Die vorliegende Bachelorarbeit stellt die Frage nach einer besonderen Form der Psychotherapie, welche unter Zuhilfenahme von psychoaktiven Substanzen stattfindet – die psycholytische Therapie. Konkret befasst sie sich mit den Chancen, Risiken und Grenzen dieser substanzgestützten Therapie bei psychischen Störungen und konzentriert sich hierbei auf die posttraumatische Belastungsstörung sowie die depressive Episode. Dabei wird in der gesamten Arbeit ein besonderer Fokus auf die Substanzen MDMA, LSD sowie Psilocybin gelegt, sodass diese immer wieder als Beispiele herangezogen werden.
Das Thema rund um psychoaktive Substanzen und ihre therapeutische Anwendung erfreut sich eines zunehmenden Interesses, auch in den Medien spiegelt sich dies wider. Ob als print, digital oder analog – die Schlagzeilen scheinen sich nur so zu häufen. So titelt die Fachzeitschrift InFo Neurologie & Psychiatrie (2020) beispielsweise: „Innovativer Ansatz oder leichtfertiger Umgang mit Drogen?“, die Fortbildungszeitschrift DNP – Der Neurologe & Psychiater (2017): „Zurück in die Zukunft. Die psychedelische Medizin ist wieder da!“ und auch im Fernsehen laufen vermehrt Dokumentation und Talkrunden, wie beispielsweise im Wissenstalkformat ‚scobel‘ (2019) im 3sat unter der Frage: „Von der illegalen Droge zum Heilmittel: Werden psychedelische Substanzen wie LSD oder ‚Zauberpilze‘ schon bald als Arzneien gegen Depressionen, Angststörungen und Schmerzen eingesetzt?“. So heißt es dort: „Jetzt erhoffen sich Mediziner und Therapeuten von den Psychedelika einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung psychischer Leiden, vor allem im Kampf gegen die global ansteigenden Depressionserkrankungen“.
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Versuch einer geschlechtersensiblen Schreibweise
2. Begriffsbestimmungen
2.1 Substanz-unterstützte Psychotherapie (SPT)
2.1.1 Psychedelische Therapie
2.1.2 Psycholytische Therapie
3. Psychische Störungen
3.1 Posttraumatische Belastungsstörung
3.1.1 Therapie
3.2 Depressive Episode
3.2.1 Therapie
4. Psychoaktive Substanzen
4.1 Halluzinogene (Psychedelika)
4.1.1 Lysergsäurediethylamid (LSD)
4.1.2 N-dimethyltryptamin (Psilocybin)
4.2 Entaktogene (Empathogene)
4.2.1 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA)
4.3 Der Begriff ,Droge‘ und das Stigma
5. Die Substanz-unterstützte Psychotherapie
5.1 Geschichte der SPT
5.2 Prinzipien, Regeln und Abläufe der SPT
5.2.1 Regelkultur
5.2.2 Setting-Gestaltung
5.2.3 Prototypischer Ablauf
6. Chancen und Potential der SPT
6.1 (Katalytisches) Wirkungspotential
6.2 Forschung und Studien
6.3 SPT als Brücke zwischen Psychotherapie und Pharmakotherapie
7. Grenzen und Risiken der SPT
7.1 Stigmatisierung und gesellschaftliche Akzeptanz
7.2 Gesetzliche und bürokratische Hürden
7.3 Illegale Untergrundtherapien
7.4 Gesundheitliche Schäden
8. Fazit
Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Die vorliegende Bachelorarbeit stellt die Frage nach einer besonderen Form der Psychotherapie, welche unter Zuhilfenahme von psychoaktiven Substanzen stattfindet - die psycholytische Therapie. Konkret befasst sie sich mit den Chancen, Risiken und Grenzen dieser substanzgestützten Therapie bei psychischen Störungen und konzentriert sich hierbei auf die Posttraumatische Belastungsstörung sowie die Depressive Episode. Dabei wird in der gesamten Arbeit ein besonderer Fokus auf die Substanzen MDMA, LSD sowie Psilocybin gelegt, sodass diese immer wieder als Beispiele herangezogen werden.
Abstract
This bachelor's thesis examines a special form of psychotherapy that takes place with the help of psychoactive substances - the psycholytic therapy. Specifically, it deals with the opportunities, risks and limitations of this substance-assisted therapy for mental disorders, focusing on post-traumatic stress disorder and depressive episodes. Throughout the work, a special focus is placed on the substances MDMA, LSD and psylocibin, so that these are repeatedly used as examples.
I. Abbildungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
II. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Psycholytische Therapie? Der Begriff mag manch einem*einer nicht unbedingt sofort etwas sagen. Die vorliegende Bachelorarbeit richtet den Blick auf diese besondere Form der Psychotherapie, welche unter Zuhilfenahme von psychoaktiven Substanzen wie beispielsweise LSD, Psilocybin oder MDMA stattfindet.
Das Thema rund um psychoaktive Substanzen und ihre therapeutische Anwendung erfreut sich eines zunehmenden Interesses, auch in den Medien spiegelt sich dies wieder. Ob als print, digital oder analog - die Schlagzeilen scheinen sich nur so zu häufen. So titelt die Fachzeitschrift InFo Neurologie & Psychiatrie (2020) beispielsweise: „Innovativer Ansatz oder leichtfertiger Umgang mit Drogen?“, die Fortbildungszeitschrift DNP - Der Neurologe & Psychiater (2017): „Zurück in die Zukunft. Die psychedelische Medizin ist wieder da!“ und auch im Fernsehen laufen vermehrt Dokumentation und Talkrunden, wie beispielsweise im Wissenstalkformat ,scobel‘ (2019) im 3sat unter der Frage: „Von der illegalen Droge zum Heilmittel: Werden psychedelische Substanzen wie LSD oder ,Zauberpilze‘ schon bald als Arzneien gegen Depressionen, Angststörungen und Schmerzen eingesetzt?“. So heißt es dort: „Jetzt erhoffen sich Mediziner und Therapeuten von den Psychedelika einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung psychischer Leiden, vor allem im Kampf gegen die global ansteigenden Depressionserkrankungen“ (ebd.).
Die Fragen und Hoffnungen sind berechtigt, denn: der Bedarf an psychotherapeutischen Behandlungen ist riesig. So gehört beispielsweise die Depression zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt (vgl. BMBF, 2021). In einer Vielzahl von Ländern sind die psychoaktiven Substanzen wie LSD, MDMA oder Psilocybin allerdings verboten und fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. In Fachkreisen ist es kein Geheimnis, dass die entsprechende Gesetzgebung dahingehend politisch motiviert war und jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrte. Für Jahrzehnte lang, lag so die medizinische Forschung im Bereich der Substanz-gestützten Psychotherapie (SPT) in Deutschland und auch weltweit auf Eis, während der unkontrollierte Privatgebrauch jener Substanzen davon weitestgehend unbeeinflusst blieb (vgl. Grof, 2008). Langsam findet jedoch ein Umdenken statt und es kann aktuell von einer Art „Renaissance der psychedelischen Therapieforschung“ (Sessa, 2018, S. 96) gesprochen werden, was sich auch mit Blick auf die aktuelle Forschung zeigt. So wird beispielsweise erstmals auch in Deutschland zur Behandlung der therapieresistenten Depression eine klinische Studie mit Psilocybin vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. med. Gerhard Gründer gemeinsam mit der Charité Berlin als zweitem Prüfzentrum und der MIND European Foundation for Psychedelic Science als Projektpartner durchgeführt (vgl. Gründer, 2020). Der Studienstart und Start der Patient*innenrekrutierung fand im März 2021 statt. Die Studie trägt den Namen EPIsoDE1 und ist derzeit die weltweit größte Studie zur Therapie behandlungsresistenter Depressionen mit Psilocybin (vgl. Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, 2021). Forscherinnen sehen enorme Behandlungschancen. Doch welches Potential liegt dieser besonderen Therapieform wirklich inne? Wie sieht die therapeutische Wirksamkeit und der Nutzen von psychoaktiven Substanzen in der Psychotherapie hinsichtlich psychischer Störungen aus und vor was für Grenzen steht diese Therapieform, welche Risiken birgt sie? All diese Fragen schwingen beim Begriff der Psycholytischen Therapie mit und sollen in dieser Arbeit ihre Antworten finden.
Dafür werden nach dieser Einleitung in einem ersten Schritt zunächst die Begrifflichkeiten erklärt (Kap. 2). Das 3. Kapitel betrachtet dann psychische Störungen und konzentriert sich hierbei auf die Posttraumatische Belastungsstörung (Kap. 3.1) sowie die Depressive Episode (Kap. 3.2). Bevor sich der Blick auf die SPT richtet, sollen zum besseren Verständnis zunächst die zum Einsatz kommenden psychoaktiven Substanzen vorgestellt werden (Kap. 4). Hierbei wird sich auf Halluzinogene (Kap. 4.1) sowie Entaktogene (Kap. 4.2) konzentriert und ebenso herausgearbeitet was unter dem Begriff ,Droge‘ zu verstehen ist und das damit verbundene Stigma beschrieben. Das 5. Kapitel gibt dann eine Übersicht über die SPT und stellt den geschichtlichen Verlauf (Kap. 5.1) sowie Prinzipien, Regeln und Abläufe (Kap. 5.2) dieser vor. Im 6. Kapitel werden die Chancen und das Potential der SPT herausgearbeitet. Hierzu wird unter anderem ihr (katalytisches) Wirkungspotential (Kap. 6.1) beleuchtet und Forschung und Studien (Kap. 6.2) herangezogen. Bevor die Arbeit mit einem Fazit abschließt, untersucht das 7. Kapitel sowohl die Grenzen als auch Risiken der SPT.
1.1 Versuch einer geschlechtersensiblen Schreibweise
Vorab möchte ich erwähnen, dass mir bewusst ist, dass es keine gendergerechte Schreibweise als solches gibt, bei der sich alle Menschen angesprochen und entsprechend berücksichtigt fühlen. Auch bei vermeintlich genderneutralen Begriffen wie ,Personen‘ oder , Studierende4 können sexistische und rassistische Assoziationen einhergehen. Rassismus und auch Sexismus sind strukturell verankert und bilden sich auch in unserer Sprache ab. Sprache als solches löst zwar keine Ungleichheit, aber sie schafft Realitäten und beinhaltet Macht. Ich bin mir sicher, dass sie unser Denken und Handeln beeinflussen kann. In verwende in dieser Arbeit daher den Genderstern (*) und verzichte auf das generische Maskulinum. Der Genderstern und die dadurch entstehende Pause soll zudem aufzeigen, dass Geschlecht sozial konstruiert ist und soll hierbei nicht nur männliche und weibliche sondern auch nichtbinäre und diversgeschlechtliche Personen sichtbar machen. Anstelle des Wortes ,man‘ verwende ich Mensch (Bsp.: Wenn man- Mensch etwas zitiert). Wird in dieser Arbeit ein geschlechterspezifisches Wort verwendet dann lediglich da, wo die Arbeiten anderer zum Thema zitiert werden.
2. Begriffsbestimmungen
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit den Chancen, Risiken und Grenzen der substanzgestützten Therapie bei psychischen Störungen.
Da in der Literatur zur Therapie mit psychoaktiven Substanzen häufig verschiedene Begriffe auftauchen und diese teils synonym, teils nicht synonym Verwendung finden, soll hier einführend ein kurzer Überblick über die in der Literatur verwendeten Termini und deren (frühere) Unterscheidungen gegeben werden.
2.1 Substanz-unterstützte Psychotherapie (SPT)
Wie bereits der Name erkennen lässt, geht es bei der Substanz-unterstützten Psychotherapie, kurz SPT, um eine besondere Form der Psychotherapie, welche unter Zuhilfenahme von psychoaktiven Substanzen wie beispielsweise LSD, Psilocybin oder MDMA stattfindet.
Es geht um „die heilsamen Elemente einer psychotherapeutischen Behandlung unter Zuhilfenahme von LSD, Psilocybin und MDMA“ (Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 23). Dabei ist hervorzuheben, dass die Sitzungen, in denen psychoaktive Substanzen zum Einsatz kommen, hierbei immer eingeschlossen in eine umfangreiche psychotherapeutische Behandlung stattfinden (vgl. ebd.).
Die Herausgeber Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres verwenden in ihrem 2008 erschienenen Buch Therapie mit psychoaktiven Substanzen. Praxis und Kritik der Psychotherapie mit LSD, Psilocybin und MDMA die Bezeichnung Substanz-unterstützte Psychotherapie (SPT). Die psycholytische sowie psychedelische Therapie markieren sie hierbei als bedeutende Traditionslinien, welche einander mehr ähneln, als unterscheiden. „Hier wie dort werden die substanzinduzierten Erlebnisse durch psychotherapeutische Haltungen und Interventionen auf der Grundlage einer therapeutischen Beziehung gerahmt“ (S. 24). Der Begriff SPT fasst somit die beiden Therapieformen zusammen.
Dr. med. Peter Gasser, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, wurde 1997 Präsident der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie und ist seit dem Jahre 2014 dazu befähigt, beim Schweizerischen Gesundheitsministerium, Therapien mit LSD oder MDMA zu beantragen. Er spricht hierbei von einer Therapie mit Substanzen, welche das Bewusstsein erweitern, bekannt unter den Begriffen psycholytische und psychedelische Therapie, welche er hierbei synonym verwendet (vgl. Gasser, 2021).
Im aktuellen 7. Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2020, welcher einmal jährlich von akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik sowie der Deutschen Aidshilfe herausgegeben wird, findet beispielsweise der Begriff psychedelische Therapie Verwendung. Demnach untersuche die aktuelle Forschung hinsichtlich der psychedelischen Therapie, „inwiefern sich psychologische Krankheitsbilder durch die gezielte Veranlassung tiefer psychedelischer Erfahrungen lindern oder heilen lassen, indem psychedelischen Substanzen eine laufende psychotherapeutische Behandlung komplementieren“ (Fährmann & Wenner, 2020, S. 186).
Majic et al. sprechen von einer damaligen Trennung beziehungsweise Unterscheidung zwischen der eher überwiegend nordamerikanisch geprägten ,psychedelischen Therapie4 sowie der eher europäischen ,psycholytischen Therapie4. Was beide Verfahren eint, ist das Ziel, einer therapeutischen Wirkung unter bewusstem Einsatz von psychoaktiven Substanzen, eingebettet in einem expliziten therapeutischen Setting (vgl. 2017, S. 384). Heutzutage fänden eher Mischformen statt und „[d]ie frühere Unterscheidung zwischen ,psychedelischer‘ und ,psycholytischer Therapie‘ wurde mittlerweile verlassen“ (ebd., S. 390).
In dieser Arbeit wird der Begriff Substanz-unterstützte Psychotherapie (SPT) verwendet und versteht sich als Synonym für die Begriffe substanzgestützte Therapie bzw. substanzgestützte Psychotherapie.
Eine Trennung der Begriffe psycholytische Therapie sowie psychedelische Therapie findet in der vorliegenden Arbeit unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte demnach nicht statt. Lediglich da, wo die Arbeiten anderer zum Thema zitiert werden, wird die von den jeweiligen Autor*innen gewählte Terminologie übernommen.
Der Vollständigkeit halber soll im Folgenden dennoch kurz darauf eingegangen werden, worin hauptsächlich die damalige Unterscheidung zwischen dem psychedelischen sowie psycholytischen Ansatz lag.
