Eine immer schnell lebigere Lebensweise zwingt uns, uns ständig zu verändern und neu anzupassen. Beruf und Arbeit sind hierbei zentrale Faktoren unseres Lebens und haben in der Gestaltung unseres Alltags großen Einfluss, da sie diesen maßgeblich strukturieren und bestimmen.
Dabei dient die Arbeit als Teil unserer Gesellschaft den Menschen zur Selbstverwirklichung und persönlichen Entfaltung zu verhelfen sowie zur Sicherung des Einkommens und Anerkennung beizutragen. Da die Arbeit in Deutschland einen hohen Stellenwert besitzt, streben viele Menschen nach einem hohen gesellschaftlichen Status, der mit erhöhter Leistungsbereitschaft einhergeht.
Dabei kommt es häufig vor, dass die eigene Gesundheit unter dem enormen Leistungsdruck leidet. Stress führt oftmals unweigerlich zu Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhten Blutdruck. Darüber hinaus kann die Suche nach Anerkennung und Status im Berufsleben süchtig machen und nicht nur zur körperlichen, sondern auch zu psychischen Erkrankungen führen.
Doch warum ist das so? Diese Arbeit beschäftigt sich mit der zentralen Fragestellung, durch welche Ursachen die Suche nach Anerkennung zur Sucht nach Anerkennung im Berufsleben entsteht. Ziel dieser Arbeit ist es, die Ursachen für die Suche nach Anerkennung aufzudecken und im Anschluss zu belegen, warum diese häufig zur Sucht nach Anerkennung in der Arbeitswelt führen.
Anschließend wird die Relevanz des Zusammenhanges zwischen der Suche nach Anerkennung und der Sucht nach Anerkennung im Berufsleben in der Wirtschaftsethik verdeutlicht und entscheidende Faktoren zwischen der Suche und der Sucht nach Anerkennung herausgearbeitet. Die Arbeit schließt mit einem Blick auf mögliche Frühindikatoren sowie akuten Handlungsalternativen.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Grundproblem
2. Sucht
3. Anerkennung
4. Von der Suche nach Anerkennung zu der Sucht nach Anerkennung im Berufsleben
5. Fazit
Literatur
1. Das Grundproblem
Eine immer schnell lebigere Lebensweise zwingt uns, uns ständig zu verändern und neu anzupassen. Beruf und Arbeit sind hierbei zentrale Faktoren unseres Lebens und haben in der Gestaltung unseres Alltags großen Einfluss, da sie diesen maßgeblich strukturieren und bestimmen. Dabei dient die Arbeit als Teil unserer Gesellschaft den Menschen zur Selbstverwirklichung und persönlichen Entfaltung zu verhelfen, sowie zur Sicherung des Einkommens und Anerkennung beizutragen. Da die Arbeit in Deutschland einen hohen Stellenwert besitzt, streben viele Menschen nach einem hohen gesellschaftlichen Status, der mit erhöhter Leistungsbereitschaft einhergeht. Im Seminar haben wir darüber gesprochen, dass die menschliche Arbeit immer mehr wegrationalisiert und durch Maschinen ersetzt wird. Dabei kommt es häufig vor, dass die eigene Gesundheit unter dem enormen Leistungsdruck leidet. Stress führt oftmals unweigerlich zu Erschöpfung, Herz- Kreislauferkrankungen oder erhöhten Blutdruck. Darüber hinaus kann die Suche nach Anerkennung und Status im Berufsleben süchtig machen und nicht nur zur körperlichen, sondern auch psychischen Erkrankungen führen (vgl. Voigt 2006, 20ff.). Doch warum ist das so? In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit der zentralen Fragestellung, durch welche Ursachen die Suche nach Anerkennung zur Sucht nach Anerkennung im Berufsleben entsteht. Ziel dieser Arbeit ist es, die Ursachen für die Suche nach Anerkennung aufzudecken und im Anschluss zu belegen, warum diese häufig zur Sucht nach Anerkennung in der Arbeitswelt führen. In diesem Zusammenhang möchte ich einige grundlegenden Begriff- lichkeiten definieren, etwa die Bedeutung von Sucht im Allgemeinen, sowie speziell die Arbeitssucht und die Definition von Anerkennung. Anschließend wird die Relevanz des Zusammenhanges zwischen der Suche nach Anerkennung und der Sucht nach Anerkennung im Berufsleben in der Wirtschaftsethik verdeutlicht und entscheidende Faktoren zwischen der Suche und der Sucht nach Anerkennung herausgearbeitet. Die Arbeit schließt mit einem Blick auf mögliche Frühindikatoren sowie akuten Handlungsalternativen.
