Im Fokus dieser Arbeit steht die Beantwortung der Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens aus Sicht der christlichen Ethik und Morallehre. Unabdingbare Voraussetzung für eine Beleuchtung dieses Themas aus ethischer Sicht ist eine fundierte naturwissenschaftliche Basis. Daher wurden vorab biologische Prozesse der embryonalen Entwicklung dargestellt. Um die Komplexität und die teils heftig kontroverse Diskussion um diesen Themenkomplex verständlicher machen zu können, wurden die aus naturwissenschaftlicher Sicht relevanten zeitlichen Anknüpfungspunkte kurz erörtert. Nur unter Einbeziehung dieser biologischen Fakten ist es möglich, die anschließende theologische Argumentation in adäquater Form nachvollziehen zu können, was anhand der fundamentalen Bedeutung dieses Themas unerlässlich ist.
Inhaltsverzeichnis
II. Wann beginnt menschliches Leben?
1. Einleitung – Fortschritt zu jedem Preis ?
2. Die Embryonale Entwicklung des Menschen
3. Wann beginnt menschliches Leben? - Antworten der Biologie
3.1. Die Befruchtung
3.2. Die Nidation
3.3. Der Ausschluss der Totipotenz
3.4. Die Organogenese
4. Philosophische Reflexionen über das Menschsein
5. Wann beginnt menschliches Leben?
– Interpretationen und Antworten der christlichen Ethik
5.1 Interpretation biologischer Anknüpfungspunkte
5.1.1 Die Nidation
5.1.2 Der Ausschluss der Totipotenz
5.1.3 Die Organogenese .
5.2 Befruchtung als einzig relevanter Anknüpfungspunkt .
5.2.1 Der Mensch als Gottes Ebenbild
5.2.2 Die Grundsätze der Kontinuität, Potentialität und Identität
5.2.3 Das Prinzip des Tutiorismus
6. Schluss - Absoluter Schutz für das menschliche Leben
III. Literaturvezeichnis
II. Wann beginnt menschliches Leben?
1. Einleitung – Fortschritt zu jedem Preis ?
“Wann beginnt menschliches Leben?” Eine vermeintlich leicht zu beantwortende Frage, könnte man meinen. Nimmt man sich jedoch etwas Zeit und macht man sich die Mühe, sich intensiver mit dieser Frage zu beschäftigen, wird schnell erkennbar, dass es sich hierbei wohl um eine der komplexesten Fragen handelt, die eine ganze Reihe verschiedener Wissenschaften beschäftigt.
Das menschliche Leben, als das wertvollste Gut, ist heutzutage so vielen Gefahren ausgesetzt wie nie zuvor. Während Kriege, Krankheiten und andere Katastrophen seit jeher als Bedrohung menschlichen Lebens von uns wahrgenommen werden, wächst die größte Gefahr jedoch in den Köpfen einiger Forscher. Diese scheinen, trunken von ihren Forschungserfolgen und den schier unbegrenzten Möglichkeiten, die ihre Forschung bietet, ihr eigentliches Ziel - den Dienst am menschlichen Leben - aus den Augen zu verlieren, wenn sie meinen, dass embryonalen Zellen in bestimmten Stadien nicht der volle Schutz unserer Werteordnung zukommt.
Im Fokus dieser Arbeit steht die Beantwortung der Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens aus Sicht der christlichen Ethik und Morallehre. Unabdingbare Voraussetzung für eine Beleuchtung dieses Themas aus ethischer Sicht ist eine fundierte naturwissenschaftliche Basis. Daher wurden vorab biologische Prozesse der embryonalen Entwicklung dargestellt. Um die Komplexität und die teils heftig kontroverse Diskussion um diesen Themenkomplex verständlicher machen zu können, wurden die aus naturwissenschaftlicher Sicht relevanten zeitlichen Anknüpfungspunkte kurz erörtert. Nur unter Einbeziehung dieser biologischen Fakten ist es möglich, die anschließende theologische Argumentation in adäquater Form nachvollziehen zu können, was anhand der fundamentalen Bedeutung dieses Themas unerlässlich ist.
2. Die Embryonale Entwicklung des Menschen
Zum besseren Verständnis der später aufzuzeigenden Ansichten bezüglich der Anfänge des menschlichen Lebens soll zunächst der menschliche Entwicklungsvorgang anhand des gegenwärtigen Sachstandes der Biologie in Grundzügen dargestellt werden.
Die Entstehung des Menschen beginnt mit dem Zusammentreffen der Eizelle und der Samenzelle im Eileiter. Hier findet die Befruchtung statt. Der Befruchtungsvorgang ist ein längerer Prozess, der mit der sog. Imprägnation, also dem Eindringen des Samens in die Eizelle beginnt. 12 Stunden nach der Imprägnation kommt es zur Verschmelzung beider Zellkerne. Das Ergebnis ist die befruchtete Eizelle, die Zygote. In dieser ist nun ein neues und einmaliges Genom entstanden, das sowohl aus mütterlichen als auch aus väterlichen Chromosomen besteht.