2.1.1 Psychedelische Therapie
Humphry Qsmond, Pionier der LSD-Forschung in England sowie in den USA führte die Bezeichnung psychedelisch erstmals ein (griech. psyche = Seele und delos = offenbar) (vgl. Jungaberle & Verres, 2008, S. 43). Übersetzt heißt dies also soviel wie: die Seele enthüllend, die Seele offenbaren oder entfalten. Das Verfahren der psychedelischen Therapie arbeitete mit hochdosierten Gaben psychoaktiver Substanzen (vor allem von LSD) in einigen wenigen Sitzungen (vgl. Hofmann, 2001, S. 56 f). So wurde hinsichtlich der Behandlung mit LSD beispielsweise eine hohe Dosis definiert mit 300 pg bislOOO pg (vgl. Benz, 1989).
2.1.2 Psycholytische Therapie
Die Bezeichnung psycholytisch (griech. lysis = Auflösung, Auflösen von seelischen Spannungen und Konflikten) wurde geprägt von Ronald Sandison, einem englischen Therapeuten und Pionier der klinischen LSD-Forschung. Im Gegensatz zur psychedlischen Therapie, werden bei der psycholytischen Therpie mehrere Sitzungen mit vergleichweise meist niedrigen und mittleren Dosen an psychoaktiven Substanzen gestaltet (vgl. Hofmann, 2001, S. 56 f). Hinsichtlich der Behandlung mit LSD bedeutete dies eine Dosis zwischen 50 pg bis 300 pg (vgl. Benz, 1989).
3. Psychische Störungen
Das Wort , Störung ‘ impliziert, dass etwas ,gestört4, also nicht dem ,Normalzustand‘ entspricht. Doch was wird in einer Gesellschaft als ,normal‘ angesehen, was nicht? Was wird als psychische Störung definiert und ab wann gilt eine Person als psychisch krank? Diese Frage stellt sich auch Magdalena Stemmer-Lück in ihrem Buch Verstehen und Behandeln von psychischen Störungen und sagt hierzu:
Die Beantwortung dieser Frage ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, so vom Alter, vom Geschlecht, von der kulturellen und sozialen Umgebung, von gesellschaftlich bedingten Störungskonzepten, vom Zeitgeist sowie vom Gesundheitssystem. Auch kann sie von der subjektiven Befindlichkeit des Betroffenen, vom Krankheitserleben als auch von außen anhand von diagnostischen Kriterien beurteilt werden. (2009, S. 23)
Eine einheitliche, im Allgemeinen akzeptierte Definition psychischer Störungen, gibt es nicht. Vielmehr seien, nach Stemmer-Lück (ebd.) „die Definitionen [...] abhängig von den Perspektiven und Konzepten der Diagnostiker“. Es macht hier daher wenig Sinn, Definitionen von psychischer Störung zu diskutieren. Vielmehr soll hier deshalb die für den Begriff der psychischen Störungen wohl am ehesten konsensfähige Definition zitiert werden, welche im DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) zu finden ist:
Eine psychische Störung ist als Syndrom definiert, welches durch klinisch bedeutsame Störungen in den Kognitionen, der Emotionsregulation oder des Verhaltens einer Person charakterisiert ist. Diese Störungen sind Ausdruck von dysfunktionalen psychologischen, biologischen oder entwicklungsbezogenen Prozessen, die psychischen und seelischen Funktionen zugrunde liegen. Psychische Störungen sind typischerweise verbunden mit bedeutsamen Leiden oder Behinderung hinsichtlich sozialer oder berufs- /ausbildungsbezogener und anderer wichtiger Aktivitäten. Eine normativ erwartete und kulturell anerkannte Reaktion auf übliche Stressoren oder Verlust, wie z. B. der Tod einer geliebten Person, sollte nicht als psychische Störung angesehen werden. Sozial abweichende Verhaltensweisen (z. B. politischer, religiöser oder sexueller Art) und Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft sind keine psychischen Störungen, es sei denn, der Abweichung oder dem Konflikt liegt eine der oben genannten Dysfunktionen zugrunde. (American Psychiatric Association, 2015, S. 26)
DSM-5 sowie ICD-10 sind für psychische Störungen die gängigen diagnostisch - klassifikatorischen Systeme. Im Folgendem wird mit dem standardisiertem Klassifikationssystem zur medizinischen und psychiatrischen Diagnostik, dem International Classification of Diseases, kurz ICD-10 der WHO (2019) gearbeitet.
Herausgegeben wird die ICD-10 vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), eine untergeordnete Behörde des Bundesministeriums für Gesundheit (vgl. Hennicke, 2013). Seit dem 26. Mai 2020 gehört das DIMDI zum Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM.
Am 01. Januar 2022 soll die ICD-11 in Kraft treten. Über den konkreten Zeitpunkt einer Einführung der ICD-11 in Deutschland gibt es allerdings noch keine Aussagen (BfArM, 2021).
Kapitel V des ICD-10 trägt den Namen ,Psychische und Verhaltensstörungen4 und stellt für diese Arbeit den relevanten Teil dar. Es ist gegliedert in elf verschiedene Kategorien, wobei die Verschlüsselung durch Nennung des Buchstaben F, der Nummer der entsprechenden Kategorie sowie an einer weiteren Stelle für die Subkategorie erfolgt (vgl. ICD-10, 2019).
Im Zuge der SPT werden verschiedenen psychische Störungsbilder behandelt. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Angst und Depression sowie Abhängigkeitserkrankungen stellen die aktuell am besten evaluierten Indikationen für eine SPT dar (vgl. MIND Foundation, 2021). In Planung sind größere Studien, bzw. laufen diese teils bereits (vgl. S. 2).
Da es der Umfang einer Bachelorarbeit nicht zulässt auf alle genannten Störungsbilder hinsichtlich der SPT einzugehen, stehen im Fokus dieser Arbeit lediglich neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (explizit PTBS) sowie Affektive Störung (explizit Depressive Episode), welche folglich kurz beschrieben werden sollen.
3.1 Posttraumatische Belastungsstörung
Die PTBS wird im ICD-10 unter dem Kapitel ,Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen4 (F40-F48) geführt. Konkret unter F43.1, wobei F43 die Übergruppe ,Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen4 abbildet (vgl. ICD-10, 2019, S. 272).
Die frühere Bezeichnung der PTBS als ,Kriegsneurose4 lässt sich auf den ersten Weltkrieg zurückführen. Auch aufgrund der Auswirkungen des Vietnamkriegs, erfuhr die PTBS in den letzten Jahrzenten mehr Aufmerksamkeit und erhielt so ihre eigene, weitergefasste Kategorie und Bezeichnung (vgl. Köhler, 2017, S. 181 f.).
Charakterisiert ist die PTBS durch eine „verzögerte oder protrahierte Reaktion“ (ICD-10, 2019, S. 272), welche in Folge eines belastenden Ereignisses oder einer „Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß“ (ebd.) auftritt. Sogenannte Flashbacks oder Nachhallerinnerungen, Träume und/oder Albträume treten als typisches Kennzeichen einer PTBS auf, ebenso wie das Gefühl, emotional abgestumpft oder taub zu sein. Auch Suizidgedanken, Depression und Angst sind keine Seltenheit. Situationen oder Aktivitäten, welche ein Wiedererleben des Traumas verursachen könnten werden zudem gemieden, Gefühle von Gleichgültigkeit, Teilnahmelosigkeit, sowie Freudlosigkeit treten auf. Ebenso wie „ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung“ (ebd.).
3.1.1 Therapie
Die Fülle an traumatherapeutischen Verfahren ist groß. Sowohl verhaltenstherapeutische Therapien, tiefenpsychologische Traumatherapie oder Verfahren wie die EMDR- Methode sind gängig und zu empfehlen. Eine medikamentöse Behandlung ist eher selten und findet nur bei schwereren Einzelfällen statt (vgl. Prölss, Schnell, & Koch, 2019, S. 69).
SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren) können hier als Beispiel genannt werden und zeigen eine gut belegbare Wirksamkeit hinsichtlich der PTBS. Nichtsdestotrotz dürften die oben genannten Verfahren „einer reinen Pharmakotherapie überlegen sein; sie werden auch von der WHO als Therapie der 1. Wahl eingestuft“ (Köhler, 2017, S. 185).
3.2 Depressive Episode
Im ICD-10 wird die depressive Episode unter dem Kapitel ,Affektive Störungen4 (F30- F39) geführt, konkret unter F32. Unterschieden wird zudem zwischen einer leichten, mittelgradigen oder schweren depressiven Episode, je nach Schwere und Anzahl der Symptome. Diese äußern sich typischerweise in vermindertem Antrieb sowie verminderter Aktivität und einer gedrückten Stimmung. Fehlende Freude, Konzentration und Interesse, ebenso wie Müdigkeit, gestörter Schlaf und Appetitlosigkeit charakterisieren die depressive Episode. Zudem kommt es fast immer zu einer Beeinträchtigung des Selbstvertrauens sowie des Selbstwertgefühls, einhergehend mit dem Gedanken der Wertlosigkeit samt Schuldgefühlen (vgl. ICD-10, 2019, S. 266).
3.2.1 Therapie
Die Ursachen für eine depressive Episode können höchst unterschiedlich sein, ebenso wie ihre Behandlungsansätze. So findet eine pharmakologische Behandlung, insbesondere bei der schweren Episode, oftmals begleitend zu psychotherapeutischen Maßnahmen statt, vorzugsweise unter Einsatz von Antidepressiva. Als biologisch, somatische Verfahren lassen sich hier beispielsweise die Elektrokrampf- oder Lichttherapie nennen und auch psychotherapeutische Verfahren, wie psychoanalytische Therapien oder kognitive verhaltenstherapeutische Verfahren sind nicht selten (vgl. Köhler, 2017, S. 147 ff.).
4. Psychoaktive Substanzen
Wie der Name bereits verrät und zudem weiter oben in der Begriffsbestimmung schon erläutert wurde, spielen bei der SPT Substanzen, welche psychoaktiv wirken, eine tragende Rolle. Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres (2008) definieren diese wie folgt: „Terminologisch sind psychoaktive Substanzen solche Stoffe, die Wahrnehmung und Erleben verändern und damit auch einen akuten oder langfristigen Einfluss auf Orientierung und Handlungskompetenz von Menschen haben“ (S.23). Der Wirkstoff oder die Wirkstoffmischung kann sowohl auf synthetischer als auch auf pflanzlicher Grundlage basieren.
Der Mensch konsumierte bereits vor tausenden von Jahren psychoaktive Substanzen in den verschiedensten Formen um seine Stimmung, Wahrnehmung oder das Bewusstsein gezielt zu verändern (vgl. Scherbaum, 2019). So beispielsweise im Schamanismus oder weltweit in vielerlei anderer Kulturen und traditionellen Heilsystemen. Oftmals stammten diese Substanzen direkt aus der Natur (vgl. Oehen, 2008, S. 132). Psychoaktive Substanzen wurden in der Religion, Gesellschaft oder der Medizin zudem stets verschiedene Rollen zugewiesen (vgl. von Heyden, Jungaberle, & Majic, 2018, S. 26).
Das Wirkspektrum psychoaktiver Substanzen reicht von einem leichten, unterschwelligen Erleben, bis hin zur vollen Aufmerksamkeit des Menschen und kann sowohl positiv als auch negativ empfunden werden. Als positiv definiert werden beispielsweise das Erleben von mehr Empathie, Inspiration und Entspannung sowie eine angenehme Stimmungsveränderung. Zu den negativen Effekten können unter anderem Verwirrtheit, Angst und Verzweiflung gezählt werden, bis hin zu Bewusstseinsstörungen, Koma oder Tod. Die Art der Ausprägung des Erlebens hängt selbstverständlich von mehreren Faktoren ab. Nicht nur die Substanz samt ihrer Dosierung spielen eine Rolle, sondern auch in welcher psychischen sowie physischen Verfassung2 sich die konsumierende Person befindet und wie ihre Umgebung3 zum Zeitpunkt des Konsums aussieht (vgl. von Heyden, Jungaberle, & Majic, 2018, S. 4).
Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres (2008) betonen: „Ein mangelndes Verständnis für die Art und Weise der Wirkung solcher Substanzen ist ein Hauptgrund für viele Kontroversen über die Substanz-unterstützte Psychotherapie“ (S. 24).
Im Folgenden wird daher ein kurzer Überblick über die drei psychoaktiven Substanzen gegeben, welche im Zuge der SPT am häufigsten Anwendung finden und hinsichtlich der PTBS sowie Depressiven Episode zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um 3,4- Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA), Lysergsäurediethylamid (LSD) sowie N-dimethyltryptamin (Psilocybin).
Der Terminus psychoaktive Substanzen wird in dieser Arbeit wertfrei und synonym mit dem Begriff psychotrope Substanzen verwendet.
4.1 Halluzinogene (Psychedelika)
Die psychoaktiven Substanzen LSD sowie Psilocybin werden als Halluzinogene bezeichnet. In der wissenschaftlichen Literatur findet der Begriff Halluzinogene oftmals eine synonyme Verwendung mit dem der Psychedelika (vgl. von Heyden & Jungaberle, 2018, S. 669). Die Bezeichnung Halluzinogene entstand ursprünglich aufgrund der hervorgerufenen Halluzinationen, welche lange Zeit als charakteristische Wirkung der Substanzen galt. Allerdings treten „regelrechte (unkorrigierbare) Halluzinationen“ (Köhler, 2014, S. 22) tatsächlich eher selten auf, weshalb einige Autor*innen die Bezeichnung Psychedelika bevorzugt verwenden, um so von der Bezeichnung Halluzinogene Abstand zu nehmen. Psychedelika heißt so viel wie ,die Seele offenbarende4 und hebt so die Charakteristika der Wirkung eher hervor. Laut Köhler (2014) gelingt das Abkommen von der Bezeichnung Halluzinogene allerdings noch nicht allzu erfolgreich. Zudem ist im ICD-10 sowie DSM-IV weiter der Begriff Halluzinogene zu finden (vgl. S. 135).
Die Auswirkung von Halluzinogenen auf die menschliche Psyche und sein Verhalten sind sehr komplex und unterschiedlich. Grundsätzlich kann Mensch vereinfacht davon sprechen, dass Halluzinogene erheblich das menschliche Bewusstsein beeinflussen und dessen Funktionsweise sowie Qualität verändern. „Die Veränderungen betreffen die Sinneswahrnehmung, das Denken, die Stimmung und Affektverarbeitung sowie die Ich/Selbstwahrnehmung und deren Beziehung zur Umwelt“ (Vollenweider, 2008, S. 111).
4.1.1 Lysergsäurediethylamid (LSD)
LSD gilt als eine der bekanntesten psychedelischen Substanzen der Welt. Synthetisiert wurde die chemische Verbindung erstmals im Jahre 1938 vom Basler Forscher Dr. Albert Hofmann während chemischer Untersuchungen der Alkaloide des Mutterkorns (Pilz, welcher auf Süßgräsern wächst).
Hofmann gilt als Entdecker des LSDs und schrieb mehrere Werke, darunter auch eines seiner bekanntesten: LSD - mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer , Wunderdroge ‘ welches 1979 erstmalig erschien. Die halluzinogene Wirkung des LSDs wurde 1943, also erst 5 Jahre nach erstmaliger Entdeckung, durch einen unbeabsichtigten Rauschzustand als Selbstversuch durch Hofmann festgestellt und 1948 patentiert (vgl. Hofmann, 2001). In den darauffolgenden Jahren wurde LSD zunehmend für Forschungszwecke (Modellpsychose) eingesetzt und von der Firma Sandoz (in deren Auftrag Hofmann forschte) unter dem Handelsnamen ,Delysid‘4 sogar auf den Markt gebracht. „Ab den 1950er Jahren wurde LSD zudem widerholt als Hilfsmittel einer psychoanalytisch orientierten Psychotherapie untersucht“ (Scherbaum, 2019, S. 127) und kam im Zuge der psycholytischen Therapie in den 60er und 70er Jahren erfolgreich zum Einsatz. Zum therapeutischen Einsatz von LSD wurden etliche Studien durchgeführt. In den 60er Jahren spielte LSD zudem eine wichtige Rolle in der Partyszene. Kaum eine andere Droge lässt sich mit dem Lebensgefühl der 60er Jahre so verknüpfen wie LSD, weshalb es auch „als Mittel des Protests gegen eine technisierte Leistungsgesellschaft propagiert [wurde] (,Turn on, tune in, drop out‘ - Dr. Timothy Leary)“ (ebd.).