2. Sucht
Im Seminar haben wir die Person als ein endliches Vernunft- und Freiheitswesen bezeichnet, die durch praktische Vernunft und Gewissen und der eigenen Willensfreiheit definiert ist. Ich behaupte allerdings, dass bei einer Sucht etwas anderes mit uns passiert. Etwas wonach wir nicht durch Vernunft und Eigenem Willen frei entscheiden können. Zwar gibt es für Begriff Sucht keine allgemein gültige Definition, allerdings verstehe ich darunter ein Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Dabei befindet sich diese Person in einem Zustand, in dem der Verstand sozusagen aussetzt und einem Verlangen untergeordnet wird. Dieses Verlangen prägt die Entfaltung der Persönlichkeit und die soziale Bindung eines Individuums. So kann fast jede Form von menschlichem Interesse zu einer Art Sucht werden. Heutzutage gibt es viele Einflussfaktoren, die eine Möglichkeit geben, an einer an einer Sucht zu erkranken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ersetzte den Begriff „Sucht“ 1964 durch „Missbrauch“ oder „Abhängigkeit“. Dabei gibt es zwei verschiedene Ausprägungen der Sucht, die „stoffgebundene Sucht“ und die „Verhaltenssucht“. Zählen zu der stoffgebundenen Sucht z.B. Alkoholis- mus, Drogensucht oder Medikamentensucht, so beinhaltet die Verhaltenssucht beispielsweise Spielsucht, Internetsucht oder Arbeitssucht. Hierbei stellt sich der psychotrope Effekt durch körpereigene biochemische Veränderungen ein, welche nicht von außen zugeführt oder eingenommen werden. Auslöser hierfür sind exzessive belohnende Verhaltensweisen, welche als Störung der Impulskontrolle und intensiver Drang bzw. die verminderte Kontrolle über diesen Drang als Abhängigkeitsstörung definiert werden (vgl. Haasen et. al., 2010, S. 267ff.). Zusammenfassend kann Sucht also als ein unbezwingbares Verlangen nach etwas, eine psychische, zunehmend physische Abhängigkeit von der Wirkung oder einem Gefühl, eine Vernachlässigung von Interessen und Selbstschädigung, sowie dem Kontrollverlust des eigenen Verhaltens beschrieben werden.
Nach Gross sind die Übergänge vom normalen zum süchtigen Verhalten häufig fließend. Er unterscheidet demnach die verschiedenen Stufen Gebrauch, Missbrauch, Gewöhnung und Abhängigkeit auf den Weg in die Sucht (vgl. Gross, 2016, S. 16f.). Unter Missbrauch ist seiner Ansicht nach eine schädliche Verwendung von Verhaltensweisen oder Substanzen, die sich körperlich, psychisch oder sozial auswirken zu verstehen. Dabei ausschlaggebend sind die Häufigkeit und Regelmäßigkeit. Bei häufigem Missbrauch kann daraus eine Gewöhnung entstehen. Das passiert dann, wenn sich bestimmte Verhaltensweisen durch ständige Wiederholung einprägen. Von Sucht oder Abhängigkeit wird dann gesprochen, wenn der Betroffene nicht mehr ohne bestimmte Verhaltensweisen oder Mittel bestimmte Situationen meistern kann (vgl. Gross, 2016, S. 17ff).