Bereits etwa 24 Stunden nach dem Eindringen der Samenzelle, kommt es zur ersten Teilung der Zygote. Mehrere mitotische Teilungen folgen und die Zygote wandert während dieser Zeit durch den Eileiter in die Gebärmutter. Sie kommt dort etwa am 4. Tag an und kurz darauf vollzieht sich die Nidation, die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut.[1]
Etwa am 15. Tag wird der so genannte Primitivstreifen, der die Körperachsen des Embryos definiert, sichtbar. Mit der Ausbildung des Primitivstreifens beginnt die Gestaltwerdung des Embryos, und von diesem Zeitpunkt ist auch die Möglichkeit natürlicher Mehrlingsbildung ausgeschlossen.
In der Phase der Organogenese, zwischen der 4. Und 8. Entwicklungswoche, werden fast alle wichtigen Organe angelegt, das Gehirn beginnt sich auszudifferenzieren. Auch das Gewebe und die Gliedmaßen entwickeln sich, wobei es zur Ausbildung der endgültigen Körperform kommt.[2] Pulsationen des Herzens sind schon ab dem 23. Tag nachweisbar. Ab der 9. Woche nennt man den Embryo Fötus.
3. Wann beginnt menschliches Leben? – Antworten der Biologie
3.1. Die Befruchtung
Von vielen Wissenschaftlern, die für das sog. genetische Modell plädieren, wird die Befruchtung als grundlegend angesehen, mit der „das artspezifische Programm des Menschen beginnt“.[3] Auch für den Biologen Volker Herzog ist die Bildung eines neuen Genoms maßgeblich für den Beginn des Menschseins, da ab diesem Zeitpunkt das Erbgut des neuen Menschenlebens bereits feststeht und sich aus diesem unter entsprechenden Bedingungen ein vollständiges menschliches Individuum entwickeln kann.[4] Mit der Konstituierung dieses einmaligen Genoms, sind spezifische Eigenschaften, wie das Geschlecht, die Hautfarbe und die Körpergröße bereits festgelegt. „Ein Mensch wird nicht Mensch, sondern ist Mensch, und zwar in jeder Phase seiner Entwicklung.“[5]
Eine wesentliche Eigenschaft des Menschen ist die Kommunikationsfähigkeit. Während der Befruchtung und der Wanderung der Zygote durch den Eileiter zum Uterus, besteht nach Befürwortern dieser Theorie eine „biochemische Kommunikation zwischen Embryo und der Gebärmutterschleimhaut“,[6] die die Einnistung in die Gebärmutter vorbereitet und somit erst ermöglicht. Diese Kommunikation zeigt ganz deutlich, dass in der Zygote schon zu diesem frühen Zeitpunkt menschliches Leben existiert, da es sein eigenes Fortbestehen durch sein ihm schon immanentes Überlebensprogramm gewährleistet. Die stofflichen hormonellen Wechselwirkungen zwischen Mutter und „Kind“ werden wissenschaftlich als „embryo- maternal crosstalk“ bezeichnet.[7]
3.2. Die Nidation
Das sog. entwicklungsbiologische Modell verbindet den Beginn menschlichen Lebens mit bestimmten Ereignissen im Verlauf der embryonalen Entwicklung, wobei hier zwischen den Zeitpunkten der Nidation, dem Verlust der Totipotenz und der Organogenese unterschieden wird.
Oftmals wird die Einnistung des Embryos in die Gebärmutter als entscheidender Einschnitt angeführt. Erst mit der Nidation gehe der Embryo erstmals eine direkte Verbindung zur Mutter ein.[8] Nach der Einbettung der Zygote in die Uterusschleimhaut nehmen die mütterlichen Blutgefäße Verbindung mit dieser auf, „was die Grundlage der für die Weiterentwicklung notwendigen Nährstoffversorgung bildet“[9].
Christiane Nüsslein-Vollhard, die 1995 den Nobelpreis für Medizin erhielt, argumentiert ähnlich, indem sie behauptet, das Entwicklungsprogramm des Säugetierembryos könne erst ab der Einnistung in den Uterus aktiviert werden und vollständig ablaufen.[10]
3.3. Der Ausschluss der Totipotenz
Nimmt man das Kriterium der Individualität im Sinne von Einzigkeit und Einheitlichkeit des werdenden Menschen als Vorraussetzung für den Beginn des menschlichen Lebens, ist für einige an der Diskussion Beteiligte der 14. Entwicklungstag das entscheidende Datum. Hierbei bildet sich die Individualität im o.g. Sinne nicht schon bei der Fertilisierung, sondern erst, wenn biologisch gewährleistet ist, dass sich aus der einen Zygote keine weiteren Individuen bilden, also Mehrlingsbildung ausgeschlossen ist. Dies geht nach herrschender Ansicht mit der Bildung des sog. Primitivstreifens, der die Körperachse des Embryos festlegt und später für die Ausbildung der Organe wichtig ist einher.[11]
[...]
[1] Vgl. Zankl 2001, S.29.
[2] Vgl. Zankl 2001, S.44.
[3] Wisser 2001, S.32.
[4] Vgl. Herzog 2001, S.35.
[5] Blechschmidt 1968, S.32.
[6] Wisser 2001, S.32;
[7] Wisser 2001, S.33.
[8] Wisser 2001, S.32.
[9] Wisser 2001, S.30.
[10] Vgl. Nüsslein-Vollhard 2001.
[11] Vgl. Wisser 2001, S.30.
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