Grof (2008) bescheribt die Entdeckung des LSD mit folgenden Worten:
Die glückliche Fügung, die Albert Hofmann das LSD hatte entdecken lassen, war nicht weniger als der Anstoß zu einer Revolution gewesen. Für Forscher blieb das LSD in dieser aufregenden Ära das Zentrum der Aufmerksamkeit. Nie zuvor war eine einzige Substanz derart vielversprechend für eine solche Vielzahl von Interessensgebieten gewesen. (S. 380)
Durch diese Verbreitung des LSD, dessen ansteigenden und experimentellen Konsum der jüngeren Genration und den sich häufenden Zwischenfällen kam es allerdings dazu, dass 1967 zunächst die USA LSD verbot und es später auch weltweit als illegal erklärt wurde. So kam auch die psychedelische Forschung hinsichtlich LSD abrupt zum erliegen, wozu Grof sich wie folgt kritisch äußert:
Die darauf folgenden repressiven Maßnahmen auf administrativer, rechtlicher und politischer Ebene hatten sehr geringe Auswirkungen auf den Konsum von LSD und anderen Psychedelika als „Straßendroge“, führten aber zu einem drastischen Ende der legalen klinischen Forschung. (S. 382)
Wie bereits oben beschrieben wurde, gehört LSD zu der Gruppe der Halluzinogene. Die individuelle Wirkung von LSD kann sehr unterschiedlich ausfallen. Hierbei spielen neben der Dosis auch das, wie bereits auf Seite 10 beschriebene, Set und Setting eine wichtige Rolle. LSD verändert stark die Wahrnehmung und alle damit verbundenen Sinne. „Im LSD-High verschwinden die Grenzen zwischen dem erlebten Ich und der Außenwelt“ (Böckem, Jungaberle, Jork, & Kluttig, 2015, S. 277). So äußert sich die Wirkung, welche hier nur sehr verkürzt und wenig plastisch dargestellt werden kann, unter anderem in: Veränderungen des Sehens, Hörens, Denkens und Fühlens, intensivere Wahrnehmung von Farben sowie Geschmack, Gerüchen, Tönen und Berührungen, Sinnestäuschungen, Halluzinationen, verändertem Wahrnehmen von Raum und Zeit sowie verändertem oder auflösendem Erleben der Eigenen- oder Umweltwahrnehmung (vgl. ebd.).
Halluzinogene Substanzen wie LSD sind mit den körpereigenen Transmittern chemisch verwandt, sodass sie statt dieser an die „Rezeptoren anbinden und die Signalübertragung beeinflussen. LSD greift vornehmlich in das serotonerge Transmittersystem ein. Darüber hinaus beeinflusst es Synthese und Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin“ (Vollenweider, 2001, zitiert nach Passie & Dürst, 2008, S. 166). Je nach Dosis hält die Wirkung ca. sechs bis 11 Stunden an und tritt teilweise relativ zeitnah, üblicherweise aber in etwa 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme ein. Mögliche körperliche Nebenwirkungen sind Schwindel in Verbindung mit leichter Übelkeit, Anstieg der Temperatur als empfundene Hitzewallungen, Kälteempfinden und in eher seltenen Fällen eine leichte Steigerung der Herzfrequenz und des Blutdrucks (vgl. von Heyden & Jungaberle, 2018, S. 675 f.).
LSD gilt als nicht toxisch für den Körper und führt zu keiner körperlichen Abhängigkeit. Allerdings können sogenannte ,Horror- oder Bad-Trips‘ vereinzelt auftreten, welche sich dann durch einen Wechsel der Stimmung in Depression oder Angst, Verwirrtheit und Panik auszeichnen (vgl. Böckem, Jungaberle, Jork, & Kluttig, 2015, S. 277). Ebenso wichtig zu erwähnen ist die Gefahr einer möglichen Psychose bei entsprechender Veranlagung, beispielsweise bei Fällen von Schizophrenie in der Familie (vgl. Scherbaum, 2019, S. 131).
Abbildung 1 zeigt die Strukturformel, Anwendungsart (oral), handelsübliche Formen (Tabletten, Kapseln, Löschpapier, ,Microdots‘) sowie Synonyme (Acid, Säure, Pappen, Trips, Blotters, Blots) von LSD (vgl. Scherbaum, 2019, S. 125).
4.1.2 N-dimethyltryptamin (Psilocybin)
Das aus Pilzen der Gattung Psilocybe stammende Psilocybin fällt auch unter die Gruppe der Halluzinogene. Nach der Entdeckung des LSDs durch Albert Hofmann untersuchte 1950 eine Arbeitsgruppe unter Hofmanns Leitung ihm mitgebrachte Pilze aus Amerika. Es gelang ihnen so erstmalig den Wirkstoff Psilocybin zu isolieren sowie anschließend dessen synthetische Herstellung.
Ab den 60er Jahren wurde auch Psilocybin im Kontext der psycholytischen Therapie eingesetzt und war zeitweise als Medikament unter dem Namen ,Indocyn‘5 im Handel erhältlich. Die sowohl rituelle als auch medizinische Verwendung des Psilocybe-Pilzes reicht allerdings bis ins frühe Zeitalter der Azteken (14. Jahrhundert) zurück, was aufgrund von archäologischen Funden vermutet wird. Während der 50er und 60er Jahre fanden psychoaktive Pilze wie Psilocybin auch in der Partyszene anklang und wurden in den 90ern erneut bekannt unter dem Namen ,Magic Mushrooms‘ (vgl. Scherbaum, 2019, S. 159-161).
Vergleicht Mensch LSD mit dem schwächeren Psilocybin, so ist deren Wirkung (s. o.) grundsätzlich sehr ähnlich. Allerdings sollen „somatische Begleitsymptome [...] weniger ausgeprägt sein, statt Wahrnehmungsveränderungen mit Halluzinationen steht eher ein traumhaftes Erleben im Vordergrund“ (Köhler, 2014, S. 140).
Die Wirkung tritt üblicherweise nach ca. 20 - 30 Minuten ein und wird, „[i]m Gegensatz zu LSD von den meisten als sanfter, wärmer und weniger beängstigend erlebt“ (Scherbaum, 2019, S. 162). Die Wirkdauer von vier bis acht Stunden ist im Vergleich zu LSD nur etwa halb so lang, was es hinsichtlich der therapeutischen Anwendung besser steuerbar macht. Psilocybin gilt als wenig giftig und erzeugt keine körperliche Abhängigkeit (vgl. ebd., S. 163 f.). Körperliche Nebenwirkungen (ähnlich zu LSD beispielsweise Frieren, Schwindel und Übelkeit) sind in der Regel gering, dennoch besteht auch hier das Risiko eines ,Horror-Trips’ sowie einer Psychose bei Veranlagung (vgl. S. 13).
Abbildung 2 zeigt die Strukturformel, Anwendungsart (oral), handelsübliche Formen (Pflanzenteile, Pulver, Kapseln) sowie Synonyme (Magic Mushrooms, Pilze, Psilos) von Psilocybin (vgl. Scherbaum, 2019, S. 158).
4.2 Entaktogene (Empathogene)
Die psychoaktive Substanz MDMA fällt unter die Gruppe der Entaktogene. Als Synonym wird hierbei oftmals auch der Begriff Empathogene benutzt. Entaktogene können beschrieben werden als eine Art „Herzöffner“ (Scharfetter, 2008, S.10) oder mit den Worten „Kontakt mit dem Inneren Schaffende“ (Köhler, 2014, S. 144) sowie „das Innere berührend“ (von Heyden, 2018, S. 520). Der Neologismus Entaktogen geht auf das Jahr 1986 und den Pharmakologen David Nichols zurück. Das Synonym Empathogen „betont die interpersonelle Dimension der Wirkphänomenologie, die durch erhöhtes Einfühlungsvermögen, verminderte soziale Ängstlichkeit und taktiles Berührungsbedürfnis ausgezeichnet ist“ (ebd.).
Von den Halluzinogenen unterscheidet sich die Wirkung insofern, „als weniger sich visuelle Eindrücke verstärken und das Denken verändert wird, sondern vornehmlich die Kommunikation (mit seinem eigenen Inneren und mit anderen) erleichtert wird“ (Köhler, 2014, S. 144). Deswegen und auch wegen der Einzigartigkeit ihrer Wirkung, bilden sie eine eigene Substanzklasse und können weder als Halluzinogene, noch als gängige Psychostimulanzien charakterisiert werden (vgl. ebd.).
4.2.1 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA)
MDMA selbst kommt in der Natur nicht vor, sondern wird synthetisch hergestellt und wurde erstmals 1912 von der deutschen Firma Merck in Darmstadt in einer Patentschrift erwähnt (vgl. Scherbaum, 2019, S. 63). In den 1970er Jahren wurde die Substanz dann durch Dr. Alexander Shulgin und Dr. David Nichols wiederentdeckt und in den USA für therapeutische Zwecke hergestellt. Dort fand sie zwar legal aber dennoch nicht wissenschaftlich fundiert unterstützende Anwendung in der Psychotherapie. Mit Beginn der 80er Jahre entwickelte sich MDMA zu einer Art Freizeit- bzw. Partydroge. In Deutschland zunehmend in den 1990er Jahren im Kontext von Tanzveranstaltungen (Rave- und Technopartys). Aufgrund des immer mehr stattfindenden Missbrauchs von MDMA als Partydroge stufte die DEA (Drug Enforcement Administration) MDMA im Jahre 1986 als Schedule-1 -Droge6 in die höchste Gefahrenklasse ein, was zu einem weltweiten Verbot von MDMA führte (vgl. Böckem, Jungaberle, Jork, & Kluttig, 2015, S. 225). Hermle & Schuldt (2018) betonen:
MDMA gilt einerseits als vielversprechendes psychotherapeutisches Adjuvans in der Traumatherapie und andererseits aufgrund seiner globalen Verbreitung als potenziell gefährliche Partydroge. MDMA ist die am kontroversesten diskutierte psychoaktive Substanz der 1980er- und 1990er-Jahre. (S. 551)
Wie bereits oben beschrieben, zeichnet MDMA seine einzigartige entaktogene bzw. empathogene Wirkung aus. Individuelle Reaktionen können unterschiedlich ausfallen. Wobei, neben der Dosis, auch immer Set und Setting (vgl. S. 10) einen wichtigen Einfluss auf die Wirkung haben. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Selbstsicherheit, Stimmung, körperliche Leistungsfähigkeit, Selbst- und Fremdakzeptanz sowie Empathie und Kommunikationsfähigkeit durch den Konsum gesteigert werden. Außerdem besteht oftmals ein hohes Mitteilungsbedürfnis mit entsprechendem Rededrang, Nähebedürfnis in Verbindung mit Gefühlen von Zuneigung, Liebe und Mitgefühl (vgl. ebd., S. 551 f.).
MDMA bewirkt im Gehirn, dass der körpereigene Neurotransmitter Serotonin ausgeschüttet wird, ebenso wie Dopamin, Noradrenalin, Cortisol und das Bindungshormon Oxytocin.
Für gewöhnlich setzt die Wirkung nach ca. 30 - 60 Minuten ein und hält etwa vier bis sechs Stunden lang an. Als mögliche Nebenwirkungen können hier genannt werden Überhitzung, Kieferkrämpfe, Zähneknirschen und Herzrasen.
Anders als bei LSD oder Psilocybin können nach der Einnahme von MDMA Nachwirkungen in Form von Angstattacken oder Depressionen (welche sich bei regelmäßigem Gebrauch in seltenen Fällen auch chronifizieren können) auftreten, welche sich auf die Leerung des Serotoninspeichers zurückführen lassen (vgl. Köhler, 2014, S. 146 ff.). Hinsichtlich kognitiver Defizite und Langzeitschäden findet sich in der Literatur widersprüchliches, was hier aber seine Erwähnung finden soll und muss, ist die womögliche Schädigung am serotonergenen System durch regelmäßigen und/oder hochdosierten Konsum:
Tierexperimentelle Untersuchungen bei Ratten und Primaten ergaben seit 1985 Hinweise, dass MDMA nach wiederholten hohen Dosen neurotoxische Effekte auf zentrale sertonerge Neurone haben kann. Inwiefern diese präklinischen Effekte auf den Menschen übertragbar sind, ist ungeklärt. (Hermle & Schuldt, 2018, S. 551)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 zeigt die Strukturformel, Anwendungsart (oral), handelsübliche Formen (Tabletten, Kapseln, Pulver, Kristalle) sowie Synonyme (E, X, XTC, Adam, Love-Drug) von MDMA (vgl. Scherbaum, 2019, S. 62).
4.3 Der Begriff ,Droge‘ und das Stigma
Wenn wir über die SPT und die damit verbundenen psychoaktiven Substanzen sprechen, so muss sich der Blick auch auf den Begriff ,Droge‘ richten. Nach der Definition der WHO gilt als Droge jede Substanz, welche Funktionen in einem lebenden Organismus verändert. Droge wird als psychoaktive Substanz, also einem Stoff beschrieben, welcher Einfluss auf das zentrale Nervensystem nimmt. Demzufolge sind Drogen alle Stoffe, welche nach ihrer Einnahme die Funktionen oder Strukturen im menschlichen Organismus durch ihre chemische Zusammensetzung verändern. Diese Veränderungen äußern sich vor allem in den Empfindungen der Stimmung, der Sinne, der Wahrnehmung, dem Verhalten, dem Bewusstsein oder anderen psychischen Bereichen (vgl. Barsch, 2016, S. 29).
Bei einigen Drogen geht der deutsche Staat von einer potentiellen Gefahr für die Gesellschaft und das Individuum aus, weshalb er diese Substanzen für steuerungsbedürftig hält und sie daher in legale sowie illegale Drogen unterteilt (vgl. Schmidt-Semisch, 2001, S. 124).
Zu den legalen Drogen werden in Deutschland Nikotin, Koffein, Alkohol, Schnüffelstoffe und bestimmte rezeptfreie Medikamente gezählt. Diese Substanzen werden staatlich reguliert, das bedeutet, dass der Handel, Kauf, Besitz, sowie der Konsum erlaubt sind. Zudem sind beispielsweise Alkohol und Tabak im Allgemeinen in der Gesellschaft akzeptiert, da sie seit Jahrtausenden zur deutschen Kultur gehören.
Als illegale Drogen bezeichnet werden all jene Substanzen (dazu zählen auch die in der SPT zum Einsatz kommenden und in dieser Arbeit beleuchteten Substanzen MDMA, LSD und Psilocybin), deren Besitz, Konsum oder Handel im Betäubungsmittelgesetz geregelt ist. Sie fallen unter die restriktive Gesetzgebung, sind daher verboten und werden durch das BtMG7 und weitere Gesetze strafrechtlich behandelt (vgl. Bilke-Hentsch & Leménager, 2019, S. 26).
Von einer gesellschaftlichen Akzeptanz hinsichtlich des Konsums illegaler Drogen kann demzufolge nicht gesprochen werden. Zudem ist der Begriff Droge (hierbei wird oftmals zunächst nur an illegale Drogen und nicht etwa an Alkohol oder Tabak gedacht) und Drogenkonsum durchaus negativ konnotiert und Nutzer*innen psychotroper Substanzen werden nach wie vor stigmatisiert (vgl. Thesing, 2017, S. 43; Schmidt-Semisch & Dollinger, 2018, S. 34).