Die Arbeitssucht als Verhaltenssucht wurde in den letzten Jahren zunehmend publik. Sie zeichnet sich durch die besondere Eigenschaft des Vielarbeitens (Droge Arbeit), Eigenschaften der Betroffenen (psychologische Faktoren) und der beruflichen und sozialen Umwelt aus (vgl. Rademacher 2017, S. 23). Wissenschaftler gehen davon aus, dass die drei Faktoren Mensch, Umwelt und Drogen bzw. süchtiges Verhalten in einem Zusammenhang mit der Sucht stehen. Hierbei geht es vor allem darum, dass extrem komplexe Wechselspiel zwischen den drei Faktoren zu betonen. Bei der Person geht es in erster Linie um den Menschen selbst, mit seiner persönlichen Geschichte und seinen Problemen und Schwierigkeiten. Im Seminar haben wir eine Person als Wesen, das sich durch sittlich-praktische Vernunft und Gewissen aber auch durch theoretischen Verstand und Willensfreiheit ausgezeichnet definiert. Daraus folgt die Verantwortlichkeit bzw. Zurechnungsfähigkeit, also den personalen Vollzügen (Denken, Wollen, Handeln, Wirken). Dabei ging es vor allem auch, um die „innere“ und „äußere“ Person. Die innere Person hat demnach Vorrang vor der Äußeren, dem Sichtbaren oder mit den Sinnen Erfahrbare. Seien es sprachliche Äußerungen oder andere Wirkungen nach außen. Ich behaupte, dass Personen oftmals in der Lage sind, ihre Geheimisse und eigenen Probleme gut zu verstecken und durch äußere Eigenschaften wie Selbstbewusstsein und Kälte gut zu verdrängen zu versuchen. Wie bereits erwähnt, führt nicht nur die Droge, in dieser Arbeit die Arbeitssucht, selbst zur Abhängigkeit, sondern auch wie mit ihr umgegangen wird. Das heißt, geprägt durch Erziehung, Gesellschaft und dem persönlichen Lebensstil ist der eine mehr, der andere weniger dazu geneigt, in eine Sucht oder Abhängigkeit zu rutschen. Hierbei spielen vor allem Persönlichkeitsmerkmale eine wichtige Rolle, wobei einerseits das persönliche Verhalten zwar dazu beitragen kann eine Sucht zu entwickeln, andererseits aber vor einer Abhängigkeit schützen kann und dieser entgegenwirkt. Als zweiten Faktor sind die Drogen bzw. das süchtige Verhalten mit deren Eigenschaften, Nutzen und Gefahren zu nennen. Beim Faktor Umwelt, also das persönliche Umfeld und die Gesellschaft geht es vorrangig um die Umgebung und die Akzeptanz des süchtigen Verhaltens. Es spielt also vor allem der Einfluss der Familie und das direkte soziale Umfeld (Freunde, Kollegen) eine wichtige Rolle. Auch der Einfluss der Gesellschaft und die vorherrschenden Normen sowie Gesetze beeinflussen das Suchtverhalten. Beispielsweise inwieweit sich der Betroffene mit ähnlich Süchtigen umgibt, bzw. inwieweit das süchtige Verhalten akzeptiert und verbreitet ist. Diese Normen bestimmen über die das Gefahrenpotenzial von Drogen oder Verhaltensweisen. So können auch gesellschaftliche Probleme (z.B. Unzufriedenheit der Bevölkerung, soziale Konflikte) Einfluss auf das Suchtverhalten nehmen (vgl. Gross 2016, S. 7f.).
Der Begriff „Workaholic“ stammt aus dem Arbeitsleben und beschreibt einen Menschen, der vorsichtig ausgedrückt, arbeitssüchtig ist. Diese Menschen sind nicht süchtig nach einer Substanz, die ihnen Befriedigung verschafft, sondern vielmehr nach einem Verhalten. Die dadurch generierten positiven Erlebnisse führen zu einem Gewöhnungseffekt der Betroffenen. Um dieses positive Gefühl immer wieder zu erlangen, arbeiten Arbeitssüchtige immer mehr bis sie letztendlich die Kontrolle darüber verlieren. Dabei geht es nicht um die reine Arbeitszeit oder die Überstunden. Es kann also genauso gut sein, dass Betroffene nur sechs Stunden arbeiten, aber in dieser Zeit unter enormen Druck stehen und auch nach der Arbeit in der Freizeit Aktivitäten mit genauso viel Tatendrang nachgehen, dabei stets im Vordergrund stehend die Sucht nach mehr Leistung, mehr Lob und mehr Befriedigung. Siegrist entwickelte hierzu das „Effort Reward Imbalance Modell“ (ERI) welches die Ungleichheit von Einsatz, engl.: effort (betriebener Aufwand) und Belohnung, engl.: reward (Erhaltene Belohnung) darstellt. „Die übersteigerte Verausgabungsneigung (over-commitment) versteht Siegrist als ein zeitlich stabiles Persönlichkeitsmerkmal, das vom beruflichen Umfeld relativ unabhängig ist. Menschen mit einer dieser Neigung werden mit höherer Wahrscheinlichkeit arbeitssüchtig als andere Menschen, unabhängig davon, in welchem Berufsfeld sie arbeiten oder ob sie angestellt oder selbstständig tätig sind“ (Rademacher, 2017, S. 25). Dabei suchen Arbeitssüchtige oft nach dem Gefühl, permanent produktiv zu sein und gebraucht zu