es um die Entstehung der Krankheit Diabetes mellitus Typ 2 und ihre Folgen sowie die aktuelle Prävalenz und Inzidenz. Es folgt eine gesundheitspolitische Beurteilung des Gesundheitsproblems für Deutschland und das Saarland.
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung betreffend die Regulierung des Glukosespiegels. Die Krankheit geht mit einigen Begleit- und Folgeerkrankungen einher und kann unbehandelt die Lebensqualität und die Lebenserwartung vermindern sowie hohe Kosten für das Gesundheitssystem verursachen. Seit den 1960ern gilt Diabetes als "Volkskrankheit" durch gestiegene Prävalenzen und Inzidenzen. Diese Arbeit soll einen Überblick über die Erkrankung geben.
Inhaltsverzeichnis
1 ÜBERBLICK DIABETES MELLITUS
1.1 Definition
1.2 Klassifikation von Diabetes mellitus Typ 2
1.3 Diagnostische Beurteilungskriterien Typ-2-Diabetes
2 ENTSTEHUNG DIABETES MELLITUS TYP 2
2.1 Ätiologie und Pathophysiologie der Krankheit
2.2 Risikofaktoren von Diabetes-Typ-2
3 AKTUELLE PRÄVALENZ UND INZIDENZ DER KRANKHEIT
3.1.1 In Deutschland
3.1.2 Im Saarland
4 FOLGEN VON DIABETES MELLITUS TYP 2
4.1 Begleit- und Folgeerkrankungen
4.2 Mortalitätsrisiko
5 BEURTEILUNG DER GESUNDHEITSPOLITISCHEN BEDEUTUNG DES GESUNDHEITSPROBLEMS FÜR DEUTSCHLAND UND DAS SAARLAND ..
6 LITERATURVERZEICHNIS
7 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS
7.1 Abbildungsverzeichnis
7.2 Tabellenverzeichnis
1 Überblick Diabetes mellitus
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung betreffend die Regulierung des Glukosespiegels. Die Krankheit geht mit einigen Begleit- und Folgeerkrankungen einher und kann unbehandelt die Lebensqualität und die Lebenserwartung vermindern sowie hohe Kosten für das Gesundheitssystem verursachen. Seit den 1960ern gilt Diabetes als „Volkskrankheit“ durch gestiegene Prävalenzen und Inzidenzen (Heidemann & Scheidt-Nave, 2017). Diese Arbeit soll einen Überblick über die Erkrankung geben. Kapitel eins beschäftigt sich zunächst mit der Definition, in welche Typen Diabetes klassifiziert werden kann und anschließend wird auf die Diagnostik eingegangen.
1.1 Definition
„Diabetes mellitus“ wurde aus dem Griechischen „diabainein“ (hindurchgehen, durchfließen) und dem Lateinischen Wort „mellitus“ (honigsüß) abgeleitet. Daher hat die Krankheit den Namen „Honigsüßer Durchfluss“ (Schneider et al., 2020, S.158).
Diabetes mellitus auch „Zuckerkrankheit“ genannt, ist eine Stoffwechselerkrankung, die zu erhöhten Blutzuckerwerten aufgrund eines Mangels des Hormons „Insulin“ führt. Es gibt verschiedene Diabetes-Formen, wobei der Fokus in dieser Arbeit auf Diabetes-Typ- 2 liegt (Bundesministerium für Gesundheit, 2022).
1.2 Klassifikation von Diabetes mellitus Typ 2
Allgemein unterscheidet man zwischen Typ-1-Diabetes (Absoluter Insulinmangel) und- Typ-2-Diabetes (Relativer Insulinmangel). Ergänzend gibt es noch die Gestationsdiabetes, welche während einer Schwangerschaft auftreten kann und andere spezifische Formen. Folgende Tabelle stellt eine Übersicht der verschiedenen Klassifizierungen dar.
Im weiteren Verlauf liegt der Fokus besonders auf Diabetes-Typ-2 (Robert-Koch-Institut, 2019).
Tab. 1: Klassifikation von Diabetes mellitus (eigene Darstellung nach Bundesministerium für Gesundheit, 2022)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.3 Diagnostische Beurteilungskriterien Typ-2-Diabetes
Zur Blutzuckermessung/Diagnostizierung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Folgende Tabelle zeigt mögliche Parameter der deutschen und amerikanischen Gesellschaft für Diabetes:
Tab. 2: Diagnostik Typ-2-Diabetes (eigene Darstellung nach Karusheva et al., 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2 Entstehung Diabetes mellitus Typ 2
Kapitel zwei beschriebt die Ätiologie und Pathophysiologie von Diabetes Typ 2. Zudem werden beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren aufgezeigt.