Stigmatisierung kann als Prozess beschrieben werden, bei welchem ausgehend von einem expliziten Merkmal (beispielsweise einer Suchterkrankung) Menschen etikettiert werden, Ausgrenzung erfahren, mit einem negativen Stereotyp assoziiert werden und dementsprechend Diskriminierung erfahren. So kann Stigmatisierung in verschiedensten Formen auftreten:
Sie wird vom Einzelnen erlebt, befürchtet oder durch Geheimhaltung und sozialen Rückzug vermieden. Stigmatisierung findet nicht nur im Kontakt zwischen Menschen statt (öffentliches Stigma), sondern zeigt sich auch in diskriminierenden Strukturen und Regeln (strukturelles Stigma). Persönliche stigmatisierende Einstellungen können zur Abwertung anderer Menschen, aber auch zur Selbststigmatisierung führen, wenn eine Person sich mit eigenen Suchtproblemen auseinandersetzen muss. (Schomerus et al. 2017, S. 3)
Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit äußert sich, im Zuge der aktuell durchgeführten klinischen Studie EPIsoDE, zum Begriff Droge wie folgt:
Der Begriff Droge wird im allgemeinen Sprachgebrauch oft in einer ängstlichen oder warnenden Weise verwendet, wenn damit Substanzen gemeint sind, die im Gegensatz zu Alkohol, Nikotin oder Kaffee illegal sind. Im weiteren und fachlichen Sinn werden als Droge aber alle psychoaktiven Substanzen bezeichnet, also Stoffe, die die Wahrnehmung und das Erleben verändern, was wiederum zur Veränderung von Verhaltensweisen führen kann. (2021)
Viele Menschen haben häufig ein schlechtes Bild von illegalen Drogen, welches mit ,auf die schiefe Bahn geraten4 assoziiert wird, gemalt in den Farben böse, schlecht und verderbend. Wer illegale Drogen konsumiert, der zerstöre am Ende sein Leben, schlimmer noch er rutsche über kurz oder lang in die Abhängigkeit und wird süchtig (vgl. Böckem, Jungaberle, Jork, & Kluttig, 2015, S. 9). Walter (2018) spricht hierbei über ein, im 20. Jahrhundert entstandenes, „Negativbild des Süchtigen, das den gesellschaftlichen Blick auf Drogenkonsumenten bis heute beeinflusst“ (S. 51).
Laut Hausmann (2019) findet der Begriff ,Droge‘ zudem allgemein in der Öffentlichkeit eine eher undifferenzierte Verwendung. In der Fachliteratur wird der Begriff zunehmend durch die Bezeichnungen ,psychoaktive‘ oder ,psychotrope Substanz4 ersetzt (vgl. S. 11). So sprechen auch von Heyden, Jungaberle, & Majic in ihrem Buch Handbuch Psychoaktive Substanzen (2018) bewusst von dem Begriff ,psychoaktive Substanzen‘, da dieser, ihrer Meinung nach, der neutralste Begriff darstellt und er aktuell „fast ohne pejorativen Beiklang auszukommen [scheint]“ (S. 4). Die Bezeichnung macht einen Unterschied, auch hinsichtlich des gesellschaftlichen Diskurses über Drogen und dessen Stigma, wie Jungaberle et al. (ebd.) deutlich machen:
Ob psychoaktive Substanzen als Drogen, Rauschgifte, Entheogene, Suchtmittel, Betäubungsmittel, Betäubungsgifte, Genussgifte oder psychotrope Substanzen bezeichnet werden macht einen Unterschied. In der verwendeten Sprache spiegeln sich tiefgreifende Einstellungen und Praktiken. Sie prägen eine am Defizitären und an Pathologien orientierte Weltsicht und sind zugleich Ausdruck unbewusst wirkender Mentalitäten. Deren Ursprung liegt beispielsweise in der Leibverachtung theistischer Religionen, aber auch in radikalen Forderungen der Aufklärung nach einem ausschließlich rationalen Menschsein. Wissenschaft ist dem Gebot der Reflexivität verpflichtet. Sie möchte sich erkenntnistheoretischer und sprachlicher Prämissen bewusst werden, die ihren Gegenstand verzerren. (S. 3 f.)
5. Die Substanz-unterstützte Psychotherapie
Das folgende Kapitel soll einen Überblick über die Substanz-unterstützte Psychotherapie geben. Wie schon zu Beginn unter dem Gliederungspunkt der Begriffsbestimmung benannt, verwende ich in dieser Arbeit den Begriff SPT als Akronym für die Substanzunterstützte Psychotherapie, wobei der Begriff Substanz, entsprechend des angewandten Therapeutikums, jeweils ausgetauscht werden kann (MDMA-unterstützte Psychotherapie, LSD-unterstützte Psychotherapie usw.). Unter Gliederungspunkt 2 wurde bereits ein kurzer Einblick in die Geschichte der SPT gegeben, welche hier nochmals kurz benannt werden soll. Darüber hinaus wird die SPT als solches beleuchtet und ihre Prinzipien, Regeln und Abläufe dargestellt.
5.1 Geschichte der SPT
Der Gebrauch und die Einnahme von psychoaktiven Substanzen wie beispielsweise das Psilocybin, aufgenommen durch Pilze, kann in der Menschheitsgeschichte in den verschiedensten Kulturen Jahrtausende zurückverfolgt werden. Ob in indigenen Heilritualen oder anderen spirituell, kulturellen Traditionen (vgl. Grof, 2008, S. 377).
Seit dem 20. Jahrhundert interessierte sich auch die westliche Medizin für das therapeutische Potenzial dieser Stoffe. So lassen sich die die Anfänge der SPT in den 40er Jahren verorten und gehen auf Albert Hofmann und seine Entdeckung von LSD zurück (vgl. S. 11 f). Die Anwendung psychoaktiver Substanzen als Hilfsmittel in der Psychotherapie nahm damit seinen Aufschwung. So wurde die SPT „[a]ls eine Therapieform, die sich weniger einer einzelnen überragenden Gründerfigur als der Expertise vieler Kliniker verdankt“ (Jungaberle & Verres, 2008, S. 45) in den 50er Jahren durch die Arbeit von verschiedenen, voneinander unabhängig arbeitenden Klinikern entwickelt.
Als herausragende Persönlichkeiten der klinischen Anwendung von Halluzinogenen in Europa gelten Ronald Sandison (1954), Jan Bastiaans (1987; 2000), Stanislav Grof (1995) und Hanscarl Leuner (1981). Unter den Pionieren in Nordamerika sind unter anderem Namen zu nennen wie Humphrey Osmond und Oscar Janiger. (ebd., S. 43)
So eröffnete beispielsweise Ronald Sandison 1955 die weltweit erste Einrichtung bezüglich der klinisch-therapeutischen Anwendung von LSD in Großbritannien, in welcher LSD-unterstützte Psychotherapie mit bis zu fünf Patient*innen zeitgleich stattfinden konnte. Auch Psilocybin wurde verabreicht, wenngleich Sandison die Verwendung von LSD befürwortete (vgl. Sessa, 2018, S. 86).
Allein zwischen den Jahren 1950 - 1966 entstanden weltweit über 2000 wissenschaftliche Publikationen über LSD und dessen therapeutische, sichere und effektive, Wirkung (vgl. ebd., S. 89).
In den 60er Jahren häufte sich der Konsum von Psilocybin sowie LSD außerhalb des therapeutischen Kontextes, beispielsweise in der Partyszene (vgl. S 12). In Folge dessen „wurde auch die psychotherapeutische Verwendung von LSD, Psilocybin und anderer Substanzen weltweit verboten, wobei sich die europäische Gesetzgebung relativ unkritisch an der US-amerikanischen orientierte“ (Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 39).
1960 gründete sich die ,Europäische Ärztliche Gesellschaft für psycholytische Therapie4 (EPT) im Zuge eines in Göttingen stattfindenden europäischen Symposiums (mit Expert*innen & Forscherinnen aus sieben europäischen Ländern, unter Anderem der Tschechoslowakei, England, Österrreich, Italien und der Schweiz) welche ihre Tätigkeit aber aufgrund des Verbots der Halluzinogene und dementsprechend die damit ebenso verbotene Forschung 1971 wieder einstellen musste (vgl. Leuner, 1981, S. 26). Während diesem, von Hanscarl Leuner geleiteten, Kongress, schlug Ronald Sandison erstmals den Begriff der psycholytischen Therapie vor (vgl. Sessa, 2018, S.88). Worin die in den 60er Jahren entstandene Unterscheidung zwischen dem psychedelischen sowie psycholytischen Ansatz besteht, wurde bereits zu Beginn in der Begriffsbestimmung erläutert (vgl. S. 5 f.).
Auch die mediale Berichterstattung hatte ihren Einfluss im Geschehen. So häuften sich in den Medien fälschliche Berichte, unter anderem von chromosomalen Schäden, welche durch LSD entstehen würden (was nachweislich widerlegt wurde). Sessa (2018) beschreibt die 1970er und 1980er Jahre als „Mittelalter der psychedelischen Medizin“ (S. 90) und hebt zudem hervor:
Der rekreationale Gebrauch dieser Substanzen und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Umbrüche veranlassten Regierungen dazu, gegen die ihrer Auffassung nach durch LSD verursachte Unordnung vorzugehen. Eine jahrzehntelange positive Praxis mit Psychedelika wurde effektiv diskreditiert. Die Öffentlichkeit - und eine ganze Generation von Ärzten - erfuhren nur von den aufgebläht dargestellten Gefahren der Psychedelika, ohne eine Erwähnung der Relevanz dieser Substanzen für die Entwicklung der modernen Psychiatrie. Ab Ende der 1970er-Jahre verharrte die Allgemeinheit in dem Glauben, LSD sei nichts weiter als ein altmodischer Fehler aus der Vergangenheit. (ebd.)
Der Imageschaden, auch aufgrund der negativen Berichterstattung der Medien hinsichtlich der Psychedelika, war nicht mehr ungeschehen zu machen und sollte der SPT und Forschung noch für die kommenden 30 Jahre im Wege stehen (ebd.). Stanislav Grof (1981) sieht die starke Beeinträchtigung vor allem „durch die Existenz eines Schwarzen Marktes, durch die unbeaufsichtigten Selbstversuche, durch die Sensationspresse und durch unvernünftige legislative Maßnahmen“ (S. 55). Grof selbst leitete in den letzten 50 Jahren mehr als 4.000 therapeutische Sitzungen unter Zuhilfenahme psychoaktiver Substanzen. Hinsichtlich der damaligen Drogenpolitik und dessen einschränkenden sowie verzerrten Diskurses und der Tatsache, dass LSD-unterstützte Psychotherapie sich damals im Vergleich zur oftmals angewandten Elektroschock-Therapie als deutlich sicherer erwies, macht er nochmals deutlich:
Dessen ungeachtet bezogen die Gesetzgeber, die auf die nicht überwachte Massenanwendung der Psychedelika reagierten, ihre Informationen nicht aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen, sondern aus den Meldungen sensationshungriger Journalisten. Die rechtlichen und verwaltungstechnischen Sanktionen gegen Psychedelika verhinderten nicht, dass Laien damit experimentierten, aber sie beendeten jegliche legale wissenschaftliche Forschung an diesen Substanzen. Für diejenigen unter uns, die das Privileg hatten, das außergewöhnliche Potenzial der Psychedelika zu erforschen und zu erfahren, war dies ein tragischer Verlust für die Psychiatrie, die Psychologie und die Psychotherapie. Wir empfanden es so, dass diese unglücklichen Entwicklungen die wichtigste Chance in der Geschichte dieser Disziplinen zunichte machten. Wäre es möglich gewesen, eine verantwortliche Forschung an den Psychedelika weiter zu betreiben und die unsinnige Massenhysterie zu vermeiden, hätten diese unzweifelhaft die Theorie und Praxis der Psychiatrie verändern können. (Grof, 2008, S. 384)
Nichtsdestotrotz gab es auch nach dem Verbot noch Menschen, die sich um die SPT und dessen Forschung kümmerten und sich stets bemühten, den therapeutischen Wert der psychoaktiven Substanzen zu untersuchen (vgl. Widmer, 2013, S. 23f; Broocks, 2020, S.11). „Einige psychedelische Therapeuten praktizierten weiter im Untergrund und wieder andere erforschten andere, noch legale Stoffe“ (Sessa, 2018, S.91). So fand mit der Entdeckung des MDMAs während der 70er Jahre auch diese Substanz ihren Weg in die Psychotherapie und Forschung. Trotz der Bemühungen, MDMA „als legale Substanz in der klinischen Praxis zu bewahren“ (ebd.) nahm auch die MDMA-unterstützte Psychotherapie ein schnelles Ende. Denn als auch MDMA sich mit Beginn der 80er Jahre immer mehr zu einer Art Freizeit- bzw. Partydroge entwickelte und die Substanz von der DEA als Schedule-1-Droge in die höchste Gefahrenklasse eingeordnet wurde, kam auch ihre Verwendung innerhalb der Psychotherapie infolge der weltweiten Illegalisierung der Substanz zum Erliegen (vgl. S. 15 f.).
Die SPT konnte aufgrund dieser Illegalisierung und der damit verbundenen Unterdrückung der legalen Forschung viele Jahre nur im Verborgenen stattfinden, was zur Folge hatte, dass es dahingehend auch nur wenig adäquate Therapeut*innen gab. Jungaberle & Verres (2008) merken diesbezüglich an: „Die Konzeption der SPT hat sich seit den 70er Jahren hauptsächlich in Untergrund- Publikationen von illegal arbeitenden Therapeuten weiterentwickelt“ (S. 45).
Eine besondere Rolle in der Geschichte der SPT spielt die Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT). Die SÄPT formierte sich aus einer Gruppe von Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen im Jahre 1985 mit dem Ziel, die SPT als Behandlungsverfahren in der Praxis zu ermöglichen und dahingehend auch qualifizierte Therapeut*innen auszubilden. Auf der Grundlage von früheren Arbeiten von Hanscarl Leuner, Jan Bastiaans sowie Stanislav Grof war es fünf Therapeut*innen der SÄPT von 1988 bis 1993 erlaubt mit den Substanzen LSD und MDMA in ihren Praxen Einzel- und Gruppenpsychotherapien durchzuführen. Möglich war dies nur aufgrund einer Ausnahmebewilligung des Schweizerischen Bundesamt für Gesundheit (BAG) (vgl. Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 22; Gasser, 1996). Ungefähr 170 Patient*innen wurden im Zeitraum dieser fünf Jahre in ca. 1000 ganztägigen Sitzungen behandelt. Peter Gasser (1996) beschreibt die hauptsächlich positiven Ergebnisse (Nachuntersuchungen nach 19 Monaten zeigten, dass ca. 90% der Patient*innen gute oder minimale Besserungen erlebten) dieser Behandlungen in einer follow-up Untersuchung. Im Zuge dessen fand zudem weltweit erst- und einmalig von 1989 bis 1992 in der Schweiz ein entsprechendes Ausbildungsprogramm hinsichtlich der Anwendung von psychoaktiven Substanzen in der Psychotherapie statt (vgl. Gasser, 2008, S. 352).
Mit dem Ende der 90er Jahre begann sich das vorangegangen beschriebene repressive Klima mehr und mehr zu lockern. Seit dem Jahr 2000 lässt sich eine Wiederaufnahme hinsichtlich der therapeutischen Forschung mit psychoaktiven Substanzen beobachten, worauf in Kapitel 6.2 noch näher eingegangen wird. So bildeten sich beispielsweise namenhafte Zentren wie die University of New Mexico, das McLean Hospital in Harvard, die Johns Hopkins University, die Bristol University in Großbritannien und das Imperial College London, welche die Forschung allesamt vorantrieben (vgl. Sessa, 2018, S. 94).