werden. Ein Tag ohne Arbeit scheint für viele unvorstellbar, da die Gedanken permanent um die Arbeit kreisen. Meist haben Betroffene aber andere Probleme oder Konflikte im Leben und Sehen die Arbeit als Flucht anstatt sich dieser Problematik zu stellen (vgl. Poppelreuter, 2015). Durch die Arbeit versuchen sie sich von negativen Gefühlen abzulenken und dem Wunsch nach Anerkennung durch immer mehr Leistung zu verfolgen. Auch die Arbeitssucht lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen. Hier wird von der ersten Phase, der Einleitungsphase (psychovegetativ) gesprochen. In dieser Phase kreisen die Gedanken immer häufiger und vermehrt um die Arbeit. Es können bereits rauschartige Erlebnisse entstehen. Auch werden in dieser Phase schon vermehrt körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Magengeschwüre oder Schlafstören beobachtet. Der Körper und die Psyche schlagen Alarm (vgl. Gross, 2016, S. 94ff; vgl. Poppelreuter, 2015). Meiner Meinung nach ist diese Phase die entscheidende, womöglich doch noch aus der Arbeitssucht zu entkommen. Wir haben gelernt uns als willensstarkes Freiheitswesen mit Würde zu definieren und auf unsere Psyche bzw. körperliche Symptome zu achten und entsprechend zu reagieren. Würden Betroffene also in dieser Phase auf ihren Körper hören, behaupte ich, kann der Weg in die Sucht noch gestoppt werden. In der zweiten Phase, der kritischen Phase (psychosomatisch) wird versucht die Arbeitssucht zu steuern, was nur noch schwer gelingt. Depressionen und Erschöpfungszustände sind hier häufig zu beobachten. Auch suchen Betroffene nach Arbeitsaufgaben in der Freizeit. Die dritte Phase, die chronische Phase umfasst die Arbeit auch nach Feierabend und an Wochenenden. Körperliche und psychische Symptome treten häufiger auf als zu Beginn. In der vierten Phase, der Endphase („Bumout“) kommt es letzten Endes zum Zusammenbruch der Betroffenen (vgl. Gross 2016, S. 94ff).
3 Anerkennung
Der Begriff Anerkennung wurde bereits im 16. Jahrhundert aus dem Wort „erkennen“ abgelei tet. Also Etwas durch die Sinne wahrnehmen und durch einen Vergleich zu unterscheiden und wiederzuerkennen. Aber auch Etwas durch analysieren herauszufinden und einzusehen und Etwas, dass durch richterliche Gewalt entschieden wurde (vgl. Sitzer & Wiezorek, 2005, S. 101 in Heitmeyer & Imbusch, 2005). So geht durch meine Kenntnis der Wahrheit eines Sachverhalts die Bedeutung von erkennen zu anerkennen über. Anerkennung als menschliches Bedürfnis und soziale Wertschätzung wurden bereits in den 90er Jahren in Verbindung gebracht. Honneth analysierte hierzu aufbauend auf Hegels drei Anerkennungsebenen Liebe, Recht und Soziale Wertschätzung, in welchem Verhältnis diese drei Ebenen vor allem in Bezug auf gesellschaftliche Veränderungen zueinanderstehen (vgl. Honneth, 1992, S. 148ff., vgl. Fischer, 2015). Hierbei unterschied er zwischen der Liebe als Anerkennung der unverwechselbaren Einzelheit einer Person, die des Rechts als Anerkennung einer Person, also als Träger gleicher Rechte wie alle anderen und der Solidarität. Diese wird als Anerkennung des spezifischen Wertes der Fähigkeiten einer Person für die Gemeinschaft definiert (vgl. Düwell et al., 2006, S. 305). Folglich möchte ich mit dem bisher erarbeitenden Wissen mehr auf die Thematik der Solidarität im Berufsleben eingehen.
So wird meines Erachtens das Zusammenspiel von gesellschaftlicher Anerkennung und Selbstwertgefühl als Verknüpfung von Leistung und Leistungsträger gesehen. Durch gesellschaftliche Anerkennung von erbrachten Leistungen, fühlen sich Menschen als Teil der Gesellschaft, die die Bestätigung, bekommen, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten (vgl. Fischer, 2015, S. 33). Dieses Zusammenspiel wird allerdings häufig nicht nur mit der Leistung verknüpft, sondern auch anhand von Persönlichkeitsmerkmalen beurteilt.
Warum ist das so? Bewertungen erfolgen nicht ausschließlich auf die Leistung, sondern auch auf Persönlichkeitseigenschaften und sozial geschätzten, aber auch bestimmte Berufsgruppen. Anders als bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, bei der Betroffene ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung aufweisen.
Freud beschreibt Narzissmus bereits 1999 als eine Strebung geliebt zu werden (vgl. Eichler, 2014, S. 463). Im Folgenden versuche ich den Zusammenhang zwischen der Suche nach Anerkennung mit dem normalen Streben nach Anerkennung und der Sucht nach Anerkennung durch eine Art Sucht oder Persönlichkeitsstörung wie dem Narzissmus zu erklären.