2.1 Ätiologie und Pathophysiologie der Krankheit
Insulin ist ein Hormonpeptid, welches mit den beiden Hormonen Glukagon und Somatostatin die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten reguliert. Gebildet wird Insulin in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und hilft dabei die Aufnahme von Glukose in die Zellen zu unterstützen. Wenn Kohlenhydrate (Zucker, Mehlprodukte etc.) verzehrt werden, steigt der Blutzuckerspiegel an. Um den Blutzuckerspiegel wieder zu regulieren schleust das Insulin die Glukose in die Zellen ein (Huber, 2010, S.22).
Die Pathophysiologie von Diabetes-Typ-2 ist geprägt von einer Insulinresistenz. Bedeutet, dass die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin für einen erhöhten Bedarf liefern und somit die Glukose nicht in die Zellen transportiert werden kann (Huber, 2010). Bei einem gesunden Stoffwechsel folgt auf einen Glukosereiz eine zweiphasige Insulinantwort. Eine erste schnelle und kurze und danach eine längere. Bei Typ-2-Diabetes fehlt die erste schnelle Antwort und die zweite lange Antwort versucht dieses Defizit zu kompensieren. Mit der Folge einer reaktiven Hyperinsulinämie. In dieser Stufe treten noch keine Symptome auf, erst nachdem die Insulinresistenz durch vermehrte Insulinausschüttung nicht mehr kompensiert werden kann, steigen die Blutzuckerwerte an und es entwickelt sich eine pathologische Glukosetoleranz (Typ-2-Diabetes). Die ß-Zellen „brennen“ aus (Hien et al., 2013, S.27).
Durch das Ansteigen des Blutzuckerspiegels wird ein Reiz zur Insulinsekretion geliefert. Nun dienen die Zellen der Muskulatur oder der Leber als Energiespeicher. Diese zusätzlich gespeicherte Energie kann nur duch z.B. körperliche Aktivität verbraucht werden. Ansonsten werden die Kohlenhydrate in Form von Glykogen in der Leber und in der Muskulatur gespeichert oder in Fett umgewandelt (Huber, 2010, S.22).
2.2 Risikofaktoren von Diabetes-Typ-2
Bekannte Risikofaktoren sind Erbanlagen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Unempfindlichkeit gegenüber Insulin, eine gestörte Insulinausschüttung oder eine gestörte Produktion bestimmter Darmhormone. Sowie unausgewogene Ernährung (ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche) und Rauchen (American Diabetes Association, 2004; Bundesministerium für Gesundheit, 2022). Darüber hinaus gibt es zahlreiche epidemiologische Studien, welche einen Zusammenhang mit Faktoren wie Stress und Schlafmangel gefunden haben. Jedoch sind diese Faktoren nur schwer messbar und deshalb ist noch nicht geklärt, inwieweit diese Faktoren die Entstehung von Diabetes-Typ-2 begünstigen (Kolb & Martin, 2017).
Tabelle drei zeigt einen Überblick einiger beeinflussbarer und nicht beeinflussbarer Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes.
Tab. 3: Überblick Risikofaktoren für Diabetes-Typ-2 (eigene Darstellung nach American Diabetes Association, 2004)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Aktuelle Prävalenz und Inzidenz der Krankheit
Kapitel drei beschäftigt sich mit der aktuelle Prävalenz und Inzidenz von Typ-2-Diabetes in Deutschland und im Saarland. Entsprechende Abbildungen und Zahlen veranschaulichen die Situation.