In Deutschland stellt ein wesentlicher Teil „der Renaissance der psychedelischen Forschung“ (Doblin & Davis, 2008, S. 364) das bereits zu Beginn dieser Arbeit erwähnte und oft verwendete Werk Therapie mit psychoaktiven Substanzen. Praxis und Kritik der Psychotherapie mit LSD, Psilocybin und MDMA von den Herausgebern Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres dar. Es erschien im Jahre 2008 und wird häufig als „Referenzpunkt für die Renaissance der psychedelischen Therapieforschung“ (Sessa, 2018, S. 96) gesehen.
Zusammenfassend lässt sich angesichts der Geschichte der SPT ihr Niedergang vielmehr politisch als therapeutisch begründen, wenngleich ein Widererleben stattfand, dessen Chancen, Risiken und Grenzen in dieser Arbeit folglich noch dargestellt werden. Sessa (ebd.) nennt hinsichtlich der Wiederaufnahme der Psychotherapieforschung mit psychoaktiven Substanzen auch die Veränderung des sozialpolitischen Klimas und macht unmissverständlich deutlich: „Jetzt, im 21. Jahrhundert, ist psychedelische Forschung wieder fest etabliert“ (S. 98).
5.2 Prinzipien, Regeln und Abläufe der SPT
Unter dem Gliederungspunkt der Begriffsbestimmung wurde bereits kurz angerissen, was unter der SPT zu verstehen ist. In diesem Kapitel soll sich das Verständnis hinsichtlich der SPT konkretisieren und daher genauer beleuchtet werden, wie die Prinzipien, Regeln und Abläufe dieser aussehen.
Sprechen wir von einer SPT, so ist weder die Rede von einer Pharmakotherapie noch von einer Art ,Psychotherapie +‘. Es geht um viel mehr als das, um eine Kombination dieser beiden, die letztlich mehr sein soll, als die Summe ihrer Teile. Aufgrund der vorausgegangenen Forschung der letzten Jahrzehnte gibt es unter den Praktiker*innen, welche mit psychoaktiven Substanzen in der Psychotherapie gearbeitet haben größtenteils klare Vorstellungen davon, was die Vorrausetzungen für eine SPT und dessen Behandler*innen sind und nach welchen Grundprinzipien diese ablaufen soll. Dennoch treten auch immer wieder deutlich unterschiedliche Meinungen zwischen manchen Therapeut*innen auf, etwa hinsichtlich der Frage nach Einzel- oder Gruppentherapie oder der Anzahl der beteiligten Therapeut*innen.
Im deutschsprachigen Raum wurde die Erfahrung größtenteils von der SÄPT in den Jahren 1988 - 1993, durch die auf Seite 23 bereits beschriebene Ausnahmegenehmigung, gesammelt und auf Grundlage dessen von Henrik Jungaberle & Rolf Verres (2008) im Rahmen einer im Jahre 2004 durchgeführten qualitativen Studie eine Art Regelkatalog bzw. Regelkultur für die SPT entwickelt (vgl. S. 41 - 110).
Die SÄPT bietet zudem mit einem 2018 entworfenen Konzept (Weiterbildung zur Begleitung von Menschen in Substanz-induzierten, veränderten Bewusstseinszuständen (Psycholyse)) eine entsprechende Weiterbildung hinsichtlich der SPT an. Diese dauert in der Regel drei Jahre und setzt sich aus folgenden Inhalten zusammen: geschichtliche Aspekte der SPT, Umfeld und Rechtliches, Pharmakologische, medizinische und neurobiologische Aspekte, Psychologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Aspekte, Psychotherapeutische Kompetenzen der Therapeut*innen, Medizinisches und psychologisches Screening der Patient*innen, Rahmen + Inhalte der Sitzungen, Krisensituationen und deren Bewältigung, Nicht-pharmakologische Methoden zur Induktion veränderter Bewusstseinszustände und Gebrauch von veränderten Bewusstseinszuständen in anderen Kontexten, praktische Erfahrungen + Selbsterfahrung und praktische Erfahrungsbildung, Peergruppe/Evaluationssitzungen sowie Selbststudium (vgl. SÄPT, 2018).
Für den englischsprachigen Raum gab die Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS8 ) ein umfassendes Manual heraus (letzte Aktualisierung im Mai 2017), welches sich auf die Behandlung der PTBS mit MDMA bezieht, sich aber nahezu gänzlich ebenfalls auf eine Behandlung mit Psilocybin übertragen lässt. Das Manual beschreibt unter Anderem Regeln bezüglich der Ein- und Ausschlusskriterien für die Auswahl der Patient*innen, die notwendigen Vorerfahrungen der Therapeut*innen und das Verhalten dieser vor, während und nach der SPT, sowie die geeigneten psychoaktiven Substanzen (vgl. Mithoefer, 2017).
Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres (2008) fassen hinsichtlich der SPT zusammen:
1. Die SPT ist ein tiefenpsychologisch und neurowissenschaftlich orientiertes Psychotherapieverfahren.
2. Mit einer bestimmten Anzahl von Substanzsitzungen sollen implizite neuronale Erregungsmuster aktiviert und therapierelevante Erlebensmuster angeregt werden.
3. Die substanzinduzierten Erlebnisse sollen innerhalb des psychotherapeutischen Prozesses integriert werden, d.h. für eine dauerhafte Veränderung beim Patienten verfügbar gemacht werden.
4. Die Defizit- und die Ressourcenperspektive stehen in der therapeutischen Arbeit gleichberechtigt nebeneinander. (S. 34)
5.2.1 Regelkultur
Abbildung 4, 5 und 6 geben einen tabellarischen Überblick über die von Jungaberle & Rolf (2008) entworfene „Regelkultur in der Substanz-unterstützten Psychotherapie“ (S. 49 - 51) welche sich in vier Klassen einteilen lässt:
1. Ein- und Ausschlusskriterien für die Auswahl von Patienten (inkl. Indikationsstellung)
2. Regeln bei der Wahl der therapeutischen Substanzen
3. Regeln für die Vorbereitung des Therapeutenverhaltens vor und während der Substanz-unterstützten Sitzungen
4. Regeln für die Unterstützung des Patientenverhaltens (ebd., S. 48)
Ob eine SPT für Patient*innen in Frage kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. So ist eine der Grundvoraussetzungen der SPT, dass diese in einen bereits bestehenden therapeutischen Prozess bzw. eine therapeutische Beziehung eingebettet wird und dieser/diese sowohl vor der Substanzsitzung besteht als auch danach weitergeführt wird. Zudem muss eine vertrauensvolle, therapeutische Beziehung aus Sicht der Therapeut*innen vorliegen und ggf. der/die Lebenspartner*in oder engste Bezugsperson in den Prozess einbezogen werden (vgl. Jungaberle & Verres, 2008, S. 51 f.).
Bei der Auswahl spielen nicht nur diagnostische Kriterien eine Rolle (Psychotiker*innen sowie Menschen mit Borderline-Diagnose sind bspw. ausgeschlossen) sondern auch die persönliche psychosoziale Situation des Menschen (vorhandenes stabiles Umfeld, sicheres Netz, Lebenssituation). Letztlich kommt zu diesen beiden Faktoren „eine adaptive, einzelfallbezogene Entscheidung“ (ebd., S. 53) der Therapeut*innen hinzu, bei der auch die Intuition eine tragende Rolle spielt.
Auch die vorhandene Einstellung und Motivation der Patient*innen hinsichtlich ihrer Haltung bzw. der Bereitschaft und dem Willen zur Veränderung werden als Teil der Ein- und Ausschlusskriterien benannt (vgl. ebd., S. 54).
Bei der Wahl der Substanz lässt sich grundsätzlich sagen, dass MDMA vor LSD benutzt wird, bzw. bei mehreren Sitzungen mit MDMA begonnen wird. Zum einen da LSD in seinem Wirkspektrum als eher anspruchsvollere Substanz gilt, zum anderen aufgrund der langen Wirkung. Die Dosierung (sowie die Möglichkeit einer Nachdosierung) orientiert sich anhand des Körpergewichts der Patient*innen und wird transparent sowie dialogisch ausgehandelt, wenngleich das letzte Wort hier den Therapeut*innen obliegt (vgl. ebd., S. 54 - 56).
Auch für das Verhalten und die Haltung der Therapeut*innen, welche die SPT durchführen, gibt es verschiedene Regeln, die zu beachten sind. So ist bspw. Grundvoraussetzung eine therapeutische Selbsterfahrung mit psychoaktiven Substanzen, die Sitzungsgestaltung muss entsprechend reflektiert werden, bei problematischen Patient*innen ggf. auch durch Unterstützung in Form von Supervision oder Intervision. Zudem sollte eine Krisenvorbereitung getroffen werden, bspw. durch das Sicherstellen medizinischer Wirkstoffe bei möglichen Panikattacken. Die Therapeut*innen selber nehmen keine Substanz während der Sitzung ein, um so die Sicherheit zu gewähren und treten sichtbar als verantwortungsvolle Sitzungsleiter*innen auf. Hierbei darf es selbstverständlich zu keinerlei Machtmissbrauch, Manipulation o.ä. ausgehend von den Therapeut*innen kommen und mögliche Grenzüberschreitungen dahingehend müssen reflektiert werden. Ebenso wichtig und unabdingbar ist eine entsprechende Vorbereitung der Patient*innen auf die Substanzsitzung. Hierbei wird versucht das Set (vgl. S. 10) möglichst gut zu formen, das Setting (vgl. S. 10), Regeln, Abläufe und Wirkweisen der Substanz werden besprochen sowie Ängste und Erwartungen thematisiert (vgl. ebd., S. 56 - 58).
Zur Unterstützung des Patient*innenverhaltens lassen sich Regeln vor, während und nach der Substanzsitzung aufzählen. So gehören unter anderem die innerliche Vorbereitung auf die Sitzung durch die Patient*innen mittels vorheriger Auseinandersetzung wichtiger biografischer Themen und Einhaltung diätischer Regeln (leichte Kost, kein Alkoholkonsum vor- und nachher) zur Vorbereitung.
Auch während der Sitzung gilt es den Konsum von Alkohol, Kaffee und Nikotin zu unterlassen und den Raum (außer für die Toilette) nicht zu verlassen. Die Therapeut*innen müssen während der Sitzung als therapeutische Autorität anerkannt werden, es wird achtsam miteinander kommuniziert und der Fokus sollte stets auf dem eigenen Spüren und Erleben liegen.
Nach der Substanzsitzung kann es sinnvoll sein sich von einer Bezugsperson abholen zu lassen, bei welcher Mensch sich sicher fühlt, Stress und Belastungen sind absolut zu vermeiden. Es sollte danach zudem keine neue sexuelle Beziehung eingegangen werden (als mögliche Nachwirkung und damit mögliche Fehlentscheidung). Eine besondere Wichtigkeit wird der abschließenden Nachbereitung zugesprochen, bei der die Sitzung am nächsten Tag reflektiert wird (vgl. ebd., S. 58 - 60). Jungaberle & Verres (2008) betonen hierbei: „Hier bilde sich bereits die Integrationsfähigkeit der Patienten“ (S. 60).
5.2.2 Setting-Gestaltung
„Der Kontext, in dem psychedelische Behandlungen stattfinden, ist entscheidend für deren akute Effekte sowie die therapeutische Wirksamkeit“ (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, 2021). Die Setting-Gestaltungen der SPT können unterschiedlich aussehen. So kann der Zeitrahmen der Substanzsitzung einen Tag, ein Wochenende oder eine Woche betragen. Auch der örtliche Rahmen kann variieren, so können die Sitzungen innerhalb einer Klinik, der Praxis, im eigenen oder angemieteten Haus stattfinden. Bei der Raumgestaltung sollte jedoch immer darauf geachtet werden, dass es einladend und freundlich wirkt und keine kahle, kalte Klinikatmosphäre vorherrscht. Hierbei kann mit verschiedenen Lichtquellen gearbeitet werden, welche Wärme ausstrahlen und vermitteln. Zudem sollte neben bequemen Sitzmöglichkeiten auch die Möglichkeit zum Liegen gegeben sein. Auch die Gruppenstruktur kann variieren. Die Substanzsitzung kann sowohl einzeln als auch in Klein- und Großgruppen durchgeführt werden und wird in der Regel durch eine*n zweite*n Therapeut*in unterstützt (vgl. Jungaberle & Verres, 2008, S. 64 - 66).
5.2.3 Prototypischer Ablauf
Im Folgenden soll ein prototypischer Ablauf einer Substanzsitzung aufgezeigt werden. Die zwischen den Jahren 1988 - 1993 durchgeführten Substanzsitzungen durch die SÄPT wurden hauptsächlich in Form einer „Drei-Tages-Sitzungsgestaltung, in der Regel als therapeutisches Wochenende“ (Jungaberle & Verres, 2008, S. 60) durchgeführt und wird hier exemplarisch als Beispiel benutzt.
Das Wochenend-Setting beginnt mit dem Freitag und einer Vorbereitung der Substanzsitzung, bei welcher die Befindlichkeiten der Patient*innen, ihre generelle Lebenssituation (welche Themen beschäftigt die Person aktuell) sowie offene Fragen, Konflikte oder Ängste im Fokus stehen. Am zweiten Tag, dem Samstag, findet dann die Substanzsitzung statt. Diese lässt sich nach dem Einstieg in die Sitzung (bspw. durch eine Gesprächsrunde) und der Einnahme der Substanz in drei Phasen gliedern: der aufsteigenden-, Haupt- sowie absteigenden Phase (vgl. ebd., S. 62). Die am Anfang dieser Arbeit typisch beschriebenen Wirkweisen der Entaktogene & Halluzinogene entfalten sich in der Hauptphase, Jungaberle & Verres (2008) betonen hierbei:
Während der Hauptphase der Substanzwirkung besteht die Aufgabe der Gruppenleiter in Begleitung, Orientierung und Vertiefung der Einzelprozesse - und zwar in Richtung von Ressourcenaktivierung, Problemaktualisierung, aktiver Hilfe zur Problembewältigung und motivationaler Klärung. (S.75)
In dieser Hauptphase der Sitzung können dann verschiedene Interventionen durch die Therapeut*innen eingeleitet werden, wie beispielsweise Interaktions- oder Expressionsübungen, körpertherapeutische- oder Integrationstechniken etc. (vgl. ebd., S. 69). Ein genauerer Überblick über diese Interventionen gibt Abbildung 7. Abbildung 8 verdeutlicht den stattfindenden Therapieprozess und das Zusammenspiel aus den therapeutischen Interventionen, also den Handlungen in Form der oben genannten Beispiele in Zusammenhang mit markanten Abschnitten / Wendepunkten im Therapieverlauf, sprich der Prozessgestaltung. Jungaberle & Verres (2008) machen hierzu deutlich:
Durch die Aktualisierung dieser Wirkfaktoren und deren Aufgreifen und Einübung im weiteren Therapieverlauf (Memorierung, Widerstandsbearbeitung, Neuinterpretation von Erfahrungen usw.) wird die Substanz-Sitzung dann selber zu einem therapeutischen Wirkfaktor - und zwar als bedeutsamer Abschnitt im Therapieprozess, durch den sich die Übertragungsbeziehung oder der Umgang mit Widerstand qualitativ verändern können. (S. 76)
Dem Einleiten von Integrationsschritten wird in der Hauptphase eine besondere Bedeutung zugeschrieben. So betonen Jungaberle & Verres (2008) ausdrücklich: „Die erfolgreiche therapeutische Verwertung substanzinduzierter Erfahrungen - und oft auch deren Erinnerung - erfordert Integrationsarbeit“ (S. 85). Eine erfolgreiche Integration ist demnach Ziel der SPT und kann wie folgt beschrieben werden:
Integration kann als ein Prozess beschrieben werden, bei dem eine Person aktiv und adaptiv auf die körperlichen, psychischen und sozialen (An)forderungen einer Substanzerfahrung reagiert - in diesem Fall insbesondere auf die Anforderungen in einer Psychotherapie: sich sozialen Problemen und ungeliebten Persönlichkeitsinhalten stellen, negativ bewertete Emotionen ertragen, produktive Kontakte zum Therapeuten und der Gruppe knüpfen und Verhaltensänderungen außerhalb des Therapiekontextes entwickeln. Die Therapiesitzungen sind für die Patienten eine Lernumgebung, in der integrative Strategien im Umgang mit den dort erlebten Substanzerfahrungen angeregt werden. (ebd.)