4. Von der Suche nach Anerkennung zu der Sucht nach Anerkennung im Berufsleben
Gerade im Berufsleben streben Menschen nach sozialer Anerkennung, denn soziale Anerkennung macht behaupte ich, bis zu einem gewissen Punkt glücklich. Durch Wertschätzung im Beruf steigt das Gefühl zu einer Gesellschaft dazu zu gehören welches wiederrum das eigene Selbstwertgefühl stärkt. Um dieses Gefühl zu erfahren, verlieren Menschen häufig für eine gewisse Zeit einen Teil ihrer Persönlichkeit, um anderen zu imponieren oder geliebt zu werden, wenn sie sich anpassen, mit dem Ziel als Person wahrgenommen zu werden und Bestätigung in Form von Lob zu erhalten. Allerdings löst Anerkennung im Gehirn Dopamin aus, das im Volksmund genannte Glückshormon. Dopamin wird hauptsächlich im Bereich der Antriebssteigerung und Motivation vermutet, umso mehr Dopamin also das Gehirn produziert umso höher wird das Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Gleiches gilt hierbei auch bei Süchten nach bestimmten Verhaltensweisen oder Dingen. Joachim Bauer fand in einer neurobiologischen Studie heraus, dass nichts das Motivationssystem so sehr aktiviert, wie soziale Anerkennung. Neben dem Botenstoff Dopamin schütten Nervenzellen dann auch körpereigene Stoffe und Oxytocin aus, welche Entspannung und Lebensfreude hervorrufen (vgl. Zeug, 2013). Es ist folglich, dass jeder Mensch in gewisser Weise nach sozialer Anerkennung strebt. Aber ab wann wird dieses Gefühl zur Sucht? Als Beispiel fallen mir hier zuallererst die Unterschiede zwischen Mann und Frau ein. Ich behaupte, dass Frauen oftmals, obwohl sie eine identische berufliche Laufbahn aufweisen, in genau derselben Position im Unternehmen tätig sind und vielleicht sogar noch etwas härter arbeiten, erstens weniger Gehalt verdienen und zweitens weniger wertgeschätzt werden als Männer. Honneth fand heraus, dass vor allem Frauen in männerspezifischen Berufen häufiger weniger für ihre Leistungen wertgeschätzt werden als Männer (vgl. Fischer, 2015, S. 34). Wird soziale Wertschätzung als Missachtung verstanden, könnte dies ein Grund für den Kampf nach Anerkennung sein.
Ich behaupte ferner, dass auch der Narzissmus eine entscheidende Rolle im Kampf nach Anerkennung spielt. Wie bereits erwähnt, bezeichnet Freud schon 1999 den Narzissmus an einer Stelle als Strebung geliebt zur werden. Das Ziel eines Narzissten ist es also geliebt zu werden, denn Versagen führt zu Zorn, Wut zu Aggressionen und am Ende zu Unsicherheit, Wertlosigkeit aber auch zu einem suchtartigen Verlagen und grenzenloser Gier. Dabei richten Betroffene ihre ganze Aufmerksamkeit primär auf ein Objekt, im Beispiel also die Anerkennung, allerdings völlig ohne Realitätssinn. Anders als gedacht ist das Befriedigungsziel eines Narzissten aber nicht die Lust, sondern die Sicherheit. Die Theorie des Narzissmus als Selbstwertregulation erkennt jedoch nur intrasubjektive Prozesse an. „Der Narzissmus, als Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl definiert, dokumentiert die Verwandlung einer schützenden und wertschätzenden Beziehung in eine Modalität des Selbsterlebens“ (Eichler, 2014, S. 463f.). Zusammenfassend würde ich Narzissmus als eine Selbstverliebtheit eines Menschen bezeichnen, der sich für wertvoller als andere Personen betrachtet, allerdings immer mit dem Hintergrund das dieses Verhalten und Auftreten ihm selbst nicht bewusst ist.
Wie kann dem entgegengewirkt werden? Gerade in der Arbeitswelt, macht es einen Unterschied, ob ein Unternehmen eine Person mit hoher oder geringer Verausgabungsneigung zur Führungskraft und damit auch zum Vorbild für ihre Mitarbeiter macht. Durch die Nachahmung des Verhaltens der Führungskraft („soziales Lernen“) und die Belohnung von exzessivem Arbeiten durch Lob und Anerkennung („operantes Konditionieren“) kann arbeitssüchtiges Ver halten von Kollegen und Vorgesetzten zusätzlich gefördert werden (vgl. Rademacher 2017).
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- Christina Unger (Autor), 2020, Von der Suche bis zur Sucht nach Anerkennung im Berufsleben, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1324355
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