3.1.1 In Deutschland
Im Jahr 2015 wiesen etwa 7 Mio. gesetzlich Krankenversicherte eine Erkrankung mit Typ-2-Diabetes auf. Hochrechnungen haben ergeben, dass bis zum Jahr 2040 rund 22,5 Mio. Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken. Hinzu kommt eine Dunkelziffer, die ge- schätzt bei 1,6-2M Mio. Menschen liegt. Problematisch ist dabei, dass circa 1,3 Mio. Erkrankte nichts von ihrer Erkrankung wissen (Deutsche Diabetes Gesellschaft & diabe- tesDE - Deutsche Diabetes Hilfe, 2021, S.9)
Die Anzahl der Dunkelziffer hat zwischen den Jahren 1997 und 2011 von 3,8% auf 1,8% abgenommen. Diese entstand durch eine Umverteilung von unentdecktem Diabetesfällen hin zum diagnostizierten Diabetes (S.11). In Zukunft muss mit einem weiteren Anstieg der Diabetesprävalenz gerechnet werden (Deutsche Diabetes Gesellschaft & diabetesDE - Deutsche Diabetes Hilfe, 2019)
Nach der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2019/2022-EHIS) gaben 8,9% der Erwachsenen in den letzten zwölf Monaten das Vorliegen eines bekannten Diabetes mellitus im Jahr 2020 an. Die Prävalenz ist bei Frauen mit 8,2% niedriger als bei Männern mit 9,6%. Junge Erwachsenen (bis 44 Jahre) haben eine Prävalenz von unter 3,5%, die jedoch mit steigendem Lebensalter stark ansteigt und in der höchsten Altersgruppe 17,9% bei den Frauen und 22,3% bei den Männern beträgt (Heidemann et al., 2021). Auch die Ergebnisse des Gesundheitsatlas bestätigen, dass Typ-2-Diabetes besonders ältere Menschen betrifft. Von insgesamt 7,1 Mio. Menschen mit Typ-2-Diabetes sind mehr als die Hälfte älter als 70 Jahre und die Prävalenz der jüngeren Bevölkerung liegt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: 12-Prävalenz von Diabetes in Deutschland nach Geschlecht und Alter im Jahr 2020 (Heidemann et al., 2021) (zitiert nach Statista, 2022)
Bezüglich der Inzidenz liefern einzelne Inzidenzraten, welche seit 1960 bekannt sind, Anhaltspunkte zur Inzidenzschätzung in Deutschland. Basierend auf dem DDR-Diabetesregister von 1960 wurde eine Inzidenz von 1,2 pro 1.000 Personenjahre (PJ) beobachtet. Bis zum Jahr 1989 wurde eine Zunahme von 3,8 pro 1.000 PJ festgestellt. Für nachfolgende Zeiträume geben Kohortenstudien Hinweise auf den Inzidenzanstieg. Die Inzi- denzrate zwischen 1997 und 2010 basiert auf fünf Kohortenstudien für Teilnehmer zwischen 45 und 74 Jahren und lag bei 11,8 pro 1.000 PJ. Im Jahr 1997-1999 bis 2008-2011 ergab die Analyse zweier RKI-Gesundheitssurveys, dass Personen zwischen 18 und 79 Jahren eine Inzidenz von 7,9 pro 1.000 PJ bzw. eine Inzidenz von 12,8 pro 1.000 PJ für den Altersbereich 45 bis 79 Jahre für den bekannten und unerkannten Diabetes aufweisen. Dies entspricht bei Hochrechnung auf den aktuellen Bevölkerungsstand etwa 507.000 neue Erkrankungsfälle von Diabetes pro Jahr der 18-79 jährigen in Deutschland.
Eine Einschätzung der Trendentwicklung in der Prävalenz/Inzidenz von unerkanntem Diabetes mellitus ist jedoch aufgrund er aktuellen Datenlage nicht möglich (Heidemann & Scheidt-Nave, 2017).
3.1.2 Im Saarland
Im Saarland sind insgesamt 101.000 Menschen an Diabetes-Typ-2 erkrankt (Stand 2017). Nachfolgende Tabelle enthält eine Übersicht zu den 16 Bundesländern mit den faktischen Anteilen von Typ-2-Diabetikern. Die Hochrechnung bezieht sich auf die 82,7 Mio. Einwohner Deutschlands unter Nutzung der AOK-Leistungsdaten des Jahres 2017 und des WIdO-Indikationsprofils Typ-2-Diabetes. Demnach befindet sich das Saarland im Jahr 2017 im oberen Drittel mit 10,1% Typ-2-Diabetikern und liegt damit über dem bundesweiten Durchschnitt von 8,6% (Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), 2019a).
Tab. 4: Typ-2-Diabetiker in der bundesdeutschen Wohnbevölkerung: Anteil der Typ-2-Diabetiker in den Bundesländern (modifiziert nach Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 5 zeigt die Diabetesprävalenz für die Bundesländer und den Bund. Die Prävalenz von Typ-2-Diabetes im Saarland (10,12%) ist im Vergleich zu Deutschland (8,56%) höher. Im Saarland bestehen sogar mit die höchsten Prävalenzen für Typ-2-Diabetes im Jahr 2017.
Tab. 5: Alters,- geschlechts- und morbiditätsadjustierendes Hochrechnungsverfahren: Typ-1-Diabe- tesprävalenz mit plausiblem Intervall für die Bundesländer und den Bund (modifiziert nach Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), 2019, S.111)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Arbeit zitieren
- Nancy Schrottge (Autor:in), 2022, Die Entstehung der Krankheit "Diabetes mellitus Typ 2" und ihre Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1324888
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