Die Substanzsitzung schließt am 2. Tag mit einem klar markierten Ende ab (oftmals gibt es im Anschluss noch ein gemeinsames Essen). Am dritten Tag, dem Sonntag, findet die Nachbereitung der Substanzsitzung statt, welche einen bedeutenden Teil hinsichtlich des oben beschriebenen Integrationsprozesses ausmacht (vgl. ebd., S. 79).
6. Chancen und Potential der SPT
Fährmann & Wenner (2020) betonen im aktuellen 7. alternativen Drogen- und Suchtbericht: „Der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland sollte ein Interesse daran haben, die mit psychedelischer Therapie verbundenen Potentiale zu nutzen“ (S. 190). Namenhafte Pioniere der SPT wie Stanislav Grof oder Henrik Jungaberle, Peter Gasser, Jan Weinhold und Rolf Verres sind sich einig darüber, „dass Halluzinogene und Empathogene in einer Weise benutzt werden können, dass ihr Nutzen ihre Risiken weit übertrifft“ (2008, S. 40). In diesem Kapitel sollen die Chancen und das Potential der SPT vorgestellt werden. Hierbei wird das Augenmerk auf das (katalytische) Wirkungspotential der Substanzerfahrung gelegt, die aktuelle Forschung sowie Studien hinsichtlich des therapeutischen Einsatzes von psychoaktiven Substanzen und die SPT als Brücke zwischen Psychotherapie und Pharmakotherapie beleuchtet.
6.1 (Katalytisches) Wirkungspotential
„Heute sehe ich im LSD einen hochwirksamen unspezifischen Verstärker oder Katalysator der biochemischen und neurophysiologischen Vorgänge im Gehirn“ (Grof, 1981, S. 67).
Die Wirkweisen der psychoaktiven Substanzen MDMA, LSD und Psilocybin wurden zu Beginn dieser Arbeit bereits vorgestellt. In Kombination und verwendet als Hilfssubstanz für die Psychotherapie in Form der SPT, eröffnen sie ein riesen großes Potential. Grof gilt als Pionier der SPT, das obige Zitat ist mittlerweile 40 Jahre alt, der Begriff Katalysator oder katalytische Wirkung taucht in der Literatur zur SPT dennoch immer wieder auf. Jungaberle & Verres (2008) sprechen von einer „katalytische[n] Wirkung der Substanzerfahrung mit LSD oder MDMA mit ihren über Stunden währenden Explorationen ästhetischer, biografischer, interaktioneller und transpersonaler Inhalte“ (S. 67). Auch Gasser (2017) spricht von LSD als Katalysator für psychische Entwicklung aufgrund der intensiven Erfahrung: „Die Patienten erleben eine Horizont- und Bewusstseinserweiterung“ (S. 12). Diese erlebten Erfahrungen rufen eine psychische Veränderung hervor. „Deshalb geht es danach darum, das Erfahrene zu besprechen, zu verstehen und in den Alltag zu integrieren“ (ebd.).
Peter Oehen erhielt im Jahre 2004 in der Schweiz eine Bewilligung für eine MDMA- Studie bei Patient*innen mit PTBS und beschreibt die Substanzen ebenfalls als Katalysatoren psychischer Prozesse, welche es ermöglichen psychische Krankheiten zu verarbeiten, aufzulösen und zu heilen. Gerade MDMA führt durch sein Wirkspektrum zu einer schnellen Entängstigung und verbessert die therapeutische Beziehung (vgl. 2021). Oehen (2008) betont hierbei: „In vielen Fällen brachte MDMA den therapeutischen Prozess erst richtig in Gang. Infolge der Steigerung der Gefühlswahrnehmung eignet sich MDMA besonders gut, um den Umgang mit Gefühlen zu erlernen und zu verbessern“ (S. 138). So ermöglicht es die SPT bei einigen Patient*innen in kurzer Zeit Schritte im therapeutischen Prozess zu machen, welche vorher über Jahre und Jahrzehnte nicht möglich waren. Grof (2008) betont:
Diese Substanzen fungieren als unspezifische Verstärker. Sie verstärken die „Kathexis“, die energetische Aufladung, die mit den tief unbewussten Inhalten der Psyche verknüpft ist, und machen sie damit der bewussten Verarbeitung zugänglich. Diese einzigartige Eigenschaft der Psychedelika ermöglichte es, psychologische Unterströmungen, die sowohl Erfahrung als auch menschliches Verhalten beherrschen, in einer Tiefe zu studieren, die in der anerkannten Psychiatrie und Psychologie durch keine andere verfügbare Methode in annähernd ähnlicher Weise herbeigeführt werden konnte oder kann. Diese Eigenschaft der Psychedelika, das tief Unbewusste zugänglich zu machen, bietet zusätzlich herausragende Möglichkeiten, emotionale und psychosomatische Störungen zu heilen, eine positive Wandlung der Persönlichkeit zu erwirken und das Bewusstsein zu entwickeln. (S. 384)
Die Substanzen können als eine Art Türöffner betrachtet werden, sowohl bezüglich der Wahrnehmung, dem Denken als auch hinsichtlich der Emotionen. Diese Öffnung ermöglicht es dann, dass der Mensch aus Blockierungen oder Verhaltensmustern austreten, sie neu zusammensetzten und entsprechend entblockieren kann. So ermöglicht LSD beispielsweise diese anschließende neue Organisierung gerade durch seine Wirkung von auflösenden Körpergrenzen (vgl. Gasser, 2021). Die SÄPT sagt hierzu: „Substanzen wie MDMA, LSD und Psilocybin schaffen eine neue Verbindung zum eigenen Erlebten. Sie erlauben es, aufkommende traumatische Erinnerungen und Ängste anders zu durchleben, diese neu zu bewerten und zu integrieren“ (2021, 06:31).
Das Vertrauen kann durch ein erlebtes Trauma (beispielsweise durch einen Autounfall oder Folter) geschädigt werden. Der Mensch kommt aufgrund dessen in ein Unvertrauen. MDMA hebt diese Vertrauenssperre auf und setzt hinsichtlich einer PTBS direkt dort an. Bei einer Traumatisierung wird die Erinnerung unvollständig im Gehirn abgelegt, es bleibt im Arbeitsspeicher des Gedächtnisses hängen und wird bei bestimmten Reizen erneut aktiviert und erlangt dadurch eine erneute Qualität von Hier und Jetzt des Erlebten. MDMA hilft dem Gehirn zu entkrampfen, das Furchtzentrum wird deaktiviert und somit kann das Trauma erneut verstoffwechselt und in geordneter Form abgelegt werden (vgl. Passie, 2021).
Der Thalamus beschreibt im Gehirn eine Art Umschaltstation. Dort ist die Verbindung zwischen dem was ein Mensch mit den Sinnen erfährt und was durch den Thalamus an die Hirnrinde (dort finden komplexere Funktionen von Denken und Erfahrungen statt) weitergeleitet wird. Bei einem Trauma ist dieser Thalamus in einem ständigen Alarmzustand und arbeitet zu viel. MDMA schafft es diese Thalamusaktivität wieder zu normalisieren. Die Substanzen MDMA, LSD und Psilocybin fördern zudem die Verbindungsdichte zwischen den Nervenzellen. Je mehr Verbindungen zwischen den Nervenzellen bestehen, desto komplexer und besser kann das Gehirn arbeiten. Bei einer Depression nimmt diese Dichte beispielsweise ab, weshalb sich der Einsatz einer SPT hier ebenso empfiehlt und als neue Chance angesehen werden kann (vgl. Gasser, 2021). Jungaberle & Verres (2008) machen hinsichtlich des Wirkungspotentials der Halluzinogene und Entaktogene abschließend deutlich: „Ziel ist es, die Substanzerfahrung zu einer Ressource für die angestrebte Veränderung beim Patienten zu machen. [...] Es ist erstens möglich, dass durch Einsicht oder Katharsis während der Substanzwirkung ein nachhaltiger, transformativer Effekt entsteht“ (S. 86).
6.2 Forschung und Studien
Die Geschichte und der damit verbundene Stillstand hinsichtlich der SPT und ihrer Forschung wurde im vergangenen 5. Kapitel dargelegt. Nach Grof (2008) ist die „potenzielle Bedeutsamkeit von LSD und anderen Psychedelika für die Psychologie und Psychiatrie vergleichbar mit dem Wert, den z.B. das Mikroskop für die Biologie und Medizin hat, oder etwa das Teleskop für die Astronomie“ (S. 384). Sessa (2018) spricht von einem veränderten medizinischen Blickwinkel und hebt hervor: „In der verlöschenden Glut des ,War On Drugs‘ kann der therapeutische Wert psychedelischer Substanzen unmöglich weiter ignoriert werden“ (S. 98). Mit Blick auf die Forschung, aktuellen Studien und dessen Ergebnissen zeigt sich genau das. Weltweit ist das Interesse an Studien mit dem Einsatz von psychoaktiven Substanzen in der Psychotherapie wieder entfacht: „Durch den Fokus auf objektive wissenschaftliche Daten haben neurowissenschaftliche Studien das Ansehen gegenwärtiger Forschung gehoben und im breiteren Mainstream Akzeptanz für den Forschungsbereich erzielt“ (ebd.).
So war der therapeutische Nutzen von psychoaktiven Substanzen auch auf der Konferenz ,DrugScience 2017‘9, welche vom 7. bis 9. September 2017 in Berlin am Campus der Charité Mitte stattfand, ein großes Thema. Initiiert wurde diese unter anderem von namenhaften Größen im Bereich der SPT wie Maximilian von Heyden, Tomislav Majic und Henrik Jungaberle. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (damals noch Marlene Mortler) befürwortete die Konferenz ebenfalls und gestaltete das Grußwort (vgl. FINDER e.V., o. D.). „Die dort diskutierten Substanzen zur Unterstützung der Psychotherapie reichten von Psilocybin über LSD bis hin zu Ayahuasca, einem psychedelisch wirkenden Pflanzensud aus Amazonien“ (Majic, et al., 2017, S. 12). Nichtsdestotrotz ist hervorzuheben, dass „[d]ie Wiederaufnahme der psychedelischen Forschung [...] aufgrund der fehlenden finanziellen Unterstützung durch Behörden, Stiftungen oder Pharmaunternehmen, die medizinische Forschung üblicherweise fördern, ein langsamer Prozess [war]“ (Doblin & Davis, 2008, S. 364).
Zwei große Zentren haben sich hinsichtlich der Forschung zum therapeutischen Einsatz von psychoaktiven Substanzen etabliert, zum einen am Imperial College London, zum anderen an der Johns Hopkins Universität in den USA (vgl. Fährmann & Wenner, 2020, S. 187). Auch die SÄPT forscht aktuell aufbauend nach einer bereits von 2008 bis 2012 stattgefundenen Pilotstudie unter der Leitung von Peter Gasser über die Sicherheit und Wirksamkeit von LSD-unterstützter Psychotherapie bei Patient*innen mit lebensbedrohenden, körperlichen Erkrankungen und Angstsymptomatik. Das Forschungsprojekt wurde Ende April 2017 für den Zeitraum von 2017 bis 2021 von den zuständigen Behörden bewilligt. „Als Phase II Studie könnte dieses Projekt auch Teil einer zukünftigen Zulassung für LSD als registriertes Medikament sein“ (SÄPT, 2017). Die Rekrutierung der Studie wurde erfolgreich abgeschlossen und ihre Behandlungsphase läuft aktuell noch bis Ende 2021 (vgl. SÄPT, 2021).
Auch in Deutschland wird erstmalig zur Behandlung der therapieresistenten Depression eine klinische Studie (EPIsoDE) mit Psilocybin vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. med. Gerhard Gründer gemeinsam mit der Charité Berlin als zweitem Prüfzentrum und der MIND European Foundation for Psychedelic Science als Projektpartner durchgeführt. Der Studienstart und Start der Patient*innenrekrutierung fand im März 2021 statt. Der Abschluss des gesamten Projekts findet voraussichtlich im Jahr 2023/2024 statt (vgl. Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, 2021).
Insbesondere in den USA lässt sich bereits ein enormer Erfolg hinsichtlich einer MDMA- sowie Psilocybin-unterstützten Psychotherapie verzeichnen. Aufgrund der vielversprechenden Phase-II-Studien wurden die beiden Substanzen von der Arzneimittelbehörde FDA entsprechend als ,Breakthrough Therapy Designation4 eingestuft (dies ermöglicht ein abgekürztes Zulassungsverfahren). Die FDA stimmte zudem einer Phase-III-Studie zu, sowohl an Zentren in den USA, Kanada sowie Israel. Phase-III-Studie bedeutet in diesem Kontext der letzte Schritt vor einer Zulassung als Medikament, bzw. „für die medikamentenunterstützte Psychotherapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)“ (Klein, 2017, S. 12). Somit stellt sich auch in Deutschland die Frage nach einer Legalisierung in den nächsten Jahren. Die SÄPT äußert sich hierzu wie folgt:
Seit 2017 stuft die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA MDMA- und Psilocybin- gestützte Therapien als Durchbruchstherapien ein. Derzeit finden in den USA und der EU klinische Phase-III-Studien statt. Die Zulassung von MDMA und Psilocybin als Medikament könnte bis ca. 2025 erfolgen. (2021, 20:04)
„LSD, Psilocybin und MDMA zeigen in einem kontrollierten wissenschaftlichen Setting ein relativ gutes Sicherheitsprofil und eine gute Verträglichkeit“ (Majic, et al., 2017, S. 391). Die von Majic et al. (2017) zusammengestellte Übersicht über verschiedene Studien mit Einsatz von psychoaktiven Substanzen in der Psychotherapie (Abbildung 9) zeigt dies nochmals und macht zudem das Wirkungspotential der SPT deutlich. So zeigt sich beispielsweise bezüglich einer Psilocybin-gestützten Psychotherapie in der Phase-I- Pilotstudie von Carhart-Harris et al. aus dem Jahre 2015 hinsichtlich der schweren depressiven Episode eine deutliche Reduktion der depressiven Symptome nach einer Woche sowie drei Monaten. „Bei 2/3 der Patienten wurde ein Ansprechen (Response) auf die Behandlung berichtet, das bei 58 % noch nach 3 Monaten nachweisbar war. 42 % (N = 5) befanden sich auch nach 3 Monaten noch in Remission“ (ebd., S. 389). Die zwei großen Studien von Mithoefer et al. aus dem Jahre 2011 sowie 2013 hinsichtlich einer MDMA-unterstützten Psychotherapie ergaben, dass 83 % der Patient*innen nach der Behandlung nicht mehr die Kriterien einer PTBS erfüllten. Auch nach 3,5 Jahren zeigten sich bei 74 % der Patient*innen immer noch eine deutliche und vor allem stabile Reduktion der typischen PTBS-Symptome (vgl. ebd.).
Die von der Non-Profit Organisation MAPS in South Carolina durchgeführte Phase-II- Studie (Ende 2010 bis Anfang 2016) zur MDMA-unterstützten Psychotherapie bei PTBS zeigte ein ähnliches Outcome: sechs von sieben Patient*innen (86 %) erfüllten nicht mehr die Symptome einer PTBS (vgl. Deutsches Ärzteblatt, 2018, S. 327). Auch die bisherigen Ergebnisse aus der Phase-III-Studie lassen eindeutig darauf schließen, dass eine MDMA- unterstützte Psychotherapie eine wirksame Behandlungsform für die PTBS darstellt. So qualifizierten sich 67% der Teilnehmenden (nach drei MDMA-gestützten Therapiesitzungen) nicht mehr für eine PTBD-Diagnose und ganze 88% erlebten eine klinisch bedeutsame Verringerung der Symptome. Mit einer Zulassung der FDA rechnet und hofft MAPS im Jahre 2023 (vgl. MAPS, 2021).
Die SPT und ihre wissenschaftliche Reflexion stehen sowohl in Deutschland als auch im internationalen Raum gewiss vor einer ansehnlichen Karriere. Sessa (2018) hebt hervor: „Unter Berücksichtigung der Geschwindigkeit jüngster klinischer Forschung sind wir offensichtlich inmitten einer psychedelischen Renaissance, und das Beste kommt noch“ (S. 98). Und auch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (2021) blickt hinsichtlich ihrer aktuellen Studie und der Etablierung der SPT positiv in die Zukunft: „Zum jetzigen Zeitpunkt und bei entsprechend positiven weiteren Studienergebnissen könnte es zwischen 5 und 10 Jahren dauern, bis die psychedelische Therapie allgemein verfügbar ist“. Abschließend lässt sich dennoch sagen, dass definitiv mehr Studien nötig sind:
Um die vielen Fragen zum optimalen Setting, zur Dosierung und Einbettung in die Psychotherapie, der richtigen Patientenselektion sowie der Kurz- und Langzeitsicherheit zu beantworten, sind auch in der psychedelischen Medizin heute größere randomisiert- kontrollierte Studien guter Qualität gefordert. (Klein, 2017, S. 12)
6.3 SPT als Brücke zwischen Psychotherapie und Pharmakotherapie
Die SPT unterscheidet sich von pharmakologischen Behandlungen, ebenso wie von anderen Psychotherapieverfahren. Um ihr Potential nutzen zu können, braucht es Genehmigungen für den legalen, medizinischen Gebrauch der Substanzen. In Anbetracht des vorangegangenen Kapitels könnten Psilocybin und MDMA perspektivisch in den nächsten Jahren in den USA als Arzneimittel zugelassen werden. Das medizinische Potential, welches sich hinsichtlich der SPT damit eröffnet, scheint immens. So könnte die SPT auch als eine Art Brücke zwischen Psychotherapie und Pharmakotherapie fungieren. Beispielhaft soll hier das Bild eines*einer Patientin mit depressiver Episode herangezogen werden. Diese*r wird exemplarisch behandelt von einem*einer Psychotherapeutin und ist zudem bei einem*einer Psychiaterin, aufgrund der Medikation (beispielsweise mit einem Antidepressivum, in Behandlung. Erkrankt ein Mensch an einer psychischen Störung, erfolgt die Behandlung mitunter durch unterschiedliche Therapeut*innen. Kommunikation oder ein Austausch dieser untereinander erfolgt oftmals kaum. Bei der SPT hingegen werden psychotherapeutische und pharmakologische Wirkmechanismen kombiniert:
In der Behandlung von psychischen Störungen stehen Psychotherapie und Pharmakotherapie häufig wenig systematisch nebeneinander [...]. Im Gegensatz dazu stellt die substanzunterstützte Psychotherapie den Versuch dar, beide Methoden in einem systematischen Konzept der gegenseitigen Bezugnahme miteinander zu verbinden. (Majic, et al., 2017, S. 384)
Passie (2021) sieht in der SPT zudem einen deutlichen Vorteil gegenüber der Pharmakotherapie. So können Entaktogene und Halluzinogene ein deutlich höheres Potential der Heilung innehaben als andere Medikamente. Er begründet dies wie folgt: Die Entwicklung von Medikamenten ziele oftmals primär darauf ab, einzelne Symptome zu vermindern, nicht aber dazu, dass im Kern der Person Heilungsprozesse stattfinden können. Genau hier setzt die SPT an, wirkt dem mit den in Kapitel 6.1 beschriebenen Wirkungspotential entgegen und macht eine fundamentale heilende Wirkung möglich. Auch Weinhold (2008) hebt hierzu hervor: „Im Vergleich zur Pharmakotherapie, in der Symptome verringert werden sollen, geht es hier um das Hervorbringen psychischer Inhalte, um diese sekundär therapeutisch zu bearbeiten“ (S. 316). Hinsichtlich der Einnahme von Antidepressiva vs. SPT und bezugsnehmend auf das oben genannte Beispiel (Patient*in mit depressiver Episode) äußern Fährmann & Wenner (2020): „Im Gegensatz zu klassischen Antidepressiva, die in der Regel täglich einzunehmen sind, und nur die Symptome der Erkrankungen lindern, zielt psychedelische Therapie auf die Bekämpfung der Grundursachen der Depression“ (S. 187). Die beiden nennen zudem noch einen weiteren Vorteil der SPT gegenüber herkömmlicher Antidepressiva. Die Chance, welche sich durch die SPT auftut, kann hier bezüglich der Nebenwirkungen von Antidepressiva gesehen werden. So dürften „deren Nebenwirkungen diejenigen eines kontrollierten Einsatzes psychedelischer Arzneimittel in aller Regel übersteigen“ (ebd., S. 189).
7. Grenzen und Risiken der SPT
Halluzinogen-unterstützte Psychotherapie ist in mancher Hinsicht ein Unikum: Sie ist wohl das einzige Heilverfahren, das durch das Gesetz verboten ist; und das einzige, das nicht erlernt werden darf, aber von jedem Unkundigen leicht missbraucht werden kann; und schliesslich das einzige, bei dem in der fachlichen wie in der öffentlichen Diskussion zwischen dem sorgfältigen legalen Gebrauch lege artis und dem Missbrauch noch so wenig unterschieden wird. (Baumann 1986, S. 2202)
Diese Aussage von Peter Baumann liegt mittlerweile über 30 Jahre zurück und dennoch ist sie nach wie vor aktuell. In diesem Kapitel sollen Grenzen und Risiken der SPT aufgezeigt werden. Diese reichen von der Stigmatisierung und der fraglichen gesellschaftlichen Akzeptanz hinsichtlich der SPT und psychoaktiven Substanzen, über die Gesetzeslage, bis hin zu illegalen Untergrundtherapien und möglichen gesundheitlichen Schäden und werden folgend genauer beleuchtet.
7.1 Stigmatisierung und gesellschaftliche Akzeptanz
In Kapitel 4.3 wurde der (oftmals undifferenziert genutzte) Begriff ,Droge‘ und dessen Stigmatisierung innerhalb unserer Gesellschaft deutlich beleuchtet. Die dort benannten Punkte und der Blick auf psychoaktive Substanzen wirken sich auch auf die SPT aus und stellen diese dahingehend, nach wie vor, vor Grenzen. So kämpft die SPT auch heute noch mit den Vorurteilen und der Stigmatisierung, die sich aufgrund der Verwendung von und gegenüber psychoaktiver Substanzen ergeben. Dies wird einmal mehr deutlich, wenn sich an den geschichtlichen Verlauf (vgl. Kapitel 5.1.) der SPT erinnert wird und die damit verbundene weltweite Unterdrückung und dem mehr politisch als therapeutisch begründeten Niedergang der SPT zwischen den 60er und 90er Jahren. Ob sich die SPT als Therapieverfahren etablieren kann, hängt nach Grof (2008) nicht nur von den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung ab „sondern auch von einer Reihe politischer, rechtlicher, wirtschaftlicher und kulturell-psychologischer Faktoren“ (S. 385). Grof (ebd.) spricht sich hinsichtlich der gesellschaftlichen Akzeptanz im Vergleich zu früher dennoch positiv aus, er denkt, „dass die westliche Gesellschaft derzeit sehr viel besser gerüstet ist, Psychedelika zu akzeptieren und zu integrieren, als dies in den 1950er Jahren der Fall war“ (S. 386). Hierbei geben Doblin & Davis (2008) allerdings zu bedenken, dass gerade der geschichtliche Verlauf der SPT uns gelehrt hat, dass die Gesellschaft nur ein gewisses Maß an sozialen Veränderungen vertragen kann. Veränderungen, die zu schnell eintreten, lösen eine Gegenreaktion aus. Wir erholen uns gerade von einem vierzig Jahre andauernden Rückschlag hinsichtlich Psychedelika, der den Gebrauch dieser Substanzen illegalisiert und sie sogar aus den Forschungslaboren verbannt hat. (S. 374)
Eine Entstigmatisierung und damit verbunden mehr gesellschaftliche Akzeptanz hinsichtlich der SPT kann demnach also nur langsam entstehen und Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres (2008) machen hinsichtlich dessen zudem nochmals deutlich: „Ein rationaler Diskurs ist möglich, wenngleich nicht von allen gewollt“ (S. 38). Fährmann & Wenner (2020) bringen zudem noch eine andere Komponente hinsichtlich der Stigmatisierung mit ins Spiel, die ebenso weitere Konsequenzen bzw. Grenzen der Forschung mit sich zieht:
Zum einen liegt in der Einstufung psychedelischer Substanzen als nicht verkehrsfähiger Betäubungsmittel eine signifikante soziale Stigmatisierung, die insbesondere angehende Forschende vom Feld psychedelischer Therapie fernhalten können - zu groß dürfte aus Sicht vieler (nicht nur) Nachwuchswissenschaftlerinnen das Risiko eines Reputationsverlustes sein. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund kultureller Zerrbilder, die sich in der allgemeinen Vorstellung von psychedelischen Substanzen und ihren Konsumenten etabliert haben. Zum anderen müssen sich Forschende mit dem nicht gänzlich zu vernachlässigenden Strafbarkeitsrisiko auseinandersetzen, das mit dem (auch genehmigten) Umgang mit Betäubungsmitteln einhergeht. (S. 189)
7.2 Gesetzliche und bürokratische Hürden
Eine der größten Grenzen, vor der die SPT steht, ist die aktuelle Gesetzeslage. Eine mit psychoaktiven Substanzen gestützte Psychotherapie kann nur in Ausnahmefällen und wenn, dann hauptsächlich in wissenschaftlichen Studien stattfinden (vgl. Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 22). Die gesetzlichen Regelungen bezüglich psychoaktiver Substanzen sind klar und bilden hier eine große Barriere. Sowohl MDMA als auch LSD und Psilocybin zählen allesamt (und das nicht nur in Deutschland) zu den nicht verkehrsfähigen Betäubungsmitteln. Aufgeführt werden diese in der Anlage I des BtMG (vgl. S. 16). Studien, wie beispielsweise die in Deutschland aktuell laufende und in dieser Arbeit bereits mehrfach erwähnten EPIsoDE-Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, funktionieren nur aufgrund einer Sondererlaubnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Im Rahmen dieser Ausnahmegenehmigung nach §3 Abs. 2 BtMG können psychoaktive Substanzen dann hinsichtlich einer SPT in der Forschung eingesetzt werden. Doch der Weg bis hin zu dieser Sondererlaubnis des BfArM ist ein weiter und steiniger. So ist nicht nur die Genehmigung nach §3 Abs. 2 BtMG erforderlich, sondern auch eine Studiengenehmigung nach den Vorschriften des Arzneimittelgesetz (AMG) und § 13 BtMG. Forschende müssen also Genehmigungen nach beiden Gesetzeswerken einholen. Diese besondere Herausforderung erschwert die Forschung und entsprechend auch die Entwicklung der SPT immens. Fährmann & Wenner (2020) betonen hierbei, auch mit vergleichendem Blick auf die Forschung von Antidepressiva:
Dieses doppelte Antragserfordernis bedeutet nicht unerheblichem zusätzlichem Verwaltungsaufwand und ist naturgemäß - trotz aller der dem Antragsprozess innewohnenden Verfahrensrationalität - mit aus Sicht der Forschung unwillkommenen Unwägbarkeiten behaftet. Hinzu kommt, dass die materiellen Anforderungen des AMG und BtmG sehr hoch und in der Erfüllung aufwändig sind. Daher ist die Erforschung psychedelischer Substanzen in formeller Hinsicht gegenwärtig deutlich schwieriger als z.B. herkömmliche Antidepressiva. (S. 189)
Auch Klein (2017) gibt zu verstehen: „Die zu überwindenden regulatorischen Herausforderungen auf dem Weg von Ecstasy, LSD & Co. in den klinischen Alltag dürften allerdings noch gewaltig sein“ (S. 12). Doblin & Davis (2008) benennen zudem die „[fehlenden finanziellen Unterstützung durch Behörden, Stiftungen oder Pharmaunternehmen, die medizinische Forschung üblicherweise fördern“ (S. 364). Im Vergleich zu bereits bestehenden Medikamenten, die durchaus profitabler sind (beispielsweise durch die tägliche Einnahme), stellen psychoaktive Substanzen für große Pharmaunternehmen schlichtweg keinen monetären Anreiz dar (vgl., ebd.). Diese finanzielle Unterstützung ist jedoch von Nöten, beispielsweise auch in Anbetracht der hohen Regelungsdichte des BtMG und den oben aufgeführten schwierigen, formellen Bedingungen und damit verbundenen hohen anwaltlichen Kosten einer Beratung dahingehend (vgl. Fährmann & Wenner, 2020, S. 189). Das Bundesminsiterium für Bildung und Forschung setzt sich für die Weiterverfolgung neuer Therapieansätze wie die der SPT ein, fördert diese und hebt hervor:
Wie im Falle von Psilocybin bei der Behandlung von Depressionen besteht für viele neue, potentiell wirksame Therapieansätze aufgrund eines begrenzten Einsatzspektrums oder hoher wissenschaftlich-technischer Risiken kein unmittelbares kommerzielles Interesse von pharmazeutischen Unternehmen an der weiteren klinischen Entwicklung. Eine der zentralen Herausforderungen ist es, solche Therapieansätze dennoch zu untersuchen, damit Patientinnen und Patienten schnellstmöglich von ihnen profitieren. (o. D.)
7.3 Illegale Untergrundtherapien
Auch die schwierige gesetzliche Lage hinsichtlich der SPT führt dazu, dass in einigen Ländern bereits ein illegaler Markt für diese Form der Therapie entsteht, welcher unweigerlich große Risiken mit sich bringt. Um das beschriebene Wirkungs- und damit verbundene Heilungspotential der SPT zu nutzen, umgehen manche Therapeut*innen und derer Patient*innen die gesetzlichen Vorgaben (vgl. Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 22 f.). So kam es in der Vergangenheit im Zuge solcher illegalen Untergrundtherapien beispielsweise 2009 in Berlin zu zwei Todesfällen sowie 2015 in Niedersachsen zu einem Großeinsatz für Rettungskräfte (vgl. Majic, et al., 2017, S. 391). Majic, et al. betonen hierbei jedoch, dass diese Meldungen über illegale Untergrundtherapien „[k]lar abzugrenzen von diesen klinisch-wissenschaftlichen Therapien und Vorhaben sind“ (ebd.), welche in dieser Arbeit herausgearbeitet wurden. Nichts desto trotz wird hierbei einmal mehr deutlich, dass es entscheidend für die SPT ist, dass diese medizinischen Sicherheitsstandards folgen muss, einschließlich einer klaren Indikationsstellung mit Berücksichtigung von Kontraindikationen, einer Aufklärung der Patienten über die Wirkungen und Risiken der Behandlung, einer fundierten Ausbildung der Therapeuten mit Supervision und Intervision sowie einer wissenschaftlichen Begleitung und Qualitätssicherung im Vergleich mit anderen Behandlungsformen. (ebd.)
7.4 Gesundheitliche Schäden
Mit Blick auf die Wissenschaft über psychoaktive Substanzen lässt sich ein Wendepunkt beobachten. Nichts desto trotz heben von Heyden, Jungaberle, & Majic (2018) hervor, dass in Gebieten wie der Molekularbiologie, der Klimaforschung oder den Neurowissenschaften, Zentren und Institute entstehen, welche zudem fächerübergreifend arbeiten, wohingegen sich der größte Teil der Forschung zu psychoktiven Substanzen derzeit „noch ausschließlich als Wissenschaft von deren Schäden“ (S. 3) definiert. Auch hinsichtlich der SPT gibt es kritische Stimmen, die den Blick auf das mögliche Risiko von Schäden richten und welchen Gehör geschenkt werden muss. In Kapitel 4.2.1 wurde bereits über die mögliche Schädigung am serotonergenen System durch regelmäßigen und/oder hochdosierten Konsum von MDMA und den zu beobachtenden neurotoxischen Effekten bei Tierversuchen geschrieben (vgl. S. 16 f.). Auch wenn sich in der Literatur teils widersprüchliches findet, herrscht dennoch ein gewisser Konsens bezüglich des chronischen, hochdosierten Konsums von MDMA und den damit verbundenen Schäden hinsichtlich kognitiver Funktionen. Auch eine mögliche depressive Verstimmung nach der Einnahme wird als Risiko angesehen. Majic et al. (2017) heben hierzu dennoch hervor:
Diese Befunde stammen aus retrospektiven Studien im rekreationalen Kontext, in denen meistens Mischkonsum mit unklaren Dosierungen der als „Ecstasy“ erworbenen Substanzen untersucht wurde. Es gibt dagegen keinerlei Hinweise darauf, dass MDMA innerhalb eines klinischen Behandlungskontexts und unter der Berücksichtigung der entsprechenden Sicherheitsstandards zu den genannten Nebenwirkungen führt. (S. 390)
Die Sowohl von Entaktogenen als auch Halluizonegen ausgelöst beschriebenen „Fälle von rekurrenten oder persistierenden Wahrnehmungsveränderungen“ (ebd.), sogenannte ,Flashbacks‘, lassen sich unter der Kontrolle eines wissenschaftlichen sowie therapeutischen Rahmens nicht finden, sollten aber dennoch als mögliches Risiko beachtet werden. Die Gefahr von Missbrauch und das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln, besteht bei psychoaktiven Substanzen genauso wie bei Psychopharmaka. Bei Halluzinogenen ist dieses Risiko dennoch geringer als bei anderen Psychopharmaka und zudem geringer als bei Opiaten, Alkohol und Nikotin (vgl. Nutt et al. 2007, zitiert nach Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 39). In einem kontrollierten und professionellen Rahmen der SPT verringert sich dieses Risiko zudem nochmals (vgl. Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres, 2008, S. 39). Bei LSD und Psilocybin wurde die nicht vorhandene körperliche Abhängigkeit in Kapitel 4.1.1 sowie 4.1.2 zudem bereits dargelegt (vgl. S. 13 f.). Jungaberle, Gasser, Weinhold, & Verres (2008) halten abschließend fest, dass die Sicherheit der Substanzen definitiv gegeben ist, solange sie „im therapeutischen Rahmen, unter der Aufsicht von hierzu ausgebildeten Fachleuten und mit geklärten Motivationen auf allen Seiten“ (S. 22) appliziert werden.
8. Fazit
Der Begriff der psycholytischen Therapie schloss im Titel dieser Arbeit als Frage mit einem Fragezeichen ab. Bleibt dieses Fragezeichen nach den vorherigen Ausführungen bestehen oder konnten die gestellten Fragen nach den Chancen, Risiken und Grenzen einer SPT beantwortet werden und nun entsprechend ein Punkt hinter den Begriff der psycholytischen Therapie gesetzt werden?
Um sich dem Thema der SPT anzunähern, wurde zu Beginn der Arbeit ein Blick auf die verwendeten psychoaktiven Substanzen geworfen. Hierbei fiel schnell auf, dass der Konsum psychoaktiver Substanzen weit zurück in die Vergangenheit reicht. Bereits vor tausenden von Jahren machten sich beispielsweise Schamanen oder Heiler*innen weltweit und aus den verschiedensten Kulturen stammend die heilende Wirkung psychoaktiver Substanzen gezielt zum Nutzen und änderten dadurch ihre Stimmung, Wahrnehmung oder das Bewusstsein. Ob in indigenen Heilritualen oder anderen spirituell, kulturellen Traditionen.
Nach wie vor zählen die in dieser Arbeit beschriebenen und bei der SPT angewandten Substanzen zu den illegalen Drogen, derer Besitz, Konsum oder Handel im Betäubungsmittelgesetz geregelt ist. Der Begriff ,Droge‘ wird in der Öffentlichkeit sehr undifferenziert verwendet und mit ihm geht nach wie vor zwangsläufig eine negative Konnotation sowie Stigmatisierung einher, welcher sich auch die SPT entsprechend nicht entziehen kann und negativ auf sie einwirkt. Das Kapitel zum Begriff ,Droge‘ und das Stigma zeigte dies deutlich. Anhand des beschriebenen geschichtlichen Verlaufes der SPT wurde aufgezeigt, wie schwer es diese damals nach ihrem verheißungsvollen Beginn in den 40er Jahren durch die Entdeckung des LSDs hatte und nach wie vor hat. Trotz all der damaligen bereits bestehenden Ergebnisse hinsichtlich des therapeutischen Nutzens der Substanzen kam es aufgrund des unkontrollierten Privatgebrauchs zu einer weltweiten Illegalisierung dieser. Für Jahrzehnte lang lag so die medizinische Forschung im Bereich der SPT in Deutschland und auch weltweit auf Eis und konnte nur im Verborgenen stattfinden, was ebenso zur Folge hatte, dass sich dahingehend auch nur wenig adäquate Therapeut*innen bilden konnten. Dass die entsprechende Gesetzgebung bezüglich der Illegalisierung politisch motiviert war und jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrte ist bekannt. So lässt sich hier nochmals der damalige, vielmehr politisch als therapeutisch begründete, Niedergang der SPT betonen. Dieses repressive Klima lockerte sich Ende der 90er Jahre und führte in den folgenden Jahren zu einer Wiederaufnahme hinsichtlich der therapeutischen Forschung mit psychoaktiven Substanzen.
Aufgrund der Forschung der letzten Jahrzehnte gibt es unter den Praktiker*innen, welche mit psychoaktiven Substanzen in der Psychotherapie gearbeitet haben, größtenteils klare Vorstellungen davon, was die Vorrausetzungen für eine SPT und dessen Behandler*innen sind und nach welchen Grundprinzipien diese ablaufen soll. Hierzu existieren, sowohl für den deutschsprachigen als auch für den englischsprachigen Raum, bereits umfassende Manuale und Regelkataloge, welche in dieser Arbeit vorgestellt wurden. Festzuhalten bleibt, dass für die therapeutische Wirksamkeit der SPT immer der Kontext, also das Set & Setting, entscheidend bleibt und dass das zentrale Element der SPT nicht die zum Einsatz kommende Substanz ist, sondern der therapeutische Prozess, in welchem diese Substanz lediglich ein therapeutisches Werkzeug darstellt.
Die Wirkweisen der psychoaktiven Substanzen MDMA, LSD und Psilocybin in Kombination und verwendet als Hilfssubstanz bzw. als Werkzeug für die Psychotherapie in Form der SPT eröffnen so ein riesiges Potential. Das einzigartige (katalytische) Wirkungspotential konnte in dieser Arbeit aufgezeigt werden. So wirken die Substanzen als Katalysator für psychische Entwicklung aufgrund der intensiven Erfahrung und schaffen es in einer Tiefe zu arbeiten, welche durch keine andere gegenwärtige Methode in der Psychologie und Psychiatrie in einer annähernd ähnelnden Art und Weise hervorgebracht werden konnte und kann.
Die Substanzen können hinsichtlich der Wahrnehmung, dem Denken und den Emotionen als eine Art Türöffner betrachtet werden. Diese Öffnung ermöglicht es dann, dass der Mensch aus Blockierungen oder Verhaltensmustern austreten, sie neu zusammensetzten und entsprechend entblockieren kann. So wird die Substanzerfahrung zu einer Ressource für die angestrebte Veränderung, oftmals macht sie Veränderung gar erst möglich. Mehr noch schafft sie es, Gehirnaktivitäten wieder zu normalisieren und ebenso die Verbindungsdichte zwischen den Nervenzellen zu fördern. Die Ergebnisse der aktuellen Forschung und Studien ob inter- oder national belegen dies und zeigen bereits wie erfolgreich eine SPT aussehen könnte. So ist eine Zulassung von MDMA und Psilocybin als Medikament in den nächsten Jahren nicht unwahrscheinlich und eine allgemeine Verfügbarkeit einer SPT lässt sich bei entsprechend weiteren positiven Studienergebnissen in den nächsten 5 bis 10 Jahren verorten.
Die SPT, wie sie in aktuellen Studien durchgeführt wird, ist weder als Pharmakotherapie zu betrachten, noch als Psychotherapieverfahren, sondern vielmehr als eine Kombination aus Pharmakotherapie und Psychotherapie und könnte hierbei also als eine Art Brücke zwischen diesen beiden fungieren, da sie psychotherapeutische und pharmakologische Wirkmechanismen kombiniert.
Die Sicherheit, der in dieser Arbeit beschriebenen Substanzen, ist definitiv gegeben, solange diese in einem klinischen, kontrollierten und professionellen Behandlungskontext unter Berücksichtigung von Sicherheitsstandards appliziert werden. So lassen sich die im 7. Kapitel aufgeführten möglichen gesundheitlichen Schäden oder Nebenwirkungen unter der Kontrolle eines wissenschaftlichen sowie therapeutischen Rahmens nicht finden.
Trotz des in dieser Arbeit aufgezeigten immensen Potentials der SPT, kann eine mit psychoaktiven Substanzen gestützte Psychotherapie aktuell nur in Ausnahmefällen, hauptsächlich in wissenschaftlichen Studien, stattfinden. Die gesetzliche Lage und damit verbundene bürokratische Hürden stellen die SPT so vor große Grenzen. So ist eine der größten Grenzen, vor der die SPT steht, die aktuelle Gesetzeslage und die Einstufung der Substanzen als nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel im BtMG, mit der eine soziale Stigmatisierung unmittelbar einhergeht. Die Durchführung der SPT wird aufgrund mangelnder Informationen, den Vorurteilen gegenüber ,Drogen‘ sowie der pauschalisierenden und politisch statt wissenschaftlich fundierten Einstufung der genannten Substanzen so seit Jahren behindert.
Ihre Thematik scheint konfliktträchtig. So sehen einige in ihr einen innovativen Ansatz mit enormem Potential (welches in dieser Arbeit dargelegt werden konnte), andere einen leichtfertigen Umgang mit Drogen. Die SPT ist aber klar davon abzugrenzen. Sie ist nicht im Geringsten dasselbe, wie der Konsum solcher Substanzen außerhalb eines therapeutischen Kontextes, beispielsweise auf Partys oder in Untergrundtherapien. Die SPT sollte nicht als ,Drogengebrauch‘ bezeichnet werden, andernfalls wäre dann auch die Anwendung von Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka als ,Drogengebrauch‘ zu bezeichnen. Wo die exakte Grenze zwischen Droge und Heilmittel verläuft, weiß niemand. Die Psychopharmakologie zielt am Ende immer darauf ab, das Bewusstsein zu verändern. Weg von einem ,krankhaften‘ hin zu einem ,normaleren, dem Funktionieren im Alltag zuträglicheren, Zustand. Die Nutzung von psychoaktiven Substanzen im Rahmen der SPT soll dies ebenfalls bewirken, nimmt dabei aber den scheinbaren Umweg über einen Zustand, der noch weiter von der Alltagserfahrung entfernt ist als jener, der überwunden werden soll. Die psychoaktiven Substanzen hinsichtlich der SPT sollten als die wirkungsvollen Werkzeuge gesehen werden, welche sie sind, nicht als dämonisierte Drogen. So steht die SPT auch nicht im Zwang, sich dem gängigen Suchtdiskurs unterzuordnen. Sollten die laufenden und bevorstehenden Studien hinsichtlich der SPT weiterhin gute Ergebnisse liefern, ist die nächste Herausforderung die Gestaltung einer klinischen Infrastruktur, in welcher die Therapie mit psychoaktiven Substanzen auch außerhalb von Universitäten und Studien zuverlässig und sicher angewandt werden kann.
Das im Titel dieser Bachelorarbeit stehende Fragezeichen bleibt wohl hinsichtlich des Ausblicks der SPT bestehen, denn ob diese als neue Behandlungsform Psychiatrie und Psychotherapie womöglich grundlegend verändern könnte, weiß niemand und wird die zukünftige Forschung zeigen.
Festzuhalten ist jedoch ihr beschriebenes Potential, welches nicht nur in Anbetracht des riesigen Bedarfs an psychotherapeutischen Behandlungen genutzt werden sollte, sondern auch aufgrund der vorliegenden Daten dafür, dass bei bestimmten Patient*innengruppen die Behandlung mit Psilocybin und, bei der PTBS, mit MDMA schlichtweg allen verfügbaren Methoden überlegen sein dürfte. Durch MDMA-, LSD-, und Psilocybin- unterstützte Psychotherapie ist eine vielversprechende Ergänzung des psychotherapeutischen Behandlungsangebots zu erwarten.
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[...]
1 Efficacy and Safety of Psilocybin in Treatment-Resistant Major Depression
2 Set: „Persönliche Ausgangslage: genetische Veranlagung, Stimmung, Wirkerwartung, Motive und Vorbereitung“ (Böckem, Jungaberle, Jork, & Kluttig, 2015, S. 88).
3 Setting: „Ort, an dem das High erlebt wird, anwesende Personen, Tageszeit, Licht, Musik, Atmosphäre usw.“ (ebd.).
4 welches 1966 wieder vom Markt genommen wurde (vgl. Köhler, 2014, S. 137).
5 „mittlerweile ist das Medikament, ebenso wie das LSD-haltige Delysid, längst wieder vom Markt“ (Köhler, 2014, S. 138).
6 „schärfste Einstufung eines Betäubungsmittels in den USA, nicht verkehrsfähig und ohne therapeutischen Nutzen“ (Sessa, 2018, S. 92).
7 „Das BtMG regelt den Handel mit Stoffen, die nicht auf dem freien Markt erhältlich sind oder sein sollten, zum Beispiel Arzneimittel. Darunter fallen alle bis zur jeweils letzten Aktualisierung erfassten psychoaktiven Substanzen, die der Gesetzgeber dort in eine Liste aufgenommen hat (zum Beispiel Opiate, Ectasy, THC)“ (Böckem, Jungaberle, Jork, & Kluttig, 2015, S. 290).
8 Rick Doblin gründete MAPS in Folge der im Mai 1985 durch die DEA vorläufig beschlossenen Einstufung von MDMA als Schedule-1-Droge (vgl. Sessa, 2018, S. 92). 1986 wurde aus der vorläufigen Einstufung eine finale (vgl. S. 16).
9 „Drug Science hat sich zu einer neuen und eigenständigen Disziplin entwickelt. Dabei stehen psychoaktive Substanzen wissenschaftlich im Spannungsfeld zwischen einer neurobiologischen, klinischpharmakologischen, psychotherapeutischen, suchtmedizinischen, sozialwissenschaftlichen und politischen Perspektive. #DrugScience2017 regt an zur Entwicklung transdisziplinärer Ansätze für eine integrative Drogenwissenschaft“ (FINDER e.V., o. D.).
- Quote paper
- Kaja-Nada Lukačević (Author), 2021, Psycholytische Therapie. Chancen, Risiken und Grenzen von substanzgestützter Therapie bei psychischen Erkrankungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1324557
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